Die zehnjährige Stefanie sammelt Wörter, die sie je nach Länge sortiert; von den langen Wörtern glaubt sie, später, wenn sie Schriftstellerin sein wird, mehr Geld mit ihnen zu verdienen. Zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Sandra, der alkoholabhängigen, leicht despotischen Mutter und dem Stiefvater lebt sie in einer Reihenhaussiedlung. Lebensmittelpunkt sind die Freundinnen Anne und Steffi zwo, die Brockhaus-Bände mit den interessanten Anfangsbuchstaben (P und V), später Katzen-Kater Musch, bei dessen Kastration Stefanie assistieren darf.
Silke Porath erzählt unprätentiös und genau beobachtend von den letzten Kindheitsmomenten vor der Jugend, die mit dem titelgebenden Bären beginnt, einer hübschen Metapher für die Schmerzen der ersten Menstruation. Das Buch lebt von kleinen Dramas und Freuden, wirkt zuweilen ein wenig berichtshaft, meistens aber sehr liebevoll und vereinnahmend. Entgegen der Erwartung ob Titel und Andeutungen im ersten Teil bleiben Mißbrauch oder ähnliches ausgespart, wenn auch der Ausklang der Kindheit mit einer großen menschlichen Tragödie eingeläutet wird.
Ein großes kleines Buch, dessen einziger Mangel im etwas nachlässigen Satz besteht.