'Der Bastard von Istanbul' - Seiten 085 - 163

  • Man kann es nicht ungeschehen machen aber es wäre zumindest ein Zeichen. Aber unter einem faschistischen Ministerpräsident wird das wohl nie geschehen. Nein, jeder der den Mund etwas lauter aufmacht, verschwindet, wird womöglich ermordet wie Hrant Dink und andere.


    Interessant an dem Buch ist ja, dass viele Türken, und eine Tante ist ja Lehrerin für Geschichte, dieses Kapitel vor der Gründung modernen Türkei einfach ignorieren.
    Was wäre, wenn es die Deutschen genauso machen würden? Ich glaube, ich würde mich in Grund und Boden schämen.


    Es ist ja nicht so als gäbe es keine Augenzeugen und keine Niederschriften von neutralen Personen also Nichtarmeniern. Ich frage mich, wovor haben sie Angst, also die Türken?

  • Findus, die Beschäftigung mit den unrühmlichen Zeiten der eigenen Geschichte ist bei keinem Volk der Welt gern gesehen.
    Denk nur mal daran, wie unbeliebt nach dem Krieg hier die Erinnerung an Naziunrecht war. Wie schwierig es war, Prozesse gegen die Verantwortlichen in Gang zu bringen. Wenn nicht der Druck durch die Aliierten gewesen wäre, wäre da noch viel mehr in Vergessenheit geraten.


    Zudem ist die Frage auch für uns Deutsche nicht ganz einfach. Es gab wohl auch unrühmliche Verbindungen des deutschen Reichs zur damaligen osmanischen Regierung und das freundlichste, was man aus heutiger Sicht dazu sagen kann, ist wohl, dass man den Untaten des Verbündeten zugesehen hat.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ist es dann auch ein Spoiler,



    oder habe ich das in den ersten beiden Abschnitten überlesen? :-)


    Ich habe das jetzt gespoilert, denn das kommt tatsächlich erst im nächsten Abschnitt vor. Vielleicht solltest du das auch tun, Findus. :wave

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Ich glaube auch, dass es für die Überlebenden durch die Leugnung des Völkermords besonders schwer gemacht wird.


    Das denke ich auch. Sie müssen ja nicht nur um ihre Opfer trauern, sondern auch um die Anerkennung kämpfen und irgendwie mit der Leugnung der Täter umgehen.
    Das ist etwas, das man nicht einfach ablegen kann in einer Familie von Betroffenen. So etwas wird von Generation zu Generation weitergetragen. Das ist auch für die jungen Leute nicht leicht.


    Das ist vielleicht gerade das Großartige an diesem Buch, dass die Autorin von beiden Seiten junge Menschen gewählt hat, die sich mit den Gegebenheiten auseinandersetzen müssen.
    Hierzu steht ja in den kommenden Kapiteln noch viel mehr.

  • Ich bin mit diesem Abschnitt auch schon durch und ich muss gestehen, ich weiß absolut zu wenig über die Geschichte der Türkei, obwohl ich schon oft dort Urlaub gemacht habe, nicht nur am Meer, sondern auch in Istanbul selbst. Aber mit der Zeit die die Geschichte mit Armenien betrifft hatte ich bis jetzt keinen Schimmer.


    Der Sprung von 18 Jahren zeigt die erwachsenen Mädchen, die beide ihren eigenen Kopf haben. Mich persönlich würde diese Verwandtschaft aber zum Wahnsinn treiben.


    Ich werde nun weitermachen.


    Viele Grüße :wave

  • Zitat

    Original von Saiya


    Ich habe das jetzt gespoilert, denn das kommt tatsächlich erst im nächsten Abschnitt vor. Vielleicht solltest du das auch tun, Findus. :wave


    Wenn Du mir genau sagst was??? Ich habe ja mehrere Sachen bereits gespoilert, als ich merkte, dass es erst später kommt.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Findus, die Beschäftigung mit den unrühmlichen Zeiten der eigenen Geschichte ist bei keinem Volk der Welt gern gesehen.
    Denk nur mal daran, wie unbeliebt nach dem Krieg hier die Erinnerung an Naziunrecht war. Wie schwierig es war, Prozesse gegen die Verantwortlichen in Gang zu bringen. Wenn nicht der Druck durch die Aliierten gewesen wäre, wäre da noch viel mehr in Vergessenheit geraten.


    Zudem ist die Frage auch für uns Deutsche nicht ganz einfach. Es gab wohl auch unrühmliche Verbindungen des deutschen Reichs zur damaligen osmanischen Regierung und das freundlichste, was man aus heutiger Sicht dazu sagen kann, ist wohl, dass man den Untaten des Verbündeten zugesehen hat.


    Ich glaube für diejenigen, die die Zeit nicht erlebt haben ist es leichter sich damit auseinanderzusetzen und es anzuerkennen.


    Fragt man allerdings Leute, die damals gelebt haben gibt es verschiedene Meinungen. Aber es geht ja jetzt nicht um jeden Einzelnen sondern, dass von Regierungsseite der Genozid der Armenier anerkannt wird, wo so wie die Shoa von der deutschen Regierung anerkannt wurde.


    Mal abgesehen von den ganzen Naziprozessen, die ja auch nur einen Bruchteil der Schuldigen erreichte, denn wie hätten die Alliierten Deutschland wieder aufbauen sollen, wenn die halbe Nation hinter Gittern gesessen hätte oder mit Dem Tode bestraft worden wäre.


    Das wird ja auch in vielen Dokumentationen immer wieder , naja bemängelt eher nicht aber darauf hingewiesen.
    So gesehen ist es kein Wunder, wenn in den Nachkriegsjahren der Holocaust vielfach geleugnet wurde oder abgeschwächt, weil die Täter zu ihrem ganz normalen Alltag zurückkehrten.