Die Hungrigen und die Satten - Timur Vermes

  • Produktinformationen (Amazon):

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    • Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
    • Verlag: Eichborn; Auflage: 1. Aufl. 2018 (27. August 2018)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3847906607
    • ISBN-13: 978-3847906605
    • ASIN: B07D18BDXJ

    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Vom Autor von ER IST WIEDER DA!

    „Ein großartiges Buch: lustig, böse, traurig!“ KESTER SCHLENZ, STERN

    Deutschland hat eine Obergrenze für Asylsuchende eingeführt, ganz Europa ist bis weit nach Nordafrika hinein abgeriegelt. Jenseits der Sahara entstehen riesige Lager, in denen Millionen von Flüchtlingen warten, warten, warten. So lange, dass man in derselben Zeit eigentlich auch zu Fuß gehen könnte, wäre das nicht der sichere Tod.

    Als die deutsche Starmoderatorin Nadeche Hackenbusch das größte dieser Lager besucht, erkennt der junge Lionel die einmalige Gelegenheit: Mit 150.000 Flüchtlingen nutzt er die Aufmerksamkeit des Fernsehpublikums und bricht zum Marsch nach Europa auf. Die Schöne und die Flüchtlinge werden zum Quotenhit. Und während sich der Sender über Live-Berichterstattung mit Zuschauerrekorden und Werbemillionen freut, reagiert die deutsche Politik mit hilflosem Wegsehen, Kleinreden und Aussitzen. Doch je näher der Zug rückt, desto mehr ist Innenminister Joseph Leubl gefordert. Und desto dringlicher stellen sich ihm und den Deutschen zwei Fragen: Was kann man tun? Und in was für einem Land wollen wir eigentlich leben?

    Timur Vermes‘ neuer Roman ist eine Gesellschaftssatire, aktuell, radikal, beklemmend und komisch zugleich. DIE HUNGRIGEN UND DIE SATTEN fängt dort an, wo der Spaß aufhört.

    „Wenn Timur Vermes‘ Erstlingswerk ER IST WIEDER DA böse, realistisch und komisch ist, so ist sein zweiter Geniestreich böser, realistischer und komischer.“ CHRISTOPH MARIA HERBST

    Zum Autor (Verlag):

    Timur Vermes wurde 1967 in Nürnberg als Sohn einer Deutschen und eines Ungarn geboren. Er studierte in Erlangen Geschichte und Politik und arbeitete anschließend als Journalist und Ghostwriter. Er schrieb bis 2001 für die Abendzeitung und den Kölner Express und später für mehrere Magazine. Sein 2012 erschienener Roman Er ist wieder da ist eines der erfolgreichsten deutschen Debüts der letzten Jahrzehnte.

    Meine Meinung:

    Deutschland zu heutigen Zeiten, Frau Merkel ist abgewählt, hat aber einen solchen Eindruck hinterlassen, dass es nicht mehr der Bundeskanzler, sondern der Merkel heißt, egal, wie der Name nun wirklich lautet.


    Im Fernsehen hat sich eine Show als Renner etabliert, in der Nadeche Hackenbusch in Flüchtlingsunterkünften mit Hilfe von Sponsoren das Elend lindert. Sie ist der Engel im Elend.

    Um die Quoten zu steigern wir dein Special in einem von Afrikas größten Flüchtlingscamps geplant, die sich gebildet haben, als Europa die Grenzen immer weiter dicht gemacht hat.

    Und doch hat keiner der Produzenten damit gerechnet, dass sie die Kontrolle über das Unternehmen verlieren könnten. Nadeche merkt, dass sie gerne bleiben möchte um weiter zu helfen und Lionel, der einst Namenlose Flüchtling, der es in einem Casting zu ihrem persönlichen Assistenten gebracht hat, nutzt die Gelegenheit um doch noch nach Europa zu kommen.

    Und so bricht ein Flüchtlingszug von 150.000 Flüchtlingen zu Fuß nach Europa auf. In der deutschen Regierung ist man erst einmal nur wenig beunruhigt, bis klar wird, dass das Unternehmen wohl nicht an der Logistik oder den zu durchquerenden Ländern scheitern wird.
    Daraufhin bricht in Deutschland Hektik aus und es wird alles getan um das Unternehmen scheitern zu lassen.


    Ich fand das Thema an sich interessant. Was passiert, wenn sich Flüchtlinge selbst organisieren und nicht einzeln versuchen nach Europa zu kommen. Das Szenario, das Timur Vermes skizziert ist in sich schlüssig und kann überzeugen. Man fragt sich dann schon, warum in Afrika tatsächlich noch niemand auf Lionels geniale Idee gekommen ist.

    Das Personal des Buches ist teilweise nur schwer ertragbar. Nadeche Hackenbusch ist einfach unsagbar dumm. Der Aufenthalt in Afrika verändert sie sicherlich, aber trotzdem ist ihr ganzes Verhalten einfach unglaublich naiv und ferngesteuert. Und wenn man ihr Englisch mit dem von Lothar Matthäus vergleicht, spricht Lothar reinstes Oxford Englisch :-)

    Aber auch ihre Begleitung, die Autorin Astrid von Roell, ist auf Dauer nur schwer erträglich. Besonders als klar wird, dass ihr Chef von ihr erwartet tatsächlich jeden Tag ihrer journalistischen Tätigkeit nachzugehen.

    Auch der Sender in Deutschland ist eigentlich nur von Ich-bezogenen Menschen besetzt, denen die Quote über alles geht.

    Lustigerweise ist der einzige Lichtblick unter den Protagonisten der Innenminister der CSU Leubl. Als altgedienter Politiker erkennt er schnell die Zeichen und steht dann auch hinter unbequemen Entscheidungen. Sein Staatssekretär bemüht sich da sichtlich nicht nachzustehen, kann aber die Erwartungen nicht wirklich erfüllen. Trotzdem bleibt auch er al seine der positiveren Figuren in Erinnerung.

    Lionel hingegen ist noch der Vernünftigste unter den Protagonisten. Oder vielleicht auch der pragmatischste. Eigentlich organisiert er sich und später seinen Zug von Tag zu Tag. Leider erliegt auch er dem Irrglauben zu meinen, dass er genau weiß was die Gegenseite tun wird.

    An sich hat mir das Buch gut gefallen. Zwischenzeitlich fiel es mir auf Grund der Dummheit doch nicht weniger Protagonisten schwer, weiter zu lesen. Glücklicherweise gab es immer wieder Abschnitte wo man das Gefühl hatte nicht von grassierender Blödheit gefressen zu werden.
    Ab der Mitte etwa entspann sich dann auch ein Sog einfach weiter zu lesen um herauszufinden, wie es denn nun enden wird. Denn mir ist tatsächlich kein Szenario eingefallen, dass zu einem Happy End oder auch nur einer halbwegs sinnvollen Lösung hätte führen können.


    Und so klappt man das Buch am Ende auch mit dem Gefühl zu, dass es wirklich keine vernünftige Lösung des Themas geben kann, bei dem am Ende alle glücklich sind.

    Ich tue mir etwas schwer das Buch in ein Genre einzusortieren. Als Gesellschaftssatire wird es beworben, allerdings ist mir das Lachen eher in Halse stecken geblieben. Die Darstellung der Medien mag sehr überspitzt dargestellt sein, aber ich habe die Befürchtung, dass da mehr Wahrheit dahintersteckt, als man sich wünschen mag. Und auch das politische Geschehen entspricht wohl eher der Realität.


    Insgesamt hat mich das Buch nachdenklich zurück gelassen. Was würden wir tun, wenn das, was hier beschrieben wird tatsächlich wahr würde? Würden wir andere Lösungen finden?

    Von mir daher durchaus eine Leseempfehlung, auch wenn mich das Ganze nicht total begeistert hat.


    8 von 10 Punkte

  • Timur Vernes hat dieses Mal ein aktuelles Thema satirisch und bitterböse aufgearbeitet.

    Die Story um Nadeche Hackenbusch, die zunächst eine Doku aus dem größten Flüchtlngslager Afrikas als Moderatorin von "Engel im Elend" begleitet und sich schließlich, als der Sender sich entschließt, die Sendung auf Druck der Politik einzustellen, mit 150.000 Menschen zum Fuß auf den Weg nach Deutschland macht, liest sich sehr spannend, aber auch mit einem gewissen Entsetzen, denn was wäre, wenn das real wäre?


    Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickpunkten erzählt: Der Produzent der Serie, der sich über die Quoten freut und nicht an die Konsequenzen denkt

    Der (namenlose) Staatssekretär, der dem Innenminister Leubl zur Seite steht, der eine Flut an Problemen auf sich zurollen sieht und keine Lösung weiß.

    Die Journalistin, die sich eigentlich für die Freundin der Moderatorin hält und sich über den Haufen Arbeit beklagt. Man kann doch nicht wirklich als ernst zu nehmende Journalisten täglich berichten...

    Nadeche und der Flüchtling, der Lionel genannt wird. Die eine naiv, der andere berechnend, dabei aber doch sympathisch.


    Für mich war das Buch wie ein Unfall, einerseits machte es mich betroffen, was da geschieht in der Hoffnung, dass es mir niemals zustoßen möge. Zum anderen war ich neugierig, wie das Problem wohl gelöst werden könnte. Ich fand es sehr interessant zu lesen, wie das Leben der Flüchtlinge aussieht, wenn sie nur die eine Hoffnung haben und was für Kräfte freigesetzt werden, um das Ziel zu erreichen.


    Ein wichtiges Buch, was hoffentlich Fiktion und Satire bleiben möge, dabei auf Schwachstellen des Systems hinweist. Das Flüchtlingsproblem lässt sich nicht lösen, in dem Grenzen dicht gemacht werden. Nicht im Roman, nicht in der Wirklichkeit.


    7 von 10 Punkte

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: So real, dass es weh tut...



    Der Autor dürfte jedem ein Begriff sein aufgrund des Buches "Er ist wieder da", das ich damals verschlungen habe. So kam ich nicht umhin auch sein neustes Werk zu lesen, welches komplett anders als sein Erstling, aber in meinen Augen noch besser ist.



    In der Geschichte geht es um die Starmoderatorin Nadeche Hackenbusch, die für eine Reality- Show ein Flüchtlingscamp besucht. Ihr geht das Elend der Menschen dort zu Herzen. Kann man diese armen Menschen nicht nach Deutschland holen? Die Idee ist geboren, doch lässt sie sich tatsächlich umsetzen?



    Habe ich zu Beginn der Handlung noch lauthalt lachen können, selbst Freudentränen sind mir dabei gelaufen, so wird der Roman im Verlauf immer ernster und gleicht zum Schluss einem Thriller, der niemals gut enden kann.



    Nadeche Hackenbusch darf man sich als eine Art Daniela Katzenberger vorstellen, die nicht nur Leute unterhalten will, sondern auch gut Kasse machen möchte. Ihre Starallüren und ihre ganze Art haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Gerade ihre Wortverwechslungen waren einfach nur herrlich zu lesen. Bedrückend war jedoch wie sehr sie sich von ihrem Arbeitgeber, dem TV- Sender missbrauchen lässt.



    Ebenfalls sehr im Gedächtnis geblieben sind mir die Artikel und die Handlung rund um Astrid von Roell. Mit ihr habe ich ehrlich gesagt am meisten gelitten, denn sie rackert sich wirklich ab für ihren Job. Die Darstellung der Frauenzeitschriftsthemen sind Herrn Vermes hervorragend gelungen, denn leider sind diese oft inhaltslos und fernab der Realität.



    Die Ausführungen zu Politikern und ihrem Verhalten fühlten sich beim Lesen die ganze Zeit echt an. Hier hatte ich nie Zweifel, dass es genauso ablaufen könnte.



    Die Blicke hinter die Kulissen eines TV- Senders haben bei mir Gänsehautmomente hervorgerufen. Wie berechnend manche Menschen doch für die Quote sein können. Wenn es ums Geld geht, dann ist die Ethik bald vergessen.



    Das Erstaunlichste an dem Buch ist jedoch, dass man sich die ganze Zeit fragt, warum noch niemand im realen Leben auf diese Idee gekommen ist und man hofft innerlich, dass es nie dazu kommen wird.



    Der Showdown am Ende hat mich sprachlos zurückgelassen, denn nie im Leben hatte ich gedacht, dass das anfangs so lustige Buch so enden würde.



    Fazit: Dieser Roman hat alles, was ein perfektes Buch braucht. Ich bin noch völlig baff und kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Das darf man sich nicht entgehen lassen. Klasse!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten