Beiträge von Googol

    Das liegt auch an den Kritiker Strigl und Ebel, die ich sehr schätze und auch der Gast hat sich gut beteiligt-


    Obwohl es Ebel mit seinem "ist doch nicht schlimm, das Ende zu verraten. Das sind doch keine Krimis" ein wenig übertrieben hat. Als Strigl dann bei Ebels Büchertipp am Ende ganz frech meinte: "und? wie geht es aus?" lag ich lachend unter dem Tisch.

    Ich auch. Ich bin mal sehr gespannt, wer die Leitung der Sendung übernimmt. Mein Lieblingsmoderator wäre ja Philipp Tingler. :heisseliebe

    Das wäre lustig. Nicola Steiner war ja sozusagen die Löwenbändigerin und Philip Tingler der Löwe. Er is eigentlich komplett ungeeignet für irgendwelche Führungsaufgaben, wäre aber mal ein interessantes Experiment. ;)


    Ich finde das auch schade, weil Frau Steiner war mit Abstand die beste Moderatorin dieser Art von Literatursendungen (Thea Dorn zu viel Ego und zu wenig Moderationsgeschick; das geht durcheinander wie bei einer Hart aber Fair Sendung; Denis Scheck zu viel Ego und mitunter gerade zu unverschämt wie er seine Gäste abwürgt; und Gerd Scobel ist extrem nett und kompetent, aber auch irgendwie langweilig in der Gesprächsführung). Ich fürchte, Nicola Steiner kann man aktuell überhaupt nicht ersetzen :(

    Morgen wird der Siegertitel bekanntgegeben. Auf die Shortlist haben es geschafft:


    Boulder - Eva Baltasar

    Whale - Cheon Myeong-Kwan

    The Gospel According to the New World - Maryse Condé

    Standing Heavy - GauZ

    Time Shelter - Georgi Gospodinov

    Still Born - Guadalupe Nettel


    Und jetzt habe ich gerade Time Shelter (Zeitzuflucht) in der deutschen Übersetzung fertig gelesen, und der Roman darf gerne gewinnen :)


    Es handelt sich dabei um einen Ideenromanen, gleichzeitig die Stärke, vielleicht aber auch eine Schwäche, denn vor allem in der zweiten Hälfte, steht mehr die Idee und das World-Building im Vordergrund, als die Figuren oder ein herkömmlicher Plot, der sich szenisch entwickeln würde. Ein mysteriöser Dr. Gaustin behandelt Alzheimer-Patienten, in dem er sie speziell in für sie zeitgenössisch eingerichteten Therapieräumen in der Vergangenheit zurückversetzt. Und dabei bleibt es nicht, es entstehen Kliniken und irgendwann beschließen alle europäischen Länder, sich in ein Jahrzehnt ihrer Wahl (in jedem Land gibt es ein Referendum) zurückzuversetzen und die Vergangenheit nachzuspielen.


    Das ist teilweise äußerst witzig und originell geschrieben. Politisch bissig (Großbritannien darf am Referendum nicht teilnehmen, weil Brüssel nach dem Brexit die Schnauze voll hat). Überhaupt ist die gesamte Idee sehr zeitgemäß, wo immer mehr Nationen zeitlich rückwärts gewandte Regierungen wählen und die Vergangenheit verklären.


    Aber, wie erwähnt, nach einem atmosphärischen Beginn, wo der Ich-Erzähler (ein Schriftsteller names Georgi Gospodinov) durch Zürich flanniert und Dr. Gaustin trifft, wird der Roman zunehmend verkopfter. Das könnte ihm den Preis kosten und vielleicht auch viele Leser abschrecken. Ich mag aber Ideenromane.


    ASIN/ISBN: 3351038895

    Soeben den Pulitzer Prize for Fiction 2023 gewonnen (zusammen mit Demon Copperhead von Barbara Kingsolver, Jury konnte sich nicht entscheiden).

    Mehr als zwanzig Jahre nachdem ich am selben Ort Haruki Murakami gesehen habe, zog es mich ein zweites Mal ins Literarische Colloquium am Wannsee in Berlin, vermutlich wohl der schönste Ort, an dem man Lesungen abhalten kann. Der Saal wirkte etwas kleiner als damals, aber in der Vergangenheit ist ja alles immer ein wenig größer. Ich war sehr früh dort, eigentlich wollte ich ja noch am Wannsee entlang wandern, aber es war - entschuldigt meine Ausdrucksweise - gestern einfach scheißkalt.


    Von Lukas Bärfuss liebe ich vor allem seinen Roman Hagard und tatsächlich gibt es einen weiteren Berlin-Bezug und zwar habe ich eine Aufführung seines Theaterstücks Öl in Berlin gesehen. Ich mag auch seine Auftritte z.B. beim Literaturclub. Er ist einfach ein kluger und witziger Mensch, was er auch bei dieser Lesung wieder bewiesen hat. Das neue Buch von ihm, das erste einer Trilogie ist aber weniger witzig: Arbeitermileau und Armut (das kennt Bärfuss, der aus prekären Verhältnissen stammt und keinen Schulabschluss hat), alleinerziehende Mutter... Ich muss zugeben, dass ich noch nicht sicher bin, ob ich den Roman überhaupt lesen möchte, aber die Lesepassagen waren stark und eindringlich.


    Aber was diese Lesung so einmalig gemacht hat, war die Moderatorin. Oh, mein Gott... Sie hatte den Autor, die Verlagsvertreter und vor allem auch das Publikum zum Verzweifeln gebracht.


    - Das ist ihr was? vierter Roman?

    - Sie wissen doch, mit Mathematik habe ich es nicht so.

    - Ja genau, lassen sie uns doch über den Fehler in ihrem Roman sprechen...


    ... den sie dann nicht erklärt, aber offenbar hat ein Rezensent der Neuen Züricher Zeitung irgendeinen Fehler in der Chronologie des Romans gefunden (ich habe dann nachgeforscht, nach dessen Berechnung hat die Protagonistin mit 10 ihr Kind geboren). Die NZZ-Rezension war im übrigen ein übler Verriss. Also ein perfekter Opener für ein Gesprach, aber Bärfuss kontert originell und gewitzt.


    Die Moderatorin meint Bärfuss kann ja nichts für den Fehler, aber ein Lektor hätte das doch entdecken müssen. Böse Blicke von den Verlagsvertretern (Rowohlt) von den reservierten Plätzen.


    Dann spricht die Moderatorin über ihre Erfahrung in der Jury für den Preis der Leipziger Buchmesse 2017. Hagard war nominiert. Die anderen Jury-Mitglieder hätten den Roman ja so furchtbar kulturpessimistisch gefunden.


    Dann nach mehr als einer halben Stunde vielleicht, eigentlich weiß ich bisher über den Roman der gerade Buchpremiere hat überhaupt nichts, möchte Bärfuss dann lesen, aber ab Seite 50. Die Moderatorin bittet (eher nötigt) Bärfuss die ersten 50 Seiten zusammenzufassen. Das ist Bärfuss irgendwie unangenehm (er möchte lesen, nicht nacherzählen), aber er tut wie verlangt. Die Zusammenfassung war der Moderatorin aber nicht ausführlich genug und sie fügt dann noch zehn Minuten Nacherzählung hinzu... inzwischen weiß ich alles über die ersten 50 Seiten. Die brauche ich auch nicht mehr lesen. Hinter mir lacht jemand laut, während die Moderatorin erzählt und erzählt.


    Bärfuss wird ganz langsam dann doch etwas bissig. Habe den genauen Wortlaut nicht mehr, aber bevor er mit seiner Lesung beginnt, meint er, dass es etwas mit Respekt zu tun hätte, die Zeit des Publikums nicht zu vergeuden. Spoiler: leider versteht die Moderatorin den Wink nicht und wird später gleichbleibend verpeilt weiter moderieren.


    Nach der Lesung dieses Teils dann weitere Diskussionen, in deren Verlauf deutlich wird, dass die Moderatorin ein Detail in der Erzählperspektive komplett missverstanden hat. Bärfuss erklärt, wie es gemeint war. Im Publikum ist man sich einig: das konnte man eigentlich nicht missverstehen. Die Moderatorin lässt nicht locker. Also wenn man das Wort "sie" vielleicht etwas an das Ende des Satzes verschoben worden wäre, aber so... Zehn Minuten Ping-Pong zu diesem einen Detail. Bärfuss verteidigt sich und seinen Lektor und das Publikum entwickelt langsam Moderatorinnen-Hassgefühle (in einem Fußballstadion wären inzwischen Bierbecher geflogen, aber man will ja nicht mit Weingläsern schmeißen). Aber wieder findet Bärfuss den richtigen und witzigen Dreh:


    "Ich muß ihre Position aber wirklich verteidigen. Es ist nun einmal das Geheimnis großer Literatur, dass man wirklich jedes Wort aus zwei Blickwinkeln betrachten kann."


    Nach anderthalb Stunden (ich bin mir inzwischen sicher, dass diese Lesung mindestens vier Stunden andauern wird) fragt die Moderatorin Bärfuss, ob er noch etwas lesen möchte. Dieser, gefühlt wie bei einem Stoßgebet nach oben blickend: "Ja, gerne, oh mein Gott, ja!" Das Publikum applaudiert.


    Nach der Lesung geht es dann mit der Diskussion weiter (es muss ja auch noch jedes letzte Detail des Romans erklärt werden. Gerne werden auch immer wieder Punkte aus schlechten Kritiken erwähnt, die die Moderatorin ja so überhaupt nicht verstehen kann). Und irgendwann weist die Moderatorin dann darauf hin, dass sie ja überhaupt kein Gefühl für die Zeit hätte (ach was, wirklich?), man sie aber darum gebeten hätte, noch Fragen aus dem Publikum zuzulassen. Das Publikum ist gnädig und schweigt. Bärfuss bedankt sich bei der Moderatorin und freut sich bereits auf die nächste gemeinsame Buchpremiere. In der Signierschlange, endlich ohne Moderatorin, gibt es noch nette Interaktionen zwischen Autor und Publikum und ich fahre zufrieden aber auch kopfschüttelnd mit einem signierten Exemplar von Hagard zurück ins Hotel.


    ASIN/ISBN: 3498003208

    Jacqueline Stolos - Edendale


    In northeast Los Angeles, wildfires rage and coyotes stalk the neighborhood streets. The wind blows heavy with smoke and inside a rented bungalow on hilly Lemoyne Street, the air grows heavy with something else.

    Ropey closes his checking account and transfers his net worth to his sock drawer. Megan sharpens pencils and chops produce to obsession. Lyle tightens his grip on his girlfriend Egypt, whose growing dependence makes her question everything, especially Lyle. And Captain America, the cat of the house, finds his orange coat giving way to a nest of bleeding sores. As the fires burn ever closer, will the four friends wake up to their false paradise?


    ASIN/ISBN: B08LZM75C8

    Ein Kurzgeschichtenband einer kandadisch-laotischen Autorin:


    Souvankham Thammavongsa - How To Pronounce Knife


    In this stunning debut, Souvankham Thammavongsa captures the day-to-day lives of immigrants and refugees in a nameless city, illuminating hopes, disappointments, love affairs, and above all, the pursuit of a place to belong


    A revelatory debut collection from an essential new voice in world literature - 'There is not a moment off in these affecting stories' Sheila Heti


    ASIN/ISBN: B0844NZF61

    Ich kenne nicht jeden Roman von Ellis und daher war für mich The Shards erst der erste Aufguss von Less Than Zero und American Psycho und ich war sehr angetan von diesem Buch, denn das Spiel mit Autofiktion beherrscht Ellis hier perfekt. Der Roman ist extrem raffiniert gebaut. Der Roman hat übrigens kein Vorwort, sondern eine Rahmenhandlung, die in der Gegenwart spielt, die aber natürlich Teil dieses Spiels ist. Überhaupt wundert es mich wie wortwörtlich der Roman oft gelesen wird. Der Roman ist mit so einem Schalk geschrieben, natürlich sind nicht um Ellis herum, Menschen links und rechts von einem Massenmörder abgeschlachtet worden, aber genau dieser Mix von Less Than Zero Setting auf der einen Seite und diesen mörderischen American Psycho Elementen auf der anderen, hat mir unglaublich gut gefallen.


    Dieses Spiel muss einem natürlich gefallen, um das Buch genießen zu können. Als reiner Thriller funktioniert der Roman natürlich nicht und natürlich hätte man gut hundert Seiten streichen können. Über die Länge erzeugt aber Ellis aber ein Zeitportrait über die popkulturellen Referenzen und auch die Wiederholungen tragen dazu bei, dass der Erzähler immer unzuverlässiger erscheint.


    Was natürlich auch sehr Geschmacksache ist, ist die Selbstbezogenheit von Ellis. Ist er ein Narzisst? Ja, sowas von, aber das passt in das Gesamtkonzept.

    Ottessa Moshfegh - Death in Her Hands


    Die englischsprachige Ausgabe, aber hier der deutsche Klappentext:


    Eine Kriminalgeschichte der anderen Art: spannend, beängstigend, bewegend.

    Bei Sonnenaufgang läuft Vesta mit ihrem Hund eine Runde durch den Wald - die tägliche Routine einer einsamen alten Frau -, als sie einen Zettel findet: "Ihr Name war Magda. Niemand wird je erfahren, wer sie getötet hat. Hier ist ihre Leiche." Obwohl von der Leiche jede Spur fehlt, lässt Vesta der Gedanke an einen Mord nicht mehr los. Wer war Magda? Und wer könnte ihr Mörder sein? Die Aufklärung dieser Fragen wird zu Vestas Mission. Doch je tiefer sie sich in den Fall verstrickt, desto deutlicher treten ihre eigenen Abgründe hervor.


    ASIN/ISBN: 1984879375

    Josh Riedel - Please Report Your Bug Here


    Klappentext: "A college grad with the six-figure debt to prove it, Ethan Block views San Francisco as the place to be. Yet his job at hot new dating app DateDate is a far cry from what he envisioned. Instead of making the world a better place, he reviews flagged photo queues, overworked and stressed out. But that's about to change.

    Reeling from a breakup, Ethan decides to view his algorithmically matched soulmate on DateDate. He overrides the system and clicks on the profile. Then, he disappears. One minute, he’s in a windowless office, and the next, he’s in a field of endless grass, gasping for air. When Ethan snaps back to DateDate HQ, he’s convinced a coding issue caused the blip. Except for anyone to believe him, he’ll need evidence. As Ethan embarks on a wild goose chase, moving from dingy startup think tanks to Silicon Valley’s dominant tech conglomerate, it becomes clear that there’s more to DateDate than meets the eye. With the stakes rising, and a new world at risk, Ethan must choose who—and what—he believes in.
    "


    ASIN/ISBN: 1250813794

    In einem Tweet schrieb Berit Glanz kürzlich, dass sie Bremen sehr schön findet. Ich habe noch nie etwas von der Autorin gelesen, aber da sie jetzt meine Lieblingsautorin ist, habe ich mir ihren Roman Automaton besorgt.


    Klappentext: Die junge Mutter Tiff schlägt sich mit schlecht bezahlten Online-Jobs für die Plattform Automa durch, da sie wegen einer Angststörung ihre Wohnung kaum verlassen kann. Ihre zermürbende Akkordarbeit wird als angebliche Überwachungsleistung einer KI teuer verkauft, weshalb sie zur Verschwiegenheit verpflichtet ist. Doch dann wird sie am Bildschirm Zeugin eines Verbrechens …

    Ein visionärer Gegenwartsroman, der zwischen der Klaustrophobie der eigenen vier Wände und den Hanffeldern Kaliforniens spielt und von neuen Ausbeutungsverhältnissen und den Chancen virtueller Solidarität erzählt.


    ASIN/ISBN: B09HXJBSRV

    Den letzten Abschnitt hätte ich nicht gebraucht, aber ein Happy End beruhigt.


    Ging mir ähnlich.


    Piranesi war mein Buch des Jahres 2021. Es ist einzigartig, aber natürlich auch ein wenig eigenartig und entsprechend speziell. Nicht jedem wird das gefallen. Es ist nicht klassische Genre-Fantasy.


    Was mich fast interessieren würde wäre, ob hier irgendjemand ihre beiden Romane gelesen hat (ich nicht). Jonathan Strange & Mr. Norrell hat ja eine epische Länge (1000?) Seiten und bei Piranesi ist wirklich jedes Wort handverlesen. Ich habe gelesen, dass die Autorin einige Jahr sehr krank war (oder noch ist), kaum hier Haus verlässt, wohl eine Art Erschöpfungssyndrom, weshalb ihr der Akt des Schreibens wohl auch schwerfällt. Ich finde es interessant, wie sehr sich beides in diesem Buch spiegelt (das Irren durch dieses riesige Haus, die Knappheit in der Sprache).

    damit lande ich jetzt allerdings endgültig im Offtopic, und ich wollte den Thread auch nicht kapern.

    sorry für off-topic, aber wir sind jetzt bewusst oder unbewusst voll in die Trauma Plot Diskussion getreten: https://www.zeit.de/kultur/lit…%3A%2F%2Fwww.google.de%2F (vielleicht eine Diskussion, die man an anderer Stelle, sollte es sich bei der nächsten fragwürdigen Buchwahl ergeben, weiterführen könnte).

    Meinem Eindruck nach konnte "Ein wenig Leben" mehr Leser begeistern als verschrecken, nach dieser Buchbesprechung habe ich es jedoch sein lassen:

    https://buchrevier.com/2017/02…nagihara-ein-wenig-leben/

    A Little Life habe ich auch hier noch irgendwo rumliegen, auch schon einmal reingelesen. Im Zusammenhang mit diesem Buch habe ich überhaupt zum ersten Mal von dem Begriff der "emotionalen Manipulation" oder von "Misery Porn" in Literatur gehört. Ich finde die Leseeindrücke in der verlinkten Buchbesprechung (danke dafür) sehr nachvollziehbar. Man weiß als Leser, dass unglaublich viele andere Leser begeistert waren und denen die Geschichte nahe ging, und man selbst ist komplett gefühlskalt. Das ist kein gutes Lesegefühl, weil natürlich muss es ja dann an mir liegen.


    Bei Nagamatsu ist es aber wahrscheinlich alles etwas kleiner. Oder größer. Auch hier war die Rezeption sehr positiv, aber ich glaube Yanagiharas Erfolgsrezept war, dass sie vor allem den Leidensweg einer bestimmten Person gezeigt hat. In How High We Go in the Dark ist alles etwas verwaschener und abstrakter. Es ist ist die Welt und die Menschen die leiden. Die emotionale Manipulation richtet sich da vielleicht eher in Richtung Klimakatastrophe und Menschheit im Allgemeinen. Aber auch da: Gefühlskälte oder Empathielosigkeit gegenüber diesen Themen heißt ja nicht, dass mich diese gesellschaftlichen Themen nicht umtreiben und interessieren, sondern nur dass ich die Umsetzung des Buches schlecht finde. Ich mag es aber überhaupt nicht, wenn Autoren diese Grenzen von persönlicher Anteilnahme und literarische Auseinandersetzung mit einem Buch scheinbar bewusst vermischen.

    How High We Go in the Dark - Sequoia Nagamatsu


    Ein Virus, der im Permafrost eingefroren war wird bei einer Arktis-Forschungsexpedition freigesetzt und breitet sich bald weltweit aus. Der Roman wird episodenhaft erzählt, in kleinen Kurzgeschichten mit unterschiedlichen Protagonisten und einige Ideen sind auch richtig gut. So trifft der tödliche Virus vor allem Kinder und eine Geschichte spielt in einem Vergnügungspark speziell für Kinder im Endstadium, die dann quasi auf der Achterbahn in den Tod fahren.


    Ja, Achterbahn... der Gefühle und genau das ist das für mich größte Problem mit diesem Roman. Der Titel hätte mich schon warnen sollen, denn hier wird vor allem die Menschlichkeit in den dunkelsten Momenten abgefeiert. Man möchte die Figuren umarmen, trösten, knuddeln... es ist nicht auszuhalten. Das ist emotional manipulatitiv, Elendspornographie, apokalyptische Erbauungsliteratur, die mit einer furchtbar dicken Schicht mit Leidenskitsch überzogen ist. Vielleicht liegt das aber auch an mir, ich fand z.B. den Film Interstellar aus ähnlichen Gründen furchtbar. Wer also gerne Science Fiction liest mit Hans Zimmer in Endlosschleife auf dem Kopfhörer, der mag das gut finden.


    Hinzukommt, dass das Kurzgeschichten-Format nicht funktioniert. Sie haben alle exakt denselben Ton, ich konnte die Erzähler kaum auseinander halten (es fehlt die Polyphonie aus Cloud Atlas, mit dem dieser Roman auf dem Klappentext verglichen wird), und sie haben auch keine eigenständigen Spannungsbögen, als dass man einzelne Kurzgeschichten vielleicht losgelöst genießen könnte. Und das Argument der Autor hätte ja die Covid-Pandemie orakelhaft vorhergesehen, genauso wie zufällig hunderte andere Autoren wie z.B. auch Hanya Yanagiharas in To Paradise (nicht ganz zufällig auf Platz 2 meiner 2022 Flopliste), das kann ich nicht mehr hören. Das sind Ideen die seit Jahrzehnten und Jahren sehr beliebt sind (man denke nur an den ganzen Zombie-Hype in Filmen und Büchern vor ein paar Jahren). Die Dystopie wird mir hier zu platt und offensichtlich dargestellt, ohne jegliches Gespür für Figurenzeichnung oder Handlungsaufbau.


    ASIN/ISBN: 1526637189

    Aktuell ist das aber für mich aber kaum ein Thema.


    Bei mir ist es auch so, dass ich bestimmte Strecken habe, und wenn ich die Länge ausbauen möchte,baue ich einfach einen zusätzlichen Schlenker ein.


    Eine App zur Streckenplanung wird für mich erst jenseits der 20 KM wirklich interessant. Oder an Orten, die mir vollkommen unbekannt sind (Urlaubsorte oder so).

    Könnt ihr mich aufklären, was ihr konkret mit "Streckenplanung" meint und den Apps? Ich plane ja nichts voraus, habe meine Strecken bzw. wandle die immer um. Ich habe das Glück, dass ich zwar in einer Großstadt wohne, aber um die Ecke sehr viel Grün mit halbwegs abwechslungsreichen Streckenmöglichkeiten habe.


    Wenn du deine Strecken hast, dann brauchst du das nicht unbedingt, aber ich habe mich ein paar Mal auf Marathons vorbereitet mit entsprechenden Trainingsplänen und da ist so eine App sehr hilfreich wenn man sich eine Strecke mit einer bestimmten Länge zusammen klicken möchte und wenn man vor allem nicht immer dieselben Strecken laufen will.


    Bei komoot ist das z.B. sehr praktisch. Du klickst beliebig viele Punkte (Zwischenstationen) an und dann berechnet die App eine entsprechende Strecke, die man sich auch auf die Laufuhr runterladen kann.


    Bei Strava kenne ich mich nicht so aus, aber ich sehe, dass die App mir Strecken unterschiedlicher Länger in meiner Gegend anbieten, d.h. solche Apps bieten normalerweise nicht nur die Möglichkeit an sich die Stecke individuell zu erstellen, sondern auch die beliebtesten Routen in deiner Gegend (Strava hat da vermutlich durch die hohe User-Anzahl einiges an Daten zur Verfügung).