Peter Prange - Die Rose der Welt

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    [...]»Die Rose der Welt« – so wird im ganzen Abendland die 1229 gegründete Pariser Universität gepriesen. Dorthin streben die Freunde Robert und Paul, der eine, um Karriere als Gelehrter zu machen, der andere, um als Kopist Bücher für den Lehrbetrieb zu produzieren. Am Karneval geraten beide in eine „Eselsmesse“, eine orgiastische Feier der Studenten zur Verhöhnung des Bischofs und der Pfaffen. Ein Tumult bricht aus, Soldaten metzeln die Studenten nieder. Die Folgen erschüttern Paris und ganz Frankreich. Die Sorbonne tritt in den Streik, ein Machtkampf beginnt zwischen den Magistern und ihren Studenten auf der einen sowie der Obrigkeit von Kirche und Staat auf der anderen Seite. Im Sturm der entfesselten Mächte muss Robert sich entscheiden: zwischen der Liebe zur Wissenschaft und seiner Karriere – und der Liebe zur schönen Marie, in der er eine Seelenverwandte gefunden hat. Aber Marie ist die Frau seines besten Freundes Paul …


    Autor (Quelle: Verlagsseite)
    Peter Prange ist als Autor international erfolgreich. Er studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie in Göttingen, Perugia und Paris. Nach der Promotion gewann er besonders mit seinen historischen Romanen eine große Leserschaft. Seine Werke haben eine internationale Gesamtauflage von über zweieinhalb Millionen verkaufter Exemplare erreicht und wurden in 24 Sprachen übersetzt. Mehrere Bücher wurden verfilmt bzw. werden zur Verfilmung vorbereitet. Der Autor lebt mit seiner Frau in Tübingen.


    Allgemeines
    Erscheinungstermin: 25.02.2016 bei FISCHER Scherz, HC 512 Seiten
    Gliederung: Prolog - Sieben Hauptteile mit nummerierten Kapiteln - Post Scriptum (Parens Scientiarum, Dichtung und Wahrheit, Glossar, Danksagungen, Peter Prange im Interview)
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsorte und -zeit: Paris, Toulouse in den Jahren 1223 (Prolog), 1229 bis 1231 (Hauptteile)


    Zum Inhalt
    Die Handlung des Romans spielt im Umfeld der Universitas magistrorum et scholiarum Parisiensis, wie die noch junge Pariser Universität im 13.Jahrhundert genannt wird. Als nach Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Bevölkerung im Zuge einer ausufernden Karnevalsfeier auf Befehl der Königinmutter und Regentin, Blanka von Kastilien, Studenten verhaftet und niedergemetzelt werden, verlangen die Magister der Universität, dass die für den Angriff auf die Studenten Verantwortlichen bestraft werden, anderenfalls wollen sie den Lehrbetrieb einstellen. Gegen den Willen des noch minderjährigen Königs Ludwig IX weigert sich die Regentin, dieser Forderung nachzukommen und setzt statt der bisherigen, nun in den Streik getretenen Weltgeistlichen Ordensgeistliche (Dominikaner) als Lehrpersonal ein. Die Studenten wollen jedoch nicht religiös indoktriniert werden, sondern in der Freiheit des Denkens schwelgen, deshalb verlassen viele von ihnen Paris und folgen ihren ehemaligen Magistern nach Toulouse.
    Die beiden fiktiven Protagonisten Paul Valmont und Robert Savetier, beide aus einfachen Kreisen stammend, aber vom Dorfpfarrer ihres Heimatdorfs Sorbon in Latein unterrichtet, wollen in Paris studieren. Paul verliebt sich jedoch in die Apothekertochter Marie, gibt sein Studium auf und verdingt sich als Kopist für Unterrichtsmaterial, um Geld zu verdienen und einen Hausstand gründen zu können. Robert verfolgt dagegen seinen Lebenstraum weiter. Als er unverschuldet in Bedrängnis gerät und bei Paul Unterschlupf suchen muss, verliebt er sich in die kluge Marie. Sie erwidert seine Gefühle, eine verhängnisvolle Entwicklung nimmt ihren Lauf...


    Beurteilung
    Vor dem hervorragend recherchierten und im Nachwort ("Dichtung und Wahrheit") näher erläuterten Hintergrund des ersten Streiks der Universitätsgeschichte, der im Jahr 1231 mit der Zusicherung universitärer Freiheitsrechte durch die päpstliche Bulle Parens Scientiarum ("Mutter der Wissenschaften") endet, entfaltet sich die Lebens- und Liebesgeschichte von Paul, Marie und Robert. Der Lebensalltag der drei Hauptfiguren gibt dem Leser Einblick in viele Bereiche des mittelalterlichen Studien- und Geisteslebens und in den Arbeitsalltag der im universitären Umfeld Beschäftigten, wie z.B. der Kopisten, die gut 200 Jahre vor der Einführung des Buchdrucks Vorlesungsmitschriften und Lehrbücher für den Kauf oder die Ausleihe produzieren. Ebenso detail- wie auch kenntnisreich zeigt der Autor auf, wie durch ein bestimmtes System "Pecie" ("Stücke") besonders schnell und effektiv Kopien hergestellt werden und für den Betreiber der Schreibstube Gewinnmaximierung versprechen.
    Überaus gelungen ist die Charakterausgestaltung aller Romanfiguren ohne jegliche Schwarzweißmalerei, niemand wird zum Helden stilisiert und auch in ihren "ehrenrührigen" Taten bleiben sowohl die Protagonisten als auch die Nebenfiguren glaubwürdig und ihre Handlungsmotivation nachvollziehbar. Der Sympathieträger Robert ist dem historischen Robert de Sorbon, dem Namensgeber der Pariser Universität, nachgestaltet.
    Der Erzählstil des Autors ist sehr anschaulich und durch den Perspektivwechsel zwischen den einzelnen Kapiteln auch sehr kurzweilig. Lateinische Zitate werden immer sofort im Text übersetzt/ erklärt, sodass die Lektüre auch für den Nicht-Lateiner keine Verständnisprobleme bereitet.
    Das Zusatzmaterial (Glossar und Autorennachwort zu den historischen Fakten) rundet den Roman gelungen ab, besonders das Interview mit dem Autor, in dem dieser sich unter anderem auch über seine Pläne zur Vervollständigung seiner "Weltenbauer-Dekalogie" äußert, ist hochinteressant.
    Der Roman ist sehr ansprechend gestaltet, die auf dem Cover zu sehende Schriftrolle ist ein wiederkehrendes Motiv auf den Deckblättern der sieben Hauptteile und des Post Scriptums, der vordere und hintere Einband enthalten jeweils einen Stadtplan von Paris im Jahre 1223 in Sepiatönen.


    Fazit
    "Die Rose der Welt" ist ein (weiterer) in jeder Hinsicht gelungener Roman aus der Weltenbauer-Dekalogie des Autors, der jedem geschichtsinteressierten Leser wärmstens empfohlen werden kann!
    10 Punkte

  • An Enigma - vielen Dank für deine ausführliche Rezension
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    Was ich mich allerdings frage ist, wie es dem Autor Peter Prange gelingen kann, seine Bücher hervorragend zu recherchieren.


    Er publiziert sie gewöhnlich in einem Zweijahresrhythmus (oder auch Eineinhalbjahresrhythmus), und das bedeutet doch, dass er für seine Recherchen nur wenige Monate Zeit gehabt haben kann.
    Hinzu kommt noch, dass er das Buch noch schreiben muss, und selbst wenn er das einsetzt, was als "flotte Schreibe" bezeichnet wird, werden wir ihm für das Schreiben mit Blick auf die Länge doch einige Wochen Arbeitszeit einräumen müssen.
    Hinzu kommen noch die Arbeiten des Verlags (Druck, die Gestaltung des Covers, wahrscheinlich mindest ein Lektorat und andere Verlagstätigkeiten).
    Zudem hat Prange selbst erwähnt, dass es Testleser/innen gibt. Auch für die ist im Arbeits- und Publikationsvorgang noch Zeit einzurechnen.


    Da Pranges Bücher gewöhnlich in unterschiedlichen historischen Epochen spielen, wäre es für eine hervorragende Recherche zwingend notwendig, dass er sie für jedes neue Buch extra durchführt (und für eine hervorragende Recherche ist doch Internetsurfen nicht ausreichend).


    (Zum Vergleich: Eine Schriftstellerin wie z. B. Liliana Le Hingrat gibt in ihrem Nachwort an, dass sie für ihren Roman "Das dunkle Herz der Welt" ungefähr fünf Jahre recherchiert hat, wobei sie einiges über ihre Arbeits- und Vorgehensweise anführt. Die Schwestern Nadja und Claudia Beinert haben zwei keine Zeitdauer für ihre Recherchen angeführt, die sie für ihre beiden Bücher über die historisch-legendäre Uta von Naumburg benötigt haben (offensichtlich ihre ersten beiden Bücher), doch auch, wenn wir berücksichtigen, dass sie als "Autorenduo" ihre Recherchearbeit aufgeteilt haben, dürften sie dafür mindestens eine längere Zeit gebraucht haben. Wenn ich meine eigenen Erfahrungen dazu nehmen, meine Recherche, neben dem Brotberuf, hat inzwischen drei Jahr in Anspruch genommen.)


    Wenn Prange da nicht geflunkert hat oder da etwas behauptet, was gar nicht stimmt, bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten für seine angeblich hervorragende Recherche:


    - Er beschäftigt entweder Ghostwriter/innen und "Ghost"-Mitarbeiter/innen, die für ihn, vielleicht im Rahmen eines Voluntariats oder aus "Freundschaft", diese Arbeit machen dürfen. (Sollte er sie dann nicht allerdings in seinem Nachwort auch anführen?)


    - Er hat seine Romane schon vor Jahren auf Vorrat in Ruhe geschrieben, und damas jede Zeit dafür gehabt, und sie werden erst jetzt stückweise im Zweijahres-Rhythmus herausgebracht. In diesem Fall ist allerdings davon auszugehen, dass seine ursprünglich tatsächlich hervorragende Recherchearbeit längst Patina angesetzt hat, also veraltet ist, was allerdings ihre Qualität doch wesentlich beeinträchtig.


    Wie gesagt, wenn jemand Prange gerne liest, das ist sein / ihr gutes Recht - warum nicht, er / sie wird schon wissen, warum, und ich bin sicher die Letzte, die jemandem vom Lesen abraten würde.


    Nur das mit seiner angeblichen hervorragenden Recherche wirkt einfach nicht glaubwürdig.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • Es ist nun einmal Fakt, dass in den letzten zehn Jahren sehr viel neues Material zu verschiedenen Themen des Mittelalters (gerade auch zur Alltags- und Sozialgeschichte), erforscht, aufgearbeitet und auch publiziert wurde und wird, z. B. in Fachzeitschriften. (Hinzu kommen noch wissenschaftliche Monographien, Aufsätze in Sammelbänden etc.)

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • Du denkst also, dass die Quantität einer Recherche etwas über die Qualität aussagt? :wow Dem kann ich so nicht zustimmen. Es handelt sich ja hier nicht um eine Doktorarbeit oder ein geschichtliches Fachbuch sondern um einen Roman. Und auch andere namhafte Autorinnen wie z.B. Rebecca Gablé und Sabine Weigand bringen im 2-Jahresrythmus ein Buch heraus. Ich finde diese Zeitspanne durchaus ausreichend. Die Autoren schreiben ja nicht nur zum Vergnügen sondern wollen und müssen damit auch Geld verdienen. Und ich als Leser erwarte nicht, dass jeder Buchstabe und jeder Satz zu 100 % der Wahrheit entspricht oder monatelang nachrecherchiert wurde. Es ist mir beim Lesen immer bewusst, dass ich einen Roman lese.


    Das erwähnte Buch von le Hingrat fand ich langatmig, sperrig und teilweise mit historischem Wissen überfrachtet, was zu Lasten meines Lesevergnügens ging. Wenn jemand le Hingrat gerne liest, das ist sein / ihr gutes Recht - warum nicht, er / sie wird schon wissen, warum, und ich bin sicher die Letzte, die jemandem vom Lesen abraten würde. ;-)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Da ich Peter Prange auch sehr gerne lese, hat mich das Thema interessiert und ich habe folgende Interviews II dazu gefunden.


    Aufgrund dieser Aussagen gehe ich schon davon aus, dass gute und umfangreiche Recherche betrieben wird.Vielleicht ist PP einfach auch sehr effizient und gut vernetzt um dieses Tempo aufrecht erhalten zu können.

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Du denkst also, dass die Quantität einer Recherche etwas über die Qualität aussagt? :wow Dem kann ich so nicht zustimmen. Es handelt sich ja hier nicht um eine Doktorarbeit oder ein geschichtliches Fachbuch sondern um einen Roman. Und auch andere namhafte Autorinnen wie z.B. Rebecca Gablé und Sabine Weigand bringen im 2-Jahresrythmus ein Buch heraus. Ich finde diese Zeitspanne durchaus ausreichend. Die Autoren schreiben ja nicht nur zum Vergnügen sondern wollen und müssen damit auch Geld verdienen. Und ich als Leser erwarte nicht, dass jeder Buchstabe und jeder Satz zu 100 % der Wahrheit entspricht oder monatelang nachrecherchiert wurde. Es ist mir beim Lesen immer bewusst, dass ich einen Roman lese.


    Das erwähnte Buch von le Hingrat fand ich langatmig, sperrig und teilweise mit historischem Wissen überfrachtet, was zu Lasten meines Lesevergnügens ging. Wenn jemand le Hingrat gerne liest, das ist sein / ihr gutes Recht - warum nicht, er / sie wird schon wissen, warum, und ich bin sicher die Letzte, die jemandem vom Lesen abraten würde. ;-)


    Quantität / Menge sagt zwar nichts über Qualität aus (bekannt oder doch ein Vorurteil), Fakt ist aber, dass eine hervorragende Recherche nicht in wenigen Tagen, Monaten oder Wochen durchführbar ist, da die wirklich gute und seriöse Fachliteratur (besonders die neuere) gewöhnlich nicht so einfach im Handel zu kriegen ist (auch nicht einmal für Millionäre/innen) - da bleibt gewöhnlich nur der Gang in die gute alte Bibliothek, wo der Zugang beschränkt ist und zusätzliche Wartezeiten einbezogen werden müssen. Hinzu kommt, dass wirklich gute Fachliteratur nicht unbedingt ein kurzweiliges Lesevergnügen bedeutet.
    (Selbst wenn nur zu den Hauptfiguren oder zum "Hauptevent" recherchiert wurde, bedeutet das, bei einer hervorragenden Recherche in Wirklichkeit sehr viel Arbeit, wobei eine hervorragende Recherche sich nicht nur auf historische Fakten beschränkt, sondern auch auf andere wissenschaftliche Fachgebiete, die im Roman dann berührt werden, z. B. historische Medizin, Sozialgeschichte, Kunstgeschichte etc.)


    Internet ist für Erstinformation nützlich, für eine wirklich hervorragende Recherche ist es zu wenig, da hier auch viel Unsinn und Unrichtiges, selbst auf einschlägigen Websites zu finden ist.


    Dass Romanautoren/innen, die mit ihren Büchern Geld verdienen wollen, auf Marktbedingungen und Zeitbegrenzung Rücksicht zu nehmen haben, lasse ich sofort gelten. Allerdings sollten sie dann wenigstens so fair sein, und nicht vorgeben, dass sie hervorragend recherchiert haben, wenn sie das schon aus zeitlichen Gründen gar nicht wirklich schaffen können.


    Positive Beispiele:
    - Eine Astrid Fritz hat in einem Interview ganz offen zugegeben, dass sie aus Zeitgründen auf gängige Sekundärliteratur angewiesen ist, und dabei beschränkt sie sich in ihren Bücher weitgehend auf Lokalgeschichte um die Stadt Freiburg im Mittelalter, wird also oft genug tatsächlich und mit gutem Grund auf frühere Recherchen zur Stadtgeschichte zurückgreifen können.
    - Ein Titus Müller hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er Vielschreiber ist und Unterhaltungsromane schreibt, weil er eben am Buchmarkt Erfolg haben will und keineswegs das "Meisterwerk für die Ewigkeit" schreiben will.


    Wenn allerdings ein/e Autor/in beim Marketing, in seinem Nachwort, in Interviews oder auf der Website sich mit Anspruch auf hervorragende Qualität verkauft, in Bezug auf seine Bücher, seine Recherchearbeit, sein Wissen etc. und dies nicht in seinen Büchern wirklich einlösen kann, ist Kritik angebracht.


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    Im Forum selbst habe ich den Eindruck, dass sehr hohe Maßstäbe bei einer Buchbewertung (gerade bei historischen Romanen) gelten. Ich habe hier z. B. Beiträge zu Donna Cross und ihrem Roman "Die Päpstin" gelesen. Die Urteile waren sehr streng und mit dieser wurde keineswegs zimperlich umgegangen, wobei es durchaus problematische, da diffamierende Aussagen gab, wie sie wäre z. B. eine "Lügenmärchenerzählerin", ihr Buch wäre äußerst trivial und anderes behauptet wurde.


    Im Nachwort der Ausgabe, die ich gelesen habe (eine der ersten Auflagen, als das Buch am deutschen Buchmarkt erschienen ist), findet sich aber ausdrücklich der Hinweis, sie hätte zur Päpstin einen Roman geschrieben und eben kein Fachbuch, weil die Faktenlage für diese nicht ausgereicht hätte. (Das wurde bei den Diskussionen hier im Forum offensichtlich nicht berücksichtigt.)


    Da stellt sich für mich aber schon die Frage, warum bei Autoren/innen wie eben z. B. Peter Prange dann nicht derselbe Maßstab angelegt wird. (Mit Blick auf die Bücher, die ich von ihm gelesen habe, im Vergleich dazu wirkt die "Die Päpstin" wie ein Meisterwerk in Bezug auf Handlung, Figuren, Recherche und Fakten).
    (Eigentlich schon lustig - wie ich kürzlich zufällig entdeckt habe, habe ich ein Buch von Prange vor etwa zwanzig Jahren sogar in meinem Umfeld verteidigt, allerdings nicht seine Historizität, die war schon damals eher "Hintertreppe". Aber iamals wurde bzw. hat er sich aber noch nicht aufgrund von angeblicher Historizität und besonders guter Recherche vermarktet.)


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    Dass dir das Buch von le Hingrat nicht wirklich gefallen hat, kann ich übrigens gut nachvollziehen. Sie bietet eben alles das, was ich bei Autoren/innen wie z. B. Prange völlig vermisse und was für mich allerdings den wirklich exzellenten historischen Roman ausmacht, wo tatsächlich einmal herausragend recherchiert wurde. Um mich z. B. von ihrer exzellenten Recherche zu überzeugen, wäre ihr Nachwort gar nicht notwendig gewesen, denn schon wie sie Geschichte erzählt, welche historischen Figuren sie miteinander agieren lässt, wie sie die Handlung aufgebaut hat, zeigt, dass sie tatsächlich über das, was sie schreibt, hervorragend informiert sein muss und es auch anwendet.


    Le Hingrat erzählt nicht einfach die übliche Geschichte mit Sex, Crimes und Intrigen vor einem mehr oder weniger als "Realität" verkauften, buchmarkttauglichen Pseudomittelalter und beglückt die Leser/innen ihrer Geschichte mit einem kurzweiligen Leseausflug (wie dies auch ein Karl May im 19. Jahrhundert gemacht hat), sondern versucht dem historischen Thema, über das sie schreibt, gerecht zu werden. Ihre Figurenkonstellationen überzeugen im Unterschied zu Prange schon mit Blick auf das geschichtliche Umfeld, so sind bei ihr z. B. die beiden historischen Hauptfiguren nicht einfach nur dazu da, weil sie eben einen Helden und einen Gegenspieler gebraucht hat, damit Leser/innen ein Aufhänger für eine 08 / 15 - Handlung geboten wird, sondern die beiden Hauptfiguren sind auch mit Blick auf das historische Umfeld sinnvoll ausgewählt.


    Ähnliches lässt sich auch für fiktive Elemente wie z. B. die alte Religion etc. festmachen. Geschichte wird hier eben nicht auf Abenteuer, Hintertreppe, Sex und Crime reduziert, sondern sie versucht tatsächlich auch tatsächlichen Zusammenhänge zu zeigen. Das liest sich natürlich nicht so locker und floppig, und dass Le Hingrat dann doch einige Zugeständnisse an den Buchmarkt und die Leser/innen gemacht hat, war vielleicht nicht so gut. Da es ihr erstes Buch ist, bin ich außerdem bereit, ihr einen gewissen Mangel an Erfahrung nachzusehen. Mich erinnert sie ein wenig an die junge Tanja Kinkel. Es wird jedenfalls spannend sein, wenn sie dem Buchmarkt erhalten bleibt, ihre Weiterentwicklung zu beobachten. )


    Was sie von einer Hilary Mantel unterscheidet, ist, dass sie nicht deren wirklich ungewöhnliche sprachliche Fähigkeiten hat, aber das trifft auch auf fast alle Autoren/innen zu, die am Buchmarkt präsent sind, dürfte hier somit nicht ausschlaggebend sein.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 4 Mal editiert, zuletzt von Teresa ()

  • Zitat

    Original von Teresa


    Dass dir das Buch von le Hingrat nicht wirklich gefallen hat, kann ich übrigens gut nachvollziehen. Sie bietet eben alles das, was ich bei Autoren/innen wie z. B. Prange völlig vermisse und was für mich allerdings den wirklich exzellenten historischen Roman ausmacht, wo tatsächlich einmal herausragend recherchiert wurde. ....


    Was Du mir damit wohl sagen willst. :gruebel

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Sandrah
    Da ich Peter Prange auch sehr gerne lese, hat mich das Thema interessiert und ich habe folgende Interviews II dazu gefunden.


    Aufgrund dieser Aussagen gehe ich schon davon aus, dass gute und umfangreiche Recherche betrieben wird.Vielleicht ist PP einfach auch sehr effizient und gut vernetzt um dieses Tempo aufrecht erhalten zu können.


    :knuddel1

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Eliza08
    Also ich mag Peter Prange auch, ich habe schon einige Bücher von ihm gelesen und mir haben sie gefallen. Dank für die Rezension €nigma und die Intervies Sandrah.


    Das Buch von le Hingrat habe ich übrigens auch gelesen ;-)


    Ach, dass sowas überhaupt geht. :grin ;-)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Die Rose der Welt - Peter Prange


    Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
    Verlag: FISCHER Scher
    2016


    Kurzbeschreibung:
    Robert und Paul sind jung und arm - doch sie haben einen Traum. Studieren wollen sie, in Paris, wo 1229 die erste Universität gegründet wurde: „Die Rose der Welt“. Da, wo neue, nie gedachte Gedanken erprobt werden, hofft Robert auf eine Karriere in der Königsdisziplin aller Wissenschaften, der Theologie. An die Liebe darf er darum nicht denken, schon gar nicht an Marie, die Frau seines Freundes, in der er eine Seelenverwandte findet. Gegen seinen Willen gerät er in einen blutigen Studentenaufstand, die Universität tritt in den ersten Streik der europäischen Geschichte. Im Kampf mit Kirche und Krone geht es um die Freiheit des Denkens - und für Robert um sein Leben. Im Sturm der entfesselten Mächte muss er sich entscheiden: zwischen der Liebe zur Wissenschaft und der Liebe zu Marie.


    Über den Autor:
    Autorhomepage: www.peterprange.de


    Mein Eindruck:
    Ich habe schon einige Bücher von Peter Prange gelesen und manche fand ich wirklich gelungen, Die Bedeutung von "Die Rose der Welt" würde ich vergleichsweise ins untere Mittelfeld ansiedeln. Das ist schon enttäuschend, da niemand gerne Mittelmaß liest. Mein Hauptproblem waren die relativ schwachen Figuren und die Liebesgeschichte zwischen Robert und Marie und Paul. Das ein Mann die Frau seines besten Freundes liebt ist nicht besonders originell. Trotzdem nimmt das viel Platz im Buch ein. Dagegen bleibt die Geschichte des Streiks der Studenten blass.


    Fazit: Belanglos