Beiträge von buchregal123

    Maria hat sich in Josef Xantnerverliebt, den Sohn Leopolds. Doch ob die Eltern Xantner und GroßvaterLachermeyer eine Heirat zwischen den beiden aufgrund der gemeinsamenGeschichte der Familien gestattet, sei einmal dahin gestellt.

    Der Josef wird wohl verplant sein, wie alle bei der Geburt, fragt sich nur mit wem. Die Marie ist es sicherlich nicht.

    Töchter als zuverheiratender Ballast, nur Söhne zählen.

    Für Töchter musste man ja auch noch eine Mitgift leisten.

    Theres ist für mich ein richtiger Freigeist und sie wäre vermutlich auch als verheiratete Frau in der Dorfgemeinschaft nicht wirklich glücklich geworden. Daher verstehe ich auch in gewisser Weise ihr Bestreben, ihr eigenes Kind vor den Zwängen der Dorfgemeinschaft zu bewahren.

    Ja, sie wäre wohl immer angeeckt und von den anderen schief angesehen worden. So kann man nicht wirklich glücklich werden.

    Und es ist vor allem der Schreibstil, der mich sehr begeistert und mich dazu bringt, immer weiter zu lesen.

    Stimme ich voll zu

    Ja, aber dann hätte es ja nie Frauen gegeben, die studieren wollten (die gab es ja vorher auch nicht) und nie Frauen, die wählen wollten (gab es auch nicht) und Sufragetten usw. Und heutzutage ist das mit der Frauensolidarität oft auch nicht weit her.

    Ja, es waren aber immer wenige, die zuerst für etwas gekämpft haben. Die große Mehrheit war dann meist gegen diese wenigen. Erst später hat man diese Veränderungen wohlwollend aufgenommen und dankend genutzt.

    Ziemlich verlogen finde ich ja die Dorfgemeinschaft, die einerseits der Theres ihre Heilkräfte benötigt aber sie andererseits ausschließt und verachtet.

    So ist das halt: Wenn's ums eigene Befinden geht, drückt man schnell mal ein Auge zu.

    Die Theres müsste aus eigener Erfahrung am Besten wissen, dass man junge Menschen nicht ins eigene Leben zwingen kann.

    Das weiß die Theres bestimmt auch, aber solange Marie nicht aufbegehrt, läuft diese WG ja gut.

    Anne Sullivan ist 21 Jahre jung, als sie Boston verlässt und in den Süden der USA geht, um das taubblinde Mädchen Helen Keller zu unterrichten. Helen findet keinen Zugang zur Welt, kann sich nicht verständlich machen und hat daher ständig in Wutanfälle. Die Eltern wissen damit nicht umzugehen. Anne jedoch versteht, was in dem Mädchen vorgeht, denn auch sie war oft wütend, weil sie blind und damit sehr eingeschränkt war. Anne setzt sich bei Helen durch und stellt bald fest, dass die Kleine sehr intelligent ist. Sie lernt außergewöhnlich schnell und ihre Wissbegier ist grenzenlos. Anne wird zu ihrer Lehrerin und Begleiterin, der Helen vertraut. So ist es ihr später möglich zu studieren und sich als Schriftstellerin einen Namen zu machen.


    Als sehender und hörender Mensch kann man sich gar nicht in die Situation von Helen und Anne hineinversetzen. Der Autorin Eva Grübl, die an einem Zentrum für hörbeeinträchtigte Kinder unterrichtet, ist es wunderbar gelungen, dem Leser deren Gefühlswelt nahe zu bringen.


    Helen hatte Eltern, welche die Möglichkeit hatten, ihrer Tochter eine Lehrerin zu engagieren, die Helen fördern konnte. Diese Möglichkeit hatte Anne selbst nicht. Sie wächst in einem ärmlichen Elternhaus auf und erhält nicht die notwendige Behandlung, so dass sie erblindet. Nachdem die Mutter gestorben ist, kommen sie und ihr Bruder ins Armenhaus. Dort muss sie arbeiten und wird ansonsten unter den furchtbaren Bedingungen dort sich selbst überlassen. Aber Anne will lernen und ihrer eigenen Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass sie Unterstützung erhält. Sie muss eine Reihe von Operationen über sich ergehen lassen, so dass sie später mit Einschränkungen sehen und zur Schule gehen kann. So ist es ihr möglich, Helen zu unterrichten.


    Helen ist intelligent und wissbegierig und lernt daher schnell. Immer wieder wird vorgeführt, was sie alles erreicht hat. Dabei ist sie aber auch mitfühlend und nimmt Menschen für sich ein. Nur bei Anne nimmt sie wenig Rücksicht und fordert. Anne lässt sich darauf ein und überfordert sich selbst häufig.


    Der Name Helen Keller ist vielen Menschen geläufig. Von ihrer Lehrerin Anne Sullivan, die die Erfolge letztendlich erst ermöglicht hat, hat wohl kaum jemand gehört. Ihr gebührt aber genauso viel Aufmerksamkeit. Beide Frauen zeigen uns, was alle erreicht werden kann, wenn man sich mit Ehrgeiz und Willen für eine Sache stark macht und sich auch durch Schwierigkeiten nicht entmutigen lässt.


    Dies ist ein intensiver und beeindruckender Roman, den ich nur empfehlen kann.

    Es leben mehrere Generationen auf dem Lachermeyer Hof. Gottesfürchtig ist man und alle müssen hart arbeiten. Für die kleine Theres‘ ist es auch kein leichtes Leben. Ich finde es traurig, dass es für das Mädchen so selten Grund zur Freude gibt. Da hat sie gerade die kleinen Kätzchen gefunden und schon werden sie vom Großvater getötet. Angeblich bringen sie Unglück.


    Später soll die Theres‘ ihren besten Freund heiraten, weil gleich bei der Geburt so versprochen war. Sie mag den Leopold, aber es widerstrebt ihr, dieser Absprache nachzukommen. Mit der Annelies als Schwiegermutter sind es ja auch keine erfreulichen Zukunftsaussichten.


    Die Theres‘ hat dann nicht geheiratet und lebt nun mit ihrer Tochter Maria auf dem Berg. Theres‘ meidet den Kontakt zu den Dörflern und die sind auch froh, wenn sie nichts mir ihr zu tun haben. Doch ab und an braucht man die Theres‘ dann doch.


    Ich bin gespannt, wie lange es Maria in der Abgeschiedenheit noch aushält. Mutter und Tochter sind wohl ziemlich verschieden.

    Spannend finde ich, als sie durch ihreheimliche Zeitungslektüre Zugang zum „echten Leben“ gewinnt, vordem Frauen ja so gerne beschützt wurden und so auch von der Anhörungzu den Zuständen im Armenhaus erfährt.

    Interesse an Zeitungsartikeln hatte sie ja auch früher schon, als ihr vorgelesen wurde.

    Helen marschiert unaufhaltsam voran: so will sie dieLautsprache erlernen – weil sie von Ragnhild Kaata hört, der diesgelungen ist - und startet sogar eine (erfolgreiche) Spendenaktionfür Tommy Stringer, den taubblinden Jungen aus dem Armenhaus.

    Helen ist mitfühlend und nimmt durch ihre Art Menschen für sich ein. Auf der anderen Seite ist sie Anne gegenüber doch recht rücksichtslos. Sie will lernen und ignoriert dabei, wie es Anne geht.

    Helen bleibt wissbegierig und fordert Anne damit.


    Es ist mir unverständlich, dass Anagnos so unerbittlich bleibt. Helen hat eine Geschichte verwendet, die sie vor Jahren einmal gehört hat. Es war ja kein bewusstes Plagiat. Diese Prüfung war hart und Anagnos‘ Abweisung sogar noch mehr. Helen ist verletzt, aber sie lässt sich schnell wieder motivieren.


    Bell ist ein Unterstützer, der auch weiterhin hilft. So kann Helen studieren. Wieder geht es auf Annes Gesundheit. Doch auch dann ist Anne noch für Helen da. Erst als John Marcy auftaucht, kommt es zum Konflikt. Anne hat erkannt, was sie alles geopfert hat und dass Helen nur so weit ist durch Anne ständige Präsenz. Der Brief klingt zwar verbittert, aber ich kann Annes Gefühle da sehr gut nachvollziehen.


    Es ist schon bitter, wie es dann für sie alle weitergeht. Die Beziehung von Anne zerbricht und die Geldnöte sind ständig spürbar.

    Ich kann Annes Sorge, Helen könnte wie einZirkuspferd vorgeführt werden, durchaus nachvollziehen. Aber auchden Stolz der Eltern, wie weit ihr Kind in so kurzer Zeit gekommenist.

    Ich kann den Stolz der Eltern nachvollziehen, aber ich würde mein Kind auch nicht so vorführen lassen wollen.

    Sie überfordert sich ständig durch Helensunermüdlichen Wissensdurst und bekommt als Quittung erneuteAugenprobleme, die weitere Behandlung und Operationen erfordern. Ich denke, hier wird Anne zeitlebens gut auf sich aufpassen müssen.

    Aber Anne wird nicht auf sich achten, wenn Helen sie fordert. Anne wird immer zurückstecken.

    Es ist wirklich beeindruckend, wie Helen sich entwickelt. Anne gibt ihr Bestes, aber die Schule bietet natürlich viel mehr Möglichkeiten. Ich kann aber auch die Gefühle der Mutter nachvollziehen.


    Anne selbst findet aber auch immer wieder Menschen, die sie unterstützen. Dank weiterer Operationen kann sie nun sehen, auch wenn es anstrengend ist und ihr immer wieder auch die Grenzen (Schmerzen, tränende Augen) aufgezeigt werden, wenn sie zu viel arbeitet. In Mrs. Hopkins hat sie dann auch eine Freundin, die dafür sorgt, dass Anne einen Schulabschluss machen kann.


    Für Helen verausgabt sich Anne immer wieder und nimmt wenig Rücksicht auf ihr eigenes Befinden. Helen ist aber auch sehr fordernd.

    Ich muss ja gestehen vorher noch nie von Helen Keller gehört zu haben.

    Ich auch nicht.

    Immer wieder blitzthier auf, dass auch sie aus Wut und Frust ihr Temperament nichtzügeln kann – Züge, die sie später in weit schlimmerem Ausmaßbei Helen wiederfindet.

    Die beiden haben vieles gemeinsam. Anne kann Helen daher auch so gut verstehen.

    Schlimm fand ich, wie sehr derRassismus im Süden immer noch vorherrscht – zwar wurde auf dem Papier dieSklaverei abgeschafft, geändert hat sich dadurch aber leider nochnicht viel, so verurteilen die Kellers z.B. zuerst, dass Percy mitHelen und Anne am Tisch isst. Da liegt noch ein sehr weiter Weg vorihnen.

    Ja, der Weg ist weit und in vielen Köpfen noch immer nicht zu Ende. Aber es ist auch verständlich, dass so ein Denken mit der Abschaffung nicht gleich verschwunden ist. Doch die Kellers scheinen auch nie darüber nachzudenken, dass sie sich falsch verhalten.

    Ich bewundere Anne für ihre Geduld. Das hätte ich nicht alles so hinnehmen können. Aber Helen ist wirklich ein cleveres Mädchen, die unheimlich schnell lernt und schon bald sogar Abstraktes einordnen kann.


    Wie viel leichter Helen es hat, als Anne es je hatte. Sie wurde hin und her geschoben, nicht für voll genommen und gehänselt. Als sie von den Nonnen freundlich behandelt wird, lässt sie sogar Operationen über sich ergehen, obwohl sie nicht wirklich Hoffnung hat, dass es ihr helfen könnte. Anne weiß aber auch, was sie will. Sie will zur Schule gehen und lernen und tut alles, was ihr möglich ist, um das zu erreichen. Sie ist eine starke Person.


    Aber wird sie es auch schaffen, Helen nach Boston zu bringen? Die Mutter wird Helen wohl nicht so leicht ziehen lassen, verspürte sie doch schon Eifersucht.

    Es muss auch Menschen geben, die "nur" sehr empathisch und geschult sind, um zu erkennen, dass das Verhalten der Kinder auf ihre Behinderung zurückzuführen ist.

    Das sehen wir aus unserer heutige Sicht und Kenntnis so. Aber damals wusste man noch nicht so viel und hat sich wenig um die Behinderten gekümmert. Wie bereits erwähnt gibt es heute viele Möglichkeiten, die es damals noch nicht gab.

    Durch ihre eigene Erfahrung kann sie sich in Helen hineinversetzen. Ich denke eine "normale" Lehrerin hätte das nicht lange ausgehalten.

    Dass es natürlich nicht förderlich ist, Helen nach Wutausbrüchen mit Süßigkeiten zu belohnen ist eigentlich klar.

    Helen tut mir auch leid, aber ihr alles durchgehen zu lassen ist doch keine Lösung. Die Erziehung wurde in den Kreisen an Bedienstete abgegeben, die damit überfordert waren. Mit Liebe und Geduld hätte die Mutter ihr wenigstens beibringen können, wie man von einem Teller evtl. mit einem Löffel isst. Ich habe fast das Gefühl, als wenn sie das nicht als ihre Aufgabe angesehen hat. Es gab nur Ruhigstellen durch Belohnung.


    Anne weiß, wie Helen sich fühlt, kennt sie diese Wut doch aus eigener Erfahrung. Aber sie weiß auch, dass sie das nicht weiterbringt. Ihre Geduld ist bewundernswert.