Beiträge von SilviaKaffke

    Zunächst vielen Dank für euer aufmerksames und kritisches Lesen. Ich weiß, ein paar von euch lesen vielleicht noch, aber ich möchte doch schon auf ein paar Punkte eingehen.
    Da wäre zunächst der Mord an Elise. Manche von euch sind da herangegangen wie halt die versierten Krimileser an einen "Papierfall" herangehen. Die Geschichte interessiert weniger, man geht nach den Leseerfahrungen vor: "Wer scheint am wenigsten verdächtig?" zum Beispiel. Wenn das "Dunkle Netz" ein klassischer Whodonit wäre, dann wäre die Lösung über den Brief tatsächlich enttäuschend. Aber es ist kein Whodonit und der Mord an Elise ist eine kleine falsche Spur, ein "Red Herring", nicht mehr.
    Andere gingen nach Sympathie und trauten Cornelius den Mord nicht zu. Ich habe auch ernsthaft überlegt, ob ich wenigstens ihn opfern sollte. In meiner Konzeption war er lange tatsächlich der Mörder und ich habe mich auch von meiner Sympathie hinreißen lassen. Möglicherweise wäre die andere Lösung besser gewesen.


    Warum folgt Robert Zita in die Gänge? Er tut es unter Zeitmangel, aber nicht unüberlegt. Er nutzt die knappe Zeit, um sehr schnell die Bande zu fassen, vom Wasser her, dazu ist einiges zu organisieren (Zita sagt ihm ja, dass die Bande die Stadt verlässt). Zita tut das, worauf er lange gewartet hat: sie führt ihn zu der Bande und er will ihnen endlich das Handwerk legen. Und weder er noch seine Polizeidiener sind unbewaffnet, alle Polizisten trugen damals einen Säbel, er gehörte zur Uniform. Wir müssen uns vom Bild des Polizisten, der mit gezückter Schusswaffe in ein verdächtiges Haus geht, freimachen. Und damals wie heute ist es nicht ungewöhnlich, wenn die Verbrecher besser ausgerüstet sind.


    Einer der Hauptkritikpunkte, nicht nur von einigen von euch, sondern auch von anderen Kritikern: Lina und Robert seien zu glatt, zu gut, alles sei zu kuschelig. Das ist ein Grundproblem bei Fortsetzungen, nachdem sich die Helden gefunden haben. Sie geben eigentlich nicht mehr viel her. Sie sind ein altes Ehepaar. Natürlich hätte ich sie mit Konflikten überfrachten können - die Kinderlosigkeit, Robert und Lina im Machtkampf, wer die Hosen an hat, Lina nimmt Robert die Verhaftung von Cornelius übel (was sie ja tatsächlich tut), Robert ist eifersüchtig auf Cornelius, weil der immer noch etwas von Lina will usw. Aber so sind die beiden nicht. Sie haben sich als reife Erwachsene gefunden und nehmen einander, wie sie sind, wobei Robert sicher das größere Päckchen zu tragen hat, wenn man bedenkt, was z.B. Simon zum Thema Hosen zu sagen hat.
    Sie behandeln ihr Hauspersonal gut - das hat Lina schon immer getan und mehr noch jetzt, denn das ist praktisch ihre Familie. Die preussische Gesindeordnung, die ja auch beim städtischen Hauspersonal und nicht nur auf den ostelbischen Gütern griff, machte das Personal zu wenn auch (schlecht) bezahlten Leibeigenen. Dass Lina in allen, einschließlich der dicken Martha oder Kätt den Menschen sieht, ist einer ihrer grundlegendsten Charakterzüge. Den hatte sie schon im "Roten Licht", nur da hat sie selbst mehr gelitten.
    Außerdem bin ich sicher, wenn ich böse Konflikte hineingeschrieben hätte oder Robert und Lina mehr getan hätten, als Kompetenzen zu überschreiten oder Simon hinauszuwerfen, hätte das sicher auch Leserprotest hervorgerufen. Eine Hauptfigur darf nur in einem gewissen Maße beschädigt werden.
    Aber - es stimmt schon, es ist natürlich ein wenig langweilig. Und deshalb sind in diesem Buch Robert und Lina etwas in den Hintergrund gerückt und mit Hermann und vor allem Zita zwei Figuren anderen Kalibers hinzugekommen.


    Im Falle von Minas Bestrafung kann man davon ausgehen, dass sie nicht für den versuchten Mord verurteilt wurde. Wie hätte die Familie Kaufmeister und vor allem ihre Söhne damit gelebt? 2 Jahre Zuchthaus (viel schlimmer als Gefängnis!) sind schon schwer genug für die Familienehre. Und dummerweise sind es auch noch Protestanten, sie können sie nicht einmal ins Kloster stecken, hinterher :-).


    Übrigens noch ein Nachtrag zum Thema Robert umbringen: wenn ich gedurft hätte, wäre er nicht zum Showdown, sondern viel eher im Buch ums Leben gekommen. Lina als leidgeprüfte und auch rachedurstige Witwe wäre sicher auch spannend gewesen. Aber diese Variante habe ich nie wirklich durchgespielt.


    Ich bin gespannt auf die weiteren Kommentare und die Rezis...


    Nochmals vielen Dank!


    Liebe Grüße


    Silvia


    P.S. @ Bonomania: Hermann hat Kellerer erschossen.

    Bis zu der besagten Panne war es ja auch bei Lina verpönt, allerdings eher deswegen, weil sie der damaligen Nähmaschinentechnik auch ein klein wenig misstraute. Ich denke, mit dem nötigen Fingerspitzengefühl funktioniert es auch mit der Maschine.


    LG Silvia

    Es hängt vom Verlag und damit vom wirtschaftlichen Erfolg des Buches ab, ob es eine Fortsetzung gibt. Und dafür ist es noch zu früh.
    Im Moment habe ich eine Idee für ein neues Buch im Kopf, schreibe aber noch nicht. Und mehr verrate ich nicht.


    LG Silvia

    Zitat

    Original von sapperlot


    Das Robert getötet worden ist habe ich keine Sekunde lang geglaubt. Das hätte so gar nicht zum Stil des Buches und auch zu Silvia Kaffke gepasst. :grin Niemals hätte Silvia es übers Herz gebracht Robert sterben zu lassen... :nono


    .


    Tja, in Wahrheit hat mir meine Lektorin verboten, Robert sterben zu lassen... Den Sehrei durchs Telefon hättet ihr mal hören sollen, als ich die Absicht äußerte! :lache


    LG Silvia

    Thema Scheidung: Auch wenn das merkwürdig erscheint - die Moralvorstellungen der "einfachen" Leute waren oft sehr viel fester als die der "feinen". Scheidung war im Allgemeinen damals äußerst selten - die Tatsache, dass Baron von Sannberg geschieden ist (im "Roten Licht") lässt ihn schon ein wenig leichtfertig, wenn nicht sogar zwiespältig erscheinen. Die Scheidung seiner anderen Tochter, die in einer schlechten Ehe gelandet ist, wird es für sie sehr schwierig machen, jemals wieder zu heiraten, im Gegensatz zu ihrem Vater.
    Die echte Effi Briest, Elisabeth von Ardenne - der Fall hat sich übrigens weitgehend in Düsseldorf zugetragen - durfte ihre Kinder nicht mehr sehen und fristete ein Dasein als Gesellschafterin einer reichen Industriellentochter. Ihr Enkel, Manfred von Ardenne, der berühmte Naturwissenschaftler, lernte seine Großmutter erst kennen, als seine Eltern rund zwanzig Jahre nach den Ereignissen wieder Kontakt zur Mutter hatten.
    Für Finchen ist eine Scheidung von Simon einfach undenkbar. Sie hat auch große Angst, dass das Gericht Simon die Kinder zusprechen könnte, was durchaus wahrscheinlich war.


    LG
    Silvia

    Ja, Nikki, manchmal ist hier immer noch alles in einen orangenen Schein gehüllt, aber man bekommt es nicht so oft mit. Ich muss mal jemanden fragen, warum das so unterschiedlich ist. Auf dem Phoenix, der heute ein indischen Hütten- und Stahlwerk ist und der Firma Arcelor Mittal gehört, wird ja immer noch fleißig Eisen geschmolzen.
    In den 1860ern wurde ein neues Verfahren (Bessemer-Verfahren) erfunden, das das Puddeln ablöste (eine Weile ging das noch parallel) und ein vielfaches an Stahl gegenüber dem alten Verfahren lieferte.

    Liebe Christine,


    "Unaussprechliche" sind Unterhosen, können manchmal aber auch einfach "Hosen" sein. Mathis ist definitiv nur in Unterhosen.


    Der Begriff scheint damals recht geläufig gewesen zu sein, heutige Internetquellen scheinen ihn fast nur mit der im 19. Jahrhundert aufgekommenen Damenunterhose zu identifizieren.


    Ich fand ihn bei meinen Recherchen u.a. in einem kleinen Zeitungsbericht, da wird aber nicht ganz klar, ob Hosen oder Unterhosen gemeint sind:


    "Ein Betrüger hatte seine Hosen (Unaussprechliche) so präpariert, dass es aussah, als hätte ein Hund sie zerrissen. Damit ging er zu zahlungskräftigen Hundebesitzern, um sie um 20 Sgr. zu erleichtern. Einer der Betrogenen erkannte den Hochstapler später als Baßgeiger in einer Tanzkapelle wieder und ging zur Polizei." Rhein- und Ruhrzeitung Februar 1852


    LG Silvia

    Ja, gemeint ist schlicht der Tanz in Mai. Darüber hinaus ist es aber auch gut möglich, dass z.B. die Eifler Arbeiter ihren ganz persönlichen Bräuchen nach gingen, z.B. Maibaum aufrichten und anderen ihren stehlen, oder "Pädchen" streuen zwischen Verliebten. Das ist aber nicht belegt.


    LG Silvia


    J. T. Blake ist einer, der kompromißlos seinen Weg geht und im Knast landet. Die Bewährungshelferin Curtis gibt ihm und drei weiteren Häftlingen die Chance, in einem Rehabilitationszentrum zu arbeiten. Jeder der vier bekommt einen Behinderten als Schützling zugeteilt. Der spastisch gelähmte Johnny macht J. T. die Hölle heiß. Dennoch beginnt Blake den Job und Johnny zu schätzen, nicht zuletzt wegen der attraktiven Curtis. Als einer seiner vier Partner aus dem Reha-Center ausbrechen will, vereitelt J. T. den Plan und zieht sich so den Hass des Gangsters zu. Als Blake, inzwischen Freigänger, mit Curtis Billigung Johnny zu einer Liebesnacht verhilft, sorgt der Erzfeind für ein Blutbad.



    Der Film ist ein echter Geheimtipp. Er wurde in Deutschland nur auf Video veröffentlicht und bis heute gibt es ihn nur in VHS. Das Schauspielerensemble Michael Ironside (auch Mitproduzent), Rae Dawn Chong und vor allem Brad Dourif als Johnny ist großartig. Was die deutsche Vertriebsfirma geritten hat, aus dem schönen englischen Titel "Chain Dance" etwas so bescheuertes wie "Raw Deal" zu machen, ist mir ein Rätsel.


    Liebe Grüße
    Silvia

    @ Rosenstolz


    Schön, dass Du das Cover erwähnst. Darauf bin ich sehr stolz, denn es zeigt wirklich Ruhrort (während für das "Rote Licht" ein Gemälde verwendet wurde). Der hier in Ruhrort ansässige Graphiker, Zeichner und Illustrator Jens Weber hat es gestaltet, es handelt sich um Fotos der Altstadt, die er übermalt hat. Der Phoenix am Horizont ist dann entgegen des ursprünglichen Entwurfs farblich noch einmal kräftig aufgemotzt worden, was sich in der Buchhandlung auf dem Stapel sehr gut macht.


    Wer mehr von Jens Webers Arbeiten sehen möchte, kann seine Homepage besuchen, es lohnt sich!


    Liebe Grüße
    Silvia

    In der damaligen Zeit haben die Leute im Schnitt gar nicht so früh geheiratet, wie wir das gerne glauben. Oft gründeten die Menschen der unteren Klassen erst Anfang dreißig einen eigenen Haushalt, mit ein paar Ersparnissen im Rücken. Vor der Industrialisierung heirateten insgesamt weniger Menschen - wer z.B. beim Bruder auf dem Hof lebte, der als Ältester Land und Hof geerbt hatte, der war nicht in der Lage zu heiraten (Frauen schon eher, sofern sie eine gute Mitgift bekamen).
    Mit der Industrialisierung gingen diese 2. oder 3. Bauernsöhne und auch kleine Handwerksgesellen in die Städte und verdienten ihr Geld als Industriearbeiter. Das muss man sich eher als Wanderarbeit vorstellen, man ging für ein paar Monate ins Werk und dann wieder zurück nach Hause. Mit ganzen Familien wanderte man meist erst später ein. Dass es dadurch, dass nun mehr Menschen heirateten und Familien gründeten, zu einem starken Bevölkerungsanstieg kam, versteht sich.
    Die finanzielle Lage war in der Tat sehr schlecht, vor allem für die Hüttenarbeiter. Ab den 1870er Jahren kam eine Krise nach der anderen und die Notlage führte dazu, dass oft die Löhne gekürzt wurden. Besonders größere Familien lebten am absoluten Existenzminimum. Das besserte sich erst ab den 1890er Jahren.

    Zitat

    Original von -Christine-


    Der Prister hat vor, in der Vollmondnacht am 29. Juli die Pristerin Reppenhagen zur Strecke zu bringen. Lina weiß davon und ist sich auch bewußt, daß diese Aktion tödlich für den Pfarr enden könnte, dennoch tut sie nichts. Erst am nächsten Morgen macht sie sich auf den Weg und findet den Prister tot auf. Ehrlich gesagt, erschien mir das etwas unglaubwürdig, denn meiner Meinung nach hätte niemand so gehandelt. Erst recht nicht, wenn man mit einem Polizist gut befreundet ist.


    Das ALLE Drahtzieher der Sekte entkommen konnten, hat mich etwas überrascht und bei mir das Gefühl eines nicht gelösten Falles hinterlassen und das fand ich etwas unbefriedigend. Wenigstens das ein oder andere führende Sektenmitglied hätte ich gerne hinter Gitter gesehen, damit die ganze Verfolgung wenigstens einen kleinen Sinn gehabt hätte. Nun wird die ganze Sekte einfach ihre Zelt woanders aufschlagen und alles geht seinen gewohnten Gang.


    Pater Johannes hat Lina dringend gebeten, nichts zu erzählen. Und die Geschichte ist ja derart ungeheuerlich, dass sie sich - als rationale Protestantin - fast selbst sträubt, zu glauben, was sie mit eigenen Augen gesehen hat. Sie weiß ja nicht einmal genau, was Pater Johannes vor hat - irgendwelche geheime papistische Rituale, Reppenhagen den Teufel austreiben... Was also hätte sie tun sollen, ohne vor Borghoff und allen anderen als verrückt da zu stehen? Und nicht zu vergessen, auch der Pater galt ja als verrückt.


    Ja, der Fall bleibt letztlich ungeklärt und die Kultanhänger ziehen weiter und machen anderswo weiter. Die Entscheidung des Bürgermeisters, der Pfarrer und der sauber gebliebenen Honoratioren ist eine ganz logische: wenn diese Leute nicht öffentlich zur Rechenschaft gezogen werden, bleibt der Ruf der Stadt unbeschädigt, haben die kleinen Mitläufer die Chance, sich wieder einzugliedern. Alle tun so, als sei nie etwas passiert. Das ist nichts für das gesunde Gerechtigkeitsempfinden des Krimilesers, aber doch viel wahrscheinlicher. Trotzdem kann ich verstehen, dass da etwas in Sachen in Krimi auf der Strecke bleibt.


    LG
    Silvia

    Zitat

    Original von chiclana



    Diese Verwandlungen findet ich sehr interessant, was ich mich frage, können die betroffenen Personen die Verwanldungen irgendwie beeinflussen?? Bei Anno scheint es ja nicht so zu sein, der verwandelt sich einfach zwischen zwei Sätzen, aber bei Reppenhagen/Priesterin???


    Ein Multi, der sich darüber im Klaren ist, was mit ihm los ist, kann das Switchen zwischen den Persönlichkeiten bewußt beeinflussen, aber auch nicht immer. Vor einer Diagnose oder einem Bewußtwerden verliert eine Person Zeit, findet sich an Orten wieder und weiß nicht, wie sie dorthin gekommen ist, etc. Wahrscheinlich hört sie auch Stimmen, was sehr häufig dazu führt, dass andere Krankheiten wie Schizopherenie oder Psychosen diagnostiziert werden.


    LG
    Silvia

    Also zunächst mal ein dickes Danke an euch, es ist sehr schön für eine Autorin, den Lesern beim Lesen über die Schulter schauen zu können - zu sehen, ob das was man beabsichtigt hat, so auch auch funktioniert. Mir hat es bisher ganz viel Spaß gemacht.
    Was die Gegenwartskrimis anbelangt: es sind zwar abgeschlossene Geschichten, aber man sollte sie in der Reihenfolge lesen, weil man dann das Privatleben der Heldin Barbara Pross besser verfolgen kann. Das Problem ist natürlich, dass "Messerscharf" und "Herzensgut" seit geraumer Zeit vergriffen sind und auch antiquarisch inzwischen nur sehr schwer zu bekommen sind. Ich kann niemandem ernstlich dazu raten, ein gebrauchtes Taschenbuch für 25 Euro zu kaufen. Aber wenn ihr ein "Messerscharf" für um die 15 Euro bekommt, solltet ihr zuschlagen, drunter geht es kaum noch. "Herzensgut" wurde vor kurzem noch unter 5 Euro verramscht, jetzt ist keins mehr da, außer einem für 49 Euro(!). Kauft das bloß nicht! Büchereien wären noch ein Tipp, aber Taschenbücher nutzen sich ja leider so schnell ab. Und dann natürlich eBay.
    "Totenstill" und "Blutleer" sind noch lieferbar.


    Liebe Grüße
    Silvia

    Zitat

    Original von bonomania


    Silvia, du hattest geschrieben, das es diese Sekte in Ruhrort nicht gegeben hat.


    Da stellt sich mir doch die Frage, wo es diese Sekte gegeben hat?


    Die Frage ist nicht, wo es es sie gegeben hat, sondern wo es sie gibt.


    Ich freue mich mich eigentlich sehr darüber, dass hier niemand etwas von "Fantasy-Elementen" geschrieben hat, wie viele Kritiker. Denn Kulte, die rituellen Missbrauch betreiben, sind wahrscheinlich das Realistischste in diesem Buch. Es gibt sie, sie köpfen keine Hühner auf dem Friedhof, aber sie machen genau das, was ich im Buch beschreibe. Du würdest sie wohl nicht einmal erkennen, wenn sie im selben Haus wohnen würden. Dazu erfunden habe ich die Liturgie, denn ich glaube nicht, dass je ein Außenstehender über diese Dinge etwas erfahren wird. Allen, die mehr darüber wissen wollen, kann ich nur empfehlen, "rituellen Missbrauch" zu googeln oder auch "dissoziative Persönlichkeitsstörung", da kommt man man auch ganz schnell dahin.


    Die Idee das Thema in einem historischen Roman zu verarbeiten kam mir, weil ich immer vermutet hatte, dass diese Kulte älter sind und nicht erst im 20. Jahrhundert mit dem sogenannten Neo-Satanismus entstanden. Letztlich den Anstoß gegeben hat ein Artikel in den "Duisburger Forschungen" zu den Studentenlogen an der alten Duisburger Universität, durch den mir klar wurde, dass diese Studentenvereinigungen nur wenig mit den Burschenschaften zu tun hatten, wie wir sie heute kennen und auch, wie sie im frühen 19. Jahrhundert und zur 48er Revolution waren. Die Logen waren eher Geheimgesellschaften mit geheimen Zeichen und anderen Merkwürdigkeiten. Ein bisschen wie "Skulls & Bones" in den USA.


    LG
    Silvia


    Na, ja, ganz so einfach ist das mit dem "Verwandeln" nicht. Was ich aus eigener Anschauung weiß, ist, dass je nachdem, welche Persönlichkeit "vorne" ist, mein Eindruck wechseln kann. Mein Gegenüber wirkt plötzlich größer als er/sie ist, obwohl er/sie natürlich nicht einen Milimeter gewachsen ist. Es ist also weniger eine körperliche Veränderung (obwohl der Gesichtsausdruck natürlich tatsächlich härter oder weicher werden kann), als eine Vorstellung, die in unserem Kopf entsteht. Das war sehr schwierig zu beschreiben, weil ich ja nicht ins dozieren kommen konnte mitten in der Sabbat-Szene (und eigentlich gar nicht).


    Es gibt aber tatsächlich sehr interessante körperliche Phänomene. In einem Buch über Gehirnforschung stand etwa, dass es tatsächlich möglich ist, dass 3 Persönlichkeiten Erdbeeren vertragen, wenn sie welche essen und die vierte, die gegen Erdbeeren allergisch ist, Ausschlag bekommt.



    LG
    Silvia