'Der Garten des Grauens' - 1. Buch

  • Blasius scheint ein Tunichtgut zu sein. ... Was denkt ihr?

    Ich halte Blasius für einen blasierten (sic!) Affen ohne größere Substanz. Die älteren Brüder haben vermutlich etwas gerissen, verwalten das Familienvermögen oder helfen beim Aufbau des Empires, während der Kleine rumhängt und sich ganz toll findet. Ich hätte auch darauf gewettet, dass er sich Fedora greift und möglicherweise sogar schwängert, aber der Tod war schneller.


    Was mich erstaunt, ist die Kritiklosigkeit, mit der Tinnek ihn und sein egozentrisches Handeln schildert. Entweder kommt da noch eine überraschende Wende, oder er findet dieses Benehmen für einen Angehörigen des mittleren Landadels nur angemessen. Ich befürchte Letzteres. :(

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Mir macht die bleiche Lady Lucinda etwas Sorgen. Hoffentlich ist sie nicht krank (Schwindsucht oder so).

    Bestimmt nicht! Wie ich schon oben schrieb, frönt sie bestimmt dem Alkohol oder - wahrscheinlicher - Drogen (in Form von Laudanum). Warum sonst diese Geheimnistuerei? Ständig schließt sie sich ein und wirkt verändert, wenn sie wieder aus ihrem Zimmer tritt. Allein die Köchin, Mrs Hodkins, scheint das Geheimnis zu teilen und daraus einige Vorteile zu schlagen. Achtet darauf, wie sonderbar die beiden miteinander umgehen!

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Bisher erinnert es mich an die klassischen englischen Schauerromane. Titel des Buchs, der Schauplatz und die bisherige düstere Atmosphäre passen perfekt. Vielleicht in Richtung Schauerromantik.



    Das sehe ich ganz genauso. Ein guter altmodischer Schauerroman.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Beim ersten Abschnitt fällt mir auf, dass niemand Betty aufzufallen scheint??? Okay, Sie wird nur am Rande als Zofe Fedoras erwähnt aber ist sie doch schon sehr nah an ihr dran gewesen. Eifersucht, Neid, wad auch immer könnte dich such ein Mitiv gewesen sein?

    Ich tippe eher auf etwas Persönliches zwischen den beiden. Bauchgefühl. Dabei muss es nicht einmal direkt mit dem Mord zu tun haben, aber es könnte der ganzen Geschichte eine neue Dimension verleihen. Sind wirklich alle handelnden Personen, was sie vorgeben zu sein? Betty eine Zofe, Ramsley ein Butler, Jones ein Gärtner, Mrs Hodkins eine Köchin? Lady Lucinda wüsste uns sicher mehr mitzuteilen, aber leider schweigt sie. Ich persönlich vermutet, dass mindestens eine/r der Genannten unter falscher Identität lebt und die Lösung des Mordfalls damit zu tun hat. Geister aus der Vergangenheit, sage ich nur. :kreuz

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Bestimmt nicht! Wie ich schon oben schrieb, frönt sie bestimmt dem Alkohol oder - wahrscheinlicher - Drogen (in Form von Laudanum). Warum sonst diese Geheimnistuerei? Ständig schließt sie sich ein und wirkt verändert, wenn sie wieder aus ihrem Zimmer tritt. Allein die Köchin, Mrs Hodkins, scheint das Geheimnis zu teilen und daraus einige Vorteile zu schlagen. Achtet darauf, wie sonderbar die beiden miteinander umgehen!

    Ich tippe auch auf Laudanum:grinDie Köchin und ihre Herrin verbindet eine gewisse Abhängigkeit, und damit meine ich nur die finanzielle. Lady Lucinda lässt ihr so viel durchgehen, auch an verbalen Frechheiten. Ich vermutete ein Geheimnis oder eine Abhängigkeit. Wer weiß, was Mrs. Hoskins von ihr weiß...

    Ich muss mal ein Bisschen an mich halten, denn ich habe ja schon zu Ende gelesen:unschuld

  • Ich persönlich vermutet, dass mindestens eine/r der Genannten unter falscher Identität lebt und die Lösung des Mordfalls damit zu tun hat. Geister aus der Vergangenheit, sage ich nur. :kreuz

    Die Idee ist gut.

    Willst du nicht mal Krimis schreiben oder Privatdetektiv werden:wave

    Sie verbergen alle irgendetwas, und wir zerren es ans Licht.

  • Was mich erstaunt, ist die Kritiklosigkeit, mit der Tinnek ihn und sein egozentrisches Handeln schildert. Entweder kommt da noch eine überraschende Wende, oder er findet dieses Benehmen für einen Angehörigen des mittleren Landadels nur angemessen. Ich befürchte Letzteres. :(

    Ich habe das auch als der Entstehungszeit geschuldet eingeordnet. An irgendeiner anderen Stelle haben wir das schonmal festgestellt. Tinnek findet daran, glaub ich, wirklich nichts kritisierenswert.

  • Ich habe das auch als der Entstehungszeit geschuldet eingeordnet. An irgendeiner anderen Stelle haben wir das schonmal festgestellt. Tinnek findet daran, glaub ich, wirklich nichts kritisierenswert.

    Auf mich wirkt das wie ein Sittengemälde und Tinnek stellt zumindestens im Buch nichts daran infrage. :-(

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Ja, mir fällt nur spontan kein Titel ein. Hatte mal ein Seminar "British Life and Letters, 18th Century", da gab es schon auch kritische Stimmen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Ich tippe eher auf etwas Persönliches zwischen den beiden. Bauchgefühl.

    Meinst du, die beiden haben ein Verhältnis? Das wäre ja der Knaller. Aber eigentlich traue ich dem doch sehr in seiner Zeit verhafteten Tinnek so viel Fantasie gar nicht zu.


    Zum inflationären Gebrauch von Adjektiven:

    Ich finde, dass Tinnek es schafft, durch die Vielzahl der Adjektive und Bilder eine ganz intensive Stimmung zu erzeugen. Außerdem untermalen sie ganz deutlich, wie seine Figuren denken. Ich weiß nicht, ob ich das sonst so erkannt hätte. :help

    Wenn er zum Beispiel schreibt, dass Jones Worte "so voller Leben gesprochen" waren, wird ganz deutlich, wie ernst es ihm ist. (S.28).

    Oder zwei Seiten weiter: "Sie sah zu, wie sich seine schwarze, in der Dämmerung zu erahnende Silhouette durch die noch nach Sommer duftenden Rosensträucher bewegte."

    Ich finde die Sprache so toll!

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Eher weil wir vieles als normal empfinden, was damals ganz anders wahrgenommen wurde und diese Bücher heute weniger gelesen werden.


    Charles Dickens hat deutliche Kritik in all seinen Romanen geübt, Elizabeth Gaskell ebenso, ihre Bücher über das Dorf Cranford wurden vor kurzem von der BBC verfilmt. George Eliot fällt mir noch ein und auch in Mary Shelleys "Frankenstein" wird die bigotte Gesellschaft jener Zeit deutlich angeprangert.


    Mehr fällt mir gerade nicht ein. :grin

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • :-)


    William Morris ist hier kaum bekannt, hat damals in Großbritannien viel bewegt. Ich finde es immer total interessant, wie die ganzen Verflechtungen waren, auch bei Mary Shelley.


    Mein Exemplar von "Der Garten des Grauens" ist endlich wieder aufgetaucht - war in Edinburgh hinter das Bett gerutscht und sollte nächste Woche hoffentlich bei mir eintreffen. :-)

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  • Eher weil wir vieles als normal empfinden, was damals ganz anders wahrgenommen wurde und diese Bücher heute weniger gelesen werden.


    Charles Dickens hat deutliche Kritik in all seinen Romanen geübt, Elizabeth Gaskell ebenso, ihre Bücher über das Dorf Cranford wurden vor kurzem von der BBC verfilmt. George Eliot fällt mir noch ein und auch in Mary Shelleys "Frankenstein" wird die bigotte Gesellschaft jener Zeit deutlich angeprangert.


    Mehr fällt mir gerade nicht ein. :grin

    Du machst mich fertig!;)Was ich jetzt alles wieder lesen muss...

    Mal schauen, was die Bibliothek hat. Danke sehr!:kiss

  • Meinst du, die beiden haben ein Verhältnis? Das wäre ja der Knaller. Aber eigentlich traue ich dem doch sehr in seiner Zeit verhafteten Tinnek so viel Fantasie gar nicht zu.

    Um Gottes willen, nein! :lache Ich dachte mehr an eine gemeinsame Leiche im Keller, Erpressbarkeit oder ähnliche Verstrickungen.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann