Beiträge von wampy

    Trotz einiger Wiederholungen sehr spannend


    Buchmeinung zu Viveca Sten – Tief im Schatten


    Tief im Schatten ist ein Kriminalroman von Viveca Sten, der 2023 bei dtv Verlagsgesellschaft in der Übersetzung von Dagmar Lendt erschienen ist. Der Titel der schwedischen Originalausgabe lautet Dalskuggan und ist 2021 erschienen. Dies ist der zweite Band der Polarkreiskrimireihe um Hanna Ahlandt.


    Zum Autor:

    Viveca Sten, geb. 1959 in Stockholm, ist Juristin und eine der bekanntesten schwedischen Krimiautorinnen der Gegenwart. Seit ihrer Kindheit verbringt sie jeden Sommer auf Sandhamn in den Schären. Im Winter aber reist sie zum Skifahren nach Åre - dem Schauplatz ihrer neuen Reihe.

    Viveca Stens Sandhamn-Reihe gehört zu den erfolgreichsten Krimiserien aus Skandinavien. Sie erschien in mehr als 40 Ländern und lieferte den Stoff für den international erfolgreichen TV-Hit ›Mord im Mittsommer‹.

    Zum Inhalt:

    Im der Nähe des beliebten Skiort Åre wird eine entstellte Leiche gefunden. Das Opfer wurde schwer misshandelt. Das Team um Hanna Ahlander und Daniel Lindskog nimmt die Ermittlungen auf.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Das Setting um den winterlichen Skiort Are ist gelungen und atmosphärisch eingefangen. Die Suche nach dem Mörder des allseits beliebten Ex-Skirennfahrers Johan Andersson gestaltet sich schwierig und bringt die Beteiligten an ihre Grenzen. Zu Beginn irritierten mich die eingeschobenen Kapitel um die junge Frau Rebecka, die in einer sektenähnlichen Glaubensgemeinschaft mit dem angehenden Pfarrer verheiratet ist. Später wird klar, dass auch Rebecka verschwunden ist. Die Figurenzeichnung ist für nordischen Kriminalromane fast schon typisch. Nahezu alle Beteiligten inklusive der Ermittler haben zum Teil massive Probleme der unterschiedlichsten Art. Bedrückend ist die Situation der Frauen in der Glaubensgemeinschaft mit ihren archaischen Strukturen, in der die Frauen dem Manne untertan sind. Es gibt viele Verdächtige und auch etliche Nebenhandlungen, ohne das darunter der Erzählfluss leidet. Die Kapitel sind kurz und die Geschichte wird aus vielen Perspektiven emotional erzählt. Die Spannung ist hoch und steigert sich noch einmal zum finalen Showdown. Auch die Figuren sind meist komplex mit Ecken und Kanten gezeichnet. Der Konflikt der Ermittler, ihr Privatleben mit den Anforderungen ihres Berufs zu koordinieren, wird ausgiebig und glaubhaft dargelegt. Auch wird deutlich, wie berufliche Erfahrungen die Entscheidungsfindung der Ermittler beeinflussen. Aber es gibt einen dicken Wermutstropfen in der Form sich wiederholender Erzählelemente, die mich zunehmend gestört haben. Dennoch habe ich mich meist sehr gut unterhalten gefühlt.


    Fazit:

    Dieses Buch hat nahezu alles, was einen sehr guten Krimi ausmacht. Spannung, komplexe Handlung, gelungene Figurenzeichnung mit einem sympathischen Ermittlerteam und Emotionalität zeichnen den Titel aus. Leider haben zunehmend Wiederholungen meinen Lesefluss gestört. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde nordischer Krimis aus.


    ASIN/ISBN: 3423283653

    Wunderbarer Schreibstil und überfrachtete Handlung


    Buchmeinung zu Beate Baum – Etwarteter Todesfall


    Erwarteter Todesfall ist ein Kriminalroman von Beate Baum, der 2023 im Redstart Verlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    Beate Baum wurde 1963 in Dortmund geboren. Während sie in Bochum Literaturwissenschaften studierte, arbeitete sie außerdem als Putzfrau, Behindertenpflegerin und Werbetexterin. Später machte sie eine Ausbildung als Tageszeitungsjournalistin in Thüringen und lebte einige Zeit im nordenglischen Liverpool. 1998 schlug sie der Liebe halber ihre Zelte in Dresden auf, wo sie seitdem als freie Kultur- und Reisejournalistin sowie Krimiautorin lebt.

    Zum Inhalt:

    Wem spielt der Tod des Rentners Manfred Haase in die Hände? Dem Jazzmusiker Janosch, der seinen Lebensunterhalt als Altenpfleger bestreitet, jedenfalls nicht. Journalistin Kirsten Bertram ist sicher, dass er zu unrecht unter Mordverdacht steht, und recherchiert bei Pflegediensten und der Verwandtschaft des Opfers.


    Meine Meinung:

    Bei diesem Buch stehen diverse Nebenhandlungen neben den eigentlichen Ermittlungen im Fokus der Autorin. Beziehungen, Pflegedienste, Zeitungssterben und die Reaktionen der Beteiligten darauf sind interessante Themen, aber stellenweise war es mir zu viel. Der Regionalkrimi mit viel Dresdner Flair verliert dadurch an Spannung. Der Schreibstil ist lebhaft und eindringlich und macht Lust auf mehr. Die ermittelnden Figuren wirken meist sympathisch, sind aber nicht sonderlich tief gezeichnet. Die Verdächtigen sind hingegen meist mit einem negativen Anstrich versehen. Das ist durchaus unterhaltsam und ich habe mit der Hauptfigur gefiebert und kleine Regelverstöße locker akzeptiert. Leider hat mich die Überführung des Täters nicht überzeugt, aber ich habe mich trotzdem gut unterhalten.


    Fazit:

    Ein Regionalkrimi aus Dresden, der mit einem lebhaften Schreibstil überzeugt. Dagegen steht die überfrachtete Handlung mit einer zu großen Zahl an Nebenhandlungen. Wegen des spürbaren Potentials und weil ich mich sehr gut unterhalten habe, bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (75 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0CN9KRVT4

    Ein spannender Kriminalroman mit einem ungewöhnlichen Ermittlerpaar


    Buchmeinung zu Dennis Jürgensen – Taubenschlag


    Taubenschlag ist ein Kriminalroman von Dennis Jürgensen, der 2023 bei Kiepenheuer & Witsch in der Übersetzung von Ulrich Sonnenberg erschienen ist. Der Titel der dänischen Originalausgabe lautet Bloddue und ist 2023 erschienen.


    Zum Autor:

    Dennis Jürgensen, geboren 1961, ist einer der beliebtesten dänischen Kinder- und Jugendbuchautoren und hat mehr als 60 Bücher veröffentlicht. 2014 startete er mit dem ersten von sechs Bänden seiner Krimireihe um den Kriminalhauptkommissar Roland Triel, die in Dänemark verfilmt wurde. »Gezeitenmord« ist der Beginn einer neuen Reihe, die in zahlreichen Ländern erscheint.


    Zum Inhalt:

    In Norddeutschland werden zwei Menschen brutal in ihrem Zuhause ermordet, gefesselt an einen Sessel und mit einer blutenden toten Taube auf dem Schoß. Lykke Teit wird aus Kopenhagen nach Flensburg geholt, um Rudi Lehmanns Team bei den Ermittlungen zu helfen und die länderübergreifende Polizeiarbeit zu stärken.


    Meine Meinung:

    Bei diesem Buch haben mich die beiden Hauptfiguren und iht Verhältnis zueinander gefangen genommen. Lykke Teit hat den Verlust ihres Kindes noch nicht verkraftet, findet aber in ihrem erfahrenen Kollegen Rudi Lehmann Halt. Sie ergänzen sich beruflich sehr gut und pflegen einen lockeren Umgangston miteinander. Der Fall führt sie in die deutsch-deutsche Vergangenheit zu Zeiten von Stasi und Republikflüchtlingen. In einem Tunnelsystem in Berlin wird ein Familie aufgefunden, die zu dieser Zeit verdurstet ist. Lykke und Rudi fügen Mosaiksteinchen zusammen und finden kompetente Ansprechpartner, aus deren Informationen sie eine Idee über den Täter entwickeln.

    Die Geschichte wprd in der Regeln aus der Sicht der Ermittler erzählt, unterbrochen von Abschnitten aus der Sicht des Täters. Die Sprache ist meist nüchtern, gibt aber auch die Emotionen der Beteiligten wieder. Der Leser weiß mehr als die Ermittler, aber nicht alles. Die Spannung ist zu Beginn moderat und erreicht ihren Höhepunkt während eines fantasievollen Showdowns. Das Verhalten der Figuren ist nachvollziehbar und ich habe mit den sympathischen Ermittlern mitgefiebert. Die Figuren sind komplex gestaltet und bieten Raum für die ein oder andere Überraschung. Mir hat dieser Kriminalroman spannende Lesestunden beschert.


    Fazit:

    Eine intelligent aufgebaute Handlung und überzeugend gezeichnete Figuren zeichnen diesen Titel aus, der mich sehr gut unterhalten hat. Deshalb bewerte ich das Buch mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde eher ruhiger Kriminalromane aus.


    ASIN/ISBN: B0C26GP45Q

    Ein wunderbarer historischer Kriminalroman


    Tödlicher Aschermittwoch ist ein historischer Kriminalroman von Lorenz Stassen, der 2023 bei Ullstein erschienen ist.


    Zum Autor:

    Lorenz Stassen, geboren 1969, wuchs in Solingen auf und wurde zunächst Chemielaborant. Er wechselte ins Film- und Fernsehgeschäft und arbeitet seit 1997 als freischaffender Drehbuchautor und Schriftsteller. Lorenz Stassen lebt in Köln und ist Mitglied bei den »Roten Funken«.

    Zum Inhalt:

    Gustav Zabel ermittelt in mehreren Fällen im Umfeld von Karneval und rückgeführter Beutekunst. Einige Bekannte und Freunde könnten darin verwickelt sein. Zudem werden ihm mehrfach Informationen einer anonymen Quelle zugespielt. Als dann noch seine heimliche Liebe Cecile auftritt, gerät Zabels Welt ins Wanken.


    Meine Meinung:

    In diesem Buch sind etliche reale Figuren glaubhaft in die Handlung integriert. Dies verleiht der Geschichte einen zusätzlichen Charme. Auch der Gegensatz zwischen Preußen und Rheinländern, insbesondere Kölner, wird Thematisiert. Eine Rolle spielt auch das Aufkommen des organisierten Karnevals in Köln. Es gibt jede Menge Informationen zu diesen Themen, ohne dass ich es als störend empfand. Mir hat die Figurenzeichnung sehr gut gefallen, weil nahezu jede Figur Ecken und Kanten aufweist und auch glaubhaft zur Zeit auftritt. Gustav Zabel, preußischer Beamter aus Berlin, ist immer noch nicht vollständig in Köln angekommen. Fast schon zwanghaft wittert er den Kölschen Klüngel, dem er nicht verfallen möchte, nutzt aber seine Bekannten für kriminaltechnische Untersuchungen. Er ist ein Kind seiner Zeit und schreit auch schon mal Verdächtige an, um Ergebnisse zu erzielen. Er ist loyal und versucht Freunde zu schützen. Als seine Liebe Cecile in Köln auftaucht, begibt sich Gustav privat und beruflich auf Abwege.

    Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, meist folgt der Leser aber Gustav Zabel bei seinen Ermittlungen. Der Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Die Handlung ist komplex und lange tappen der Leser und der Kommissar im Dunkeln. Zwischenzeitlich habe ich um Gustav Zabel gefürchtet, weil sein Verhalten schon grenzwertig war und er mehr und mehr auf Abwege geriet. Zwar gerät der Kommissar in Lebensgefahr, aber die Spannung generiert sich für mich aus der Frage, wie sich Gustav Zabel entscheiden wird. Diese Figur hat mich fasziniert, auch wenn sie nicht sonderlich sympathisch wirkt.

    Das historische Umfeld ist vorzüglich recherchiert und wirkt lebendig und glaubhaft.


    Fazit:

    Ein historischer Krimi mit einem eindrucksvollen Setting und einer faszinierenden Hauptfigur. Da ich mich blendend unterhalten habe, bewerte ich das Buch mit fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3548064167

    Eine unterhaltsame Sammlung mit acht schwarzhumorigen Krimis


    Buchmeinung zu Jürgen Seibold – Seine letzte Weihnachtsfeier


    Seine letzte Weihnachtsfeier ist eine Kurzkrimisammlung von Jürgen Seibold, die 2023 im jsb verlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    Jürgen Seibold lebt mit seiner Familie in Süddeutschland. Nach zahlreichen Musikerbiografien in verschiedenen Verlagen (Heyne, Moewig, Zsolnay, ...) erschien 2007 sein erster Kriminalroman.

    Zum Inhalt:

    Der Sammelband enthält folgende acht Kurzkrimis:

    Geisterstunde

    Seine letzte Weihnachtsfeier

    Gut Holz!

    Das Familienfest

    Der helle Sven

    Der Adventskalender

    Mühlenweihnacht

    Sicher ist sicher


    Meine Meinung:

    Neben einem interessanten Vorwort zum Thema Kurzgeschichten als eigenes Genre gibt es zu jeder Kurzgeschichte eine kurze Einführung mit Informationen zum Titel und den Beweggründen des Autors. Die Kurzkrimis sind durch die Bank schwarzhumorig und jeweils in einer Viertelstunde gelesen. Manche Kurzkrimis haben mir besser als andere gefallen und manche haben mich sogar zum Nachdenken gebracht, aber unterhaltsam waren sie alle. Der Schreibstil ist angenehm und leicht verständlich. Da Kurzgeschichten meist von einer Grundidee und einer schicken Pointe leben, werde ich nicht auf den Inhalt eingehen.


    Fazit:

    Diese Sammlung schwarzhumoriger Kurzkrimis hat mir viel Vergnügen bereitet. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0CNMB7M2S

    Ein spannender und zugleich informativer Aquitane-Krimi


    Buchmeinung zu Alexander Oetker – Revanche


    Revanche ist ein Kriminalroman von Alexander Oetker, der 2023 bei HOFFMANN UND CAMPE erschienen ist.


    Zum Autor:

    Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Er lebt en famille zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.

    Zum Inhalt:

    Ein Malermeister verschwindet von einer kaum besetzten Fähre, mit der er die Gironde überqueren wollte. Dann wird er mit einer Rasiermessermuschel in der Tasche tot aufgefunden. Ein ehemaliger Kollege aus Paris berichtet Luc Verlain von einer Toten, die in ihrer Badewanne ertränkt wurde und bei der ebenfalls eine Rasiermessermuschel gefunden wurde. Ist ein Serienmörder unterwegs?


    Meine Meinung:

    An den Krimis von Alexander Oetker mag ich das Flair der Aquitane und die vielen Informationen, die zum Leben und den Randbedingungen in dieser Region gegeben werden. Hier lässt der Autor seine Erfahrungen als langjähriger Korrespondent aus der Grande Nation meist unauffällig einfließen. Dazu ist der Fall gewohnt spannend und der Handlungsort Atlantikküste weckt Urlaubswünsche. Die meisten Figuren sind mit Ecken und Kanten gezeichnet und wirken glaubwürdig. Einzig Luc Verlain wirkt mir zu mächtig, fast schon wie ein Superbulle. Eine Bereicherung der Serie ist die Figur des Pariser Kommissars Yacine, der mit Luc in Paris zusammengearbeitet hat und aus den Ghettos der Pariser Vororte stammt. Luc und seine Partnerin Anouk schaffen den Spagat zwischen junger Familie mit Baby und Berufsleben trotz der hohen Belastung als Kriminalbeamte.

    Die Geschichte wird aus vielen Perspektiven erzählt, aber meist folgt der Leser Luv Verlain oder seiner Frau Anouk oder Yacine. In vielen Details wird die hohe Lebensqualität in dieser Region deutlich, aber auch die Probleme, die die Einwohner haben. Der Schreibstil ist vorwiegend sachlich und doch wird die Liebe des Autors zur Region deutlich. Der Spannungsbogen beginnt moderat und steigt bis zum Finale am Badestrand fast kontinuierlich ab. Neben einigen Actionszenen wird die ermüdende und kräftezehrende Ermittlungsarbeit nicht vernachlässigt. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar.


    Fazit:

    Wieder hat Alexander Oetker einen spannenden Kriminalroman geschrieben, der mit seinen Informationen zu Gesellschaft, Politik und Leben in Frankreich einen deutlichen Mehrwert aufweist. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3455016529

    Die Dinge nehmen eine überraschende Wendung. Eva liegt schwerkrank danieder und Zabel ist schwer getroffen, aber trotzdem bleibt Cecile allgegenwärtig. Zabel hat eine Spur gefunden und geht in den Untergrund. Erstaunlich ist das Tunnelsystem, aber die Begründung hat mir eingeleuchtet. Mir kamen da die Tunnelsysteme der Vietcong in Vietnam in den Sinn. Zurück zu Zabel. Er überrascht einen Sektenanhänger, aber dann gehen bei ihm die Lichter aus. Aber keine Fesselung oder Folter erwartet ihn beim Aufwachen sondern ein Angebot, dass er nicht ausschlagen kann. Rabanus wird enttarnt und Knolls Geschäftsmodell ist nahezu genial. Doch Zabel ist Polizist aus Überzeugung und tritt den Gang nach Canossa zum Polizeipräsidenten an. Eva ist doch seine Liebe, aber einen letzten Dienst erweist er der Mörderin Cecile doch noch. Er schenkt ihr die Freiheit. Geschickt, wie mit Hilfe DuMonts aus Tätern Opfer werden und das Verbrecherimperium zum Einsturz gebracht wird.

    Insgesamt hat mich der Roman der gut unterhalten und mir angenehme Lesestunden beschert. Gustav Zabel ist eine wirklich gelungene Figur.

    Zabel scheint Cecile nahezu verfallen zu sein. Er erwägt ernsthaft mit ihr nach Berlin zu ziehen und Eva in Köln zurück zu lassen. Bartmann ist wieder genesen und darf sich die ganze (na ja, fast die ganze) Geschichte anhören. Vielleicht kann er Zabel wieder auf Spur bringen.

    Seltsam ist, dass Zabel Cecile trotz aller von ihm erkannter Lügen verfällt. Da sind der Garten und die Konzertkarten kaum ein Ausgleich. Eva kämpft um ihren Gustav, aber momentan dringt sie nicht durch.

    Beruflich läuft es auch nicht gut. Der Polizeichef mobbt ihn, seine hartnäckigen Ermittlungen führen nur zu einer weiteren Leiche, aber eine Spur hat Zabel wohl nicht.

    Die Abhängigkeit von Knoll aufgrund ihrer Zusammenarbeit ist ein Damoklesschwert. Es sieht nicht gut aus für Gustav Zabel.

    Ein spannender Spionagethriller um Agenten im Ruhestand


    Buchmeinung zu Tess Gerritsen – Spy Coast – Die Spionin


    Spy Coast – Die Spionin ist ein Kriminalroman von Tess Gerritsen, der 2023 im Limes Verlag in der Übersetzung von Andreas Jäger erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet Spy Coast und ist 2023 erschienen.


    Zum Autor:

    Nach ihrem Medizinstudium an der University of California arbeitete Tess Gerritsen als Ärztin, bevor sie mit dem Schreiben von Romanen begann. Sie lebt in einem ruhigen Städtchen in Maine.

    Zum Inhalt:

    Maggie Bird ist eine Sechzigjährige, die im idyllischen Purity in Maine als Hühnerzüchterin lebt. Als eine junge Frau sie auf gehackte Akten der CIA aufmerksam macht und kurze Zeit später tot in ihrer Auffahrt liegt, wird Maggie wieder aktiv. Unterstützt wird sie von ihren pensionierten Freunden aus dem Buchclub, mit denen sie Martinis trinkt. Alle Mitglieder sind ehemalige Spione, die die Herausforderung annehmen.


    Meine Meinung:

    Maggie, Ingrid, Lloyd, Ben und Declan sind pensionierte Spione, die sich aus ihrer aktiven Zeit kennen und sich in Purity niedergelassen haben. Sie leben unauffällig im Ort, treffen sich aber regelmäßig. Niemand ahnt etwas von ihrer Vergangenheit bis eine Leiche in Maggies Auffahrt abgelegt wird. Die taffe Polizeichefin Jo merkt bald, wie professionell die Senioren die Ermittlungen angehen. Die Senioren wirken durch die Bank sympathisch und kompetent. Es gibt zwei Erzählstränge, die in unterschiedlichen Zeitebenen spielen. Im ersten Erzählstrang werden Ereignisse aus der Sicht Maggies von vor vierundzwanzig bis vor sechzehn Jahren geschildert. Maggie arbeitet als Agentin und lernt einen jungen Arzt kennen, in den sie sich verliebt. Diana, ihre Vorgesetzte, überredet sie zu einem letzten Auftrag, der zur Enttarnung eines russischen Schläfers führen soll. Im Heute will Maggie den Mörder der jungen Frau und dessen Auftraggeber finden.

    Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert und wechselt des öfteren zwischen den Zeitebenen. Häppchenweise wird Maggies Vergangenheit enthüllt und es wird mehr als deutlich, welchen Belastungen vor allem psychischer Art sie ausgesetzt war. Auch ihre Freunde wissen nur wenig über ihre Vergangenheit, aber sie halten es mit Maggie genauso. Maggies Gegenspieler bleiben lange Zeit unerkannt und es gibt weitere Opfer. Die Handlung wird von starken Frauen geprägt, die sich ihrer Haut zu wehren wissen und dies auch zeigen müssen. Die meisten Figuren sind mit Ecken und Kanten gezeichnet und bieten viel Raum für Überraschungen. Ruhige Passagen wechseln sich mit Szenen ab, in denen Vorwiegend Maggie in Gefahr gerät und um ihr Leben kämpfen muss. Maggie ist eine erfahrene Agentin, doch sie ist keine Superfrau. Sie wehrt sich nach Kräften und die Spannung kumuliert in Italien, wo es zum finalen Showdown kommt. Am Ende sind die meisten Fragen beantwortet, aber nicht jeder Täter wird bestraft. Es ist halt ein Spionagethriller, bei dem auch Böse mit positiven Eigenschaften gezeichnet sind.

    Mich hat der Thriller von Beginn an in seinen Bann gezogen und ich habe mit Maggie mitgefiebert, aber auch etliche Nebenfiguren haben mich überzeugt.


    Fazit:

    Ein spannender Spionagethriller, der mich sowohl mit der Figurenzeichnung als auch mit der Handlung überzeugt hat. Deshalb bewerte ich den Titel mich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung mit den Spionen im Ruhestand.


    ASIN/ISBN: 3809027782

    Zabel fühlt sich verloren in Köln und ist mit sich und der Welt unzufrieden. Cecile macht ihm mächtig zu schaffen, aber als Eva kränkelt ist er an ihrer Seite. Für seinen Assistenten sieht es nicht gut aus und das würde auch dessen Familie arg treffen.

    Zabel kann sich bei den Ermittlungen auf seine kölschen Freunde verlassen, aber er hat Angst vor dem kölschen Klüngel. Wittgenstein weis damit umzugehen und hat eine Lösung zur Hand. Die Karten für das Beethoven-Konzert werden Zabel bei seiner Frau helfen, wenn er es denn schafft, sich von Cecile zu lösen.

    Beim Fortschritt sieht Wittgenstein eher die Chancen, während wir meist zuerst die Risiken sehen. Da hat ein fundamentaler Wechsel stattgefunden.

    Ein ruhiger Krimi mit typisch britischem Flair


    Buchmeinung zu Robert Thorogood – Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam


    Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam ist ein Kriminalroman von Robert Thorogood, der 2023 bei Kiepenheuer & Witsch in der Übersetzung von Ingo Herzke erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet Death comes to Marlow und ist 2023 erschienen.


    Zum Autor:

    Robert Thorogood ist ein englischer Drehbuchautor und Romancier. Er ist vor allem als Schöpfer der international gefeierten BBC-Krimiserie Death in Paradise bekannt und hat eine Reihe von Spin-Off-Romanen mit dem Detektiv DI Richard Poole geschrieben.

    Zum Inhalt:

    Judith, Suzie und Becks sind am Vortag seiner Hochzeit bei Sir Peter Bailey anwesend. Der Hausherr wird tot in seinem Arbeitszimmer von einem Schrank erschlagen aufgefunden. Die Polizei vermutet einen Unfall, doch Judith geht von einem Mord aus. Dies gilt es nun zu beweisen.


    Meine Meinung:

    Die drei Damen vom Mordclub treten noch eine Spur schrulliger auf als in ihrem ersten Fall. Suzie engagiert sich als Moderatorin im Lokalradio und ausgerechnet Becks könnte eine Affäre haben. Judith hält die Einladung des Bräutigams für die Aufforderung, den Mörder zu ermitteln. Unterstützt werden sie von der Polizistin Tanika, der ein reaktivierter Senior vor die Nase gesetzt wurde, der sie als Schreibkraft sieht. Dann ist da noch das Geheimnis der seltsamen Kreuzworträtsel, deren seltsame Eckbegriffe Judith aufgefallen sind. Die vier Damen haben ihren eigenen Kopf und ihre besonderen Stärken. Unter der Führung von Judith Potts gehen sie auf Spuren- und Motivsuche. Das Motiv des Mordes in einem abgeschlossenen Raum scheint ein Lieblingsmotiv des Autors zu sein. Es taucht einige Male in seinen anderen Werken auf. Doch auch ihre Gefährtinnen wecken das Interesse von Judith. Hartnäckig und in kleinen Schritten geht es voran. Irgendwie kann es niemand aus dem Kreis der Verdächtigen mit einem Motiv gewesen sein. Es braucht schon die rege Fantasie von Judith, um den Täter zu entlarven und dann auch noch zu überführen. Am Ende steht ein vollständig und nachvollziehbar gelöster Fall und für die Probleme der Damen zeichnen sich Lösungen ab.

    Der Schreibstil ist ansprechend und humorvoll mit einem ordentlich Schuss skuriller Ideen. Es ist zeitweilig nicht sonderlich spannend, aber die Nebenhandlungen sorgen für einen Ausgleich. Gegen Ende zieht das Tempo deutlich an und es wird sogar dramatisch. Auch wenn mir der erste Band noch besser gefallen hat, habe ich mich sehr gut unterhalten und hoffe auf eine baldige Fortsetzung.


    Fazit:

    Ein unterhaltsamer Cozykrimi mit sympathischen und eigenwilligen Ermittlerinnen, der mich sehr gut unterhalten hat, aber das Niveau des ersten Bandes nicht ganz erreicht. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde ruhiger Kriminalromane mit typisch britischem Humor aus.


    ASIN/ISBN: B09QC9TQH7

    Nun hat Zabel Cecile durch die Hilfe Kolls gefunden und er ist besessen von ihr. Zabel agiert nun permanent am Rande der Legalität, einerseits um seinen Freund zu schützen und andererseits um Cecile zu schützen. Dabei begibt er sich in die Hände Kolls. Das kann nur schief gehen.

    Die Einbindung der historischen Figuren finde ich sehr gelungen und die Geschichte wirkt dadurch authentischer.

    Sorgen mache ich mir um Zabels Assistenten Bartmann, der doch schwer krank zu sein scheint. Dazu haust seine Familie eher in einer heruntergekommenen Bude als in einer gemütlichen Wohnung. War die Bezahlung damals so schlecht?

    Die Anmerkungen zum Karneval gefallen mir. Es wird der Hintergrund deutlich mit dem Unabhängigkeitswillen. Dazu diese Mischung zwischen Frohsinn und fast militärisch anmutenden Organisationsstrukturen.

    Über das Leben in der Nachkriegszeit


    Buchmeinung zu Elke Schneefuß – Die Postbotin


    Die Postbotin ist ein historischer Roman von Elke Schneefuß, der 2023 bei Heyne erschienen ist.

    Zum Autor:

    Elke Schneefuß wurde 1960 in Lüneburg geboren. Sie hat Rechtswissenschaft studiert und schreibt für regionale und überregionale Tageszeitungen. Sie lebt mit ihrer Familie in Lüneburg und begeistert sich seit Jahren für die spannenden historischen Umbrüche in der Zeit der Weimarer Republik, besonders in Berlin und Umgebung.

    Zum Inhalt:

    Berlin 1919: Regine ist Postbotin im Brunnenviertel. Sie hat den Job als Aushilfe während des Krieges übernommen. Nun sollen die rückkehrenden Soldaten die Arbeitsplätze der Aushilfen übernehmen und die Aushilfen gekündigt werden. Dagegen will sich Regine mit Hilfe des Gewerkschaftlers Kurt wehren. Regines beste Freundin Evi versucht das Schicksal ihres verschollenen Bruders zu klären.


    Meine Meinung:

    Der Klappentext des Buches klingt interessant und die Nachkriegszeit ist eine spannende Periode. Die Hauptfiguren Regine und Evi wirken sympathisch, denn sie versuchen in schweren Zeiten ihren Weg zu gehen. Die Aushilfen bei der Post sollen ohne Ausgleich gekündigt werden. Dagegen will sich Regine wehren und lernt den Gewerkschaftler Kurt kennen, der sie unterstützt und zudem attraktiv ist. Überhaupt sind mehr oder weniger glücklich verlaufende Liebesbeziehungen ein wesentlicher Bestandteil des Buches. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Schilderung der Probleme, denen sich die vorwiegend weiblichen Menschen stellen müssen und die Wege, dies zu tun. Dieser Bereich hat mir gut gefallen, während mich die Liebesgeschichten nicht überzeugen konnten. Der Schreibstil ist angenehm ruhig und verzichtet auf spektakuläre Effekte. Enttäuscht hat mich die Entwicklung des Widerstandes der Aushilfen. Ein kurzer Zeitungsausschnitt berichtet über den Ausgang. Das war mir eindeutig zu wenig.


    Fazit:

    Ein Buch mit Stärken und Schwächen. Der angenehme Schreibstil kann die Schwächen der Handlung nur zu Teilen ausgleichen. Einige interessante Ansätze lassen mich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) bewerten.


    ASIN/ISBN: 3453426630

    Den ersten Leseabschnitt habe ich nun gelesen und mir haben vor allem Zabel und seine Frau gefallen. Der tote Bandit scheint bekannt zu sein. Gespannt bin ich auf die Frau, die Zabel so verzaubert hat. Zabel als geborener Preuße hat mittlerweile viele Kontakte in Köln und die erledigen Aufgaben, die heute die Kriminaltechnik erledigt. Die Idee gefällt mir. Rubens hätte ich nicht nach Köln verdrahtet, auch sonst kommen viele historische Figuren vor. Beutekunst und deren Rückführung ist auch ein aktuelles Thema. Da steckt jede Menge Geld drin. Gab es bei der Rückführung aus dem Louvre Unregelmäßigkeiten?

    Die Figuren wirken durchaus lebendig und wenn Zabel laut wird demonstriert er nur seine Macht. Gespannt bin ich auf die Erklärungen zur Rotweinattacke auf den Polizeipräsidenten.

    Ein Wohlfühlkrimi ohne bleibenden Eindruck


    Buchmeinung zu Verity Bright – Ein Mord im Schnee


    Ein Mord im Schnee ist ein Kriminalroman von Verity Bright, der 2023 bei Bookouture in der Übersetzung von Johannes Schmid und Cyra Pfennigs erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet Murder in the Snow und ist 2020 erschienen. Dies ist der vierte Fall für Lady Eleanor Swift.


    Zum Autor:

    Verity Bright ist das Pseudonym eines Ehepaares, das seit mehr als 25 Jahren schriftstellerisch tätig ist.


    Zum Inhalt:

    Im Winter 1920 kommt es beim tradionellen Wettlauf zu einer Tragödie als ein Teilnehmer im Ziel zusammenbricht und stirbt. Lady Eleanor Swift wittert einen Mord und beginnt mit Hilfe ihres Butlers zu ermitteln.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat viel von einem Wohlfühlkrimi mit seiner überaus sympathischen Hauptfigur Lady Eleanor Swift samt kompetentem Butler Clifford und eigenwilligem Hund Gladstone. Lady Eleanor kümmert sich um ihre Bediensteten und ihre Nachbarschaft seit sie das Erbe auf Henley Hall angetreten hat. Sie ist Ende Zwanzig und vertraut auf ihren Butler, den sie auch „geerbt“ hat. Sie ist eine Vorzeigeadlige mit einem Hang zu Abenteuern. Noch ist ihr Herz nicht vergeben, aber Bewerber gibt es genug.

    Der örtliche Dorfpolizist teilt ihren Mordverdacht nicht, so dass Eleanor und Clifford im Alleingang unterwegs sind. Die Geschichte wird meist aus der Perspektive Eleanors erzählt, die ihre Ideen gerne mit Clifford durchspricht. Sie sind hartnäckig und konsequent, brauchen aber ihre Zeit, um auf die richtige Spur zu kommen. Es gibt viele liebevolle Details und humorvolle Szenen. Manchmal reagieren die Figuren etwas überzogen, stecken aber voller Ideen und Tatkraft. Die Spannung ist moderat und das Erzähltempo eher gemächlich. Der Text kann flüssig gelesen werden und die Lektüre sorgt für ein angenehmes Gefühl.


    Fazit:

    Ein Cosy-Krimi aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg, der angenehm zu lesen ist, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0C5DC2V5R

    Kraftvoll, aber auch schwerverdaulich


    Buchmeinung zu Colson Whitehead – Die Regeln des Spiels


    Die Regeln des Spiels ist ein Roman von Colson Whitehead, der 2023 im Carl Hanser Verlag in der Übersetzung von Nikolaus Stingel erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet Crook Manifesto und ist 2023 erschienen.


    Zum Autor:

    Colson Whitehead, 1969 in New York geboren, studierte an der Harvard University und arbeitete für die New York Times, Harper's und Granta. Whitehead erhielt den Whiting Writers Award (2000) und den Young Lion's Fiction Award (2002) und war Stipendiat des MacArthur "Genius" Fellowship. Für seinen Roman Underground Railraod wurde er mit dem National Book Award 2016 und dem Pulitzer-Preis 2017 ausgezeichnet. Für seinen Roman Die Nickel Boys erhielt er 2020 erneut den Pulitzer-Preis.

    Zum Inhalt:

    Der Roman erzählt drei Geschichten aus dem schwarzen New York in den 70-er Jahren. Beteiligt ist jeweils der Möbelhändler und (Ex-)Hehler Ray Carney. 1971 versucht er alles, um seiner Tochter Karten für ein Konzert der Jackson Five zu besorgen. 1973 wird unter anderem in seinem Geschäft ein Film gedreht und die Hauptdarstellerin ist verschwunden. 1976 versucht Ray etwas gegen Feuerteufel und die dafür Verantwortlichen zu unternehmen.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch erfährt durch die Dreiteilung ziemliche Risse und es ist aufwändig, den Geschichten zu folgen. Sie bieten nur den roten Faden für die vielen Episoden. Die Erzählung ist humorvoll und auch voller Gewalt. Es gibt viele Querverweise auf politische Geschehnisse, denen ich nur bedingt folgen konnte. Ray Carney ist eine sympathische Figur mit einer kriminellen Vergangenheit als Hehler, der sich als Familienvater eigentlich zurückgezogen hat. Im ersten Teil wird der Konflikt zwischen weißen Polizisten und schwarzen Bewohnern beleuchtet, der im Zeichen eines labilen Gleichgewichts steht. Fast alle Figuren haben die Auswirkungen massiver Gewalt erfahren oder gar ausgeübt. Und doch haben sie einen Weg in dieser gefährlichen Umgebung gefunden. Der Autor schildert aber, dass man ungewollt in eine Gewaltspirale geraten kann.

    Korruption ist allgegenwärtig und Politiker und Polizisten nutzen es zu ihrem Vorteil. Die Geschichten machen den Leser betroffen und schaffen Verständnis für die Aktionen der Figuren. So erscheint zum Beispiel der Gewaltkriminelle Pepper als unverzichtbarer Helfer sympathisch, weil er einen Kodex für seine gewalttätigen Aktionen befolgt. Es wird das Bild einer Stadt im Wandel und auch am Rande des Chaos gezeichnet. Obwohl die Erzählung lebendig und kraftvoll ist, habe ich mich mit dem Lesen schwer getan, weil es keine fortlaufende Handlung gab und sich bei mir kein Lesefluss einstellen wollte. Immer wieder habe ich meine Lektüre unterbrochen und konnte das Buch kaum genießen. Für mich reicht es bei weitem nicht an die Nickel Boys heran, die ich begeistert verschlungen habe.


    Fazit:

    Dieses Buch erwies sich leider als schwerverdaulich trotz einer spürbaren erzählerischen Kraft. Deshalb bewerte ich es nur mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: 3446277544

    Ein nahezu perfekter Kriminalroman


    Buchmeinung zu Lars Haider – Einer muss den Job ja machen


    Einer muss den Job ja machen ist ein Kriminalroman von Lars Haider, der 2023 bei HOFFMANN UND CAMPE VERLAG erschienen ist.


    Zum Autor:

    Lars Haider, geboren 1969 in Hamburg, ist seit 2011 Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Zuvor arbeitete er für verschiedene Zeitungen. Haider ist zusammen mit zwei Freunden Gastgeber des Wein-Podcasts Vier Flaschen, der alle zwei Wochen erscheint, und pflegt eine WhatsApp-Freundschaft mit Udo Lindenberg. Er ist ein fanatischer Krimileser und großer Fan von Agatha Christie.

    Zum Inhalt:

    Hamburg 2017: Nach einem anstrengenden Jahr mit dem von Gewaltausbrüchen überschatteten G20-Gipfel legt der Journalist Lukas Hammerstein ein Sabbatical ein. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin bereitet er sich auf die Geburt ihres ersten Kindes vor. Als ein Journalist ermordet wird ist das Interesse von Lukas geweckt.


    Meine Meinung:

    Die Ermittlungen im Journalistenmilieu haben mich von Anfang an mitgenommen. Jederzeit ist das Hamburger Flair spürbar. Neben der sympathischen Hauptfigur Lukas Hammerstein spielt die allzeit gendernde Kriminalreporterin Kara eine wesentliche Rolle als Informationsbeschafferin. Seine drei Freunde aus dem Weinclub sind ein Immobilienmakler, der Hamburger Bürgermeister und ein reicher Clubbesitzer mit besten Kontakten unterstützen Lukas nach Kräften. Udo Lindenberg gibt ein kurzes Gastspiel und auch die Problemlöserin lträgt mit ihren Gedanken und Taten zur Geschichte bei. Dackeldame Finchen ist ein wiederkehrender Träger humoristischer Einlagen. Der Schreibstil ist entspannt und mit Humor durchsetzt. Das Tempo ist meist gemächlich und trotzdem ist es jederzeit spannend. Der Leser kennt die Täterin von Anfang an und weiß um ihren Auftrag, während die handelnden Figuren auf der Suche nach Motiv, Täter und Auftraggeber sind. Der Zwiespalt zwischen Sabbatical und journalistischem Interesse hat etwas Faszinierendes und all die Verrenkungen von Lukas, um Zeit für die Ermittlungen zu schinden, erzeugen einen Suchtfaktor. Man spürt die ruhige sachliche Hamburger Art, die das Handeln der Menschen bestimmt. Auch der Wandel der Medienbranche wird thematisiert und spielt seine Rolle. Die Polizei spielt eher eine Nebenrolle, während das Hoch auf die aufrichtigen Journalisten seinen Lauf nimmt. Die Figuren waren liebevoll mit Ecken und wenigen Kanten gezeichnet und überraschten mit einigen Taten. Sogar die Täterin hatte ihre sympathischen Momente.

    Die Geschichte wirkt stimmig und bis zum Ende hatte ich keine Ahnung, wer denn Täter und Auftraggeber sind. Das Finale auf einer großen Feier ist ein würdiger Abschluss dieses großartigen Buches. Dieser Titel hat mich bestens unterhalten und Lust auf mehr gemacht.


    Fazit:

    Ein wunderbares Buch, das mich in fast jeder Hinsicht begeistert hat. Folglich bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und fiebere der Fortsetzung entgegen. Selbstverständlich spreche ich eine Leseempfehlung aus, denn das Buch ist ein Knaller.


    ASIN/ISBN: 3455016308

    Hart, dunkel und spannend


    Buchmeinung zu Leo Born – Eisige Stille


    Eisige Stille ist ein Kriminalroman von Leo Born, der 2023 bei beThrilled erschienen ist.


    Zum Autor:

    Leo Born ist das Pseudonym eines deutschen Krimi- und Thriller-Autors, der bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht hat. Der Autor lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main. Dort ermittelt auch – auf recht unkonventionelle Weise - seine Kommissarin Mara Billinsky.

    Zum Inhalt:

    Eine Hitzewelle hängt bleiern über Frankfurt und Jan Rosen stößt im Internet auf unfassbar grausame Gewaltvideos. Kommissarin Mara Billinsky ist alarmiert und dann taucht auch ihr schwedischer Kollege Jan Nordin wieder auf, der ihr Gefühlsleben durcheinander bringt.


    Meine Meinung:

    Auch dieses Buch überzeugt durch hohes Tempo und atemberaubende Spannung. Mara Billinsky ist eine Kommissarin, die aus dem gewohnten Rahmen fällt. Sowohl ihr Aussehen, ihr Auftreten und ihr Verhalten sind ungewöhnlich und ecken oft an. Aber im Laufe der Zeit hat ihre Hartnäckigkeit, ihr kriminalistisches Gespür und natürlich ihre Erfolgsquote ihren Chef überzeugt. Trotz ihrer rauen Schale spürt man oft ihre Einfühlsamkeit und den Respekt vor anderen Menschen. Besonders das Zusammenspiel mit dem ruhigen und scheu wirkenden Kollegen Jan Rosen ist beeindruckend. So unterschiedlich die beiden auch sein mögen, ihr gegenseitiger Respekt und ihr uneingeschränktes Vertrauen sind trotz zwischenzeitlicher Probleme ungebrochen. Ein anderes Kaliber ist ihr schwedischer Kollege Nordin, der seine Fälle oft ohne Rücksicht auf andere lösen will. Hat die Krähe eine toxische Beziehung zu ihm?

    Auch in diesem Fall muss die sympathische Ermittlerin leiden und einige Rückschläge hinnehmen. Ein gefährdeter junger Mann liegt ihr besonders am Herzen, weil er sie an ihre Jugend erinnert. Mara tut alles, um ihn vor dem endgültigen Abrutschen zu bewahren. Sie geht wie schon so oft hohes Risiko und gerät in akute Lebensgefahr. Kann sie sich retten?

    Auch ihre regulären Fälle fordern sie stark und die Zusammenarbeit mit einigen Kollegen erweist sich als schwierig. Am Ende sind die meisten Fälle nachvollziehbar gelöst, aber die Opfer hinterlassen ihre Spuren bei der Krähe.

    Die Geschichte wird in vielen kurzen Kapiteln erzählt. Meist folgt der Leser den Gedanken der Krähe, aber andere Perspektiven bieten andere Sichtweisen. Mara Billinsky, Jan Rosen und teilweise auch Erik Nordin sind komplex gezeichnete Figuren mit vielen Grautönen, während die meisten anderen Figuren eher skizziert werden. Eine Besonderheit bietet der charismatische Verbrecher Prince mit seiner Lebensgeschichte als ehemaliger Kindersoldat, die in mehreren Häppchen angeboten wird.

    Einige Entwicklungen haben mir nicht so gut gefallen und auch die Gewaltbeschreibungen gehen über die Vorgänger hinaus, aber insgesamt habe ich einen überaus spannenden Thriller gelesen, der mich sehr gut unterhalten hat und sogar zum Nachdenken gebracht hat.


    Fazit:

    Ein dunkler und harter Thriller mit verschachtelter Handlung, viel Spannung und hohem Tempo, der auch mit der Hauptfigur Mara Billinsky punktet. Mich hat der Titel gefesselt und sehr gut unterhalten. Deshalb vergebe ich erneut fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0BZ4V2SDQ

    Unruhige Zeiten in Colonia


    Buchmeinung zu Axel Melzener und Julia Nika Neviandt – Schatten über Colonia


    Schatten über Colonia ist ein historischer Kriminalroman von Axel Melzener und Julia Nika Neviandt, der 2023 bei Fischer erschienen ist.


    Zum Autor:

    Axel Melzener und Julia Nika Neviandt wurden beide im Gebiet des Germanenstammes der Sugambrer geboren, dem heutigen Bergischen Land, und leben mittlerweile in Colonia. Sie arbeiten seit Jahren als Drehbuch-Duo zusammen; Axel verfasst zudem Sachbücher zu Filmthemen, und Julia ist als Schauspielerin tätig.

    Zum Inhalt:

    Köln im Jahr 87 nach Christus: Die Colonia ist eine weltoffene Stadt. Das friedliche Zusammenleben verschiedener Völker wird durch Überfälle auf Landvillen gestört.

    Der junge Anwalt Quintus Tibur in die Ereignisse verwickelt. Als Sohn einer Germanin und eines römischen Soldaten steht er zwischen den Welten. Auch die junge Römerin Lucretia sucht nach ihrem Weg und will Aufklärung. Noch ahnt keiner von beiden, dass ihre Stadt sie gemeinsam brauchen wird.

    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich von Anfang an gefangen genommen. Die beiden jungen Hauptfiguren haben, wie man heute wohl sagen würde, einen Migrationshintergrund, sind aber vollberechtigte römische Bürger. Lucretia, Tochter eines Händlers, geniest viele Freiheiten und verfügt über eine sehr gute Ausbildung. Sie hat vielfältige Interessen, nur an eine Heirat denkt sie noch nicht. Quintus Tibur ist ein junger aufstrebender Anwalt mit einer germanischen Mutter, der mit einer Schauspielerin verheiratet ist. Eher zufällig werden sie in eine Überfallserie durch freie Germanen verwickelt. Sie ermitteln und entdecken Ungereimtheiten und geraten in Lebensgefahr.

    Lucretia und Quintus Tibur waren mir sofort sympathisch. Der Anwalt agiert eher bedacht während Lucretia eher ungestüm vorgeht. Oft handeln sie unabhängig voneinander, aber dann führen die Ermittlungen sie zusammen. Ihr abenteuerliche Reise in das Dorf der Mutter des Anwalts offenbart die kulturellen und politischen Unterschiede zwischen Römern und Germanen. Es zeigt aber auch die Integrationskraft der römischen Kultur. In vielen Details erkennt man die gründliche und umfassende Recherche der beiden Autoren. Der Schreibstil wirkt auch durch die Wortwahl frisch und lebendig und passt zu den Figuren. Viele historische Details sind in die Erzählung eingebunden ohne den Handlungsfluss zu stören. Quintus Tibur und Lucretia erweisen sich als ideenreiche Ermittler, die auch das Risiko nicht scheuen. Die Spannung steigt nach moderatem Beginn unablässig und findet ihren Höhepunkt in den dramatischen Ereignissen im Palast des Statthalters. Fast alle Figuren sind tief mit etlichen Grautönen gestaltet und bieten reichlich Raum für Überraschungen.

    Die Erzählung ist mit Humor durchsetzt und verzichtet weitgehend auf Grausamkeiten. Viele Perspektivwechsel geben Einblick in die unterschiedlichen Denkweisen. Meist folgt der Leser den Gedanken der beiden Hauptfiguren, die sich als hartnäckig und zäh erweisen. Ich habe mit den beiden Hauptfiguren mitgefiebert. Die Auflösung und die Motive der Handelnden waren nachvollziehbar und glaubhaft. Mich hat dieser Titel begeistert und Lust auf mehr gemacht.


    Fazit:

    Ein im Erzählstil eher ungewöhnlicher Roman, der mich mit Handlung und Figurenzeichnung begeistert hat. Gerne vergebe ich hier die Höchstwertung von fünf Sternen und 100 Punkten und freue mich auf eine Fortsetzung. Selbstverständlich spreche ich eine Leseempfehlung für dieses Meisterwerk aus.


    ASIN/ISBN: B0C26PGP2T