Beiträge von leselampe

    Robert Seethaler - Jetzt wirds ernst


    Klappentext: Mit ungestümer Zärtlichkeit, entwaffnendem Humor und ganz dicht dran an seinen Figuren schildert Robert Seethaler den Werdegang eines Jungen aus einer kleinen Provinzstadt, der es auf Umwegen schafft, seinen Traum zu verwirklichen. Dabei erzählt er von Freundschaft, Mädchen, Sex, Geburt, Tod, dem Theater, schlechten Frisuren und pinkfarbenen Chevrolets. Dem ist wenig hinzuzufügen. Außer, dass man sich wundert, wie spannend das ganz normale Leben ist.


    Ich habe Robert Seethaler ziemlich spät entdeckt und er entwickelt sich zu einem meiner Lieblingsautoren. Seine Sprache erscheint manchmal unverblümt und ehrlich, aber nie ordinär. Seine Schilderungen sind voll mit prallem Leben und zärtlichem Einfühlungsvermögen bis hin zu schmerzlichem Mitleiden, dem ich mich als Leser einfach nicht entziehen kann.

    Großartig.

    Seltsamerweise kann ich mich gar nicht erinnern, in der Schule Böll gelesen zu haben. Diverse Erzählungen von Borchert, Romane von Musil und Anna Seghers, aber kein Böll.

    Vielleicht habe ich auch Erinnerungslücken.

    Böll ist ja auch ein konsequenter Sozi und Menschenfreund, der den Kölner Dom abreißen würde, um einen Menschen zu retten. So was war zu meiner Schulzeit - 60er und 70er - sehr suspekt. Wir haben ihn auch nicht gelesen.

    Ich meinte nicht AKK als Verteidigungsministerin sondern als Parteivorsitzende. Die Begeisterung, mit der sie in Seeon in den Verjüngungsvorschlag Söders einstimmte erinnerte mich an ihren ersten Auftritt mit Pompeji, bei dem sie sich so devot und unterwürfig gab, dass mir fast schlecht wurde. Und lustig ist natürlich ironisch gemeint, außer man findet, dass jemand, der sich über andere lustig macht, selber lustig ist.

    Ich kannte diese Ballade von Schiller noch nicht. Das Thema des Menschen, der die Natur (Gott, Schöpfer) erkennen will, um dann selbst zu sein wie Gott, ist ja des öfteren literarisch verarbeitet worden. Und nicht umsonst ist bei Naturvölkern das "Erkennen" eines Menschen (Foto, Namen) verbunden mit der Gewalt über ihn. Adam bekam Gewalt über die Dinge im Paradies, weil er ihnen einen Namen gab. Im Alten Testament spricht Gott auf die Frage nach seinem Namen "Ich bin der Ich bin". Jeder kann sich selbst ausmalen, was der Jüngling gesehen hat. Es spielt sich ja vor unserer Nase ab. Der Mensch geht an sich selbst zugrunde, weil er die Natur niemals beherrschen, sondern durch seine Gier nur zerstören kann.

    Gestern während der ARD-Nachrichten hat sich mir ein Bild gezeigt, das an Symbolkraft kaum zu überbieten ist. Annegret Kramp-Karrenbauer auf der CSU-Klausur, eingeklemmt zwischen zwei Baumstämmen (einer davon mit intelligenter Brille, der andere ohne) aus den bayerischen Urwäldern. Sie tat mir direkt leid. Aber selbst schuld. Die Bayern bieten sich als letzte Zuflucht für die lustige Annegret an. Und sie geht ihnen glatt auf den Leim. Annegret :gehbuegeln

    Rob Alef

    Immer schön gierig bleiben

    Rotbuch Verlag

    ISBN:978-3-86789-184-4




    Zum Autor: (Buchdeckel)

    Forb Alefs Geschichten spielen in einer bis zur Kenntlichkeit verfremdeten Welt, in der Detaillierte Recherchen und Phantastik, präzise Dialoge und eigenwillige Figuren voll satirischer Momente ihre ganz eigene Sogwirkung entfalten.


    Mein Eindruck:

    Ein spannender, höchst amüsanter Kriminalfall, in dem Fiktion und Wirklichkeit ganz selbstverständlich miteinander verwoben sind.

    Als auf einem Friedhof in Berlin eine geschminkte Frauenleiche gefunden wird, gehen die Ermittlungen ergebnislos in alle möglichen Richtungen. Schließlich entscheidet sich Hauptkommissar Pachulke, einen untergetauchten Rechtsmediziner einzubinden. Er hat eine Erfindung gemacht, mit der man das letzte Bild, das ein Mensch vor seinem Tod sieht, auf der Iris abbilden kann. Er wohnt im Kopf eines Denkmals für den unbekannten Soldaten, der von einem riesigen Plastiktütenberg schon fast zugedeckt ist. Früher war da mal der Treptower Park an der Spree, heute wohnen in dem Plastikberg Menschen, die keine Wohnung in der Stadt bekommen. Sie haben sich Höhlen gegraben. Für die Polizei ist die Gegend eine no-go-area. In aller Öffentlichkeit lädt hier das ganze Land Brandenburg seinen Plastikmüll ab. Erinnert frappierend an die Müllberge in der Dritten Welt und ist wahrscheinlich auch bewusst so gedacht. Die Jagd nach dem Mörder ist irrwitzig, höchst spannend und manchmal auch skurril, die Übergänge von Realität und Fiktion manchmal nicht auf das erste durchschaubar. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen. Höchst empfehlenswert für Liebhaber intelligenter Krimis.

    Florian Illies

    1913. Der Sommer des Jahrhunderts

    Verlag S. Fischer

    ISBN: 978-3-10--036801-0






    Ich habe dieses Buch in einem Buchregal am Wörthsee gefunden, in dem ich schon manche Perle entdeckt habe. Es ist kein eigentliches Sachbuch, kein Roman, keine Biografie, aber von allem etwas, verwoben zu einem grandiosen Gemälde, das sich spannend und höchst amüsant liest. Florian Illes studierte Kunstgeschichte und war Feuilletonchef verschiedener großer Zeitungen. Er schreibt flüssig und kurzweilig und verflicht geschichtliche Tatsachen mit den privaten Kalamitäten der Personen, die dieses Jahr prägten. Ich habe es in einem Rutsch gelesen.


    Dazu der Text auf der Rückseite:

    Virtuos entfaltet Florian Illies das Panorama eines unvergleichlichen Jahres, in dem unsere Gegenwart beginnt. In Literatur, Kunst und Musik werden die Extreme ausgereizt, als gäbe es kein Morgen. Proust sucht nach der verlorenen Zeit, Malewitsch malt ein Quadrat, Benn liebt Lasker-Schüler, Strawinsky feiert das Frühlingsopfer, Kirchner gibt der Metropole ein Gesicht, Kafka, Joyce und Musil trinken am selben Tag in Triest einen Cappuccino - und in München verkauft ein österreichischer Postkartenmaler namens Adolf Hitler seine biederen Stadtansichten.

    1913: Anfang und Ende, Triumph und Melancholie verschmelzen, alles wird Kunst. Nach diesem Sommer ist nichts mehr, wie es war. Wie kein anderer erweckt der elegante Stilist Florian Illies mit leisem Humor den Zauber eines Schlüsselmoments der Kulturgeschichte zum Leben.


    Dazu von mir:

    Unbedingt lesenswert. 10 Eulenpunkte

    Ich suche Bücher von Hans Hellmut Kirst. Vor allem Krimis. Er stammt noch aus dem gleichen Jahrhundert wie ich, dem 20. Vielleicht hat jemand einen Verwandten oder Bekannten, der ihn noch kennt. Gelesen habe ich "Alles hat seinen Preis" und "Gier nach Geld". Wunderbar spannend und gut geschrieben. Leider gibts die Bücher, glaube ich, nur noch antiquarisch.

    LG :adventskranzleselampe

    Hallo, Wolke,

    ich weiß gar nicht, was ich sagen (schreiben) soll. So dämlich kann auch ich mich nur anstellen. Ich kann anscheinend heute noch nicht richtig mit dem Forum umgehen. Ich habe zwar reingeschaut, ob ich auf mein Angebot eine Antwort kriege und habe nichts gefunden. Da hab ich angenommen, ihr braucht keine Geschichte mehr. Ich schäme mich fürchterlich und es tut mir auch schreicklich leid, aber das hilft auch nichts. Bis heute Abend spätestens habt ihr meine Geschichte. Ich muss nur was umschreiben. 1000 x Entschuldigung.

    Völlig zerknirscht

    Leselampe

    Ein entscheidender Punkt ist für mich die leichte Reinigung. Pyrolyse ist natürlich was tolles. Aber extrem umweltschädlich. Zum Aufheizen auf 500 - 600 Grad braucht der Ofen mehrere Stunden. Ich würde es da machen wie Richie. Worauf ich sehen würde ist, ob man die Türe aushängen kann und dann leichter in das Backrohr kommt. Noch toller ist natürlich ein Backofen in Arbeitshöhe. Aber der passt halt nicht in jede Küche.

    Brennerova

    Josef Haas

    Hoffmann & Campe

    Isbn: 978-3-455-40499-9



    Kurzinhalt:

    Der ehemalige Polizist Brenner schaut sich, natürlich nur zum Zeitvertreib, im Internet auf dem Heiratsmarkt um. Als erfahrener Kriminaler weiß er natürlich um die Fallstricke und Maschen, mit denen die Damen die Männer aufs Kreuz legen wollen. Er selbst stellt ja auch ein falsches Profil von sich ein. Aber natürlich erwischt es ihn. Er fährt nach Moskau und wird von einer Kinderbande ausgeraubt und niedergeschlagen. In Nischni Nowgorod begegnet er der schönsten Frau, die man sich vorstellen kann und tappt promt in die Mitleidsfalle und stört die Kreise des Laufhauskönigs von Wien, der unliebsamen Konkurrenten und Schnüfflern die Hände abhacken lässt. Seine Rettung ist ein Dachdecker, der eine Blechzange genau zwischen ihn und die Herta aufs Trottoir schmeißt. Die Herta ist eine frühere Freundin von ihm, die er gleich gar nicht kennt, weil sie sich nach ihrer Zwangspensionierung in eine liebenswerte und gut aussehende Frau verwandelt hat. Auf ihr Kommando heiratet er zum Schein die schöne Nadesha, die ihre verschwundene Schwester sucht, damit sie in Wien bleiben kann. Als die Herta während eines Schamanentrips in der Mongolei entführt wird und er auf einer alten Ural das Lösegeld überbringen muss, lernt er die Welt zwischen Moskau und der Mongolei auf eine Weise kennen, die er nie mehr vergisst.Zusätzlich werden zwei Männern tatsächlich die Hände abgehackt und im Krankenhaus wieder angenäht. Nun überschlagen sich die Ereignisse. Der Oberschurke Lupescu muss dran glauben, die Nadesha heiratet den neunen Zuhälterkönig Infra, ihre Schwester taucht wieder auf. Und als sich der Infra als ehemaliger Jesuit herausstellt, ist die Welt in Wien wieder in Ordnung.


    Meine Meinung:

    Ich habe als erstes Buch von Wolf Haas "Silentium" gelesen. Toll! Wie er da die Wiener Schickimickigesellschaft und die Kirche aufs Korn nimmt. Aber man muss sich schon auf den Schreibstiel der unterschlagenen Wörter einstellen können. Beim zweiten Brenner war es mir direkt etwas zu viel. Aber bei diesem hier kommt mir der Stil etwas entschärft vor, bzw. weniger Unterschlagungen und dadurch flüssiger. Und spannend ist es dazu. Ich muss beim Brenner immer an Josef Hader denken, der ihn ja in den Verfilmungen gespielt hat. Ich habe es genossen!!

    Hoffentlich kommt noch was nach.

    Ich finde, die einzigen Tatorte, die man sich anschauen kann, sind die Ösi-Tatorte. Abgesehen von den oft kruden Geschichten, wirken die deutschen Ermittler auf mich immer, als wären sie krampfhaft bemüht, vor Wichtigkeit endlich zu platzen. Alles ist schwer, tragisch und verkrampft in deutschen Krimis. Bei Katharina Böhm habe ich ständig das Gefühl, sie versuche ihre nicht vorhandene Begabung dadurch zu vertuschen, dass sie versucht, so wie ihr Vater zu schauen. Richtige Charaktere wie einen Wilsberg oder eine Bella Block findet man kaum. Die Österreicher kommen dagegen lässig und sehr lebensecht und dadurch überzeugend daher. Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser sind mein Lieblingsteam. Es macht mir Spaß, Ihnen bei ihren kleinen Nettigkeiten und lieben Gemeinheiten zuzusehen. So was kriegen die Deutschen nicht hin.

    Inhalt:

    Der Vater eines siebzehnjährigen Mädchens, das vor zwanzig Jahren Selbstmord verübt hat, bringt Kommissar Franck dazu, den Fall noch einmal aufzunehmen. Allerdings nicht als Polizist, sondern Privatmann. Der Vater glaubt fest, dass seine Tochter ermordet wurde. Im Laufe der Recherchen bestätigt sich der Selbstmord, der eigentlich nur ein Schrei nach Aufmarksamkeit an die Umwelt sein sollte und mit dem Tod des Mädchens endet.


    Meine Meinung:

    Die Kontruktion des Falles ist, wie immer bei Ani, ungewöhnlich und sein Abstieg in die menschliche Psyche spannend. Spannender als der Fall.

    Im Klappentext: Friedrich Anis Sprache, die vom Tod auf das Leben melancholisch getönte Perspektiven wirft, erreicht in seinem neuen Roman unvorhersehbare Dimensionen.

    Ich liebe zwar psychologisch spannende Krimis und Anis Sprache ist sicher meisterhaft. Aber ich habe auf Seite hundertdreißig aufgegeben. Diese nicht enden wollende Sein- und Sinnfragerei, dieses Schürfen in seelischen Tiefen und Wunden, durchlaufende Melancholie und die für mich manchmal kontruierten und pauschalen Schuldzuweisungen an die Umgebung, waren mir einfach zu viel. Sicher ein großer Roman, aber keiner, der mit mitnahm. Wer einen spannenden Krimi erwartet, wird sicher genauso enttäuscht sein. Friedrich Ani scheint es mehr um seine psychoanalythische Betrachtungen, denn um Spannung zu gehen.


    Der namenlose Tag

    Friedrich Ani

    Suhrkampverlag

    ISBN: 978-3-518-42487-2

    Tiefer Schmerz von Arne Dahl

    Kriminalroman

    Piper Verlag, München

    ISBN: 3-492-04714-9




    Kurzinhalt auf der Buchrückseite:

    Tiefes Leid, tiefer Haß, tiefer Schmerz

    Ein toter Nobelpreiskandidat und eine bis zur Unkenntnlichkeit verstümmelte Leiche in einem Stockholmer Wildgehege - fieberhaft suchen die SonderermittlerPaul Hjelm und Kerstin Holm nach dem Verbindungsglied in einer bizarren Mordserie.


    Meine Meinung:

    Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass Arne Dahl beweisen will, dass er ein begnadeter Schriftsteller ist. Aber mich haben die philosophischen Ergüsse teilweise gelangweilt. Sie waren manchmal schon sehr konstruiert. Die Handlung selbst ist raffiniert und durchwegs spannend. Und gut geschrieben. Allerdings habe ich Probleme damit, dass ein ehemals pensionierter Kommissar dank moderner Windeltechnik nun wieder auf Verbrecherjagd gehen kann und ich informiert werde, dass er seine Windel wechselt. Auch auf andere Familienintimitäten des Ermittlerteams und sonstige Beziehungskisten bin ich eigentlich in einem Krimi nicht scharf. Trotz teilweiser Längen aufgrund philosophischer Vorlesungen des Autors hat mich die Handlung in ihren Bann gezogen. Allerdings macht es sich der Autor zu leicht, als er das Gewirr aufdröselt. Die Geschichte, wie die Enkelin Leonard Sheinkmans, die in bitterster Armut aufwächst, drogensüchtig und in den Händen eines brutalen Zuhälters ist, es schafft, sich und andere Frauen zu befreien, und diesen unglaublichen Rachefeldzug zu organisieren wäre meines Erachtens die wesentlich spannendere Geschichte gewesen. Aber auch wesentlich schwieriger zu schreiben und ziemlich unglaubwürdig.Genauso wie die Tatsache, dass ein Mensch, der einen so grausamen Schmerz empfindet, der ihn tötet, noch in der Lage ist, zu denken und dann Altgriechisch in den Sand schreibt. Und dass dieses Sterben offenbar lautlos vor sich geht. Kein Mensch kann bei so einem Schmerz das Schreien unterdrücken. So gibt es einige nicht stimmige Passagen. Ansonsten versteht es Arne Dahl meisterhaft, beim Leser Ahnungen hervorzurufen, aber ihn bis zum Schluss zappeln zu lassen. Dafür kann ich sieben Punkte von zehn geben.



    Ich kenne von Camus "Die Pest" und dass er angeblich das Schöne an sich als Sinn des Lebens ansieht. Eine Ansicht, die ich durchaus teile und die man ziemlich allumfassend auslegen kann. Ich werde mir den Jonas nächste Woche aus der Bücherei holen und dann hier meine Rezension schreiben.