'Der Engel mit der Posaune' - Prolog - Kapitel 02

  • Über die Frage der Übersetzung hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht - aber klar, das Buch ist ursprünglich in englischer Sprache erschienen.

    Genau so ist es. 1944 ist der Roman in Englisch erschienen, 1946 in Deutsch. Also habe ich die gleichen Schlüsse wie Ihr gezogen: Es muss sich hier um eine Übersetzung handeln. Dann habe ich mich gefragt, wie klingt eigentlich der wienerische Dialekt auf Englisch? :gruebel Deshalb habe ich im Internet in das Buch "The Vienna Melody" hineingelesen. Eine Übersetzung von 2015! Ein Blick in meine deutsche Ausgabe zeigte mir, es wird kein Übersetzer genannt! Die Erstausgabe 1944 hatte übrigens auch den Titel "The angel with the trumpet". Laut OCLC World Cat wurde das Buch von Elizabeth Reynolds Hapgood übersetzt.


    Folglich muss Ernst Lothar in seiner Muttersprache geschrieben haben. Wir haben keine Übersetzung vor uns liegen! ;)

  • Rumpelstilzchen

    Kann sein. Ich bin immer noch überrascht von mir selbst, daß ich freiwillig ein Buch lese, das zumindest teilweise bis ins Dritte Reich hinein geht. Ich "fürchte", da wird das Thema Werte noch eine gehörige Dimension bekommen, vor allem, wenn man im Hinterkopf hat, daß Henriette aus jüdischen Elternhaus stammt.


    Auf Grund von Brigittes Ausführungen habe ich nochmals die Deutsche Nationalbibliothek etwas genauer befragt und die erste deutsche Ausgabe gesucht. Die erschien 1946 in den USA (hier der Link zum Datensatz der DNB). Dort steht: "Erschien zuerst in engl. Übers.". Brigitte hat also recht, Lothar hat auf Deutsch geschrieben, und die Erstausgabe ist eine Übersetzung. Das paßt auch zu der Sprache.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Folglich muss Ernst Lothar in seiner Muttersprache geschrieben haben. Wir haben keine Übersetzung vor uns liegen!

    Vielen Dank für die Aufklärung.:) So macht das für mich Sinn.

    Mir kam das Ganze schon recht unlogisch vor, dass ein österreichischer Autor in Englisch geschrieben haben sollte und das danach wieder ins Österreichische übersetzt wird.:pille

  • Da ich aus beruflichen Gründen leider nicht zu mehr als dem Prolog gekommen bin, einige erste Eindrücke.


    Was für eine Sprache! Ich bin begeistert, mal wieder ein Buch vor mir zu haben, bei dem der Autor in einer Leichtigkeit und Versiertheit mit den Möglichkeiten der deutschen Sprache umgeht, dass es eine Freude ist - wenn auch kein „Easy Reader“. Die österreichischen Anteile daran sind „charmaaant, gnä‘ Frau“ und authentisch. Da ich diese Woche mit einem Österreicher gearbeitet habe, kommt das noch mehr zu tragen.


    Die Art und Weise wie uns die Charaktere vorgestellt werden, ist sehr interessant. Ich meine mich zu erinnern, dass das sogar im Film so war. Interessanterweise kommen bei mir beim Lesen Filmteile ins Gedächtnis, obwohl ich diesen Film vor ca. 35 Jahren gelesen habe.


    Ich bin schon sehr gespannt!

  • Immerhin, und diese Spitze kann ich mir nun nicht verkneifen, gab es damals - im Gegensatz zu heute - überhaupt ein Wertesystem. Ich weiß, ich weiß, heute gibt es angeblich auch eines. Das heißt "alles ist gleich gültig". Für mich ist das aber eher ein Unwert denn ein Wert.

    Als Frau bin ich ganz froh, nicht damals gelebt zu haben ;)

  • Was für eine Sprache! Ich bin begeistert, mal wieder ein Buch vor mir zu haben, bei dem der Autor in einer Leichtigkeit und Versiertheit mit den Möglichkeiten der deutschen Sprache umgeht, dass es eine Freude ist - wenn auch kein „Easy Reader“.

    :write Ich bin inzwischen etwa bei der Hälfte und stilistisch bleibt es auf dem Niveau. Wirklich eine Wohltat, so gutes Deutsch zu lesen.


    Als Frau bin ich ganz froh, nicht damals gelebt zu haben

    Ob ich mit meinen Einstellungen und Überzeugungen damals glücklich gewesen wäre, steht auch in den Sternen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")