Beiträge von Tialda

    x Autoren: Joseph Fink, Jeffrey Cranor
    x Übersetzer: Wieland Freund, Andrea Wandel
    x Titel: Willkommen in Night Vale
    x Originaltitel: Welcome to Night Vale
    x Genre: Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 19. März 2016
    x bei Klett-Cotta
    x 378 Seiten
    x ISBN: 3608961372
    x Erste Sätze: Pfandhäuser in Night Vale funktionieren so: Erstens braucht man einen Gegenstand zum Verpfänden. Um daran zu kommen, muss man viel Zeit hinter sich gebracht, Jahre aufs Leben und Existieren verwendet haben, bis man schließlich restlos davon überzeugt ist, dass es einen selbst gibt und dass es Gegenstände gibt und dass es so etwas wie Eigentum gibt, wobei sich, so unwahrscheinlich das alles auch ist, diese absurden Überzeugungen derart zusammenfügen müssen, dass man am Ende Eigentümer eines Gegenstandes ist.


    Klappentext:


    „Das Schicksal ist schlimmer als der Tod. Das waren die Gesundheitsnachrichten.“


    Night Vale, ein Städtchen in der Wüste. Irgendwo in der Weite des amerikanischen Südwestens. Geister, Engel, Aliens oder ein Haus, das nachdenkt, gehören hier zum Alltag. Night Vale ist völlig anders als alle anderen Städte, die Sie kennen – und doch seltsam vertraut.


    Rezension:


    Gleich zu Anfang möchte ich sagen: Meine Rezension zu „Willkommen in Night Vale“ von Joseph Fink und Jeffrey Cranor stellt die Meinung einer Leserin dar, die vor dem Aufschlagen der ersten Seite noch nie etwas von Night Vale gehört hat. Ich wusste nicht, dass es einen erfolgreichen Podcast dazu gibt, und musste mittlerweile feststellen, dass sogar ein Night Vale-Wiki existiert. Von daher werden eingefleischte Night Vale-Fans, nachdem sie diese Rezension gelesen habe, vermutlich heute Nacht mit Mistgabeln und Fakeln vor meiner Haustür stehen. Geht weg – ich werde nicht öffnen.


    Also, wie gesagt – ich kannte nur den Klappentext und war wirklich sehr gespannt auf Night Vale. Welcher Schreibstil einen im Buch erwartet, spiegelt sich bereits auf der ersten Seite sehr gut wider. Ein schräger Humor, Wortgewandtheit, entweder extrem lange Sätze oder auffallend kurze, dazu Wiederholungen über mehrere Sätze hinweg, die im Endeffekt alle das Gleiche aussagen, aber immer anders formuliert wurden.


    Ganz ehrlich? Mir hat es null Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Nach den ersten 50 Seiten habe ich mich bei allen möglichen Leuten darüber ausgekotzt, weil mich dieser Schreibstil so fertig gemacht hat. Mein gefühlt tausendfach wiederholter Jammer-Satz: „Man könnte dieses verrückte Buch um die Hälfte kürzen, alles wird ständig wiederholt, ich ertrage das nicht!“ Warum ich es trotzdem zu Ende gelesen habe? Ich klammerte mich immer an den Gedanken „Vielleicht wirds ja doch noch besser …“


    Und ab der Mitte wurde die Geschichte auch tatsächlich etwas besser. Ich hatte mich langsam eingefunden und wusste so ungefähr, worum es geht und wie das Buch ‚funktioniert‘. Fakt ist: In Night Vale läuft alles irgendwie verrückt und keiner der Bewohner wundert sich darüber. Die Hauptcharaktere sind die 19-jährige Jackie, die schon seit irgendwie immer 19 ist und ein Pfandhaus führt, in dem jedes Pfand den gleichen Wert hat (egal ob Auto oder Rotzfahne). Dazu kommt Diane, Büroangestellte und alleinerziehende Mutter eines Teenies, der jede Gestalt annehmen kann, die er nur will – und dies auch tut.


    Eines Tages taucht ein komischer Typ in der Stadt auf und gibt mehreren Bewohnern, darunter auch Jackie, einen Zettel mit dem Namen einer anderen Stadt – das Besondere an dem Zettel ist aber, dass man ihn nicht mehr los wird. Egal, was man mit ihm macht, er landet immer wieder in der Hand. Schließlich finden Jackie und Diane irgendwie zusammen und machen sich auf der Suche nach dieser Stadt – blöd nur, dass man Night Vale nicht so einfach verlassen kann.


    Wäre die Geschichte anders geschrieben, hätte sie mir vielleicht sogar gefallen, aber so war es für mich einfach nur ein Krampf das Ding zu lesen. Jetzt, nach meinen Recherchen, wo ich weiß, was es mit dem Podcast usw. auf sich hat, kann ich eine gewisse Genialität nicht abstreiten. Aber ich widme meine Rezension einfach mal den Lesern, die nicht wissen, was „Night Vale“ ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Buch nichts für euch ist.


    Fazit:


    Ganz einfache Ansage: Ohne Hintergrundwissen macht es keinen Spaß, dieses Buch zu lesen.


    Bewertung:


    4 von 10 Sternen

    x Autorin: Nicole Boyle Rødtnes
    x Übersetzerin: Gabriele Haefs
    x Titel: Wie das Licht von einem erloschenen Stern
    x Originaltitel: Hul i hovedet
    x Genre: Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 01. März 2016
    x bei Beltz & Gelberg
    x 243 Seiten
    x ISBN: 3407821042
    x Erste Sätze: Woran ich mich am besten erinnere, ist das Gefühl, zu ertrinken. Zuerst kam der scharfe Schmerz, als ich mit dem Hinterkopf auf den Boden des Schwimmbeckens knallte. Der Schmerz pulsierte vom Nacken ins Rückgrat und dann weiter in jede Zelle. Ich versuchte zu schreien, aber aus meinem Mund quoll nur Wasser.


    Klappentext:


    Seit Vega bei einer Party gestürzt ist, kann sie weder sprechen, lesen noch schreiben. Diagnose: Aphasie. Doch war es wirklich ihr eigenes Verschulden? Oder wurde sie absichtlich geschubst?
    Als Vega diesen Verdacht gegenüber ihrer besten Freundin Ida und ihrer Schwester Alma andeutet, wenden sich beide vor den Kopf gestoßen von ihr ab. Vega ist frustriert und fühlt sich völlig unverstanden und entsetzlich einsam. Bis sie Theo trifft und sie gemeinsam die fehlenden Puzzlestücke in Vegas Erinnerung zusammensetzen.


    Rezension:


    Völlig angetan von diesem zauberhaften Cover in Verbindung mit dem noch tolleren Titel, kam ich an „Wie das Licht von einem erloschenen Stern“ von Nicole Boyle Rødtnes natürlich nicht vorbei. Und so viel sei gesagt: Dieses Buch hat noch viel mehr als nur ein schönes Gewand.


    Die Autorin hält sich nicht lange mit einer Einleitung auf, sondern mischt die Vorgeschichte einfach unter jedes Kapitel. Dies gestaltet sich so, dass die erste Seite im Kapitel immer einen kursiven Text enthält, der die Erinnerungen der Protagonistin, Vega, darstellt. So erinnert sich Vega nach und nach an den Unfall und wie es dazu kam und für den Leser baut sich eine zusätzliche Spannung auf, da man erfahren möchte, was eigentlich genau passiert ist.


    Die Geschichte hat mich völlig gefesselt und steckt voller poetischer Sätze, die so schmerzhaft wahr sind, dass einem teils regelrecht das Herz schmerzt. Der Schreibstil der Autorin ist einfach nur zauberhaft – aus Vegas Egoperspektive erzählt fühlte es sich an, als würde man in ihrem Kopf sitzen und mit ihr verzweifelt versuchen, sich mitzuteilen.


    Denn Vega ist in sich gefangen. Seit ihrem Unfall – einem Sturz in ein mit nur wenig Wasser befülltes Schwimmbecken – leidet sie an Aphasie. Mir war nicht wirklich bewusst, worum es sich bei dieser Krankheit genau handelt, aber es ist meine neue persönliche Horrorvorstellung: Aphasie ist eine Störung des Sprachzentrums im Gehirn. Vega kann weder sprechen noch schreiben und ist somit völlig abgeschnitten, was die Fähigkeit, sich unmissverständlich ausdrücken zu können, anbelangt. Auch Lesen ist für Vega nicht zu bewältigen und kurz nach dem Unfall hat sie sogar Probleme, Gesprochenes von anderen zu verstehen. Ich stelle es mir schrecklich vor, innerlich, im Gedanken, ganz normal zu funktionieren und nicht nach außen durchzudringen.


    So ändert sich Vegas Leben komplett, denn während ihre Freunde Abitur machen, ist sie damit beschäftigt, wieder sprechen zu lernen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auch Vegas soziales Umfeld nach und nach ändert, bis sie schließlich auf Theo trifft, der ebenfalls unter Aphasie leidet – und mit Theo öffnet sich auch langsam wieder die ‚Tür nach draußen‘.


    Was mich aber ein bisschen verwirrt zurückließ war das Ende, das kein richtiges Ende ist. Eigentlich hätte man noch locker 100 Seiten schreiben können, um das Buch gemütlich auslaufen zu lassen, aber der Schluss wurde auf wenigen Seiten nur grob umrissen, was ich schade fand. Hier wäre noch einiges an Emotion drin gewesen.


    Trotzdem ist „Wie das Licht von einem erloschenen Stern“ eine absolute Empfehlung für alle Wortliebhaber und für Fans von tiefgründigen Geschichten.


    Fazit:


    Wir sprechen jeden Tag, ohne uns Gedanken zu machen, was wäre, wenn wir es plötzlich nicht mehr könnten. Die Geschichte eines Mädchens, das noch einmal ganz von vorne anfangen muss – poetisch, fesselnd, berührend.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Kim Kestner
    x Originaltitel: Anima: Schwarze Seele, weißes Herz
    x Genre: Jugendbuch/Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 10. Februar 2016
    x bei Arena
    x 480 Seiten
    x ISBN: 3401602527
    x Erste Sätze: Für mich war Liebe ein Wort, das ich nur aus Filmen kannte. Und damit meine ich natürlich nicht die Liebe zu meiner Familie, zu Gott oder zu meinem ersten Kuscheltier. Nein, ich meine die Liebe, die zwei Menschen magisch aneinanderbindet. Die alles andere unwichtig werden lässt.


    Klappentext:


    Für Abby ist es die schönste Zeit des Jahres: Jeden Sommer verbringt sie mit ihrer Familie die Ferien im Nationalpark Acadia. Doch diesmal wird die Idylle überschattet. Der zur Unterhaltung engagierte Magier Juspinn fasziniert die Feriengäste nicht nur mit seiner Show – er scheint sie zu manipulieren. Mit Schrecken muss Abby feststellen, wie sich ihre Familie und Freunde mehr und mehr zum Schlechten verändern. Besonders ihre Schwester Virginia ist auf einmal wie von Sinnen. Abby selbst spürt nicht nur die Anziehungskraft des Fremden, sondern auch die Gefahr, die von ihm ausgeht. Juspinn scheint auf der Suche zu sein – nach etwas, das nur sie ihm geben kann.


    Die Geschichte einer undenkbaren Liebe im Kampf gegen die größten Mächte der Welt.


    Rezension:


    Ich muss zugeben, bis ich „Anima: Schwarze Seele, weißes Herz“ in den Händen hielt, hatte noch nie etwas von Kim Kestner gehört. Aber ich bin nach dieser Lektüre wirklich positiv überrascht und finde sogar, dass sie einigen deutschen Jugendfantasy-Größen wie z. B. dem Autor einer gewissen „Die Seiten der Welt“-Reihe in Nichts nachsteht.


    „Anima“ ist wirklich ein richtiger Schinken, doch die Geschichte fühlt sich beim Lesen an wie eine 300-Seiten-Ausgabe, so inhaliert man die 25 Kapitel der Geschichte. Erzählt wird aus Sicht der Protagonistin Abby, die während des Buches 18 wird, und in wenigen Ausnahmen aus Sicht Juspinns, dessen Parts aber dann in einer anderen Schriftart dargestellt sind.


    Abby verbringt mit ihren Eltern und ihrer großen Schwester Virginia jeden Sommer im Nationalpark Acadia, in dessen Kirche Abbys Vater, ein Reverend, die Messen hält. Schon hier fällt auf, dass Charakterzüge in dieser Geschichte eine Rolle spielen – jedes Familienmitglied wurde von der Autorin liebevoll ausgearbeitet. Während der Vater die Stimme der Vernunft darstellt, ist Abbys Mutter ein kreativer Freigeist, Abby ist eindeutig das „weiße Herz“, von dem im Buchtitel die Rede ist, ruhig und besonnen – ihre Schwester ist das genaue Gegenteil: ein zickiger Teenie, der null Bock auf Familienurlaub hat.


    Als der mysteriöse Juspinn im Nationalpark auftaucht, verändern sich nach und nach alle Urlauber im Park und die negativen Persönlichkeitsanteile eines jeden treten überdeutlich hervor. Schnell wird klar, dass mit Juspinn etwas nicht stimmt und die ’schwarze Seele‘ hat sein ‚Weißes Herz‘ gefunden – denn einzig Abbys Charakterzüge verändern sich nicht, während alle durchzudrehen scheinen. Doch dies stellt nur Part eins des Buches dar, wobei es hier schon eine kleine Finalszene gibt, die an Spannung nicht spart.


    Teil zwei versetzt den Leser dann mit Abby nahezu in eine andere Welt. Die Geschichte nimmt zusammen mit einem großen Anteil an Magie Fahrt auf und es kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Die Anziehung, die Abby bereits in Acadia zu Juspinn verspürte, nimmt weiter zu, doch Juspinns Reaktionen sind alles andere als eindeutig. Und letztlich schließt sich der Kreis wieder beim Thema Familie, wobei man sich wohl schon denken kann, dass Juspins Familie eine deutlich andere als Abbys ist.


    Es ist schwer, nicht zu viel zu erzählen, denn Kim Kestner hat eine umfassende, spannende Geschichte vor einem Hintergrund gesponnen, der einen noch nicht direkt am Eingang der Fantasyabteilung erschlägt. Ich fand die Story im Ganzen also richtig gut. Leider ging es mir aber am Ende dann viel zu schnell, während der Anfang zwar nicht langweilig war, aber durchaus hätte kürzer sein dürfen.


    Fazit:


    Magie, Gut gegen Böse und eine Liebe, die nicht sein darf, auf eine einfallsreiche Art und Weise zu einem tollen Jugendfantasyroman versponnen.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Jennifer Niven
    x Übersetzerin: Alexandra Ernst
    x Titel: All die verdammt perfekten Tage
    x Originaltitel: All the bright places
    x Genre: Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 28. Dezember 2015
    x bei Limes
    x 400 Seiten
    x ISBN: 3809026573
    x Erste Sätze: Ist heute ein guter Tag zum Sterben? Diese Frage stelle ich mir morgens beim Aufwachen. In der dritten Stunde, während Mr. Schroeder vor sich hinlabert und versuche, die Augen offen zu halten. Beim Abendessen […]


    Klappentext:


    Jeder Moment ist einzigartig. An welchen Augenblick erinnern Sie sich am liebsten?


    Ist heute ein guter Tag zum Sterben?, fragt sich Finch, sechs Stockwerke über dem Abgrund, als er plötzlich bemerkt, dass er nicht allein ist. Neben ihm steht Violet, die offenbar über dasselbe nachdenkt wie er. Von da an beginnt für die beiden eine Reise, auf der sie wunderschöne wie traurige Dinge erleben und großartige sowie kleine Augenblicke – das Leben eben. So passiert es auch, dass Finch bei Violet er selbst sein kann – ein witziger und lebenslustiger Typ, nicht der Freak, für den alle ihn halten. Und es ist Finch, der Violet dazu bringt, jeden einzelnen Moment zu genießen. Aber während Violet anfängt, das Leben wieder für sich zu entdecken, beginnt Finchs Welt allmählich zu schwinden …


    Rezension:


    Mehr durch Zufall stolperte ich über „All die verdammt perfekten Tage“ von Jennifer Niven und war direkt vom Klappentext angetan. Das Pro und Contra zum Leben und Weitermachen spielte auch in meiner Vergangenheit immer wieder eine Rolle, und so hoffte ich auf eine nachdenkliche und berührende Liebesgeschichte. Ich bekam sie – und noch mehr.


    Die Geschichte wird kapitelweise aus zwei verschiedenen Perspektiven und jeweils aus der Egoperspektive erzählt – aus der von Finch, einem Außenseiter, dessen Gedanken sich immer wieder um sein Ableben drehen, und aus der von Violet, die ursprünglich sehr lebenslustig war – bis zu dem Tag, an dem das Schicksal beschloss, dass sie einen Autounfall überleben soll, im Gegensatz zu ihrer großen Schwester.


    So zählt Finch die Tage, an denen er ‚wach‘ ist, sprich, nicht völlig in der Depression versinkt und Violet die Tage bis zu ihrem Abschluss, um die Stadt und all die unliebsamen Erinnerungen endlich hinter sich zu lassen. Doch trotz allen Bemühungen weiterzumachen, treffen sich die beiden schließlich zufällig und mit dem gleichen Ansinnen auf dem Glockenturm der Schule.


    Fortan fühlt sich Finch für Violet verantwortlich und zwingt sie gewissermaßen, zusammen an einem Schulprojekt zu arbeiten – außergewöhnliche Orte rund um ihren Wohnort zu besuchen und zu dokumentieren. Und genau hier beginnt der Teil im Buch, der einem vor Augen führt, warum man die Welt genießen sollte, ja, sogar muss – es gibt einfach so viel zu sehen. Finch schafft es schließlich, Violet aus ihrem Tief, in dem sie steckt, herauszuholen – bis ihn sein eigenes wieder einholt.


    Ich habe diese Geschichte verschlungen und sie wird mir definitiv noch lange im Gedächtnis bleiben. Sie steckt voller schöner Sätze und Wahrheiten, die man sich dringend notieren sollte, um sie nicht zu vergessen. Die sich anbahnende Liebesgeschichte hat mich völlig berührt und mir sogar hin und wieder ein paar Tränchen abgerungen.


    In anderen Kritiken habe ich gelesen, dieses Buch sei ein zweites „Das Schicksal ist ein meiser Verräter“ – ich persönlich fand die Story um Finch und Violet aber tatsächlich um ein Vielfaches origineller und berührender.


    Fazit:


    Eine witzige, traurige und berührende Liebesgeschichte, die psychische Krankheiten nicht tabuisiert und zeigt, wie nah ein „Ja“ und ein „Nein“ zum Leben nebeneinanderliegen. Definitiv ein Lieblingsbuch.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

    x Autor: Jonas Winner
    x Originaltitel: Die Zelle
    x Genre: Psychothriller
    x Erscheinungsdatum: 11. Januar 2016
    x bei Droemer Knaur
    x 336 Seiten
    x ISBN: 3426512769
    x Erste Sätze: Prolog, Winter 2016. Berlin. Schwarzes Aufflackern einer nächtlichen Erinnerung. Dunkelheit. Feuchtigkeit. Kälte. Eine fahle Morgensonne. Trübes Nachmittagslicht. Endlose Nächte. Wenn ich an Berlin zurückdenke, sehe ich eine Stadtwüste vor mir, Brandmauern, Sackgassen, Baugruben – in Schwärze erstarrt.


    Klappentext:


    Warte, warte nur ein Weilchen …


    Sammy ist elf und gerade mit seinen Eltern nach Berlin gezogen. Im Luftschutzbunker der alten Jugendstilvilla in Grunewald macht er eine verstörende Entdeckung. Ein vollkommen verängstigtes Mädchen, nicht viel älter als er, ist dort unten in einer Zelle eingesperrt, die man mit Gummifolie ausgekleidet hat. Nur durch einen winzigen Schlitz hindurch kann er sie sehen. Am nächsten Tag ist die Zelle leer, das Mädchen verschwunden. Und für Sammy kann es dafür eigentlich nur einen Grund geben: seinen Vater.


    Rezension:


    Da mir alle bisher gelesenen Bücher von Jonas Winner richtig gut gefallen haben, war ich sehr gespannt auf seinen neuesten Thriller „Die Zelle“. Zwar ist der Plott dieser Story nicht ganz so ‚anspruchsvoll-verwirrend‘, wie z. B. bei „Der Architekt“, doch eine spannende Geschichte steckt dennoch dahinter.


    Bis auf die letzten wenigen Seiten und gelegentliche Zwischensequenzen ist alles aus der Egoperspektive des damals 11-jährigen Sammy erzählt, der sich in der Gegenwart an die Geschehnisse seiner Kindheit zurückerinnert. Zeitsprünge gibt es aber kaum, so dass sich der Hauptplott in der Kindheit des Protagonisten Sammy abspielt – perfekt , um direkt in die Vergangenheit einzutauchen.


    Richtig gut gemacht fand ich vor allem, dass immer wieder in kursiver Schrift Sammys Gedanken aufgeführt werden. So kann sich der Leser noch besser in das Kind hineinversetzen, wenn es z. B. mit seinem Vater redet, ihn aber aus Angst anlügt, da die wirkliche Meinung direkt hinter der wörtlichen Rede steht – nur eben in kursiver Schrift. Außerdem in kursiver Schrift findet man hin und wieder Auszüge aus Sicht des Täters während seiner Taten. Spannend an dieser Stelle ist, dass man bis auf ein, zwei Hinweise nicht erfährt, wer sich genau dahinter verbirgt. Man sollte dieses Buch auf jeden Fall sehr aufmerksam lesen, damit einem nichts entgeht.


    Zur Story selbst – Sammys Familie, inkl. dem Au-pair-Mädchen, zieht von London nach Berlin. Die Mutter ist Theaterschauspielerin, der Vater komponiert düstere Filmmusik. Da die Ferien gerade erst beginnen und er noch niemanden in Berlin kennt, langweilt sich der 11-Jährige natürlich und stromert über das große Grundstück. Dabei stößt er auf einen Luftschutzbunker und in ihm auf ein völlig verstörtes, eingesperrtes Mädchen, das er durch ein Gucklock beobachten kann. Für Sammy steht fest – eigentlich kann nur sein Vater dahinterstecken, der mit Sammys Bruder schon ein paar Wochen eher nach Berlin fuhr. Diesen darauf ansprechen traut er sich aber nicht. In dem Jungen baut sich dadurch ein unglaublicher Druck auf, der sich schließlich auf eine für die ganze Familie sehr unangenehme Art und Weise in der Öffentlichkeit entlädt und die Geschichte richtig ins Rollen bringt. Zudem findet Sammy noch eine Gefährtin, das Nachbarsmädchen, die er einweiht und die ihm versucht zu helfen, sich dabei aber selbst in höchste Gefahr bringt.


    Mir hat dieser Thriller richtig gut gefallen, vor allem, weil der Autor immer wieder mit den möglichen Wahrheiten spielt. Nimmt der Leser an, er ist dem Geheimnis auf die Spur gekommen, lässt Winner den Wind drehen und plötzlich scheint wieder alles ganz anders zu sein. Und so viel kann ich verraten: Wie die Sache letzten Endes tatsächlich ausgeht, hatte ich als Lösung überhaupt nicht in Betracht gezogen.


    Wer also auf Psychothriller steht, die nicht so leicht zu durchschauen sind: Der neue Thriller von Jonas Winner ist euer Ding.


    Fazit:


    Spannend und fesselnd bis zur letzten Seite.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Sebastian Fitzek
    x Originaltitel: Der Nachtwandler
    x Genre: Psychothriller
    x Erscheinungsdatum: 14. März 2013
    x bei Droemer Knaur
    x 320 Seiten
    x ISBN: 3426503743
    x Erster Satz: Der Patient lag noch nicht einmal eine halbe Stunde auf der Station, und schon machte er Ärger. Schwester Suzan hatte es geschmeckt, kaum dass der Rettungswagen seine Türen geöffnet hatte und die Liege herausgeschoben wurde. Sie schmeckte es immer, wenn Probleme in die psychiatrische Abteilung rollten.


    Klappentext:


    Wer bist du, wenn du schläfst?


    Wegen massiver Schlafstörungen wurde Leon in seiner Jugend psychiatrisch behandelt. Seit langem glaubt er sich geheilt – doch als eines Nachts seine Frau unter mysteriösen Umständen verschwindet, keimt ein schrecklicher Verdacht in ihm: Ist er, wie damals, im Schlaf gewalttätig geworden? Um seinem nächtlichen Treiben auf die Spur zu kommen, befestigt Leon eine bewegungsaktive Kamera an seiner Stirn – und entdeckt beim Betrachten des Videos Unfassbares: Sein schlafwandlerisches Ich steigt durch eine ihm unbekannte Tür seines Zimmers hinab in die Dunkelheit …


    Rezension:


    Nachdem ich schon vom Klappentext von Sebastian Fitzeks „Der Nachtwandler“ total angefixt war, dachte ich, dass diese Story eigentlich kaum noch besser werden kann – aber Fitzek überzeugte mich mal wieder vom Gegenteil.


    Im gewohnt spannenden und rasanten Schreibstil erzählt der Autor die Geschichte aus der dritten Person – und zwar so spannend, dass ich das Buch in weniger als zwei Tagen verschlungen habe. Mal abgesehen vom Prolog und einem Part am Schluss befindet sich der Leser immer bei Protagonist Leon, was dazu führt, dass man schon nach kurzer Zeit eine gewisse Sympathie zu diesem Charakter aufbaut, der selbst nicht mehr von den mysteriösen Geschehnissen weiß, als der Leser.


    Als Leon eines Morgens erwacht, nachdem er einige Minuten mit einer sogenannten Schlaflähmung kämpfte, sieht er seine Frau. Soweit nichts ungewöhnliches, doch seine Frau sieht übel zugerichtet aus, packt ihre Sachen und geht. Als Leon ihr verwirrt nachläuft, ist sie plötzlich wie vom Erdboden verschluckt.


    Die Geschichte würde nicht von Fitzek stammen, wenn nicht sehr Eisberg an dieser Spitze hängen würde. Als Kind war Leon Schlafwandler und tat dabei besorgniserregende Dinge, so hat er Angst, dass ihn die Vergangenheit nun einholt. Um zu sehen, was er in der Nacht macht, besorgt er sich eine Stirnkamera und filmt Unglaubliches: Völlig souverän nutzt er im Schlaf eine ihm bisher unbekannte Tür in seinem Schlafzimmer und begibt sich in ein geheimes Tunnelsystem im Haus. Je mehr er diese Geheimgänge nach dem Sichten des Filmmaterials erkundet, umso klarer wird ihm: Er muss etwas Schreckliches getan haben.


    Doch es reicht natürlich nicht, dass allein diese Handlung schon der absolute Hammer ist. Zusätzlich hat der Autor noch so viele unerwartete Wendungen und Enthüllungen eingebaut, dass der Leser beinahe ein Schleudertrauma bekommt. Jedes Mal, wenn ich dachte, es kö nnte nicht noch krasser kommen, wird noch ein erschütterndes Detail dazugefügt.


    Wer also einen absolut atemraubenden Thriller lesen möchte, in dem nichts so ist, wie es scheint – „Der Nachtwandler“ ist das nächste Buch auf der ‚Musst-du-lesen-Liste‘.


    Fazit:


    Extrem spannend. Eine erschreckende Enthüllung jagt die nächste – das Lesen dieses Thrillers kann zu einem Schleudertrauma führen.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

    x Autor: Cardo Polar
    x Originaltitel: Die Kinder der Kirschblüte: Die Kinder erwachen
    x Reihe: Die Kinder der Kirschblüte, Band 1
    x Genre: Jugendbuch/Fatasy
    x Erscheinungsdatum: 10. November 2015
    x bei Books on Demand
    x 156 Seiten
    x ISBN: 3738655174
    x Erste Sätze: Hanna lag in ihrem Bett, bereit zu sterben. Einfach nur sterben, aus, alles vorbei. Endlich Ruhe. Sie war so unsagbar müde. Müde von dieser scheißverfickten Welt da draußen, von all dem Gerede, dem Generve, den Gerüchten, den miesen Sprüchen, all den Blicken, all den Arschlöchern um sie herum; […]


    Klappentext:


    Hanna ist einsam. Sie hasst ihr Leben, die Welt, sich selbst. Nur im Internet findet sie Freunde und Verständnis. Als ihre Online-Clique plant, ein Zeichen zu setzen, sich zu wehren, gegen all die Arschlöcher und Mobber da draußen, da geraten die Dinge sehr schnell außer Kontrolle. Doch Hanna hat eine ganz besondere Gabe, eine Kraft von der sie bisher nichts wusste. Als diese Gabe durch Zufall in Hanna erwacht, ist nichts mehr, wie es einmal war. Gejagt von der Polizei und einem mächtigen unbekannten Feind geht es plötzlich um alles – denn es gibt kein Zurück mehr: Die Kinder der Kirschblüte sind erwacht.


    Rezension:


    Ich lese mittlerweile nur noch selten Selfpublisher-Bücher, da die Menge an Büchern, die jeden Tag veröffentlicht werden, kaum noch zu durchschauen und oft auch recht eintönig ist. Doch als ich das Cover von Cardo Polars „Die Kinder der Kirschblüte 1: Die Kinder erwachen“ sah, war ich direkt hin und weg. Es hebt sich so von der Masse ab, dass man gern auch einen Blick auf den Klappentext riskiert und dieser macht mehr als neugierig auf die Story.


    Wenn man das Buch dann erstmal aufgeschlagen hat, fliegt man nur so durch den Auftakt dieser Reihe. Die Story ist in der dritten Person geschrieben, wobei man die meiste Zeit Protagonistin Hanna begleitet. Hanna ist ein depressiver Teenie, sie hasst sich und die Welt, verletzt sich selbst, sieht keinerlei Perspektive in ihrem Leben und wird in der Schule gemobbt. Wie viele Jugendliche in dieser Situation sucht sie Trost im Internet und hat dort über ein Forum andere gefunden, denen es ähnlich ergeht. Sie wissen keine Details, wie Wohnort oder Name voneinander, sind sich aber durch die gemeinsamen Erfahrungen als Außenseiter extrem nah. Als einer aus dieser Clique sich an seinen Mitschülern rächt und ihm darauf die Polizei auf den Fersen ist, kommt Spannung auf – den plötzlich scheint nur noch Hanna im Fokus zu stehen – und nicht nur bei der Polizei.


    Der Schreibstil konnte mich sofort fesseln. Einige Sätze sind kurz und prägnant, peitschen den Leser durch den Text, während die meisten anderen Sätze viele Kommas enthalten und so mehr wie eine Aufzählung als ein Satz wirken, was das quasi rasante durch den Text fliegen noch begünstigt.


    Nebenher gibt es noch Kapitel, die in der Vergangenheit spielen und die tragische Geschichte eines jungen Mädchens erzählen, das eine besondere Gabe besitzt. In Zusammenhang mit dem Klappentext und dem Verlauf der Story wird dem Leser schnell klar – dieses Mädchen muss eine Verwandte von Hanna sein.


    Obwohl das Buch mit rund 150 Seiten sehr dünn ist, war ich von der Wendung in der Mitte der Geschichte ziemlich überrascht. Während ich am Anfang dachte, es würde sich nur um ein paar in Selbstmitleid verfließende Teenies handeln, war ich am Ende so von der Story gefangen, dass ich am liebsten direkt Teil 2 gelesen hätte.


    Fazit:


    Für Liebhaber von spannenden Jugendbüchern und Urban Fantasy – toller Schreibstil, spannende Entwicklung und damit ein richtig guter Trilogieauftakt.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Markus Heitz
    x Originaltitel: Aera – Die Rückkehr der Götter
    x Genre: Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 02. November 2015
    x bei Droemer Knaur
    x 784 Seiten
    x ISBN: 3426518619
    x Erste Sätze: Geneigte Leser und Leserinnen, mit diesem kleinen Ratgeber wollen wir die einschneidenden Ereignisse der letzten Jahre Revue passieren lassen … Wir erinnern uns an das Jahr 2012: Von einem Tag auf den nächsten waren sie wieder da: die Götter. Und zwar die alten Götter.


    Klappentext:


    Der Meister der Mythen erschafft eine neue Welt


    Im Jahr 2019 herrscht eine neue Weltordnung: Die Götter sind auf die Erde zurückgekehrt: Alle Götter – bis auf einen. Während Odin, Zeus, Manitu, Anubis, Shiva und Co. sich ihre alten Kultstätten zurückholen und ihre Anhänger um sich scharen, warten Christen, Moslems und Juden vergeblich.
    Interpol-Ermittler Malleus Bourreau ist Atheist geblieben in dieser Welt voller Götter. Er ist gut in seinem Job, denn er hat keinen Respekt, weder vor Menschen noch vor Göttern. Sein aktueller Fall fordert ihn allerdings: Auf der ganzen Welt verschwinden religiöse Artefakte aus den verschiedensten Kulturen, und die Diebe gehen dabei buchstäblich über Leichen. Und das ist nicht das einzige Rätsel, das es zu lösen gibt.


    Rezension:


    Ich habe von Markus Heitz schon viele Bücher gelesen, die mir auch durch die Bank gut gefallen haben. So war ich natürlich auch auf „Aera: Die Rückkehr der Götter“ sehr gespannt, da den Leser hier eine völlig neue Fantasywelt erwartet. Leider habe ich nun auch mein erstes Heitz-Buch beendet, das mir so gar nicht zugesagt hat.


    Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und das Lesen an sich macht keine Schwierigkeiten – wären da nicht diese nervigen Wiederholungen. So streicht sich der Protagonist gefühlt auf jeder Seite über seinen Fu-Manchu-Bart (allein diese Bezeichnung bereitet mir nach den über 700 Seiten Lektüre echt Ausschlag) und zündet sich auf jeder dritten Seite eine Zigarre an. Die Wiederholung der Tätigkeit fand ich nach den ersten 100 Seiten schon störend, allerdings wird dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt, indem sich selbst die Beschreibung der Handlung immer wieder wortwörtlich wiederholt.


    Die Geschichte selbst ließ mich eher kalt. Wir befinden uns im Jahr 2019, wobei sich die Götter der verschiedensten Religionen bereits seit 2012 wieder unter den Menschen bewegen und ihre Macht demonstrieren – alle Götter außer die der Hauptreligionen. Doch trotz der offensichtlichen Lage glaubt Interpol-Ermittler Malleus Bourreau nach wie vor nicht an Götter und spekuliert eher auf andere Erklärungen.


    Der Hauptplott der Story handelt davon, dass eine Reihe von religiösen Artefakten aus verschiedenen Glaubensrichtungen verschwunden ist, und Bourreau sich um die Wiederbeschaffung kümmern soll. Dabei gerät er nebenbei noch in die ein oder andere unangenehme Situation, die dem Leser einen Eindruck von der neuen Weltordnung bekommen lässt.


    Müsste ich das Buch in ein Filmgenre ordnen, würde ich ganz klar Actionfilm wählen – und hier befindet sich mein Problem. Ich mag Actionfilme nicht und bin da wohl einfach zu sehr ‚Weibchen‘ ;D. Ich wünsche mir von einem Buch, dass es mich emotional anspricht, wobei mir fast egal ist, welche Emotion hervorgerufen wird … zumindest solange es sich nicht im Bereich des Genervtsein und der Langeweile abspielt. Leider war dies bei „Aera“ aber der Fall.


    Trotzdem würde ich vor allem Heitz-Fans und auch Lesern, die nichts gegen ein ordentliches Geballer haben, empfehlen, sich „Aera“ mal anzusehen. Am besten die erste Episode als E-Book, „Aera 1 – Die Rückkehr der Götter: Opfergaben“, denn davon kann man sich schon einen guten Eindruck machen, ob einem das ganze Buch zusagen wird oder nicht.


    Fazit:


    Ich fand die Geschichte einfach zu herb – viele Schießereien, harte und unsympathische Charaktere und unangenehm viele Wiederholungen, was die Handlungen des Protagonisten angeht. Einziger Pluspunkt: die Idee an sich.


    Berwertung:


    4 von 10 Sternen

    x Autorin: Kaja Bergmann
    x Originaltitel: Mnemophobia
    x Genre: Jugendbuch/Thriller
    x Erscheinungsdatum: 19. Oktober 2015
    x bei Bookspot
    x 144 Seiten
    x ISBN: 3956690494
    x Erste Sätze: Obwohl meine Fingerknöchel bereits bluteten, schlug ich weiter zu. Schlug auf die Erinnerung ein und hoffte, sie durch meine rohe Gewalt vertreiben zu können. Wollte sie nicht in meinem Kopf, nicht meine Gedanken durchwühlen und zerknittern, nicht meinen Geist lähmen und nichtmeine Angst ködern lassen. Nicht.


    Klappentext:


    Nemo, zwanzig Jahre alt, lebt in einem schwarzen Leuchtturm. Der war nicht immer schwarz. Erst seit jenem Tag. Seit dem Autounfall. Der Unfall, durch den Nemo sein Augenlicht und seine Freundin Merle ihre Stimme verlor. Ein zu heißer Tag, ein zu müder Kopf, ein zu großer Baum. Nemo saß am Steuer. Seitdem versucht er zu vergessen und verschanzt sich in seinem Leuchtturm an der küste.


    Doch einige wenige Menschen lässt er noch in sein Refugium. Da ist natürlich die stumme Merle, immer in seiner Nähe, da sind Darius und dessen Freundin Luna sowie Emma, eine Zufallsbekanntschaft. Und dann ist Luna plötzlich verschwunden und die Polizei steht vor der Tür …


    Rezension:


    Bisher habe ich jeden von Kaja Bergmanns Jugendthrillern gelesen – relativ dünne Bücher, die immer einen völlig unerwarteten Ausgang haben. So durfte natürlich auch das dritte Werk – „Mnemophobia“ – nicht fehlen, das mich schon allein wegen des imposanten Titels und wegen des faszinierenden Covers ansprach.


    Wer die bisherigen Bücher der Autorin kennt, wird in „Mnemophobia“ vom Aufbau her nicht mehr überrascht sein. Über den Kapitel befindet sich der jeweilige Tag, das Datum und die genaue Uhrzeit, wodurch man das Geschehen quasi minutiös verfolgen kann. Zwischendurch werden immer wieder Kapitel in Form von Gedankenfrequenzen des Protagonisten eingeschoben. Der Schreibstil ist sehr bildhaft, aber trotzdem auf den Punkt gebracht. Beim ersten Buch hat mir das noch sehr gefallen, beim zweiten Buch fand ichs auch noch gut… aber mittlerweile wünsche ich mir irgendwie mal was Neues. Im Einzelfall ist dieser Aufbau richtig gut, allerdings verliert diese Besonderheit mittlerweile an Bedeutung für mich, weil die Autorin eben jedes Buch nach diesem Rezept verfasst.


    Zur Geschichte selbst – Progatonist Nemo, 20 Jahre alt, ist eine absolut gescheiterte Persönlichkeit. Blind, von Selbsthass zerfressen, zurückgezogen – und suizidal. Ich muss ehrlich sagen, diese Person hat mich beinahe in den Wahnsinn getrieben mit ihrem Selbstmitleid. Was allerdings gut gelungen ist, man hat tatsächlich selbst als Leser das Gefühl blind durch Nemos Welt zu gehen. Obwohl der Schreibstil so bildhaft ist, hatte ich durchgehend das Gefühl, mich unter Nemos grauem Schleier zu befinden. Durch die ganze Geschichte zieht sich eine irgendwie bedrückende Atmosphäre.


    Warum „Mnemophobia“ trotz meiner Kritik noch als „gut“ durchgeht hat den Grund des – wie immer – völlig unerwarteten Endes. Ja, auch das kam in Kaja Bergmanns früheren Büchern schon vor, aber trotzdem hat es mich auch diesmal wieder wie ein Vorschlaghammer getroffen, da ich mit vielem gerechnet habe, aber nicht damit.


    Leser, die noch nie etwas von dieser Autorin gelesen haben und Jugendthriller mit unerwarteter Wendung mögen, und auch Leser, die gerade den speziellen Buchaufbau der Autorin mögen und nichts Neues erwarten, werden mit „Mnemophobia“ gut bedient. Freunde von sympathischen Protagonisten und neuen Ideen allerdings nicht.


    Fazit:


    Eine Geschichte im typischen Stil der Autorin. Vom Aufbau her nichts Neues, aber wie immer mit völlig unerwartetem Ausgang.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autor: Kai Meyer
    x Originaltitel: Die Seiten der Welt
    x Reihe: Die Seiten der Welt, Band 1
    x Genre: Fantasy/Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 22. September 2014
    x bei FJB
    x 560 Seiten
    x ISBN: 3841421652
    x Erste Sätze: Während sie die Stufen zur Bibliothek hinablief, konnte Furia die Geschichten schon riechen: den besten Geruch der Welt. Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten.


    Klappentext:


    Jedes Buch hat geheime Seiten


    Furia Salamandra Faerfax lebt in einer Welt der Bücher. Der Landsitz ihrer Ahnen birgt eine unendliche Bibliothek. In ihren Tiefen ist Furia auf der Suche nach einem ganz besonderen Buch: ihrem Seelenbuch. Mit ihm will sie die Magie der Worte entfesseln. Noch weiß sie nicht, in welch tödlicher Gefahr sie schwebt. Denn Furias Familie wird von mächtigen Feinden bedroht – und die trachten auch ihr nach dem Leben. Der Kampf gegen die Herrscher der Bibliomantik und die Entschreibung aller Bücher beginnt …


    Rezension:


    Kai Meyers „Die Seiten der Welt“ ist optisch genau so imposant, wie sein Titel. Golden prangen die Buchstaben auf dem Cover und werden von feinen Mustern umgeben – wenn man das Buch ins Licht hält, leuchten diese goldenen Linien und Buchstaben faszinierend.


    Diese besondere Aufmachung setzt sich auch im Inneren des Buches fort: Auf der ersten Seite findet der Literaturliebhaber ein „Ex Libris“ und die Hardcoverausgabe enthält ein Lesezeichen mit dem Schriftzug „Libropolis“. Ein solches besitzt auch die Protagonistin im Buch und spielt sogar eine bestimmte Rolle.


    Bisher hatte ich noch nichts von Kai Meyer gelesen, aber allein die ersten Sätze ließen mich ins Schwärmen geraten, da so viel Wahrheit in ihnen steckt. Kurz gesagt – „Die Seiten der Welt“ ist auch ohne dass man die ganze Geschichte gelesen hat schon ein Buch, das für Buchliebhaber gemacht wurde.


    Aber auch die Geschichte ist wirklich toll. Die Protagonistin Furia lebt mit ihrem Vater, ihrem kleinen Bruder und drei Angestellten zurückgezogen auf einem alten Anwesen mitten im Nirgendwo. Dieses Anwesen ist von einer riesengroßen Bibliothek unterkellert, die sich scheinbar von selbst erweitert. Außerdem gibt es wunderliche Wesen da unten, die alle mit dem Lesen zu tun haben und teils nicht ganz ungefährlich sind – ich bewundere Kai Meyer für seinen Ideenreichtum.


    Doch wie es kommen muss, ist die Tatsache, dass nichts passiert, nur von kurzer Dauer. Denn Furias Vater hat sich selbst eine Mission auferlegt und kommt bei dieser zu Schaden, was dazu führt, dass Furia ihre kleine Familie retten muss. Dazu begibt sie sich in eine andere Welt: Libropolis. Doch dort wird sie bereits gesucht, und das nicht nur von einer Person. Zum Glück findet sie Verbündete – Charaktere, die ebenso wie Furia richtig gut ausgearbeitet wurden.


    Am meisten konnte mich an „Die Seiten der Welt“ aber tatsächlich die Welt an sich begeistern. Der Autor hat mit den Kulissen des Buches ein so einzigartiges Bild geschaffen, wie ich es noch in keinem Buch, das ich je gelesen habe, vorgefunden habe. Bis zum Schluss war ich immer wieder überrascht – sowohl von den Wendungen als auch von den Ideen, die Kai Meyer zu Papier brachte. Ein kleines Beispiel? – Die Mission von Furias Vater war es, die sogenannte Entschreibung aller Bücher zu verhindern. Die Entschreibung ist ein Ereignis, das, wenn es beginnt, von Buch auf Buch überspringt und die Buchstaben von den Seiten nimmt. Bis es keine gedruckten Worte mehr gibt. Nirgendwo. Wenn das mal keine Horrorvorstellung ist …


    Fest steht: Ich kann „Die Seiten der Welt“ jedem Buchliebhaber nur wärmstens empfehlen. Zwar bekommt das Buch von mir „nur“ 4 von 5 Sternen – allerdings aus dem Grund, weil ich damit rechne, dass Band 2 noch mehr von Kai Meyers Potential entfalten wird.


    Fazit:


    Eine durch und durch magische und einfallsreiche Geschichte in einer Welt, die literarischer nicht sein könnte. Wie für Buchnerds gemacht.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Jonathan Stroud
    x Übersetzer: Katharina Orgaß, Gerald Jung
    x Titel: Lockwood & Co. – Die raunende Maske
    x Originaltitel: Lockwood & Co. – The Hollow Boy
    x Reihe: Lockwood & Co., Band 3
    x Genre: Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 19. Oktober 2015
    x bei cbj
    x 464 Seiten
    x ISBN: 3570159639
    x Erste Sätze: Wie großartig Lockwood & Co. zusammenarbeiteten, wurde mir zum ersten Mal richtig bewusst, als wir gegen Ende unserer Ermittlungen in der Pension Lavendel um unser Leben kämpften. Die Erkenntnis blitzte nur für den Bruchteil einer Sekunde auf, aber jede Einzelheit hat sich mir unauslöschlich eingeprägt: jener Augenblick genialer Präzision, in dem wir wirklich und wahrhaftig ein Team waren.


    Klappentext:


    Lockwood drehte sich zu mir um.


    Der übernatürliche Orkan verdoppelte sein Wüten. Holzsplitter, Erdklumpen – alles flog uns um die Ohren. Der Fußboden riss auf und bog sich in die Höhe, als sei eine unsichtbare Faust darauf niedergefahren. Ich verlor das Gleichgewicht und stolperte, worauf der Boden unter mir wegkippte und ich fiel …


    Aber ich kam nicht weit, denn ein unsanfter Ruck riss mich zurück. Mein Rucksack war an einer geborstenen Diele hängengeblieben. Lockwood stieß einen Schrei aus und wollte mich festhalten. Da erfasste der Sturm auch ihn und trug ihn fort. Hinter mir ertönte ein reißendes Geräusch, die Rucksackträger gaben nach, und auch ich flog quer durch das Foyer. Stimmen riefen meinen Namen. Sie zerrten mich vom Leben weg, von allem, was ich liebte. Dann stürzte ich in die Dunkelheit …


    Rezension:


    Jährlich ein Werk aus Jonathan Strouds „Lockwood & Co.“-Reihe hat sich mittlerweile fest in meinem Jahresleseplan etabliert – deshalb war ich sehr gespannt auf „Die raunende Maske“, die den dritten Band der Reihe über das geisterverseuchte London und die Geisterjägeragentur um Anthony Lockwood darstellt.


    Zwar fand ich die ersten beiden Bände der Reihe gut, aber so richtig mit ‚Haut und Haar‘ hatte es mich bisher nicht gepackt. Das war aber diesmal vollkommen anders, denn schon nach kurzer Zeit fesselte mich das Geschehen, das mir diesmal viel gruseliger erschien, und so hielt ich nach langer Zeit mal wieder ein Buch in Händen, das mir jeden Abend ein mehrfaches „Nur noch ein Kapitel …“ entlockte.


    Der Schreibstil unterscheidet sich dabei eigentlich nicht von den Vorgängern. Es wird nach wie vor aus der Egoperspektive der Agentin Lucy, die in der Geisterjägeragentur Lockwood & Co. arbeitet, erzählt, wobei der Leser durch Jonathan Strouds flüssigen Schreibstil gleitet. Der Text wurde in sechs grobe Blöcke aufgeteilt, darunter in Kapitel, und am Ende befindet sich das übliche Glossar mit den wichtigsten Geisterjäger-Begriffen und Geisterarten, das Kenner der Reihe aber mittlerweile schon auswendig können dürften.


    [VORSICHT, SPOILER VORGÄNGERBAND]
    Was mir besonders gut gefiel war, dass vor allem Lucy sich in „Die raunende Maske“ deutlich weiterentwickelt. Nachdem sie im letzten Band feststellte, dass sie die Gabe besitzt, mit manchen Geistern kommunizieren zu können, verfeinert sich diese Gabe in diesem Band noch einmal enorm. Dies führt allerdings auch dazu, dass sie oft sehr unvorsichtig wird und teils das ganze Team in Gefahr bringt. Für mich war vor allem die Tatsache, dass man nie genau weiß, welche Gesinnung ein Geist nun hat, sehr spannend.


    Ansonsten steht dem Lockwood-Team eine personelle Veränderung bevor, mit der Lucy absolut nicht klarkommt und was für weitere Probleme sorgt, und außerdem lüftet sich der Schleier um Lockwoods geheimnisvolles Zimmer endlich komplett. Ich finde die Geschichte diesmal wirklich rundum gelungen – hab ich das schon erwähnt?


    Im Vergleich zu den Vorgängerbänden haben mir die drei Hauptfälle, um die es diesmal geht, wie bereits beschrieben, wortwörtlich die Nächte geraubt. Ein Fall ist spannender als der andere und fesselt den Leser an das Buch. Somit bin ich mir sicher, dass Fans von „Lockwood & Co.“ diesen dritten Band lieben werden, und auch Leser, die die Geschichte bisher etwas zu weich fanden, werden diesmal auf ihre Kosten kommen.


    Fazit:


    Spannende neue Fälle, eine deutliche Weiterentwicklung der Protagonistin und ein fesselnder Schreibstil – auf ins geisterverseuchte London.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Kaja Bergmann
    x Originaltitel: Der Mephisto-Deal
    x Genre: Jugendbuch/Thriller
    x Erscheinungsdatum: 15. März 2014
    x bei Bookspot
    x 192 Seiten
    x ISBN: 3956690125
    x Erste Sätze: Der Duft frischer Waffeln hing noch in der Luft, als Mephisto mit Faust den Pakt besiegelte. „Topp!“, rief er und das Licht des Vollmonds ließ seine schneeweißen Zähne furchterregend aufblitzen. Sein diabolisches Grinsen spiegelte die Vorfreude wider, die er bei dem Gedanken empfand, Faust nur ein paar Jahre lang dienen zu müssen, um dann für alle Ewigkeit einen Sklaven zu besitzen, der ihm in der Hölle die Fingernägel maniküren und die Nase pudern musste.


    Klappentext:


    Du hast zwei Stunden, dann sind alle tot, dein Deutschkurs und der Mathe-LK im Nebengebäude. Die verdammte Schule ist gesichert wie Fort Knox und der irre Killer lässt euch nur eine perfide Wahl: Einer der beiden Kurse kann überleben, alle anderen werden sterben. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, Ausgang ungewiss … und die Uhr läuft gegen dich.


    Rezension:


    Da mich Kaja Bergmanns Debüt 2013 so begeisterte und mich der superspannende Klappentext ihres zweiten Buches „Der Mephisto-Deal“ so neugierig machte, musste dieser All-Age-Thriller natürlich bei mir einziehen. Zu finden ist die Story auf knapp 200 Seiten und ist somit, wie auch sein Vorgänger, schnell verschlungen.


    Ich kann nur betonen, wie außergewöhnlich der Schreibstil der Autorin ist. Erzählt wird aus der Egoperspektive des Protagonisten Finn und hier fand ich besonders sympathisch, dass er vor allem am Anfang den Leser direkt anspricht. Finn stellt sich und die Situation, in der er sich gerade befindet, witzig vor und legt auch direkt noch Skizzen des Sitzplans im Klassenzimmer und des Tafelbilds bei. Dies trägt alles dazu bei, dass man sich fühlt, als wäre man selbst dabei. Die Kapitelnamen mit der genauen Uhrzeit tun hier ihr übriges und die Einteilung der Geschichte in Akte stellt den Bezug zum Thema des Deutschkurses her, in dem Finn sitzt.


    Die Ausgangssituation ist folgende: Es ist Samstag und Finn sitzt in der Schule – durch viele Stundenausfälle muss der Deutschkurs den Stoff jetzt am Wochenende nachholen. Im Nebengebäude sitzt noch ein Mathe-LK eine Strafe ab. Während die Zeit mit Goethes Faust vor sich hinplätschert, ertönt plötzlich aus dem Lautsprecher die Aufforderung, die Tafeln der beiden besetzten Klassenzimmer hochzuschieben. Darunter zu sehen ist ein Schriftzug – das Todesurteil für den jeweils anderen Kurs, das unterschrieben werden soll. Das Perfide an der Sache ist, dass beiden Kursen eine beachtliche Menge Gift untergejubelt wurde, das zwei Stunden später zum Tod führen wird. Das Gegenmittel bekommt der Kurs, der zuerst unterschreibt.


    Und hier beginnt der Wahnsinn. Natürlich finden Versuche, die Schule zu verlassen, statt und am Ende scheint es nur noch an Finn zu liegen, seinen Kurs zu retten, denn zu einer Unterschrift ist zunächst aus moralischen Gründen niemand in der Lage.


    Und hier kommt der Punkt, der zwar wirklich beeindruckend ist, aber der mir den Spaß an dem Buch ein bisschen genommen hat. Nach und nach befinden wir uns immer mehr in Finns Kopf. Durch die einsetzende Wirkung des Gifts und die Konfrontation mit dem Tod werden Finns Gedanken immer wirrer, teils auch zusammenhangslos. Der Leser steht vor wahnsinnig langen Sätzen und oftmals eingeworfenen wirren Gedanken.


    Fest steht: Kaja Bergmann hat dies wahnsinnig gut umgesetzt, denn genau so muss es in einem Menschen, der sich in dieser Situation befindet, zweifellos aussehen. Leider entfernte sich das Ganze aber trotzdem oder gerade deswegen meiner Vorstellungskraft, weshalb ich mich nach und nach immer mehr als ferner Beobachter fühlte.


    Allerdings darf man wie schon Vorgänger auch in „Der Mephisto-Deal“ wieder auf völlig unerwartete Wendungen hoffen – mich persönlich hat das Ende gleich doppelt überrascht. Von daher würde ich das Buch auf jeden Fall an alle Thrillerleser ab 14 weiterempfehlen, den allein den Schreibstil der Autorin ist großes Kino.


    Fazit:


    Eine wahnsinnig gute Umsetzung, die es einem aber gleichzeitig auch etwas schwer macht, sich zu fühlen, als wäre man dabei. Klingt paradox, aber muss man selbst gelesen haben.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autorin: Colleen Hoover
    x Übersetzerin: Katarina Ganslandt
    x Titel: Weil ich Layken liebe
    x Originaltitel: Slammed
    x Reihe: Layken & Will – Slammed, Band 1
    x Genre: Jugendbuch/Liebe
    x Erscheinungsdatum: 01. November 2013
    x bei dtv
    x 384 Seiten
    x ISBN: 3423715626
    x Erste Sätze: Nachdem Kel und ich die letzten beiden Kartons in den Möbelwagen gewuchtet haben, ziehe ich mit einem Ruck die Klappe zu, lege den Riegel um und sperre damit achtzehn Jahre Erinnerungen weg, die alle auf die eine oder andere Weise mit meinem Vater verknüfpt sind. Es ist gerade mal sechs Monate her, dass er gestorben ist. Nicht besonders lang.


    Klappentext:


    Nach dem Unfalltod ihres Vaters zieht die 18-jährige Layken mit ihrer Mutter und ihrem Bruder von Texas nach Michigan. Nie hätte Layken gedacht, dass sie sich dort bereits am ersten Tag Hals über Kopf verliebt. Und dass diese Liebe mit derselben Intensität erwidert wird. Es sind die ganz großen Gefühle zwischen Layken und Will. Das ganz große Glück – drei Tage lang. Denn dann stellt das Leben sich ihrer Liebe mit aller Macht in den Weg …


    Rezension:


    Der Hype und die begeisterten Stimmen um Colleen Hoovers „Weil ich Layken liebe“ sind mir, als das Buch erschien, nicht entgangen. Trotzdem hatte ich nie das Bedürfnis, mich damit zu beschäftigen, da ich hinter dem Titel eine gänzlich andere Geschichte vermutete. Umso mehr freue ich mich, dass ich das Buch durch Zufall trotzdem zur Hand nahm und ein neues Lieblingsbuch darin entdeckte.


    Der Schreibstil der Autorin ist einfach nur richtig toll. Leicht zu lesen und zu verstehen, trotzdem aber sehr eingehend und berührend. Man braucht keine lange Vorlaufzeit, um mit der Geschichte warm zu werden, sondern fällt mit dem Lesebeginn direkt in Laykens Leben, das sich nicht ganz einfach gestaltet.


    Nach dem Tod ihres Vaters, ziehen die 18-jährige Layken, ihr kleiner Bruder Kel und ihre Mutter in einen anderen Bundesstaat, da sich dort auch der müttleriche Teil der Familie befindet. Direkt beim Einzug in das neue Haus lernt Layken ihren nur wenig älteren Nachbarn Will kennen, der ebenfalls einen kleinen Bruder hat – die beiden leben allein. Und an dieser Stelle beginnt die unglückliche Verkettung von Zufällen, welche die innige Liebe, die zwischen Will und Layken entflammt, jäh unterbricht.


    Da ich nicht einmal den Klappentext gelesen hatte, traf mich der Schock, den Layken erlebt, ebenfalls volle Breitseite und so konnte ich mich noch besser in ihre Lage versetzen. Doch damit nicht genug – das Schicksal pfuscht nicht nur in Laykens Liebesleben, sondern hat auch noch eine weitere Familientragödie für sie parat. Mein Gedanke „Das darf doch bitte nicht wahr sein … Was kommt als nächstes? Stürzt ein Komet aufs Haus?“


    Ich weine nicht oft beim Lesen, doch diese Geschichte rührte mich, selbst wenn sie gegen Ende zumindest zum Teil ein gutes Ende findet, mehrmals zu Tränen. Selbst jetzt, nachdem das Buch bereits mehrere Tage hinter mir liegt, muss ich immer noch hin und wieder daran denken.


    Wer bei „Das Schicksal ist ein mieser verräter“ von John Green weinen musste (welches mich enttäuschend kalt ließ), wird bei „Weil ich Layken liebe“ in einem Strom aus Tränen davonschwimmen.


    Fazit:


    Ein Strudel aus Schicksalsschlägen, reißender Liebe und der Ungerechtigkeit, die das Leben manchmal mit sich bringt – großes emotionales Kino!


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

    x Autor: Leo Martin
    x Originaltitel: Ich stopp dich!
    Gefühlsterroristen erkennen und ausschalten
    Ein Ex-Agent im Einsatz gegen Nervenkiller
    x Genre: Ratgeber
    x Erscheinungsdatum: 24. August 2014
    x bei Ariston
    x 208 Seiten
    x ISBN: 3424201359
    x Erster Satz: Ich könnte ihn erwürgen. Wenn ich nur an ihn denke, kriege ich schon Pickel. Die bringt mich echt noch so weit, dass ich meine guten Manieren vergesse. – Haben Sie sich so etwas auch schon einmal gedacht – und vor allem gefühlt? Gefühlsterroristen zielen nicht auf unseren Verstand, sondern mitten hinein in unsere Emotionen.


    Klappentext:


    Bewahren Sie die Kontrolle – jederzeit und überall


    Leo Martin ermittelt gegen die Russenmafia. Sein V-Mann Tichow hat etwas entwendet, das dem Mafiaboss sehr wichtig ist. Als ob der Fall nicht schon kompliziert genug wäre, muss sich Leo Martin auch noch ständig gegen Gefühlsterroristen behaupten. Und die kommen nicht aus dem kriminellen Milieu, sondern aus den eigenen Reihen, so wie im richtigen Leben auch: Kollegen, Kunden, Vorgesetzte, Nachbarn …


    Ex-Geheimagent und Bestsellerautor Leo Martin weiß, woran man Gefühlsterroristen erkennt und welche psychologischen Tricks sie einsetzen. Und er erklärt, wie wir uns am klügsten verhalten, wenn wir in ihre Fänge geraten sind – und wie wir uns wieder befreien.


    Mit 007-Punkte-Plan zur Stärkung Ihrer persönlichen Widerstandskraft.


    Rezension:


    Auf Leo Martins „Ich stopp dich!“ wurde ich durch eine witzige Marketingaktion des Verlags aufmerksam. Ich kannte den Autor davor nicht, aber seien wir mal ehrlich – jeder hat doch in seinem Leben, in welcher Form und Ausprägung auch immer, mit Gefühlsterroristen zu tun. Leute, die mit kleinen Sägen die Nerven ihrer Mitmenschen bearbeiten. Von daher wurde ich durchaus neugierig auf dieses Buch.


    Nach einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis folgt eine allgemeine Einleitung zum Thema, und im Anschluss startet eine recht ungewöhnliche Art, auf die ein Ratgeber geschrieben sein kann – nämlich mit dem Einstieg in eine Geschichte (ob fiktiv oder nicht sei mal dahingestellt).


    Leo Martin erzählt das ganze Buch hindurch eine gut lesbare und spannende Story, in der er Agent ist und einer seiner V-Männer in Gefahr schwebt, weil ein verdeckter Auftrag bei der russischen Mafia schiefgelaufen ist. V-Mann Tichow soll ins Zeugenschutzprogramm, hat aber seine ganz eigenen Pläne – und als wäre das für Leo Martin noch nicht kompliziert genug, darf er sich auch noch mit unangenehmen Vorgesetzten und Zeugen herumschlagen.


    Anhand dieser Geschichte wird immer wieder Bezug auf bestimmte Arten von Gefühlsterrorist in Form eines eigenen Kapitels genommen. Hier wird dann erklärt, wie man diesen Typ Mensch erkennt, wie man ihm in die Falle geht und wie man ihn stoppen kann. Am Kapitelende gibts noch in Stichpunkten einen ‚Erste-Hilfe-Plan‘, um der Person zu entkommen.


    Behandelt werden der Choleriker, der Arrogante, der Nörgler, der Leidende, der Intrigant und der Besserwisser – man kennt sie alle. Auch interssant fand ich den allgemeinen Einblick in den Alltag eines Agenten und die gestreuten Auszüge aus Agentenhandbüchern.


    Die Wirksamkeit der Tipps gegen die Gefühlsterroristen ist zwar sicher kein Garant für 100% Ruhe, aber ich denke, die ‚Light-Versionen‘ der jeweiligen Nerver dürften mit den Tipps durchaus gestoppt werden können. Bei ‚Hardcoreversionen‘ wählt man am besten direkt den Tipp, der in jedem Kapitel erwähnt wird: den des Kontaktabbruchs.


    Zum Schluss gibts noch eine recht gut ausgearbeitete 7-Schritte-Formel, die es dem Leser erleichtern soll, mit anstrengenden Mitmenschen klarzukommen, denn man kann natürlich nicht jeden ändern. So arbeitet man am besten an der Person, auf die man am leichtesten Einfluss nehmen kann – sich selbst.


    Fazit:


    Ein Ratgeber, der sich durch einen Krimi hangelt – spannend, interessant und richtig gut gemacht. Bietet sicher keine Lösung gegen jeden Quälgeist, aber die typischen Nervensägen sind mit wirksamen Tipps abgedeckt.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Michael Ende
    x Originaltitel: Die unendliche Geschichte
    x Genre: Fantasy/Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 15. Juli 2004
    x bei Thienemann
    x 480 Seiten
    x ISBN: 3522176847
    x Erster Satz: TAIRAUQITNA redaneroK darnoK lraK :rebahnI – Diese Inschrift stand auf der Glastür eines kleinen Ladens, aber so sah sie natürlich nur aus, wenn man vom Inneren des dämmerigen Raumes durch die Scheibe auf die Straße hinausblickte. Draußen war ein grauer kalter Novembermorgen und es regnete in Strömen. Die Tropfen liefen das Glas herunter und über die geschnörkelten Buchstaben. Alles, was man durch die Schreibe sehen konnte, war eine regenfleckige Mauer auf der anderen Straßenseite.


    Klappentext:


    TU, WAS DU WILLST
    lautet die Inschrift auf dem Symbol der unumschränkten Herrschaftsgewalt in Phantásien. Doch was dieser Satz in Wirklichkeit bedeutet, erfährt Bastian erst nach einer langen und abenteuerlichen Suche.


    Rezension:


    Michael Endes Meisterwerk „Die unendliche Geschichte“ kannte ich meine ganze Kindheit über nur als Film, der aus dieser nicht mehr wegzudenken war. So wollte ich nun endlich, wenn auch erst im Erwachsenenalter, auch das Buch lesen. Leider konnte ich statt der Jubiläumsausgabe von 2015, die wie das Original aus den 70ern aufgemacht ist, „nur“ die Ausgabe von 2004 ergattern – aber die Geschichte bleibt ja gleich.


    Obwohl es sich nicht um die illustrierte Jubiläumsausgabe handelt, ist die Optik trotzdem ein besonderes Erlebnis. Die Geschichte spielt einerseits in unserer Welt und andererseits in Phantásien. Die Szenenunterschiede wurden mit verschiedenen Schriftfarben kenntlich gemacht – unsere Welt = rot, Phantásien = blau. Dazu wird jedes neue Kapitel betitelt und auf einer einzelnen blauen Seite angekündigt, und der erste Buchstabe des neuen Kapitels wird durch ein Fabeltier dargestellt – es gibt also viel Liebe zum Detail.


    Zur Geschichte an sich – Michael Ende schreibt so wunderbar. Man liest den ersten Satz und schon legt der Autor einen Bann über den Leser, der dafür sorgt, dass man wohlig seufzend in die Geschichte eintaucht. Eine Badewanne gefüllt mit warmen, gut duftenden Worten, quasi. Obwohl die Geschichte in zwei verschiedenen Welten spielt, wird der Lesefluss nie unterbrochen – an den Grenzen vermischen sich die Storys, so das eine Ganze daraus wird.


    Der Protagonist ist Bastian Balthasar Bux – ein etwa 10-jähriger, dicker Junge ohne Freunde, der gerne liest und von seinen Mitschülern gequält wird. Durch Zufall gerät das Buch „Die unendliche Geschichte“ in seine Hände, welches er sofort zu lesen beginnt. Während er sich anfangs nur fesseln lässt, muss er sich irgendwann eingestehen, dass er selbst eine Rolle in Phantásien zu spielen beginnt.


    Denn Phantásien steht kurz vor dem Untergang. Die Herrscherin über das Reich – die Kindliche Kaiserin – ist schwer krank und eine unbekannte Macht verschlingt immer mehr Teile des Reiches. Zurück bleibt das blanke Nichts. Ein junger Krieger, Atreju, selbst noch ein Kind, soll die Ursache dafür herausfinden und nach und nach stellt sich heraus: Zwischen Bastian und Atreju besteht eine Verbindung, die für die Rettung Phantásiens eine essentielle Rolle spielt.


    Ich denke man merkt, dass ich von dieser Geschichte absolut hingerissen bin – hier stimmt einfach alles: die Aufmachung, die Charaktere, die Geschichte an sich. Außerdem gibt es durchaus auch eine Lehre, die der Leser aus der Geschichte ziehen kann, nämlich wie wichtig Freunde sind, und dass Macht mit Vorsicht genossen werden sollte, um nicht den Charakter zu verderben.


    Kurz gesagt: „Die unendliche Geschichte“ ist ein Buch für jeden. Ein Jugendbuch, ein Vorlesebuch und ein Buch, das trotz seines Alters nichts an Aktualität verloren hat.


    Fazit:


    Ein Klassiker der in keinem Bücherregal fehlen sollte. „Die unendliche Geschichte“ ist fesselnd, unterhaltend und berührend zugleich – ein Lieblingsbuch.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

    x Autorin: Kristin Harmel
    x Übersetzerin: Veronika Dünninger
    x Titel: Solange am Himmel Sterne Stehen
    x Originaltitel: The Sweetness of Forgetting
    x Genre: Roman/Liebe
    x Erscheinungsdatum: 15. April 2013
    x bei Blanvalet
    x 480 Seiten
    x ISBN: 3442381215
    x Erster Satz: Die Straße vor dem Bäckereifenster liegt still und schweigend da, und in der halben Stunde genau vor Sonnenaufgang, während ein leichter Schimmer der Morgenröte am Horizont sichtbar wird, könnte ich fast glauben, der einzige Mensch auf der Welt zu sein.


    Klappentext:


    Eine Liebe so unvergänglich wie die Sterne am Himmel …


    Rose McKenna liebt den Abend. Wenn am Himmel über Cape Cod die ersten Sterne sichtbar werden, erinnert sie sich – an die Menschen, die sie liebte und verlor, und von denen sie nie jemandem erzählte. Doch Rose hat Alzheimer. Sie weiß, dass bald niemand mehr an das junge Paar denken wird, das sich einst die Liebe versprach … 1942 in Paris. Als sie ihre Enkelin Hope bittet, nach Frankreich zu reisen, ahnt diese nichts von der herzzerreißenden Geschichte, die sie dort entdecken wird – von Hoffnung, Schmerz und einer alles überwindenden Liebe …


    Rezension:


    Normalerweise hätte mich das Cover zusammen mit dem Titel von Kristin Harmels „Solange am Himmel Sterne stehen“ nicht angesprochen – sieht es doch sehr nach einer großer Portion Kitsch aus. Doch ich hatte verschiedene begeisterte Stimmen von einer berührenden und tragischen Familiengeschichte um den 2. Weltkrieg schwärmen hören, und so erregte das Buch meine Aufmerksamkeit.


    Der Leser findet sich zunächst in der Gegenwart eines kleinen Küstenorts wieder. Hier lebt die 36-jährige Hope, frisch geschieden, mit ihrer 12-jährigen Tochter Annie, die ihrer Mutter die Schuld an der Trennung von ihrem Vater gibt. Hope führt eine Bäckerei, die ihre Großmutter eröffnete und die sie von ihrer Mutter übernahm. Die Familienverhältnisse sind nicht die leichtesten – Hopes Mutter ist bereits tot, Großmutter Rose lebt in einem Seniorenheim und leidet unter Alzheimer.


    Als Rose eines Tages einen kurzen ‚hellen‘ Moment hat, überreicht sie ihrer Enkelin eine Liste mit verschiedenen Namen, mit der Bitte, nach Paris zu reisen und die Personen ausfindig zu machen. Schnell erfährt der Leser: Rose ist nicht schon immer katholisch, sondern flüchtete in den 40er Jahren als Jüdin aus Nazi-Deutschland, um nicht nach Auschwitz deportiert zu werden.


    Was mir am besten gefiel, war die Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit. Der Großteil der Geschichte dreht sich um Hope, die Suche nach der Familie ihrer Großmutter und um ihre ganz eigenen Dämonen – nämlich die Scheidung und den Ärger mit ihrer Tochter. Hope ist von der Liebe enttäuscht, sieht schnell schwarz, und entwickelt sich im Lauf der Geschichte deutlich zum besseren.


    Der Vergangenheitspart wird in Roses Gedanken wiedergegeben. In kursiver Schrift ist gekennzeichnet, woran sich Rose erinnert, als würde ein Film in ihrem Kopf ablaufen – und dieser Film spiegelt die Härte, wie es ist, seine komplette Familie zu verlieren. Diese Parts machten mir teils schwer zu schaffen, da die Autorin es versteht, diesen Schmerz sehr treffend zu umschreiben.


    Doch obwohl Roses Familie und ihre große Liebe tatsächlich nach Auschwitz deportiert wurden, gibt es am Ende ein kleines Happy End, das die Story für mich wunderbar abrunden konnte.


    Für Leser, die sowohl mit Liebes- und Familiengeschichten als auch mit der Thematik des 2. Weltkriegs etwas anfangen können eine klare Empfehlung – und für alle die gerne Backen, gibt es als kleine Zugabe zwischen den einzelnen Kapiteln immer wieder Backrezepte der süßen Teilchen, welche Hope in ihrem Laden verkauft.


    Fazit:


    Eine Geschichte von Verlust und Liebe kommt nach 70 Jahren endlich ans Licht und spült dem Leser große Gefühle vor die Füße.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Luci van Org
    x Originaltitel: Schneewittchen und die Kunst des Tötens
    x Genre: Erotik/Anti-Pop
    x Erscheinungsdatum: 11. September 2015
    x bei U-Line
    x 256 Seiten
    x ISBN: 3944154320
    x Erste Sätze: Es war einmal mitten im Winter und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab. Da beschloss Prof. Dr. phil. Maximilian Enders, sein Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften an der Freien Universität Berlin heute Institut sein zu lassen und lieber eine Flasche Schnaps zu trinken. So, wie er es jeden Morgen tat.


    Klappentext:


    SM-Schneewittchen, sieben tapfere LARP-Zwerge und vierzig Morde


    Es war einmal ein Mädchen mit Haut, so weiß, wie Schnee, Lippen, so rot wie Blut, Haaren, so schwarz wie Ebenholz … und einer ausgeprägten Vorliebe für BDSM.
    Und da gab es einen Jäger … der dieses Mädchen über alles liebte … zum Glück ebenfalls mit einer ausgeprägten Vorliebe für BDSM und reichlich Erfahrung … zumindest theoretisch, erworben am heimischen PC.
    Außerdem waren da eine gemeine Königin, ein Serienkiller, der obligatorische Glassarg und jede Menge Phobien in einem Berliner Souterrain …


    Und es war einmal eine Autorin namens Luci van Org, die daraus eine Geschichte machte. Ganz oft zum Lachen. Und manchmal auch zum Weinen. Etwaige Ähnlichkeiten oder Übereinstimmungen mit gewissen anderen, lebenden oder toten Personen aus einer gewissen anderen Geschichte waren dabei selbstverständlich nicht beabsichtigt und waren rein zufällig.


    Spieglein, Spieglein an der Wand, welches ist das fesselndste Märchen im ganzen Land?


    Rezension:


    Wenn ich den Namen Luci van Org lese, denke ich sofort an skurrile und düstere Musik. Mit ihrer Schriftstellerei hatte ich mich bisher noch nicht beschäftigt, doch nachdem ich den Klappentext von „Schneewittchen und die Kunst des Tötens“ gelesen hatte, stand fest: Dieses Buch klingt so absurd – ich MUSS es lesen! Und wie es in einem düsteren Märchen sein muss, findet es im Winter statt und verbreitet eine wunderbar kühle Atmosphäre.


    In 14 Kapiteln, die jeweils einen lateinischen Titel tragen, erzählt Luci van Org ihre verrückte Schneewittchen-Story, die genau so auch beim Leser um die Ecke stattfinden könnte. Der Schreibstil der Autorin zeichnet sich in diesem Buch durch sehr viel wörtliche Rede und markante Wiederholungen aus. So beginnen sehr viele Kapitel mit „Es war einmal mitten im Winter und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab.“, meist gefolgt von einem Satz, der tragisch und komisch zugleich ist.


    Die Besetzung der üblichen Schneewittchencharaktere baut teils auf ein Restaurant auf. Die herrische Chefin als böse Königin, die von ihr unterdrückte, hübsche Tochter, welche durch diesem Zwang versucht, sich mit Schmerz lebendig zu fühlen, und ein unsicherer und rettungslos verliebter Angestellter als Jäger. Außerdem sind da noch die 7 nerdigen Mitbewohner des Jägers als Zwerge, von denen jeder eine liebenswerte soziale Inkompetenz mit sich bringt … und zu guter Letzt ein Pathologe, der an seinem Lebenswerk arbeitet, in dem ein Glassarg eine bedeutende Rolle spielt.


    Wie es der Zufall will, landet Schneewittchen nach einer entgleisten BDSM-Session mit dem Jäger in den Fängen des Pathologen und treibt diesen an den Rand der Verzweiflung. Die Story hat auf jeden Fall was und weiß zu überraschen. Um mich völlig fesseln und begeistern zu können, war die Geschichte allerdings leider zu kurz – so war sie schon wieder vorbei, als ich mich gerade in den skurrilen Umständen eingefunden hatte.


    Trotzdem lege ich „Schneewittchen und die Kunst des Tötens“ unbedingt allen Fans des Undergroundgenres Anti-Pop ans Herz. Das Büchlein stellt auf jeden Fall eine Bereichung für jede Anti-Pop-Sammlung dar.


    Fazit:


    Eine völlig skurrile und dadurch witzige Schneewittchenadaption, die aber leider etwas zu kurz geraten ist.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autor: Richard Webster
    x Übersetzerin: Astrid Ogbeiwi
    x Titel: 365 Wege um das Glück anzuziehen: Einfache Schritte, um nichts dem Zufall zu überlassen und inneren und äußeren Reichtum zu erlangen
    x Originaltitel: 365 Ways to attract Good Luck
    x Genre: Ratgeber
    x Erscheinungsdatum: 24. August 2015
    x im Aquamarin Verlag
    x 256 Seiten
    x ISBN: 3894276940
    x Erste Sätze: Was ist Glück und was kannst du dafür tun? Das Glück, das einem zufällt, wurde definiert als eine Kombination zufälliger Umstände, die einem Menschen Gutes bescheren. Wenn diese Definition zutrifft, dann ist Glück vorhersehbar.


    Klappentext:


    Richard Webster ist einer der erfolgreichsten Lebenshilfe-Autoren weltweit. In seinen Büchern geht es ihm ausschließlich um praktische Hilfen zur Meisterung des Alltags. So bietet auch dieser humorvolle Wegbegleiter auf der Suche nach dem Lebensglück eine Fülle an Ratschlägen, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen. In vielen Fällen liegt der wahre Grund für das weitverbreitete Unglücklichsein im Inneren des Menschen. Richard Webster zeigt viele verschiedene Wege auf, um die innere Einstellung zu verändern. Manchmal genügt ein Gebet an die Engel, ein kleiner Edelstein in der Tasche oder eine kurze Übung, um trübe Gedanken zu vertreiben. Ein wundervolles How-to-do-Buch, das jeden Tag des Jahres einen hilfreichen Tipp bereithält, um das große Glück auf dem kleinen Weg zu finden!


    Rezension:


    Auf der Suche nach Büchern zu positivem Denken stieß ich auf Richard Websters „365 Wege um das Glück anzuziehen: Einfache Schritte, um nichts dem Zufall zu überlassen und inneren und äußeren Reichtum zu erlangen“. Das Cover selbst wirkte auf mich zwar etwas, als würde es sich um einen humorvollen Frauenroman handeln, aber auf die besagten 365 Wege war ich dennoch neugierig.


    Neben der Tatsache, dass Richard Websters Worte sehr einfach zu lesen sind, hat das Buch noch einen weiteren großen Pluspunkt: ein sehr ausführliches Inhaltsverzeichnis. Tatsächlich sind genau 365 Glückstipps enthalten, und jeder einzelne ist dort aufgelistet. So lädt das Buch auch nach dem ersten Mal Durchlesen dazu ein, erneut etwas nachzuschlagen.


    Bevor Webster aber beginnt, seine Geheimnisse zu offenbaren, gibt es erstmal eine knackige Einführung, die aber die wichtigsten Punkte zum Thema anspricht – nämlich: Was ist überhaupt Glück? Und Unglück? Wie ist mein eigener Standpunkt zu diesem Thema? Außerdem gibt Webster noch einen Ratschlag, wie man das Buch am besten liest.


    Gegliedert ist „365 Wege um das Glück anzuziehen“ in 4 Teile, unter denen die 365 Tipps aufgeteilt wurden. Zudem findet man wiederum unter jedem der Teile noch eine zusätzliche Einführung. Teil 1 beschäftigt sich damit, selbst aktiv zu werden. Hier gibt es die ersten 59 Ratschläge, die sich mit der eigenen Person beschäftigen und aufzeigen, wie man allein durch sein Verhalten bereits angenehmere Umstände anzieht – z. B. Hilfsbereitschaft, Charisma, Selbstakzeptanz …


    Teil 2 behandelt die ‚Werkzeuge zum Glück‘, verschiedene Kulturen und ihren Umgang mit den Werkzeugen, Glücks- und Edelsteine und die verschiedensten Glücksbringer, von Pflanzen über Tiere bis hin zu Symbolen und Gegenständen. Teil 3 behandelt das Glück nach Kategorien wie Liebe, Häusliches und Jahreszeiten, Tage, Monate, Jahre.


    Teil 4 sagte mir am meisten zu. Neben Nahrungsmitteln, Glückstieren und einem eigenen Abschnitt über Südostasien (sehr interessant) nimmt der Abschnitt über Volksglauben den größten Teil ein. Einiges kannte ich bereits aus meiner Familie, aber vieles war mir noch unbekannt – und egal ob man daran glaubt oder nicht, ich finde es immer toll, wenn alte Bräuche in Erinnerung gehalten werden.


    Empfehlen würde ich Richard Websters Werk somit eigentlich jedem, der auch nur ein bisschen offen ist für die kleinen glücksbringenden Rituale des Alltags – ich bin mir sicher, dass jeder erkennen wird, dass er das ein oder andere bereits instinktiv tut, um seinem eigenen Glück auf die Sprünge zu helfen – und sei es nur durch Daumendrücken.


    Fazit:


    Ein umfassendes und äußerst sympathisches Werk über alles zum Thema „dem Glück auf die Sprünge helfen“ – macht richtig Spaß.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Melissa Marr
    x Übersetzerin: Barbara Röhl
    x Originaltitel: Graveminder
    x Genre: Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 12. November 2012
    x bei Piper
    x 400 Seiten
    x ISBN: 3492268900
    x Erste Sätze: Maylene stützte sich mit einer Hand am Grabstein ab. Mit jedem Jahr fiel es ihr schwerer, vom Boden aufzustehen. Mit den Knien hatte sie schon länger Probleme, aber in letzter Zeit litt sie auch zunehmend unter Arthritis in den Hüften. Sie wischte sich die Erde von den Händen und vom Rock und zog ein Fläschchen aus der Tasche.


    Klappentext:


    Jede Generation hat ihre eigene Totenwächterin. Bei Beerdigungen spricht sie magische Bannworte über dem frischen Grab, um den Frieden der Toten zu bewahren. Doch was geschieht, wenn es kein Grab gibt? Wenn die Tote ein junges Mädchen ist, das auf grausame Weise ermordet wurde und nun wiederkehrt, um Rache zu üben? Für Rebekkah beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Sie muss als Graveminder ihre Stadt vor den hungrigen Toten schützen – und deckt dabei Geheimnisse auf, die dunkler sind als das tiefste Grab.


    Rezension:


    Allein schon das Cover in Kombination mit dem Buchtitel faszinierten mich, seit ich damals vom Erscheinen von Melissa Marrs „Graveminder“ erfuhr. Ich hätte das Werk vielleicht schon eher lesen sollen – denn so baute ich über die Zeit hohe Erwartungen auf – zu hohe.


    Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen. Aus der 3. Person erzählt wechseln sich Perspektiven, wörtliche Rede und eine interessante Beschreibung der Geschehnisse ab. Sehr spannend fand ich die Story, auf die ich mich so gefreut hatte, aber nicht.


    Trotz des ungewöhnlichen Themas plätschert das Geschehen so vor sich hin, und der Plott setzt erst ab Mitte des Buches ein. Die lange Einleitung verhindert, dass man sich dann, wenn es endlich richtig losgeht, noch gefesselt fühlen kann.


    Durch den Klappentext weiß der Leser bereits, dass Protagonistin Rebekkah Graveminder wird – jedoch dauert es lange, bis es auch in der Geschichte offiziell dazu kommt. Die Autorin hält sich zu lange damit auf, im Nichts herumzustochern. So habe ich mich im letzten Buchdrittel gefragt, was denn jetzt passieren wird, das in so wenig Buch noch untergebracht werden kann.


    Zwar wusste mich das Ende schließlich tatsächlich zu überraschen, aber bei „Graveminder“ handelt es sich weder um eine gruselige Gothic Novel noch gibt es ein „Geheimnis, dunkler als das tiefste Grab“ – leider.


    Wer den Klappentext ignoriert und sich auf eine Story über eine Stadt einlässt, in der die Toten bewusst ’schlafen gelegt‘ werden müssen, kann aber eine interessante Geschichte erwarten.


    Fazit:


    Leider werden durch den reißerischen Klappentext falsche Erwartungen geschürt – die Story ist nicht schlecht, aber weitaus zahmer als angekündigt.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen