Beiträge von Yakomoz

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    Yakomoz Das Thema Erziehung ist gar nicht so verkehrt. Zwar besteht ein Unterschied zwischen Erziehungs - und Bildungsroman, aber auch in letzterem spielt der Einfluss der Umwelt oder sogenannter "Mentoren" eine wichtige Rolle. Würdest du denn sagen, dass Rousseau Theorie auch heute noch aktuell - eben vor allem in der Pädagogik - sind?


    Ich denke Rousseau stößt relativ schnell an Grenzen.
    Eine kindliche Sozialisation beginnt ja nicht erst mit 15 Jahren, sondern schon im Kindergartenalter. Erst ab einem gewissen Alter können Säuglinge Gesichter zu Mutter und Vater zuordnen und erst später zu Verwandten und zu Freunden. Ab dem 3.Lebensjahr kann das Kind, zumindest ist das eine allgemeine Grundregel, wirklich zwischen Personen anhand von Merkmalen wie Haarfarbe, Augenfarbe etc.pp. unterscheiden. Und erst da setzt die "umweltliche" Sozialisation ein, also sprich die Kommunikation mit anderen Kindern durch das gemeinsame Spiel. Es lernt in so einer Gruppe, vor allem mit Gleichaltrigen und auch gerne Älteren, dass es soziale Grundregeln gibt in einer Gruppe, sprich eine gewisse Form der Realität.
    Émile in Rousseaus Werk wächst nur mit seinem Lehrer auf - Folgende Frage stellt sich mir dabei: Wie reagiert dieses Kind, wenn du es mit einem gewissen Alter aus der Isolation entlässt? Wie soll es in einer Gruppe agieren bzw. in einer Rangdordnung einen Platz einnehmen, wenn er nicht einmal weiß, was das ist?
    Wie soll ein Kind selbstständig Probleme lösen lernen bzw. seine Grenzen testen, wenn es keine Gruppe hat, mit der es austesten kann, wie weit man gehen kann bei Eltern, Lehrern etc.?


    Sicherlich, das Werk hat sehr viel mehr Aspekte zu liefern, vor allem die "natürliche Entwicklung" und das Selbstbestimmungsrecht des Kindes bei den Lernaufgaben und vor allem auch das Anfassen, also wirkliche Erleben von Abläufen des Lebens hat er hervorragend umgesetzt. Nur, der obere Teil schlägt vor allem mir als angehende Pädagogin bzw. Lehrerin sehr schwer auf den Magen.


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    Nun, die Länge der Facharbeit schwankt sehr stark zwischen den Kursen. Soviel zum Thema "fairer Wettbewerb" - es gibt Lehrer, die geben kein Limit, wobei natürlich klar ist, dass derjenige mit 70 Seiten wohl besser bewertet wird als einer mit 20.


    Dem möchte ich widersprechen.
    Der Umfang sollte bei so einer Arbeit vollkommen unbedeutend sein; du gewinnst keinen Blumentopf, wenn du 70 Seiten schreibst und nur Wikipedia z.B. kopiert hast, während sich einer anderer die Mühe gemacht hat in kurzer, prägnanter Form auf vielleicht 20 Seiten sein Thema darzustellen und sich dafür aber um viele Quellen, auch zum Vergleich, bemüht hat. Ich hoffe doch mal, eure Lehrer bewerten nicht die Quantität, sondern die Qualität ;=)

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    fabuleuse Der Tipp mit Rousseau ist toll, vielen Dank. Nein, er steht nicht auf meiner Liste, da es ja ein französischer und kein deutscher Roman ist. Aber soviel ich weiß hat er viel über Erziehung geschrieben, worauf man sich auch heute noch bezieht - muss mal ein bisschen was nachlesen. ;)


    Es juckte geradezu in meinen Fingern dir dazu etwas zu schreiben ;=)


    Rousseau geht von drei Säulen der Erziehung aus: Der körperlichen Entwicklung, also der "natürlichen Entwicklung von Heranreufen der Organe" (Zusammenfassend also die frühkindliche Entwicklung vom Krabbeln zum Laufen etc.pp); der "menschlichen Entwicklung", also der "Gebrauch" der von der Natur gegebenen Umwelt an Dingen, der Entwicklungen und als dritte und letzte Säule die der "dinglichen Entwicklung", also der Gewinn an Erfahrungen aus diesen Dingen.


    Kurzum: Es geht ihm um Erlebnispädagogik. "Kinder wissen nicht wie eine Mohrrübe aussieht, sondern wie das Bild einer Mohrrübe aussieht. Erst, wenn sie sie wirklich anfassen und berühren, wissen sie es." Das ist allerdings nur ein Punkt, in Emile geht es um viel mehr. Zum einen ist es der Versuch eines praktischen Beispiels - Rousseau sieht sich selbst als Lernbegleiter seines Schützlings, er hält ihn nicht nur zu Studien seiner Literaturen an, sondern auch zur körperlichen Ertüchtigung, handwerkliches Geschick und Orientierung in der Natur. Noch dazu wendet er sich gegen die "Vergesellschaftlichung" eines jungen Menschen, dem Sozialprestige über alles gehe - Nur in der "Einsamkeit" gedeihe der Mensch richtig, wenn er sich allein auf seine Studien konzentrieren kann.


    Ist zwar nicht ganz das passende für dich, aber für weitere Informationen würde ich dir dieses Vorlesungsskript empfehlen: Über die moralische Erziehung in Emile


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    Der großartigste Roman aller Zeiten – für eine neue Generation zum Leben erweckt!


    Nach dem Meisterwerk von Leo Tolstoi schuf Regisseur Robert Dornhelm (Spartacus, Die zehn Gebote) ein bildgewaltiges Kriegsepos mit erstklassigen Darstellern, aufwendiger Ausstattung und spektakulären Schlachtszenen.


    St. Petersburg im Jahr 1805: Während die Truppen Napoleons halb Europa erobern, bereitet sich das russische Zarenreich auf den Kriegseintritt an der Seite Österreichs vor. Bei einem Fest anlässlich des Namenstages der jungen Natascha (Cleménce Poésy) begegnen sich der uneheliche Adelssprössling Pierre Besuchow (Alexander Beyer), der ambitionierte Prinz Andrej Bolkonski (Alessio Boni) und einige Mitglieder der Familien Rostowa und Kuragin. In den Jahren bis zum Großen Krieg zwischen Frankreich und Russland erfüllen sie ihr atemberaubendes Schicksal auf den Schlachtfeldern Europas und in den Palästen Russlands – hin- und her gerissen zwischen Liebe und Leidenschaft, Hoffnung und Angst, Gehorsam und Rebellion.


    Quelle: Amazon



    Hat jemand gestern den ersten Teil der vierteiligen Verfilmung sich angesehen und wenn ja, wie fandet ihr sie?


    ~*~


    Ich habe mir gestern auf ORF II den Film angeschaut und ich bin ehrlich: Er war mir eindeutig zu kitschig, zu bunt, zu grell. Ich formuliere es anders: Hätte da Rosamunde Pilcher drüber gestanden oder Barbara Cartland, hätte ich mich auf diese Formelsammlung von Klischees einstellen können, aber so war es ein Schuss in den Ofen - Besser hätte ein Boulevard-Blatt nicht über eine x-beliebige Königsfamilie schreiben können, dieser Film hat nämlich ähnliches Niveau...
    Mir zumindest hat der erste Teil überhaupt nicht zugesagt; mich interessiert daher mehr der Roman, der ein "Gemälde des Russlands zwischen 1805 bis 1812" bilden soll und aus der Sicht des russischen Adels geschildert wird. Zumal Tolstoi, laut wikipedia, auch auf poliische Probleme und auf soziale Unterschiede eingeht, die angedeuteten Reformbedingungen und die dafür notwendigen sozialen und ethischen Veränderungen; was der ZDF und darunter auch Robert Dornhelm daraus gemacht haben ist "Bildungsblender"-Fernsehen, wie es DER SPIEGEL nennt - kitschig, grell, bunt und zu klischeebelastet.

    Andrea Maria Schenkels Tatsachenroman "Kalteis" ist der Nachfolger zu "Tannöd", wieder einmal aufgebaut auf einer realen Geschichte, aber mit einer fiktionalen Aufbereitung. Die Geschichte selbst wird nur über Zeugenaussagen, Vermisstenanzeigen und die "Verfolgung" einer der späteren Opfer - Kathie - erzählt. Damit kommen wir zum ersten Kritikpunkt: Die Idee, die nicht zuletzt durch Truman Capote begründet wurde, einen "Krimi" auf realen Hintergründen aufzubauen, sie so auch wertungsfrei und in allen ihren Facetten zu gestalten, ist ja innovativ, aber als Krimi würde ich das nie und nimmer bezeichnen, dafür kommt zu wenig Spannung auf. Es würde vor allem bedeuten, dass die Beweiskette, wie man zum Täter kam lückenlos ist bzw. zumindest logisch ist: "Okay, dadurch haben sie ihn bekommen", vor allem in Zeiten ohne DNA-Analyse.


    Positiv ist mir allerdings aufgefallen, dass sich die Autorin um Unschaulichkeit bemüht, das München der 30er Jahre darzustellen; sie übernimmt den bayrischen Dialekt, lässt Beschreibungen einer dörflichen Szenerie einfließen und nicht zuletzt ist die Hauptfigur auch ein Klischee dieser Zeit: Eine junge Frau will in die große Stadt um arbeiten zu können, weg von ihrem kleinbürgerlichen Elternhaus; sie findet sich in einer Gasthausrunde immer wieder mit den gleichen Damen zusammen, die sich von Männern aushalten lassen und sich dementsprechend prostituieren. Voll von Wünschen und Hoffnungen eine gute Anstellung zu finden, Freiheit zu haben und vor allem mit Männern verkehren... Dieser Aspekt macht diesen "Tatsachenroman" spannend.


    Aber der Rest... die Handlung reiht sich aneinander, man wird von Klischee zu Klischee getrieben, von Mord zu Mord, ohne das wirklich klar wird, wie der Täter überführt wird etc. Zumal das Bpchlein mit 152 Seiten irgendwie sehr kurz gehalten wird.


    Fazit: Was Nettes für zwischendurch, für mich allerdings weder ein Krimi noch ein Thriller. Es fehlte an Spannung. Unterhaltend war es, aber irgendwie kam nie das "Aha"-Gefühl.

    Ich muss ehrlich gestehen, ich habe dieses Jahr nur sehr wenig gelesen... zumindest weniger als in den Jahren davor. Irgendwie konnte mich kein Buch begeistern stellenweise; ich habe das eine oder andere Buch angefangen, es für langweilig befunden und wieder weggelegt. Und dieses Procedere zog sich durch fast das ganze Jahr - Ich habe es, wenn es hochkommt, auf 30 Bücher maximal geschafft, was in Anbetracht meiner Wunschliste, meinem Bücherregal voller ungelesener Bücher und meinen Bucheinkäufen dieses Jahr irgendwie traurig ist. Und irgendwie fand ich auch immer Ablenkung, mit Richtersendungen zum Beispiel. Deswegen ist mein Vorsatz: Mehr Bücher, noch weniger Fernsehen. Und vor allem weniger "Bügelfernsehen".


    Meine Highlights dieses Jahr waren auf jedenfall "Der Schatten des Windes" (Carlos Ruiz Zafón - November/Dezember 2007) und "Das zehnte Königreich" (Kathryn Wesley - März 2007) sowie "Im Westen nichts Neues" (Erich Maria Remarque - Oktober/November 2007) . Flops... zuviele um sie alle aufzuzählen, aber darunter sind auf jedenfall "der Weltensammler" und "Die Liebesblödigkeit"...


    Vorgenommen für nächstes Jahr habe ich mir folgendes:
    - Subabbau durchziehen
    - "Mein Wagnis 2008" lesen ~ Michael Köhlmeier-Abendland
    Insgesamt: MEHR LESEN!

    In Cornwall, wo die Mythen um König Artus wurzeln, schrecken die Kräfte der Finsternis vor nichts zurück, um die Mächte des Lichts für immer zu besiegen. Gemeinsam mit den Mächten des Lichts und ihren Gefährten Will und Bran nehmen die Geschwister Jane, Barney und Simon den Kampf gegen das Böse auf.


    Der goldene Gral ist aus dem Britischen Museum gestohlen worden! Jane, Simon und Barney sind entschlossen, ihn zurückzuholen. In Cornwall wohnen sie dem jährlichen Ritual der "Greenwitch", der Schutzgöttin der Fischer, bei. Birgt sie den Schlüssel, mit dessen Hilfe sich die Inschrift auf dem heiligen Gral entziffern lässt?

    Der Schäfer George Glenn wird tot auf seiner Weide aufgefunden, aus seiner Brust ragt ein Spaten. Das ist unschön und sieht nach Fremdeinwirkung aus. Und: Es verlangt Nachforschungen. Also beginnt Miss Maple, der Sache auf den Grund zu gehen. Nein, kein Schreibfehler - nicht die Miss Marple, Agatha Christies kultivierte Lady, interessiert sich für den Fall, sondern das klügste Schaf aus George Glenns Herde. Schaf? Herde? Ja, genau: Leonie Swann lässt in „Glennkill" eine Schafsdame ermitteln.

    Elisabeth Herrmann hat das brisante Thema der urkrainischen Kindermädchen, die während des zweiten Weltkriegs zu Zwangsarbeit in deutschen Haushalten gezwungen wurden, in einen spannenden Krimi verpackt.
    In das idyllische Leben des Anwalts Joachim Vernau, der glücklich liiert ist mit der Politikerin Sigrun (von) Zernikow, tritt plötzlich eine alte Urkrainerin. Sie fleht ihn um Hilfe an: Für ihre Freundin Natalia braucht sie die Unterschrift unter einem Dokument, das die Zwangsarbeit im Hause Zernikow als Kindermädchen für den kleinen Utz bestätigt. Doch Utz, heute Vater von Sigrun, zukünftiger Schwiegervater von Joachim, und aktuell sein Chef in einer renommierten Berliner Kanzlei, verweigert die Anerkennung. Anfangs widerwillig, später neugierig und letztlich provoziert von einer alten Freundin aus kämpferischen Studientagen, beginnt die Suche nach der Wahrheit.

    Lyras Leben gibt schon genug Stoff für einen Roman her, bevor Sie ihren Onkel Lord Asriel bei einem Vortrag vor Kollegen seiner Fakultät am Jordan College belauscht. Das College ist berühmt für seine führende Stellung auf dem Gebiet der experimentellen Theologie und unterstützt Lord Asriels Forschung über die ketzerische Möglichkeit der Existenz von Welten, die so ganz anders sind als die Welt Lyras. In diesen Welten wird jeder schon mit einem Tier als vertrautem Gefährten geboren, Magie ohnegleichen ist am Werk, die Tartaren drohen Moskau zu stürmen und der Papst ist ein puritanischer Protestant.

    Ich möchte folgendes sagen; die Berichterstattung über diesen Fall ist geradezu widerlich. Ich verfolge diesen Fall nur am Rande, weil ich festgestellt habe, dass sich offensichtlich bei diesem Fall die Gemüter besonders erhitzen. Ich sage es sehr vorsichtig: Ich kann und weiß nicht, ob der junge Mann das Mädchen vergewaltigt, auch nur sexuelle berührt hat oder nichts passiert ist. Ich weiß es nicht, ich war nicht dabei.
    Was jedoch mir aufgefallen ist, ist diese extreme Vorveruteilung für eine junge Frau, die jemanden eines Verbrechens beschuldigt; ich möchte hierbei nur einige Stellen eines SPIEGEL-Online-Artikels zitieren, um zu verdeutlichen, was ich mehr als daneben finde:


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    Mindestens ebenso skandalös aber war das Verhalten der Familie des angeblichen Opfers, die über ihren türkischen Anwalt Ömer Aycan eine bizarre Straferwartung von 15 Jahren Haft verbreiten ließ, ohne über Monate hinweg entsprechende Beweismittel beizubringen.


    Dieses "angeblich" impliziert so oder so schon eine negative Erwartungshaltung; es ist kein wertfreies Wort, es steht symbolisch für "Wir glauben ihr sowieso nicht!".


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    Ein Wort noch zur Familie des angeblichen Opfers, das mittlerweile traumatisiert sein soll - kein Wunder bei der aufgehetzten Stimmung in seiner Umgebung. Wer eine 13-Jährige unbeaufsichtigt in eine Discothek lässt und nicht darauf achtet, wann und mit wem das Kind zurückkehrt - Marco brach schließlich nicht gewaltsam in das Hotelzimmer des Mädchens ein, sondern wurde bereitwillig mitgenommen -, verletzt seine Aufsichtspflicht.


    Ihr wisst schon, wie man diesen Satz deuten kann? "Er ist nicht gewaltsam eingebrochen, sie ist ja selbst Schuld! Was nimmt sie ihm mit auf's Zimmer. Und selbst, wenn sie nur mit ihm quatschen sollte, sie hätte doch wissen müssen, was ihr bevorsteht. Hätte doch was tun können!" Ergo, man gibt ihr eine Mitschuld und ihren Eltern erst Recht, schließlich haben sie die Aufsichtspflicht verletzt.


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    Er oder sie, die Mutter, die im Türkei-Urlaub dabei war, darf sich dann nicht wundern, wenn Jugendliche eine solche Freiheit ausnützen.


    Wir reden hier von einer vielleicht vorgegangenen Vergewaltigung. "Wenn sie sich die Freiheit nehmen..." - Zu diesem Satz äußere ich mich nicht.


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    Alle Schuld auf einen 17-Jährigen abzuwälzen, dem in der Aufregung vielleicht etwas passierte, was er gar nicht beabsichtigt hat, und die Medien dann mit einer Horror-Story zu füttern, um vom eigenen Versagen abzulenken – das ist unanständig.


    ... Das lasse ich so stehen. Ich weiß, hier ist von seiner Einlassung die Rede, sie hätten sich gestreichelt und geküsst und dabei wäre es bei ihm zum Erguss gekommen, aber wenn man sich das anschaut, vor allem im Vergleich dazu, dass er einer Vergewaltigung bezichtigt wird, ist dieser Satz nur eines: menschenverachtend. "Er kann ja nichts dafür, der arme Junge; er wollte das ja gar nicht!"....


    Wer den Artikel lesen möchte: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,523885,00.html


    Ich möchte keine Schuldzuweisungen hören, auch keine "Sie ist die böse böse junge Frau!" und auch nicht "Boah, was für ein Arsch!". Ich weiß nicht, wer es war; die Entscheidung zu diesem Thema muss das Gericht fällen. Aber allein dieser Artikel reicht aus, um zu erkennen wie die Presse bei diesem Fall fungiert - "Der arme Junge!".

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    Ich verstehe das Rätsel mit dem Cover nicht; für mich ist es die Darstellung von Chloes Stimmungslage: wartend, auf Adrien, auf ein Zeichen (besonders zu Anfang wirft sie oft Blicke auf ihr Handy), zwischen den Leben verharrend und nicht wissend wohin. Das hätte man anders ausdrücken können, aber ich habe mich nie darüber gewundert.


    Vielleicht ist das auch eine Frage der Assoziation.
    Wenn ich mir das Cover anschaue, denke ich sofort an eine junge Frau, die darauf wartet angerufen zu werden, von einem geliebten Menschen. Also dieser Gedanke der ersten Liebe: "Ruft er mich an oder ruft er mich nicht an? Soll ich ihn anrufen?" Vor allem, weil die Farbgebung einfach eine gewisse (Vielleicht ist das auch nur bei mir so ;=)) positive Ausstrahlung hat, zumindest finde ich das. Da finde ich das Cover der deutschen Hardcover-Ausgabe von Januar 2007 noch ansprechender, weil es diese doch eher traurige, depressive Stimmung Chloes ausdrückt. Ist aber auch einfach Geschmackssache.

    Das denke ich:
    Ich habe gerade in einem Anflug von Wahn innerhalb von zwei Stunden dieses Buch ausgelesen... Und ich weiß nicht wirklich, ob ich auf das Thema in dem Roman Antwort geben kann; die Frage für den Leser ist klar und deutlich: Soll man das Gewohnte, Vertraute, Gekannte (In dem Fall die Ehefrau und damit verbunden die Arbeitsstelle und auch die Kinder.) aufgeben für eine vielleicht flüchtige Leidenschaft, für die neu entflammte Liebe (für die Geliebte)?


    Die Protagonistin Chloe ist von ihrem Mann für eine neue Frau verlassen worden; sie steht diesem Thema trotz ihrer Tränen sehr zynisch, ironisch gegenüber und ich kam nicht umhin über einige Szenen zu schmunzeln. Ihr Schwiegervater Pierre "entführt" sie in eine Hütte, und erzählt ihr die Geschichte seiner Affäre mit Mathile - Über fünf Jahre hat er sie geliebt, hat sie nicht loslassen können, hat sie am Ende nur losgelassen, weil ihm der Mut fehlte sich frei zu machen von seiner Ehefrau. Sie ist die große Unekannte in diesem Spiel, ist sie glücklich oder unglücklich? Sie weiß von dieser Affäre, konfrontiert auch ihren Ehemann damit, gesteht sich aber ein ihr ruhiges, sorgenfreies Leben nicht aufgeben zu können. Also ähnlich wie Pierre sucht sie nicht das Leidenschaftliche, sie will das Sorgenfreie, das Gekannte behalten. Und Adrien, Chloes Mann, der sie verließ wegen einer Anderen? Man könnte ihn moralisch schuldig sprechen und sich fragen, warum er sich nicht für Frau und Kinder entschieden hat. Und doch fragt man sich: Wäre das ein glücklicher Zug gewesen? Ist es besser bei einer Frau zu bleiben, die man nicht liebt?


    Mit solchen doch sehr nachdenklich-machenden Themata habe ich nicht gerechnet. Ich dachte an eine leichte Lektüre, für "Zwischendurch". Was ich bekommen habe, ist eine leicht erzählte Geschichte, mit sehr sympathischen Figuren (Ich liebe Chloes Sarkasmus *grins*), die durch den Inhalt sehr besticht und man bleibt sehr nachdenklich zurück nach diesem mit 165 Seiten "dünnen" Roman.


    Es gibt nur zwei Kritikpunkte; für den einen ist die Autorin verantwortlich und für den anderen nicht. Erstens: Zum Glück kann man sagen, waren es nur, zumindest im Gespräch, nur zwei Figuren und selbst da war es ab und an leicht verwirrend den Dialogen zu folgen, weil man manchmal irritert war, wer gerade spricht. Einerseits hält es die Geschichte lebendig, aber andererseits irrietert es extrem, wenn drei Mal Anführungszeichen hintereinander z.B. kommen und jedes Mal redet dieselbe Person.
    Und zweitens: Die Covergestaltung bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht findet ja jemand einen Zusammenhang mit der Geschichte, ich finde keinen.


    Fazit: Ich bin zwar überrascht auf doch keine so leichte Lektüre zu treffen und bin von der Geschichte dennoch beeindruckt. Auch, wenn mir dieser starke dialogartige Stil auf Dauer nicht gefallen würde, so hat er mir doch bei diesem eher kurzen Roman gut gefallen.

    Tolstoi gehört ja zu den russischen Klassikern und schon allein aus diesem Grunde würde ich es gerne mal lesen; entweder "Krieg und Frieden" (Wobei das mit seinen 1645 Seiten etwas zu lang für meinen Geschmack ist; nicht, weil es mich nicht interessiert, sondern weil der Januar genau der Monat ist, wo ich Uni-Prüfungen habe.) oder "Anna Karenina" (Hat auch einen größeren Umfang - 999 Seiten.), wobei ich zum Zweiteren tendieren würde.
    Auch John Steinbeck "Of Mice and Men", worüber ich meine Abtiruklausur in Englisch hatte, ist interessant. "Wuthering Heights" von Emily Bronte reizt mich allerdings überhaupt nicht.
    Von dem her: Ich entscheide mich für Tolstoi, sage aber nur zu 50% meine Zusage für eine Beteiligung an der Leserunde zu.

    Dieses Mal beteilige ich mich auch; und so wie ich mich kenne, wird der Stapel ungelesener Bücher so oder so größer, nach Gebrutstag, Weihnachten, Frust- und Spontankäufen und meinen monatlichen Buchkäufen... Aber okay, man soll ja die Hoffnung niemals aufgeben ;=)


    • Pascal Mercier - Nachtzug nach Lissabon
    • Umberto Eco - Der Name der Rose
    • Peter Prange - Die Philosophin
    • Jose Saramago - Die Stadt der Blinden
    • Leonie Swann - Glennkill. Ein Schafskrimi
    • Amos Oz - Plötzlich tief im Wald
    • Thomas Glavinic - Das bin doch ich!
    • Anna Mitgutsch - Die Ausgrenzung
    • Ephraim Kishon - Wer's glaubt, wird selig

    Anfangs war ich skeptisch, ob dieses Werk, auch vertreten in den SPIEGEL-Bestsellerlisten (Was gerade zur großen Vorsicht aufruft), das erfüllen kann, was die meisten Rezensenten versprechen: "Krimi, Historischer Roman und Abentuerroman in einem" oder aber auch "Eine Hommage ans Lesen". Ich habe es mit sehr viel Skepsis begonnen... Und innerhalb von vier Tagen ausgelesen, mit dem Gefühl mehr von diesem Autor hören zu wollen.


    Die Geschichte hat einen sehr langen Spannungsbogen; in jedem Kapitel fiebert man mit, ob Daniel und Fermin wirklich die verworrene Geschichte um den Autor Julian Carax lösen können und ob es auch ein Happy End für die Liebesbeziehung zwischen Bea, die Schwester von Daniels bestem Freund, und ihn geben wird, oder ob diese genauso unglücklich bleibt wie die Liebe Julians, der daran verzweifelt seine große Liebe nie wieder sehen zu können.


    Es ist eine Liebesgeschichte, es ist ein Krimi, es ist ein historischer Roman, umgeben von der Kulisse des Spaniens der Bürgerkriegszeit, der Kulisse der 50er Jahre... Genauso wie es eine Hommage ans Lesen ist, an die Fanatsie des Lesers, an die Liebe zum Lesen und zu Büchern.


    Ich lobe sehr selten Bücher, die auch in den Bestsellerlisten vertreten sind, aber der Autor hat eine wirklich schöne Geschichte, rund um Liebe, Verrat, spanischen Bürgerkrieg und Büchern geschrieben. Für mich hat dieses Werk alles, was ein gutes Werk braucht: sympathische Charaktere, eine stimmungsvolle Handlung, mehrere Aspekte, die man beleuchten kann, eine langen Spannungsbogen und vor allem ein passendes Ende.


    Fazit: Lesen!

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    Original von beowulf
    Wenn man überhaupt einen Zeitpunkt festlegen kann, beginnt die Renaissance in deutschland hiermit also zu beginn des 16. Jahrhunderts.


    Ich danke für die Korrektur. Die Renaissance ist nicht unbedingt mein Gebiet, aber ich lerne gerne dazu.

    Ich finde, man hat als Autor eine Verantwortung gegenüber dem Leser.
    Okay, ein Autor ist vor allem der Geschichte verpflichtet und historische Daten sind auch dehnbar, anders interpretierbar und manchmal auch Auslegungssache. Ich rede auch nicht davon, dass jedes Datum exakt nachweisbar sein und eine ganzheitliche Darstellung dieses Datums folgt (Wurde Jesus wirklich im Jahre 0 geboren oder nicht? - Man muss da nicht alle Kontroversen anführen, zumindest nicht im Roman selbst. Vielleicht in einem Nachwort.), ist ja auch meistens für eine Geschichte unerheblich.
    Aber, wenn angefangen wird es als "historische Wirklichkeit" beschrieben zu werden, dass im 12. Jahrhundert über eine Millionen Hexen verbrannt wurden oder aber erzählt wird, Gladiatoren sind NUR Sklaven gewesen und wurden mies behandelt, dann sind das einfach Fehler. Fehler, die ich in jedem Brockhaus / wikipedia (Ich persönlich darf es im Studium nicht verwenden, aber als Weg zur Erstinformation finde ich es nicht schlecht.) / Meyer Universal-Lexikon aufklären kann...
    Wenn ich bemerke, dass ein Autor grob fahrlässig handelt (Ja, man handelt fahrlässig, wenn man z.B. "über eine Millionen verbrannte Hexen im Mittelalter" als Faktum verkauft. Die Leser sind manchmal nämlich, wenn sie solche Romane gerade nur zum Vergnügen lesen nur allzu bereit ALLES zu glauben.), dann ist das für mich ein Grund a.) das Buch wegzulegen und b.) mich zu fragen, ob der Autor auch wirklich mal sich ein bisschen mit dieser Zeit beschäftigt hat.


    Bestes Beispiel war bei mir ein Roman aus dem 9.Jahrhundert, wo es als historisches Faktum verkauft wurde, ein Händler hat bei den einfachen Leuten (Bauern, Handwerkern...) Erfolg mit dem Verkauf von Gabeln (!). Nur so zur Info, Gabeln gab es schon zu dieser Zeit, aber nicht in Mitteleuropa, sondern in Byzanz; im 10./11.Jahrhundert erst kam dieses Esswerkzeug nach "Deutschland", wurde aber nicht regelmäßig gebraucht und hatte erst wieder ab 1500 ungefähr seine Verbreitung gefunden.


    An diejenige, die etwas zu "Die Nebel von Avalon" geschrieben hat: Das ist ein, sogar von der Autorin selbst kategorisierter, Fantasy-Roman; ich hoffe, dass wurde bedacht beim Posten.
    Die Artus-Sage (Ich hoffe, es wurde gelesen - "Sage"!) stammt aus dem angel-sächsischen Raum und die meisten, wie auch das Mittelalter meistens räumlich thematisiert wird, Romane spielen in Mitteleuropa, also "Deutschland", Österreich, Gebiet der heutigen Niederlande etc.pp.
    Der Geschichtskundige, und dazu brauche ich nur Schulwissen, weiß, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem innereuropäischen Mittelalter und dem Mittelalter in Italien; genauso wie es einen Unterschied gibt zwischen der Renaissance in Italien (Ich glaube ab dem 12.Jahrhundert nannten sie ihre "Epoche" bereits so, bin etwas unsicher, bitte um Berichtigung.) und der in "Deutschland" ablaufenden Renaissance (Kurze Phase im 14.Jahrhundert.).

    Also zum einen ist der Begriff der Lebenserwartung eine Sache für sich. Er ist der Zeit unterworfen und dass er während der großen Pestepedemien eine niedrige Lebenserwartung war, und in Zeiten des Hohen Mittelalters ohne große kriegerische Auseinandersetzung eine höhere Lebenserwartung vorherrschte, ist eine logische Schlussfolgerung. Zu Zeiten des Frühen Mittelalters (Also im 7./8. Jahrhundert) geht man von einer großen Kindersterblichkeit aus - keine medizinische oder hygienische Versorgung und zum anderen gab es eine chronische Unterernährung. Man gibt im Frühen Mittelalter die Lebensewartung mit 27 Jahren bei Männern, und 22 Jahren bei Frauen an. Wenn Kinder das 5.Lebensjahr erreicht haben, was in drei von vier Fällen nicht der Fall war, haben sie eine gute Chance zu überleben.
    Im Hohen Mittelalter gab es starke Unterschiede; während ein Fürst bzw. ein anderer Adelsangehöriger über 40 Jahre werden konnte (Der Erzbischof zu Trier wurde, soweit das in meinen Notizen ersichtlich ist, 56 Jahre alt.), während der einfache Bauer (Den Begriff Bürger gab es damals noch nicht, auch das ist eine neue Form der Neuzeit.) nach wie vor keine höhere Lebenserwartung hatte als 30 Jahre.


    Aber bitte, das sind nur Forschungszahlen.


    Ich möchte noch etwas zum Thema Hexenverfolgung sagen: Den Begriff "Hexe" gab es erst ab dem 15.Jahrhundert; wenn es vorher kirchliche Verfolgungen gab, dann gegen die s.g. "Häresie" - Glaubensabweichler. Noch im 13./14. Jahrhundert verurteilte die Inquisition die Hexenverfolgung; bzw. wenn es einen Verdacht hinlänglich einer "Wahrsagerei" gab, sollte sie nur verhaftet und verhört werden. Bestes erhaltenes Dokument dazu: Vom 20. Januar 1260 von Papst Alexander IV. ~> Personen, der man "Zauberei und Wahrsagerei" vorwarf, sollten nur verhaftet werden, wenn unbedingt notwendig; Prozesse über diese Personen sollten zurückgestellt werden, weil der Kampf gegen die Häresie als wichtiger erachtet wurde.


    Den Rest, z.B. das der Höhepunkt von 1550 - 1650 war, wurde schon erwähnt.


    Ich möchte im übrigen nicht bestreiten, dass es im späten Mittelalter (Und das 14.Jahrhundert IST das späte Mittelalter, und nicht das tiefste.) schon zu Einzelverfolgungen gekommen ist; das bestreitet auch kein Historiker. Aber die so schön oft zitierte (aber nicht nachweisbare und übertriebene) Zahl von 1 Millionen (In Wirklichkeit waren es "nur" 100 000) verbrannten Männern, Frauen und Kindern als Hexen / Hexer gab es erst in der frühen Neuzeit mit der Hochzeit der Hexenverfoögung mit ihrer Systematik, mit den Hexenprozessen, mit dem "Hexenhammer", mit der gezielten Denunziation von Nachbarn etc.


    Ich möchte noch einmal sagen: Historischer Roman bleibt auch einer. Dieses schöne romantisch-verklärte Bild verdanken wir den Romantikern des 19.Jahrhunderts. Und ein Autor wird nach wie vor seinem Leser und seiner Geschichte abhängig sein; sprich, historische Daten sind etwas Dehnbares und Auslegbares. Vielleicht ist auch die Faszination so groß, weil es aus diesem Zeitraum einige Legenden gibt; oder aber, weil es eine der "Epochen" ist, wo wir schon einiges historisches Material haben, aber so gut wie ein Großteil noch offen ist.

    hanako hat es schon korrigiert; die Hexenverfolgung wird immer wieder mit dem Mittelalter assoziiert, ist aber zumindest auf den deutschen Raum bezogen kein mittelalterliches, sondern ein neuzeitliches Phänomen.
    Und vor allem, wenn ich mir dann anhören muss in einem Seminar, dass die meisten denken, alle Burgen bestehen aus Stein (Vor allem, weil das Königtum nicht etwa ein fahrendes war...) oder aber jeder Bauer hatte vor seinem Pflug zwei prachtvolle Kaltblüter gespannt, dann ist das ein Bild, was geprägt wurde von der Romantik und von deren romantisch - verklärtem Geschichtsbild, aber dies sollten keine Punkte sein, die in einen historischen Roman, wo ich eine gewisse Recherche erwarte, seitens eines Autors, Einfluss finden sollten.


    Ich habe auch kein glückliches Händchen; immer, wenn ich einen historischen Roman lese, sind die Themenkomplexe ähnlich fantasievoll - Frauen, in Männerkleidern, Frauen, verfolgt von der Inquisition, Frauen, verfolgt, weil sie ein paar Kräuter gesammelt haben, Frauen, die grundsätzlich von Männern misshandelt, missbraucht oder sonst irgendwie schlecht behandelt werden.


    Entweder erwische ich die eher schlechteren historischen Romane oder aber derzeit verlaufen die meisten nach Stereotypen...