Warum gilt das eigentlich nur für „rechte“ Politiker - weshalb werden „linke“ so gut wie immer automatisch als Demokraten angesehen und so behandelt - und wenn dann von linker Seite die Systemfrage gestellt wird (wie kürzlich von Heidi Reichinnek), ist das ein ganz normaler Vorgang, über den sich kaum jemand aufregt?! Sind die automatisch und von Natur aus "reingewaschen"?
Ich habe ausschließlich Politiker aus dem rechten Spektrum aufgelistet, um die Vergleichbarkeit zu Meloni herzustellen. Natürlich kann Undemokratisches sowohl von links als auch von rechts kommen, aber bei den zitierten Leuten frage ich mich jeweils: Wieso ist das bei Meloni vielleicht noch im Rahmen, sind es die anderen nicht, oder sind sie alle zusammen total okay?
Das ist keineswegs ein Abstempeln deinerseits als rechtsradikal. Das würde mir eh nicht zustehen, sondern wirft eher die Frage auf, wie man politische Sachthemen, zur Europapolitik meinetwegen, die grundsätzlich erstmal nichts mit Rechtsradikalismus zu tun haben, vom ganzen anderen Ballast trennt, den zumindest teilweise die aufgelisteten Personen mit sich herumtragen: Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, Nähe zu postfaschistischen Ideologien oder zumindest eine mangelnde Abgrenzung von entsprechenden Gruppierungen oder Tendenzen in den jeweiligen Parteien. Wenn das jetzt auf Meloni gerade nicht zutrifft oder dieses Buch dafür den Beweis bringt, dann gut. Aber meine Skepsis hat nichts mit Medienwäsche oder Wokeheit zu tun, die ich übrigens in unserer Gesellschaft für übertrieben halte und nicht gutheißen möchte. Eine klare Abgrenzung von den extremen Ausprägungen rechter Politik erwarte ich von Demokraten, und ich sehe das zumindest nicht in diesem erwähnten Personenkreis.
Der einzige Grund, warum ich mich in einem Thread zu einem Buch äußere, das ich nicht gelesen habe, ist der, dass es hier ja nicht nur darum geht, ob das jetzt ein gutes oder schlechtes Buch ist, sondern um die Behauptung, basierend auf diesem Buch, dass es sich bei ihr um eine lupenreine Demokratin handelt.
Insofern: auch oder vor allem, wer Giorgia Meloni von vornherein als „rechtsextrem“ abstempelt (was sie nicht ist), sollte dieses Buch lesen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können. Bleibt man (ohne zu lesen) beim Vorurteil, könnte es möglicherweise sein, daß man nach der Devise „wenn die Realität von meinen Vorstellungen abweicht, ist die Realität falsch“ (vgl. S. 238) denkt und/oder handelt.
Diesem Statement möchte ich deutlich widersprechen. Eine eigene Meinung zu bilden, basierend auf Melonis Selbstdarstellung (siehe oben), ist Quatsch. Man bleibt beim Vorurteil, weil man es nicht gelesen hat? Das ist Quatsch, weil man sich über die Person und ihr Werk besser fachgerecht von außen ein Bild machen lässt bzw. das Material selbst sichtet und bewertet.
Was das Zurechtbiegen der Realität angeht: Da muss ich dir sogar teilweise zustimmen, weil es in diesem Diskurs, glaube ich, wirklich darum geht, in der jeweiligen Social Bubble zu verharren und dem Confirmation Bias zu folgen. Aber das gilt umgekehrt ja genauso. Die Besprechungen lesen sich auch jeweils so, als würdet ihr in diesem Buch genau das finden, was ihr ohnehin gesucht habt und dann eigentlich mehr über eure privaten Sichtweisen und "Darf man ja nicht sagen"-Komplexe redet als über irgendein Buch.
Wenn Meloni das sogar selbst in ihrem Buch einbaut und die Kritik an ihr schon proaktiv abwehrt, dann ist das für mich manipulativ und zielgruppenorientiert.