Facharbeit in Deutsch zum Thema Bildungsroman - ein paar Anregungen erwünscht ;)

  • Hallo in die Runde,


    gerade eben habe ich mich hier angemeldet, da ich 1. sehr gerne lese, so wie wohl alle hier, und 2. ein Anliegen an genau jene habe, die sich für Literatur interessieren und sich ein bisschen damit auskennen.


    Ich schreibe momentan meine Facharbeit (eine "wissenschaftliche" Arbeit über 20-30 Seiten, verpflichtend für jeden in der 13. Klasse / Gymnasium / Bayern) im Leistungskurs Deutsch über das Thema "Der Wandel des Menschenbildes im Bildungsroman". Dafür habe ich mir 3 Romane aus unterschiedlichen Epochen ausgesucht, das Menschenbild erschlossen und verglichen.
    Nun soll ich als Abschluss noch erörtern, ob, und wenn ja, inwiefern der Bildungsroman (also die Gattung, ganz allgemein) heute noch aktuell ist.Vielleicht kann ja jemand etwas dazu sagen, ich brauche einfach ein paar Anregungen und dachte mir, dass ich dafür am besten Leute fragen, die sich mit der Materie ein bisschen auskennen. Mein Umfeld weiß überhaupt nicht wovon ich rede ("Bildungsroman, kann man das essen?") ...
    (Zur Erinnerung, die klassischen Bildungsromane wären "Wilhelm Meister Lehrjahre" von Goethe, "Der grüne Heinrich" von G. Keller, "Der Zauberberg" von T. Mann etc., eben Romane die die Entwicklung eines jungen Menschen zum Thema haben und auf einen Ausgleich des Helden mit seiner Umwelt zielen)


    So, ich hoffe auf ein paar Beiträge und wünsche noch einen schönen Abend
    lg
    lyrisches_ich

  • Hallo, lyrisches_ich.


    Das, was man weitgehend als "Popliteratur" bezeichnet, von Hornby über Regener bis Goosen, hat sich, die Dramaturgie anbetreffend, des klassischen Bildungsromans angenommen. Nicht selten handelt es sich dabei um nahezu lupenreine Entwicklungsromane, die "den Ausgleich des Helden mit seiner Umwelt" zum Ziel/als Ergebnis haben (vereinfacht gesagt: Das Erwachsenwerden). Das gilt jedenfalls für diejenigen Bücher, die nicht stagnative Situationen beschreiben. Auch meinem "Idiotentest" wurde schon mehrfach unterstellt, eigentlich ein klassischer Bildungsroman im Sinne des "Wilhelm Meister" zu sein. ;-)

  • Zwischenfrage:
    Wie verhält sich das bei Wildes DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY....ist das auch sowas ähnliches wie ein Bildungsroman?

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Zitat

    Original von Tom
    Nicht selten handelt es sich dabei um nahezu lupenreine Entwicklungsromane, die "den Ausgleich des Helden mit seiner Umwelt" zum Ziel/als Ergebnis haben (vereinfacht gesagt: Das Erwachsenwerden).


    Ob der Harry Potter dann auch ein Bildungsroman ist? :gruebel
    Oder gibt es da noch mehr Kriterien?

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Schwarzes Schaf


    Im Gegensatz zu den Leuten die du hier netterweise verlinkt hast verlange ich keineswegs, dass hier irgendjemand meine "Hausaufgaben" macht. Ich hätte genauso gut fragen können, ob sich jemand in der heutigen Zeit noch für einen Bildungsroman interessieren/selbigen lesen würde. Mal ganz davon abgesehen, dass es nicht um bedingt die feine englische Art ist, einen "Neuling" auf eine solche Art und Weise zu "begrüßen" ...


    Tom


    Danke für deinen Kommentar, die Sache mit den Pop-Romanen ist ein interessanter Aspekt, da "Faserland" von Christian Kracht, ebenfalls "Pop", einer meiner drei ausgewählten Romane ist. ;)


    Joan


    Dorian Gray ... ich bin mir nicht sicher, wenn überhaupt, dann ist es wohl eher ein Künstlerroman, aber ich garantiere für nichts, da ich mich nur mit deutschen Romanen beschäftigt habe.


    Saru


    Harry Potter wird in der Tat manchmal als Bildungsroman bezeichnet. Allerdings kommen bei einem "richtigen" Bildungsroman noch Aspekte wie z.B. die "Die Bildung des Lesers" oder dass der Held seine Anlagen verwirklicht, etc. Also, lupenrein würde ich Harry Potter von daher nicht nennen, aber er steht in der Nähe der Gattung. Auch eine gute Idee im übrigen, danke. ;)

  • Zitat

    Original von lyrisches_ich
    Schwarzes Schaf


    Im Gegensatz zu den Leuten die du hier netterweise verlinkt hast verlange ich keineswegs, dass hier irgendjemand meine "Hausaufgaben" macht. Ich hätte genauso gut fragen können, ob sich jemand in der heutigen Zeit noch für einen Bildungsroman interessieren/selbigen lesen würde. Mal ganz davon abgesehen, dass es nicht um bedingt die feine englische Art ist, einen "Neuling" auf eine solche Art und Weise zu "begrüßen" ...



    Wir sind hier auch nicht in deinem Begrüßungsfred. :grin


    Schwarzes Schaf
    :knuddel1


  • Hätte ich nicht besser sagen können. :kiss



    lyrisches_ich :
    Es geht mir eigentlich auch darum, dass du dich neu in diesem Forum registrierst und dann direkt eine Frage bezüglich einer Facharbeit stellst, die sicherlich in einem anderen Forum besser aufgehoben wäre.
    Als einer der ersten Beiträge ist das nicht unbedingt toll, immerhin sind wir hier in einem Bücherforum.
    Wenn du erst einmal Interessen an einem buchspezifischen Thema gezeigt oder eventuell sogar eine Rezi gepostet hättest, sähe das etwas anders aus.
    Eny ist zum Beispiel schon ewig dabei, beteiligt sich aktiv am Forum und kann ihre Meinungen über Bücher oder Kurzgeschichten kaum zurückhalten (nicht negativ gemeint! :wave :knuddel1). Und wenn sie dann, wie gestern (?) eine Frage zu ihren Aufgaben stellt, weiß jede Eule im Forum, dass es sich nicht um einen einmaligen Auftritt hier handelt, um schnell die gewünschte Information zu bekommen und dann auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden, was bei dir möglich ist.


    So, und jetzt noch viel Spass mit deiner Facharbeit!

  • Zitat

    Original von lyrisches_ich
    Tom


    Danke für deinen Kommentar, die Sache mit den Pop-Romanen ist ein interessanter Aspekt, da "Faserland" von Christian Kracht, ebenfalls "Pop", einer meiner drei ausgewählten Romane ist. ;)


    Schade, dass ich nicht mehr zur Schule gehe. Ich hätte gern ein paar Pop-Lit-Romane verglichen. :grin

  • Ich finde, es sollte auch andere Wege ins Eulennest geben als den "klassischen" über Mitlesen und Vorstellen. Wer mit einer so durchdacht formulierten (Buch-)Frage herkommt wie "lyrisches Ich" und freundlich und interessiert auf (freundliche) Kommentare eingeht, die ist mir hier herzlich willkommen. Wer weiß, vielleicht gefällt's ihr ja, und sie bleibt. Wenn nicht, hatten wir immerhin eine interessante Diskussion.


    Ich sehe da durchaus einen deutlichen Unterschied zu den üblichen "Wer macht meine Hausaufgaben?"-Threads, die mich auch sehr nerven.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Ich sehe da durchaus einen deutlichen Unterschied zu den üblichen "Wer macht meine Hausaufgaben?"-Threads, die mich auch sehr nerven.


    :write Der Ton macht die Musik und die stimmte für mich hier schon. Im Gegensatz zu manch anderem Eröffnungsbeitrag. :rolleyes Abwarten.


    Die Mischung aus Poplit und Klassikern wie z. B. dem Zauberberg fände ich übrigens durchaus reizvoll. Herauszustellen, was sie eint und worin sie sich unterscheiden könnte spanned sein.

  • lyrisches_ich, Jean-Jacues Rousseau hat Bildungsromane geschrieben, ein Klassiker von ihm ist "Emile". (Wobei ich mir vorstellen kannst, dass Rousseau einer der drei auf deiner Liste ist...).
    Rousseau war seiner Zeit (oft) voraus, einiges von ihm kann/könnte durchaus noch aktuell sein.

  • hmm ich seh das so wie das schäfchen!es ist okay wenn man das macht wenn man ne zeit lang hier wear aber nicht als einstieg,sorry lyrisches_ich!mag sein das du es anders gemeint hast udn du auch vor hast länger und vorallem dich aktiv zu beteiligen ist das okay!we will see........

    »Diese Geschichte ist authentisch. Ich kann es bezeugen, denn es ist mir passiert. Inmitten der Hölle hat meine Mutter für mich einen Garten Eden geschaffen.« Raphael Sommer

  • Ao eigentlich wollte ich hier keine Grundsatzdiskussion darüber entfachen, wer aus welchen Gründen und unter welchen Voraussetzungen hier eine Frage stellen darf.
    Gut, ich gebe gerne zu dass es vielleicht nicht den allerbesten Eindruck macht, wenn der erste Beitrag gleich eine Frage ist. Aber wäre es besser, zuerst ein scheinheiliges Vorstellungsposting zu machen und dann als 2. Beitrag um Anregungen bittet? Es tut mir ja sehr leid dass ich nicht vorher 10 Rezensionen abgegeben habe um damit die Erlaubnis zu erlangen, eine Frage zu stellen. Davon mal abgesehen will ich nochmals kurz anmerken, dass ich niemals verlangt habe, dass mir jemand eine komplette ausführliche Antwort gibt, die ich am besten gleich 1:1 in meine Facharbeit übernehmen kann. Vielleicht wäre es schlauer gewesen, den Begriff "Facharbeit" gar nicht erst zu erwähnen und stattdessen zu fragen "Bildungsroman noch aktuell? Ja oder nein?" - es wäre vermutlich eine normale Diskussion über Literatur entstanden. Vermutlich habe ich mich getäuscht, als ich dachte, es könne nicht verkehrt sein, eine Frage über Literatur in einem Literatur-Forum zu stellen. Dass man sich hier erstmal hocharbeiten muss bzw. dass man, um Fragen stellen zu dürfen, schon eingeschworenes Mitglied in der Forengemeinde sein muss, war mir nicht klar. Aber wie dem auch sei, nun ist es eben so gelaufen - ich freue mich ja trotzdem darüber, wenn wenigstens ein paar nette Antworten ohne schiefe Kommentare kommen. ;)


    Nun, für diejenigen, die es interessieren sollte, ich habe folgende Romane ausgewählt:
    Novalis - Heinrich von Ofterdingen
    Thomas Mann - Der Zauberberg
    Christian Kracht - Faserland
    Wenn gleich dies keinen Einfluss hat auf die Erörterung der Aktualität dieser Konzeption in der heutigen Zeit - ich wollte es nur kurz anmerken.


    fabuleuse
    Der Tipp mit Rousseau ist toll, vielen Dank. Nein, er steht nicht auf meiner Liste, da es ja ein französischer und kein deutscher Roman ist. Aber soviel ich weiß hat er viel über Erziehung geschrieben, worauf man sich auch heute noch bezieht - muss mal ein bisschen was nachlesen. ;)

  • Zitat

    fabuleuse Der Tipp mit Rousseau ist toll, vielen Dank. Nein, er steht nicht auf meiner Liste, da es ja ein französischer und kein deutscher Roman ist. Aber soviel ich weiß hat er viel über Erziehung geschrieben, worauf man sich auch heute noch bezieht - muss mal ein bisschen was nachlesen. ;)


    Es juckte geradezu in meinen Fingern dir dazu etwas zu schreiben ;=)


    Rousseau geht von drei Säulen der Erziehung aus: Der körperlichen Entwicklung, also der "natürlichen Entwicklung von Heranreufen der Organe" (Zusammenfassend also die frühkindliche Entwicklung vom Krabbeln zum Laufen etc.pp); der "menschlichen Entwicklung", also der "Gebrauch" der von der Natur gegebenen Umwelt an Dingen, der Entwicklungen und als dritte und letzte Säule die der "dinglichen Entwicklung", also der Gewinn an Erfahrungen aus diesen Dingen.


    Kurzum: Es geht ihm um Erlebnispädagogik. "Kinder wissen nicht wie eine Mohrrübe aussieht, sondern wie das Bild einer Mohrrübe aussieht. Erst, wenn sie sie wirklich anfassen und berühren, wissen sie es." Das ist allerdings nur ein Punkt, in Emile geht es um viel mehr. Zum einen ist es der Versuch eines praktischen Beispiels - Rousseau sieht sich selbst als Lernbegleiter seines Schützlings, er hält ihn nicht nur zu Studien seiner Literaturen an, sondern auch zur körperlichen Ertüchtigung, handwerkliches Geschick und Orientierung in der Natur. Noch dazu wendet er sich gegen die "Vergesellschaftlichung" eines jungen Menschen, dem Sozialprestige über alles gehe - Nur in der "Einsamkeit" gedeihe der Mensch richtig, wenn er sich allein auf seine Studien konzentrieren kann.


    Ist zwar nicht ganz das passende für dich, aber für weitere Informationen würde ich dir dieses Vorlesungsskript empfehlen: Über die moralische Erziehung in Emile

    Wenn ich ein Buch lese, ein gescheites ebenso wie ein törichtes,
    ist es mir, als lebte es und spräche mit mir. (Jonathan Swift, 1667 - 1747))


    :lesend Vladimir Nabokov - Lolita (Leserunde)

  • Zu der ganzen Diskussion hab ich nur mal eine Frage: Ist ein Forum nicht auch dazu da, anderen zu helfen und Fragen zu beantworten, die man vielleicht selber nicht beantworten kann? Zumindest dachte ich das. Ich mein, sie hat ja nun wirklich nicht verlangt, dass irgendjemand ihre Facharbeit für sie schreibt.


    @ lyrisches_ich: Wieso sind denn eure Facharbeiten so lang? 20 - 30 Seiten find ich ganz schön viel. So lang sind ja nicht mal die meisten Hausarbeiten in der Uni. Gut, du kommst aus Bayern und ich aus NRW, aber ich bin mir sicher, meine Facharbeit war höchstens 10 Seiten lang (auch im LK). Vielleicht 12, aber dann auch schon mit Deckblatt usw. Hat sich da was geändert oder war das schon immer so?


    Liebe Grüße
    Groupie :trippel

  • Groupie
    Ich komme aus Baden -Württemberg.
    Es ist schon viele Jahre her, aber wir hatten auch eine
    größere Hausarbeit in Deutsch.
    Bei uns ging es damals um eine Buchinterpretation und ich durfte
    Unter dem Birnbaum und Schuld und Sühne miteinander vergleichen.
    Ich finde es eher schwirig so eine Arbeit auf nur 20 Seiten zu beschränken. ;-)

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Yakomoz


    Das Thema Erziehung ist gar nicht so verkehrt. Zwar besteht ein Unterschied zwischen Erziehungs - und Bildungsroman, aber auch in letzterem spielt der Einfluss der Umwelt oder sogenannter "Mentoren" eine wichtige Rolle. Würdest du denn sagen, dass Rousseau Theorie auch heute noch aktuell - eben vor allem in der Pädagogik - sind?


    Groupie


    (Zuerst mal danke für deine "Verteidigung". ;))
    Nun, die Länge der Facharbeit schwankt sehr stark zwischen den Kursen. Soviel zum Thema "fairer Wettbewerb" - es gibt Lehrer, die geben kein Limit, wobei natürlich klar ist, dass derjenige mit 70 Seiten wohl besser bewertet wird als einer mit 20. Dann widerrum sind in manchen Kursen 15 Seiten inkl. Quellenverzeichnis und Gliederung die Vorgabe, dann sind die Themen auch dementsprechend weniger umfangreich. Normal sind um die 20 Seiten reiner Text (mit Zeilenabstand, mind. Schriftgröße 12, breiter Rand für die Heftung ... praktisch natürlich für all die Leute, die im Prinzip zu wenig Text habe ... rechts und links 1cm mehr, et voila) Nun ja, ich hab's geschafft, 25-27 Seiten durchzusetzen, da mein Thema eben sehr sehr umfangreich ist. Ich darf gar nicht laut sagen, dass auch das im Prinzip für mich zu wenig ist ...