Heidi Rehn - Das Haus der schönen Dinge

  • Die Autorin (Quelle: Amazon)
    Heidi Rehn wurde 1966 in Koblenz/ Rhein geboren und wuchs in einer Kleinstadt am Mittelrhein auf. Zum Studium der Germanistik, Geschichte, BWL und Kommunikationswissenschaften kam sie nach München. Nach dem Magisterexamen war sie zunächst als Dozentin an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig, anschließend war sie PR-Beraterin in einer Agentur. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin. Zusammen mit ihrer Familie lebt sie mitten in München. 2014 erhielt sie den "Goldenen Homer" für den besten historischen Beziehungs- und Gesellschaftsroman.
    Nach ihren erfolgreichen historischen Romanen betrat sie mit ihren letzten Romanen DER SOMMER DER FREIHEIT, TANZ DES VERGESSENS und SPIEL DER HOFFNUNG inhaltliches Neuland. Die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland ist ihr ein besonderes Anliegen.


    Produktinformation
    • Taschenbuch: 656 Seiten
    • Verlag: Knaur TB (2. Mai 2017)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3426519372
    • ISBN-13: 978-3426519370



    Doch noch spannend…
    1897. Das neue Kaufhaus Hirschvogl am Rindermarkt in München sollte eingeweiht werden. Es sollte etwas sein, was es so in München noch nie gegeben hatte….
    Jakob und Thea, so hießen die Besitzer des Kaufhauses. Sie hatten drei Kinder: Sohn – Tochter – Sohn. Und der älteste sollte eigentlich der Nachfolger in der Führung des Kaufhauses werden. Doch Benno machte seinen Eltern einen Strich durch die Rechnung….
    Auch Cecilie, der besten Freundin von Lily machte Benno einen Strich durch die Rechnung, denn diese hatte sich schon an seiner Seite das Hirschvogl führen gesehen…..
    Doch die Hirschvogls waren Juden, auch wenn sie schon seit Generationen in München lebten. Das Kaufhaus erlebte sehr gute Zeiten, denn es bot exklusive Waren an….
    Doch wer sollte das Hirschvogl führen? Ziemlich spät erkannte Jakob, dass seine Tochter Lily dafür wie geboren war…..
    Von ihrem zweiten Sohn wurden die Eltern gewissermaßen auch enttäuscht….. Und dann passierte das Unglück…
    Lily führte das Kaufhaus immer weiter mit Erfolg – bis diese braungewandteten Herren kamen.
    War es wirklich das erste Kaufhaus, das in München so groß war? Das es in München so noch nie gegeben hatte? Inwiefern machte Beno seinem Vater einen Strich durch die Rechnung? Wollte er nicht Kaufmann werden? Oder gab es noch einen anderen Grund? Und Cecilie hatte sich wohl schon als Bennos Ehefrau gesehen? Hatte er etwas Derartiges zu ihr gesagt, ihr Hoffnungen gemacht? Welche exklusive Ware bot das Hirschvogl an? Hat Jakob noch rechtzeitig erkannt, dass Lily die richtige Nachfolgerin für ihn war? Wieso wurden Jakob und Thea von ihrem zweiten Sohn auch enttäuscht? Welches Unglück passierte mit Sepp? Alle diese Fragen – Und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung
    Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen. Auch stellten sich mir keine Fragen nach dem Sinn von Worten oder gar ganzen Sätzen. Es beginnt mit der Eröffnung des Kaufhauses Ende Mai 1897. Und es endet 1952. In den ersten beiden Dritteln des Buches wird sehr interessant beschrieben, wie es mit dem Kaufhaus voranging. Es wird auf die Befindlichkeiten der Kinder von Thea und Jakob eingegangen. Ich war durchaus schnell in der Geschichte drinnen, konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. Doch hat sich dieser Teil leider etwas gezogen. Das heißt, er war nicht ganz so spannend, wie ich es mir gewünscht hätte. Und doch gehört er natürlich dazu und war auch durchaus interessant. Aber es war hier eben so, dass ich keine Probleme hatte, das Buch aus der Hand zu legen. Erst als die Schwierigkeiten für die jüdischen Mitbürger begannen, wurde es dann auch richtig spannend. Und ich hatte den Eindruck, dass Heidi Rehn sehr gut recherchiert hat, denn so wie Menschen in meinem Alter - die wir diese Zeit ja nicht mehr selbst erlebt haben - von anderen erfahren haben, ging es damals tatsächlich so zu. Ich fragte, mich, wie die Familie, und wer von der Familie entkommen würde. Da konnte mich wieder mal nichts mehr vom Lesen abhalten. Daher werde ich dem Buch vier von fünf Sternen, bzw. acht von zehn Punkten geben und natürlich eine Lese-/Kaufempfehlung.

    Gruß


    Lerchie


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    Nur wer aufgibt hat schon verloren

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  • Im Roman „Das Haus der Schönen Dinge“ von Heidi Rehn begleitet der Leser die Familie Hirschvogel, die sich in München ein großes, gleichnamiges Kaufhaus aufbaut, durch mehrere Jahrzehnte. Im Mittelpunkt steht Lily Hirschvogel, zu Beginn noch ein Kind, das ganz begeistert ist von der Magie des Kaufhauses der Eltern und deren Ziel es ist, das Kaufhaus einmal genauso zu führen wie ihre Mutter Thea es kann. Doch nicht nur die Konkurrenz in München macht dem Hirschvogel Druck, auch die ganze Gesellschaft selbst wendet sich Anfang der 30er Jahre gegen die jüdische Familie.


    Doch nicht nur dieser geschichtliche Aspekt sorgt für Drama in dem Buch. Auch der kranke Sepp Hirschvogel, der jüngste Bruder von Lily oder die Liebe ihrer besten Freundin Cäcilie zu Lilys älterem Bruder, sowie Familienstreitigkeiten und einiges anderes halten die Spannung aufrecht.


    Auch wenn die Beschreibungen des Kaufhauses und der Waren sowie von Orten und Ländern teilweise sehr ausführlich waren, hat dies mich nicht vom Weiterlesen aufgehalten. Im Gegenteil, gerade die Beschreibungen der einzelnen Ebenen des Kaufhauses geschmückt mit „veralteten Wörtern“ bringen den Leser sofort in die jeweilige Zeit (ob Anfang der 1900 oder in den Goldenen Zwanzigern). Die Charaktere, und davon gibt es wahrlich viele, sind dennoch übersichtlich und sehr ausgeprägt beschrieben. Hat man doch einmal Zweifel, wer mit wem wie verwandt ist, kann man den Stammbaum auf der Innenseite des Buchdeckels zu Rate ziehen.


    Insgesamt ein sehr interessant gestaltetes Buch, das nicht zu übertrieben dramatisch ist, sondern eben so, wie das Leben „die Geschichte schreibt“. Die teilweise langen Passagen will man zwar teilweise einfach „überlesen“, um zu sehen, wie es weitergeht, aber achtet man auf Details, ist es fast, als würde das Kaufhaus vor einem stehen. Besonders gelungen finde ich die Zeitsprünge, die die Autorin fast immer vor oder nach einem Wendepunkt ansiedelt und dann im nächsten Zeitabschnitt als eine Art Rückblende erzählt, was nach diesem Ereignis passiert ist. So bleibt die Spannung aufrecht und die fast 100 Jahre, die das Buch abhandelt, wirken kürzer.


    Alles allem ein Buch, das für schöne Stunden auf der Couch mit einer Tasse Tee sorgen kann!


    Von mir gibt es 8 von 10 Eulenpunkte!

  • Das Haus der schönen Dinge ist das Kaufhaus Hirschvogl in München. Jacob Hirschvogl und seine Frau Thea eröffnen Ende des 19. Jahrhunderts ihr Warenhaus am Münchner Rindermarkt. Insbesondere Thea strotzt nur so vor kreativen Ideen, wie sie sich von der Konkurrenz absetzen können und der Erfolg gibt ihr immer wieder recht, so dass sich das Hirschvogl schnell in die allererste Riege der Münchner Warenhäuser schiebt. Doch es ist kein leichtes Geschäft und immer wieder drohen wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische und familiäre Krisen und Katastrophen, den Erfolg zunichtezumachen. Dass die Hirschvogls Juden sind, macht es in den kommenden Jahrzehnten natürlich auch nicht einfacher.
    Dennoch besteht das Kaufhaus immer weiter fort und nach Jacob und Thea steht in ihrer Tochter Lily schon die nächste Generation bereit, es weiter durch die schwierigen Zeiten zu führen.


    Ich greife bedenkenlos zu jedem neuen Buch von Heidi Rehn und wurde da auch noch nie enttäuscht. In dieser Geschichte musste ich mich jedoch erst ein bisschen zurechtfinden. Zu Beginn sind es sehr viele Personen und den Blick auf den eingefügten Stammbaum habe ich mir verkniffen, um nicht zu früh zu erfahren, wer Kinder bekommen wird und wer wann stirbt. Aber nach und nach findet man sich auch so in der Fülle der Figuren zurecht.
    Woran ich mich ebenfalls erst gewöhnen musste, waren die Zeitsprünge. Die Autorin erzählt die Geschichte der Familie über mehrere Generationen hinweg. Dabei lässt sie manchmal einige Jahre aus. Das ist für mich an den entsprechenden Stellen immer ein kleiner Bruch während der Lektüre gewesen, aber im Nachhinein hat es mir gut gefallen. Gerade die Kriegsjahre und ihre Gräuel werden in so vielen Romanen so detailliert beschrieben, dass ich es hier eigentlich gerade gut fand, dass wir uns auf die Handlung vor und nach bzw. zwischen den Kriegen konzentrieren. Auch da passiert genug und auch nicht immer nur Schönes!
    Durch diesen langen Zeitraum und die verschiedenen Generationen fiel es mir aber auch ein bisschen schwer, eine richtige Bindung zu den einzelnen Personen aufzubauen, denn der Fokus schwenkt nun mal von einem zum nächsten, die anfänglichen Protagonisten werden im Verlauf der Handlung teilweise zu Nebenfiguren, teilweise verschwinden sie ganz – nur wenige sind von Anfang bis Ende mit dabei.


    Aber das alles ist Jammern auf hohem Niveau, denn letztlich hat mich das Buch wieder einmal hervorragend unterhalten, ich habe einiges gelernt und freue mich jetzt schon auf das nächste Buch der Autorin!

  • „Es kommen Zeiten, da wird uns das, was uns jetzt so große Sorgen bereitet, geradezu lächerlich erscheinen“, erklärte Samuel geheimnisvoll. „Denn das, was uns dann bevorsteht, wird alles Bisherige völlig in den Schatten stellen.“ (S. 459)


    Zusammenfassung. „Das Haus der schönen Dinge“ ist das Kaufhaus Hirschvogl, dessen Geschichte wir in diesem Buch über gut 50 Jahre begleiten dürfen. Während dabei zunächst vieles gut läuft, hält der Schrecken der dreißiger Jahre in Deutschland doch auch dort Einzug.


    Erster Satz. Endlich war der große Tag da!


    Cover. Dem Cover von Heidi Rehns Roman gelingt es ganz wunderbar, den Kaufhauszauber einzufangen, der mich an diesem Buch angesprochen hat und den ich großartig fand.


    Inhalt. So ganz einig bin ich mir mit mir selbst nicht, was ich nun endgültig von diesem Buch halte. Das hängt unter anderem in nicht unerheblichem Ausmaß damit zusammen, dass eine Information vom Klappentext leider nicht korrekt ist (ich sollte aufhören, Klappentexte zu lesen. Die sind oft so furchtbar!): Während dort nämlich ein Buch beworben wird, in dem man der „beinahe 100 Jahre“ langen Geschichte des Kaufhauses folgen kann, erstreckt sich der tatsächliche Handlungsrahmen von 1897 bis 1952 und man muss gar nicht so gut rechnen können, um zu erkennen, dass das mit den 100 Jahren etwas weit hergeholt ist. Das mag nun kleinlich wirken, hat jedoch einen Hintergrund, der für mich wichtig war. Denn natürlich ist der erste Gedanke, der bei der Geschichte einer jüdischen Kaufmannsfamilie im 20. Jahrhundert in Deutschland den meisten unweigerlich kommt, kein guter. Meine Hoffnung dabei war, dass auch nach den schrecklichen Zeiten, die in den dreißiger Jahren vorherrschten, die Handlung weitergeht - das ist jedoch leider nicht der Fall. Das hat zumindest mir das letzte Drittel des Romans schwergemacht.
    Abgesehen davon glaube ich, dass die Schönheit des Kaufhauslebens in Verbindung mit dem ernsten Thema gerade in der heutigen Zeit eine wichtige Erinnerung ist. So unerträglich ich es fand, einige Passagen zu lesen (zu meiner Schande habe ich tatsächlich einige Seiten übersprungen, weil so vieles so grauenvoll zu lesen, vorzustellen ist), so sehr hoffe ich, dass die nicht aufhörende Erinnerung Menschen in der heutigen Zeit davon abhält, ähnlich kurzsichtig zu handeln wie damals zu Beginn der dreißiger Jahre.


    Personen. Das Beste an den Figuren dieses Romans sind meines Erachtens die Frauen der Familie Hirschvogl. Wenn sie auch alle unterschiedlich sind, so haben sie doch die Stärke gemeinsam, die das Kaufhaus und auch die Familie erhalten konnte.
    Ein deutlicher Schwachpunkt allerdings: Abgesehen von den starken Hirschvogl-Frauen sind viele andere Charaktere erstaunlich charakterschwach, leichtgläubig und wenig loyal. Dazu kommt, dass ich nach einigen hundert Seiten das Gefühl hatte, wir hätten nun alle Konflikte durch und es gäbe Wiederholungen der bereits gesehenen Machtkämpfe und Streitigkeiten.


    Fazit. Vieles an diesem Buch war wirklich schön, die Atmosphäre im Kaufhaus, die Begeisterung der Figuren, der Wandel der Zeit, den man am Kaufhaus so deutlich spürt. Es war jedoch phasenweise kein Genuss, dieses Buch zu lesen - und trotzdem glaube ich, dass es viele Menschen lesen sollten. Gerade heute.

  • Meine Meinung:
    Allein das Cover ist schon ein totaler Hingucker, am liebsten würde man sich sofort ins Getümmel stürzen bzw. wie die Frau im Vordergrund das Geschehen beobachten. Wenn dann auch noch der Name Heidi Rehn auf dem Cover steht, ist es für mich fast schon eine Pflicht das Buch zu lesen, zählt die Autorin doch zu denen deren Bücher ich bisher immer sehr gerne gelesen habe.
    Der Klappentext verrät zwar schon einiges, dennoch ist jedem, der sich ein klein wenig in der deutschen Geschichte auskennt klar, dass den Hirschvogels schwere Zeiten bevorstehen. Die Neugier der Leser wird somit gekonnt geweckt. In diesem Roman geht es nicht nur um eine Kaufhausdynastie, sondern auch um ein Familienschicksal, um die Stellung der Juden in der deutschen Gesellschaft in turbulenten bis schwierigen Zeiten und nicht zuletzt die Emanzipation der Frau innerhalb der eigenen Familie. Heidi Rehn zeigt sehr eindrucksvoll das Familien zum Spielball der Zeit, der Gesellschaft und der Politik werden können, sofern sie nicht mehr in das aktuelle Raster passen. Besonders mit Lily und Jacob Hirschvogel hat die Autorin zwei Figuren geschaffen, mit denen sich der Leser absolut identifizieren kann. Sie haben nicht nur Stärken oder Schwächen, nein, sie sind authentisch indem sie beides in sich vereinen. Besonders Lily schafft mehr als man ihr zuerst zutraut, doch auch sie kann nicht immer nur die „starke“ Frau sein, sondern muss sich auch eingestehen, dass sie irgendwann an ihre Grenzen stößt. Der Roman wird von der Autorin weites gehend chronologisch erzählt, Zeitsprünge und Raffungen tragen dazu bei, dass es niemals langweilig wird und die wirklich wichtigen Ereignisse dieser Familie ins rechte Licht gerückt werden. Ebenso schafft es die Autorin keine logischen Lücken entstehen zu lassen, ob politische oder wirtschaftliche Entwicklungen sind für die Leser zu jeder Zeit nachvollziehbar. Der Schreibstil von Heidi Rehn hat mich auch diesmal wieder überzeugt: tolle Dialoge, sehr bildliche Beschreibungen, verschiedene Perspektiven. Ein Buch zum Eintauchen und Abtauchen, am liebsten möchte man es gar nicht mehr zur Seite legen!
    Ein Roman, den ich jedem Leser nur wärmsten ans Herz legen kann, ein Roman der unter die Haut geht, bei dem man lachen und weinen kann und den man nicht so schnell vergisst. Danke für dieses tolle Leseerlebnis! Ganz klare Lese- und Kaufempfehlung für diese berührende und zugleich spannende Familiensaga die bestes Kopfkino garantiert.
    Ich bedanke mich bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars und freue mich schon auf weitere Bücher aus der Feder dieser tollen Autorin.


    10/10 P.

  • Ich bin in den letzten Zügen, will aber jetzt schon mal meinen Senf dazu geben. Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut und finde es auch unterhaltend, aber ich habe doch viel auszusetzen. Ich komme mir vor als würde ich im Galopp durch eine Geschichte gehetzt, in der man möglichst viele Jahre der deutschen Geschichte einbetten wollte. Begegebenheiten werden angerissen und schnell abgehandelt und schwups kommt der nächste Zeitsprung von ein paar Jahren. Hätte man das Ganze richtig liebevoll ausgeschmückt, hätte es doch z.b. eine schöne Trilogie werden können. Dann hätte man auch die Charaktere mehr ausarbeiten können. Alle blieben total schwach und man lernte niemanden so richtig intensiv kennen. Alles blieb oberflächlich. Ich muss ehrlich sagen, ich bin enttäuscht. Ich möchte in eine Geschichte eintauchen, mitleben und mitfühlen und nicht durchgejagt werden.