Beiträge von Avila

    Ich finde es toll, dass Karl mit dem Grundstück einen Ort geschaffen hat, an dem nicht die Angst herrscht.

    Zuerst habe ich nicht verstanden, was Karl damit bezweckt, dieses Grundstück zu kaufen und dachte: Das kann doch keine Lösung sein. Aber nun sehe ich, was er geschaffen hat. Eine Ruhezone, einen Rückziehungsort, der dringend benötigt wird. Ruth schafft dort für ihre jüdischen Freunde eine Art kleines Versteck. Hier können sie sein, wie sie wollen und über alles reden. Das ist wirklich wichtig! Auch passend, dass sie sich genau da verliebt und in Kurt war ich spätestens nach dem Witz auch verliebt - wie großartig! :lache


    Apropos Ruth, auch ein interessanter Tagebucheintrag. Ich nehme an, der ist genauso original überliefert? Ulrike Renk Da sieht man mal, dass man sich zwar vorstellen konnte, dass die jüdische Bevölkerung keinen Platz mehr in Deutschland bekommt, aber zumindest noch die Massenvernichtung sehr fern (in Gedanken) liegt.

    Nun geht es langsam los. Die Nazis sind an der Macht und die Einschränkungen beginnen. Mittlerweile möchten eigentlich alle ausreisen, aber so einfach ist das nicht. Ich kann mir das ja kaum vorstellen, wie es schwer es gewesen sein muss, die entsprechenden Papiere zu beantragen. Wenn man mal überlegt, für wie wenige Länder wir überhaupt ein Visum brauche und wenn kann man sie teilweise einfach im Internet bestellen.

    Dass Martha darüber so krank wird, hat mich getroffen. Ich habe sie bisher als so starke und resolute Frau erlebt. Aber die Situation ist furchtbar und schwierig. Sie macht sich natürlich große Sorgen um ihre Kinder, aber Karl war lange nicht bereit. Doch jetzt hat er auch Anträge für Palästina gestellt. Interessant, ich hätte gedacht, er würde eher Amerika wählen. Da hätte ich die Familie fast eher gesehen.

    Einige sind bereits in die Niederlange geflohen. Da werden sie ein paar Jahre sicherer sein, aber wir wissen ja alle, dass auch das kein sicheres Land für die jüdische Bevölkerung war.


    Die Episode mit der Weltausstellung hat mir sehr gut gefallen! Es war nochmal ein Durchatmen und zudem sehr spannend. Die deutschen Juden haben das Judentum verraten. Hmpf. Das ist fast das Schlimmste. Die vorher integrierte jüdische Bevölkerung fängt an, sich zurückzuziehen, sich quasi wieder zurück zu entwickeln. So traurig das mitzuverfolgen.

    Zwischen Ruth und Rosi steht es auch nicht mehr zum Besten. Ich weiß nicht was das los ist aber dieser Merländer ist mir suspekt.

    Um Rosi mache ich mir auch ein wenig Sorgen. Distanziert sie sich von Ruth, weil sie Jüdin ist? Oder steckt da doch etwas anderes dahinter?

    Bei Merländer vermute ich eigentlich auch nicht mehr als Homosexualität und ein wenig eigenbrödlerisch, weil er von der Gesellschaft quasi wie ein Außenseiter behandelt wird aufgrund seiner sexuellen Vorliebe.

    Die Geschichte nimmt Fahrt auf. Hitler ist Reichskanzler geworden und der Wind dreht sich schnell. Gerade die letzte Szene, in der Ruth die grölenden Männer bei Theissen einkehren sieht, ist beängstigend. Damit haben die Meyers die Nazis als unmittelbare Nachbarn und Bedrohung nebenan.


    Wie sehr in ihren Kreisen über Auswanderung gesprochen wird, ist enorm und ich kann Karl sehr gut verstehen. Auswandern bedeutet so viel Veränderung. Und wo soll er hin? Er spricht kein Englisch, als Geschäftsmann schwierig. Palästina ist ihm selbst fast "zu jüdisch". Dass die andere Familie Englisch lernt, ist sicherlich weitsichtig und ich denke, dass auch Familie Meyer sich in Amerika zurecht finden könnte. Aber die Heimat verlassen ist ein großes Stück - wo es noch Hoffnung geben kann...


    Aber Hoffnung und Freude gibt es nicht viel bei Familie Meyer. Leni stirbt. Ihre Liebschaft hat mich anfangs ja wirklich gefreut, aber dass er sich als so treulos herausstellt. Sowas ärgert mich immer sehr! Aber klar, Leni hat keinen anderen Ausweg gesehen. Was hätte sie als ledige Frau mit einem Kind auch machen sollen? Sie wäre ruiniert, auch wenn Frau Meyer ihr hätte helfen wollen. Aber wie soll sie ihrem Beruf nachkommen mit Baby? Hätte Frau Meyer wirklich gesagt, es wäre okay, wenn sie das Kind immer mitnimmt?

    Ulrike Renk  

    Ich finde es interessant, dass das Buch als schwierig, jüdisch oder was auch immer aufgefasst wird. So empfinde ich es gar nicht... Teilweise könnte das Tempo vielleicht etwas schneller sein, aber das Gemächliche hat ebenso seinen Reiz und das von dir beschriebene Kennenlernen schätze ich sehr und macht mich wirklich nachdenklich. Habe eben erst eine Lesepause eingelegt, um mit meinem Freund über die Themen des Buches zu sprechen.

    Ich bin von den 25 gar nicht weit entfernt und mein Freund noch weniger und wir kennen das Wort beide seit Jahren trotz intensiven Netflix-Konsums, wo ich im Übrigen schon viel mehr Dokus gesehen habe als im FreeTV, was ich zugebenermaßen auch nur noch über App-Mediatheken schaue. Einen Fernsehanschluss haben wir gar nicht.

    Die Gespräche mit Ruth über das Erstarken der NSDAP und wofür sie stehen, sind wirklich schlimm. Sie versteht das nicht und wie will man das auch verstehen? Es ist ja nicht zu verstehen. Es gibt keine Menschenrassen, also wie soll das erklärt werden? Wo dann auch noch Nationalität und Religion in einem Topf geworfen werden... Hier in diesem Buch wird so deutlich, dass es bei der jüdischen Bevölkerung sich nicht um zugewanderte (fremde) Menschen ging, sondern um deutsche Personen, die seit ewigen Zeiten im deutschen Reich gelebt haben. (Mal davon abgesehen, dass auch zugewanderte Menschen anderer Kulturen nicht weniger wert sind oder gar eine ablehnde Haltung verdienen!)

    Ruth wird sicherlich immer mehr Probleme bekommen, weil sie sich nicht in reinen jüdischen Gemeinschaften aufhält, sondern bspw auch auf ein einfaches Lyzeum geht. Ich bin sehr gespannt, wie sich auch die Freundschaft mit Horst entwickelt.


    Dass Karl einen Fehler begangen hat und der Familie Geld geliehen hat, zeigt sich ein wenig. Es klingt nämlich gar nicht so, als ob er sein Spiel- und Geldproblem in dem Griff bekommen hätte...

    Was für schöne festliche Kapitel - die haben ja perfekt zur Jahreszeit gepasst - auch wenn ich gerade eher weniger zum Lesen gekommen bin. Aber wenn ich zum Buch gegriffen habe, hat es gleich eine schöne Atmosphäre verströmt, auch wenn ich langsam ein wenig ungeduldig werde und warte, wann es denn "losgeht". :)

    Als die Meyers sich dafür entscheiden den Theissens das Geld zu leihen, hatte ich spontan ein sehr ungutes Gefühl dabei. Ich verstehe zwar ihre Beweggründe und finde sie auch sehr nobel, aber ich bin mir nicht sicher, ob das Ganze so eine gute Idee ist.

    Das kann ich nur so unterschreiben und dieses Gefühl hat verschiedene Gründe. Zum einen bin ich mir seiner politischen Gesinnung nicht so sicher - also dass man ihn noch überzeugen kann, dass Juden auch nett sein können. Aber was für mich mehr zählt, ist die Art der Schulden. Spielschulden. Er schwört nicht mehr zu spielen, aber wenn man so hoch verschuldet ist, klingt das fast nach Spielsucht und die zu überwinden, ist wohl nicht das einfachste. Egal was er verspricht oder nicht. Aber mal sehen. Vielleicht werden wir auch noch positiv überrascht?

    Ich finde ja, dass Ruth Weihnachten verstanden hat. Nicht Kommerz, sondern von Herzen schenken. Und dass die beiden Familien Weihnachten und Chanukka zusammen feiern ist ganz toll. Sowas würde ich mir auch mal wünschen um die jüdischen Traditionen zu erfahren.

    Ja, auch ihre Ansicht, dass es doch schöner ist, wenn man sich gegenseitig beschenkt, als dass das Christkind beschenkt, konnte ich gut nachvollziehen und witzigerweise hatte ich erst vor Kurzem ein ähnliches Gespräch.

    :( Ja das ging mir am Anfang auch gleich so. Man weiß ja genau, was für schlimme Zeiten bevorstehen. Zum Glück haben Ruth und ihre Familie zu Beginn der Geschichte noch eine Weile eine schöne und unbeschwerte Zeit.

    Da kann ich euch nur zustimmen. Aber ich finde auch, dass es sehr gut gemacht ist, weil ich mir noch gar nicht vorstellen kann, welch ein Schicksal über die Familie hineinbrechen wird, auch wenn ich es natürlich nur zu genau weiß. Aber die Bedrohung und Gefahr scheint gerade doch wirklich sehr fern zu sein.

    Die Frage war: ob Chanukka als verkürzte Adventszeit gesehen werden kann. Kann es nicht. Da verschiedene Anlässe.

    Wenn du es so verstanden hast, habe ich mich vielleicht falsch ausgedrückt, denn das war nicht meine Frage, die ich hatte, weil wie du schon sagst, es sind verschiedene Anlässe. Ich meinte wie eine verkürzte Adventszeit, also von der Art des Begehens her. Aber ist ja auch egal, darüber zu diskutieren ist Haarspalterei. :)

    Dieses Buch unbelastet zu lesen, wenn man weiß, was auf Deutschland und die jüdische Bevölkerung zu kommt, ist wirklich schwer. Dennoch hat auch dieser Abschnitt viel Wohlfühlpotenzial. Auch wenn ich denke, dass das durch den Einzug des neuen Nachbarns sicherlich getrübt werden wird. Interessant, dass er sich ausgerechnet diese Gegend ausgesucht hat, wo doch einige jüdische Familien wohnen. Ob ihm das bewusst ist? Oder ist er (noch) gar nicht antisemitisch eingestellt?


    Etwas über die jüdischen Bräuche und Feiertage zu erfahren gefällt mir sehr. Aber ich habe mich gefragt, ob 8 Tage lang Chanukka gefeiert wird oder man die sieben Tage vorher eher wie eine verkürzte Adventszeit ansehen kann? Also ein wenig Besinnlichkeit aber keine durchgängigen Festivitäten?

    Ich habe mir über den Reichtum auch eher weniger Gedanken gemacht und das so hingenommen. Ich kann es überhaupt nicht einschätzen, wie viel Karl hätte verdienen können, weiß aber, dass auch heute noch Menschen in ähnlichen Positionen von großen Firmen viel Geld scheffeln können.

    Wir sind immerhin auch schon Mitte der 1920er Jahre, wo es schon einige Fabriken gab, die Massenware hergestellt haben. Handwerk würde immer weniger. Und man muss auch bedenken, was für ein großes Gebiet der Herr Meyer abdeckt. Niederrhein, Münsterland .. da gehört das Ruhrgebiet immerhin auch komplett zu und gerade da gab es viele Familien, die zum einen Massenware gewöhnt waren und zum anderen sich diese eher leisten konnten als Maßanfertigungen.

    Marthas Mutter Emilie wirkt sehr kalt, vielleicht kann sie ja tatsächlich nicht zeigen, wie sehr sie Martha liebt. Dafür sind Marthas Schwiegereltern toll und lieben Martha wie ihre eigene Tochter.

    Diese Umkehrung fand ich klasse. Normalerweise wird eher über die Schwiegereltern gehetzt und es ist kein Auskommen mit denen, während die eigene Mutter klasse ist. Das hier umgekehrt zu haben, gefällt mir gut. Dabei ist Emilie gar keine so verkehrte Person, wie ich finde. Sie ist alt und hat ihre Meinung, die wird sie nicht mehr ändern. Aber für ihre Geschäftstüchtigkeit in der damaligen Zeit muss ich sie wirklich auch bewundern.

    Ach, ein schöner Einstieg ins Buch! Der Stil und die ganze Familienidylle gefällt mir sehr gut. Bisher ist noch alles rosig, wobei ich mir vorstellen kann, dass sich das auch noch schnell ändern wird. Aber für den Einstieg finde ich das immer sehr schön. :)


    Irgendwie hätte ich das Buch örtlich irgendwo anders eingeordnet, umso mehr habe ich mich über eine bekannte Gegend gefreut. Ich habe zwei Jahre in Moers gewohnt und war beruflich öfter in Krefeld, so dass ich mit all den Ortsnamen etwas anfangen kann und Bilder dazu im Kopf habe. Sowas freut mich immer sehr.


    Die Meyers scheinen ein großes Problem mit ihrem Personal zu haben. Ständig sind sie auf der Suche nach neuen Leuten. Sind sie so anspruchsvoll oder ist ihre Religion wirklich ein so großes Problem? Na ja, gerade scheint ja zumindest alles gut zu sein. Hoffen wir, dass Köchin und Chaffeur noch eine Weile bleiben können, zumindest Herr Aretz ist mehr als nur eine große Hilfe als Chaffeur, sondern macht sich auch darüber hinaus noch unentbehrlich.


    Der Tagebucheintrag am Anfang - ist der überliefert, Ulrike Renk ? Es hatte den Anschein. Und falls ja, wie bist du darauf aufmerksam geworden? Hast du dann mehr zu Ruth und ihrer Familie recherchiert und das Buch ist das Ergebnis oder hast du dir eine Geschichte dazu ausgedacht?

    Mein Nähkurs ging am Montag zu Ende...Schade, denn die Truppe war echt gut. So gut, das ich mich für Januar / Februar mal angemeldet habe, 2 der Mädels sind da auch wieder mit dabei. Freu mich total!

    So ein Nähkurs stelle ich mir auch toll vor. Dann nimmt man sich wenigstens mal aktiv die Zeit, wirklich an einem Projekt zu nähen und bei Fragen kann man direkt Antworten kriegen. :) Wird da genau vorgegeben, was ihr nähen sollt/wollt?

    Ich habe gerade angefangen ein Mobile mit kleinen Stofftieren zu nähen. Eine Schildkröte ist bereits fertig und nun werde ich mich dem Hund widmen. Die Tiere nähe ich allerdings mit der Hand zusammen. Dadurch dass sie eh nur herumhängen und so eher wenig daran gezogen wird und sie so kaum Belastung aushalten müssen, ist es einfacher die Nähte eben mit der Hand als mit der Maschine zu machen, auch wenn das dann etwas länger dauert. Aber gerade über Weihnachten stehen eh einige Zugfahrten an und viel Zeit beim Herumsitzen, in der man diese mit Handarbeitsnähkram gut verkürzen kann. ;)