'Die Safranhändlerin' - Kapitel I - IX

  • Wat denn, ich bin mal die Erste in einer Leserunde?
    Dieses Forum steckt voller Wunder! :lache


    Erste in der Runde, erstes Geständnis: das ist mein erster Glaesener.
    Ich habe das Buch aus der Tüte gezogen, aufgeschlagen und bin gleich hängengeblieben. Ich war mit einem Rutsch am Ende des ersten Kapitels, also 16 Seiten bei mir, im STEHEN, hatte nicht mal die Einkaufstasche ausgepackt. Bloß die Befürchtung, daß die Milch sauer wird, hat mich innehalten lassen.
    Was mich angezogen hat? Hm.
    Die Beschreibung des alten Benedetto, Querkopf, so schön lebendig. Das Lager.
    Richtig entzückt war ich dann davon, daß man die eigentliche Hauptperson zuerst durch seine Augen sieht. Also mal nicht direkt von Autor/Autorin die Heldin vorgeführt bekommt, sondern vermeintlich von jemand anderem.
    Im ersten Kapitel gefiel mir das Zusammenspiel der drei Personen, Marcella, Elsa, Jakob und die Charakterisierung.
    Die weitere Handlung finde ich spannend.
    Erster Eindruck bis Kapitel fünf:
    bunt, witzig, ich mag die Personen

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Ich bin heute beim Arzt leider nicht so weit gekommen wie ich erhofft hatte und konnte mich auch irgendwie nicht so konzentrieren. Ich werd den Anfang wohl noch einmal lesen müssen. Ich weiß allerdings noch, dass mir ein paar Begriffe unklar waren. Was sind denn z.B. Gaffelspitzen???? Darunter konnte ich mir ja irgendwie gar nix vorstellen... (gegoogelt hab ich jetzt allerdings auch nicht). Dann gab es noch irgendwas, was ich nicht wusste, habs aber jetzt vergessen. Wenn ich noch mal drüber gelesen habe, wirds mir sicherlich wieder einfallen... :-)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Über die Gaffelspitzen bin ich auch gestolpert, habe mich aber auch nicht darum gekümmert. Es ist Mittelalter und da steht halt komisches Zeug rum :grin
    Ehrlich gesagt, klebte ich viel zu sehr an der Handlung.
    Was mich eher aufstört, sind ein paar Unebenheiten im Handlunsgablauf.
    Die Szene im Weinkeller. Wie kann sich jemand befreien, dessen Arme nach hinten um eine Säule gebunden sind und das schon eine beträchtliche Zeit lang?
    Aber Befreiungsszenen stören mich meistens, weil sie in der Regel unwahrscheinlich sind. Vielleicht sollten AutorInnen mal Treffen mit KollegInnen abhalten und üben?? ;-)
    Und dann der Ausdruck: Marcella STOPFT ihm das Messer in die Hand? Da mußte ich lachen.
    Beim Drei-Tage-Bart des Helden war ich wieder hingerissen, da mögen andere gejault haben. Es gibt Versatzstücke, die sind geschmacksabhängig unwiderstehlich, sozusagen.
    Ich mag die Dialoge mit ihrer unterliegenden Ironie. Ich mag es, daß Marcella nur Geld und Geschäfte im Kopf hat. Angeblich ;-)
    Hatte aber zunächst Schwierigkeiten mit der rasch wachsenden Personenzahl, besonders bei dem abrupten Szenenwechsel nach der Abreise aus Trier.

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    K. Kraus

  • Hi,


    den drei-tage-bart finde ich sexy. Ja, der zuwachs an Personen ist schnell und viel! Aber es wird besser. Wie gesagt erst ab der 50Seite kam ich rein!
    Marcella hat angeblich nur das Geschäft im Kopf!!!!!!!!

  • Hi,


    da ich am Dienstag mein aktuelles Buch ausgelesen hatte, habe ich mich spontan entschlossen „Die Safranhändlerin" zu lesen, zudem ich von Helga Glaesner bereits 2 Teile der „Tannhäuser-Trilogie" mit Genuß gelesen habe.


    Und mir ging es ähnlich wie magali - Prolog bis Kapitel IX flutschte heute nacht nach dem Fußballspiel in einem Rutsch durch.

    Die Personen werden einfach in die Handlung geworfen und erhalten dadurch für mich ziemlich schnell eine typische Charakteristik. Geheimnisse deuten sich an, wie Marcellas Angst vor den Cistercienser, ihre Gedanken an eine „Jeanne". Was hat es mit dem Überfall wirklich auf sich, welche Rolle spielt der wortkarge Tristand? Ist der Name „Tristand" willkürlich, oder hat er einen Bezug zu „Tristan"?? Für Spannung ist gesorgt.


    Allerdings kann ich nicht wie magali so einfach über das „Mittelalterzeugs" hinweglesen, da sticht mich meine Neugier und ich habe schon eine Menge Begriffe, die ich noch annhlesen will:
    Natürlich zuerst mal über den „Safran" - kenne ich nur aus dem Kindervers „Safran macht den Kuchen gell" und aus orientalischen Erzählungen.
    Was wußte man 1327 über „Magengeschwüre"? Besonders nach dem Arztbeschreibungen 450 Jahre später in Wolfram Fleischhauers „Das Buch in dem die Welt verschwand".
    Was ist Alaun?
    Wo liegt Phokäa?
    Wieviel ist ein „Lot"?
    Was sind „Gaffelspitzen"?
    Welche Farbe ergeben „Auripigmente"?
    Welche Funktion hat ein „Schöffenrat"?
    Was sind „Skriptorien"?
    Was macht ein „Stadtzenders"?
    Was ist „Sestergeld"?
    Was sind „Skapuliere"?
    Was ist ein Probenstein für Münzen?
    Wurde 1327 schon Reis in Europa angebaut??
    Was sind „unglücksfallen"?
    Was ist ein „Vinteil"
    Warum leidet Elsa im 8. Kapitel an Muskelschmerzen? Hat sie einfach zu viel getanzt oder kommt's vom Kräuterpflücken oder wie, oder was??


    Wikipedia ich komme


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Hi, dyke,
    da Du zu wikipedia eilen willst, brauche ich die Fragen ja nicht zu beantworten, oder? :grin
    Aus dem Stand finde ich zusammen:
    Alaun: ist chemisch geshen ein salz, wurde eingesetzt 1. medizinisch, da es blutstillend wirkt. Diese Blutstillerstifte, die Männer benutzen, wenn sie sich beim Rasieren schneiden, sind übrigens bis heute aus Alaun.
    2. Die weiteste verbreitung hatte Alauan aber in der Wollverarbeitung, man braucht es, wenn ich recht weiß, sowohl zum Enmtfetten als auch zum Färben. In der Natur kommt es als sog. Alaun-Schiefer vor und wurde so auch abgebaut, war wichtige Handelsware.


    Auripigment ist gelber Farbstoff, verwendet in den Skriptorien, den Schreibstuben der Klöster, also für die bunten Handschriften.


    Lot ist ein Silbergewicht, der Silbergehalt von Münzen wurde danach gemessen.


    Die Schöffen sind hier der Stadtrat, auch mit juristischer Funktion.
    Der Stadtzender hat Polizeifunktion.


    Ja, Reis kam schon früh nach Europa, in den Mittelmeerraum durch die feldzüge Alexanders aus Indien nach Ägypten und von aus in die Mittelmeerländer. Angebuat wurde aber wenig, der große Reisanbau begann im 16. Jh. und zwar in Spanien.
    Reis kann man gut mit Safran würzen, ein toskanisches Gericht. (Ich esse ausgesprochen gern Reis, daher weiß ich das alles )


    Mehr fällt mir nicht, so vor der zweiten Tasse :lache

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    K. Kraus

  • ich habe es auch versucht inzwischen, da die Gaffeln einen offenbar doch plagen auf Dauer :grin
    habe aber auch nichts gefunden. d.h. ich habe vor allem gefunden, was es NICHT ist.
    Nämlich kein Schiff, keine Urkunde und kein Bier. :lache
    Sondern???
    Bitte Aufklärung seitens der Autorin

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    K. Kraus

  • Wenn ich mal -- ohne Kenntnis des Textes -- als temporäre Kölnerin was einwerfen darf:
    »Gaffel« (= nhd. »Gabel«, gemeint ist eine langzinkige Tranchier- oder Vorlegegabel) ist eine altertümliche Bezeichnung für kaufmännische Genossenschaften.


    Die ersten Kölner Gaffeln wurden als kaufmännische Genossenschaften um die Mitte des 14. Jahrhunderts gegründet. Der Name "Gaffel" stammt von der Tranchiergabel, wie sie bei Tischgesellschaften verwendet wurde - man traf sich um bei einem Essen politische Dinge zu besprechen.
    Nach dem Sturz der herrschenden Geschlechter im Jahr 1396 bildeten auch die Handwerkszünfte, in Köln Ämter genannt, eigene Ämtergesellschaften oder Gaffeln. Diese Zusammenschlüsse waren oft sehr willkürlich. So bildeten die Steinmetze zusammen mit den Zimmerleuten, Holzschneidern, Kistenmachern, Leiendeckern (=Dachdecker, die in Köln meist Leien=Schiefer verwendeten) und den Lehmstreichern (sie füllten beim Fachwerk das Gefache mit Geflecht und Lehm) eine Gaffel, die Bäcker ganz alleine eine andere.

    (Quelle: Die Gaffel Himmelreich - Re-enactmentgruppe für spätes MA in Köln)


    Trifft 's das?

  • Zitat

    Original von Iris


    Trifft 's das?



    mußte edit machen, habe nicht richtig gelsen, NATÜRLICH trifft es das! Gabel, Du sagst es ja.
    Bin nicht beieinander heute morgen.
    Ja.
    Danke für die Unterstützung.
    Und ich hab gleich was Neues dadurch erfahren ;-)




    Es geht um Gaffelspitzen bzw. Wurstgaffeln
    Rhein-Mosel-Gebiet, vielleicht ein regionlaer Ausdruck?


    Aber sag mal, OT, diese Re-Enacter sind zu allem fähig, oder :lache


    @MR
    Solche Frauen kommen im Roman auch vor, aber nicht unter dem Begriff :grin
    Und noch was gelernt, ha! Zur künftigen Verwendung ;-)

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    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali
    Es geht um Gaffelspitzen bzw. Wurstgaffeln
    Rhein-Mosel-Gebiet, vielleicht ein regionlaer Ausdruck?


    Sehr gut möglich, weil man Gaffeln als Ausdruck für diese Verbindungen wohl nur linksrheinisch und nördlich der Mosel verwendete (woanders findet Google auch nix).
    Ich kenn den Text ja nicht, aber "Gaffelspitzen" könnten doch "Gabelzinken" sein? :gruebel Und Wurstgaffeln spezielle Gabeln für Würste? :lache


    Zitat

    Aber sag mal, OT, diese Re-Enacter sind zu allem fähig, oder :lache


    In jedem Fall!
    Besonderes Beispiel ist eine Gruppe junger Damen, die unter dem Motto »Hic habitat felicitas!« ein römisches lupanar "betreiben".

  • Hallo Morgana,


    ich krame jetzt in der Erinnerung, denn mich nochmal durch meine Unterlagen wühlen - das wäre hart. Gaffelspitzen ... also ... Es handelt sich um den eisernen Zinkenteil der Gabeln, mit denen man, beispielsweise, die Wurst aus dem kochenden Wasser angelte.

    Helga

  • :-)Natürlich zuerst mal über den „Safran" - kenne ich nur aus dem Kindervers „Safran macht den Kuchen gell" und aus orientalischen Erzählungen.


    Safran war ein besonders wertvolles Gewürz, da es mühsam aus den Blütennarben des Krokus gewonnen werden muss.


    Was wußte man 1327 über „Magengeschwüre"? Besonders nach dem Arztbeschreibungen 450 Jahre später in Wolfram Fleischhauers „Das Buch in dem die Welt verschwand".


    Offenbar einiges. Hildegard von Bingen (12. Jahrhundert) hatte bereits ihre Rezepte dagegen



    Wo liegt Phokäa?


    Phokäa liegt in der heutigen Türkei. War damals ein bedeutender Handelsplatz


    Wieviel ist ein „Lot"?


    1Lot = 14 Gramm (damals, dort)


    Was sind „Skriptorien"?
    Skriptorien sind die Schreibstuben in den Klöstern


    Was ist „Sestergeld"?


    Sestergeld? Kann ich mich nicht mehr erinnern. Auf welcher Seite wurde das erwähnt?


    Was sind „Skapuliere"?


    Skapuliere sind Teile der Mönchskleidung


    Was ist ein Probenstein für Münzen?


    Sagt mir auch nichts mehr. Wo steht das Wort?


    Was ist ein „Vinteil"


    Ein Teil einer Rüstung.


    Was ihr alles wissen wollt!!!! :-)


    Helga