Beiträge von engi

    Nach links oder rechts schauen ist nicht erwünscht ...

    Das Heimweh und die Sehnsucht treiben Stella zurück nach Wien. Doch schon bald ist sie ernüchtert, denn obwohl der Krieg eigentlich beendet ist, ist das Gedankengut der Nazi-Vergangenheit noch in vielen Köpfen präsent. Aber sie möchte etwas verändern, den Menschen wieder Hoffnung und Raum geben, besonders den Kleinen. Sie erkämpft sich trotz ihrer jüdischen Abstammung einen Platz an der „Trümmerschule“, was bei Weitem nicht von Allen gutgeheißen wird. Als sie dann noch auf ihre „revolutionären“ Methoden besteht, die die Schüler und Schülerinnen ermutigen sollen, sich zu öffnen, anstatt alles runterzuschlucken, hat sie sich endgültig in die Position einer Widersacherin katapultiert. Kann sie es schaffen, sich zu hier zu behaupten?


    Basierend auf einer wahren Geschichte schafft es die wunderbare österreichische Autorin Beate Maly mal wieder mich mit ihrem ersten Teil der Reihe rund um die Trümmerschule zu faszinieren. Schnell merke ich beim Lesen, dass das Andersdenken und Andershandeln nicht nur während des Krieges nicht geduldet wurde, nein, es setzt sich auch noch lange danach noch fort. Bildhaft und anschaulich entführt mich Frau Maly nach Wien, eine meiner absoluten Lieblingsorte, und lässt mich teilhaben an einer beeindruckenden Geschichte, die nach Beendigung sofort Lust auf Teil zwei macht. Von mir gibt es mit fünf Sternen hierfür die Bestnote verbunden mit einer absoluten Leseempfehlung. Beate Maly gehört definitiv zu einer meine Lieblingsautorinnen!

    Wenn Geheimnisse zum Verhängnis werden ...

    Der Zweite Weltkrieg ist endlich vorbei, doch das Leid vieler Menschen geht unverändert weiter. Das erfahren Ann Miller und ihre Kameradinnen auf schmerzliche Weise. Die jungen Frauen sind Teil einer britischen Delegation, die im Hintergrund als Betreuer der wichtigen Männer dienen. Doch Ann trägt ein Geheimnis in sich. Sie ist mitnichten Britin sondern eine Deutsche, eine Hunnin, deren Eltern mit ihr gemeinsam in den 30er Jahren das Heimatland verließen. Während die Mächtigen dieser Welt über das Schicksal Deutschlands nach dem Krieg entscheiden, macht sie sich verzweifelt auf die Suche nach ihren damals in Deutschland verbliebenen Familienmitglieder. Ihr ist bewusst, welch einer Gefahr sie sich dabei aussetzt und wendet sich schließlich an den jungen amerikanischen Corporal Jackson. Was zunächst aus Verzweiflung geschah, wandelt sich bald in ein Meer der Gefühle. Aber Jackson kennt die Wahrheit nicht. Wird er damit zurecht kommen können?

    Die von mir sehr bewunderte Autorin Hanna Caspian hat mich auch diesmal wieder mit ihren Recherchearbeiten beeindruckt. Ihr bildhafter und wortgewaltiger Schreibstil bringt mir ein wichtiges Thema der deutschen Nachkriegsgeschichte näher und zeigt auf sehr eindringliche Weise auf, wie viel Kummer und Schmerz ein Krieg verursacht. Menschen werden zu Tieren, Soldaten handeln fast wie im Blutrausch, es ist einfach nur grausam.

    Man kann nur hoffen, dass viele aus dieser schrecklichen Geschichte gelernt haben und dass sich solch ein Ereignis nie wieder in und mit Deutschland wiederholen wird. Ich vergebe für "Schwestern des brennenden Himmels" sehr gerne vier solide Lesesterne und spreche gleichzeitig eine absolute Leseempfehlung aus.

    Ich ergänze mal um diese Info: Den vermeintlich neuen Roman hatte ich vor einer Weile auch entdeckt und dann verwundert festgestellt, es gibt bereits eine Handvoll Hörbuch-"Bewertungen" zur Hörbuch-Veröffentlichung von vor fünf Jahren. https://www.hannacaspian.de/sc…rn-des-brennenden-himmels

    ASIN/ISBN: B08BTG3756

    Ja, das war wohl so vor fünf Jahren, dass die Autorin das Hörbuch für audible geschrieben hatte. Umso mehr freute es mich, dass es das nun auch als Print gibt :)

    Ein Buch, das trotz der verheerenden Umstände Mut macht ...

    Zwillinge haben meist eine ganz besondere Beziehung zueinander, das ist bei dem Zwillingspaar Tristan und Anni nicht anders. Während des Zweiten Weltkriegs sind die Beiden getrennt. Anni lebt mit ihrem Baby in Dresden und hofft, dass ihr Mann Fritz noch am Leben ist, während ihr Bruder als Bomberpilot das Vaterland verteidigt. Beide sehnen ein baldiges Ende des Kriegs und ein Wiedersehen herbei, doch dann kommt alles anders. Dresden wird in einem Feuersturm zu großen Teilen dem Erdboden gleich gemacht und nur mit mehr Glück als Verstand kann Anni mit ihrem Baby und dem jüdischen Geiger Adam auf Umwegen nach Österreich zu ihren Schwiegereltern fliehen, die natürlich nicht begeistert sind von dieser Konstellation Menschen, die dort angespült werden.

    Auch Tristan muss ein Abenteuer der besonderen Art bestehen, denn er wird über dem Feindesland England abgeschossen. Dank einem irischen Militärarzt und der Krankenschwester Rosalie, überlebt er, eine Tatsache, die nicht bei Allen Begeisterungsstürme auslöst. Doch Rosalie glaubt an das Gute in Tristan und verliebt sich in ihn. Die Beiden haben es schwer auf Verständnis zu stoßen, bis sich ihrer ein altes Ehepaar annimmt. Hat Rosalies und Tristans zarte Liebe eine Chance?

    Die Autorin Sarah Höflich schafft es auf wunderbare Weise in ihren Lesern Gefühle für alle involvierten Parteien zu erwecken. Hier geht es nicht nur um schwarz oder weiß, gut oder böse. Man bringt beim Lesen ein gewisses Verständnis für beide Seiten auf, wenn natürlich meine Sympathien eindeutig bei Tristan, Rosalie, Anni und Adam lagen. Ich bewundere immer wieder den Mut, den die Menschen in dieser schrecklichen Zeit aufbrachten und den Überlebenswillen, der sie antrieb. Von mir gibt es mit fünf Sternen die volle Punktzahl und eine absolute Empfehlung für alle Leser, die – wie ich – gegen das Vergessen sind.

    Vielen Dank an Euch superschnelle und tolle Leser*innen!!!

    Es freut mich sehr, in diesem Forum zu lesen, dass Euch das Buch und besonders die beiden Liebesgeschichten berühren. Es gibt für eine Autorin nichts schöneres, als so ein direktes und auch liebevolles Lesefeedback zu erhalten! DANKE!

    Wir haben zu danken, dass du uns so viele schöne Lesestunden beschert hast 😍

    Dieses berührende Buch transportierte mich zurück ins Jahr 1962 und gab mir tiefe Einblicke in das Leben einer indigenen Familie aus Nova Scotia, die jeden Sommer mit der ganzen Familie nach Maine reisen, um dort ihren Lebensunterhalt auf den Blaubeerfeldern zu bestreiten. Eigentlich ist es wie jedes Jahr, doch diesmal zerstört ein schrecklicher Verlust die „Idylle“ der Familie. Die erst vierjährige Ruthie verschwindet spurlos, als ihr auch erst sechsjähriger Bruder sie kurz allein lässt. Jegliche Suchversuche verlaufen im Sand. Während die ganze Familie unter dieser Ungewissheit über ihren Verbleib durchgeschüttelt wird, leidet besonders Charles sein Leben lang unter diesem Trauma. Er gibt sich selbst die Schuld, fängt schon früh an zu trinken und ist nahezu unfähig eine eigene Beziehung zu führen.

    Zeitgleich erfährt man Hörer von einem kleinen Mädchen namens Norma, die in einer gut situierten Familie aufwächst. Während ihr Vater, ein Richter, sich ihr gegenüber eher distanziert verhält, ist ihr Mutter eine wahre Übermutter, die ihr kleines Mädchen nicht aus den Augen lässt. Norma liebt die Beide, fühlt sich aber dennoch nicht wirklich „zu Hause“. Träume und Erinnerungsfetzen aus der Vergangenheit treiben sie um, doch ihre Fragen werden von den Eltern nicht beantwortet, ja nahezu verdrängt. Schließlich nimmt sie die Schwester ihrer Mutter, sie ein wenig unter die Fittiche. Sie weiß natürlich genau, was damals passiert ist und wo die kleine Norma herkommt.

    Mit „Beeren pflücken“ hat die Autorin Amanda Peters ein Werk geschaffen, das mich schwer losließ. Norma und Joe mit ihren Familien begleiten zu dürfen, hat mich fast ein wenig demütig gemacht. Es ist ein melancholischer Roman, der seine Hörer mitnimmt in die Welt voller Ungewissheit, Schuldgefühle und einem Trauma, das sowohl Joe als auch Norma nie ein wirklich normales Leben leben ließ. Ich habe es genossen in eine für mich fremde Welt und kam mit dem männlichen Sprecher auch bestens zurecht. Lediglich für die kleine und später erwachsene Norma hätte ich mir eine frischere Stimme gewünscht. Dennoch vergebe ich sehr gerne vier solide Sterne verbunden einer von Herzen kommenden Lese- bzw. Hörempfehlung.

    Sicher unterwegs mit dem Sicherheitsniederrad ...

    Felicitas ist definitiv im falschen Jahrhundert geboren, denn sie wünscht sich nichts sehnlicher als ihre Freiheit. Ihr Vater, der reiche Berliner Fabrikant Egidius Louisburg, aber hat ganz anderes im Sinn mit ihr. Einen Grafen soll sie heiraten. Diese Verbindung gäbe ihm selbst dann die Gelegenheit, dem elitären Herrenclub Union beizutreten. Doch er hat nicht mit dem Kampfgeist seiner Tochter gerechnet, die sich längst in einen anderen verguckt und vor allem ihre Liebe zu Fahrrädern entdeckt hat. Alle Versuche väterlicherseits sie auszubremsen scheitern … Felicitas geht ihren Weg!

    Immer wieder bin ich als Frau geradezu erschüttert, wenn ich lese, wie eingeschränkt man als Frau im 19. und auch noch weit ins 20. Jahrhundert war. Umso mehr hat es mich beim Lesen gefreut, dass es schon immer solche Frauen gab, die sich nicht unterkriegen ließen. Gut, hier mag Felicitas geholfen haben, dass sie aus reichem Haus kommt und so doch wenigstens nicht um ihren Lebensunterhalt bangen muss. Dennoch gehörte damals viel dazu aufzubegehren!

    Mit ihrer Fabrikantentochter hat die wundervolle Autorin Hanna Caspian eine Figur geschaffen, die sehr sympathisch rüberkommt und mir somit die Lektüre zum Genuss machte. Ich habe zudem wieder viel Wissen aus dem Roman gezogen, das einige persönliche Lücken auffüllen konnte. Von mir gibt es für „Im Takt der Freiheit“ ganz solide vier von fünf Sternen verbunden mit einer Empfehlung an all diejenigen, die historische Romane genauso lieben wie ich.

    Ein Reise in die Vergangenheit, die es in sich hat ...

    Ich bin zwar in Hamburg geboren, doch die meistens Geschichten um diese wunderbare Stadt kenne ich von meinen Eltern, da wir wegzogen, als ich noch ein kleines Mädchen war. Dennoch werde ich mich dieser Stadt immer verbunden fühlen und freue mich deshalb doppelt, dass ich das Hamburg, wie es vor über hundert Jahren war, gemeinsam mit der großartigen Autorin Henrike Engel erkunden darf.

    Die Hauptcharaktere Louise, Ella und Paul haben alle ihr eigenes Päckchen zu tragen. Louise verliebt sich und heiratet gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Eltern einen Hochstapler und Betrüger, der sie auch noch um ihr letztes bisschen Geld bringt. Als er verschwindet, muss sie mittellos ihren eigenen Weg finden. Die arme Ella wird von ihren Eltern verkauft und muss sich als Prostituierte durchschlagen, bis ihr die Flucht gelingt. Schließlich ist da noch Paul, der immer Polizist mit Leidenschaft war, und nur schwer mit der Tatsache zurechtkommt, dass er aufgrund des Verlustes seines Arms seinen geliebten Beruf nicht mehr ausüben kann. Drei Schicksale, die die Drei verbinden und sie für ihr neues Leben kämpfen lassen. Als sie schließlich in einen Mordfall verwickelt werden, steigt die Spannung mit jeder Seite ...

    Wie schon in ihrer „Hafenärztin Trilogie“ schafft es Henrike Engel auch diesmal ihre Leser zu fesseln. Bildgewaltig zeichnet sie ein Porträt nicht nur der Menschen auf dem Kiez, sondern vermittelt auch die düsteren und oft ärmlichen Zustände in Hamburg im Jahr 1913. Die tiefen Einblicke in die menschlichen Abgründe der Gesellschaft verwebt die Autorin geschickt in einer Geschichte die dennoch auch Mut und Erfolge widerspiegelt. Mir waren Louise, Ella und Paul schnell ans Herz gewachsen und so vergebe ich sehr gerne mit fünf Hamburger Sternen die Bestnote. Ich freue mich schon auf den nächsten Band, um das Trio wiedersehen zu dürfen.

    Oh je, zwei Liebesgeschichten und beide schwierig ... aber das kann ich mir jetzt nicht vorstellen, dass die Rosalie ihr Kind abtreiben wird. Sie liebt doch ihren Tristan .... ach mensch, ist das spannend.


    Und Anni und Adam ... das war ja wirklich knapp. Aber wo zum Teufel ist die kleine Clara?


    Liebe Sarah, so ein tolles und intensives Buch, mein absolutes Kompliment!

    Da gehört aber der fiese Contzen bestimmt nicht dazu.

    Achja, wenn die Mutter tot ist, nehmen wir halt die Tochter. Den Juden schicken wir in ein Lager, damit er aus dem Weg ist. Das Schlimme ist, das sind die Leute die erst geholfen haben unser Land kaputt zu machen und dann die Seiten wechseln und als Helden des Wiederaufbaus gefeiert werden.

    Oh, da gab und gibt es viele von dieser Sorte ... immer schön das Mäntelchen nach dem Wind hängen ohne Rücksicht auf Verluste!

    Stellt sich halt die Frage ob Fritz noch lebt.

    Ich glaube, er lebt noch und habe das Gefühl, dass er genau dann aufschlagen wird, wenn sich vielleicht ganz zart etwas zwischen Adam und Anni anbahnt ...

    Der Contzen ist ja ein echter Kotzbrocken. So ein typisch widerlicher Wendehals. Sich bei den Nazis lieb Kind machen und nun bei den Amis einschleimen.

    Das fand ich sooo furchtbar nach dem Krieg, dass es derartigen Menschen so einfach gelungen ist, wieder Fuß zu fassen, nachdem sie vorher so begeisterte Nazis waren.

    Ja, ganz schlimm, aber irgendwie brauchte man sie damals ja auch zum Wiederaufbau. Wenn man jeden Nazi weggesperrt hätte, säßen wir heute noch zwischen Ruinen. Das heißt aber keinsfalls, dass ich das gut finde!

    Sehr gefallen hat mir Familie Montgomery, die den christlichen Glauben wirklich lebt.

    Erst einmal den Menschen hinter Tristan sehen, bevor geurteilt wird.

    Ich hoffe ja, dass es klappt mit der Chance für Tristan und Rosalie.

    Ja, diese Familie hat mich auch beeindruckt!

    Wie zu erwarten war wird es heftig mit Rosalies heimgekehrten Bruder Edward. Er lässt aber auch wirklich keine Möglichkeit aus, Tristan zu schaden. Dass er ihn "nur" ins Bein schießt, hat mich sogar fast gewundert ... ich dachte, er schießt ihn gleich tot und schiebt es dann auf einen Fluchtversuch.


    Zu sagen, dass Tristan es in England nicht leicht hat, wäre wohl die Untertreibung schlechthin. Wie gut aber, dass es Menschen wie die Montgomerys gibt, die sich für ihn einsetzen. Ob das klappen kann mit der Schaffarm?


    Auch Adam und Anni haben es nicht leicht. Sie konnten zwar kurz bei der großartigen und mutigen Tante unterkommen aber nun heißt es weiterreisen, Tirol soll das Ziel sein. Bin gespannt!

    Ironischerweise hilft ihnen bei der Flucht, dass Adam Jude ist und hebräisch rezitieren kann, so dass die Russen sie passieren lassen.

    Ja, das ist wirklich unglaublich ... Mensch, wie oft haben die Beiden nun schon mutig improvisiert, wie lange kann das noch gut gehen?

    Hier fehlt mir fast ein wenig eine Landkarte - Europakarte im Buch, um den Weg der Beiden dann verfolgen zu können.

    Ich mach das mal im Netz - das mache ich bei Büchern immer unheimlich gerne.

    Ich weiß von Bayreuth, dass es in Bayern ist - also ganz weit weg von mir. Aber auch von Tschechien.

    Ja, das mache ich auch immer gerne, das recherchieren im Netz ist immer wie eine eigene kleine Detektivarbeit. Ich habe mal ein paar Jahre in Bamberg gewohnt und kenne Bayreuth ganz gut. Natürlich fühlt man sich der Wagner-Stadt als Musiker sehr verbunden und Anni hat so einen Bezug dazu.

    Wo fang ich an, wo hör ich auf ... ich bin total geflashed von diesem zweiten Abschnitt.


    Ich fühlte mich stets ganz nah bei den Charakteren, sei es bei Anni, Clara und Adam auf den Elbwiesen, im Zug beim spontanen und sehr mutigen Konzert und natürlich bei Poldi auf dem Gut oder bei Tristan, dem ein Brite netterweise mitteilte, dass er ihn nicht gepflegt hätte, sondern ihm den Gnadenschuss gegeben hätte ...


    Immer noch beeindruckend finde ich, wie Rosalie für Tristan einsetzt, es scheint fast, als könnte Liebe Berge versetzen. Ob das wohl gut gehen wird? Besonders, wenn ihr Bruder wieder nach Hause kommt ... oh, mir schwant nix Gutes.


    Nun bin ich sehr gespannt, wie es mit allen weitergehen wird und fiebere der Mittagspause entgegen, in der ich weiterlesen werde ... :)

    Ob man noch genauer erfährt, wie seine Frau „dahintersteckt“? Ich vermute, sie hat ihn in „bester“ Absicht bei Contzen verpfiffen, ohne zu ahnen, wie drastisch die Konsequenzen sein werden.

    Ich denke eher nicht ...

    Gruselig fand ich, dass Anni nach der Geburt ihr Kind nicht sehen darf: „das Kind darf nicht verhätschelt werden“... das ist ganz typische Naziideologie jener Zeit.

    Ja, das fand ich auch ganz schlimm ... aber noch lange nach der Nazizeit sagte man ja auch, dass man Kinder in einen festen Rhythmus pressen soll und wenn sie dazwischen Hunger haben oder einfach nur die Nähe suchen, soll man sie schreien lassen ... unglaublich!

    @all

    Wie ihr, vermute ich auch, dass die Mutter etwas mit Contzen „ausgeheckt“ hat – wobei das Ziel aber sicher sein sollte, Adam loszuwerden, um den Vater vor seinem eigenen Engagement zu schützen und nicht, den Vater auch mit reinzureiten. Das würde mir auch das enorme Engagement erklären, das die beiden unternommen haben, um den Vater wieder aus dem Gefängnis zu bekommen. Leider zu spät...

    Ja, das war so tragisch ... Abends noch erzählt er der Tochter einen makabren Witz und am Morgen ist er tot. Wie müssen sie ihn im Gefängnis gequält haben!

    Zwei Frauen kämpfen für ihre Rechte ...

    Wie man es von Felicitas Fuchs, vielen auch bekannt als Carla Berling, gewohnt ist, sind ihre Bücher ein Garant für gute und oft sehr spannende Unterhaltung. Neben Kriminalromanen und Romanen, die einen ganz bestimmten Sinn für Humor enthalten, wagt sie immer wieder auch an Geschichten aus dem realen Leben und hat mit „Die Akte Schneeweiß“ einen sehr persönlichen Roman geschrieben, dessen Inhalt auf einer wahren Begebenheit basiert. Zunächst ist nicht klar, wie das Schicksal von Katja Schilling in den 60er Jahren und das von Mathilde Schneeweiß in den 30er Jahre des vorherigen Jahrhunderts zusammenhängen.

    Wir lernen die 14jährige Katja kennen, die in jungen Jahren schon weiß, wie sie ihre Zukunft gestalten will. Sie will sich ihren Traum erfüllen zu studieren, um Ärztin zu werden. Bei ihren Eltern beißt sie trotz ihres beeindruckenden Notendurchschnitts damit auf Granit. Ihre jüngere Schwester Heidi kann sich hingegen niemals vorstellen so lange die Schulbank zu drücken. Sie will sich schick machen, ausgehen, flirten … lediglich der Großvater versteht die ehrgeizige Katja und steht hinter ihr. Doch diese Unterstützung bricht schlagartig weg, als dieser von jetzt auf gleich von der Bildfläche verschwindet. Er wird fortan tot geschwiegen fast so, als hätte es ihn nie gegeben. Doch so einfach gibt Katja nicht auf. Nach vielen Jahren gelangt sie schließlich einem Geheimnis auf die Spur, die eine junge Frau namens Mathilde Schneeweiß zu tage führt. Sie gibt ihr ein großes Rätsel auf. Wer war sie, was trieb sie an und warum musste sie so jung sterben?

    Die Autorin schafft es auf fesselnde Weise die Lebensgeschichten der beiden mutigen Frauen zu einem großen Ganzen zu verweben. Man fragt sich beim Lesen, was sich – außer der Sorge um Leib und Leben – in den Jahren zwischen dem Tod Mathildes und dem Leben Katjas verändert haben soll. Noch immer müssen Frauen um ihre Rechte kämpfen und noch immer haben die Männer die Oberhand. Doch einen kleinen Meilenstein haben sowohl Katja als auch Mathilde geschaffen und ich fühle mich dankbar, dass ich sie dabei lesenderweise begleiten durfte. Von mir gibt es dafür 4,5 von 5 Sternen und natürlich eine von Herzen kommende Leseempfehlung.