Was mir noch auffiel, das Downsyndrom oder Trisomie 21 wird noch mit mongoloid beschrieben , der Hydrocephalus als Wasserkopf bezeichnet. Ist das einfach zeitgetreu wiedergegeben? Also klar waren die Bezeichnungen früher so und hier zu der Zeit auch wohl gebräuchlich.
Das ist einfach zeitgetreu wiedergegeben. Downsyndrom oder Trisomie 21 sagte man erst sehr viel später und deshalb verwende ich diese Begriffe dann auch nicht, sondern das, was damals üblich war. "Mongoloid" war noch bis in die 1990er eine teilweise liebevolle Bezeichnung. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir im Medizinstudium im Rahmen eines Kurses auch Wohneinrichtungen für Behinderte besucht haben. Damals änderte sich gerade das Bewohnerbild. Waren bis in die 1980er Jahre überwiegend Menschen mit Trisomie in diesen Einrichtungen, waren es ab den 1990ern überwiegend Menschen, die Geburtsschäden als Frühgeburten oder direkt unter der Geburt davongetragen hatten. Damals erzählte uns der Leiter der Einrichtung, der wirklich ein Herz für seine Bewohner hatte: "Am liebsten sind uns die Mongoloiden, das ist nie ein Problem, die sind freundlich und sozial, die kann man überall integrieren." Würde er das jetzt, 30 Jahre später sagen, würde man ihm sofort unterstellen, er wolle Menschen herabwürdigen - was aber in dem Kontext gar nicht der Fall war.
Interessant war vor dem Hintergrund noch etwas anderes - die Zahl der Menschen mit Trisomie geht zurück - was an pränataler Diagnostik liegt. Die Eltern wollen das "perfekte" Kind, ein Kind mit Down-Syndrom wird in den meisten Fällen abgetrieben. Und dann ist es oft so tragisch, wenn Eltern, die wirklich alles geplant haben, inkl. sämtlicher Früherkennung, weil sie sich Perfektion wünschen, einen beginnenden Abort haben, z.B. im 6. Monat - und dann alles tun, damit das Frühchen durchkommt, aber es blieb in den 1990er Jahren (inzwischen ist es besser geworden), ein erhebliches Risiko, dass diese Ultrafrühchen schwerstbehindert sind und nicht einmal laufen oder sprechen lernen. Es gibt eben keine Sicherheit. Deshalb fangen jetzt auch schon wieder viele werdende Eltern an, auf die Früherkennung zu verzichten, weil sie sich nicht entscheiden wollen, ein Wunschkind nur deshalb abzutreiben, weil es nicht perfekt ist.