Ein Ausnahmechirurg berichtet aus seinem Arbeitsleben. Und das ist hochinteressant. Die vielen Fallbeispiele, die er erzählt, sind spannend wie ein Thriller. Manchmal habe ich beinahe wirklich die Luft angehalten. Das Buch zu lesen, war so ähnlich wie "Emergency Room" zu gucken. Dynamisch, lebhaft, spannend, aufregend.
Die Aufteilung in kurze Abschnitte, die oft mit Zeit- und Ortssprüngen einhergehen, verleihen dem Text zusätzlich eine Geschwindigkeit, die ein wenig die atemlose Stimmung einer Notaufnahme vermitteln. Man ist gefordert, sich zu konzentrieren, aber nicht in dem Maße, dass man überfordert wäre. Ich habe mich dadurch sehr wach gefühlt.
Obwohl es ein autobiografisches Buch ist, bleibt der Schwerpunkt des Erzählten auf dem beruflichen Sektor. Lediglich ein Kapitel widmet Dr. Prêtre seiner Kindheit und Jugend.
Man erfährt vieles über großartige Leistungen, aber auch über die dunklen Stunden im Leben des Chirurgen, der Einblicke in seine Seele gewährt, wenn er von Tod und persönlichen Fehlern berichtet, die bei so einer Arbeit nicht ausbleiben.
Obwohl ich medizinisch nicht versiert bin, habe ich mich nicht überfahren gefühlt, hatte den Eindruck, dass der Mediziner ganz konkret für ein Laienpublikum geschrieben und Rücksicht genommen hat. Das Wesentliche habe ich sicher verstanden.
Und ich bin froh, dass es Menschen wie René Prêtre gibt, aber ebenso froh, nicht mit einem ebensolchen Talent behaftet zu sein. Eine große Gabe, die auch große Verantwortung beinhaltet, der man mental gewachsen sein muss. Ein beeindruckender Mann und deshalb auch ein beeindruckendes Buch.
Ich gebe 10 von 10 Eulenpunkten.
Edit: Im Mittelteil des Buches befinden sich acht Blätter mit Fotos, die ich ebenfalls sehr interessant fand. Zum Teil Erklärungen, schematische Bilder, aber auch echte Fotos vom Operationsfeld und natürlich vom Chirurgen selbst.