'Naokos Lächeln' - Seiten 001 - 072

  • Zitat

    Original von -Christine-


    Kennt ihr das Buch "Sie nannten ihn Krawatte" von Milena Michiko Flasar? Sie behandelt auch das Thema Einsamkeit jugendlicher Japaner, dass sie unheimlich unter Druck stehen und sich so schwer ihrem Umfeld, also ihren Eltern und ihren Freunden, anvertrauen können. Ich meine in dem Zusammenhang mal gelesen zu haben, dass die Selbstmordrate japanischer Jugendlicher sehr hoch ist.


    An das Buch musste ich auch beim Lesen denken. Das hat mir auch sehr gut gefallen.
    Hikikomori heißt die soziale Vereinsamung.


    Mir geht diese starka Anfangsszene nicht mehr aus dem Kopf. Der Spaziergang und dann das Gespräch über den (imaginären) Brunnen. Ist das eine Metapher für den Tod?
    Naokos Forderung, dass Toru sie nicht vergessen dürfe, kam mir erst ganz "romantisch" vor (ich finde kein besseres Wort), jetzt am Ende des Abschnittes empfinde ich es als ganz schöne Bürde für Toru. Als klammere sich Naoko an ihn, um Halt für ihr eigenes Leben zu finden. Vielleicht ist dieser Eindruck aber auch verfrüht.


    Die Sexszene erschien mir wie aus einem Traum. So gar nicht real und schon gar nicht leidenschaftlich. Respekt, dass Toru das durchziehen konnte. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe heute meine Beatles-Cds ausgekramt und habe mir "Norwegian Wood" mal wieder angehört. Das gehörte mal zu meinen Lieblingssongs.
    Das Lied beginnt mit diesen Worten:

    Zitat

    I once had a girl,
    Or should I say she once had me.


    Und später:

    Zitat

    And when I awoke I was alone,
    This bird had flown.
    So I lit a fire,
    Isn't it good Norwegian wood?


    Das passt sehr gut auf die Beziehung der beiden, finde ich.
    Der Song ist klasse gemacht. Ziemlich drastische Worte, die von einer wiegenden Melodie umgeben sind. So empfinde ich das Buch aus. Murakami schreibt mit sehr schönen, klaren Worten, teiweise lyrisch, und beschreibt doch eine Beziehung, die auf Distanz bleibt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Der Spaziergang und dann das Gespräch über den (imaginären) Brunnen. Ist das eine Metapher für den Tod?


    Brunnen scheinen eine ganz besondere Faszination auf Murakami auszuüben. Sie spielen in vielen seiner Romane eine Rolle. :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von harimau


    Brunnen scheinen eine ganz besondere Faszination auf Murakami auszuüben. Sie spielen in vielen seiner Romane eine Rolle. :wave


    :wave Danke! :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe vorher schonmal ''Die unheimliche Bibliothek'' von Murakami gelesen, das ist aber ein so dünnes Büchlein mit sehr vielen Bildern, so dass ich mir eigentlich kein genaues Bild von der Erzählweise des Autors machen konnte.


    In diesem Buch gefällt sie mir ausgesprochen gut, ich finde auch dass der Anfang etwas Trauriges und Ruhiges hat und ahne irgendwie schon, dass die Geschichte bestimmt kein rosarotes Happy End hat.


    Naoko ist sehr geheimnisvoll und irgendwie auch eigenartig. Natürlich verstehe ich, dass einen der Selbstmord des besten Freundes unglaublich aus der Bahn werfen kann, aber sie ist so verschlossen, dass ich ihren Charakter noch nicht zu fassen bekomme. Ebensowenig den von Watanabe (mal abgesehen von der gewissen Gleichgültigkeit, die er an den Tag legt).
    Die Liebesgeschichte zwischen den beiden scheint bislang auch etwas merkwürdig zu sein, die großen Gefühle bekomme ich noch nicht zu spüren, einzig ihre Verbundenheit durch Kizuki.


    Nagasawa empfinde ich als einen arroganten, aber interessanten Charakter. Ebenso unterhaltend sind die Passagen über Sturmbannführer.


    Mir gefällt die Geschichte bis jetzt sehr gut, ich bin aber gespannt, worauf das alles hinauslaufen wird. Bisher plätschert noch alles ein bisschen vor sich hin.

  • Eure Beiträge habe ich noch nicht gelesen, weil ich das dritte Kapitel noch nicht gehört habe. Aber ich kann schon sagen, dass mir das Buch bestimmt gefallen wird. Ich mag es ja irgendwie sentimental - und da passte der Nebel morgens total gut zu (ich habe im Auto auf dem Weg zur Arbeit gehört).


    Anfangs dachte ich, dass mich die fremden Namen stören, aber David Nathan bringt das so locker rüber, dass man im Hörfluss bleibt. Beim Lesen hätte ich da wohl mehr Schwierigkeiten.

  • Booklooker: Viel Spaß mit dem Hörbuch!:wave
    David Nathan ist ja mein Lieblingssprecher. Mir gefällt das Buch bis jetzt total gut und ich denke als Hörbuch ist es bestimmt auch super. Allerdings kann ich persönlich mit Hörbüchern nicht bei Leserunden mitmachen. Ich habe das jetzt schon zweimal probiert aber das klappt bei mir einfach nicht. Ich weiß dann nie in welchem Abschnitt ich gerade bin. Das habe ich jetzt für mich aufgegeben.



    Zitat

    Original von Booklooker
    Ich mag es ja irgendwie sentimental - und da passte der Nebel morgens total gut zu (ich habe im Auto auf dem Weg zur Arbeit gehört).


    .


    Ich finde schon, dass das Buch eine sentimentale oder melancholische Grundstimmung hat. Und es stimmt, es passt sehr gut zu der Jahreszeit im Moment.

  • Ich kann bei Hörbüchern schlecht Beiträge zu LR schreiben, daher muss ich mal auf eure Beiträge reagieren. Vielleicht legt sich das irgendwann. Habe ja noch nicht so viel Übung im LR-Hören. ;-)


    Es ist auch mein erstes Murakami-Buch und bisher finde ich es richtig gut. David Nathan tut sein übriges dazu, dass man schnell und gut in die Geschichte rein kommt. Mir sind die Namen noch etwas fremd, aber gut, das legt sich bestimmt bald.


    Toru - ich habe gerade erst seinen Namen erfahren, weil ich den ersten Beitrag gelesen habe - ist mir irgendwie fremd. Ich finde es seltsam, dass er nicht weiß, was er machen soll und daher vor sich hin studiert. Müsse man das nicht mit 19 schon in etwa wissen? Aber Naoko scheint ja auch nicht anders zu sein. Ich frage mich, warum sie ist wie sie ist. Ob es am Tod ihres Freundes liegt (den Namen habe ich schon wieder vergessen)?



    Nagasawa lebt meiner Meinung nach ein seltsames Leben. Aber wenn seine Freundin keine Probleme mit seinen Spielchen hat, dann muss das wohl so sein. Ich stelle mal wieder fest, dass das nichts für mich wäre. Der Sturmbannführer ist mir gruselig. Der ist ja eher wie ein typischer Deutscher, wie er im Ausland dargestellt wird. Aber er scheint ja in seinem Studium total aufzugehen.


    Zitat

    Original von Rumpelstilzchen


    Was er dann aber damit anfängt, das finde ich schon eigenartig. Diese Distanzierung von allem - von seinem Studium, den anderen Studenten. Auch die beginnende "Beziehung" zu Naoko ist erst einmal eine Art Distanzierung. Sie gehen stundenlang hintereinander her ohne mehr als ein paar Worte miteinander zu sprechen.


    Dieser Beziehungsanfang ist für mich ebenfalls seltsam. Möchte man nicht mehr über den anderen erfahren? Ihnen scheint es zu reichen einfach den anderen in der Nähe zu wissen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es um genau die Person geht oder um überhaupt irgendwen. Wissen wir eigentlich, warum sich Naokos Freund umgebracht hat? Ich weiß nicht, ob das gesagt wurde oder ob ich das überhört habe.


    Zitat

    Original von Saiya
    Das Buch kenne ich nicht, aber von der Studie habe ich gehört. Es wäre in dem Fall interessant zu erfahren, ob das auch für die 60er/70er Jahre gilt.
    Ohne eine Ahnung von Japan zu haben, habe ich das Gefühl, dass Murakami uns ein authentisches Bild des "Uni-Lebens" zur damaligen Zeit zu vermitteln versucht.


    Ja, das habe ich auch. Man hört und liest ja immer wieder, dass die Japaner so sind, wie es Murakami schreibt. Da ich völlig anders bin fällt es mir nicht gerade leicht mich in die beiden hinein zu versetzen. Aber das wird sich wohl im Laufe des Buches legen.


    Zitat

    Original von Regenfisch


    Da kann ich mich nur anschließen. Meine Vorstellung war, dass Murakami sperrig schreibt. Wahrscheinlich, weil die Titel nicht gerade gefällig sind. Ich bin sehr positiv überrascht und freue mich sehr, dass ich ihn gemeinsam mit euch entdecke.


    Ja, das war auch das, was ich erwartet habe. Am Wochenende habe ich noch gesagt, dass ich manche Titel im Leben nicht lesen würde, weil es mich einfach nicht anspricht. Z. B. das Buch mit dem Schafsmann im Titel. Aber harimau sagte mir, dass ich es unbedingt lesen muss. Das werde ich dann entscheiden, wenn ich dieses Buch zu Ende gehört habe.


    Zitat

    Original von Rouge
    Booklooker: Viel Spaß mit dem Hörbuch!:wave
    David Nathan ist ja mein Lieblingssprecher. Mir gefällt das Buch bis jetzt total gut und ich denke als Hörbuch ist es bestimmt auch super. Allerdings kann ich persönlich mit Hörbüchern nicht bei Leserunden mitmachen. Ich habe das jetzt schon zweimal probiert aber das klappt bei mir einfach nicht. Ich weiß dann nie in welchem Abschnitt ich gerade bin. Das habe ich jetzt für mich aufgegeben.


    Ich habe mich an David Nathan überhört (wenn man das so sagen kann). Aber es geht besser als ich dachte ;-)
    Ich versuche es einfach mal mit dem Hörbuch, weil ich das Buch zeitlich nicht zwischen schieben kann. Das größte Problem wird sein, dass ich wohl ab und an weiter hören werde als der Abschnitt geht, weil ich ja nicht im Auto während der Fahrt aufhören möchte, weil der LR-Abschnitt beendet ist. Normalerweise schreibe ich erst meinen Eindruck, dann lese ich den Rest, das mache ich hier dann einfach anders.