'Die längste Nacht' - Kapitel 20 - 29

  • Über diese völlig aus dem Ruder gelaufene Szene, als Michael ihr vorgeworfen hat, mit einem Verräter verheiratet gewesen zu sein, denke ich schon ein Weilchen nach.

    Wir haben Familie in Holland und ich kann mir ja alles mögliche vorstellen, was ein holländischer Jugendlicher vor 50 Jahren seiner Mutter vorgeworfen haben mag.

    Vielleicht, überhaupt mit einem Deutschen verheiratet zu sein. Aber das mit dem Verräter?

    Natürlich wollte er der Mutter eins auswischen und ich verstehe Emma gut, dass sie da völlig überreagiert hat.


    Seltsam finde ich auch, dass die Eltern den Sohn für einige Zeit zu Verwandten gegeben haben, ohne dass ein besonderer Anlass vorlag. Das war ja wohl nicht nur die Entscheidung von Emma.


    Davon abgesehen zerreißt es mir fast das Herz. Was für ein einsames Leben muss Emma in den letzten Jahren geführt haben. Bis auf die weit entfernt lebenden Söhne sind alle tot.

  • Über diese völlig aus dem Ruder gelaufene Szene, als Michael ihr vorgeworfen hat, mit einem Verräter verheiratet gewesen zu sein, denke ich schon ein Weilchen nach.

    Das erinnert ein bisschen an die Szene im Schwarzwald, als sie sich vor der Dorfgemeinschaft versteckt, weil sie nicht als Frau eines" Verräters" gesehen werden will. Michael war da so etwas 15?? Kann es sein, dass es auch in den Niederlanden eine rechtsradikale Szene gibt, die könnten den Anschlag schon so auslegen. Gegen das Vaterland eben.


    Die Reaktion Emmas ist gut nachzuvollziehen, da die Tat ja alles andere als Verrat war und sie den Tod ihres Mannes zufolge hatte.

    War das wegschicken des Sohnes jetzt eher oder nach dem Vorfall?

  • Ich glaube, das war davor, zumindest verstehe ich das so.


    Das Buch kann man einfach so weg lesen, unfassbar. Obwohl das Thema so so traurig ist. Bin ich in der Erzählweise völlig gefangen. Und ich bewundere Emma, die alle Ihre Lieben verloren hat und trotzdem immer irgendwie weiter gemacht hat.

  • Sicher gab es auch in den Niederlanden rechtsextreme Gesinnung, allerdings war die in den 50er, 60er Jahren nicht so öffentlich und die meisten Jugendlichen neigten sich mehr der Linken zu.

    Bei dem Jungen halte ich es eher für Revolte gegen die Mutter. Er wollte sie verletzen, vielleicht auch zu einer Reaktion zwingen.


    Es wird nicht ganz deutlich, wann genau sie das Kind weggegeben haben, ich vermute aber, dass er sehr viel jünger gewesen ist und offenbar durfte der andere Junge bei den Eltern bleiben. Ist mir, gerade bei Emmas Vorgeschichte nicht so nachvollziehbar.

  • Ah, aber natürlich leidet durch so eine lange Abwesenheit die Verbundenheit. Vor allem, wenn man sich in der Zeit nie besucht, was wohl nicht der Fall war. Emma wirkt in gewisser Weise distanziert zu ihren Angehörigen. Gewiss empfand sie Liebe zu Bruno und den Kindern, aber möglicherweise hat sie den Tod Carls doch nie verkraftet.

    Die Bindung an die eigene Familie war eher lose und so kann sie auch zu den eigenen Kindern keine besondere Verbundenheit aufbauen.

    Ich bin gespannt auf den Sohn Thomas, Michael scheint ja sehr krank zu sein und steht nicht auf der Liste.

  • Ich habe übrigens mal nach Carlita von Trott gegoogelt, ihr ist das Buch ja auch gewidmet. Adams Frau, als der, der mit Carl gemeinsam starb in Plötzensee. Sie gab es wirklich.