Beiträge von engi

    Bin sehr gut mit diesem ersten Abschnitt in das Buch gestartet und habe gerade festgestellt, dass „Echo der Moore“ für mich nach „Stromlinien“ von Rebekka Frank und „Eine ganze Welt“ von Goldi Goldbloom schon das dritte Buch diesen Monat ist, in dem Zwillinge eine tragende Rolle spielen. Die kommen wohl immer irgendwie in Rudeln an … ;)

    Nichtsdestotrotz, ich habe mich gefreut, die drei Protagonistinnen Theresa, Chrissie und deren Mutter Helen kennenlernen zu dürfen. Durch die Darstellung der drei auf verschiedenen Zeitebenen habe ich bereits einen Eindruck bekommen, woher die Spannungen und der tiefe Riss kommen mögen. Da haben wir zum einen die Mutter, die mit ihrem ständig auf Montage abwesenden Mann, den vierjährigen Zwillingen und einem kranken Baby vollkommen überlastet ist und mehr als an ihre Grenzen stößt. Dass das natürlich für die beiden kleinen Mädchen nicht nachvollziehbar ist, ist auch normal. Sie versuchen sich ihrerseits Gehör zu verschaffen, in dem, sie, die eine mehr, die andere weniger, toben und lärmen, womit bei Mama natürlich der nächste Zusammenbruch vorprogrammiert ist. Krass fand ich an dieser Stelle, wie die Ärzte Helen mit dem Baby im Stich lassen und sie immer so darstellen, als ob sie einfach nur überfordert wäre!

    Dann lerne ich Theresa kennen, inzwischen erwachsen, die beruflich an den Ort ihrer Kindheit zurück katapultiert wird und mehr oder weniger ungewollt ihre Neffen Korbi kennenlernt, der nicht lockerlässt, obwohl seine Mutter ihm den Umgang mit „Tante Resi“ verboten hat. Bin gespannt, wie das Zusammentreffen mit ihrer Zwillingsschwester ausfallen wird!

    Die eigentlichen Antworten liegen weit in der Vergangenheit ...

    Es kann keine einfache Kindheit gewesen sein, die die Zwillingsschwestern Enna und Jale bei ihrer Oma erlebt haben. Ihrer Oma, die kaum mehr als ein paar Worte am Stück redet und durch die Haft ihrer geliebten Tochter Alea für immer negativ geprägt sein wird. Doch die beiden Mädchen sind Kämpferinnen und erobern sich ihren eigenen Alltag geprägt vor allem durch ihre nicht enden wollenden Fahrten mit der „Sturmhöhe“, dem kleinen Boot, das schon ihrer Mutter erst Heimat und später ihr Untergang sein sollte. Enna und Jale sind ihre eigenen besten Freundinnen, kleben aneinander wie Pech und Schwefel, bis der Wunsch nach ein bisschen Eigenständigkeit ihre traute Zweisamkeit zu bedrohen scheint. Doch nun soll ja alles anders und besser werden. Ihre Mutter, von der sie bis heute nicht wissen, warum sie im Gefängnis sitzt, soll entlassen und alles soll gut werden. Doch dann verschwindet die Mutter und schließlich auch noch Jale, und Emma hat nur noch eine Mission: sie muss die Beiden finden.

    In vielen stetig wechselnden Perspektiven nimmt uns die Autorin Rebekka Frank mit auf eine Reise in die Vergangenheit und Gegenwart und versucht mit uns als Lesern gemeinsam Licht ins Dunkel früherer Zeiten zu bringen. Die Geschichte beginnt schließlich mit einer Verhaftung vor hundert Jahren und einer anschließenden tragischen Ozeanfahrt, die die Weichen für die Zukunft stellt. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, um allen zukünftigen Lesern die Spannung nicht zu nehmen aber so viel sei gesagt, lasst euch ein auf den Roman „Stromlinien“, ihr werdet es nicht bereuen. „Little by little“ finden die einzelnen Puzzlestückchen einen Platz im großen Ganzen und das weite Ausholen macht auf einmal den perfekten Sinn. An manchen Stellen hätte ich die Geschichte vielleicht ein wenig gerafft, aber das schmälerte für mich den Lesefluss nur geringfügig. Alles in allem ist „Stromlinien“ ein perfekt durchdachter Roman, der mit seinen bildhaften Beschreibungen den Leser das Plätschern der Elbe beim Lesen fast hören und den Wellengang fast spüren lässt. Ich vergebe von 4,5 auf 5 aufgerundete Sterne verbunden mit einer von Herzen kommenden Leseempfehlung. Wer hier noch Zweifel hat sollte seine Finger einfach mal über das wunderbare Cover gleiten lassen und sich einfangen lassen von der Leselust, die hierbei unweigerlich entstehen wird!

    Gönnen Sie sich etwas Besonderes ...

    Ich kaufe selten Bücher, meistens laufen sie mir auf die eine oder andere Weise über den Weg. Doch als ich sah, dass Joel Dicker mit „Ein ungezähmtes Tier“ einen neuen Kriminalroman rausgebracht hatte, musste ich ihn haben … sofort!


    Es geht ganz im Groben um zwei Ehepaare, die sehr unterschiedlich sind und zwischen denen dennoch eine Art Freundschaft entsteht. Da haben wir zum einen das Traumpaar schlechthin, Sophie und Arpad Braun, die mit dem großen Haus, den schnittigen Autos und den erfolgreichen Karrieren das Glück gepachtet zu haben scheinen. Neu zugezogen in der Nachbarschaft sind der Polizist Greg mit seiner Frau Karine, die als Verkäuferin in einer Boutique arbeitet. Sie wohnen zwar im gleichen Nobelvorort, letztere leben aber „nur“ in einem kleinen Reihenhäuschen. Während bei Greg und Karine ein leichter Neid an der Tagesordnung ist, gehen Sophie und Arpad ganz natürlich mit den beiden um und so fühlen sich alle schnell wie zu Hause in dem Quartett. Bald jedoch wird klar, dass drei von vieren mehr als ein Geheimnis hegen und so gerät die Viererkonstellation langsam, aber sicher ins Schwanken und das Vertrauen droht zu zerbröseln. Währenddessen laufen im Hintergrund in Einschüben immer wieder Informationen zu dem bevorstehenden geplanten Raubüberfall … wer jedoch mit wem, warum und wann bleibt im Dunkeln.


    In bekannter Dicker Manier baut der Autor auch diesmal einen Spannungsbogen auf, der kaum zu überbieten ist. Immer wieder dachte ich, dass ich jetzt auf der richtigen Fährte wäre, nur um im nächsten Kapitel zu erfahren, dass ich doch auf dem Holzweg war. Wer Dicker mag, wird auch diesen Roman lieben. Intelligent, spannend und unvorhersehbar bekommt er von mir mit fünf Sternen die absolute Bestnote. Hoffentlich bekommt das Buch viele Leser/Hörer und vor allem viele neue Fans für diesen wunderbaren Autor!


    ASIN/ISBN: 3869526173

    Außerdem habe ich einen weiteren Band in der Reihe um Kate Burkholder von Linda Castillo gelesen: Zorniges Herz. Up to date bin ich damit leider nicht, zumindest auf Englisch gibt es den nächsten Band schon.

    Oh, hier möchte ich auch schon so lange weiterlesen oder -hören ... ich finde die Reihe nämlich echt klasse!

    Sagt mal, sind schon Bücher angekommen? Ich habe so den Eindruck, die POst lag im Karnevalsschlaf, denn ich warte auch auf diverse Sendungen, die nicht ankommen. Falls sich bei euch bis zum Wochenende nichts tut, muss ich beim Verlag nachfragen. Aber drücken wir mal die Daumen, dass wir trotzdem pünktlich starten können.

    Schau mal weiter oben ... da sind schon Bücher angekommen :)

    Mehr als nur ein hübsches Gesicht ...

    Hedwig Eva Maria Kiesler, die sich später Hedy Lamarr nennen wird, wird im Jahr 1914 in Wien in eine gutbürgerliche Familie geboren. Schon früh steht sie auf den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten, und wird in ihrer ersten großen Rolle als Kaiserin Elisabeth auf der Bühne gefeiert. Ein besonders eifriger Fan scheint ihr hoffnungslos verfallen und überschüttet sie mit Rosen und „standing ovations“. Wir sprechen hier von dem reichsten Mann Österreichs, Fritz Mandl, der bald darauf ihr Ehemann werden wird. Alarmglocken hätten schrillen müssen, denn Mandl ist ein gewissenloser Waffenfabrikant, dem ein Krieg sehr zu pass kommen würde. So hält er dann auch bald Hof für die Größen der Nazis und sonstigen Großkopferten und lässt sich verehren und bewundern. Gerne schmückt er sich dabei mit der schönen Frau an seiner Seite, die er ansonsten jedoch bald wie in einem goldenen Käfig hält. Dass ihm hin und wieder „die Hand ausrutscht“ hat sie klaglos hinzunehmen. Doch Hedy ist nicht nur hübsch, sondern auch klug und saugt die Gespräche der hohen Herren mit all ihren technischen Komponenten in sich auf. Als Eifersucht, Gewalt und Herrschsucht ihres Mannes jedoch immer schlimmer werden, sieht sie nur noch einen Weg für sich: die Flucht nach Amerika. Dort erhält sie einen neuen Namen – Hedy Lamarr – und steht auch hier wieder erfolgreich vor der Kamera. Doch sie will nicht nur ihr schönes Gesicht, sondern auch ihr Gehirn gebrauchen und so fängt sie an, mit dem Komponisten George Antheil eine Frequenzverschlüsselung für Torpedos zu entwickeln …

    Spannend verpackt präsentiert uns die Autorin Marie Benedict die Geschichte dieser ungewöhnlichen Frau, die nicht nur mit ihren äußeren, sondern vor allem auch mit ihren inneren Werten punkten konnte. Leider blieb ihr zu Lebzeiten die Anerkennung ihrer Erfindung verwehrt, doch Marie Benedict gibt ihr mit ihrem Buch „Die einzige Frau im Raum“ posthum eine Bühne. Dafür vergebe ich sehr gerne vier funkelnde Sterne und spreche eine Lese- bzw. Hörempfehlung aus an alle, die wie ich immer wieder begeistert sind von starken Frauen.

    Sagt mal, sind schon Bücher angekommen? Ich habe so den Eindruck, die POst lag im Karnevalsschlaf, denn ich warte auch auf diverse Sendungen, die nicht ankommen. Falls sich bei euch bis zum Wochenende nichts tut, muss ich beim Verlag nachfragen. Aber drücken wir mal die Daumen, dass wir trotzdem pünktlich starten können.

    Schau mal weiter oben ... da sind schon Bücher angekommen :)

    Wenn man sich im Streit voneinander verabschiedet und der Partner nicht mehr nach Hause kommt, weil er unterwegs einen tödlichen Autounfall hat, ist man am Boden zerstört und zerfressen von Schuldgefühlen. Genau so ergeht es Christine Reutter, die auf diese Weise ihren Verlobten Mike Hartmann verliert. Nachdem sie sich beinahe ein Jahr in ihr Schneckenhaus zum Trauern verkrochen hat, begegnet ihr durch Zufall Mikes ehemaliger Chef und sie beginnt auf einmal den Todesfall zu hinterfragen. Schnell muss sie feststellen, dass hier längst nicht alle Puzzlesteine zusammenpassen. Doch nicht jeder ist erfreut über ihren Eifer, der Sache auf den Grund zu gehen. Einen Tag später steht ihre Wohnung in Flammen und sie kommt nur mit Mühe mit dem Leben davon. Immer mehr Menschen von „damals“ kommen aus den Löchern und immer unwahrscheinlicher scheint es, dass Mikes Unfall selbstverschuldet war …

    So weit so gut. Der Fall an sich nimmt im Laufe des Buchs langsam, aber stetig an Fahrt auf und immer wieder wird man als Leser auf neue Fährten geschickt, die sich dann als Sackgasse erweisen. Damit kann ich leben. Womit ich beim Lesen jedoch erhebliche Schwierigkeiten hatte, war das kindische Verhalten der Protagonistin Christine, genannt „Chrissy“. Obwohl es sich hier um ein ernstzunehmendes Verbrechen handelt, beim dem ihr eigener Verlobter sein Leben verlor, tröstet sie sich locker, flockig an mehreren Stellen, hat ständig Ameisen in der Bauchgegend, kichert unkontrolliert, macht sich quiekend aus Umarmungen frei und trabt schließlich wie ein junges Fohlen davon. Ne, ne, ne … das ging so gar nicht und hat mich schließlich nur noch genervt.

    Schade, der Fall an sich hatte Potential, das Drumherum leider gar nicht. Auch einen „Frankenkrimi“ konnte ich in „Kainszeichen“ nicht wirklich entdecken außer, dass ein Teil der Handlung in Tennenlohe spielte und an einer Stelle wie wild mit dem Wort „Kerwa“ um sich geworfen wurde. Mit viel Wohlwollen reicht es mal eben noch für drei Sterne, eine Empfehlung kann ich leider nicht aussprechen.


    ASIN/ISBN: 3839211840

    Was Paris kann, können die Berliner schon lange ...

    Wir schreiben das Jahr 1913 und ich finde mich als Leserin im edlen Warenhaus Lichtenstein wieder, das von den Brüdern Ludwig und Jacob mit eben diesem Nachnamen, geführt wird. Während der jüngere der beiden Brüder, Ludwig, gerne alles so lassen würde, wie es ist, hat der ältere Bruder Jacob den Kopf voller neuer Ideen, um das Haus und seine Mode voranzutreiben. Unterstützt werden die Beiden unter anderem von dem Ladenmädchen Hedi und ihrer guten Freundin Thea, die im Haus als Näherin beschäftigt ist. Aufgrund der doch sehr unterschiedlichen Einstellung der Brüder, ist das gemeinsame Führen nicht immer einfach. Als schließlich ein Feuer ausbricht, das große Teile des Lichtensteins in Schutt und Asche legt, scheint ihr gemeinsames Schicksal, sowie das aller Angestellten, besiegelt …

    Zu Anfang tat ich mich etwas schwer in die Geschichte zu finden, da doch sehr viele verschiedene Charaktere vorgestellt werden. Die hieß es erstmal zuordnen! Doch bald schon fand ich mich mittendrin und genoss Berlin als DIE Stadt der Mode zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Doch auch hier, man ahnt es ja bereits, schlägt die oft grausame Geschichte, diesmal in Form des Ersten Weltkriegs, wieder zu. Sehr glaubhaft und authentisch verarbeitet die Autorin Marlene Averbeck die historischen Ereignisse und macht mit einem spannenden Ende mehr als Lust auf Band zwei und drei der Trilogie. Von mir erhält das „Modehaus der Träume“ sehr verdiente vier von fünf Sterne, natürlich verbunden mit einer Lese- bzw. Hörempfehlung.

    Was trieb Kaiser Hirohito an?

    Trude Teige … der Name ist für mich unweigerlich mit dem wunderbaren Roman „Als Großmutter im Regen tanzte“ verbunden. So war es dann für mich natürlich unumgänglich mir auch den Folgeband „Und Großvater atmete mit den Wellen“ zu Gemüte zu führen. Oh, und an’s Gemüt geht dieser, während ich Junis Großvater Konrad und dessen Bruder Sverre begleite, als sie auf einem Handelsschiff als Seeleute anheuern. Doch die als friedliche Fahrt geplante Reise nimmt leider einen tragischen Verlauf, als ihr Schiff im indischen Ozean angegriffen wird. Der Kapitän und einige Seeleute, unter ihnen Sverre, werden von den Japanern in ein Gefangenlager verschleppt, während der Rest der Mannschaft von ihnen erschossen wird. Wie durch ein Wunder kann sich Konrad mit einem mutigen Sprung ins Wasser retten, überlebt schwer verletzt und kommt an Land in ein Krankenhaus. Hier lernt er Sigrid, eine norwegische Krankenschwester, kennen, die sich um ihn kümmert. Doch die Japaner lassen nicht locker, bauen ihren Machtstatus aus und schicken die Beiden getrennt in Gefangenschaft. Mit dem Versprechen von Konrad und Sigrid, sich irgendwann wieder zu sehen, gelingt es ihnen trotz Gewalt, Krankheit und Hunger zu überleben. Doch gerade, als beide glauben, es nach der Kapitulation Japans geschafft zu haben, geschieht das Unglaubliche …

    Wir schon der Vorgängerband ist auch dieser Roman wieder sehr eindringlich und anschaulich geschrieben, so dass einem die Schicksale so Vieler besonders ans Herz gehen. Trude Teige greift hier ein Thema auf, das vielen, inklusive mir, wenig bekannt war. Man liest viel über den Zweiten Weltkrieg und wie er in Europa tobte, Asien bleibt dabei ein wenig außen vor. Ich bin mal wieder beeindruckt und sehr berührt von diesem Buch, das neben dem Gräuel auch immer wie Hoffnung aufkeimen und Liebe durchscheinen lässt. Natürlich vergebe ich mit fünf Sternen hier sehr gerne die Bestnote verbunden mit einer Empfehlung für alle die, die den Mut und die Zuversicht von Menschen in schier ausweglosen Situationen so bewundern wie ich.

    Krieg ist auch and der Heimatfront die Hölle ...

    Mit seinem Roman „Ginsterburg“ entführt der Autor Arno Frank mich in eben dieses fiktive Städtchen und macht mich mit seinen Bewohnern bekannt. Aufgeteilt in drei Zeitabschnitte, die in den Jahren 1935, 1940 und 1945 spielen, versucht Frank seine Leser auf den Zweiten Weltkrieg einzustimmen, der mit seinem Grauen auch vor Ginsterburg nicht halt macht. Im Jahr 1935 versuchen die Menschen noch zu begreifen, was da auf sie zurollt. Und während die einen versuchen zu ignorieren, kontemplieren die anderen schon, wie sie sich diese Situation zu Nutze machen können. Erstaunlich war in diesem Abschnitt mal wieder, wie leicht manche Menschen und besonders auch Jugendliche zu beeinflussen sind. Schon marschieren heranwachsende Jungen in der Hitlerjugend für die nationalsozialistische Ideologie, um sie auf den bevorstehenden Krieg vorzubereiten, Blockleiter bespitzeln und Kreisleiter geben Vergehen an die Gauleitung weiter. Doch noch gibt es auch Stimmen der Opposition, von Menschen, die nicht an ein 1000jähriges Reich glauben wollen und sich weigern zu marschieren. Mit dem nächsten Sprung finde ich mich im Jahr 1940 wieder. Der Krieg ist in vollem Gange und noch läuft es so gut für Deutschland, dass man sich für übermächtig und unsterblich hält. „Getreu sein ist alles“ ist das Motto, dann wird es schon funktionieren. Umso ernüchternder dann der letzte Zeitsprung, der mich ins Jahr 1945 und seine letzten Kriegstage führt. An den Endsieg glauben inzwischen nur noch die wenigsten doch dies laut auszusprechen, gilt immer noch als Wehrkraftzersetzung und wird bitter geahndet. Jetzt heißt es durchhalten und auch noch den letzten Mann in den Kampf zu schicken, doch dann folgt auch in Ginsterburg die Strafe auf dem Fuß und die könnte grausamer kaum sein …

    Schon wieder ein Kriegsroman, werden viele von euch denken und das nicht zu Unrecht, wird doch der Markt im Moment geradezu geflutet damit. Auch Arno Frank widmet sich diesem gerade heute wieder allzu präsenten Thema, doch er hat eine ganz besondere Herangehensweise. Fein ausgearbeitet sind seine Figuren und deren Handlungen, und reale Schicksale und Fiktion verschmelzen hier auf ganz wunderbare Weise. Während der Schreibstil gewiss nicht immer einfach ist, hatte ich mich schnell in diesen eingelesen und bewundere den Autor für seine Fähigkeit hier ganz ohne reißerische Akte auszukommen, sondern alle Themen subtil anzusprechen, den Leser so zum Nachdenken anzuregen, um direkt in die Gedanken der Charaktere reinzuschlüpfen. Während nicht jeder Leser meine Meinung teilt, möchte ich hier für diesen gelungenen Roman unbedingt die volle Punktzahl vergeben. Fünf Sterne verbunden mit einer vorbehaltlosen Leseempfehlung sind absolut verdient. Ich wünsche dem Autor mit diesem Roman noch viele Leser und spätere Fans. Mich konnte Arno Frank absolut abholen!

    Dann feiern wir wieder Silvester zusammen ...

    Wer ist Renate Müller? Dem Namen nach kann sie doch höchstens das nette Mädchen aus der Nachbarschaft sein, vielleicht die Schwester von „Lieschen“ Müller? Solche Gedanken mögen einige hegen, wenn sie den Namen zum ersten Mal hören. Und so ganz unrecht haben sie auch nicht. Renate Müller, geboren im Jahr 1906, wächst gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Gabriele und ihren wunderbaren Eltern in einem behüteten Elternhaus auf. Mit umwerfender Schönheit ist sie nach damaligen Standards nicht gesegnet aber ihr sonniges Gemüt, ihr Gerechtigkeitssinn und ihr Antrieb, stets für Schwächere einzustehen, machten dies mehr als wett. Die Eltern haben stets ein offenes Ohr aber auch ein offenes Haus für alle, so dass es immer recht lustig zu geht im Müller‘schen Haushalt. Vater Eugen wünscht sich für seine beiden Töchter eine solide Schulausbildung, gerne verbunden mit einem späteren Studium, um eine anständige berufliche Laufbahn einschlagen zu können. Doch Renate hat ihren eigenen Kopf, der voll von Sehnsucht nach Theater und Leinwand steckt. Entschlossen schmeißt sie die Schule und begibt sich nach Berlin. Mit ihrer etwas pummeligen Statur und dem blonden Lockenköpfchen entspricht sie eigentlich so gar nicht dem Bühnenvorbild der damaligen Zeit, aber schnell gewinnt sie dennoch die Herzen der Regisseure und schließlich auch dem Publikum. Der unerwartete Ruhm, das Geld und das schnelle Leben tun ihr nicht immer gut. Und als schließlich die Nationalsozialisten an die Macht kommen, wird nichts mehr so sein wie zuvor …

    Gleich zu Anfang betont die Autorin Charlotte Roth, dass es sich bei ihrem Buch um einen Roman und keineswegs eine Biografie handelt. Über diese Ehrlichkeit habe ich mich gefreut, denn niemand war dabei während Renate ihr leider viel zu kurzes Leben lebte und sie war nicht berühmt genug, um genug Recherchematerial hinterlassen zu haben. Dennoch bin ich mehr als froh, dass Charlotte Renate mit „Ich bin ja heut so glücklich“ ihr nochmal die ganz große Bühne ermöglicht hat. Charlotte schreibt so lebhaft und intensiv, dass ich die großen Silvesterfeiern im Haus der Müllers miterleben durfte, dass ich Renate singen hören durfte und vor allem, dass ich in eine Gefühlswelt eintauchen durfte, die mich sehr bewegt hat. Ich hatte am Schluss Tränen in den Augen und habe um Renate aber auch die Liebe ihres Lebens, ihren Georg, geweint. Verfilmt wurde ihr Leben 1960 in „Liebling der Götter“, aber auch hier konnte die Wahrheit nur erahnt werden. Wie dem auch sein, für den großartigen Roman der talentierten und sehr sympathischen Autorin Charlotte Roth vergebe ich sehr gerne funkelnde fünf Sterne verbunden mit einer uneingeschränkten Leseempfehlung. Schön, dass sich hiermit an Renate Müller erinnert wurde.