Arturo Pérez-Reverte: Der Preis, den man zahlt

  • Arturo Pérez-Reverte: Der Preis, den man zahlt
    Insel Verlag 11. September 2017. 295 Seiten
    ISBN-10: 3458177191
    ISBN-13: 978-3458177197. 22€
    Originaltitel: Falcó
    Übersetzerin: Petra Zickmann


    Verlagstext
    Werden Loyalität und Liebe das letzte Wort haben? Oder Verrat und Gewalt? Der virtuose Geschichtenerzähler Arturo Pérez-Reverte hat einen packenden Spionageroman geschrieben und entführt uns in eine zwielichtige Welt, in der jeder seinen Preis zu zahlen hat…
    Der Spion Lorenzo Falcó ist charismatisch, mit allen Wässerchen gewaschen und steht vor der waghalsigsten Mission seines Lebens. Es ist das turbulente Jahr 1936, und er hat den Auftrag erhalten, im südspanischen Alicante einen hochrangigen politischen Gefangenen zu befreien und vor dem sicheren Tod zu retten, eine kriegsentscheidende Aktion. Falcó hat drei Mitstreiter, darunter die undurchsichtige Eva Rengel. Man ist sich nie zuvor begegnet, muss sich aber absolut aufeinander verlassen können. Und während sie sich immer weiter in eine scheinbar bodenlose Situation aus Grausamkeit und Täuschung verstricken, kommen Falcó und Eva sich nahe. Gefährlich nahe, denn schon sehr bald wird deutlich, dass alle Beteiligten ein Doppelspiel betreiben.


    Der Autor
    Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel "Die neun Pforten verfilmt". Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.


    Inhalt
    Im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) bestanden enge Beziehungen zwischen dem Putschisten des Generals Franco, dem nationalsozialistischen Deutschland und deutschen Rüstungsunternehmen. Kurz bevor das Deutsche Reich im Herbst 1936 die Franco-Regierung anerkennen wird, spielt der erste Band von Antonio Pérez-Revertes Agenten-Reihe um Lorenzo Falcó. Es sind chaotische Zeiten, in denen „jede politische Gruppierung ihren eigenen Geheimdienst und ihre eigene Miliz“ hat.


    Das erste Kapitel zeigt bereits Falcós Dilemma auf. Als Agent muss er sich jederzeit auf seine Menschenkenntnis und seine Reflexe verlassen können. Als Befehlsempfänger hat er Aufträge des spanischen Geheimdienstes auszuführen und nicht zu diskutieren. Wie wird er reagieren, wenn Pflicht und Instinkt sich nicht vereinbaren lassen? Auf der Zugfahrt von Paris nach Barcelona soll Falcó eine Frau identifizieren. Er durchschaut die elegante Erscheinung sofort. Sie ist nicht die Dame von Welt, die sie zu sein vorgibt. Seine sorgfältige Beobachtungsgabe ist Lorenzo Falcós Kapital als Mitglied der Spezialeinheit Grupo Lucero. Der nächste Auftrag der Gruppe wird die Befreiung des prominenten Falangisten-Führers José Antonio aus dem Gefängnis von Alicante sein. Dabei arbeitet Falcó u. a. mit einer kleinen lokalen Zelle zusammen, die aus nur drei Mitgliedern besteht, darunter zwei Frauen. Falcó wirkt wie ein als Kavalier verkleideter Schurke, eine Rolle, mit der er bei Frauen offenbar Schlag hat. Fragt sich nun, ob der Mann aus gutem Haus, der als Kadett gleich wieder aus der Marine-Akademie entlassen wurde, seine private und seine dienstliche Sicht auf Frauen miteinander vereinbaren kann. In Spanien ist der zweite Band „Eva“ bereits erschienen.


    Fazit
    Mit Lorenzo Falcó hat Pérez-Reverte eine charismatische Agenten-Figur geschaffen, die das Leben für einen einzigen Spielplatz hält und ihren Kopf bisher offenbar immer gerade rechtzeitig aus der Schlinge ziehen konnte. Mit den Augen Falcós beobachtet der spanische Autor die Ereignisse exakt wie ein Fotograf oder ein Maler ein Model betrachten würde.


    8 von 10 Punkten

  • „Und die Welt ist ein großartiges Abenteuer, das ich mir nicht entgehen lassen will.“ (S. 89)


    Zusammenfassung. Lorenzo Falcó ist ein Mann für die saubere Erledigung schmutziger Geschäfte – und davon bietet das kriegsgeplagte Spanien 1936 genug. Der undurchsichtige neueste Auftrag führt ihn mitten in die „Rote Zone“ und zu einer Gruppe Falangisten im Feindesland. Doch wer arbeitet hier für wen?


    Erster Satz. Die Frau, die sterben sollte, redete seit zehn Minuten.


    Cover. Das Cover bietet eine sehr passende Einstimmung auf das Thema und das Ambiente des Romans und hat mich, die ich ohnehin ein Faible für Züge habe, gleich angesprochen. Was ich außerdem mag, ist die Rückansicht der Dame auf dem Foto. Ich habe gerne ein eigenes Bild der Protagonisten meiner Bücher im Kopf.


    Inhalt. Dem Setting und der Idee geschuldet ist dieser Roman natürlich ausgesprochen spannend. Alles ist undurchsichtig und gerade in den Kriegswirren noch undurchschaubarer als es ohnehin schon wäre.
    Es gibt eine oder zwei Szenen, die ich sehr kritisch sehe, in denen unser werter Protagonist eine Dame unter der Zuhilfenahme körperlicher Überlegenheit zum Geschlechtsverkehr überzeugt. Dabei missfällt mir die Darstellung, dass das schwache Frauchen es ja im Grunde auch die ganze Zeit wollte und sich nach Zögern und Zaudern willig in seine Arme stürzt, doch massiv.
    Wenn man jedoch davon (und von den teils seltsamen Überschriften) absieht, ist „Der Preis, den man zahlt“ in meinen Augen rundum gelungen.


    Personen. Mit dem Protagonisten Falcó gelingt es Pérez-Reverte meiner Meinung nach ganz ausgezeichnet, den Blick des Lesers auf das Geschehen einzuordnen: Es gibt keine Seite, auf die man sich schlagen möchte, weil irgendwie niemand der Beteiligten Gutes im Schilde führt. Man ist also geneigt, sich eine beobachtende Perspektive zu eigen zu machen, denn seien wir mal ehrlich: Auf welche Seite würde man sich stellen, wenn die Auswahl zwischen nationalistischen Falangisten und einem sozialistischen Durcheinander, dass das Land ins Chaos stürzt, besteht?
    Auch die anderen Figuren sind entsprechend ihrer Position sympathisch oder unsympathisch, aber in beiden Fällen authentisch.


    Lieblingsstellen. „Dieselbe Treppe führte auch nach unten in ein Kellergeschoss von düsterem Ruf in jenen Tagen, wo es eine Hintertür gab, durch die in den frühen Morgenstunden Gefangene mit gefesselten Händen – Gewerkschafter, Kommunisten, Anarchisten und andere republikfreundliche Leute – herausgeschafft wurden, um wenige Stunden später tot in La Orbada im Gebüsch oder vor der Friedhofsmauer zu liegen. Die örtlichen Gerichtsmediziner, die keine Lust hatten, sich mit heiklen Einzelheiten in Schwierigkeiten zu bringen, pflegten diesen Leichen schlicht Tod durch Schusswaffe zu bescheinigen.“ (S. 46)
    „Man sollte sich stets auf die wahrscheinlichste Hypothese einstellen, aber Vorkehrungen für die gefährlichste treffen.“ (S. 134)
    „„So ist dieser Krieg.“ „Ja, zu dreckig. Es macht einen fertig, so dreckig ist er.“ „Das ist jeder Krieg. Ich habe schon einige erlebt. Oder vielleicht ist es auch immer der gleiche.““ (S. 164)


    Fazit. Kleine Kritikpunkte und das Fehlen des Sahnehäubchens verhindern, dass ich vollends begeistert bin, doch ein spannender, interessanter und mitreißender Roman ist „Der Preis, den man zahlt“ in jedem Fall.

  • Originaltitel: Falcó
    Der Autor (Quelle: Buecher.de)
    Arturo Perez-Reverte, geboren 1951 in Cartagena, gilt seit Mitte der achtziger Jahre als einer der größten spanischen Autoren. Über zwanzig Jahre hat er als Journalist gearbeitet, bevor er erste Romane schrieb, die schon bald mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnete Bestseller wurden. Sein Roman "Der Club Dumas" wurde 1999 von Roman Polanski unter dem Titel "Die neun Pforten" mit Johnny Depp in der Hauptrolle verfilmt.


    Produktinformation (Quelle: Amazon)
    Gebundene Ausgabe: 295 Seiten
    Verlag: Insel Verlag; Auflage: 2 (10. September 2017)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3458177191
    ISBN-13: 978-3458177197
    Originaltitel: Falcó


    Besseres erwartet
    Das Buch beginnt damit, dass Lorenzo Falco einem ‚Kollegen‘ im Zug sagt, dass es die richtige Frau ist…
    Dann liest man, wie Falco bei seinem Vorgesetzten dem Admiral einen neuen Auftrag erteilt bekommt, der ihn nach Alicante führt…
    Dafür werden ihm noch ein paar Menschen zur Seite gestellt, unter anderem Gines Montero und seine Schwester Cari, sowie Eva…
    Und dann entlarvt Eva einen Verräter… Und das können sie nicht durchgehen lassen…
    Als dann der ganze Plan geändert wird, ist Falco ziemlich sauer…
    Wer ist diese Frau im Zug? Was passiert mit ihr? Was ist das für ein Auftrag? Warum braucht er dazu Unterstützung? Wer ist der Verräter? Ist er wirklich einer? Und was passiert mit ihm? Warum wird der Plan geändert? Was wird geändert? Warum ist Falco deshalb so sauer? Was passiert in Alicante? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung
    Es ist das erst Buch dieses Autors, das ich bisher gelesen habe. Und schon am Anfang war ich etwas verwirrt? Wozu das mit der Frau im Zug? Zu was war das gut? Dann die Brutalität mit der immer vorgegangen wurde. Für mich war Lorenzo Falco ein vielfacher Mörder und sonst nichts. Nur einmal im Buch wäre er mir beinahe sympathisch geworden, aber nur beinahe. Ebenso war es mit Eva, auch sie konnte meine Sympathie nicht wecken. Die Geschichte war nur mäßig spannend. Das Buch spielt im spanischen Bürgerkrieg, ist also historisch, doch wurde weder am Anfang noch am Ende des Buches die historischen Elemente erklärt. Ich weiß nicht, was wirklich passiert ist, bzw. was der Autor erfunden hat. Auch ein Personenverzeichnis wäre hilfreich gewesen, doch auch das fehlt. Ich habe mir von diesem Buch eigentlich etwas anderes erwartet. Nicht die Änderung des Planes, die eigentlich alles auf den Kopf gestellt hat. Doch ist das Buch dadurch auch nicht spannender geworden. In die Protagonisten konnte ich mich nicht hineinversetzen. Auch fiel es mir schwer wirklich in die Geschichte hinein zu kommen. Ein Buch, das man lesen kann, aber definitiv nicht muss. Ich jedenfalls werde mir den nächsten Band mit Sicherheit nicht kaufen. Den Satz auf der Rückseite des Buches: ‚Ganz große Erzählkunst!‘ empfinde ich als Witz. Und Spionageromane habe ich schon wesentlich bessere gelesen. Eine Leseempfehlung kann ich hier nicht aussprechen.

  • Buchmeinung zu Arturo Perez-Reverte – Der Preis, den man zahlt


    „Der Preis, den man zahlt“ ist ein Roman von Arturo Perez-Reverte, der 2017 in der Übersetzung von Petra Zickmann im Insel Verlag erschienen ist. Der spanische Originaltitel lautet „Falco“ und ist 2016 in Spanien erschienen.


    Zum Autor:

    Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.


    Klappentext:

    Der Spion Lorenzo Falcó ist charismatisch, mit allen Wässerchen gewaschen und steht vor der waghalsigsten Mission seines Lebens. Es ist das turbulente Jahr 1936, und er hat den Auftrag erhalten, im südspanischen Alicante einen hochrangigen politischen Gefangenen zu befreien und vor dem sicheren Tod zu retten, eine kriegsentscheidende Aktion. Falcó hat drei Mitstreiter, darunter die undurchsichtige Eva Rengel. Man ist sich nie zuvor begegnet, muss sich aber absolut aufeinander verlassen können. Und während sie sich immer weiter in eine scheinbar bodenlose Situation aus Grausamkeit und Täuschung verstricken, kommen Falcó und Eva sich nahe. Gefährlich nahe, denn schon sehr bald wird deutlich, dass alle Beteiligten ein Doppelspiel betreiben.

    Meine Meinung:

    Lorenzo Falco ist ein überzeugter Spion, aber nicht wegen seiner Überzeugungen, sondern wegen der Möglichkeiten, die ihm dieser Beruf bietet. Er ist ein Opportunist und moralische Hemmungen hat er nicht. Wenn es so sein soll, dann tötet er Menschen, weil es der Auftrag erfordert oder auch nur, weil diese zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Er arbeitet für die Nationalen im spanischen Bürgerkrieg, aber es könnte auch die andere Seite sein. Das interessiert ihn nicht besonders. Er ist ein Profi und fühlt sich den Idealisten, mit denen er es zu tun hat überlegen. Seine Sicht auf die Dinge ist schonungslos und doch nachvollziehbar. Die Idealisten auf beiden Seiten bringen Gefühle und Hass ins Spiel. Für jeden eigenen Toten, muss ein Anhänger der Gegenseite sterben. Dies ist für den kalten Profi sinnlos. Er weiß, dass sein Beruf jederzeit zu seinem Tod führen kann und er akzeptiert das. Für ihn ist sein Leitoffizier fast so etwas wie eine Vaterfigur, der man allerdings nicht immer vertrauen kann. Verrat gehört zum Job und es kann auch ihn jederzeit erwischen.

    Eine Stärke des Buches ist die atmosphärisch dichte Beschreibung der Zustände im bürgerkriegsgeplagten Spanien. Allgegenwärtig sind Leid und Tod und der Freund von gestern kann schon heute dein größter Feind sein. Falco ist wie gemacht, um in diesen Sumpf zu überleben. Er ist ein Scheusal und doch kann man ihn akzeptieren. Durch sein besonderes Verhältnis zu seinem Leitoffizier erhält man auch einen Einblick in die Angelegenheiten der Führungsoffizierre. Sie sind vielleicht noch verkommener wie die einfachen Spione und mit Eva ändert sich für Lorenzo Falco einiges.

    Dem Autor gelingt es bei mir sogar so etwas wie Sympathie für seine Hauptfigur zu wecken, auch wenn diese kurze Zeit später einer harten Prüfung unterzogen werden muss. Und tatsächlich handelt Lorenzo für mich nachvollziehbar. Man fiebert mit ihm mit und merkt, dass nicht Alles, war er tut, von ihm für gut gehalten wird. Sehr gefallen haben mir die Stellen, an denen Lorenzo über die Verhältnisse in Spanien nachdenkt und seine Sicht der Dinge offenbart. Auch gelingt es dem Autor Mechanismen zu beschreiben, die im Bürgerkrieg wohl nicht vermeidbar sind. Und der Autor zeigt, dass in einem Bürgerkrieg beide Seiten behaupten, die Guten zu sein und doch das Böse tun.

    Die Sprache ist einfach und klar, so als ob eine belanglose Geschichte erzählt wird. Die steht im Gegensatz zu den geschilderten Gräueltaten und passt doch vorzüglich.


    Fazit:

    Dieser Roman hat mich von Anfang an gefangen genommen. Die charismatische Hauptfigur, die atmosphärisch dichte Darstellung und die schonungslose Darstellung der Abläufe machen es zu einem Highlight. Ich vergebe fünf von fünf Sternen (10 von 10 Punkten) und spreche eine dicke Empfehlung für den historisch interessierten Leser aus.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln