Erich Kästner - Das Blaue Buch. Geheimes Kriegstagebuch 1941-1945

  • Titel: Das Blaue Buch. Geheimes Kriegstagebuch 1941-1945

    Autor: Erich Kästner

    Verlag: Atrium

    Erschienen: Februar 2018

    Seitenzahl: 406

    ISBN-10: 3855350191

    ISBN-13: 978-3855350193

    Preis: 32.00 EUR


    1933 wurden die Werke von Erich Kästner von den Nationalsozialisten verboten und er selbst mit einem Schreib- und Publikationsverbot belegt.


    In der Zeit von 1941 bis 1945 führte Kästner dann ein geheimes Tagebuch, versteckt das „Blaue Buch“ zwischen den rd. 4000 Bänden seiner Bibliothek. Zudem fertigte er seine Aufzeichungen aus Sicherheitsgründen stenographisch an.


    Kästners Motivation bestand darin, der Nachwelt nach dem Krieg mitzuteilen, was in Deutschland abgelaufen war und wie die Menschen während der Zeit des Dritten Reiches dort gelebt hatten. Aber es ging ihm auch darum, seine Gedanken und Empfindungen aufzuschreiben.


    Kästner ein Meister des hintergründigen Humors wird in seinen Aufzeichnungen zunehmend zynischer und sarkastischer. Er nennt die Dinge klar beim Namen, prangert an und versucht immer eine gewisse Distanz zum Geschehen zu bewahren. Natürlich gelingt ihm das nicht immer. Zu sehr ist er selbst in dieser dunklen Zeit gefangen. Er sieht Deutschland in erster Linie selbst als ein besetztes Land, nicht als ein Land der Eroberer und Herrenmenschen. Trotzdem sieht auch er die Kriegsschuld ausschließlich bei Hitler und seinen Vasallen. Auch Deutschland war ein Opfer der Nationalsozialisten. Darüber kann man sicher ausgiebig diskutieren, aber darum geht es jetzt nicht. Es geht um die Ansichten und Ausführungen von Erich Kästner.


    Dieses Buch ist ein hochinteressantes Zeitdokument. Vorangestellt ist ein sehr ausführliches Vorwort. Zudem findet man am Ende des Buches Roman-Notizen, Beilagen, ein Roman-Konvolut I und II, Ausführungen zur Textgeschichte und Edition sowie ein ausführliches Literaturverzeichnis und ein nicht minder ausführliches Personenglossar und -register.


    Die Herausgeber bezeichneten dieses Buch als einen „erschütternden Bericht aus dem Inneren des Dritten Reiches“ und treffen es damit sehr genau.


    Sehr lesenswert – 9 Punkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich hab es mir günstiger gebraucht gekauft.... Im Moment habe ich gerade mal das ausführliche Vorwort un ddie ersten paar TAgebucheinträge gelesen.

    Das Vorwort fand ich sehr spannend, da es auch die Beweggründe diesen einen großen Roman über das deutsche Reich eben dann doch nicht mehr zu schreiben, versucht zu erklären.


    Ich bin schon sehr auf den Rest des Buches gespannt.

  • =O Da wird es wohl noch ein wenig dauern, bis ich hierzu bereit bin bzw. bis dieses Buch in einer etwas günstigeren Ausgabe erhältlich ist. :rotekarte

    Im Februar 2021 xexos wird es als Taschenbuch für immerhin 16 Euro veröffentlicht.

    ASIN/ISBN: 3038820261

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Danke für die Empfehlung. Mal schauen, ob das gebundene Buch oder das Taschenbuch bei mir einziehen wird.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Erich Kästner ist uns allen ein Begriff. Besonders seine Kinderbücher wie Emil und die Detektive, Pünktchen und Anton, Das doppelte Lottchen und mehr haben uns wohl alle in der einen oder anderen Art begleitet. Doch Kästner hat auch anderes geschrieben und wollte nach dem Krieg eigentlich einen großen Roman über Deutschland während des Nationalsozialismus herausbringen. Dafür führte er ab 1941 auch ein geheimes Tagebuch, das er in einem sogenannten Blindband schrieb. Ebenso sammelte er dort Ideen für weitere Romane. Das Tagebuch überlebte den Krieg tatsächlich und schildert das Leben Kästners in der Zeit von 1941 bis kurz nach Kriegsende 1945. Man muss dem Ganzen zugestehen, dass es mit dem Hintergrund geschrieben wurde, später einmal einen Roman daraus zu machen. So drehen sich die Einträge meist um das politischer Geschehen und nur wenig um das Alltagsleben Kästners direkt. Seine eigenen Gefühle lässt er meist außen vor.


    Das Buch zerfällt in zwei Hälften: Einmal die Tagebucheinträge und dann die Romannotizen. Ersteres fand ich sehr interessant, besonders auch die Kommentierungen am Rande des Textes. Sicher unterbrachen diese den Lesefluss, ordneten aber die Einträge noch einmal zusätzlich ein. Auch die einführende Einleitung dazu war für mich recht aufschlussreich. Hier wird auch erklärt warum es vermutlich nach dem Kriege eben nicht mehr zu dem "großen" Roman gekommen ist. Die Notizen zu den Romanen fand ich jetzt nicht so interessant, dafür sind sie einfach zu stichpunktartig und wiederholten sich auch immer wieder. Für Kästner waren diese Notizen sicher hilfreich, für einen Leser sind sie wohl eher nur dann interessant, wenn man sich intensiv mit dem Autor beschäftigt.

    Zusätzlich sind dem Buch zwischendrin Zeitungsausschnitte und handschriftliche Notizen beigefügt, die Kästner als aufhebenswert betrachtete.


    Für mich war dieses Buch sehr interessant, hat es doch wieder einige Mosaiksteinchen zu meinem Bild von Erich Kästner hinzugefügt. Die Ausstattung des Buches mit einem Leineneinband tat sein übriges um auch das haptische Vergnügen zu bereichern.


    8 von 10 Punkte