Schutzpatron - Kluftingers neuer Fall - Volker Klüpfel, Michael Kobr

  • Hat schon jemand den neuen Kluftinger gelesen?


    Herzblut: Kluftingers neuer Fall


    Kurzbeschreibung
    Kluftinger ist sich sicher: Bei einem anonymen Handyanruf, der ihn ausgerechnet während einer der gefürchteten Pressekonferenzen seines Chefs erreicht, wird er Zeuge eines Mordes. „Alpträume von zu viel Schweinsbraten“, tun seine Kollegen diesen Verdacht ab. Kluftinger ermittelt auf eigene Faust und findet am vermeintlichen Tatort jede Menge Blut, aber keine Leiche. Da überschlagen sich die Ereignisse: Mehrere brutale Mordfälle, anscheinend ohne Zusammenhang, erschüttern das Allgäu. Als dann doch noch der Großteil des abgängigen Toten auftaucht und Kluftinger endlich herausfindet, was all die Verbrechen verbindet, ist es fast schon zu spät ... Dabei steht er auch privat unter Druck: Seit Tagen leidet er unter heftigem Herzstechen und befürchtet sofort das Schlimmste. Eine demütigende Untersuchung bei Erzfeind Doktor Langhammer scheint das zu bestätigen. Doch der Kommissar ist entschlossen, das Ruder noch einmal herumzureißen. Aber ob fleisch- und kässpatzenarme Ernährung und ein Yogakurs da die richtigen Mittel sind?

  • chiclana
    Ich habe gerade Herzblut gelesen und mir hat dieser neue Krimi gut gefallen.
    Er ist spannend geschrieben und Kluftinger darf hier mal (aus Angst, nur aus Angst! :grin) über seinen Schatten springen und mit Yoga Neues ausprobieren.
    Selbst der immer lästige Kollege Maier genießt kurzzeitig in Herzblut ansatzweises Mitgefühl seiner Kollegen.
    Mir gefiel die Mischung von Serienmord (ausgerechnet im Allgäu! :grin) und menschlichen Schwächen.
    Ein bisschen weniger ausgebaut würde ich mir vielleicht den Sohn wünschen, der mir allerdings immer mehr nach dem Vater zu geraten scheint.

  • Chiclana kann ich mich eigentlich nur voll und ganz anschließen:


    Zitat


    Endlich ein neuer Kluftinger - ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut und fand die ersten knapp 100 Seiten dann ziemlich zäh. Der Fall kam nur sehr langsam in Fahrt und die Gags fand ich eher konstruiert als lustig. … Aber dann kam irgendwann die Wende, der Fall nahm an Fahrt auf und ich hatte plötzlich viel Spaß beim Lesen und die Seiten flogen nur so dahin.


    In der ersten Hälfte des Buches war ich enttäuscht. Da hatten alle Kluftinger-Kritiker wirklich recht. Die Handlung kam nicht wirklich in die Gänge, es bleibt bei belanglosen Plänkeleien und Kluftingers Erlebnisse und vor allem sein Gebaren bei der Kripo waren dermaßen unglaubwürdig, dass sie selbst mir als Kluftinger-Fan nicht mehr gefielen. Doch irgendwann nahm das Buch dann doch Fahrt auf, Kluftinger erlebt „typische“ und vor allem wirklich witzige Klufti-Szenen, der Kriminalfall kommt in Gang und für nervtötende Kindereien bleibt kein Platz und keine Zeit mehr. So soll es sein!


    Außerdem ist die Handlung sehr eng mit Kluftingers Wohnort Altusried verknüpft. Solche regionalen und historischen Bezüge mag ich bei Heimatkrimis, denn dann macht die Lokalisierung wirklich Sinn.


    Fazit: Anfänglich schwach, später ein richtiger Kluftinger mit ganz viel Lokalpatriotismus. Bei etwas weniger Übertreibungen im ersten Teil wären es sicher mehr als 7 Eulenpunkte!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich finde die Bücher auch nicht sonderlich spannend oder einfallsreich, aber der Humor! Ich könnte mich totlachen über Kluftinger und seine Eskapaden. Manches war vorhersehbar (wie das Auto) aber trotzdem freut man sich dann am Ende, wenn man liest, wie sich die Sache aufgeklärt und Klufti mal wieder wie ein Idiot da steht.


    Bei allem Wahnsinn ist er aber auch verdammt clever und trotzdem ein Mensch mit Gefühlen. Hevorragendes Buch.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Volker Küpfel/Michael Kobr waren einmal meine Lieblings-Regionalkrimiautoren. Leider war der letzte Kluftinger-Krimi Rauhnacht kein großer Wurf. Nun hatte ich gehofft, dass Schutzpatron wieder das gewohnte Niveau erreichen würde.


    Leider nein…
    Nun, ein bisschen besser ist dieses Buch schon. Aber deshalb ist es noch lange nicht gut. Die beiden Autoren beherrschen es zwar ausgezeichnet, Spannung zu erzeugen, Sachverhalte zu schildern, Personen zu charakterisieren, Dialoge zu formulieren, kurz: sie verstehen das Autorenhandwerk.


    Aber es ist nur mehr peinlich, zu welchem Kasperl sie Kommissar Kluftinger verkommen lassen. So dumm kann kein Ermittler sein, der noch dazu seine Fälle immer löst. Die Sache mit seinem "gestohlenen" Wagen, sein Verhalten bei seinem Flug, sein fremdenfeindliches Verhalten gegenüber seiner zukünftigen (ausländischen) Schwiegertochter... Ich fand diese und andere ähnlich seltsame Stellen des Buches nicht lustig, sondern peinlich. Und der Running Gag mit dem nervigen Dr. Langhammer hat sich auch schon totgelaufen.


    Kluftinger ist nicht mehr originell, sondern nur mehr eine Karikatur seiner selbst. Er entwickelt sich nicht, im Gegenteil... Ich korrigiere mich: er entwickelt sich doch: zum Dorfdeppen und zur Witzfigur. Ich finde das schade, denn ich mochte den Klufti der ersten Romane sehr.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde