'Lunapark' - Seiten 089 - 166

  • Ich bin ja nun etwas vorgeprescht. Die Ermittlungen liegen ja bei Staatspolizei und Mordkommission, wobei Gereon da nicht sehr glücklich ist und es versteht sich 2 Tage unsichtbar zu machen und seine eigene Spur zu verfolgen.

    Ich bin ja wirklich gespannt, wie die Kommunistenspur zu den tatsächlichen Tätern führen wird. Gräf will ja unbedingt als "besserer" Ermittler dastehen ist allerdings gezwungen der Parteilinie treu zu bleiben. Ob seine Homosexualität ihm noch in die Quere kommen wird? Sicher gibt es über all Neider und Leute die denunzieren um Erfolg zu haben.

  • Ich bin gespannt, wie lange Gedeon Rath noch seine naive Vorstellung von sich selbst als "unpolitischen" Polizisten aufrechterhalten kann. Das hat mich schon im letzten Band ganz fassungslos gemacht.


    Er geht mit offenen Augen durch die Welt und will das nicht wahrhaben, was geschieht.

    Irgendwie unfassbar auch die Naivität des bürgerlichen Lagers, die meinten, Hitler und seine Leute ganz einfach wieder absetzen zu können.


    Kutscher geling es gut, die beängstigende Atmospähre zu beschreiben.

  • Nun ja, aus unserer Sicht der Dinge und der Zeit ist es vielleicht einfacher zu sehen, wie der Hase läuft. Damals hatte man sich vielleicht wirklich Hoffnung gemacht und gedacht, Hitler und seine Gehilfen könnten einfach wieder abgesetzt werden. Seine Frau ist ja das genaue Gegenteil so wie sie, müssen sich damals viele gefühlt haben, machtlos, wie der Rufer in der Wüste.

  • Diese Hoffnung hatte man sicher - allerdings musste man dann auch ziemlich blind gegenüber der massiven Umgestaltung in allen öffentlichen Bereichen sein. Im Vorgängerband wird ja bereits geschildert, wie schnell alle wichtigen Stellen mit Parteigängern der Nazis besetzt wurden.

    Nicht nur in Berlin - das geschah überall.

  • Ich bin gespannt, wie lange Gedeon Rath noch seine naive Vorstellung von sich selbst als "unpolitischen" Polizisten aufrechterhalten kann. Das hat mich schon im letzten Band ganz fassungslos gemacht.

    Ich glaube, so langsam aber sicher merkt er, dass das auf die Dauer nicht funktionieren wird, angefangen beim "Deutschen Gruß", da fragt er sich ja selbst, wie lange er da mit seiner "Wischiwaschi-Variante" noch durch kommt und das Mordermittlungen nicht mehr in erster Linie den Mörder überführen sollen, das dürfte ihm mittlerweile auch klar sein.

  • Geschieht Kaczmarek ganz recht, dass er an dem Glasauge erstickt ist. Das Auge des Chauffeurs geht dann sicher auch auf sein Konto.

    Charly wird verhaftet, einfach mal so, weil die SA es kann. So gruselig.


    In unseren Kommentaren wie auch im Buch nimmt die damalige politische Situation eine viel größere Rolle ein als der Kriminalfall, um den es eigentlich geht. Eben nur eigentlich, denn alles ist inzwischen zur Politik geworden. Nur Gereon schwebt immer noch auf seiner Wolke und leugnet die Realität.

  • In diesem Band fällt es mir besonders auf, wie wenig sich Gereon mit der Realität außerhalb seiner Kriminalfälle beschäftigt.

    Schon im letzten Band, als er geholfen hat, dem Vize-Polizeipräsidenten zur Flucht zu verhelfen, dachte ich, es müssten ihm mal die Augen aufgehen.

    Und auch sein Vater müsste ihm zu denken geben.

    Eine seltsame Blockade hat er da.

  • Ich lese gerade von Asta Scheib ihre Kindheitserinnerungen, direkt nach Kriegsende, wie die Leute in ihrem Dorf noch den Zeiten nachhängen, einen sieht sie das nachts vor dem Führerbild stehen, das Deutschlandlied auf Platte laufend, und in Tränen aufgelöst.

    Und da wundert man sich, dass in den frühen Dreißigern viele begeistert waren? Und wenn nicht das, zumindest nicht gewarnt? Nie wieder??? Die Zeiten, als ich das geglaubt habe sind momentan nicht danach.

  • Bislang gibt es ja noch gar keinen Kriminalfall. Kaczmarek hat sich selbst getötet, indem er ein Glasauge verschluckte. Geschah ihm recht.


    Rath ist weiterhin naiv und politisch blind. Allein schon mit der Einführung des Ermächtigungsgesetzes und Aufhebung der Gewaltenteilung konnte man das eigentlich nicht mehr sein. Aber die Leute hatten gerade Arbeitslosigkeit und Armut erlebt und erhofften sich nun bessere Zeiten.


    Viel schlimmer finde ich, dass es auch heutzutage Menschen gibt, die diese Zeiten und Zustände zurückhaben wollen. Furchtbar, wenn man so einem Terrorregime hilflos ausgeliefert ist. Charly ist nun schon in Haft, Gereon wird das sicher auch noch erleben. Und bei Gräf sehe ich ganz schwarz.

  • Bislang gibt es ja noch gar keinen Kriminalfall. Kaczmarek hat sich selbst getötet, indem er ein Glasauge verschluckte. Geschah ihm recht.

     

    Na ja, er wurde ja auch noch schlimm verprügelt. Wenn er nicht an dem Glasauge erstickt wäre, wäre er vielleicht an den anderen Verletzungen gestorben.

  • Wäre er nicht erstickt, hätte ihn eventuell auch keiner verprügeln können. Er war ja recht kräftig und kampferprobt.


    Ich wollte mit der Aussage "es gibt es ja noch gar keinen Kriminalfall" auch eigentlich nur aussagen, dass das alles bislang kaum Möglichkeit zur Spekualtion bietet und sich daher in der Diskussion vermehrt auf die brisante politische Lage konzentriert wird.

  • Charly wird verhaftet, einfach mal so, weil die SA es kann. So gruselig.

    Das finde ich auch sehr bestürzend. Gerade diese "staatlich legitimierte" und völlig willkürliche Gewalt in dieser Zeit finde ich ganz, ganz schlimm.



    Ich bin ja wirklich gespannt, wie die Kommunistenspur zu den tatsächlichen Tätern führen wird. Gräf will ja unbedingt als "besserer" Ermittler dastehen ist allerdings gezwungen der Parteilinie treu zu bleiben. Ob seine Homosexualität ihm noch in die Quere kommen wird? Sicher gibt es über all Neider und Leute die denunzieren um Erfolg zu haben.

    Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich lese, dass etliche Homosexuelle so begeistert von der NSDAP sind. Die wurden doch im dritten Reich auch verfolgt und in KZs verschleppt. Das passt für mich nicht zusammen. :/ Auch ich habe bei Gräf Angst, dass da noch einiges nachkommt.


    Ich wollte mit der Aussage "es gibt es ja noch gar keinen Kriminalfall" auch eigentlich nur aussagen, dass das alles bislang kaum Möglichkeit zur Spekualtion bietet und sich daher in der Diskussion vermehrt auf die brisante politische Lage konzentriert wird.

    Richtig. Die Möglichkeiten zum Spekulieren sind momentan etwas dürftig. Aber du hast recht - an sich kein Fall mehr für die Mordkommission, da es ja anscheinend ein "Unfall" war, der zum Ableben K.s geführt hat. Was man noch spekulieren kann ist der Zusammenhang mit der Schreiberei. Klar, es liegt nahe, beides zu verbinden, schließlich ist die Schrift unvollständig. Aber wir sind in einem Krimi - da ist es oft nicht die nächstliegende Lösung. ;) Dass beide Dinge (der Tod von K. und die Schmiererei) zusammenhängen, halte ich trotzdem für sehr wahrscheinlich. Aber nur wie? Wurde erst geschrieben und die Schreiber von K gestört? Haben die dann was damit zu tun? Oder wurde nach dem Tod von K geschrieben und die Schreiber durch ganz was anderes (z. B. Ankunft der Polizei) gestört und sie hatten gar nichts mit dem Todesfall zu tun? Mal sehen.


    Anmerken möchte ich in diesem Abschnitt noch, dass Charly sehr fortschrittlich denkt, was ihre Rolle als Frau angeht. Leider vergisst sie darüber, sich auch mal mit Gereon auszutauschen. Sie mutet ihm da schon viel zu, wenn sie ihn komplett vor vollendete Tatsachen stellt, er weiß ja nicht, was in ihrem Kopf so alles vorgeht.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Leider vergisst sie darüber, sich auch mal mit Gereon auszutauschen. Sie mutet ihm da schon viel zu, wenn sie ihn komplett vor vollendete Tatsachen stellt, er weiß ja nicht, was in ihrem Kopf so alles vorgeht.

    Da sind sich beide wohl einig. Egal aus welchen Gründen, mit dem anderen reden, sich erklären oder mal nachfragen kommt für beide nicht in Frage