Ein Gentleman in Moskau - Amor Towles

  • Inhaltsangabe: Quelle Amazon


    Moskau, 1922. Der genussfreudige Lebemann Graf Rostov wird verhaftet und zu lebenslangem Hausarrest verurteilt, ausgerechnet im Hotel Metropol, dem ersten Haus am Platz. Er muss alle bisher genossenen Privilegien aufgeben und eine Arbeit als Hilfskellner annehmen. Rostov mit seinen 30 Jahren ist ein äußerst liebenswürdiger, immer optimistischer Gentleman. Trotz seiner eingeschränkten Umstände lebt er ganz seine Überzeugung, dass selbst kleine gute Taten einer chaotischen Welt Sinn verleihen. Aber ihm bleibt nur der Blick aus dem Fenster, während draußen Russland stürmische Dekaden durchlebt. Seine Stunde kommt, als eine alte Freundin ihm ihre kleine Tochter anvertraut. Das Kind ändert Rostovs Leben von Grund auf. Für das Mädchen und sein Leben wächst der Graf über sich hinaus.


    "Towles ist ein Meistererzähler" New York Times Book Review


    "Eine charmante Erinnerung an die Bedeutung von gutem Stil" Washington Post


    "Elegant, dabei gleichzeitig filigran und üppig wie ein Schmuckei von Fabergé" O, the Oprah Magazine




    Meine Meinung


    Zum Autor:
    Es war mein erster Roman und bestimmt nicht mein letzter Roman von Amor Towles, er hat mich begeistert beim Lesen, es wurde nie langweilig, der Spannungsbogen war von der ersten bis zur letzten Seite hoch. Mit seiner Geschichte „ Ein Gentleman in Moskau“, hat er ein grandioses Meisterwerk einer vergangenen Epoche geschaffen, das einem als Leser in den Bann zieht und nicht mehr los lässt. Sein Schreibstil ist sehr flüssig, klar und Kraftvoll , und sehr lebendig. Alles ist so bildhaft erzählt, das man das Hotel Metropol seine Räumlichkeiten und die Menschen dort, die da leben und ein und ausgehen förmlich vor sich sah, eine Art Kopfkino fand statt. Man konnte mit Genuss in die Geschichte abtauchen, obwohl sich alles im Hotel abspielt wird es nie langweilig. Seine Protagonisten wirken so real als wären sie aus Fleisch und Blut, er versteht es ihnen Leben einzuhauchen. Auch die einzelne Charaktere und deren Emotionen sind sehr gut heraus gearbeitet.
    Eine Facettenreich Geschichte voller Abenteuer und überraschenden Wendungen, wie ein Kaleidoskop , vor der großen Kulisse des Hotels Metropol in Moskau.


    Zum Inhalt:
    Es war toll den 30 Jährigen Graf Alexander Rostov, über 30 Jahre von 1922 - 1954 zu begleiten. Man hat ihn vor dem Notstandskomitee des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten am 21.07.1922 zu einem Lebenslangen Hausarrest verurteilt im Hotel Metropol verurteilt. Sollte er jedoch einen Fuß vor das Hotel setzen, wird er erschossen. Wer jetzt denkt, er ist verzweifelt und fällt in Depressionen, der täuscht sich, er arrangiert sich. Auch wenn man ihm alle Privilegien genommen hat, er muss seine Suite in der bisher mit allen Bequemlichkeiten und Komfort lebte verlassen und in eine Dienstbodenkammer im 6. Stock unter dem Dach ziehen. Ihn dabei zu beobachten, wie er es verstand aus dieser Rumpelkammer eine gemütliches zuhause zu machen, war schon Enorm. Auch wenn man ihn aus der Welt draußen ausgesperrt hatte wurde es nie langweilig, er schaffte es das die Welt zu ihm kam, ob Schauspieler, Journalisten, Männer von der Partei, sie besuchten ihn. Er bleibt die ganzen Jahre über sehr Charmant, höflich und zuvorkommend auch den Angestellten gegenüber, er schlüpft selbst eines Tages für Jahre in den Beruf des Kellners und bedient die Gäste des Hotels. Spannend war es am Anfang als er mit der 9 Jährigen und sehr gewitzten Nina durchs Hotel zog und mit ihr manches Abenteuer erlebte und einiges lernte, was ihm später mal zum Vorteil werden würde. Die Erwachsene Nina, vertraut ihm ihre 5 Jährige Tochter Sofia an, was er nicht Ahnte sie wird nicht zurückkehren. Er wächst an seiner Aufgabe, dank der Näherin Marina und wird dem Kind ein Vater. Ihm bleibt immer nur den Blick aus dem Fenster, das Politische Geschehen, der 2. Weltkrieg bleiben vor der Tür des Metropol. Seine Freunde im Hotel sind ihm sehr ergeben, besonders mochte ich Emilie den Hackmesser schwingende Koch, der Alexander mit seinen Kochkünsten verwöhnte, man konnte die einzelne Gerichte förmlich riechen und schmecken, auch all die Köstlichen Weine. Auch Andrei der Kellner oder Anna die Schauspielerin sind ihm treu und ergeben. Das ganze wurde aufgelockert durch seine Erinnerungen und Erlebnisse aus seiner Kindheit und Jugend. Es war schön mit Alexander, Sofia, Marina und den vielen anderen durch das Hotel Metropol zu spazieren. Eine Geschichte voller überraschenden Wendungen..


    :lesend Habe dem Buch 5 Sterne verliehen = 10 Eulenpunkte

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

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  • Amor Towles: Ein Gentleman in Moskau
    Verlag: List 8. September 2017. 560 Seiten
    ISBN-10: 3471351469
    ISBN-13: 978-347135146. 22€
    Originaltitel: A Gentleman in Moscow
    Übersetzerin: Susanne Höbel


    Inhalt
    Graf Alexander Rostov wird im Jahr 1922 zu lebenslangem Hausarrest verurteilt. Weil seine Wohnung seit Jahren eine Suite des Moskauer Hotels Metropol ist, darf er das Hotel nicht mehr verlassen und würde zum Tod verurteilt, falls er gegen die Auflage verstößt. Der Mann aus wohlhabender adliger Familie räumt also seine 3-Zimmer-Suite, zieht in der sechsten Etage in eine Dienstbotenkammer und wird zukünftig als Kellner im Hotel arbeiten. Doch Rostov wäre vermutlich nicht Rostov, wenn er nicht nach Schleichwegen aus dieser Misere suchen würde. Zunächst findet Rostov in seiner Kammer einen geheimen Zugang zum Nachbarzimmer, das er gleich für sich sicherstellt. Im nächsten Schritt freundet Rostov sich mit der kleinen Nina Kulikowa an, die praktisch auch monatelang im Hotel interniert ist, weil sie erst im folgenden Jahr in Moskau zur Schule gehen kann. Nina liebt gelbe Kleider und interessiert sich für Prinzessinnen, ein Thema, zu dem Rostov eine nie versiegende Wissensquelle zu sein scheint. Selbst wenn Rostov bisher geglaubt haben sollte, dass er sich in einem Grandhotel bestens auskennt, belehrt Nina ihn eines Besseren. Sie erzieht Rostov quasi und führt ihn in jeden Winkel bis in die Katakomben des Hotels und verschafft ihm sogar einen Generalschlüssel. Rostov wirkt wie ein Überbleibsel des untergegangenen alten Russland. Wenn ein Graf seinen Wohnort nicht verlassen kann, muss die Weltgeschichte zu ihm kommen – und so spiegeln sich die historischen Ereignisse, die draußen stattfinden, im Leben von Rostov und seinem Triumvirat mit dem Küchenchef und dem Restaurantchef. Die Folgen der Russischen Revolution lassen sich kaum übersehen; das Hotel verliert sein qualifiziertes Personal und funktioniert mehr schlecht als recht mit schnell angelernten Kräften. Der junge Sozialismus zeigt sich zunächst darin, dass im Hotel nur noch weißer und roter Wein ausgeschenkt werden darf und alle Flaschenetiketten abgelöst werden müssen. Mit dem Thema Zensur in der Literatur nimmt Amor Towles sich in schlitzohriger Art einen weiteren Knackpunkt der jungen UdSSR vor. Rostovs Abenteuer reichen bis in die 50er Jahre hinein.


    Fazit
    Auch wenn ich anfangs glaubte, die Handlung liefe hinaus auf das Eingesperrtsein im Hotel mit Blick auf das Bolschoi-Theater und die Mauern des Kreml, hat Amor Towles mich mit der liebevoll-ironischen Darstellung seiner kauzigen Figuren bestens unterhalten. Ein Autor, der einen begnadeten Geschichtenerzähler erfindet und so warmherzig über ihn schreibt – muss einfach ein begnadeter Erzähler sein.


    9 von 10 Punkten

  • Grntlemanlike
    Ein Gentleman in Moskau von Amor Towles ist ein besonderer Roman. Eine gute Idee, wie man das Weltgeschehen und die Lage in Russland durch Graf Alexander Rostow miterlebt..


    Der Graf wird 1922 zu lebenslangem Hausarrest verurteilt, da hat er noch Glück, viele Adlige wurden mit dem Tod bestraft.
    Er wohnt zu der Zeit gerade in dem renommierten Hotel Metropol.
    Er bekommt zwar ein kleineres Zimmer und wird im Laufe der Zeit Oberkellner, aber unter den Angestellten wird er geschätzt.
    Er betreut die Gäste mit Nonchalance und durch Gespräche und weil er ein guter Zuhörer ist, kann er uns viel erzählen. Als eine Freundin ihre Tochter Sophia bei ihm lsst, gibt es noch einige besonders eindrucksvolle Situationen.
    Ich hatte Angst das diese Geschichte vielleicht nicht über die ganze Zeit trägt, aber falsch gedacht, der Roman hat mich gefesselt. Der Autor gefällt mir, er konnte mich schon mit seinem Roman „Eine Frage der Höflichkeit“ begeistern.


    Ich habe das Hörbuch gehört. Der Sprecher Hans Jürgen Stockerl war die ideale Stimme für den perfekten Gentleman. Mit seiner sonoren angenehmer Stimme trägt er uns durch den Roman. Die Betonungen sind Gentlemanlike. Amor Towles und Hans Jürgen Stockerl passen gur zusammen.
    Der Roman war ein gutes Lese- und Hörvergnügen. Den Autor werde ich beobachten und auf seinen nächsten Roman warten.

  • „Wie kann jemand sein Leben damit verbringen, auf das Danachkommende zu warten?“ (S. 347)


    Zusammenfassung. Graf Alexander wird in jungen Jahren zu lebenslangem Hausarrest im Hotel Metropol verurteilt. Von da an breitet sich sein Leben in den weitläufigen Fluren des Hotels aus, wo er Freundschaften, Bekanntschaften und Liebschaften schließt und schließlich tatsächlich noch die Liebe seines Lebens findet.


    Cover. Das Bild auf dem Cover gefiel mir sowohl vom Stil als auch vom Motiv her richtig gut. Es passt zum Inhalt so gut und ebenso zur Stimmung des Romans, dass ich wirklich überzeugt war und bin.


    Inhalt. Hach, ich bin begeistert. Auch wenn man zwischendurch kritisieren könnte, dass es etwas lang ist, gelingt es Towles mit diesem Roman so ungeheuer gut, russische Geschichte mit einem Einzelschicksal zu verknüpfen, dass ich aus dem Staunen kaum herauskam. Über weite Teile ist es wirklich interessant und lehrreich, zum Ende hin wird es (für mich unerwartet) auch noch richtig spannend und bietet auf jeden Fall eine Menge Potential zum Mitfiebern.
    Meine Sorge, dass es langweilig werden könnte, weil die Handlung sich hauptsächlich auf die Flure des Hotels beschränkt, wurde jedenfalls nicht erfüllt.
    Und der Schreibstil erst! Die Kombination aus Humor und Ernsthaftigkeit, aus Fokussierung auf eine einzelne Person und dem Blick aufs Ganze, all das hat mich schon während des Lesens wirklich begeistert.


    Personen. Jeder der Figuren hat Persönlichkeit und Charakter, am meisten sticht dabei natürlich der Graf höchstselbst heraus, der wahnsinnig liebenswert ist und mich ein wenig ins Schwärmen verleitete - auf jeden Fall ein wahrer Gentleman.
    Doch auch die anderen Charaktere konnten mich in ihrem Charme oder auch ihrer Boshaftigkeit überzeugen und begeistern.


    Lieblingsstellen. „In ihrer gesammelten Phantasie ist den russischen Meistern offenbar nichts Besseres eingefallen, als dass die Hauptgestalten ihren Konflikt mit Pistolen und einem Abstand von zweiunddreißig Schritten aushandeln.“ (S. 56)
    „Aber das Schicksal hätte nicht den Ruf, den es hat, wenn es nur das täte, was naheliegend scheint.“ (S. 91)
    „Wenn Geduld nicht so oft auf die Probe gestellt würde, wäre sie wohl kaum eine Tugend.“ (S. 151)
    „Es ist eine Aufgabe der Geschichtsschreibung, von einem bequemen Lehnstuhl aus bedeutsame Momente zu identifizieren.“ (S. 180)
    „Aber als der Graf Sofias Spiel hörte, verließ er die Wissenden und betrat das Reich des Staunens.“ (S. 324)
    „In der Bar galt außerdem ab sofort, dass jeder, der alle vier Cocktails hintereinander trinken konnte, das Recht hatte, sich „Patriarch von Gesamtrussland“ zu nennen – sobald er wieder bei Bewusstsein war.“ (S. 330)
    „Die Zeit zwischen dem Aufgeben der Bestellung und dem Eintreffen der Vorspeise ist eine der schwierigsten in zwischenmenschlichen Beziehungen.“ (S. 336)


    Fazit. Indem die letzten 100 Seiten diesem Buch noch das Krönchen aufgesetzt haben, das Fitzelchen, das mir bei einigen anderen Büchern in letzter Zeit fehlte, bin ich absolut und vollends begeistert. Die Charaktere sind toll, die Handlung ist überraschend spannend und die geschichtlichen Hintergründe, die mit so viel Leichtigkeit in das Leben des Grafen eingewoben wurden, sind wirklich interessant.
    Auf jeden Fall ein gutes Buch für alle, die einen Funken Interesse für russische Geschichte besitzen.

  • Ich gehöre leider zur Minderheit, wenn es um dieses Buch geht. Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich Towles‘ „Eine Frage der Höflichkeit“ einfach nur wunderbar fand. Leider leider konnte ich mit diesem Buch so gar nichts anfangen. Ich habe mich regelrecht durchgequält.


    Es ist eine recht behäbige wenn auch wunderschön geschriebene Geschichte eines adligen Russen, der zu Hausarrest in einem Luxushotel verurteilt wird. Dort verbringt er sein halbes Leben. Doch die Welt steht nicht still, sie kommt zu ihm und er wird sogar unverhofft Ziehvater einer Tochter. Russland geht durch seine jüngere Geschichte und der Graf lebt ein beschauliches Leben im Hotel. Amor Towles kann schreiben, keine Frage. Aber hier vermisse ich einfach eine stringente Geschichte. Es werden Episoden aneinandergereiht. Die Figuren entwickeln sich nicht weiter, sie sind so wie sie sind. Sie sind durchweg sympathisch, Graf Alexander ist anbetungswürdig und fast zu gut für diese Welt. Aber ein kleiner Spannungsbogen hätte dieser Geschichte, die ich kaum so nennen mag, da einfach keine wirkliche Entwicklung einer Story passiert, gut getan. Es plätschert auf hohem Niveau dahin und ich muss gestehen, dass ich mich ein wenig gequält habe. Weite Stellen, besonders die um die russischen Funktionäre, habe ich überflogen. Das Buch ist viel zu umfangreich und gefüllt mit Nichtigkeiten. Ja, es ist wunderbar geschrieben und stilistisch von feiner Eleganz, aber das hat mich trotzdem Substanz in der Geschichte vermissen lassen. Ich finde, hier wird großzügig und eloquent übertüncht, dass nur eine kleine triviale Geschichte erzählt wird. Liebe und Freundschaft werden auch in anderen Büchern behandelt, das ist keine Novität und auch hier nicht ungewöhnlich behandelt. Ich empfand es eher so, das gerade der schöne Schreibstil die Story zu etwas adeln soll, was sie nicht ist.


    Da die meisten Leser hingerissen sind von dem Buch, wird meine negative Einschätzung dieses Buches nicht sehr ins Gewicht fallen. Ich hätte das Buch gerne gemocht, aber für mich ist es mehr Schein als Sein. Ich habe mich leider gelangweilt. Da ich denke, dass es an mir liegt, dass das Buch seinen Zweck nicht erfüllt hat, mache ich 5 Eulenpunkte daraus. Aber persönlich war dieses Buch für mich eine Enttäuschung.

    “Wer kleine Kinder und Hunde nicht mag, kann kein schlechter Mensch sein



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  • Man muss sich Zeit nehmen für dieses ruhige Buch und sich vom Autor sanft und liebevoll durch die Geschichte und dieses großartige Hotel in Moskau leiten lassen, dann erlebt man Momente stillen Glücks. Ich habe das Buch eher nichtsahnend und ohne Erwartungen zur Hand genommen - und habe mich die ersten Seiten schwer getan, das gebe ich zu. Aber es dauerte nicht lange, da hatte ich den liebenswürdigen, eleganten, gut erzogenen, gebildeten und lebensklugen Grafen Rostov und seine schrulligen Freunde ins Herz geschlossen. Der Mann jammert nicht, macht das Beste aus seiner skurrilen Situation, trifft zum Glück immer die richtigen Leute und macht stets das Beste aus jeder Situation. Er hält sanftmütig die Fäden in der Hand, man gleitet mit ihm in eine liebenswürdige Affäre, man bestaunt das Geschenk, das ihm erst in Person der kleinen, kecken Nina und dann in Person von deren Tochter an die Seite gespült wird, und so ganz nebenbei werden uns die Augen geöffnet für die Schönheiten der russischen Seele und Kultur, für die politischen Wandlungen im Kreml über die Jahrzehnte - und alles wird uns präsentiert mit großer Raffinesse und augenzwinkernder Ironie. Einfach bezaubernd!

    Volle Punktzahl.

  • Ein Leben im Mikrokosmos


    1922 - 1954 Moskau. Der wohlhabende Graf Alexander Rostov ist 30 Jahre alt und hat mit seinen Gedichten sowie für seine Gesinnung für so viel Unmut gesorgt, dass er 1922 erst zum Tode verurteilt, dann jedoch unter lebenslangen Hausarrest im Luxushotel Metropol gestellt wird. Man sollte meinen, dass einem bei dem Urteil die Decke auf den Kopf fällt, doch Rostov arrangiert sich in einer kleinen Mansarde im 6. Stock seines Arrestdomizils und passt seine Lebensgewohnheiten den Umständen an. Während draußen vor den Hoteltüren der Umbruch mit Krieg und Revolution in der Stadt Einzug hält, macht er sich Gedanken über die Gäste und Bediensteten im Hotel, die ihn mit den nötigen Informationen versorgen, die außerhalb der Hotelmauern stattfinden. Aber auch innerhalb der Hotelwände gibt es einige Schicksale, die ihn zum Handeln zwingen. Er kümmert sich rührend da kleine Mädchen Nina, Jahre später dann um Ninas Tochter Sofia, als Nina verschwindet. All sein Herzblut gibt Graf Alexander Rostov, ein Gentleman der alten Schule, doch am Ende ist immer er der Verlassene, denn während die anderen das Hotel Metropol verlassen, ist er weiterhin dort gefangen.


    Amor Towles hat mit seinem Buch „Ein Gentleman in Moskau“ einen ganz bezaubernden Roman vorgelegt, der den Leser zum einen auf eine Zeitreise durch 30 Jahre Moskauer Politik und Geschichte mitnimmt und zum anderen eine Protagonisten präsentiert, der so einzigartig wie unvergesslich ist. Der Schreibstil ist sowohl flüssig als auch lebendig und elegant, der Autor versteht es auf sehr bildgewaltige Weise, dem Leser das Hotel Metropol sowie dessen Besucher und Bediensteten so eindrucksvoll nahe zu bringen, dass man den Eindruck hat, selbst dort gewesen und die Personen getroffen zu haben. Gleichzeitig wird von der ersten Seite an eine Spannung aufgebaut, die sich während der Geschichte immer mehr steigerte und einem das Buch regelrecht an den Händen klebte, weil man sich nicht trennen wollte. Towles hat seine Handlung nicht nur mit einem interessanten geschichtlichen Hintergrund versehen, sondern lässt den Leser auch an Literaturzitaten, russischen Lebensgewohnheiten und Anekdoten teilhaben. Durch geschickte Wendungen und Überraschungseffekte ist man bei diesem Buch nie sicher, was im nächsten Augenblick auf einen zukommt und gerade das macht die Geschichte so unterhaltsam und einzigartig.


    Die Charaktere sind alle detailliert und liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Mit ihren unterschiedlichen Wesenszügen und Eigenheiten geben sie der Handlung immer wieder ein neues Gesicht. Graf Rostov ist ein charismatischer Gentleman, wie er im Buche steht. Er ist wohlhabend, jedoch wird ihm sein Titel nach dem Urteil aberkannt. Doch er verliert dadurch keinesfalls an Größe, besitzt er doch ein großes Herz und ist vielseitig interessiert. Er ist eine Frohnatur und ein Optimist gleichzeitig, weshalb er seiner prekären Lage so positiv gegenüberstehen kann und in all den Jahren nie den Mut verliert. Bei ihm ist das Glas immer halbvoll, und so nimmt er sich den Gestrandeten ebenso an wie den Angestellten, immer höflich und freundlich, geradezu liebevoll. Er wagt sogar den Ausflug in den Kellnerberuf und freundet sich mit dem Küchenchef Emile an, der ihn mit seinen kunstvollen Speisen immer wieder erfreut. Sämtliche Protagonisten sind aufgrund ihrer eigenen kleinen Episoden eine Bereicherung im Leben von Graf Rostov als auch für die durchaus bunte und liebevolle Handlung.


    „Ein Gentleman in Moskau“ ist eine ganz zauberhafte Geschichte über einen Mikrokosmos, dem Graf Alexander Rostov durch seine Präsenz den Stempel aufdrückt. Liebevoll und mit einigem Humor erzählt, rasen die über 500 Seiten dahin und am Ende fühlt man sich fast selbst zuhause im Hotel Metropol in Moskau mit all den Personen, die über die Jahre dort Einzug gehalten haben, aber in Alexander hat man sich verliebt. Absolute Leseempfehlung für einen Roman der Extraklasse!

    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben"(Oscar Wilde) :)

    "Bücher sind wie Drogen, nur ohne die Gefahr einer Überdosierung" (Karl Lagerfeld)