Südwinde - Nicole C. Vosseler

  • Endlich gelesen, nachdem ich es vor drei Wochen zufällig auf dem Wühltisch gesehen hatte.


    479 Seiten


    Meine Meinung:
    Vorweg finde ich, dass der Klappentext sehr schlecht gewählt ist und dem Buch überhaupt nicht gerecht wird.
    Im Prinzip handelt die Geschichte von Captain James Cooks erster Südseereise von 1769 bis 1771. Es werden also reale Ereignisse erzählt, in denen nur eine Figur frei erfunden ist, nämlich die der Brittany Addison, die 1764 mit ihrem Vater, dem Captain Howard James Addison auf der "Seagull" mitfährt, die aber während eines Sturms untergeht.


    Brittany, knapp 12 Jahre alt, kann sich auf eine Truhe retten und wird zwei Tage nach dem Sturm vor Haiti aus dem Meer gefischt und von einer Heilerin gesund gepflegt Sie lebt fünf Jahre unter den Eingeborenen, bis zu dem Tag, an dem James Cook mit seiner "Endeavour" dort vor Anker geht und sie mit ihm nach England zurückfahren will. Hier beginnt die reale Geschichte des Captain James Cook und die darin eingebunde Liebesgeschichte von Brittany.


    Es wird Land entdeckt und erkundet, manche Eingeborenen sind sehr freundlich gestimmt, andere wiederum gar nicht, es muss ein Hafen gefunden werden, weii das Schiff repariert werden muss, Neuseeland wird gesichtet und kartografiert und Cook schreibt laufend seine Logbucheintragungen.


    Man lernt nach und nach die Besatzung kennen, auch deren private Seite und sie sind einem bald alle sehr vertraut. Leider verläuft nicht alles so wunderbar, da die Besatzung von Malaria und Ruhr heimgesucht wird. Brittany hilft wo sie nur kann aufopferungsvoll bei der Krankenpflege, aber es stehen allen schwere Zeiten bevor.


    Ein unglaublich interessantes, aber auch sehr, sehr trauriges Buch, in dem man sich mit James Cook auf die Reise begibt und dabei das Gefühl hat, alles selbst zu erleben. Mich hat es jedenfalls sehr mitgenommen, auch noch der Epilog.

    Liebe Grüße
    Helga :wave


    :lesend???

    Lesen ist ernten, was andere gesät haben

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  • Ich habe heute das Buch im Rahmen der Leserunde durchgelesen und da ich nach Feierabend um fünf die Zeit hatte bis gerade durchgezogen.


    Ein wirklich spannender historischer Roman, keine Liebesschnulze, wie der Covertext vermuten lässt. Eine Art Romanbiographie- aber nicht die Biographie einer Person, sondern die einer Reise- der ersten Reise von James Cook mit der Endeavour, die Reise, die als die Entdeckung Australiens in die Geschichte einging. Ein wunderschönes Buch in dem die prachtvollen Farben der Südsee mit Freude und in aller Schönheit ausgebreitet wird- ein trauriges Buch in dem der Tod der Begleiter der Reisenden ist, Malaria, Ruhr, Tuberkolose die Haupt- und Nebenfiguren dahinraffen, wie es nun mal historische Wahrheit ist. Wie in vielen Fällen gelungener historischer Romanbiographien bedient sich die Autorin des Tricks die Geschichte aus der Perspektive einer dazuerfundenen dritten Person zu schildern- der jungen Brittany, die aus vornehmen englischem Hause stammend mit ihrem Vater als zwölfjähriges Mädchen erstmals auf eine Reise mitgenommen wird. Das Schiff gerät in der Südsee in einen Sturm und geht mit Mann und Maus unter- das zwölfjährige Mädchen überlebt und strandet auf Tahiti. Dort wird sie von einer Heilerin aufgenommen und lebt bei dieser fünf Jahre- bis sie bemerkt, dass ihr die Eingeborenen vorenthalten, dass schon mehrfach Weiße- darunter auch Engländer- die Insel besucht haben. Sie läuft geradezu dem ersten Offizier der Endeavour in die Arme. Die Rückreise nach England- eine Reise um die halbe Welt auf der Suche nach der terra icognita, nach dem Kontinent, der den Globus im Gleichgewicht hält, begleitet die junge Frau und berichtet das Schicksal der Expedition aus der Sicht der Frau zwischen den Kulturen. Was sie dort erlebt füllt die trockene historische Faktensammlung, die Zeilen der Berichte und Logbücher, die von der Reise erhaten sind mit Leben. Dem Leser wachsen sie alle ans Herz- vom Schiffsjungen bis zum Capitain und man trauert um die Toten, als hätte man selbst drei Jahre jeden Abend mit ihnen in der Enge der Schiffsmesse gesessen.


    Ein wunderbares Buch- das von mir mit neun Punkten die Höchstzahl erhält, die ich für sehr gute Bücher vergebe- 10/10 ist für mich dann nur ein Buch unter 1000.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • So, ich bin jetzt auch durch.


    Meine Meinung:
    Häufig werden Klappentexte einem Buch nicht gerecht. So auch der Klappentext zu Nicole C. Vosselers Debütroman „Südwinde“, der den Eindruck erweckt, dass es sich im Wesentlichen um einen Liebesroman handelt, während es sich doch um einen sensibel und liebevoll recherchierten historischen Roman um die abenteuerliche Reise von James Cook mit seinem Schiff „Endeavour“ von Tahiti zurück nach England handelt, die mit der Entdeckung Australiens in die Geschichte einging.


    1769, Tahiti. Zu ihrer Überraschung entdecken einige Männer aus James Cooks Mannschaft der „Endeavour“ eine Europäerin unter den Eingeborenen von Tahiti. Die siebzehnjährige Brittany Addison, Tochter eines Kapitäns, kam fünf Jahre zuvor als Schiffbrüchige nach Tahiti und wurde von einer Heilerin aufgenommen. James Cook entscheidet die Engländerin an Bord zu nehmen, um sie in ihre Heimat zu bringen. Zunächst scheint die Reise der „Endeavour“ nur dem Zweck astronomischer Vermessungen für die Royal Society zu dienen, doch nach Durchführung dieser, zeigt sich, dass Cook und seine Mannschaft den Auftrag haben die terra australis incognita zu suchen. Eine abenteuerliche Reise, die den Kapitän und seine Mannschaft unter vielen Hindernissen und Entdeckungen vom Paradies und durch die Hölle furchtbarer Krankheiten wie Malaria und Ruhr führt, bevor zumindest ein Teil der Mannschaft wieder in die Heimat kommt.


    Nicole C. Vosseler erzählt in ihrem historischen Roman die Geschichte der Entdeckung Australiens durch James Cook und die Mannschaft der „Endeavour“ in bildhafter, fließender Sprache farbenprächtig, lebendig und authentisch. Paradiesische, begeisternde und beeindruckende Momente dieser Reise werden genauso greifbar wie die schwierigen Umstände und zum Teil kaum zu ertragenden Widrigkeiten, die James Cook und seine Männer auf ihren Fahrten, aber auch an Land erleiden müssen. Sämtliche Figuren von „Südwinde“, ausgenommen die der Brittany Addison, sind historisch belegt und von der Autorin unter Nutzung von historischem Material wie Reisebeschreibungen und –tagebüchern der Beteiligten historisch korrekt wiedergegeben bis hin zur sensiblen und verantwortungsvollen Ausgestaltung der Charaktere. Diese einfühlsame Behandlung lässt die Autorin nicht nur ihren Hauptfiguren angedeihen sondern auch interessanten Nebenfiguren wie z. B. der Generalgouverneurin von Batavia. Von der Autorin geschickt eingesetzte Teile der Original - Tagebuch- und Journalaufzeichnungen beleben den Roman und führen die Lebensumstände der Seeleute auf ihrer Reise und die Tragik ihres Schicksals noch deutlicher vor Augen. Die fiktive Figur Brittany setzt die Autorin ein, um insbesondere der geheimnisvollen Figur des Ersten Offiziers Zachary Hicks, über den eher wenig historisches Material vorliegt, näher zu kommen. Die Liebesgeschichte zwischen Brittany Addison und Zachary Hicks nimmt zwar einigen Raum ein, dennoch ist der Roman insbesondere für Leser empfehlenswert, die sich für die Fahrt der „Endeavour“, deren Mannschaft und Stationen interessieren.


    Nicole C. Vosselers historischer Roman „Südwinde“ über die Reise der „Endeavour“ unter Kapitän James Cook und seiner Mannschaft lässt vor dem geistigen Auge des Lesers nicht nur das Kartographieren Neuseelands sondern auch den ersten Landgang von Europäern an der Ostküste Australiens lebendig werden und besticht durch akribische Ausgestaltung der historischen Charaktere. Ich lasse mich sicher gerne wieder von Nicole C. Vosseler auf eine historische Reise entführen.

  • Ein wunderbares, vielschichtiges Buch, das zugleich unterhält, aber auch die historischen Ereignisse rund um James Cooks erster Entdeckungsreise detailliert und immer interessant schildert.


    Die beteiligten Personen, die bis auf Protagonistin Brittany, die die einzig fiktive Gestalt auf der HMS Endeavour war, die, den realen Vorbilder entsprechen, sind zum einem gut recherchiert und zum anderen wirklich zum Leben erweckt. Das liegt auch sehr stark an der homogenen Sprache und den intelligenten Dialogen.


    Die Personen wachsen dem Leser sehr ans Herz und er leidet mit ihnen, wenn sie durch schwere Zeiten (Malaria, Ruhr und gebrochene Herzen) gehen, freut sich aber auch an ihren Erfolgen, Entwicklungen und Entdeckungen.


    Der Roman entwickelt schnell, spätestens an Bord der Endeavour eine so große Sogwirkung, dass der Leser glaubt selbst mit zu reisen und die Erlebnisse hautnah zu erleben. So spürt man beim Lesen fast den Wind, die Hitze und sogar den Geschmack von Sauerkraut (!), der als Vorbeugung gegen Skorbut fässerweise serviert wird.


    Ich zögere bei diesem Roman keinen Augenblick die 10 von 10 Punkte zu erteilen.

  • Was ist das für ein Buch? Historisch? Nicht mein Genre. Liebesroman? Auweia. Biographie? Aber wovon? Brittany Addison ist ja eine fiktive Gestalt und James Cook interessiert mich letztendlich doch nicht so brennend, daß ich auf knapp 500 Seiten also über ihn lesen möchte.


    Wie konnte es nur passieren, daß ich also an dieses Buch geraten bin? :help


    Nicole ist mir als Autorin ja seit unserer letzten Leserunde zu „Der Himmel über Darjeeling“ ein Begriff und daher wußte ich, daß mir ihr Schreibstil zusagt. Irgendwo hatte ich auch gelesen, daß die Recherchen zu „Südwinde“ sehr aufwendig gewesen waren, da die fiktive Geschichte der Brittany Addison einen realen Hintergrund hat... und schwups! baumelte ich am Haken! :grin


    Leider kann ich zur Leserunde nicht so viel beitragen, wie ich es gerne getan hätte, aber ich las das Buch im Urlaub, ohne Postits und ohne mir Notizen zu machen. Schande über mich! :-(


    Jetzt aber zum Buch!


    Zuerst begleiten wir die 12-jährige Brittany auf eine Schiffsreise mit ihrem Vater, einem angesehenen englischen Kapitän. Doch ihre erste gemeinsame Fahrt wird leider auch ihre letzte sein: In einem schlimmen Sturm kentert das Schiff und Brittany kann sich mit Müh und Not als einzige Überlebende auf eine tahitianische Insel retten. Dort wird sie von der örtlichen Heilerin gesundgepflegt und in ihren Künsten unterwiesen.


    Nach einigen Jahren trifft sie zufällig auf Landsleute: Die Mannschaft um James Cook, die ursprünglich mit dem Auftrag astronomischer Vermessungen befasst ist. Wie sich später herausstellt, soll ihr eigentlicher Auftrag aber die Entdeckung des sagenumwobenen Terra Australis Incognita sein. Nach einigem Überlegen ist Kapitän James Cook bereit, Brittany an Bord mit nach Hause zu nehmen und so begeben sie sich auf eine lange und gefahrvolle Reise, von der viele Mitglieder der Besatzung nicht zurückkehren werden.


    Sehr anschaulich beschreibt Nicole das Leben an Bord und die einzelnen Charaktere der Mannschaft, die nicht alle ehrenwert und „anständig“ und schon gleich gar nicht immer sympathisch sind. Einen gewissen Raum nimmt natürlich auch die „on/off“-Beziehung zwischen Brittany und Zachary Hicks ein, doch glücklicherweise ist sie nur ein Puzzleteil dieses vielschichtigen Romans und nicht die einzige Handlungsebene.


    Es ist natürlich dadurch schon eine Art Liebesroman... aber wir dürfen glücklicherweise auch andere „Lieben“ erleben: Die Liebe der Männer zur Seefahrt, die Hingabe an die Wissenschaft, die Freude an neuen Entdeckungen. All das erleben wir bei der Lektüre des Buches mit und später leiden wir auch mit, wenn einer nach dem anderen an der Ruhr oder an Malaria stirbt. Das sind leider Opfer, die damals auf so einer langen Seereise nicht zu vermeiden waren, so traurig das auch ist.


    Besonders interessant finde ich die Geschichte vor dem realen Hintergrund. Nicole hat hier unglaublich gründlich recherchiert und den damals größtenteils real existierenden Personen bis hin zu den Nebencharakteren behutsam Leben eingehaucht, das ganze teils mit Tagebuch-/Journalauszügen verbunden und sie so zu neuem Leben erweckt. Auch die Figur der Brittany, der wohl einzigen zu 100% erfundenen Person der Geschichte, wurde sensibel mit diesem Hintergrund verwoben.


    Mein Fazit: Ein sehr schön lesbares Buch, für mich die ideale Urlaubslektüre und wieder mal ein Buch aus einem Genre, das eigentlich nicht meines ist, das sich als schönes Buch rausgestellt hat. Ich freue mich schon auf die nächste Leserunde mit Nicole (bei der ich hoffentlich nicht die meiste Zeit im Urlaub bin und mehr mitmischen kann!)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich hab mich jetzt bis Seite 87 vorgekämpft, und komm einfach nicht in den Lesesog den ich sonst habe :-( . Gleich werde ich es noch die Mittagspause versuchen- und wenn ich dann wieder keinen Zugang finde lege ich es beiseite seufz.

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Also - der Klappentext hat mich gar nicht gereizt, daher hab ich dann auch die Rezis hier nicht gelesen.... Aber nachdem ich sie doch gelesen habe, hab ich es erst mal auf meine Wunschliste gepackt.... Ist zwar historisch und nicht mein Ding - mit Liebesstory, aber ich frag mich, ob so viele Menschen irren können ;-)


    @ Katja:


    Ich habe das gleiche Problem zur Zeit mit "Der goldene Kompass". Vielleicht liest du noch ein wenig weiter... Bei mir hat es funktioniert.... :-)

  • Hier nach der tollen Leserunde auch meine Meinung:


    Klasse Buch, mal eine andere Art der historischen Story, die mir sehr gut gefallen hat. Ich habe mich schnell mit einzelnen Figuren anfreunden können, während andere auf Anhieb unsympathisch waren und wieder andere wechselten.


    Das offene Ende von Brittany finde ich sehr gelungen, denn so bleibt der Leser noch eine Weile am Buch hängen, auch wenn er es schon zugeklappt hat.


    Und was Pelican geschrieben hat, kann ich voll unterschreiben:


    Zitat

    Nicole C. Vosselers historischer Roman „Südwinde“ über die Reise der „Endeavour“ unter Kapitän James Cook und seiner Mannschaft lässt vor dem geistigen Auge des Lesers nicht nur das Kartographieren Neuseelands sondern auch den ersten Landgang von Europäern an der Ostküste Australiens lebendig werden und besticht durch akribische Ausgestaltung der historischen Charaktere. Ich lasse mich sicher gerne wieder von Nicole C. Vosseler auf eine historische Reise entführen.


    :write


    Das gibt von mir 10 von 10 Punkten.

  • Habe gerade gesehen, dass ich bei meiner Rezi damals ganz vergessen habe den Link zu James Cook in Wikipedia einzustellen. Habe das anschließend an das Buch gelesen und dadurch noch einiges über diverse Personen erfahren, was mich sehr beeindruckt hat. Aber man sollte es wirklich erst nach dem Buch lesen. :-]


    James Cook

    Liebe Grüße
    Helga :wave


    :lesend???

    Lesen ist ernten, was andere gesät haben

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  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ein wunderbares, vielschichtiges Buch, das zugleich unterhält, aber auch die historischen Ereignisse rund um James Cooks erster Entdeckungsreise detailliert und immer interessant schildert.


    :write :write


    Ich schliesse mich den positiven Meinungen hier an. :-]
    Ein tolles Buch, welches ich ohne dieses Forum bzw. der Leserunde wahrscheinlich nie gelesen hätte.


    Es überzeugt durch seine Glaubwürdigkeit der Charaktere, eine interessante und informative Geschichte und durch den wunderschönen Erzählstil von Nicole. :anbet


    Das Buch bekommt von mir 9 von 10 Punkten.

  • Ein Buch, das einen in mehrfacher Hinsicht mitnimmt. Da ist zum einen die Reise von James Cook, die ab Tahiti bis zu ihrem Ende in England verfolgt wird und ein realistisches Bild der Widrigkeiten einer Seereise vor über 200 Jahren entwirft. Da sind die Abenteuer der Entdeckungen, die wir hautnah miterleben. Da sind die Erlebnisse der Protagonisten während der Weltumsegelung, die sie uns ans Herz wachsen und mit ihnen mitleiden lassen; na ja, mit den meisten jedenfalls. Und dann ist da die Geschichte von Brittany, der einzigen nicht historischen Gestalt, die hineinverwoben ist und uns Zeit, Handlung und Personen näher bringt, als manchmal vielleicht gut ist. (Im Epilog erfahren wir dann, was den einzelnen Personen im wirklichen Leben nach dieser Reise noch alles widerfahren ist.)


    Als ich fertig war, war ich fertig. Ich hatte das Gefühl, die lange Seereise mitgemacht und alles selbst erlebt zu haben, und jetzt erst mal urlaubsreif zu sein. Dabei habe ich das Buch im Urlaub gelesen.


    Übrigens sollte man sich vom Klappentext nicht abhalten oder irritieren lassen. Es handelt sich mitnichten um eine einfache Liebesgeschichte, wie suggeriert wird, sondern (wie Pelican schon so treffend schrieb, daß ich das hier einfach zitieren will):

    Zitat

    es sich doch um einen sensibel und liebevoll recherchierten historischen Roman um die abenteuerliche Reise von James Cook mit seinem Schiff „Endeavour“ von Tahiti zurück nach England handelt, die mit der Entdeckung Australiens in die Geschichte einging.


    Am Ende hatte ich das Gefühl, mich von liebgewonnenen Freunden verabschieden zu müssen. Das gibt von mir die volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe dieses Buch vorgestern zuende gelesen und möchte mich allen Rezensionen hier anschließen. Es gibt nichts mehr, dass ich hinzufügen könnte, außer, dass das Buch bestimmt wegen seines (mit Verlaub) bescheidenen Klappentextes an vielen historisch interessierten Leuten vorbei gehen wird. Es klingt wirklich nach Liebesschnulze und dabei ist es ein wunderbares, lehrreiches Buch. Und unsere Nicole hat wirklich damit keine Jugendsünde begangen, sondern eine Meßlatte geschaffen, an der ihre weiteren Werke gemessen werden dürfen. Sehr beeindruckend.

  • Hier meine Meinung:


    Eine außergewöhnliche Reise habe ich erlebt, nachdem ich >>Die Südwinde<< aufgeschlagen habe. Schon auf den ersten Seiten bin ich in die Erzählung eingetaucht. Zuerst in die exotische Südseewelt, deren farbenprächtige Beschreibung ohne jeglichen Kitsch auskommt, und bald bin ich Brittany mit Neugierde an Bord der Endeavour gefolgt. Nahezu jeder hat in der Schule wohl schon von James Cooks Entdeckungsreisen gehört. Hier ist man als Leser hautnah dabei, wenn der berühmte Seefahrer aufbricht, um das Geheimnis um eine sagenumwobene südliche Landmasse namens Terra australis incognita zu lüften. Das Leben an Bord ist hart, Krankheiten grassieren, man leidet mit jedem Matrosen mit. Die eingewobene Liebesgeschichte ist frei von jeglichem Kitsch, obwohl man das anhand des Klappentextes anders vermuten könnte. Die Sprache der Autorin ist bildmächtig und präzise. Wie in einem Film hat man ihre Beschreibungen vor Augen. Karten werden gezeichnet, astronomische Beobachtungen angestellt, unbekannte Pflanzen und Früchte katalogisiert, fremde Kulturen kennengelernt und das alles so geschickt in eine spannende Geschichte eingeflochten, dass man Fiktion und Wahrheit nicht mehr zu unterscheiden vermag. Hierzu gibt der Epilog Erläuterungen, ein weiterer Pluspunkt. Einfühlsam, aufwühlend und spannend geschrieben, verbunden mit genauer historischer Recherche, und deshalb kann ich es den Eulen wärmstens empfehlen.

  • Eigentlich hatte ich eine ganze Menge Gründe, dieses Buch nicht zu lesen:
    -> es ist ein historischer Roman, also normalerweise gar nicht mein Fall
    -> es geht um ein Schiff bzw. eine Seereise und ich werde eigentlich schon bei dem Gedanken ganz grün
    -> der Klappentext lässt eine Liebesschnulze par Excellence vermuten, ach herrje


    Andererseits hatte ich nach der Leserunde zum Haus der Spione ja doch überlegt, dem Genre "Historischer Roman" vielleicht doch noch mal vorsichtig eine Chance einzuräumen...


    Also, was lag näher als für diesen Versuch auch wieder ein Buch von Nicole auszuwählen?


    Also habe ich mich tapfer hineingestürzt - und war furchtbar enttäuscht. Das Buch entsprach nicht meinen Erwartungen! Es war nicht langatmig, es war nicht kitschig, es war nicht patriotisch, nicht schnulzig triefend... kurzum: es war wirklich gut!


    Nicole hat es wieder geschafft, mich mit ihrer Geschichte total in den Bann zu ziehen, ich habe mit den Figuren gehofft, gebangt und gelitten und ja, ich habe auch einige Tränen vergossen.


    Ein wunderschönes Buch, super geschrieben, bestens recherchiert, spannend und fesselnd.
    Es macht Lust auf mehr, ist absolut empfehlenswert und ich hätte etwas verpasst, wenn ich es nicht gelesen hätte.