Beiträge von friedelchen

    Einsam streift das traurige Mädchen durch den Wald,
    ihr Name ist Luisa, in ihrem Herzen ist es kalt


    Seit ihr kleiner Bruder sie verließ ist das Leben ein einziger Schmerz
    Ohne sein fröhliches Lachen bricht ihr das Herz


    Im Wald sucht sie den Tod, doch stattdessen findet sie
    Einen Jungen mit Schattenaugen, solche sah sie noch nie


    Er rettet ihr Leben, liebt sie, gibt ihr Halt
    Doch der Junge sehnt sich nach Vergessen und wandelt seine Gestalt


    Als Wolf streift er durch die Wälder auf der Flucht vor seiner Vergangenheit
    Und vergisst so seinen wahren Namen mit der Zeit


    Kann Luisas Liebe ihn in der Menschenwelt halten, im jetzt und hier?
    Oder verliert sie den Jungen für immer an das innere Tier?


    Die Wölfe sind los, und das mitten in Berlin! "Schattenblüte" ist der erste Band der Autorin Nora Melling um die zarte Liebe zwischen Luisa und Thursen, der sich auf der Flucht vor den Schrecken seiner Vergangenheit in einen Wolf verwandelt. Zusammen mit Gleichgesinnten, die einfach nur vergessen wollen, haust er im Berliner Grunewald und lebt in den Tag hinein. Bis er Luisa begegnet, die gerade dabei ist, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Beide sind sofort voneinander fasziniert und es entwickelt sich eine zarte Liebe. So ist es verständlich, dass sie Thursen nicht gleich wieder verlieren will, nachdem sie endlich wieder jemanden gefunden hat, den sie lieben kann. Aber jede Verwandlung macht es Thursen schwerer, wieder zum Menschen zu werden. Bis es irgendwann nicht mehr geht...


    Der erste Band führt nicht nur die diversen Charaktere ein, sondern bietet auch eine spannende Geschichte, die Lust auf mehr macht. Und mehr soll man ja glücklicherweise auch bekommen. Wie die Aufmachung des Buches schon andeutet, geht es eher düster und traurig zu. Kein Wunder, denn es geht um ernste Themen. Jeder der Jugendlichen im Grunewald hat etwas Schlimmes erlebt, was ihn in die Wolfsgestalt flüchten lässt. Mobbing, Missbrauch, der Tod von geliebten Menschen. Eine zauberhaft verträumte Geschichte sollte man hier nicht erwarten. Trotzdem geht die Romantik nicht verloren.


    Und obwohl Nora Melling einen sehr schönen Schreibstil aufweist, liegt die Besonderheit des Buches für mich woanders. Was dieses Buch von den vielen anderen Jugendbüchern der Romantasy-Sparte unterscheidet, ist der Realitätsbezug. Nora Melling schreibt so wirklich, so lebensecht vor der Kulisse Berlins, dass ich tatsächlich das Gefühl hatte, dass es genauso in der Realität passieren könnte. Es wird nicht krampfhaft versucht, eine Erklärung zu liefern für die wirkende Magie, die Thursen in einen Wolf verwandelt und das ist auch gar nicht nötig. Durch dieses Gefühl des Realen hebt sich "Schattenblüte" positiv vom Rest der doch irgendwie immer gleichen Jugend-Liebesgeschichten ab.


    Mein Fazit: "Schattenblüte" bildet einen schönen Auftakt zu einer Jugendbuchreihe, die sicherlich auch Erwachsenen gefallen dürfte.

    Du stehst auf Endzeit-Romane? Auf Bücher, in denen die Welt untergeht und der Mensch ums nackte Überleben kämpft? Und du bist auch dem Fantasy-Genre nicht abgeneigt? Dann habe ich hier die ideale Buchempfehlung für dich: „Apocalypsia“ von Andreas Izquierdo. Worum geht es?


    Auf der Erde geschehen seltsame Dinge: wunderschöne Polarlichter überspannen den gesamten Planeten, die die Verbindung zu den Satelliten unterbrechen; die Temperaturen steigen und es wird unerträglich heiß. Die Meere färben sich blutrot. Esther, die junge Ärztin, die seit dem Tod ihres Sohnes den Glauben an Gott verloren hat, denkt sich anfangs nichts dabei. Doch bald schon offenbart sich die ganze Katastrophe: Felsmassive wie die Alpen werden porös und fallen einfach in sich zusammen, Erdbeben erschüttern die ganze Welt und Vulkane drohen auszubrechen. Inmitten dieses Chaos versuchen Esther und ihre Patientin Judith, die nach ihrem Selbstmordversuch seltsam allwissend erscheint, am Leben zu bleiben. Die Ursache für diese Apokalypse erschließt sich den Menschen nicht.


    Denn erst wer weiß, dass alles im Gleichgewicht ist, dass, wenn das eine stirbt, auch das andere unweigerlich stirbt, kann die Ursache erkennen. Und die liegt außerhalb der menschlichen Wahrnehmung. Gott liegt im Sterben und unter seinen Engeln entbrennt ein heftiger Kampf um die Thronfolge. Erschüttert von der Erkenntnis, dass ihre unsterbliche Existenz eine Lüge ist, lehnen sich die Engel gegen die alte Ordnung auf. Diese Gelegenheit nutzt Luzifer nach jahrtausenderlanger Verbannung für sich. Er will den Platz Gottes einnehmen und die Schöpfung neu gestalten. Ohne den Menschen, denn in ihnen sieht er die Wurzel allen Übels. Nur der junge Engel Nathanael, der sich aufgrund einer Verkrüppelung so sehr von den anderen Engeln unterscheidet, soll noch in der Lage sein, gegen Luzifer zu bestehen. Und so auch die Menschenwelt vor dem Untergang zu retten…


    Was für ein monumentales Buch! Ich fand es einfach großartig. Die Erzählung wechselt immer wieder zwischen der Menschen- und der Engelwelt. Beiden droht die Zerstörung, denn sie sind wie zwei Seiten einer Medaille. Alles ist im Gleichgewicht, Leben und Tod, Engel und Menschen. Wenn das eine stirbt, stirbt auch das andere.


    Mir ist jeder einzelne Charakter im Laufe des Buches ans Herz gewachsen, selbst die scheinbaren Bösewichte. Denn jeder hat eine Geschichte, die ihn erst zu dem gemacht hat, was er jetzt ist und Izquierdo gesteht jedem die nötige Seitenzahl zu, so dass man Nathanael, Luzifer, Esther und Co. kennen- und liebenlernen kann. Keiner ist hier nur ein unwichtiger Nebencharakter. Wer jedoch empfindlich ist, wenn es um den Tod von Charakteren geht, der sollte sich wappnen, denn hier droht schließlich die Apokalypse und somit die Vernichtung allen Seins.


    Mein Fazit: „Apocalypsia“ bietet Weltuntergang, monumentale Schlachten und einzigartige Charaktere. Endzeit-Fantasy vom Feinsten!

    Jeder, der schon mal in Berlin oder einer anderen Großstadt mit der Bahn gefahren ist, hat sie bestimmt gesehen: die Obdachlosen, die mit monotoner Stimme um ein bisschen Kleingeld oder etwas zu essen bitten. Wie reagiert ihr da? An gutgelaunten Tagen gebe ich ihnen schon mal einen Euro, doch oftmals vergrabe ich mich einfach hinter meinem Buch und beachte sie nicht weiter. Die meisten Menschen blenden sie einfach aus, sehen sie nicht. Vielleicht weil sie unangenehm riechen, selbst schuld sind an ihrer Situation oder einfach, weil wir ihr Leid nicht sehen wollen.


    Eben dies thematisiert der französische Autor Harold Cobert in seinem Roman „Ein Winter mit Baudelaire“. Inspiriert durch eine Fernseh-Reportage, hat er sich genauer mit dem Leben der Obdachlosen auf der Straße auseinandergesetzt und ein wunderschön poetisches, eindringliches Buch geschrieben. Dieses möchte ich euch heute vorstellen.


    Philippe verliert kurz hintereinander seine Frau, seine Wohnung und seinen Job. Anfangs lebt er noch vom Geld auf seinem Konto, doch das geht schnell zur Neige. Arbeitslosengeld steht ihm nicht zu, eine neue Wohnung bekommt er nur mit einem festen Gehalt. Immer drängender wird für ihn die Frage, wo er die nächste Nacht verbringen soll. Aus Scham gesteht er weder seinen Eltern noch seinen Freunden seine Situation, und ohne unterstützende Hilfe rutscht er immer tiefer in die Ausweglosigkeit. Mit jeder Job-Absage, jedem Misserfolg schwindet sein Elan und Tatendrang ein Stückchen mehr, bis er schließlich nicht mehr weiter weiß und erschöpft auf einer Parkbank zusammenbricht und seine erste Nacht im Freien verbringt. Er ist zum Obdachlosen geworden…


    Dieses Buch fährt einem wirklich unter die Haut! Cobert zeigt den aussichtslosen Versuch eines Mannes, seine Würde zu bewahren und als Mensch und nicht als Schandfleck der Gesellschaft gesehen zu werden. Anfangs noch ein gebildeter Mann, versinkt Philippe nach und nach in seinem eigenen Dreck und in der Gossensprache. Dann droht ihn auch noch der Alkohol zu zerstören. In dieser Situation trifft er auf den Streuner Baudelaire, der ihm mit seiner bedingungslosen Liebe wieder etwas Hoffnung gibt.


    Mit Philippes Abstieg sinkt auch das sprachliche Niveau. Anfangs dominieren wundervoll poetische Satzkonstruktionen, die jedoch immer roher werden, je mehr Philippe verkommt. Erst mit Baudelaire ändert sich seine Situation nach und nach. So hat der Autor ein berührendes mitreißendes Buch geschaffen, realistisch und unkitschig, das ich vorbehaltlos weiterempfehle. Zwar wird dieses Buch an der Situation der Obdachlosen nichts ändern können, doch mag sich durch die Lektüre wenigstens unser Blick auf sie verändern. Und genau das will Cobert wohl auch bezwecken, widmet er das Buch doch den Obdachlosen, "damit man sie nicht mehr ansieht, ohne sie zu sehen".


    Nehmen und Lesen!

    Manuel Jäger ist von der Glasknochenkrankheit betroffen. Er selbst sieht sich nicht als krank oder behindert, nur als anders. Trotzdem leidet er unter den Symptomen, muss immer wieder ins Krankenhaus wegen diverser Knochenbrüche oder Infektionen, die für ihn leicht tödlich verlaufen können. Als er wegen Atemnot wieder einmal ins Krankenhaus eingeliefert wird, ist Manuel alles andere als begeistert. Und als hätte er es geahnt, geht von Anfang an alles schief. Er wird auf dem Flur vergessen, mit rabiaten Alkoholikern in ein Zimmer gesteckt, bricht sich die Hand und fängt sich schließlich eine dicke Erkältung ein, die seine Atemprobleme nur noch verschlimmert. Von den Ärzten wird er nur als interessanter Fall wahrgenommen und nicht als Mensch. Einzig die junge Krankenschwester Dagmar sieht in ihm den klugen Menschen, der er ist. Doch auch Dagmar kann nicht verhindern, dass es mit seiner Gesundheit immer mehr bergab geht…


    Ab wann ist das Leben lebenswert? Wer bestimmt, was normal ist und was von der Norm abweicht? Wie geht man mit Krankheit und Tod um? Dies scheinen die Fragen zu sein, die die Autorin beim Schreiben des Romans beschäftigt haben. Selbst jahrelang als Krankenschwester tätig gewesen, vermittelt uns Marianne Efinger ein trauriges Bild des Krankenhausalltags und des maroden Gesundheitssystems. Dabei deckt sie Missstände schonungslos auf. So werden Fehler seitens des Personals verschwiegen; für die Pflege der Patienten bleibt kaum Zeit, da es an Personal mangelt; Qualitätsansprüche an Sauberkeit und Fürsorge werden immer weiter gesenkt, weil die Arbeit auch so schon kaum zu bewältigen ist.


    Die Autorin spricht viele Themen an, sei es Mobbing unter den Angestellten, der Umgang mit behinderten Menschen oder Alten, die in Pflegeheime abgeschoben werden, wo sie lieblos vor sich hin vegetieren. Leider ist das Buch einfach zu kurz, um alles in einem würdigen Maß zu schildern, daher wirkte die Handlung etwas unfokussiert. Manuels Geschichte tritt während des Buches langsam in den Hintergrund und wird ziemlich knapp abgeschlossen.


    Leider erschienen mir die Charaktere teilweise etwas zu stereotyp gezeichnet. Da hätten wir die Stationsärztin, die für die Sorgen ihrer Patienten kein offenes Ohr hat, sondern nur sieht was sie sehen will und möglichst pünktlich in den Feierabend verschwindet. Oder die Stationsleiterin, die eine Kollegin, die auf Missstände aufmerksam macht, mit allen Mitteln bekämpft, um das gute Image der Station zu erhalten. Aber auch die herzensgute Krankenschwester darf nicht fehlen, deren moralische Ansprüche langsam am Krankenhausalltag zu zerbrechen drohen.


    So sensibel und wichtig das Thema auch ist, habe ich mich doch manchmal etwas von der Moral, die die Autorin hier vermitteln will, erdrückt gefühlt. Was richtig ist und was falsch, bleibt nicht dem Leser überlassen, sondern wird einem von der Autorin aufgezwungen, auch wenn man meist durchaus ihrer Meinung sein wird. Aber vielleicht ist gerade diese Subjektivität nötig, um die Dringlichkeit der Thematik zu vermitteln.


    Mein Fazit: Marianne Efingers Roman gleicht eher einem Bericht über den Krankenhausalltag als einem Roman. Trotzdem lesenswert.

    Libby Day war erst sieben, als ihre Mutter und ihre zwei Schwestern brutal ermordet wurden. Sie selbst konnte entkommen und brachte mit ihrer Aussage ihren fünfzehnjährigen Bruder Ben lebenslänglich ins Gefängnis. Jetzt, 25 Jahre später, lebt sie ohne Ziel in den Tag hinein und denkt immer öfter über Selbstmord nach. Als ihr das Geld auszugehen droht, von dem sie bisher dank großzügiger Spenden von mitfühlenden Menschen gelebt hat, muss sie sich eine neue Einkommensquelle suchen. Wie wunderbar passt ihr da das Angebot des sogenannten „Kill Club“, dessen Mitglieder mysteriöse oder unaufgeklärte Mordfälle untersuchen, quasi als Hobby. Für ein paar Gespräche und Souvenirs aus der Familie soll sie eine ordentliche Stange Geld bekommen.


    Doch das Treffen mit den Mitgliedern läuft nicht gut für Libby. Die anderen sind von der Unschuld ihres Bruders überzeugt, man wirft ihr vor, in ihrer Aussage gelogen zu haben, in der sie ihren Bruder als Mörder identifiziert hat. Wie erklärt sie sich die Ungereimtheiten, die am Tatort aufgetaucht sind? Von wem stammt der blutige Fußabdruck, der nicht zu Ben gehört? Und welches Motiv hätte er gehabt? Könnte nicht eher ihr verschuldeter, alkoholsüchtiger Vater der Täter sein? Libby ist alles andere als begeistert, dass man sie als Lügnerin hinstellen will, doch schon bald nach dem Treffen regen sich auch bei ihr Zweifel. Und so beginnt sie, in ihrer Vergangenheit zu forschen und muss feststellen, dass ihr Bruder vielleicht tatsächlich unschuldig im Gefängnis sitzt…


    Abwechselnd aus Libbys Sicht, die in der Gegenwart nach Hinweisen forscht, und aus Sicht ihrer Mutter und ihres Bruders, die den Tag vor den Morden schildern, wird die Geschichte erzählt. So ergibt sich nach und nach ein Bild der Umstände, die zu den Morden geführt haben.
    Thriller machen immer dann besonders Spaß, wenn man als Leser in die Fußstapfen von Miss Marple oder Columbo treten kann. Wenn man Spekulationen über den Mörder machen und jeden Verdächtigen kritisch beäugen kann. So bietet auch „Finstere Orte“ genug Stoff zum Mitraten. Verdächtige werden eingeführt und entlastet, Beweise aufgedeckt und gesammelt. Das Rätsel um die Morde an Libbys Familie bleibt bis zum Ende spannend und unvorhersehbar. Der Plot ist dabei genauestens durchdacht, jedes kleine Detail wird irgendwann aufgegriffen, so dass keine Ungereimtheiten bleiben.


    Mit der Protagonistin Libby als Hauptcharakter ist die Autorin ein großes Risiko eingegangen, ist Libby anfangs doch alles andere als sympathisch und könnte den Leser eher abstoßen. Verlogen, gerissen, habgierig, ein Langfinger. So lernen wir die Einunddreißigjährige kennen. Kein Lebensziel vor Augen. Doch genau diese Mischung lässt sie so normal und realistisch erscheinen. Und trotz ihrer Charakterschwächen wächst Libby einem langsam ans Herz, wobei sie natürlich auch nach und nach eine charakterliche Veränderung durchläuft.

    Mein Fazit: „Finstere Orte“ ist ein gelungener, wohldurchdachter und spannender Thriller mit glaubhaften Charakteren und logischem Ende. Klare Leseempfehlung!

    Buell, Pennsylvania. Eine ehemalige Hochburg der Stahlindustrie, die den Menschen seit ihrem Untergang nichts mehr zu bieten hat als Massenarbeitslosigkeit, umherfliegenden Rost, der die Wäsche verfärbt und verbitterte Menschen, die sich selbst aufgegeben haben. In dieser Stadt wachsen der junge Isaac und Billy Poe auf, die unterschiedlicher nicht sein könnten.


    Isaac, ein hochintelligenter, doch schmächtiger Zwanzigjähriger, entschließt sich, endlich seinem Zuhause in dem Provinzkaff zu entfliehen. Seit seine Mutter vor fünf Jahren Selbstmord beging und seine ältere Schwester kurz darauf zum Studieren nach Yale ging, war Isaac allein mit seinem mürrischen, an den Rollstuhl gefesselten Vater. Nun will er abhauen, nach Kalifornien, um dort Astrophysik zu studieren und dem verhassten Zuhause zu entfliehen, in dem sein Vater eh nie ein gutes Wort für ihn übrig hat.
    Billy, ehemaliger Footballstar an der Schule, hat es versäumt, sich für die Unis zu bewerben, die ihn als begabten Sportler mit Kusshand genommen hätten. So lässt er sich einfach treiben, trinkt Alkohol, haust im Trailer seiner Mutter und seine Arbeit im Eisenwarenladen hat er auch gerade verloren. Als ihn sein Freund da bittet, ihn nach Kalifornien zu begleiten, willigt er ein.


    Doch gleich zu Beginn ihrer Reise spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu: bei einem Streit mit Obdachlosen um eine trockene Unterkunft für die Nacht wirft Isaac mit einer schweren Kugel nach einem der Männer und tötet ihn. Bevor sie richtig begreifen, was passiert ist, wird Billy, bereits vorbestraft und für sein gewalttätiges Wesen bekannt, unschuldig verhaftet und kommt ins Gefängnis, wo er auf seinen Prozess warten muss. Isaac dagegen flieht Richtung Süden…


    „Rost“ ist die Schilderung vieler Einzelschicksale, die zusammen das Bild einer verfallenen amerikanischen Kleinstadt zeichnen. Isaacs Schwester Lee beispielsweise hat es zwar geschafft, dem tristen Leben in Buell zu entkommen, quält sich jedoch mit Schuldgefühlen, den kleinen Bruder allein mit dem pflegebedürftigen Vater zurückgelassen zu haben. Billys Mutter Grace hadert mit ihrem Leben im Wohntrailer, wollte sie doch schon vor Jahren dieses Nest von einem Ort verlassen. Als unterbezahlte Näherin und vom Exmann ständig ausgenutzt, verliert sie schließlich fast ihren Lebenswillen, als ihr Sohn ins Gefängnis kommt. Kann ihre immer mal wieder aufflackernde intime Beziehung zum Sheriff Billy vielleicht weiterhelfen?


    Man kann es schon erahnen, es dominiert der trübsinnige Grundton der Erzählung. Armut, sozialer Abstieg, Kriminalität, Schuld und verpasste Chancen bilden die Themen des Buches.
    Die Geschichte verläuft dabei eher langsam und schleppend, gleich dem Leben der Protagonisten. Und doch kann man sich dem Buch nicht entziehen. Der Fokus des Autors liegt hierbei nicht auf einer komplexen Handlung und rasanten Geschehnissen, sondern auf den unterschiedlichen Charakteren. Die sind einzigartig, sehr ehrlich und glaubwürdig geschildert. Sie werden nicht idealisiert, sondern mit all ihren Fehlern dargestellt, ihre Handlungen sind jederzeit nachvollziehbar.
    Einzig die Schreibweise mag für manche anfangs gewöhnungsbedürftig sein, da gerade das erste Kapitel aus Isaacs Sicht geschildert wird, der sich durch sprunghafte, beinahe wirr anmutende Gedanken auszeichnet. Hat man das erste Kapitel allerdings hinter sich gebracht, wird man das Buch nicht mehr weglegen wollen.


    Der Autor, Philipp Meyer, wird mit so bekannten Autoren wie Hemingway, Steinbeck und Salinger in einer Reihe genannt und kann diesem Vergleich meiner Meinung nach durchaus standhalten. Kritisch und desillusionierend beschreibt er das Schicksal vieler amerikanischer Städte und der darin lebenden Menschen. Ein sozialkritischer Roman über die andere, dunkle Seite von Amerika, jenseits des American Dream.

    In „Alles für die Katz“ beschreibt Tom Cox seinen ganz normalen Alltagswahnsinn mit sechs Katzen unter einem Dach. Bereits in seiner Kindheit wuselte immer wenigstens eine Katze um ihn herum. Dem tragischen Ableben seiner ersten Katze folgte die mit schlechtem Gewissen behangene Anschaffung der nächsten. Seitdem kann Tom an keiner Katze auf der Straße vorbeilaufen, ohne sie liebevoll zu knuddeln und am liebsten mit nach Hause nehmen zu wollen.


    Klar, dass er damit auf Unverständnis bei seinen (katzenlosen) Freunden trifft. Tom scheint für sie das männliche Pendant zur bekannten "Katzenlady" zu sein, einer verschrobenen alten Dame, die statt Mann und Kind lieber das ganze Haus mit Katzen füllt. Tom hält sich nicht für verschroben, aber ein Katzennarr ist er allemal. Auch wenn Mann sich dafür scheinbar schämen muss. Aber niemals würde er seine Katzen als Kindersatz bezeichnen. Und so verkorkst kann er nicht sein, denn schließlich findet er in der bezaubernde Dee, die genauso katzenlieb ist wie er, die Liebe seines Lebens. Nur mit ihrem Kater The Bear versteht er sich nicht so recht…


    Den Großteil der Handlung von „Alles für die Katz“ stellen nun Toms und Dees ständige Umzüge in ein neues Heim dar, welches nur dazu dient, es den Samtpfoten so beschaulich wie möglich zu machen. Klingt eher unspannend? Ist es leider auch. Anfangs dachte ich noch, dass der Fokus etwas von den Katzen abrücken und sich mehr auf Toms Leben konzentrieren würde, doch da sein Leben nun mal so eng mit seinen Katzen verbunden ist, ist dieses Buch eher die Lebensgeschichte von The Bear und Co. Die Geschichte hätte vielleicht trotzdem noch spannend werden können, wenn sich der Autor mehr auf die amüsanten Szenen im Leben seiner Katzen beschränkt hätte.


    Am Schreibstil habe ich dabei nichts auszusetzen. Tom Cox schreibt sehr flüssig mit einer guten Prise Humor. Trotzdem wollte bei mir der Funke nicht so recht überspringen. Da die Handlung nicht sonderlich abwechslungsreich ist und auch auf keinen Höhepunkt hinarbeitet, hatte ich kein Bedürfnis, unbedingt weiterlesen zu müssen. Daher würde ich das Buch doch eher nur Katzenliebhabern ans Herz legen, die mal sehen wollen, wie chaotisch, amüsant und auch stressig das Leben mit sechs Katzen gleichzeitig sein kann. Alle anderen dürften sich nur mäßig unterhalten fühlen.

    Gehören sie auch zu den Menschen, die sich gerne mit einem Buch oder einer Zeitschrift Luft zufächeln, wenn es warm ist? Nun, dann sollten sie das in dem Flughafengebäude lieber lassen. Man könnte das… falsch interpretieren, wenn sie verstehen was ich meine. Das Wedeln mit dem Buch ist nämlich nichts anderes als eine Aufforderung zum Sex auf der Toilette, hi hi. Sie glauben mir nicht? Ich könnte ihnen auch vom Club der unerhörten Wünsche erzählen, wenn ihnen das lieber ist. Dieser Club erfüllt ihnen für einen saftigen Monatsbeitrag jegliche Wünsche. Aber vielleicht ist das doch nur ein Gerücht…


    Solche kuriosen Geschichten erzählt Salvador den wartenden Flugpassagieren. Salvador, seines Zeichens Reinigungskraft und seit dreißig Jahren im Flughafen beschäftigt, hat schon alles Mögliche gesehen und gehört. Er kann einem Passagier quasi an der Nase ansehen, woher er kommt und wohin er fliegen wird. Um sich den Arbeitsalltag zu erleichtern und die Wartenden zu unterhalten oder notfalls zu trösten, falls der/die Liebste nicht kommt, erzählt er ihnen von seinen Erfahrungen, wann immer er einen einsamen Passagier findet.


    „Ich mag Geschichten über ganz normale Leute. Gespenster, Außerirdische und so finde ich langweilig“, sagt Salvador über sich selbst. Und damit beschreibt er auch, worum es in diesem Buch geht. Um ganz normale Leute und ihre seltsam faszinierenden Geschichten. Da wäre die Liebesgeschichte von Rosalia und Roberto, die an imaginären Partnern scheitert, oder Domingo, der beim Warten auf seinen Flug von einem mysteriösen Mann in den Club der unerhörten Wünsche eingeladen wird. Als Begrüßungsgeschenk wartet eine schöne Frau auf ihn. Oder welches Geheimnis hütet der Professor, der sich ängstlich auf der Toilette eingeschlossen hat und befürchtet, zu sterben, sobald er rauskommt?


    Diese und weitere Geschichten, die anfangs einfach wirken und immer unglaublicher klingen, je mehr er im Verlauf des Buches davon erzählt, schildert Salvador mit klugem Blick für die Phänomene des Alltags der Menschen: Liebe, verborgene Sehnsüchte, der Wunsch nach Rache, der Glaube an eine perfekte Gesellschaft. Er erzählt dabei so liebevoll und zauberhaft, dass es mir genauso ging wie den Passagieren, die kurz vor Schluss der Geschichte zu ihrem Gate müssen: man fleht darum, dass er die Geschichte fortsetzt. Und so habe ich dieses Buch in einem Rutsch ausgelesen.


    Der Schilderungen in der ersten Person machen die Geschichte für mich zu etwas Besonderem. Durch Salvadors Augen nehmen wir seine Umgebung wahr. Und auch die Aufteilung der Kapitel fand ich sehr gelungen. Man erfährt immer nur stückchenweise, wie die Geschichten weitergehen und bleibt so gebannt an dem Buch hängen.


    Mein Fazit: Blandina hat mit „Salvador und der Club der unerhörten Wünsche“ ein wunderschönes, faszinierendes Buch über das Leben geschaffen. Kaufen und Lesen!

    Pakistan: ein Land voller politischer Unruhen und Umwälzungen, in dem immer noch ein streng hierarchisches Kastensystem herrscht; ein Land der traditionellen Feste, in dem das gesamte Leben stark von der Religion geprägt ist. Ein Land, das in den Nachrichten hauptsächlich Schlagzeilen durch Bombenanschläge macht. Dies ist der Schauplatz für das Buch „Meister der Wünsche“, dem Debütroman des in Pakistan geborenen Autors Ali Sethi.


    In ihm erzählt der junge Zaki Shirazi vom Leben seiner Familie. Nach Jahren des Studiums in den USA kehrt Zaki in seine Heimat zurück, um bei der Hochzeit seiner Cousine Samar Api dabei zu sein. Vaterlos von seiner Großmutter aufgezogen, wuchs Zaki mit Samar Api zusammen in einem Haus auf, wodurch sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft entwickelte. Und während die Hochzeitsgesellschaft nun auf die Ankunft des Bräutigams wartet, schwelgt Zaki in alten Erinnerungen und schildert dabei die Vergangenheit der einzelnen Familienmitglieder. Er erzählt von seiner in ihren Ansichten eher konservativen Großmutter Daadi, die die Kämpfe zwischen Hindus und Moslems in Pakistan miterlebt hat; er erzählt von seiner Mutter, die für die Rechte der Frau eintritt und sich als Journalistin aktiv engagiert, so dass die Erziehung ihres Sohnes an dessen Großmutter hängenblieb; und er erzählt von seiner selbstbewussten, rebellischen Cousine, die schwer verliebt in einen Jungen ist, der jedoch nicht bereit zu sein scheint, sie zu heiraten.


    Diese einzelnen Episoden im Leben der verschiedenen Personen verknüpft der Autor zu einem umfassenden, detaillierten Familienporträt und vermittelt dadurch die Kultur dieses Landes, sowie die Rolle der Frau in Pakistan, ohne dabei Klischees zu bedienen oder zu verurteilen. Durch die unterschiedlichen Einstellungen und Ansichten der Familienmitglieder, besonders der Großmutter Daadi und deren Schwiegertochter Zakia, bekommt man mehr als nur eine Meinung zum bestehenden System, zur Regierung und den religiös beeinflussten Gesetzen vermittelt, wodurch sich der Autor der Aufklärung seiner eigenen Einstellungen gekonnt entzieht.


    Was das Lesen etwas erschwert hat, war der nicht chronologische Zeitverlauf der Erzählung. Zaki springt in seinen Schilderungen der Erlebnisse seiner Familienmitglieder in der Zeit hin und her. Dank fehlender Zeitangaben kann man sich nur aus Hinweisen auf die momentane politische Situation ein Bild darüber machen, in welchem Jahr die Handlung gerade spielt. Wenn man nicht allzu viel über die Geschichte Pakistans weiß, kann das anfangs etwas Probleme bereiten. Man gewöhnt sich jedoch an diesen Stil.


    Leider erschien mir die Geschichte zeitweise auch etwas gefühlsarm: beispielsweise die Liebesgeschichte zwischen Zakis Eltern wirkte auf mich sehr oberflächlich und hätte für meinen Geschmack etwas tiefgreifender und gefühlvoller geschildert werden können. Und da die Handlung auch auf keinen Höhepunkt hin arbeitet, fehlt es dem Buch leider etwas an Spannung.
    Wie viel von dieser Geschichte insgesamt autobiografisch ist, kann ich leider nicht beurteilen, obwohl man als Leser durchaus Parallelen zum Leben des Autors feststellen kann.


    Mein Fazit: „Meister der Wünsche“ ist ein lehrreiches Buch über Pakistan und seine Kultur, dem es leider etwas an Spannung und Gefühl fehlt. Trotzdem eine Leseempfehlung von mir!

    Carl Mørck, dänischer Mordermittler, hat es schon nicht leicht in seinem Leben. Seine Noch-Ehefrau schröpft ihn regelrecht, wenn es um Geld geht und bei einer wenige Wochen zurückliegenden Schießerei starb einer seiner Kollegen, der andere ist seitdem querschnittsgelähmt und ans Bett gefesselt. Das hinterlässt natürlich Spuren auf Carls sowieso schon nicht sonderlich frohem Gemüt. Gequält von Selbstvorwürfen, die Schießerei nicht verhindert zu haben, und genervt von der scheinbaren Unfähigkeit seiner restlichen Kollegen zieht er sich immer mehr zurück und hat keinen Elan mehr zu arbeiten. Kein einfacher Kollege, wie man sofort merkt.


    Als der Chef der Mordkommission da die Gelegenheit sieht, Carl loszuwerden, zögert er nicht. Er ernennt ihn zum Chef des eben erst gegründeten Sonderdezernats Q, welches alte, ungeklärte Fälle wieder aufrollen soll und im Keller untergebracht ist, weit weg von den anderen Mitarbeitern. Anfangs verbringt Carl seine Zeit eher mit Schlafen, bis man ihm Assad, das „Mädchen für alles“ an die Seite stellt. Durch seine Gegenwart nimmt er sich schließlich einen 5 Jahre zurückliegenden Fall vor. Damals verschwand die Politikerin Merete Lynggaard während einer Fährenfahrt spurlos. Die Ermittlungen brachten nichts; man vermutete, dass sie ertrunken sei. Doch Carl findet ein paar Hinweise, die auf etwas anderes deuten...


    Während Carl langsam Spuren in der Vergangenheit sucht, erfährt man nach und nach Meretes Schicksal aus ihrer Sicht. Tot ist sie nicht, auch wenn dieses Schicksal vielleicht gnädiger gewesen wäre. Stattdessen wird sie Woche um Woche, Monat um Monat in einem kleinen Raum gefangen gehalten, bis es schließlich schon 5 Jahre sind. Völlig isoliert sitzt sie in ihrer Zelle und hat nur ihre Gedanken als Beschäftigung. Warum man ihr das antut, das weiß sie nicht. Schließlich gibt sie alle Hoffnung auf, jemals wieder befreit zu werden und plant ihren Selbstmord…


    Wow, das war mal ein spannender Thriller! Nervenzerreißend und keineswegs übertrieben schildert Jussi Adler-Olsen das Schicksal der jungen Frau und Carls verzweifelte Suche nach den damaligen Geschehnissen. Die Charaktere werden dabei glaubhaft beschrieben. Carl entspricht dem tortured hero, der typisch für skandinavische Ermittler zu sein scheint, der seinen Unmut über die schwache Ermittlungsleistung seiner Kollegen nicht versteckt und der von einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn getrieben wird. Den Fall fand ich logisch und gut durchdacht. So ist es nicht verwunderlich, dass mich die Handlung von Anfang an in ihren Bann geschlagen hat und mich das Buch kaum aus der Hand hat legen lassen.


    Im September 2010 erscheint der nächste Band um den Ermittler Carl Mørck und eins steht jetzt schon fest: ich werde ihn auf jeden Fall lesen.


    Mein Fazit: Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Absolute Leseempfehlung!

    Jules beste Freundin Tina schenkt ihrer Freundin zum Geburtstag mal etwas Ungewöhnlicheres: eine Gold-Mitgliedschaft bei stayFriends, dem Internetportal. Anfangs genervt, verfällt Jule schon bald den Möglichkeiten, die die Seite bietet. Wäre es etwa möglich, ihre alte Jugendliebe Erik wiederzusehen? Aber will sie das überhaupt? Schließlich ist sie doch seit 8 Jahren mit Tom zusammen und seit immerhin 3 Jahren dauerverlobt. Doch je mehr sich der Kontakt zu Erik verfestigt, desto mehr Fehler fallen ihr bei Tom auf. Er ist unordentlich, dauernd unterwegs und am schlimmsten, Jules Kinderwunsch schlägt ihn fast in die Flucht. Schon bald steht für sie, wenigstens innerlich, die Trennung von ihm fest. Denn Erik ist quasi das genaue Gegenteil von Tom: ordentlich, gebildet, mit super Job und toller Villa. Doch wird es mit Erik endlich das ersehnte Happy-End geben?


    Hier dürfte es sich wohl mal wieder um typische „Chick-Lit“ handeln, war mein erster Gedanke, als ich das Cover und den Klappentext sah. Also leichte, wenig anspruchsvolle Frauenunterhaltung. Und natürlich hat sich das bewahrheitet. Aber siehe da, das Buch hat mir trotzdem überraschend gut gefallen. Für etwas leichte und schöne Unterhaltung zwischendurch ist das Buch nämlich sehr gut geeignet. Hat man sich erst mal über die ersten paar banal anmutenden Seiten gerettet, wird die Geschichte ziemlich interessant, auch wenn die Charaktere eher stereotyp wirken: da haben wir den schlampigen Freund, der von einer großen Karriere als Musiker träumt, aber leider nicht sonderlich viel Geld nach Hause bringt, die leichtfertige, begeisterungsfähige beste Freundin, für die es nicht viel anderes als Sex und Partys gibt, oder den Traummann aus der Vergangenheit, der in jeder Hinsicht perfekt zu sein scheint. Im Verlauf des Buches ändern sich die Charaktere aber, werden mehr oder minder tiefschichtiger, zeigen neue Seiten und man fühlt mit ihnen. Jule hat mich dabei ein wenig erschreckt: als erst mal der Entschluss steht, sich von Tom zu trennen, greift sie mit gefühlskalter Härte durch und zickt auch noch ihre Freundin an, als die Zweifel an der neuen Beziehung zu Erik äußert. Trotzdem fand ich die innerliche Zerrissenheit Jules über ihre Liebe zu Tom und Erik mitreißend dargestellt und ich habe mitgelitten und gehofft.


    Mein Fazit: eine schöne, leichte Liebesgeschichte für Zwischendurch, die zeigt, dass dauerhafte Liebe auch Arbeit beinhaltet und mit vorprogrammiertem Happy-End.

    Einmal im Jahr, am ersten Montag im Dezember, treffen sich 12 Freundinnen zur Cookie-Party. Sie nennen sich der „Christmas Cookie Club“, tauschen ihre selbstgebackenen Plätzchen untereinander und erzählen dabei ihre Geschichte. Über die Entstehung der Cookies, was sie emotional damit verbinden und was so alles im vergangenen Jahr passiert ist. Da wäre die Gastgeberin Marnie, die sich Sorgen um ihre Tochter Sky macht. Wird sie endlich ein gesundes Baby bekommen, oder wird auch diese Schwangerschaft wieder in einer Fehlgeburt enden? Da wäre Charlene, deren Sohn bei einem Arbeitsunfall gestorben ist, und die nur langsam wieder in ihr altes Leben zurückfindet. Und da wäre Rosie, die sehr glücklich mit ihrem 20 Jahre älteren Mann verheiratet ist, sich jedoch ein Kind von ihm wünscht, worauf er in seinem Alter aber keine Lust mehr hat.


    Dies sind nur drei der zwölf Frauen, die man im Verlauf des Buches kennenlernt. Jeder von ihnen ist ein Buchkapitel gewidmet, welches ihr Leben etwas genauer beleuchtet. Die Themen sind dabei eigentlich immer dieselben: Kinder, Ehemänner, (jüngere) Liebhaber, Affären und ihre Arbeit. Viele Schicksalsschläge werden geschildert, jedoch nicht auf bedrückende, sondern einfühlsame Art. Die emotionalen Kapitel werden durch leckere Rezepte aufgelockert, jeweils von den Cookies, die die Frauen mit zur Party bringen. Dazu kommen noch Beschreibungen der häufigsten Cookie-Zutaten wie Vanille oder Mandeln, die ein wenig die Geschichte des Koches näherbringen sollen.


    Doch so schön das Buch auch war, am Ende wurde es mir einfach zu rührselig und ich begann, mich emotional zu distanzieren. Die Frauen philosophieren über die Liebe und die tiefe Freundschaft zwischen ihnen, was mir am Schluss einfach zu viel wurde. Daher wohl nicht die Höchstwertung. Insgesamt gesehen passt das Buch wohl besser in die kalte Jahreszeit, wenn man selbst in einer besinnlichen, emotionalen Stimmung ist und der Duft von Plätzchen durch die Zimmer streift.


    Mein Fazit: „Der Christmas Cookie Club“ ist ein schönes Buch über die tiefe Freundschaft zwischen Frauen, über dramatische Schicksale und über das Backen. Am besten kurz vor Weihnachten zu Genießen!

    Ich gebe es gleich am Anfang zu: ich bin kein allzu großer Fan dieser Reihe. Warum Stephenie Meyer mit diesen Büchern so einen Weltruhm erlangt hat, kann ich nicht recht nachvollziehen. Aber da ich nun mal die ersten drei Bände gelesen habe, konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, auch den letzten, abschließenden Band zu lesen. Das Buch beginnt mit der lang ersehnten Hochzeit von Bella und Edward und ihrer Hochzeitsnacht auf einer paradiesischen Insel. Dies ist jedoch nur der Auftakt zu einer Reihe unerwarteter Handlungsstränge. Bella wird schwanger und die Werwölfe sammeln sich zum Kampf; ist doch zu erwarten, dass Bella in eine Vampirin verwandelt wird und so das Abkommen gebrochen wird. Doch eine noch größere Gefahr geht von den Volturi aus, die nicht zulassen können, dass Bellas Kind überlebt…


    Wie man der Kurzzusammenfassung entnehmen kann, passiert im letzten Band recht viel, im Gegensatz zu manch anderem der Bücher. Mich haben aber einfach zu viele Details gestört, als das ich das Buch als krönenden Abschluss der Reihe empfinden könnte. Gut gelungen fand ich den Perspektivenwechsel zwischen Bella und Jacob, der der Geschichte die nötige Spannung verliehen hat; die Handlung rein aus Bellas Sicht wäre sonst wohl eher vor sich hingeplätschert.


    Was mich aber sehr gestört hat war der komplette Charakterwandel Bellas. Hat Frau Meyer nicht mal gesagt, dass nicht jedes Mädchen eine starke Superheldin sein kann, als sie auf die Charakterschwächen Bellas angesprochen wurde? Tja, da ist sie ihrer Linie wohl nicht treu geblieben, als sie Bella schließlich (es dürfte wohl niemanden überraschen) in eine Vampirin verwandelt. Und nicht nur eine normale Vampirin, nein, Bella sieht auf einmal wie ein Topmodel aus und hat auch überhaupt keine Probleme damit, ihren Durst nach Blut unter Kontrolle zu halten, wodurch sie sich auch nicht von ihrer Familie trennen muss. Tollpatschig ist sie selbstverständlich auch nicht mehr. Sie ist halt etwas ganz Besonderes, quasi eine Superheldin.


    Das zweite große Manko: die mangelnde Konfliktfähigkeit der Autorin. Ab der Hälfte des Buches baut sie kontinuierlich Spannung auf, die Cullens sammeln eine Vampirarmee um sich und man erwartet ein fulminantes Ende mit einem großen Knall. Und was passiert stattdessen? Es wird locker geplauscht, ein bisschen gedroht und am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf. Frau Meyer, haben sie denn keinen Mut zu Konflikten? Da ist es ja geradezu überraschend, dass die Dreiecksbeziehung zwischen Bella, Edward und Jakob so lange aufrechterhalten wurde.


    Eins muss man der Autorin aber lassen, sie schreibt sehr schön. Schade nur, dass der abschließende Band einer Ansammlung von Klischees gleichkommt. Alle Charaktere tauchen für die Endvorstellung nochmal auf, jegliche Konflikte werden auf zauberhaft leichte Weise gelöst und am Ende sind alle glücklich. Das mag diejenigen, die sich nach einem Happy End sehnen, vollends befriedigt haben, mir waren die Handlungsstränge aber einfach zu unkreativ abgeschlossen. Schade!

    Hermann Fürst Pückler-Muskau leidet unter chronischem Geldmangel, verschlingen seine riesigen Parkanlagen doch enorme Ressourcen. Also beschließen der Mann von Welt und seine geliebte Gattin Lucy, sich einvernehmlich scheiden zu lassen, damit Pückler sich auf die Suche nach einer neuen gutbetuchten Gattin machen kann, um den Traum vom gärtnerischen Paradies vollenden zu können. Auf geht es also nach England. Doch seine Aufwartungsversuche blitzen ab; man wurde vor dem Mann gewarnt, der nur hinter dem Vermögen der Zukünftigen her sei. Erst die Zusprache des reichen Baron Rothschild öffnet ihm die Türen zu den Adelshäusern Englands. Doch sein Werben wird von tragischen Ereignissen überschattet: mehrere junge Damen, zu denen Pückler nur kurz vorher Kontakt hatte, sterben auf unnatürliche Weise. Bald schon eilt Pückler der Ruf als Mörder voraus. Alles nur Zufall, oder versucht jemand, Pücklers Heiratspläne zu verhindern?


    Die Schilderung der Handlung in Briefen des Fürsten an seine geliebte Lucy (für andere Unwissende wie mich: die Briefe existieren, jedenfalls in ähnlicher Form, tatsächlich) fand ich sehr gelungen und der Sprachstil wurde treffend an die damalige Zeit angepasst. Ralf Günther schafft es, ein lebendiges Bild des Londons des 19. Jahrhunderts zu zeichnen, mit prachtvollen Bällen und schmutzigen Gassen, in denen Kinder um Münzen betteln und „gay ladies“ ihre Dienste anbieten. Besonders amüsant fand ich auch das Auftreten von Charles Dickens, der hier die Rolles des Boulevardreporters übernimmt, sowie Pücklers englischem Diener Holmes, der ein untrügliches Gespür für den Mordhergang beweist. Wie viel von der Handlung Fiktion und wie viel tatsächliche historische Fakten sind, weiß ich als Laie nicht einzuschätzen. Trotzdem empfand ich das Buch als gekonnte Mischung aus Historie und Krimi, welche mir das Leben des Gartenkünstlers Fürst Pückler etwas nähergebracht hat. Die Auflösung des Kriminalfalls erscheint mir logisch und das Buch hinterlässt einen runden, stimmigen Eindruck.


    Mein Fazit: Der Gartenkünstler ist ein spannender und unterhaltsamer Lesespaß mit historischem Hintergrund. Wer etwas über das Leben des Fürsten Pückler erfahren will, findet hier einen leichten Einstieg.

    Annas Leben kann man nicht gerade als erfolgreich beschreiben. Sie ist 33 Jahre alt, geschieden, Single und ihr PR-Büro läuft nicht so recht. Als eine ehemalige, sehr erfolgreiche Schulkameradin auch noch davon ausgeht, dass das erarbeitete PR-Konzept doch kostenlos ist für eine alte Freundin, ist für Anna Schluss mit lustig. Ihr Leben muss sich einfach bessern! Und so überrascht sie sich selbst damit, den unglaublich reichen und mächtigen Finanzmogul Carl Weller um einen Job zu bitten. Dass Weller dazu auch noch atemberaubend attraktiv ist, erleichtert die Arbeitsbeziehung für Anna nicht gerade. Und obwohl er es ihr verbietet, verliebt sich Anna in ihn. Bald schon muss sie aber erkennen, dass Carl ein Geheimnis hütet. Was sollen diese Geschäftsreisen, auf denen sie für ihn rätselhafte Verträge ausliefern muss? Und hat sie nur geträumt, als ein Sandsturm durch ihr Zimmer getobt ist und ein riesiger Skorpion vor ihrem Fenster aufgetaucht ist? Je mehr Anna Wellers Geheimnissen auf die Spur kommt, desto gefährlicher wird es für sie. Denn Carl braucht Anna, um seine Unsterblichkeit nicht zu verlieren…


    Die fantastischen Elemente der Geschichte, die die Handlung von einer normalen Liebesgeschichte unterscheiden, sind für meinen Geschmack etwas zu übertrieben. Ein riesiger Skorpion, der mit einer wachsenden Dornenhecke kämpft; auf einem Wiener Ball schwebt Anna plötzlich im Weltall. Da musste ich schon mehrmals unwillig das Gesicht verziehen. Abgesehen davon mangelt es der Geschichte an Vielschichtigkeit und komplexen Charakteren. Manchmal wirkte alles etwas unausgereift, denn es werden einige Details ungeklärt gelassen, was leider nicht mysteriös sondern eher unbefriedigend wirkt. Aber gut, bei der Geschichte erwartet man ja nun auch keine tiefgründigen philosophischen Abhandlungen, sondern etwas herzerwärmend Schnulziges für Zwischendurch, und das ist der Autorin durchaus gelungen. Aber auch die sympathische Protagonistin, ein unglaublich attraktiver Mann und viel erotische Spannung zwischen ihnen retten die Geschichte nicht wirklich über die etwas unglaubwürdige Handlung und das lahme Ende hinweg.


    Mein Fazit: Dämonenherz ist eine nette Liebesgeschichte mit fantastischen Elementen, die mich aber nicht so sehr gefesselt hat wie erwartet.

    Auszug aus Amazon:


    "Als die junge Amy Robsart am 8. September 1560 tot aufgefunden wird, ist ganz England überzeugt, den Mörder zu kennen -ihren Ehemann Robert Dudley, Günstling von Elizabeth I., der sich Hoffnungen auf die Hand der Königin macht und seine Gattin loswerden musste. Dieser Verdacht bringt nun jedoch nicht nur Robert, sondern auch Elizabeth, die ihn aufrichtig liebt, in Gefahr, da ihr Machtanspruch noch längst nicht gefestigt ist. Was aber geschah wirklich in jenem Haus in Oxfordshire und welche Geheimnisse hat die Frau, die wie keine andere im Schatten der Königin stand, mit ins Grab genommen? Thomas Blount, Dudleys engster Vertrauter, und Kat Ashley, die Gouvernante der Königin, müssen alles daransetzen, so schnell wie möglich die Wahrheit zu finden. Doch sie haben beide Schuld auf sich geladen, von der niemand etwas ahnt"


    Meine Meinung:


    Ein Krimi im elisabethanischen Zeitalter


    Im Schatten der Königin. Treffender kann man den Zustand Amy Dudleys nicht beschreiben. Denn ihr Mann, Robert Dudley, ist der beste Freund von Königin Elisabeth I. Schon früh in ihrer Ehe muss Amy lernen, dass sie sich das Herz ihres Mannes mit der mächtigsten Frau des Landes teilen muss. Und immer den Kürzeren zieht, wenn es um die Aufmerksamkeit Roberts geht. Da die Königin ihr auch noch den ihr zustehenden Zutritt zum königlichen Hof ohne Grund verwehrt, unterstellt nicht nur Amy, sondern das gesamte englische Volk den beiden eine Affäre. Doch verheiratet hat Robert keine Chance bei der Königin und so spekuliert man nicht nur am Hofe, wann Amy plötzlich das Zeitliche segnen wird.


    Als Robert Dudley daher am 09.09.1560 seinem Freund Thomas Blount den Tod seiner Frau verkündet, schwant ihm nichts Gutes. Wird Robert jetzt, da er frei ist, die Königin heiraten wollen? Das Volk mag Robert Dudley nicht, war sein Vater doch ein geköpfter Verräter, und wird sich diesen Schritt wohl nicht gefallen lassen. Aber wie kam Amy überhaupt zu Tode? War es ein Unfall oder hat Robert gar jemanden engagiert, der ihm hilft, seine Frau loszuwerden? Oder kam der Auftrag gar von der Königin selbst? Eine fieberhafte Suche nach der wahren Todesursache entbrennt, wobei das Volk sofort in Robert den Täter sieht. Doch auch Thomas Blount selbst verbindet ein Geheimnis mit Amy, das ihn gefährlich werden könnte…


    Tanja Kinkel zeichnet in diesem Buch das traurige Bild einer Frau, der nach ihrem Tod mehr Aufmerksamkeit zuteil wird als zu ihren Lebzeiten. Statt den Fokus auf Elisabeth I zu legen, dreht sich die Geschichte hauptsächlich um Amys Todesursache, die den Experten bis heute Rätsel aufgibt und auch damals nicht hinreichend geklärt werden konnte. Natürlich werden diverse Intrigen und Machtspielchen aufgedeckt und mit jeder Wendung des Buches steigt die Anzahl der potentiellen Täter. Leider schwächelt das Buch zur Mitte hin etwas, da die Ermittlungen nicht so recht voranschreiten. Trotzdem ist das Buch ein Lesegenuss. Die Charaktere, sowohl die historisch belegten als auch die erdachten, sind tiefgründig gestaltet und wachsen dem Leser ans Herz. Und das Ende, obwohl fiktiv, erscheint sehr logisch und realistisch und bildet einen guten, würdigen Schluss für die Geschichte.


    „Im Schatten der Königin“ ist für mich sowohl ein unterhaltsames als auch lehrreiches Buch über die Zeit der Tudors. Die Vereinigung von Krimi und historischem Roman ist der Autorin gut gelungen und ich werde es gerne weiterempfehlen.

    Klappentext:


    Ein Buch, das für Diskussionen sorgen wird: Kai ist 25 und am Ende: Nach einem schweren Arbeitsunfall findet er keinen Job mehr, seine Wohnung ist ein heruntergekommenes Loch in München, sein einziger Trost sind Alkohol und Drogen, mit denen ihn sein türkischer Kumpel Shane versorgt. Und da sind noch Shanes Brüder, die Kai Geld geliehen haben und ihn nun zwingen, für sie Drogen aus Zürich nach München zu schmuggeln. Dann begegnet Kai Marion, und plötzlich ist alles anders. Marion ist hübsch, Marion ist sexy, Marion ist witzig, und Marion mag ihn, trotz seiner zerrissenen Klamotten. Sie ist Kais große Liebe, das Licht am Ende seines Tunnels, und alles könnte gut werden – wenn da nicht ein fatales Geheimnis wäre, das Marion verbirgt, und wenn Kai nicht irgendwann klar werden würde, dass nichts so ist, wie es den Anschein hatte. Wer Man Down einmal in die Hand genommen hat, wird das Buch nicht mehr weglegen, bis die letzte Seite gelesen ist. André Pilz erzählt eine große Geschichte: eine Geschichte von Liebe und Gewalt, von Freundschaft und Betrug, von Leidenschaft und Rebellion, die Geschichte einer verlorenen Generation in unserer Wohlstandsgesellschaft. Und er erzählt diese Geschichte genau so, wie sie erzählt werden muss: hart, direkt, authentisch und emotional – bis der Leser am Ende das Gefühl hat, neben Kai auf dem Boden zu sitzen, mit ihm zu leiden und zu hoffen, und mit ihm um seine Zukunft zu köpfen.


    Meine Meinung:


    Kai ist durch einen Sturz vom Dach arbeitslos geworden. Doch vom Staat aushalten lassen kommt für ihn nicht in Frage; er will kein Harz IV-Empfänger sein, in nem Loch wohnen und dreckige Klamotten tragen; er will einfach nur wieder arbeiten gehen. Doch seine gesundheitlichen Probleme verhindern eine neue Anstellung. So tröstet er sich mit Drogen und Alkohol, um seinem düsteren Leben wenigstens für kurze Zeit zu entfliehen. Um über die Runden zu kommen, leiht er sich von den Brüdern seines besten Freundes Shane Geld. Als er es nicht zurückzahlen kann, muss er als Drogenkurier arbeiten. Der einzige Lichtblick in seinem Leben: Marion, die entfernt Ähnlichkeit mit Cameron Diaz hat und in die er sich sofort verliebt. Und diese Traumfrau interessiert sich tatsächlich auch für ihn, hat kein Problem mit seinen abgerissenen Klamotten und seinem chronischen Geldmangel. Doch wie auch Kai hütet Marion ein unangenehmes Geheimnis…


    Schonungslos ehrlich und mit derber Sprache schildert André Pilz Kais Leben, das mich als Leser wirklich runterzieht, auch wenn ich weiß, dass ich einfach durch das Zuklappen des Buches wieder in meine kleine heile Welt zurückkehren kann. Aber sein Schicksal spukt mir trotzdem noch durch den Kopf. Seine Wut auf den ehemaligen Arbeitgeber, der sein Gehalt nicht auszahlt, seine Verzweiflung angesichts der Schulden, seine Angst beim Drogenschmuggel und seine Liebe zu Marion, all das beschreibt Pilz mit einer Eindringlichkeit, mit harten aber wahren Worten, die absolut authentisch wirken und einen die Seiten nur so verschlingen lassen. Wer ein Problem mit vulgären Wörtern hat, dem sei von diesem Buch abgeraten; selten hab ich so viele Schimpf- und Fäkalwörter in einem Buch gelesen. Eine gehobene, blumige Sprachweise würde bei dem beschriebenen Milieu aber einfach unglaubwürdig wirken.


    Mein Fazit: Man Down ist ein aufwühlendes, brutales, glaubwürdiges, sehr gutes Buch über die multikulturelle deutsche Unterschicht!

    Inhaltsbeschreibung von amazon.de:


    Hochbrisant und topaktuell: Cory Doctorows New-York-Times Bestsellerroman über die Kraft der jungen Medien gegen die Macht des Staates.Marcus, alias "w1n5t0n", ist 17 Jahre alt, smart, schnell und ein echter Internet-Crack. Als Terroristen die Oakland Bay Bridge in San Francisco bombardieren, stürzt auch seine Welt ein - denn Marcus und seine Freunde werden von einem übereifrigen Department of Homeland Security (DHS) verhaftet, tagelang auf einer geheimen Insel verhört und gedemütigt. Als Marcus frei kommt, hat sich San Francisco in einen Überwachungsstaat verwandelt, in dem jeder Bürger als potentieller Terrorist betrachtet wird. Zum Teil aus dem Wunsch nach Rache, zum Teil getrieben vom leidenschaftlichen Glauben an die Menschenrechte, schwört Marcus, die DHS aus seiner geliebten Stadt zu vertreiben. Mit Hilfe des Xnet und anderer neuer Medien beginnt er ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel, indem er die Überwachungsversuche der Regierung sabotiert und immer mehr junge Menschen für seine Guerilla-Bewegung gewinnt. Am Ende trägt er maßgeblich dazu bei, dass die Regierung stürzt.


    Meine Meinung:


    „Ich habe ein Recht auf meine Privatsphäre“ meint Marcus, 17 Jahre alt, ein begeisterter Gamer und Hacker. Und spricht mir damit aus der Seele. Wann ich wohin gehe und warum, geht nur mich etwas an. Doch in einem Staat, in dem Paranoia und ständige Angst vor Angriffen herrscht, sieht das schon ganz anders aus. Das muss auch Marcus auf schmerzhafte Weise lernen…


    Was wie ein ganz normaler Schultag anfängt, wird schon bald zu einem Albtraum. Ein Bombenanschlag zerstört die Bay Bridge in San Francisco, als Marcus und seine Freunde gerade ganz in der Nähe sind. In Panik fliehen sie zusammen mit den Menschenmassen, die sich in den nächstgelegenen U-Bahnschacht drängen. Kurz darauf werden sie von militärisch wirkenden Personen aufgelesen. Doch helfen wollen die ihnen nicht; stattdessen ziehen sie ihnen Säcke über den Kopf und fesseln ihre Hände. Irgendwo abseits vom Festland werden sie tagelang verhört; man verdächtigt sie, an den Anschlägen beteiligt gewesen zu sein. Marcus wird gezwungen, sämtliche Passwörter für sein Handy und den Laptop preiszugeben, er bekommt kein Essen und darf mit niemandem reden. Erst als man keine konkreten Anhaltspunkte für seine Beteiligung findet, lässt man ihn gehen, mit dem Verspechen, ihn genauestens zu beobachten.


    Zuhause angekommen, muss er feststellen, dass sich San Francisco in einen Überwachungsstaat verändert hat. Überall sind Kameras, von jedem Einwohner wird registriert, wann er wohin geht und wenn etwas daran ungewöhnlich wirkt, werden sie stundenlang verhört. Größere Menschenansammlungen werden mit Gewalt auseinandergetrieben. Jeder verwandelt sich in den Augen der Homeland Security in einen potentiellen Terroristen; die persönliche Freiheit ist zweitrangig bei dem Versuch, die Täter zu finden. Marcus und seine Freunde wollen sich damit aber nicht abfinden und beginnen, die staatliche Überwachung zu sabotieren…


    Doctorow thematisiert in seinem Buch ein wichtiges Thema: wie weit die Einschränkung der persönlichen Freiheit und dem Recht auf Privatsphäre im Angesicht potentieller Terrorgefahr gehen darf. Ein wichtiges Buch, das sprachlich sehr gut umgesetzt wurde. Über die Bombenanschläge erfährt man nichts Genaueres, dafür konzentriert sich der Autor sehr auf die technischen Raffinessen, mit denen Marcus die Überwachungstechniken unterwandert. Wer also ein bisschen Nachhilfe in Verschlüsselungstechniken braucht, ist hier gut bedient. Glücklicherweise überwiegen die technischen Beschreibungen aber nicht, so dass sich die Geschichte trotz dieser Einwürfe sehr spannend liest und nicht ins Stocken kommt. Ein super Buch!