Beiträge von Tialda

    x Autor: Andreas Gruber
    x Originaltitel: Northern Gothic
    x Genre: Anthologie
    x Erscheinungsdatum: 31. Juli 2015
    x im Luzifer Verlag
    x 344 Seiten
    x ISBN: 3958350771
    x Erste Sätze: Woher Schriftsteller ihre Ideen nehmen – Vorwort von Anna Gram. Grillenberg liegt etwa dreißig Kilometer südlich von Wien. Am Ende des kleinen Orts befindet sich der so genannte Mandlingweg. Dieser verläuft an einem Bach, vorbei an einigen Gewächshäusern und einer stillgelegten Mühle. Bevor diese Gasse in einen Forstweg übergeht und sich im Wald verliert, liegt ein einstöckiges gelbes Familienhaus […]


    Klappentext:


    13 fesselnde Geschichten, von Horror bis Phantastik


    Fiebern Sie mit, im Wahnsinn einer Irrenanstalt der 50er Jahre oder einer Horror-Klinik in Dresden – blicken Sie in einen unheimlichen Spiegel und begleiten Sie Sherlock Holmes und Dr. Watson bei der Lösung ihres kniffeligsten Falls – oder werden die beiden diesmal scheitern?


    Bei Andreas Gruber ist allesmöglich!


    Rezension:


    Zwar hatte ich bisher noch nichts von Andreas Gruber gelesen, doch der Klappentext und das Cover seiner Anthologie „Northern Gothic“ sprachen mich so an, dass ich nicht um das Buch herumkam. Fest steht – dies war definitiv nicht mein letztes Buch von Andreas Gruber.


    Begonnen wird mit einem Vorwort von Anna Gram aus dem (angeblich) ehemaligen LiteraTour Crash Magazin – wobei ich jedoch von beiden Namen noch nie etwas gehört habe, und mir gut vorstellen könnte, dass auch dieses Vorwort, das im Endeffekt eine Horrorgeschichte auf Kosten des Autors selbst darstellt, ebenfalls aus Herrn Grubers Feder stammt.


    Da ich von den Kurzgeschichten selbst nicht mehr Details verraten möchte, als dies im Klappentext bereits der Fall ist, möchte ich nur so viel verraten: Das Spektrum des Grauens wird in fast jede Richtung abgedeckt. So gelangt man von einem Western, zu einer Story mit allzu bekannten Charakteren aus Klassikern, und vorbei an typischen Gothicnovels geht es zu Geschichten, die durchaus auch im Alltag geschehen könnten. Von den insgesamt 13 (+1) Geschichten sagten mir gerade mal 2 nicht zu – eine gute Bilanz, wie ich finde.


    Sehr sympathisch – Andreas Gruber hat vor jede seiner Geschichten eine persönliche kurze Ansprache gesetzt, in der er erklärt, ob und wenn ja wo der Text schon einmal erschien, was andere über diese Story sagten und was ihn zum Schreiben dieser Geschichte inspirierte.


    Zum Schreibstil lässt sich kurz und knackig sagen: ausgezeichnet. Sogar bei den Storys, die mir nicht gefielen, kam ich schnell durch den Text, weil Andreas Gruber sehr fesselnd schreibt und den Leser umgehend ins Geschehen zieht.


    Fazit:


    13 (+1) unheimliche Geschichten – fesselnd, einfallsreich, Schauder hervorrufend und damit sehr zu empfehlen.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Katharina Hartwell
    x Originaltitel: Der Dieb in der Nacht
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 31. August 2015
    x im Berlin Verlag
    x 320 Seiten
    x ISBN: 3827012791
    x Erste Sätze: Als es klingelt, hat sie bereits geschlafen. Sie setzt sich auf, sieht sich um; ein Teil von ihr hängt noch in einem Traum, der bereits in die Dunkelheit zurückfällt, aus der er zu ihr gekommen ist. Sie stellt die Füße auf den Teppich, steht auf, läuft los, sucht nach dem Telefon, folgt dem Klingelton wie einer Spur.


    Klappentext:


    An einem flirrend heißen Nachmittag verschwindet der 19-jährige Felix spurlos. Wurde er entführt? Oder hat er seiner Familie den Rücken gekehrt? Zurück bleiben seine Mutter, seine Schwester und sein bester Freund Paul. Jeder der drei hat eine eigene Version von diesem Tag, nach dem nichts mehr so ist wie zuvor ... Zehn Jahre später taucht Felix plötzlich wieder auf. Aber ist der Mann, der durch einen Unfall keine Erinnerung an seine ersten 20 Lebensjahre besitzt und sich heute Ira Blixen nennt, wirklich der Vermisste?


    Rezension:


    Da mir Katharina Hartwells Debütroman "Das Fremde Meer" sehr gefiel, war ich dementsprechend gespannt auf ihr neues Werk " Der Dieb in der Nacht". Der Klappentext und das düstere, aber verspielte Cover sprachen mich sofort an, also: auf in die Geschichte.


    Der Einstieg in die Story fällt leicht. Zu Anfang bringt die Autorin in Form einer Vermisstenanzeige die Sache auf den Punkt und erwähnt im Anschluss recht zügig die weiteren Hauptpersonen - Luise, die Schwester des Vermissten, Paul, der beste Freund und nach einiger Zeit auch Agnes - die Mutter. Der Schreibstil ist angenehm, nämlich leicht zu lesen, aber trotzdem anspruchsvoll. Aufgeteilt ist das Buch in mehrere Teile (und darunter in Kapitel), welche zwar alle in der dritten Person verfasst wurden, aber den Augenmerk immer auf eine der Hauptpersonen legt.


    So erfährt der Leser nach und nach, wie die jeweilige Hauptperson den Tag von Felix' Verschwinden erlebte, wie sie zu Felix stand und wie sich die Zeit davor gestaltete. Vor allem über Paul erfährt der Leser so einiges - entwickelte er, als er Felix als Kind kennenlernte, beinahe eine Besessenheit gegenüber dem belesenen, beliebten Jungen und seiner Familie.


    Diese Besessenheit scheint kurzzeitig wieder aufzuflammen, als Paul beruflich Zeit in Prag verbringt und dort durch Zufall auf einen Mann trifft, in dem er Felix wiederzuerkennen meint. Der Verdacht, dass es sich um den verschollenen Freund handeln könnte, verhärtet sich, als er erfährt, dass der Mann, der sich Ira Blixen nennt, mit Gedächtnisverlust aus der Moldau gefischt wurde und sich in Prag als Künstler ein neues Leben aufbaute.


    Soweit, so gut. Eigentlich stellt dies eine gute Ausgangssituation für eine spannende Geschichte dar. Doch wie sich diese dann fortsetzt, sagte mir absolut nicht zu. Blixen taucht nach Pauls Rückreise in Berlin auf und nistet sich vorübergehend in dessen Wohnung ein. Doch ab diesem Zeitpunkt passiert irgendwie nichts mehr, das mich fesseln konnte. Blixen treibt irgendein Spiel - soviel steht fest. Doch was genau er vor hat, hat sich mir auch nach Ende des Buches nicht erschlossen. Er kommt neben Paul auch mit Luise und Agnes in Kontakt, zieht eine etwas gruselige Show ab und ... das wars.


    Es gibt sicher Leute, die mehr mit der Geschichte anfangen können - wer allerdings eine Lektüre erwartet, die einen mitreißt und mitfiebern lässt, sollte von "Der Dieb in der Nacht" besser die Finger lassen.


    Fazit:


    Vom Stil her richtig gut, doch die Geschichte könnte kaum enttäuschender sein.


    Bewertung:


    4 von 10 Sternen

    x Autorin: Mary Jane Beaufrand
    x Übersetzerinnen: Petra Dannenberg, Marit Sandersen
    x Titel: Dunkle Wasser
    x Originaltitel: The River
    x Genre: Jugendbuch/Thriller
    x Erscheinungsdatum: Februar 2011
    x bei Coppenrath
    x 288 Seiten
    x ISBN: 3815750946
    x Erste Sätze: Wahrscheinlich gibt es Schlimmeres, als am Valentinstag klatschnass und ohne Verabredung Häschenkadaver in eine Abfalltonne zu schaufeln, aber wenn, dann weiß ich nicht, was. Dad würde vielleicht sagen, es ist schlimmer, tot im Graben zu liegen.


    Klappentext:


    „Als ich aufwachte, war der Fluss in einer neuen Stimmung. Ich dachte, ich würde jedes seiner Geräusche kennen. Wenn er hohes, schlammiges Wasser führte, schien er zu schreien; wenn das Wasser trügerisch niedrig und besänftigend dahinfloss, klang es fast wie ein Wiegenlied, eins von den schönen, aber richtig brutalen. Ich hatte den Fluss wütend gehört, ich hatte ihn verspielt gehört, doch bis zu jenem Morgen hatte ich noch nie gehört, wie der Fluss trauerte.“


    Als Veronica die Leiche der kleinen Karen am Ufer des Santiam River findet, ist sie bis ins Mark erschüttert. Sie kann nicht glauben, dass das Mädchen einen Unfall zum Opfer gefallen ist. Aber wer wäre in der Lage, ihr so etwas anzutun? Besessen davon, Karens Tod aufzuklären, dringt Veronica immer tiefer in die Wälder rund um den wilden Fluss vor. Doch sie ahnt nicht, welch dunkles Geheimnis sich in ihnen verbirgt. Und plötzlich muss sie selbst um ihr Leben rennen …


    Rezension:


    Mary Jane Beaufrands „Dunkle Wasser“ lag schon 3 Jahre auf meinem Stapel der ungelesenen Bücher, bevor ich endlich danach griff. Im Nachhinein betrachtet, habe ich in den letzten Jahren ohne das Lesen dieses Buches nicht wirklich etwas verpasst.


    Der Schreibstil der Autorin gestaltet sich sehr einfach. Die Sätze sind schnörkellos, beinahe schon umgangssprachlich, und dass die Story aus Sicht einer frustrierten 16-jährigen erzählt wird, nimmt man der Autorin sofort ab. Aber egal, ob dies nun Absicht ist oder nicht – besonders ansprechend ist das Lesen des Textes nicht.


    Es geht um Veronica, von allen nur Ronnie genannt, die mit ihren Eltern aus der Stadt in einen kleinen Ort im Nirgendwo ziehen musste – und sie hasst es. Bis auf die Gleichaltrige Gretchen und die deutlich jüngere Karen hat sie nicht wirklich viele soziale Kontakte – kein Wunder also, was in ihr vorgeht, als sie Karen tot im Fluss liegend findet.


    Statt den Fokus aber deutlich auf Ronnies selbstständige Ermittlung zu Karens Todesursache zu lenken, rückt die Autorin eher den weiterlaufenden Alltag in den Vordergrund – was wahrscheinlich auch im wahren Leben so laufen würde. Allerdings handelt es sich bei „Dunkle Wasser“ um einen Thriller, und dieses Genre wurde somit verfehlt.


    Im letzten Viertel des Buches kommt dann in Form einer Party, auf der es zu einer Schlüsselszene kommt, doch noch Spannung auf, wodurch die Geschichte aufregend und bündig abschließt – allerdings leider etwas zu spät für meinen Geschmack.


    Zielgruppe dieses Thrillers sind eindeutig Jugendliche zwischen 13 und 16. „Dunkle Wasser“ greift die Themen ‚falsche Freunde‘ und ‚Drogen‘ auf, und stellt somit wohl am ehesten ein kleines Mahnmal dar.


    Fazit:


    Mehr Mahnmal für Teenies, als Thriller. Spannung kommt erst im letzten Viertel auf, reißt auch mit, überrascht aber nicht sonderlich.


    Bewertung:


    5 von 10 Sternen

    x Autorin: Kathrin Weßling
    x Originaltitel: Drüberleben: Depressionen sind doch kein Grund, traurig zu sein
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 03. September 2012
    x bei Goldmann
    x 320 Seiten
    x ISBN:
    x Erste Sätze: Ich bin ein menschlicher Verkehrsunfall. Irgendwann bin ich einfach stehengeblieben, und dann sind Erlebnisse wie LKWs in mich hineingefahren. Man kann sich vorstellen, dass das zu großen Problemen führt. Wenn man nicht ausweicht, geht das einfach immer weiter.


    Klappentext:


    Ida steht zum wiederholten Mal in ihrem Leben vor der Tür einer psychiatrischen Klinik, mit einem Zettel, auf dem ihr Name und der Grund für ihren Aufenthalt genannt sind: F 32.2. Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome. „Drüberleben“ erzählt von den Tagen nach diesem Tag, von den Nächten, in denen die Monster im Kopf und unter dem Bett wüten, den Momenten, in denen jeder Gedanke ein neuer Einschlag im Krisengebiet ist. Er erzählt von Gruppen, die merkwürdige Namen tragen, von Kaffee in ungesund großen Mengen, von Rückschlägen und kleinen Fortschritten, von Mitpatienten und von Therapeuten. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich zehn Wochen in eine Klinik begibt und dort lernt zu kämpfen. Gegen die Angst und das Tiefdruckgebiet im Kopf.


    Rezension:


    Schon seit langer Zeit lese ich immer wieder auf Kathrin Weßlings Blog mit, auf dem sie in poetischen Worten von ihrem Leben mit Depressionen berichtet. Ich mag es, wie sie mit Worten spielt und dabei die Wahrheit so treffend auf den Punkt bringt – so war es nur eine Frage der Zeit (okay… fast 3 Jahre – aber immerhin), bis ich ihren Debütroman „Drüberleben: Depressionen sind doch kein Grund, um traurig zu sein“ endlich zu lesen begann.


    Schon der erste Satz, „Ich bin ein menschlicher Verkehrsunfall.“, schlägt ein wie eine Bombe – ein Satz, den jeder, der das Monster ‚Depression‘ schon einmal im eigenen Kopf wohnen hatte, sofort unterschreiben wird. Wenn die Depression da ist, geht sie selten von alleine wieder weg und oft führt der Weg dann in die ‚Klinik‘ – die ‚Klapse‘ – Endstation Psychiatrie.


    Genau das erlebt Protagonistin Ida, 24, bereits zum dritten Mal. Mit einer schweren depressiven Episode im Gepäck ringt sie sich dazu durch, ihre vermüllte Wohnung, die ihrem Leben gleicht, zu verlassen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich denke, Ida ist eine Person, die man hasst oder mit der man sich durch und durch identifizieren kann. Sie ist sarkastisch, genervt und chronisch wütend – das Resultat eines einzigen Gedankens: „Warum ich!?“ – ein Gedanke, der sich wahrscheinlich jedem Betroffenen regelmäßig aufdrängt.


    Wie sich der Verlauf der Geschichte gestaltet, klingt auf den ersten Blick sehr langweilig – man verbringt mit Ida einen Teil ihrer Zeit in der Klinik – einem Alltag zwischen Therapie, Gruppenstunden, Essen, Rumsitzen und Schlaf. Während die Klinikanekdoten teils ein Schmunzeln hervorrufen, steht das, was in Idas Kopf vorgeht, im Vordergrund. Sie erinnert sich zurück an ihre Jugend, die von einem großen Verlust geprägt wurde, setzt sich mit der Therapie und ihren Mitpatienten auseinander


    Ihren sarkastischen, teils witzigen, aber vor allem ernsten Gedankengängen zu lauschen erfreut und fesselt das melancholische Leserherz, vorausgesetzt, man ist so stabil, dass man sich nicht so leicht runterziehen lässt. Und trotz der überschaubaren Abwechslung und des allgegenwärtigen negativen Untertons bemerkt man vor allem am Ende des Buches, dass eine Therapie still und heimlich doch zu einem Umdenken führen kann.


    Fazit:


    Von Monstern im Kopf – eine fesselnde Geschichte zwischen Klinikalltag und Gedankenrodeo, welches jedem, der selbst schon einmal Monster im Kopf beherbergte, aus dem Herzen spricht.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Heike Vullriede
    x Originaltitel: Emotion Caching
    x Genre: Thriller
    x Erscheinungsdatum: 30. Juli 2015
    x im Luzifer Verlag
    x 320 Seiten
    x ISBN: 3958350623
    x Erste Sätze: Nichts bannte mich mehr, als der Schrei eines Menschen. Ich war süchtig … süchtig nach Gefühlen. Nicht nur nach einem seichten Beben. Nein, ich verlangte nach einem Schmerz im Nervengeflecht meines Bauches und nach dem atemlosen Zustand meines Herzens.


    Klappentext:


    „Nichts bannt mich mehr, als der Schrei eines Menschen“ – Kim


    Die junge Kim und ihre drei Freunde spielen ein ungewöhnliches Spiel. Sie sammeln Gefühle anderer Menschen. Bewaffnet mit der Kamera suchen sie nach dem großen Kick, und wenn der Zufall nicht mitspielt, helfen sie eben ein bisschen nach. Dabei hofft Kim, die Gefühlskälte, die sie seit dem Verlust ihres Vaters plagt, beim Anblick aufgewühlter Menschen vertreiben zu können. Bald merkt sie: Die wirklich überwältigenden Gefühlsausbrüche liefern Angst, Entsetzen und Verzweiflung.


    Was als harmloses Spiel beginnt, in dem Kim noch die Fäden in der Hand hält, nimmt immer bösere Züge an und entgleitet ihr mehr und mehr.


    Rezension:


    Bei Heike Vullriedes „Emotion Caching“ sprach mich auf den ersten Blick das aussagekräftige Cover an – der Ausschnitt einer Kameraaufnahme. In Verbindung mit dem Klappentext war ich dann sehr gespannt auf diesen Thriller, weiß aber im Nachhinein nicht so ganz, was ich nun davon halten soll


    Bis auf Prolog und Epilog, welche aus der Egoperspektive der Protagonistin Kim verfasst sind, wird die Geschichte in der dritten Person erzählt. An sich hat mir Heike Vullriedes Art zu schreiben gut gefallen. Man kommt leicht durch den gut erzählten Text, und ich würde das Buch schon allein wegen des lockeren Stils eher als Jugendthriller bezeichnen.


    Im Mittelpunkt stehen Kim und ihre Freunde Nico, Benni und Lena. Sie alle haben die Schule gerade hinter sich gebracht und wissen nun nicht so recht, welche Richtung sie mit ihrem Leben einschlagen wollen. Eine Ausbildungsstelle hat niemand der vier Freunde, und so hängen sie meist im Dönerladen ihres Vertrauens herum.


    Neben der Perspektivlosigkeit sitzt jedem einzelnen ein mehr oder weniger kaputtes Zuhause im Nacken. Während Kim sich mit dem neuen Freund ihrer Mutter nicht abfinden kann, lebt Nico in einer großen aber unpersönlichen Familie. Benni hingegen hat unter seinem reichen, aber brutalen Vater zu leiden, und Lena muss ständig auf ihren kranken kleinen Bruder aufpassen.


    Es kommt, wie es unter solchen Umständen nun mal kommen muss: Es entwickelt sich eine verrückte Idee, die schließlich völlig entgleist. Durch den Verlust ihres Vaters, hat sich Kim emotional sehr abgekapselt. Um endlich wieder etwas zu fühlen, denkt sie sich ein ganz besonderes Spiel aus: Das Sammeln von Emotionen auf Video. Jeder der vier wählt eine Person, der ein Gefühl abgerungen werden soll – und welche Gefühle sind heftiger als Angst und Entsetzen!? Besonders eine Person findet perversen Gefallen an diesem Spiel, und so wird die Grenze zwischen einem gemeinen aber im Prinzip harmlosen Spaß und einer schwerwiegenden Straftat schon bald überschritten.


    Ich habe die Geschichte an sich gern gelesen und habe das Buch auch immer wieder zur Hand genommen, weil ich erfahren wollte, wie es weitergeht. Allerdings waren mir die vier Freunde wahnsinnig unsympathisch – von Seite zu Seite mehr; die Sorte Teenies, die auf der Straße herumlungert und fremde Leute belästigt …


    Ich finde, „Emotion Caching“ eignet sich am besten für Jugendliche. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich diese am ehesten mit den Protagonisten identifizieren, aber durchaus lernen können, Dinge, die auf den ersten Blick wie Spaß aussehen, zu hinterfragen.


    Fazit:


    Zwar spannend, aber leider mit wahnsinnig unsympathischen Hauptpersonen besetzt.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autor: Daniel Mosmann
    x Originaltitel: Auf Pilgerfahrt mit Gevatter Tod
    x Genre: Anthologie/Horror
    x Erscheinungsdatum: Juli 2015
    x bei Periplaneta/Edition Subkultur
    x 200 Seiten
    x ISBN: 3943412199
    x Erste Sätze: Winterzauber. Transzendenz! Nicht viele kennen dieses Wort, kaum jemand kennt seine Bedeutung. Es meint das Übersteigende, die Unbegreifbarkeit. Es meint das, was über unsere Möglichkeiten der Erfahrung hinausgeht. Die Dinge hinter dem Horizont unserer Wahrnehmung.


    Klappentext


    Tief im Schwarzwald lauern Geister und Dämonen. Sie warten in alten Burgkellern, flüstern in Wald und Wiesen, wandeln zwischen Leben und Tod. Manch einem rauben sie bloß den Schlaf, anderen den Verstand oder mehr.
    Wen blickt die hässliche Vogelscheuche auf dem Feld so grimmig an? Ist es ein Fluch, der den Herren des Landhauses so qualvoll sterben lässt? Oder sind die Biester, vor denen wir uns fürchten, uns am Ende ähnlicher, als wir es für möglich gehalten hätten?


    Nach „Kastanien und Knochen“ sorgt Daniel Mosmann erneut für aufgestellte Nackenhaare und weit aufgerissene Augen. Zehn außergewöhnliche Kurzgeschichten für alle, die sich gern den Schlaf rauben lassen.


    Rezension:


    Nach Daniel Mosmanns erster Anthologie „Von Kastanien und Knochen“, die mir damals richtig gut gefiel, erschien nun endlich sein neues Werk „Auf Pilgerfahrt mit Gevatter Tod“. Zugegeben: Das Buchcover kann mit dem Vorgänger nicht mithalten – doch die Geschichten erfreulicherweise schon.


    In 10 Kurzgeschichten – teils nur 2-3 Seiten, teils aber auch mal bis zu rund 60 Seiten inkl. Prolog und Epilog – lebt Daniel Mosmann erneut das ganze Spektrum seines schriftstellerischen Könnens aus. Dadurch sind die Texte ganz unterschiedlich – es gibt zwei Gedichte in Versform, eine Kurzgeschichte, die schon fast wie ein kleines Buch wirkt, aber auch Geschichten, in denen der Autor gekonnt mit Worten spielt, sich komplizierter ausdrückt oder auch mal ganz einfach.


    Jedoch egal welchen Text man liest, eins haben sie alle gemeinsam: Man kann nicht aufhören zu lesen. Egal wie gewählt die Sprache ist – man fliegt regelrecht durch die Geschichte. Und auch diese unterscheiden sich voneinander. Wie schon im Vorgängerbuch, deckt Daniel Mosmann verschiedene ‚Gruselthemen‘ ab. So wird von Toten berichtet, die von ihrem Ableben noch nichts wissen, von einer vernichtenden Plage, deren Verursacher auf den ersten Blick ein ganz anderer ist, aber auch vom ’schlimmsten Ungeheuer‘ – dem Menschen selbst. Sogar eine Geschichte, die einen schmunzelnd zurücklässt, ist dabei.


    So lässt sich auf jeden Fall sagen – wer sich gerne wohlig gruselt, kann „Auf Pilgerfahrt mit Gevatter Tod“ ruhig zur Hand nehmen. Ich bin mir sicher, dass jeder Leser mindestens eine Geschichte findet, die ihm einen wohligen Schauer über den Rücken jagt – aber keine Sorge, die Geschichten sind immer noch recht zahm und den Schlaf rauben sie höchstens, weil man weiterlesen möchte.


    Fazit:


    Perfekt geeignet für eine stürmische Regennacht, die nur noch ein wohlig gruselige Lektüre abrunden kann.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Lucy Hounsom
    x Übersetzerin: Barbara Röhl
    x Titel: Naris
    x Originaltitel: Starborn
    x Reihe: Die Legenden von Mond und Sonne, Band 1
    x Genre: Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 11. Mai 2015
    x bei Piper
    x 528 Seiten
    x ISBN: 3492703488
    x Erste Sätze: Als Kyndra am Tag der Zeremonie erwachte, hatte sie in einem kurzen, noch im Traum verhafteten Moment das Gefühl, er würde auch ihr letzter sein. Keuchend setzte sie sich auf. Unter ihrem Hemd raste ihr Herz, und sie presste sich eine schweißnasse Handfläche an die Brust.


    Klappentext:


    Wie rettet man eine verlorene Welt?


    Stürme peitschen das Land, und die Geister der Menschen vergehen in einem Wahn, der sich wie eine Seuche verbreitet. Alte Kräfte, derer sich niemand mehr erinnert, werden plötzlich wieder gewirkt. Und tief in den Ruinen einer versunkenen Festung regt sich Widerstand gegen die Herrschaft eines Ordens, den man längst ins Reich der Legenden verbannt hatte. Dass die verborgenen Fähigkeiten der jungen Kydra Vale der Schlüssel zur Zerstörung und gleichzeitig zur Rettung einer ganzen Welt sein könnten, ahnt derweil noch niemand …


    Rezension:


    Das Cover und der Klappentext von Lucy Hounsoms Debüt „Naris“, das den Auftakt zur voraussichtlich dreiteiligen Reihe von „Die Legenden von Mond und Sonne“ darstellt, sprachen mich gleichermaßen an, so dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Allerdings stellte sich im Nachhinein leider heraus, dass letztendlich doch etwas zu viel versprochen wurde.


    Das Buch wurde in 32 Kapitel aufgegliedert und setzt sich aus 3 Abschnitten zusammen. Der Schreibstil der Autorin ist nicht auffallend schlecht, allerdings wird so trocken erzählt, dass man beim Lesen beginnt, gedanklich abzuschweifen, weil einfach keine richtige Spannung entsteht und das Mitfiebern ausbleibt.


    Dabei besteht eigentlich Potenzial für einen spannenden Fantasyroman, wie man schon anhand des Klappentextes erkennen kann. Kyndra Vale lebt in einem Dorf, in dem die jungen Erwachsenen einem Ritual unterzogen werden, bei dem ihnen ein Artefakt verrät, wie ihr wahrer Name und ihre Bestimmung lauten. Doch als Kyndra an der Reihe ist, passiert etwas anderes: Das Artefakt zerbricht, obwohl sie es nur in den Händen hält.


    Daraufhin muss das junge Mädchen aus dem Dorf, dessen Bewohner ihr nach dem Leben trachten, fliehen, was ihr mit Hilfe zweier Fremder gelingt. Allerdings ist nicht klar, ob es sich wirklich um eine Rettung, oder eher um eine Entführung handelt – fest steht nur, dass die blinde Frau und der schweigsame Mann magische Gaben besitzen. Die beiden nehmen Kyndra mit an einen Ort namens „Naris“, an dem sie unter Beweis stellen muss, dass auch sie eine magische Gabe besitzt.


    Dummerweise ist Kyndra davon überzeugt, dass sie, abgesehen von ihren quälenden Visionen, ein ganz normales Mädchen ist – und so entwickelt sich die Geschichte in eine Richtung, in der Kyndra an einem Ort voller Intrigen und Lügen um ihr Leben kämpfen muss.


    Könnte also richtig spannend sein, würden Kyndras Visionen und die endlosen Erzählungen verschiedener Charaktere nicht Auszügen eines Geschichtsbuchs gleichen. Die Story um Naris und eine Widerstandsgruppe im Untergrund reicht weit zurück, viel ist passiert und hat zu einem gewissen Punkt auch mit Kyndra zu tun … und genau so wirr, wie dieser Absatz klingt, wirkt das ganze Buch.


    Vielleicht können hartgesottene Fantasyfans trotzdem oder gerade deshalb perfekt in der Geschichte versinken – ich als Leserin, die wenig Highfantasy liest, konnte es leider nicht.


    Fazit:


    Eine Story mit Potenzial, welches allerdings durch zu viele trockene Schilderungen und alte Geschichten vergeudet wird – leider zu wenig Emotion, um sich mit den Charakteren zu identifizieren.


    Bewertung:


    4 von 10 Sternen

    x Autor: Joseph Nassise
    x Übersetzer: Markus Mäurer
    x Titel: Das Blut der Helden
    x Originaltitel: By the Blood of Heroes
    x Reihe: Der große Krieg der Untoten, Band 1
    x Genre: Horror/Steampunk/Fantasy/Science Fiction
    x Erscheinungsdatum: 31. Januar 2015
    x bei Atlantis
    x 330 Seiten
    x ISBN: 3864021243
    x Erste Sätze: Dieser gottverlassene Ort! Captain Michael „Madman“ Burke legte das Grabenmesser zur Seite. Fast eine halbe Stunde lang hatte er versucht, damit das Federwerk, das seine linke Hand antrieb, vom Schlamm zu befreien. Nun schloss er die Zugangskonsole mit einem festen Stoß, glaubte aber nicht, viel mehr erreicht zu haben, als den Schlamm von einem Getriebe zum anderen zu schieben.


    Klappentext:


    Durch die Entwicklung des „Leichengases“ im Jahr 1918 erhoben sich die toten Soldaten auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges, lieferten den Truppen des Deutschen Kaiserreichs unbegrenzten Nachschub und verlängerten den Krieg auf unbestimmte Zeit. Mitten in diesem Wahnsinn wird das amerikanische Fliegerass Major Freeman vom untoten Baron Manfred von Richthofen über feindlichem Gebiet abgeschossen. Was für Captain „Madman“ Burke bedeutet, dass er mit einer kleinen Einheit aus Spezialisten auf ein Himmelfahrtskommando zur Rettung des vermissten Piloten geschickt wird. In einer Welt, in der gigantische Luftschiffe den Himmel verdunkeln, in der Menschen mit mechanischen Federwerkarmen kämpfen und mit Gewehren elektrische Ladungen verschießen, in der sich die Gefallenen wieder erheben und nach dem Fleisch der Lebenden gieren, hat das Grauen ein Gesicht bekommen und der Kampf fürs Vaterland ist zum Überlebenskampf der Menschheit geworden.


    Rezension:


    „Das Blut der Helden“ von Joseph Nassise – das 1. Buch im großen Krieg der Untoten – sprach mich aus zweierlei Gründen an. Zum einen habe ich bereits ein Buch des Autors gelesen, welches mir damals sehr gut gefiel, und zum anderen fand ich das Thema ‚Zombiesoldaten im Ersten Weltkrieg“ echt interessant.


    Als das Buch dann bei mir ankam und ich die erste Seite las – hier befreit ein Captain gerade seine mechanische Federwerkhand vom Schlamm – war ich sehr besorgt, dass mir das Thema vielleicht doch nicht zusagen könnte, denn mit Steampunk-Elementen hatte ich nicht gerechnet.


    Doch ich las weiter, da mich der Schreibstil fesselte, und konnte das Buch schon nach kurzer Zeit nicht mehr aus der Hand legen. Nassise schreibt in der dritten Person, verliert aber trotzdem nie die Nähe zu den Hauptfiguren, so dass sich der Leser mitten im Geschehen fühlt.


    Protagonist des Szenarios ist Captain Michael „Madman“ Burke, der auf der Seite der Amerikaner kämpft und einen mechanischen Arm hat – seinen echten verlor er durch den Biss eines deutschen Zombiesoldaten, die nur „die Watschler“ genannt werden.


    Der große Krieg befindet sich bereits im 7. Jahr und die Deutschen befinden sich seit der Entwicklung des „Leichengases“ – ein Gas, das Gefallene wieder auferstehen lässt – auf dem Vormarsch. Als einer der besten amerikanischen Piloten über feindlichem Gebiet abgeschossen wird, erhält Burke eine kleine Truppe und den Auftrag, Major Freeman zu retten. Doch auf der Mission läuft schon auf dem Hinflug in einem Zeppelin so einiges schief, wofür der deutsche Baron von Richthofen, ein Untoter, dessen Gehirn noch ausgezeichnet funktioniert, die Verantwortung trägt.


    Baron von Richthofen stellt für mich den perfekten Bösewicht dar. Nicht nur, dass er mit Freeman seine ganz eigenen kranken Pläne hat – nein, er plant auch noch, den in die Jahre gekommenen Kaiser zu stürzen und das Leichengas so weiterzuentwickeln, dass sich auch Lebende in Untote verwandeln lassen, ohne erst sterben zu müssen.


    Dem Leser offenbart sich also ein auf den ersten Blick fader Kriegsroman, der nach und nach seine perfiden Gemeinheiten offenbart. Genau deshalb konnte mich dieses Buch so begeistern.


    Fazit:


    Zombieroman, Kriegsszenario und Steampunk vor den Kulissen des 1. Weltkriegs perfekt in Szene gesetzt. Mit dabei: ein stahlharter Held und ein abartig fieser Bösewicht.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Patrick Rothfuss
    x Übersetzer: Jochen Schwarzer
    x Titel: Der Name des Windes
    x Originaltitel: The Name of the Wind
    x Reihe: Königsmörder-Chronik, Band 1
    x Genre: Fantasy
    x Erscheinungsjahr: 2012
    x bei Klett-Cotta
    x 863 Seiten
    x ISBN: 360893815X
    x Erste Sätze: Es war wieder Abend geworden. Das Wirtshaus zum WEGSTEIN lag in Stille, und es war eine dreistimmige Stille. Der vernehmlichste Teil dieser Stille war dumpf und lastend und verdankte sich dem, was fehlte. Hätte ein Wind geweht, so hätte er in den Bäumen geseufzt.


    Klappentext:


    Der Name des Windes erzählt die Geschichte von Kvothe, dem berühmtesten Magier seiner Zeit.


    Der Auftakt der Trilogie Die Königsmörder-Chronik


    Rezension:


    Von Patrick Rothfuss hatte ich zwar schon gehört, jedoch noch nie etwas gelesen. Nicht zuletzt, weil ich das Cover so toll fand, wollte ich dies mit „Der Name des Windes“, dem Auftakt der Königsmörder-Chronik, genauer gesagt Tag 1, ändern.


    Ich muss zugeben: Bevor mich das Buch völlig in seinen Bann ziehen konnte, mussten erst einmal 150 Seiten vergehen. Die Einleitung war für mich fast schon trocken und ermüdend … Doch im Nachhinein bin ich froh, drangeblieben zu sein – denn am Schluss hatte ich mich so mit den Charakteren angefreundet, dass ich am liebsten direkt Band 2 gelesen hätte.


    Das Einstiegsproblem bestand für mich darin, dass ich bei ‚Highfantasy-Welten‘ manchmal keinen Anschluss in die fiktive Welt finde. Zum Beispiel nervte mich zu Anfang die ausschweifende Erläuterung der ‚dreistimmigen Stille‘, und die verschiedenen Handlungsstränge musste ich auch erstmal unter einen Hut bringen.


    Ohne zu spoilern kann ich aber erzählen, dass die Geschichte erst so richtig startet, nachdem ein reisender Chronist die Gaststätte des sagenumwobenen und magisch begabten Kvothe betritt, ihn erkennt und überredet, sein Leben niederschreiben zu dürfen, was Kvothe, der sich vor seinen Gästen nur als ein normalsterblicher grimmiger Wirt ausgibt, anfangs absolut nicht gefällt.


    Und so taucht der Leser in Kvothes Leben ein, der mit seinen Eltern und deren Truppe fahrender Spielleute durchs Land zog – zumindest den ersten Teil seiner Kindheit. Denn eines Tages findet er die Truppe tot im Lager auf – ein Werk der sogenannten Chandrian, stille und schleichende Mörder, die irgendetwas hüten, in der Bevölkerung jedoch als Mythos gelten.


    So kommt es, dass sich Kvothe fortan als Waisenkind durchschlägt – wenn auch als eines von ungeheuerlicher Intelligenz – das es schließlich schafft, an der Universität angenommen zu werden, um die arkanen Künste zu erlernen. Sein Ziel: Alles über die Chandrian zu erfahren. Was er an der Uni alles erlebt, nimmt den Großteil der Story ein – nur soviel sei gesagt: Spannung, Abwechslung und Mitfiebern kommen nicht zu kurz.


    Für einen Einstieg ins Genre eigenet sich „Der Name des Windes“ wahrscheinlich eher nicht, da man sehr schnell den Überblick verlieren und dann die Lust am Lesen verlieren kann. Allerdings kann ich dieses Buch jedem Fantasy-Liebhaber nur ans Herz legen und raten, über den langatmigen Anfang hinwegzusehen, denn es lohnt sich.


    Fazit:


    Highfantasy vom Feinsten – wer Tolkiens „Herr der Ringe“ mag, sollte es unbedingt auch mal mit der Königsmörder-Chronik versuchen.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Clarissa Linden
    x Originaltitel: Ich warte auf dich, jeden Tag
    x Genre: Roman/historischer Roman
    x Erscheinungsdatum: 02. Februar 2015
    x bei Knaur
    x 480 Seiten
    x ISBN: 3426516055
    x Erste Sätze: „Es tut mir leid, Erin. Du weißt, ich wünsche dir alles Gute …“ Bevor er sagen kann „Lass uns Freunde bleiben“, habe ich aufgelegt. Unter Tränen. Tränen der Wut. Tränen der Trauer. Wie oft habe ich mir geschworen, Jeffrey nie wieder anzurufen, ihn endgültig aus meinem Leben zu streichen?



    Klappentext:


    Liebe ist ewig


    Erin steht vor den Scherben ihres Lebens: Ihr Mann hat sie verlassen, und ihr Job ist gefährdet. Auf dem Speicher ihres Elternhauses findet sie unter den Hinterlassenschaften ihres Großvaters ein Flugticket nach Deutschland und einen alten Liebesbrief, unterschrieben von einer Lily. Erin hat ihren Großvater stets als kalten und unnahbaren Menschen kennengelernt. Und ausgerechnet er soll eine heimliche Liebe gehabt haben? Unfassbar! Erin reist nach Deutschland und begibt sich auf die Spur der geheimnisvollen Lily, die in den dreißiger Jahren eine leidenschaftliche Gegnerin der Nazis war …


    Rezension:


    „Ich warte auf dich, jeden Tag“ von Clarissa Linden fand den Weg in Form eines Geschenks zu mir, und ich hatte bis dahin noch nichts davon gehört. Nach dem Lesen des Klappentextes wurde ich aber vor allem wegen des geschichtlichen Hintergrunds – dem deutschen Widerstand gegen die Nazis im dritten Reich, sehr neugierig auf die Geschichte.


    Die Story handelt von Erin – einer Frau im mittleren Alter, die gerade von ihrem Mann verlassen wurde. Mit dem Verlust ihres Selbstbewusstseins lenkt das Schicksal sie nach Europa, um auf den Spuren ihres verstorbenen Großvaters – zu Lebzeiten ein distanzierter, verschlossener Mann – zu wandeln.


    Während Erin nach Europa reist, ihren Sohn in Barcelona besucht, und sich langsam wieder besserfühlt, lernt der Leser in einem weiteren Handlungsstrang, der in den 30ern in Deutschland spielt, Lilly kennen. Eine junge Frau, die sich dem Regime widersetzt und sich zur gleichen Zeit in einen jungen Mann namens Alexander verliebt – Erins Großvater. Als Erin nach dem Besuch in Barcelona weiter nach Deutschland reist, geht sie der Sache auf den Grund, wer die mysteriöse Lilly ist, von der sie in einem alten Liebesbrief an ihren Großvaters erfährt.


    Im Prinzip ist die Geschichte flüssig zu Papier gebracht. Man kommt gut durch den Text und vor allem in den Vergangenheitsszenen fieberte ich teils auch mit … doch mir fehlte etwas, das Emotionen hervorruft. Trotz der eigentlich dramatischen Story fühlte ich mich nur als ferner Beobachter, statt mitten drin zu sein.


    Allerdings möchte ich betonen, wie sehr mir im Verlauf des Buches Erin und auch ihre beste Freundin Charlotte, die einen Buchladen betreibt und die Protagonistin aus der Ferne unterstützt, ans Herz gewachsen sind – zwei Frauen, die aus einem Leben mit Stolpersteinen letztendlich das beste herausholen.


    Fazit:


    Eine sympathische Protagonistin in einer Story, der teils die Farbe fehlt – durchschnittliche Unterhaltung für zwischendurch.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autor: Till Lindemann
    x Zeichnungen: Matthias Matthies
    x Titel: Die Gedichte: Messer | In stillen Nächten
    x Genre: Lyrik
    x Erscheinungsdatum: 05. März 2015
    x bei KiWi
    x 224 Seiten
    x ISBN: 3462047779


    Klappentext:


    So schön
    Leg dein Gesicht
    auf ein Blatt Papier
    ist schon ein Gedicht
    und wird leben


    Rezension:


    Bei Till Lindesmanns „Die Gedichte: Messer | In stillen Nächten“ handelt es sich um ein zusammengefasstes Werk seiner beiden Gedichtbände „Messer“, welches 2005 erstmals erschien, und „In stillen Nächten“, erstmals 2013 veröffentlicht. Obwohl ich vor allem die Texte seiner Band „Rammstein“ sehr mag, war mir bisher nicht geläufig, dass er bereits 2 Gedichtbände herausgebrachte – ein perfekter Anlass, sich die zusammengefasste Ausgabe zuzulegen.


    Unterteilt ist das Werk natürlich in die beiden ursprünglichen Bücher, die es beinhaltet – „Messer“ mit 55 Gedichten, „In stillen Nächten“ mit etwas mehr als 100, wobei die meisten davon, keine Seite füllen und sogar oft nur aus wenigen Zeilen bestehen. Abgerundet wird das Werk mit einfachen Zeichnungen in schwarz, welche Figuren in thematisch passenden Situationen darstellen und meist sehr roh dargestellt wurden – ich habe noch nie ein Buch gelesen, in dem so viele selbstschädigende wie bizarre Handlungen sowie männliche Geschlechtsteile abgebildet sind.


    Aber trotz der Rohheit, die sich auch in vielen der Gedichte wiederfindet, steckt mehr dahinter. Man sollte sich auf jeden Fall Zeit zum Lesen nehmen, da sich einem der Umfang der Bedeutung hinter den Sätzen teils erst nach mehrmaligem Lesen und ‚sacken lassen‘ erschließt.


    Leider kann ich mit dieser Art von Literatur weniger anfangen als erwartet. Ich mag zwar Anspielungen und tiefgründige Sätze, von denen man in den Texten der „Rammstein“-Songs unzählige findet, jedoch bekommt man hier eher ungeschliffene Diamanten vorgesetzt, die man sich selbst erst in Gedanken zurechtschleifen muss. Teilweise ist mir dies zwar gelungen, aber insgesamt ist es nicht so ganz mein Fall.


    Wer also eingängige Texte erwartet und mit Lyrik ansonsten wenig anfangen kann, bleibt enttäuscht zurück. Dieses Buch wird aber definitiv auch Liebhaber finden.


    Fazit:


    Kunst, die dem Leser ebenso gewalttätig wie tiefgründig ihr Herz offenbart – jedoch muss man für das Tiefgründige hinter der Gewalt selbst sein Herz öffnen.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autorin: Claire
    x Originaltitel: Magischer Hausputz: So zauberst du positive Energie in deine Lebensräume
    x Genre: Ratgeber/Sachbuch
    x Erscheinungsdatum: 24. November 2014
    x bei Ansata
    x 208 Seiten
    x ISBN: 3778774883
    x Erste Sätze: Leider muss ich dieses Buch mit zwei Enttäuschungen beginnen: Nein, ein magischer Hausputz kann das “normale” Großreinemachen in der Wohnung nicht ersetzen. (Es aber auf der energetischen Ebene wirksam ergänzen) Und nein, mit einem einmaligen Einsatz ist es auch nicht getan.


    Klappentext:


    Das Praxisbuch der energetischen Hausreinigung


    Was tun, wenn die eigenen vier Wände plötzlich Unbehagen bereiten, obwohl doch eigentlich alles aufgeräumt und sauber ist? Höchste Zeit für einen magischen Hausputz! Denn oft sind es verborgene negative Energien oder lästige Geistwesen, die dort ihr Unwesen treiben.


    Hexe Claire zeigt, wie mit einfachen Ritualen und Techniken positive Schwingungen in alle Lebensräume gezaubert werden. So wird magisches Entrümpeln zu einer leichten Übung und verhilft zu einem entspannten und befreiten Wohnen und Leben.


    Rezension:


    Unser Wohnraum ist für die meisten von uns der Ort, an dem wir uns neben dem beruflichen Umfeld am meisten aufhalten – kein Wunder also, dass hier auch der meiste Frust abgelassen und oft Streitigkeiten ausgetragen werden. Ich denke jeder kennt das Gefühl, wenn zu Hause irgendwie ‘dicke Luft’ herrscht. In “Magischer Hausputz” zeigt Claire unter anderem Wege auf, dieser ‘dicken Luft’ den Weg nach draußen zu zeigen.


    Claires Bücher sind ja immer recht ähnlich aufgebaut – so findet der Leser nach dem ausführlichen Inhaltsverzeichnis ein sympathisches Vorwort, welches so schlüssig und einfach auf das Buchthema vorbereitet, dass man am liebsten sofort loslegen möchte. Genau so gestaltet sich auch der restliche Text im Buch. Die Autorin erklärt auf einfache Art und Weise, sodass eigentlich jeder verstehen dürfte, was gemeint ist. Zusätzlich sorgt sie mit dem Teilen ihrer eigenen Erfahrungen und humorvollen Anmerkungen dafür, dass man gerne weiterliest.


    Thematisch dürfte eigentlich jeder etwas für sich finden, denn um seine Wohnung energetisch ein wenig aufzufrischen braucht man nicht viel und auch keinen großen Aufwand (es sei denn man möchte dies – dann kann man sich auch am ein oder anderen Ritual versuchen).


    Aufgeteilt ist das Buch in 3 große Kapitel – “Harmonisieren” (z. B. mit der Kraft der Elemente), “Reinigen” (von einfachen Dingen wie der Kraft der Vorstellung, über das Ausräuchern der Räume, bis hin zu Tipps in besonderen Situationen) und “Die Wohnung schützen und energetisch aufladen” (über gute Geister, Glücksbringer, Pflanzen und alles andere, das einer Wohnung Seele verleiht – mein persönliches Lieblingskapitel) – kurz gesagt: für jede Lebenslage etwas. Im Anhang findet sich zusätzlich ein kleiner Brauchtumskalender, der die Hintergründe und die Bräuche zu verschiedenen Jahrespfeilern (z. B. Silvester, Palmsonntag, Gründonnerstag, usw.) erläutert.


    Abrundend lässt sich sagen, dass dieses Buch nicht nur für ‘Hardcorehexen’ und ‘Oberesoteriker’ geeignet ist, sondern auch (und sogar vor allem) für ganz normale Leute, die sich gerne auf ein bisschen ‘Magie’ in ihr Leben lassen – und kleine Rituale und Traditionen hat doch irgendwie sowieso jeder ;).


    Fazit:


    Wie man seine Wohnung ganz leicht zu einem wohlfühligeren Ort macht – verpackt in einen Text, den man gerne liest.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Lilly Lindner
    x Originaltitel: Winterwassertief
    x Genre: Biografie
    x Erscheinungsdatum: 14. Januar 2015
    x bei Droemer Knaur
    x 368 Seiten
    x ISBN: 3426304236
    x Erste Sätze: Am Abend vor Chase’ erstem Tag in der Schule saßen wir gemeinsam auf seinem bunten Spielteppich und taten so, als wäre alles wie immer. Ich schob Eisenbahnwaggons durch die Gegend, und Chase belud sie mit einem Gabelstapler. Dann schob ich sie in eine andere Gegend, und Chase entlud sie mit einem anderen Gabelstapler.


    Klappentext:


    “Wenn ein Fremder dich in seine Arme schließt, um dich zu brechen, wenn er wütet auf deinem Körper, Mahnmale hinterlässt auf deinem Dasein und Blutbilder zeichnet auf deiner viel zu weichen Haut. Dann wird alles in ein blindes Licht gerückt. Und dann musst du. Du. Die Schande, die auf deiner blanken Seele lauert, mit anmutigen Händen tragen, ohne sie zu berühren, dort, wo sie dich zu verschlingen droht. Und die Männer um dich herum, die glauben, sie könnten dich besitzen, flüstere ihnen zu, dass es nichts weiter als ein Schauspiel ist, denn wie könnte es anderes sein, wenn du niemandem mehr gehörst. Nicht einmal dir selbst.”


    Rezension:


    Lilly Lindners Bücher berühren jedes Mal aufs Neue tief mein Herz. Ihre Worte sind schmerzhaft treffend, und erscheinen vielen Lesern, die Lillys Probleme als ihre eigenen kennen, als hätte die Autorin die Gedanken aus deren Köpfen genommen, und sie in ein wunderbares Wortgewand gekleidet. “Winterwassertief” ist Lillys zweiter Teil ihrer Biografie, und steht dem Ersten in nichts nach.


    Nachdem Lilly im erste Teil, “Splitterfasernackt”, ihr Leben vor der Veröffentlichung ihrer Bücher aufarbeitet, zeigt “Winterwassertief”, wie es danach weiterging. Zwar ist Lilly der Prostitution entkommen, doch ist noch lange nicht ‘alles gut’. Ana, die Magersucht, hält sie nach wie vor in ihren Klauen und auch Lillys Seele weist, wie auch ihre Haut, noch immer tiefe Schnittwunden auf.


    Für mich fühlte es sich beim Lesen des Buches an, als würde ich Neuigkeiten einer Freundin in der Ferne lesen. Man lernt Lillys umstrukturiertes soziales Umfeld kennen – Chase, ihre beste Freundin Lady, die mit ihrer Tochter mittlerweile in einem anderen Land lebt, ihren Literaturagenten, der eine große Rolle einnimmt, und auch ihre Eltern, wobei die Mutter bei mir einen äußerst unangenehmen Eindruck hinterließ.


    In meinem Kopf und meinem Herzen ist es eindeutig, dass “Winterwassertief” auf den Stapel meiner Lieblingsbücher wandert – doch zu erklären, warum genau das nun so ist, fällt mir schwer, da sicher nicht jeder die gleichen Empfindungen beim Lesen von Lillys Büchern hat. Ich verliere mich so wahnsinnig gerne in ihren unglaublichen Satzkonstrukten. Für mich sind ihre Texte wie ein ‘Alice-Wunderland’ in Buchstabenform, in das ich mich begeben kann, und das Gefühlsausbrüche in mir hervorruft … Außerdem fühle ich mit ihr und erkenne mich an manchen Stellen wieder.


    Kurz gesagt – wer mit Lilly Lindners Büchern bisher etwas anfangen konnte, vor allem mit “Splitterfasernackt”, wird sich auch auf jeden Fall in “Winterwassertief” verlieren können. Die Triggerwarnung möchte ich allerdings auch bei diesem Werk nicht vergessen – wer Anfällig auf Themen wie Magersucht und Selbstverletzungen reagiert, sollte diese Lektüre mit Bedacht konsumieren.


    Fazit:


    Winterwassertiefe Worte, die am Grund das Herz berühren.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

    x Autor: Karsten Flohr
    x Originaltitel: Leah. Eine Liebe in Hamburg
    x Genre: historischer Roman/Liebe
    x Erscheinungsdatum: 09. Februar 2015
    x im Acabus Verlag
    x 228 Seiten
    x ISBN: 3862823768
    x Erste Sätze: Mittwoch, 8. April 1928 – Heute habe ich von Großvater ein Tagebuch bekommen. Es ist rot und dick und hat Seiten mit Linien. Es ist sein Geburtstagsgeschenk für mich, weil ich ja schon schreiben kann. Aber ich muss nicht jeden Tag etwas schreiben, sagt er, nur wenn ich will.


    Klappentext:


    “Wir werden ewig leben”, sagte ich. – “Keiner lebt ewig”, antwortete sie. “Nicht hier auf der Erde.”


    Seit ihrer Geburt im Tabea-Krankenhaus in Blankenese sind Leah und Johannes unzertrennlich. Der Sohn eines Hafenarbeiters und die Tochter aus einer reichen Reederfamilie glauben zunächst noch daran, dass ihre Liebe sich stärker als der Tod erweist. Doch Leah ist Jüdin und ihre unbeschwerte Zeit endet jäh, als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergreifen. In seinen Tagebüchern hält Johannes die wertvollen Momente mit ihr fest – bis Leah eines Tages verschwindet.
    Erst viele Jahrzehnte später erzählt Johannes seinem Enkel von dieser einen großen Liebe …


    Rezension:


    Geschichten, die in der Zeit des 2. Weltkriegs spielen, üben auf viele Menschen eine ungeheure Anziehungskraft aus – sei es aus informativem Interesse, morbider Faszination oder aus dem Anlass, dass die eigene Familie näher betroffen war. So komme auch ich an kaum einer Geschichte aus den 1930er/40er Jahren vorbei, und war sehr neugierig, als mich der Acabus Verlag über die Neuauflage von Karsten Flohrs “Leah. Eine Liebe in Hamburg” informierte.


    Die Geschichte um Leah und Johannes liegt mir trotz der eher geringen Seitenanzahl von rund 200, und der Tatsache, dass der Klappentext bereits alles verrät, besonders am Herzen.


    Das Buch ist größtenteils in Tagebuchform geschrieben, wobei der Protagonist als Kind durch seinen Großvater zu Schreiben beginnt. Über die ganze Zeit hinweg spielt die Freundschaft zur gleichaltrigen Leah eine ganz besondere Rolle, sodass die beiden später in ihrer Jugend sang- und klanglos ein Paar werden – als wäre es ihnen schon immer klar gewesen, ihr Leben zusammen zu verbringen. Neben den Tagebucheinträgen springt die Story manchmal in Romanform, in der Johannes’ Enkel die Tagebücher findet und mit seinem Großvater über die Geschehnisse spricht.


    In den späten 30er Jahren begann Johannes plötzlich, auch über die politischen Ereignisse in Deutschland zu schreiben. Hitler ist an der Macht, und die Situation für jüdische Bürger wird immer bedrohlicher. Leahs Familie hat zunächst Glück, da die Mutter arisch ist – doch sie ist schwer krank, was ein Auswandern unmöglich, und das Leben der Familie von ihrem Überleben abhängig macht. Man kann sich vorstellen, was unausweichlich geschieht.


    So tief berührt haben mich diese Tagebucheinträge deshalb, weil sie nicht gekonnt in Szene gesetzt werden. Johannes schreibt einfach, was ihm durch den Kopf geht, und weiß noch nicht, dass er sich gerade im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte befindet. Doch auch Leah hat mich als Charakter tief berührt. Eine junge jüdische Frau, die sich für ihre Mitmenschen einsetzt, den Zwangsumgesiedelten zur Seite steht, und tut was sie kann – selbst dann noch, als sie selbst längst verloren ist.


    Der Klappentext verrät das schmerzhafte Ende der zweisam verbrachten Liebe, doch hat das Buch trotzdem einen Ausgang, der mir wie blühende Rosen auf einem verwitterten Gedenkstein erschien. Somit kann ich diese Geschichte nur jedem ans Herz legen, der sich für das Thema interessiert.


    Fazit:


    Ein relativ dünnes Buch, das kaum überrascht und dennoch eine zutiefst berührende Geschichte beinhaltet.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Ransom Riggs
    x Übersetzerin: Silvia Kinkel
    x Titel: Die Stadt der besonderen Kinder
    x Originaltitel: Hollow City
    x Reihe, Band: Miss Peregrine, Band 2
    x Genre: Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 02. Februar 2015
    x bei Knaur
    x 480 Seiten
    x ISBN: 3426653583
    x Erste Sätze: Wir ruderten aus dem Hafen, vorbei an Booten, die auf dem Wasser tanzten und rostige Tränen aus den Schweißnähten ihrer Rümpfe weinten. Vorbei an Seevögeln, die reglos auf den muschelbewachsenen Überresten gesunkener Docks hockten.


    Klappentext:


    Mit Müh und Not konnten Jacob und die besonderen Kinder aus der Zeitschleife, der Insel Cairnholm, fliehen. Nun sind sie im kriegsgebeutelten England gestrandet, immer noch verfolgt und ohne Beistand von Miss Peregrine, die sich nicht mehr in ihre Menschengestalt verwandeln kann. Um Miss Peregrine zu retten, brauchen die Kinder eine andere Magierin. Gerüchteweise lebt eine in London, und so machen sie sich auf den gefährlichen Weg in die zerbombte Stadt, nicht ahnend, dass ihnen ausgerechnet dort die größte Gefahr droht.


    Rezension:


    Fast vier Jahre mussten die deutschen Fans auf die Fortsetzung von Ransom Riggs fantastischer Geschichte um Miss Peregrines besondere Kinder warten – doch nun ist “Die Stadt der besonderen Kinder” endlich da, und wartet darauf, die Leser wieder in seine Zeitschleifen zu ziehen.


    Nach vier Jahren konnte ich mich kaum noch an den ersten Band erinnern. Doch sobald ich das Buch aufschlug, fühlte ich mich, als hätte ich selbst gerade eine Zeitschleife betreten. Das Design ist das gleiche wie in “Die Insel der besonderen Kinder” – elegant, wie aus vergangenen Zeiten und mit viel Liebe zum Detail. Und zur Auffrischung findet man vier Seiten im Stil einer Galerie, auf denen die besonderen Kinder und die wichtigsten Nebencharaktere noch einmal vorgestellt werden.


    Im Anschluss startet die Geschichte genau an der Stelle, an der sie im 1. Band zu Ende ging –


    Ransom Riggs stellt erneut seinen großen Ideenreichtum unter Beweis, den er mit passenden Fotos, welche er auf Flohmärkten und in Sammlerarchiven fand, untermalt. So landen die Kinder schließlich im England des 2. Weltkriegs und erleben die Bombenangriffe der Deutschen aus erster Hand. Zum Glück treffen sie auf ihrer Reise immer wieder andere ‘Besondere’ – die ihnen auf der Suche nach der einzigen verbliebenen Ymbryne, Miss Wren, und auf der Flucht vor den Feinden, die ihnen weiterhin unermüdlich folgen, behilflich sind.


    Der Schreibstil ist, wie im ersten Teil, gut lesbar, sodass man voll und ganz in der Geschichte versinken und sich von den spannenden Szenen fesseln lassen kann. Jedoch fehlte mir der ‘Gothicnovel-Touch’, der mir im ersten Band so gefiel, vollkommen. Der Autor wie die Charaktere haben sich über die Jahre sichtlich weiterentwickelt, was aber trotz des fehlenden Schauerfeelings zum Großteil sehr gut passt.


    Fazit:


    Autor und Charaktere haben sich weiterentwickelt und laden zu einer spannenden Fortsetzung ein, die mit wunderbaren alten Fotos untermalt wurde.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Herausgeberin: Corinna Griesbach
    x Autoren: Christine Millmann, Regina Schleheck, Ester S. Schmidt, Marianne Heideking, Gerald Friese, Shanna Liebl, Sascha Erni, Anna Straetmans, Sascha Dinse, Axel Bölling, Nadine Horn, Jerk Götterwind, Janna Conrad, Sabine Völkel, Gideon Gratias, Magda Reuter, Karl-Otto Kaminski, Corinna Griesbach, Karin Jacob, Jessica Swiecik, Tatjana Stöckler
    x Originaltitel: Schatten des Grauens
    x Reihe: HALLER-Horrorgeschichten, Band 2
    x Genre: Horror/Kurzgeschichten
    x Erscheinungsdatum: 09. Mai 2014
    x bei p.machinery
    x 204 Seiten
    x ISBN: 395765002X


    Klappentext:


    Die Freude an Horrorgeschichten speist sich meist aus dem Auftauchen übernatürlicher Gestalten, von Geistern, wiedergeborenen Toten und Monstern. Das wahre Grauen aber liegt oft ganz nah an der sichtbaren Oberfläche der Welt.


    Aus einer großen Fülle an Texten ausgewählt, präsentiert Corinna Griesbach ein Best-of für die Fans der Düsternis und des Grauens. Es sind die Furcht und die Finsternis, die den Leser erfüllt. Wesen von der dunklen Seite der Wirklichkeit. Der schwarze Mann, der Zombie, Lisas neuer Papa.


    Rezension:


    Am gleichen Tag an dem die Literaturzeitschrift “Haller” Band 1 der Anthologie “HALLER-Horrorgeschichten” auf den Markt brachte, erschien auch Band 2 – “Schatten des Grauens”, ebenfalls von Herausgeberin Corinna Griesbach.


    Für “Schatten des Grauens” wurden 26 weitere Horrorgeschichten für den geneigten Leser ausgewählt, und wie auch schon in Band 1 wird jeder mindestens eine Geschichte finden, die ihm zusagt.


    So handelt z. B. eine Geschichte von der Macht des Wünschens, und davon, dass man aufpassen sollte, wie man seine Wünsche formuliert – eine andere Story spielt in einer früheren Zeit, in der eine junge Frau in Afrika in einem Lager, in dem eine mysteriöse Krankheit wütet, hilft – und wiederum eine andere Kurzgeschichte handelt von der unfreiwilligen Begegnung mit einem Geist.


    Die Monster und Horrorszenarien sind so unterschiedlich wie der jeweilige Schreibstil und die Länge der verschiedenen Kurzgeschichten. Zombies, Blutsauger, Geister, Paralelluniversen oder einfach nur das Böse? – Die Herausgeberin hat für eine gute Auswahl gesorgt und ist natürlich auch selbst mit einer Story vertreten.


    An sich bin ich aber allgemein nicht so der Fan von Anthologien. Es fällt mir schwer, so schnell von Geschichte zu Geschichte zu springen, und es kommt eben trotz einer guten Auswahl immer vor, dass man die ein oder andere Story absolut nicht ansprechend oder gar langweilig findet – aber wer überspringt dann schon mitten im Buch mehrere Seiten …


    Leser, die Geschichtensammlungen und dazu noch Horror mögen, werden mit “Schatten des Grauens” aber richtig gut bedient.


    Fazit:


    Eine nette Auswahl an Horror in seinen schillernsten Düsterfarben – für Freunde von Kurzgeschichten eine Empfehlung.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autorin: Delphine Bertholon
    x Übersetzerin: Doris Heinemann
    x Titel: Am Anfang war der Frost
    x Originaltitel: Grâce
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 13. Oktober 2014
    x bei Limes
    x 320 Seiten
    x ISBN: 3809026271
    x Erste Sätze: Moje Kochanie, wann kommst du zurück? Ich schreibe Dir, aber es gibt keinen Ort, an den ich den Brief schicken kann in Deiner briefkastenlosen Welt; Deine Reisen, Deine Arbeit, ich weiß ja, aber heute Abend muss ich mit Dir sprechen.


    Klappentext:


    Die Geister, die wir riefen, werden wir nicht mehr los …


    1981. Grâce Bataille führt in der Provinz ein Familienleben wie aus dem Bilderbuch – mit zwei wunderbaren Kindern und einem Mann, den sie abgöttisch liebt. Doch alles bricht in sich zusammen, als ein neues Au-Pair-Mädchen bei ihnen anfängt …


    2010. Grâce erwartet wie zu jedem Weihnachtsfest Besuch von ihren Kindern. Doch dieses Jahr ist alles anders. Ihr Mann, der dreißig Jahre zuvor wortlos verschwand, taucht wieder auf. Und plötzlich geschehen seltsame Dinge im einst idyllischen Haus.


    Rezension:


    Was passt besser zur kalten Jahreszeit, als ein Buch mit passenden Titel und einem bestechend schönen Wintercover – so wie “Am Anfang war der Frost” von Delphine Bertholon, die mit diesem Buch zum ersten Mal eines ihrer Werke auf dem internationalen Buchmarkt veröffentlicht.


    Die Autorin vermittelt ein wunderbares, etwas schwermütiges französisches Flair und unterstreicht dies mit poetischen Sätzen. Briefe und Tagebucheinträge machen einen bedeutenden Teil der Geschichte aus – nämlich den Teil der Vergangenheit -, und ich konnte regelrecht darin versinken.


    Zu Anfang sind die Umstände allerdings erst einmal nicht klar. Man liest einen Brief, später einen Tagebucheintrag, und erst nach und nach wird dem Leser klar, dass diese Schriftstücke nicht von der gleichen Frau stammen. Die Tagebucheinträge sind bezeichnend, oft verbittert und zynisch – die Briefe hingegen sind leicht, sehnsüchtig und voller Liebe. Geschrieben sind sie von Grâce, der Ehefrau, und dem Au-Pair-Mädchen der Familie. An dieser Stelle können sich die meisten wahrscheinlich schon denken, dass es nicht die Ehefrau ist, die in der Vergangenheit diese zauberhaften Liebesbriefe entwarf.


    Viele Jahre später trifft sich die mittlerweile seit vielen Jahren vaterlose Familie wie immer zu Weihachten. Die beiden Kinder von damals sind nun selbst Erwachsene – eine desillusionierte, vom Leben enttäuschte Frau und ein verwitweter Sohn, alleinerziehender Vater von Zwillingen, aus dessen Sicht die Geschehnisse der Gegenwart geschildert werden. Die Art, in der er erzählt, hat mich zutiefst berührt, denn er erzählt es seiner toten Frau … und man liest zwischen den Zeilen, wie wahnsinnig er sie vermisst.


    Aus diesen Bausteinen – also Briefen, Tagebucheinträgen und Erzählungen – erzählt sich die Geschichte quasi von selbst, und man bemerkt vor allem in den Gegenwartssequenzen: Irgendetwas geht hier vor. Denn plötzlich werden in der Nacht Scheiben eingeworfen und die Zwillinge spielen mit einem Foto, das ihnen angeblich eine Art unsichtbare Freundin gegeben hat …


    Ich fand die Mischung aus französischem Drama und Mystery richtig gelungen, und das Ende der Geschichte war für mich doch recht überraschend. Mit einer solchen Auflösung hätte ich dann doch nicht gerechnet.


    Fazit:


    Typisch französische Schwermut gepaart mit einer Portion Mystery – passt besser zusammen, als erwartet.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Patricia Carlin
    x Übersetzerin: Clara Mihr
    x Fotos von: Dustin Fenstermacher
    x Titel: Wie Sie Ihre Katze zu einem Internet-Star machen und damit stinkreich werden
    x Originaltitel: How to Make Your Cat an Internet Celebrity: A Guide to Financial Freedom
    x Genre: Sachbuch/Humor
    x Erscheinungsdatum: 12. September 2014
    x bei Metrolit
    x 128 Seiten
    x ISBN: 3849303527
    x Erster Satz: Eines Tages, in vielen Jahren, werden Ihre Enkelkinder Sie nach dem Vermögen fragen, das Sie mit ihrer Internet-Katze gemacht haben.


    Klappentext:


    15 Minuten Ruhm
    9 Leben
    135 Minuten Ruhm


    Vollgepackt mit praktischen Tipps und hilfreichen Diagrammen zeigt dieses unverzichtbare Werk, wie normale Hauskatzen in die ehrwürdigen Pfotenabdrücke der größten Stars des Internets treten können.


    Rezension:


    Ich bin Vielleserin – ich besitze Katzen. Das gehört einfach zusammen wie Catnip-Spielzeug und Katzensabber. Schon oft habe ich mich gefragt, wie es wohl wäre, meine beiden Katzen zu Internet-Stars zu machen, damit stinkreich zu werden, und mir von dem Geld noch mehr Katzen und Bücher zu besorgen. Gerade als diese Frage mich um den Verstand zu bringen drohte, veröffentlichte Patricia Carlin “Wie Sie Ihre Katze zu einem Internet-Star machen und damit stinkreich werden” – Bingo.


    Obwohl das Werk fast auf jeder zweiten Seite Anregungen und Tipps in Form von zu Schaubildern umfunktionierten Katzenfotos aufweist, ist das Papier perfekt (für mich), nämlich nicht Hochglanz. Die Seiten sind aus dickem, etwas rauem Papier, das ausgibigem Gebrauch standhält und die Farbe der Bilder trotzdem nicht beeinträchtigt.


    Aufgeteilt ist der Ratgeber in ein Vorwort und 4 Kapitel – im Endeffekt muss man das Buch nur von vorn nach hinten durcharbeiten und schon wird ein neuer Star geboren, der es in der Internetgemeinde zum Kultstatus bringen kann. Behandelt wird, wie man seinen Star aufbaut – sprich, wie man die Qualitäten seines Tiers ins rechte Licht rückt und geschickt hervorhebt. Jede Katze kann ein Star werden! Hässlich? – Grumpy Cat. Langweilig und stinkfaul? – Ein kleiner Buddha. Dabei dürfen die richtigen Requisiten natürlich nicht fehlen, und auch der Name will klug gewählt sein.


    Weiter geht es zur Ausrüstung, und wie man es schafft, seine Katze durch die richtigen Anreize (z. B. Kartons) aus der Reserve zu locken. Ist das Bild- und Filmmaterial erst gesammelt, geht es ans Bearbeiten und ans Veröffentlichen. Hier erhält der Leser nützliche Tipps zum perfekten Aufbau eines Katzenvideos, aber auch dazu, mit welchen Stichwörtern die Katze in Suchmaschinen von den meisten Usern gefunden wird. Ist diese Hürde erst genommen, kann man sich auf zum nächsten Kapitel machen – die Vermarktung. Wie wärs mit Merchandise? Oder direkt ein Filmvertrag? Aber hier ist Vorsicht geboten, denn das Leben als Star birgt auch gefährliche Schattenseiten.


    Man sieht – es handelt sich hier also um ein richtig witziges Buch mit Konzept. Aber jetzt mal Spaß beiseite. Ich glaube, wenn man es darauf anlegt, könnte man mit den Tipps in diesem humorvollen Ratgeber tatsächlich einen Internet-Star aufziehen, denn theoretisch wird an alles relevante gedacht. Allerdings bin ich zu faul, es auszuprobieren


    Fazit:


    Ein Buch, das sich selbst nicht ernst nimmt, aber (vllt. gerade deshalb?) durchaus nützliche Tipps enthält – garniert mit witzigen, tollen Fotos. Außerdem … hallo!? Es geht um Katzen ;).


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen