Beiträge von hollyhollunder

    Batcat : Gehörlose Kinder von gehörlosen Eltern sind ein sehr sensibles Thema. Es geht da nicht nur um die gemeinsame Sprache. Gehörlose haben ein sehr engmaschiges Netzwerk, Veranstaltungen, Kontakte - eine eigene Kultur. Sie sehen das Cochlea-Implantat sehr kritisch, als Versuch, sie mit Gewalt hörend zu machen. Man muss ihnen mit Respekt begegnen, auch wenn es mir manchmal sehr schwer fällt, sie zu verstehen. Aber gehörlose Eltern ahnen nicht, wie viel schwerer sie die Welt ihrer Kinder machen. Gebärdensprache sollte unbedingt ihre Muttersprache bleiben, aber zu hören eröffnet so viele Möglichkeiten. Das ist ihnen nicht bewusst. Denn trotz perfekter Gebärdensprache können gehörlose Kinder, die mit 6 in die Schule kommen weder lesen noch sprechen. Das zu lernen ist ein unglaublich langer, schwerer Weg. Die deutsche Sprache ist unglaublich schwer und wenn sie sie nicht hören, merken sie sich die Sprache auch schwerer. Ein gehörloses Kind muss jedes Wort Buchstabe für Buchstabe lernen. Dann hat es sich endlich z.B. "fahren" gelernt und plötzlich verändert sich das Wort: fährt, fuhr, gefahren,.... Ich finde Implantat + Gebärdensprache ist der optimale Weg. So machen sie es in den USA seit Jahrzehnten. Bei uns aber war die Gebärdensprache bis 2005 nicht anerkannt und bis in die 90er an den Gehörlosenschulen sogar verboten.

    Du hast wunderbar erklärt was ich gemeint habe. Wir können ja nur schwer verstehen, wie für einen Gehörlosen oder Blinden die Welt wirklich ist. Und wie stark ihre Gemeinschaft auch ist. Und dass sie ja das Hören nicht kennen und deshalb keinen Verlust empfinden wie wir es tun würden. Sensibles Thema ist genau der richtige Ausdruck und sensibel muss man da auch mit den Eltern umgehen.

    Das finde ich schlimm, das man aus rein egoistischen Gründen seinen eigenen Kindern moderne Hilfsmittel verweigert. Eigentlich auch eine Art Missbrauch.

    Also man muss sich vorstellen, dass taube Menschen in einer eigenen Kommunity unterwegs sind. Klar kommunizieren sie auch mit Hörenden, aber so ein Implantat kann man nur bis zum Alter von zwei Jahren wirklich gewinnbringend einsetzen, da sich da die Synapsen im Gehirn für hören und Worte verknüpfen bilden. Und sie denken, dass hörende Kinder dann natürlich hörende Freunde haben und andere Dinge tun können, die taube Menschen nicht können und dass mit dem "verlieren" soll das so ein bisschen bedeuten. Es gibt auch taube Eltern, die die hörende Welt als fremd und deshalb feindlich sehen. Man muss sich erst mal auf die Warte erwachsender Tauber einlassen um zu verstehen, dass sie es nicht schlecht mit ihren Kindern meinen sondern einfach Angst haben und es große Unsicherheiten gibt. Und sicherlich auch viele Vorfälle von Hörenden, die sie ablehnen und seien wir ehrlich für "unnütz" oder "minderwertig" halten. Leider ist so was auch bei uns nicht ausgestorben. :(

    Meine Exschwiegermutter konnte sich nach einem Schlaganfall zuerst auch nicht mitteilen: die Sprache war weg und auch Schreiben ging zuerst nicht. Sie hat zwar nicht – wie Helen – mit allem möglichen um sich geworfen, aber sie wurde dann auch oft sehr wütend, wenn es ihr nicht gelang, sich mitzuteilen.

    Sehr guter Vergleich!

    den Frust verstehen wir total, aber wie ihr zeigen, dass sie sich auch anders mitteilen kann? Das ist ein Geduldsspiel.

    Batcat : Auch heute sind gehörlose Kinder ohne Gebärdensprache oft wütend und aggressiv. Sie können sich nicht gut mitteilen und es dauert bis sie die Sprache lernen. Wir haben leider viele Flüchtlingskinder, die jahrelang im Stillen und ohne Kommunikation leben mussten. Manche haben noch nie eine Schule besucht. Wir haben vor einigen Wochen einen 15jährigen Afghanen an unsere Schule bekommen, der noch nie in einer Schule war und mit dem nie jemand kommuniziert hat. Er saugt jetzt die Gebärdensprache auf wie ein Schwamm. Traurig und trotzdem ist es schön, zu beobachten, wie er langsam die Sprache und die Fähigkeit zu kommunizieren erlernt.

    Da tun sich für mich ja ganz neue Informationen auf. Aber ja, Flüchtlinge kommen ja oft aus armen Ländern. Und wie schön, dass man ihnen bei uns helfen kann. Das muss doch sehr berühren aber auch zufrieden machen, dass man sie hier unterstützen kann.

    ch war z.B. ganz fasziniert, als ich erfahren habe, dass es für Blinde Farberkennungssysteme mit Sprachausgabe gibt - um nur ein Beispiel zu nennen.

    Ich habe eine junge Kollegin, die auf beiden Ohren allmählich taub wird. Ihr wurde jetzt vor nicht ganz einem Jahr im einen Ohr so eine Hörprothese/Implantat eingeplanzt, das außen am Kopf befestigt wird und innen auch irgendwie. Ich hoffe, ihr wisst, was ich meine. Seitdem übt sie das Hören. Wenn man alleine mit ihr spricht geht es normal. Aber wenn viele Durcheinander reden oder in großen Räumen so ein Lärm und Hall entsteht, dann wird es sehr schwer für sie. Bin dennoch beeindruckt, da sie sonst irgendwann taub wäre. Und in der NDRT-Talkshow war eine Ärztin, die meinte, eigentlich bräuchte kein Kind heute mehr taub sein. Leider gebe es immer noch taube Eltern, die ihren auch taub geborenen Kindern keine Hilfsmittel zum Hören geben wollen, da sie fürchten ihre Kinder dann auf eine Art zu "verlieren".

    Anne hat ja wirklich Glück, das die Medizin damals schon so weit war ihre Augen operieren zu können. Durch ihre eigene Erfahrung kann sie sich in Helen hineinversetzen. Ich denke eine "normale" Lehrerin hätte das nicht lange ausgehalten.

    Also Anne hat sicher Glück im Unglück. Und das bei ihr total wörtlich, denn der Vater und auch die Zeit in diesem Heim sind grauenhaft. Und sicher wird sie immer ziemlich alleine gewesen sein mit all dem Schmerz, der Angst, der Dunkelheit. Man merkt aber, dass sie das unglaublich stark gemacht hat. Das gefällt mir gut.

    Ob man das wirklich selber erlebt haben muss. Da würde ich jetzt sagen, das geht ja gar nicht. Es muss auch Menschen geben, die "nur" sehr empathisch und geschult sind, um zu erkennen, dass das Verhalten der Kinder auf ihre Behinderung zurückzuführen ist.


    Dass die Eltern da eher zu weich sind, kann ich total nachvollziehen. Sie hadern sicher damit, dass ihnen neben den gesunden Kindern auch so eine geschenkt wurde, dass Zeit und andere Dinge benötigt. Aber man muss ihnen zugute halten, dass sie Anne eingestellt haben und vor allem die Mutter einsichtig ist, wenn Anne mal auf den Tisch haut - sozusagen.


    Die Vorstellung in welcher Welt man ohne Gehör UND ohne Sehen lebt ist einfach zu viel. Wenn man keine Worte hat, wie "denkt" man dann? Wie drückt man für sich Gefühle aus? Ich bekomme schon beim überlegen, was da im Kopf der Betroffenen vorgeht, einen Knoten im Gehirn.

    Ich hab den ersten Abschnitt natürlich auch gelesen. Aber leider ist mir diese Woche die Arbeit zu viel geworden, da ich auch noch den Sternstunden-Flohmarkt gemanagt habe. Also kann ich erst ab heute weiterlesen.


    Mir gefällt vor allem der Erzählstil sehr. Wunderbar schlicht und klar. Das liest sich leicht aber nicht seicht.

    Letzten Teil Mission Impossible geguckt.

    Wir fanden ihn alle etwas zu lang. Dauerte ewig mit den Erklärungen was im letzten Teil und in allen anderen Teilen passiert ist. Und es war halt ständig auf die letzte Sekunde. Das war fast bisserl too much. Der Vorgänger hat mir besser gefallen. Wir waren zu viert und alle der gleichen Meinung.

    Mir hat das Buch, trotz der von euch geschilderten Schwächen, gut gefallen. Mutig von der Autorin, sich mit so

    einem schwierigen Thema auseinanderzusetzen und sich auch emotional drauf einzulassen.


    ich bin auf ihr nächstes Buch sehr gespannt.

    Sehe ich genauso. Liegt schon auf meinem Tolino. Aber Leserunden gehen ja bekanntlich vor. Also muss das noch warten. :)

    Das stimmt schon, dass die Frauen vieles geleistet habe und auch leisten konnten. Aber es war leider auch so, dass in vielen Bereichen den Frauen die entsprechende Ausbildung fehlte.

    Ich meinte eigentlich nicht explizit Frauen. Sondern auch Männer, die eben vorher nicht die Verantwortung hatten. Verantwortung für Zusammenarbeit mit den Nazis, Verantwortung für den Einsatz von Gefangenen, für die Lieferung von Vernichtungswaffen und Gas, für die Spionageabteilung. Die sind ja z.B. einfach postwendend zum BND gecastet worden.

    Das war mir dann etwas zu viel.

    Also eigentlich war es ja alles "zu viel". In dem Sinne war es für mich stringent bis zum Ende. Anders, als in anderen Romanen, wo ich wert lege auf Realismus, ging mir das hier nicht so. Ich habe es hingenommen, dass es im Finale nochmal eine Schippe drauflegt.


    Dass Hunter plötzlich doch eine Hemmschwelle hat, dem Jungen den finalen Schuss zu geben, fand ich erst überraschend aber am Ende war es doch "logisch" dass Dawid den letzten Hieb geführt hat. Alle drei Akteure sind gefangen in dieser Jäger/Beute-Welt. Und sie handeln dementsprechend. Da mir diese Welt relativ fern ist, wirkt das für mich auch zu viel.

    Schade, dass wir keine Jäger unter uns in der Leserunde haben. ;)

    Denn dann wäre niemand da gewesen, der den Laden wieder ans Laufen gebracht hätte. Ich muss da immer an Adenauer denken, der das ganz realistisch gesehen hat.

    Naja, es hätte auch noch genug Frauen gegeben. Manches wäre vielleicht am Anfang etwas holpriger gewesen aber ich habe in meinem Leben mehr als einmal die Erfahrung gemacht, dass scheinbar unersetzliche Menschen meines Arbeitslebens, die überraschend lange Monate oder für immer ausfielen (wegen Krankheit oder anderem), immer gut ersetzt werden konnten. (Meiner Meinung nach ist niemand unersetzbar und Menschen können über sich hinauswachsen, wenn sie müssen.)

    Als Frau mit erhöhtem Testosteron muss ich sagen: ich hab 0,0 das Bedürfnis auf Jagd zu gehen

    Als beim männlichen Teststeron ist das medizinisch belegt, dass z.B. leichtere Reizbarkeit und Agressivität darauf zurückzuführen sind. Das ist von der Evolution auch so gedacht, schließlich mussten die Männer die Familie verteidigen, sich gegen Beutegreifer wehren etc.p.p.

    "Die Erfindung der Sehnsucht" von Tom Diesbrock


    Über den Autor:

    Tom Diesbrock ist Psychologe und Autor erfolgreicher Ratgeber. Er lebt in Hamburg und arbeitet als Coach und Berater. »Ein Vogel namens Schopenhauer« ist sein erster Roman.


    Kurzbeschreibung:

    Einst gefeiert als Stimme einer neuen Generation, lebt die Schriftstellerin Lilli Jansen heute zurückgezogen in ihrer Hamburger Villa – und findet keine Worte für ihren letzten Roman. Bis ein Lied der Kapverdischen Inseln, das von Sehnsucht und Heimat erzählt, sie auf das tropische São Vicente führt.

    Lillis Suche nach Inspiration scheint vergeblich, doch dann lässt eine unerwartete Freundschaft sie ihr Leben mit neuen Augen betrachten. Durch seine Neugier und seinen kindlichen Optimismus gewinnt der junge Luís das Herz der sonst so verschlossenen Lilli. Und während er ihr seine Welt zeigt, findet sie den Mut, ihre eigene Geschichte zu erzählen.

    Eine Geschichte verdrängter Kindheitserinnerungen, die sie zurückführt in die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs auf Helgoland, dem roten Felsen in der Nordsee.


    Liebe Eulen,


    ich habe einen neuen Autor für unser Forum entdeckt nachdem mir der Vorgängerroman so gut gefallen hat und habe einfach mal bei Tom Diesbrock nachgefragt. Und er hat spontan Lust auf eine Leserunde mit uns zu seinem neuen Buch Die Erfindung der Sehnsucht .


    Der Piper-Verlag wird uns ein paar Freiexemplare (print + ebook) zur Verfügung stellen; es gelten natürlich die gleichen Regeln wie bei den anderen Verlosungen. Bedingung für die Teilnahme sind mindestens 100 buchrelevanten Beiträge und eure vorliegende Postadresse sowie eine aktive Beteiligung an der Leserunde, was natürlich auch eine abschließende und zeitnahe Rezension des Buches bei uns im Forum bedeutet. Mit der Anmeldung tut ihr aber kund, dass ihr euch auf jeden Fall beteiligen wollt. Auch wenn ihr euch das Exemplar selbst besorgen müsst.


    Wer Lust hat, sich an der Leserunde ab dem 20.Juli 2025 zu beteiligen, kann sich hier melden!



    Teilnehmer:

    Tom Diesbrock [Autor]

    hollyhollunder (print)

    Batcat (print)

    LeseBär (print)

    Rosenstolz (print)

    Zwergin (print)

    schnatterinchen (ebook)


    ASIN/ISBN: 3492073654