Agatha Christie: Ruhe
unsanft (1976)
Dieser Roman ist der letzte mit Miss Marple. Christie hatte ihn schon
früher geschrieben, aber genau wie den letzten Hercule Poirot-Krimi über Jahre
zurückgehalten, in denen ihre Helden andere Fälle lösten.
Der hier vorgestellte
Roman erschien posthum im Todesjahr Christies.
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Gwenda Reed, eine in Neuseeland aufgewachsene, frisch verheiratete
und wohlsituierte junge Frau, reist durch Südengland, um für sich und ihren
Mann Giles, den noch Geschäfte aus England zurückhalten, ein passendes Haus zu
finden. Im Küstenstädtchen Dillmouth findet sie eine viktorianische Villa, die
ihr auf Anhieb gefällt. Bei der Besichtigung und auch nach dem spontanen Kauf
fällt ihr immer mehr auf, dass ihr vieles im Haus bekannt vorkommt. Beunruhigt
fährt sie zu Bekannten nach London, um sich abzulenken. Diese gehen mit ihr in
ein altes Webster-Stück „Die Herzogin von Amalfi“, in der sich zum Ende jemand
über eine Tote beugt und sagt: „Bedeckt ihr Antlitz! Vor meinen Augen flimmert
es. Sie starb so jung …“. Als Gwenda diese Szene sieht, schreit sie laut auf,
denn nun erinnert sie sich daran, dass sie in der Villa als Kind einen Mord
beobachtet hatte, bei dem der Täter genau diese Stelle zitierte. Miss Marple,
die sich zur gleichen Zeit bei den Bekannten aufhält, denn das sind ihr Neffe
Raymond West und seine Frau, findet für all das Unerklärliche eine vernünftige
Lösung. Gwenda war im Gegensatz zu ihrer Annahme als kleines Kind von drei
Jahren – achtzehn Jahre vor ihrer Rückkehr - für ein Jahr in England, weil ihr
Vater dorthin nach dem Tod ihrer Mutter mit ihr zurückgekehrt war. Auf der
Überfahrt hatte er eine junge Frau aus Dillmouth kennen gelernt, und beide
heirateten spontan. Diese Frau, Helen, hatte Gwenda in ihrer Erinnerung als Mordopfer
gesehen. Nach der Ankunft des Ehemannes Giles nimmt sich das junge Paar, obwohl
Miss Marple davon abrät, vor, den alten Fall zu lösen. Im Laufe ihrer
Ermittlungen, an denen natürlich auch Miss Marple teilnimmt, kommen sie in
Kontakt mit dem viel älteren Bruder der Toten, dem Arzt James Kennedy, der
damals in Dillmouth praktizierte und sie nun bei ihren Ermittlungen unterstützt,
mit drei ehemaligen Liebhabern Helens und deren Frauen oder Mutter sowie mit
einigen anderen, damals dort beschäftigten Personen. Ein für
Christie-Verhältnisse eher übersichtlicher Verdächtigen-Kreis tut sich auf,
doch die Lösung ist dann doch wieder so überraschend, wie man es bei der
Krimiklassikerin gewohnt ist, die geschickt ihre falschen Spuren legt.
Ich habe den Krimi ratzfatz weggelesen, inzwischen zum
dritten Mal, allerdings ist das letzte Mal schon 33 Jahre her. Ein würdiger
letzter Auftritt von Miss Marple, die allerdings nicht - wie Hercule
Poirot bei seinem letzten Fall - sterben
muss.