Beiträge von friedelchen

    Ich hab auch eine Riiiiiiiesentüte voller Hefte hier, sowohl die normalen als auch die Thriller. Also falls sich mein SUB doch mal bedrohlich reduziert, kann ich immer noch auf die kleinen Heftchen zurückgreifen.
    Ich hab die so mit 13-15 gelesen. Bestimmt sind zwischendurch immer noch interessante Hefte dabei, aber bei dem Preis kauf ich mir lieber richtige Bücher :-)

    „Mein Leben ist eine Abfolge von verpassten Chancen und grauenhaften Timingfehlern.“ Das ist das bittere Resümé von Chris Mackenbrock zu seinem Leben. Er ist fast vierzig, dick, hat einen Beruf, der ihm keinen Spaß macht, ist mit einer Frau zusammen, die nur seine zweite Wahl war und für die er keine Leidenschaft hegt und sieht auch keinerlei Verbesserungsmöglichkeiten mehr. Zu oft hat er die Chancen vertan, die ihm sein Schicksal in den Weg geworfen hat. Hätte er doch nur zugestimmt, mit Mark zu trainieren, um seine Pfunde loszuwerden; hätte er doch nur Kathleen seine Liebe gestanden; hätte er doch nur fürs Abi gelernt und was Ordentliches studiert.


    Doch zurück zum Anfang: die Geschichte beginnt sehr humorvoll. Ich lerne Chris als übergewichtigen sechzehnjährigen Schüler des Jahres 1983 kennen, der erst bemerkt, dass er in Kathleen verliebt ist, als er auf einer Klassenfahrt nackt, bekifft und betrunken unter ihrem Bett liegt. Seine zukünftigen Annäherungsversuche verlaufen eher unbeholfen und führen ihn in eine katholische Jugendgruppe, in der er in hautengen Hosen Pantomime spielen muss, oder auch in die neu gegründete Partei der Grünen, wo er wegen radikaler Aktionen verhaftet wird. Doch trotz allem klappt es einfach nicht mit Kathleen und der großen Liebesgeschichte.


    Je älter Chris wird, desto mehr büßt die Geschichte an Humor ein. Es wird ernst, deprimierend, traurig. Das passt aber gut zu Chris Leben, schließlich geht es mit ihm und seiner Lebenseinstellung ja auch immer weiter bergab, bis zum Tiefpunkt, an dem er über sein Leben nur noch sagen kann „Guter Versuch, mein Junge – aber das war wohl nichts.“


    Doch dann, auf unerklärliche Weise, wacht er eines Morgens in seinem alten Kinderzimmer auf. Und nicht nur das, er ist wieder jung. Das Schicksal gewährt ihm einen zweiten Versuch auf dem Karussell des Lebens. Wenn er diesmal alles richtig macht, kann dem Leben mit seiner Traumfrau doch eigentlich nichts mehr im Wege stehen…


    Mit dem Zeitsprung in die Vergangenheit entsteige auch ich als Leser schlagartig wieder dem Stimmungstief, in das ich nach etwa 2/3 des Buches gefallen war. Chris kämpft erneut mit den alltäglichen, banal wirkenden Problemen eines Schülers. Und muss erkennen, dass man nicht alles genau planen kann, auch wenn man die Zukunft kennt.


    Wer bei diesem Buch eine Komödie mit einem Feuerwerk an Witzen erwartet, dürfte enttäuscht sein. Das Buch hat zwar seine lustigen Momente, ist aber auch genauso oft ernst und traurig. Wer aber ohne diese Erwartung an das Buch herangeht, dürfte von einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte überrascht werden.

    Ich habe übrigens heute die Zutaten für "Tagliatelle mit Räucherlachs und Blattspinat" gekauft und probier es mal aus. Ich bin gespannt, eigentlich ist mein Freund bei uns mit Kochen beauftragt :-)

    Anton Galba erwartet nichts Ernsteres als eine Beschwerde über einen anderen Kollegen, als sein Mitarbeiter Roland Mathis auf ihn zukommt. Weshalb er ihn dazu allerdings im abgelegendsten Winkel der Abwasserreinigungsanlage sprechen muss, wird ihm klar, als Mathis Fotos enthüllt, auf denen Galba mit einer Geliebten zu sehen ist. Aber plötzlich, nur dank eines kleinen Stupsers, liegt Mathis tot vor ihm. In seiner Panik kommt Galba der Gedanke an die große Häckselmaschine der Anlage, die ihm als die Lösung seines Problems erscheint. Leider kommt Chefinspektor Weiß, ein ehemaliger Schulkamerad Galbas, sehr schnell hinter die ganze Sache. Doch wozu soll er Galba bloßstellen, wenn er nun doch endlich eine Möglichkeit gefunden hat, die Gesellschaft von bösen Zeitgenossen zu säubern? Makaber-böse schildert Mähr Galbas Unvermögen, aus diese Sache wieder herauszukommen. Jeder, der davon erfährt, schließt sich der edlen Sache bald selbst an; gibt es doch schließlich immer jemanden, der einem ein Dorn im Auge ist.


    Mähr ist ein Meister der Andeutungen, des Nichts-Sagens. Das Wort Mord fällt in diesem Buch nicht ein einziges Mal, obwohl es doch genau darum geht. Aber dieses Nicht-Verwenden steht im Einklang mit den handelnden Personen; niemand von ihnen würde sich als Mörder bezeichnen. Es geht um die gerechte Sache, um die Säuberung des Ortes von den Schädlingen, die die Gesellschaft verkommen lassen. Dass eine Unterscheidung zwischen guten und schlechten Charakteren, zwischen Täter und Opfer, da schon bald nicht mehr möglich ist, ist klar. Die bösen Taten der sogenannten Schädlinge erscheinen fast hinfällig, wenn man bedenkt, was die Guten da mit ihnen vorhaben.


    Die Geschichte liest sich leider etwas zäh. Das mag daran liegen, dass das Buch durch seinen komplexen Schreibstil wirklich Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert. Lange verschachtelte, detaillierte Sätze scheinen Mährs Markenzeichen zu sein. Daher kann man das Buch nicht einfach mal zwischendurch lesen, sondern muss sich damit einen stillen Ort suchen, um in Ruhe zu lesen. Wer aber bereit ist, sich auf das Buch einzulassen, wird mit einer makaber-unterhaltsamen Geschichte belohnt.

    Zitat

    Meine Befürchtung: Leser des ersten Bandes könnten denken "Hab' ich schon", wenn sie den zweiten im Buchhandel sehen.


    Mir geht es eher so, dass ich mich dann drauf stürze, wenn das Cover Ähnlichkeit mit dem Vorgänger hat, da ich dann erwarte, dass es sich um einen Nachfolger handelt.

    Ich hab einfach grad mal nen paar Bilder von Tobias Moretti gegoogelt und auf einigen von ihren fand ich, dass er vom Aussehen her passen könnte. Nur der melancholische Ausdruck fehlt ihm. Allerdings sieht Dühnfort in meiner Vorstellung halt einfach anders aus, aber ich könnte keinen Schauspieler benennen.


    Zitat

    Dühnforts Dritter ist jedenfalls für das Programm Herbst / Winter 2010 vorgesehen. Das geht von September bis Februar.


    Wenn wir Glück haben, könnte das doch aber auch schon vor Februar sein, also doch kein ganzes Jahr :-)

    Auch von mir vielen Dank für die Rezepte-Links, beim Lesen hab ich mir oft gedacht "Mhmm, das kling lecker".
    Aber ich finde auch, dass es reicht, wenn man die Rezepte in ihrem Blog finden kann, es würde mich wohl ein bisschen aus dem Krimi rausreißen, wenn nach den letzten Worten plötzlich Rezepte stünden.


    Und es freut mich natürlich sehr, zu hören, dass in gar nicht sooo langer Zeit ein nächster Dühnfort erscheint.

    Das ist mal eine überraschende Antwort :-) Also gibt es nicht nur Leser, die von manchen Buchcharakteren genervt sind (was bei mir bei Dühnfort nicht der Fall ist), sondern auch der/die Autor/in selbst.


    Ich war auch etwas verwirrt von dem Ende, bin aber automatisch nicht davon ausgegangen, dass er stirbt. Wäre ja auch fies, dann hätte wenigstens "Ende" drunterstehen müssen. :-)

    Hallo Frau Löhnig,
    mich würde interessieren, woher sie die Ideen für ihre Bücher nehmen? Entspringen sie rein ihrer Fantasie, oder lassen sie sich auch mal von der harten Realität inspirieren?

    In weißer Stille - Inge Löhnig


    Zum Inhalt:
    Nachdem Kommissar Konstantin Dühnfort in „Der Sünde Sold“ ein beschauliches bayerisches Dorf vor einem christlich orientierten Mörder gerettet und dabei seine Traumfrau Agnes kennengelernt hat, ermittelt er nun erneut. In seinem Ferienhaus wird der pensionierte Kinderarzt Wolfram Heckeroth tot aufgefunden. Er wurde mit Gürteln an eine Heizung gefesselt und ist offenbar qualvoll verdurstet. Zuerst sieht es nach einem Raubmord aus, aber bald schon zeigt sich, dass der alte Mann nicht so ein beschauliches Familienleben geführt hat, wie es zuerst den Anschein hat. Dühnfort findet ein Fotoalbum, das Aufnahmen der verschiedenen Geliebten Heckeroths enthält. Aufnahmen, auf denen die jungen Frauen alle gefesselt waren, manche offenbar auch unfreiwillig. Hat sich etwa eine von ihnen an dem alten Mann gerächt? Aber auch in Heckeroths eigener Familie gibt es Verdächtige. So hat sein Sohn Bertram hohe Schulden und ein hohes Erbe als Motiv. Je mehr Dühnfort nachforscht, desto mehr offenbaren sich die familiären Abgründe der Familie Heckeroth…


    Meine Meinung:
    Inge Löhnig zeichnet sich für mich durch ihren angenehmen Schreibstil aus. Gekonnt hält sie die Spannung um den Täter bis zum Schluss aufrecht und lässt mich die Seiten regelrecht verschlingen. Die Handlung wird, wie im ersten Band, aus Sicht mehrerer Personen erzählt, wodurch man nicht nur Stück für Stück Einblick in die verschlungenen Handlungsstränge erhält, sondern auch die Charaktere näher kennenlernt. Da wäre Barbara, die befürchtet, ihr Mann Albert könnte es seinem Vater Wolfram gleichtun und sie betrügen; oder Wolframs Tochter Caroline, die sich Zeit seines Lebens um die Anerkennung des Vaters bemüht hat.


    Mit Konstantin Dühnfort hat Löhnig einen sehr sympathischen Hauptcharakter erschaffen. Kein übermäßig gutaussehender Draufgänger, sondern ein ganz normaler Typ, der nach Jahren der Entfremdung beginnt, sich mit seinem Vater zu versöhnen, der sich nach einer Familie sehnt und trotz seines harten Alltags als Ermittler an das Gute im Menschen glaubt.
    Mein Fazit: ein spannender Fall, ein realistischer Plot und glaubwürdige Charaktere machen dieses Buch für mich zu einem Krimi-Sahnestück. „In weisser Stille“ ist ein toller zweiter Krimi von Inge Löhnig, der mich endgültig zum Fan gemacht hat. Ich warte sehnsüchtig auf Nachschub!

    Nach der Leseprobe war ich sehr gespannt. Ich habe einen Thriller erwartet, bei dem der mysteriöse Mann auf fiese Weise seine Wünsche erfüllt, z.B. seine Frau ermordet, damit er endlich mit seiner Geliebten zusammen sein kann. Stattdessen gab es hier philosophische Abhandlungen über das Leben und den Tod. Aber hier eine etwas genauere Wertung:


    Ein Buch, das ohne jegliche Anführungszeichen auskommt, war mal etwas neues. Man gewöhnt sich jedoch sehr schnell an diesen Stil und dadurch liest sich das Buch flüssig weg. Soviel zum Positiven.


    Abgesehen davon, dass mir der Hauptcharakter Jonas einfach unsympathisch war, gab es aber auch noch viele andere Kritikpunkte, die zu dieser schlechten Bewertung geführt haben:


    In den normalen Handlungsverlauf wurden immer wieder vollkommen abstruse Szenene eingefügt, die nicht nur keinen Sinn ergaben, sondern mich auch an der geistigen Gesundheit des Protagonisten zweifeln ließen. Er steht auf einem Parkplatz und sieht sich plötzlich selbst als eine zweite Person, die letztendlich mit ihm verschmilzt. Er fährt einem fremden Mann hinterher, der gar kein Gesicht hat. Bei einer Bergwanderung sieht er zwei Männer, die auf eine Frau einprügeln, natürlich sind das nur Geister aus einer vergangenen Zeit. Er sitzt im Auto und plötzlich schwebt er über der Erde und sieht neben sich den Mond. Spätestens hier möchte man Jonas rezeptpflichtige Medikamente verschreiben und die Männer mit den weißen Jäckchen anrufen. Vermutlich soll diesen Szenen eine tiefere Bedeutung zukommen, die mir leider vollkommen entgangen ist.


    Desweiteren waren die Gefühle der Charaktere irgendwie nicht nachvollziehbar. Plötzlich schreit Jonas rum, was aber nur durch dieses Wort vermittelt wird und sich nicht aus dem Kontext ergibt. Im Allgemeinen ist mir das ewige Rumgejammere von Jonas und Marie auf die Nerven gegangen, wie gern sie doch zusammen wären aber nicht können. In einer anderen Geschichte wäre dies sicherlich Stoff für eine herzzerreißende Liebesgeschichte gewesen, hier hat mich das einfach genervt.


    Der mysteriöse Mann vom Anfang taucht übrigens nicht ein einziges Mal wieder auf. Als sich die Todesfälle und Unfälle um Jonas herum häuften, wurde mir schon klar, welche der am Anfang geäußerten Wünsche der Mann ihm erfüllt. (Einfach mal in die Leseprobe gucken)


    Am Ende musste ich mich zum Weiterlesen zwingen, weil mich auch gar nicht mehr interessiert hat, was nun noch passieren soll.


    Hinter der Grundidee des Buches steckte viel Potenzial, das meiner Meinung nach vollkommen verschenkt wurde. Schade!

    Im Jahr 1969 wurde aus einer Kapelle in Palermo ein Gemälde gestohlen, welches bis heute nicht wieder aufgetaucht ist. Ob im Besitz der Mafia oder einer reichen Einzelperson, der Verbleib des Bildes ist unbekannt.


    Die Rede ist vom Gemälde „Nativita“ von Michelangelo Merisi da Caravaggio. Dieser Diebstahl ist der Auftakt zu Tilman Röhrigs Buch über das Leben des italienischen Malers.


    Im Jahr 1571 geboren, wächst Michele, wie er nur genannt wird, wohlbehütet im Städtchen Caravaggio auf. Schon früh erkennt sein Großvater die Liebe des Jungen zur Malerei und schickt ihn in die Lehre bei einem Maler. Doch die Lehrjahre sind hart. Michele muss sich nicht nur gegen die Bedrängungen des älteren Gesellen des Malers wehren, sondern auch, nach Ende seiner Lehre, gegen den Spott anderer, die seinen Malstil für zu schlicht halten. Denn Michele malt revolutionär: statt den Hintergrund auszuschmücken, hält er ihn dunkel, statt antike Statuen verwendet er einfache Leute aus dem Volk, um die Heiligen in seinen Bildern darzustellen.


    Trotz der Kritik lässt sich der junge Mann nicht unterkriegen. Überzeugt von seinem Talent, ist er fest entschlossen, einen reichen Gönner zu finden, der seine Karriere fördert. Und das gelingt ihm auch. Bald schon wird er mit Aufträgen überhäuft. Doch auch seine Neider bleiben nicht untätig. Man lässt ihn ausspionieren und mehrmals werden Anschläge auf seine Leben verübt, um ihn vom Malen abzuhalten. Als Michele bei solch einem Anschlag jemanden tötet, muss er aus Rom fliehen…


    Röhrig zeichnet ein komplexes Charakterbild des Malers: einerseits verabscheut er Ungerechtigkeit und will unbedingt durch seine eigenen Anstrengungen berühmt werden, statt nur durch die Hilfe anderer. Andererseits ist er doch auch jähzornig, sehr selbstbezogen und leicht reizbar. Eine Mischung, die ihn mir nicht sonderlich sympathisch gemacht hat. Meine Sympathie gehört eindeutig seiner Jugendliebe Paola, die durch Micheles diverse Liebschaften tief verletzt wurde und doch nicht von ihm loskommt. Trotzdem hat mich das plötzlich endende Schicksal des Malers am Ende mitgenommen. Die Handlung endet abrupt und man erfährt leider nichts mehr vom Schicksal der anderen Charaktere.


    Desweiteren versteht es Röhrig gut, die Schauplätze und Nebencharaktere durch klangvolle Beschreibungen zum Leben zu erwecken. Zeitweise haben mich die Beschreibungen der verkommenen Obrigkeit oder brutaler Szenen sogar schockiert, doch das zeigt nur, wie gut es Röhrig gelingt, das Bild der damaligen Gesellschaft zu vermitteln.


    Mein Fazit: ein schöner historischer Roman aus dem Italien des 16. Jahrhunderts, über einen charaktervollen Maler, der sich gegen jede Widerstände durchsetzt, um Ruhm zu erlangen. Mir hat’s gefallen!

    Kloster Engelthal im 14. Jahrhundert, in der Nähe von Nürnberg. Die zwölfjährige Benedicta wird nach dem Tod ihres Vaters von ihrer Stiefmutter ins Kloster gebracht, wo ihr Alltag von nun an darin besteht, zu beten und auf ein göttliches Wunder zu hoffen, welches das Kloster Engelthal wieder zu altem Ruhm bringen würde. Je älter Benedicta wird, desto mehr sehnt sie sich nach einem Leben außerhalb der Klostermauern. Nur ihrer Freundin Agnes, der Köchin, kann sie diese geheime Sehnsucht anvertrauen.


    Ablenkung vom tristen Alltag erhofft sich Benedicta, als das Kloster den Auftrag erhält, für ein anderes Kloster Lebkuchen zu backen; hat sie doch schon einmal alle mit ihrem leckeren Rezept verzückt. Schon bald sind alle ganz begeistert von ihren Backkünsten. Doch als man ihr vorwirft, Unzucht mit dem Neffen der Priorin betrieben zu haben, muss sie mit ihm zusammen fliehen. Auf der Flucht, zusammen mit ihrer Freundin Agnes, verlieren sich die beiden jedoch aus den Augen. Benedicta bleibt keine andere Möglichkeit, als mit Agnes zu deren Verlobten Anselm, einem Bäcker, nach Nürnberg zu gehen. Selbstverständlich sind auch dort die „Benedicten-Lebkuchen“ bald in aller Munde…


    Spätestens nach der Ankunft in Nürnberg wurde die Geschichte doch um einiges brutaler, als ich es von dem „süßen“ Thema erwartet habe. Frauen werden an allen Ecken sexuell angegangen, Intrigen werden gesponnen und Menschen ermordet. Das hat natürlich für Spannung gesorgt, weshalb sich das Buch sehr schnell lesen lässt.


    Trotz der an sich guten Geschichte sind mir doch einige Kritikpunkte aufgefallen:


    Die Charaktere waren mir teilweise einfach zu oberflächlich und simpel gehalten. Wirklich Tiefgang hatte keiner. So wurden hier einige Stereotype bedient: die böse Stiefmutter, die Benedicta nach dem Leben trachtet, um das Erbe ihres Vaters für sich zu haben oder auch das verschmähte Mädchen, das heimtückisch Giftanschläge auf Anselms Familie verübt. Etwas unglaubwürdig erschien mir auch die Liebesgeschichte zwischen Benedicta und dem Bruder des Fechtmeisters, Konstantin. Romantische Gefühle kamen bei mir während des Lesens nicht auf. Auch war mir die Geschichte am Ende zu schnell abgewickelt.


    Alles an sich handelt es sich aber um einen unterhaltsamen, historischen Roman mit kleinen Schwächen, der sich zügig lesen lässt und Hunger auf Lebkuchen macht.

    "Traurige Geschichten traurig erzählen kann ja jeder".


    Getreu diesem Motto schreibt Conni Lubek ihre Bücher. Über Lchen, auch Lpunkt, eine Enddreißigerin in der Werbebranche, und ihrem Stofftierfreund Curd Rock. Den hat sie von 119 geschenkt bekommen, dem Mann, der ihre Liebe nicht erwidert hat und vom dem sie sich in "Anleitung zum Entlieben" lossagen wollte. Die Geschichte endete mit dem Auftritt des Holländers Dick. Quasi ein Übergangsmann, findet Lchen.


    In "Entlieben für Fortgeschrittene" scheint es diesmal doch aber recht einfach. Dick liebt Lchen, sie ihn aber eben nicht. Zu tief sitzt noch der Schmerz, den 119 ihr zugefügt hat. Daher bemüht sich Dick. Er überschüttet sie mit liebevoller Aufmerksamkeit, so lange, bis er tatsächlich ihr Herz erobert hat. Lchen plant bereits ihren Ausstieg aus der Werbebranche und ein gemütlichen Leben im kleinen holländischen Häuschen am Kanal, als Dick ihr ein Geständnis macht, welches die gemeinsame Zukunft bedroht. Höm, wie Lchen es audrücken würde. Doch sie gibt nicht auf. Wenn die Liebe diesmal erwiedert wird, kann die Geschichte doch gar nicht so hoffnungslos sein, oder?


    Aus scheinbar normalen Liebesgeschichten macht Conni Lubek mit ihrer Schreibweise etwas besonderes. Statt herzergreifend und rührselig schildert sie die Höhen und Tiefen von Lchens Beziehungen mit viel Humor. Jede Trennung, jeder Schmerz, jede Niederlage wird auf so schwungvolle, leichte, witzige Art beschrieben, dass man mit einem weinenden und einem lachenden Auge weiterblättert. Bei manchen mag dadurch der Eindruck entstehen, dies sei ein seichtes Buch; mich aber hat die Geschichte durch diesen Stil, etwas in Humor zu kleiden, und dahinter doch todunglücklich zu sein, wirklich mitgerissen und mich die Gefühle von Lchen hautnah miterleben lassen.


    Und nicht zu vergessen: Curd Rock, ihr teewurstfarbener Begleiter durch alle Lebenslagen, der mit zahlreichen Fotos im Buch vertreten ist und der in Sachen Männer auch immer ein Wörtchen mitreden möchte. Schon etwas verrückt, wer da auf ein lebloses Stofftier hört, hm?


    Mich haben Conni Lubeks Bücher auf jeden Fall süchtig gemacht und ich hoffe sehnlichst, dass die Geschichte von der etwas neurotisch wirkenden Lchen und Curd Rock noch nicht zuende ist.

    Der fünfzehnjährige John ist anders als seine Mitschüler. Auch anders als die meisten Erwachsenen. Denn John hält sich für einen potentiellen Serienmörder. Dank seiner Soziopathie ist er nicht in der Lage, eine engere Bindung zu anderen Menschen einzugehen, was besonders seiner Mutter zu schaffen macht. Denn welche Mutter freut sich schon darüber, wenn ihr Sohn sich statt für Mädchen und Sport für Serienmörder und grausame Todesfälle interessiert? Der gerne mit Feuer spielt und Tiere quält? Der mit Feuereifer dabei ist, wenn es daran geht, der Mutter bei der Konservierung von Leichen zu helfen? So versucht sie, ihren Sohn durch den Gang zum Therapeuten zu helfen. Und indem sie ihm den Zugang zur Leichenhalle verwehrt.


    Dass John auch von sich aus versucht, seine "böse" Seite zu unterdrücken, ahnt sie dabei nicht. John hat sich klare Regeln aufgestellt: beschäftige dich nie zu lange mit einer Person, beobachte sie nicht. Wenn doch, ignoriere sie für mindestens eine Woche. Sei freundlich und verteile Komplimente, wenn du davon fantasierst, jemanden zu erstechen.


    Doch dann geschehen unerklärliche Morde in der Stadt und seine Faszination von Mördern wird noch weiter angeheizt. Denn John glaubt, als Einziger in der Lage zu sein, diesen Mörder zur Strecke zu bringen. Schließlich denkt er doch auch wie ein Serienkiller. Doch als er den Mörder entlarvt, stellt ihn das vor eine schwere Entscheidung. Eine Entscheidung, von der er fürchtet, dass sie ihn letztendlich zu dem machen könnte, was er mit aller Macht versucht, nicht zu werden: ein Mörder.


    Dan Wells schildert glaubhaft den Charakter eines Jungen, der einfach anders ist und sich verzweifelt bemüht, nicht als anders aufzufallen. Der lernen muss, dass nicht seine düsteren Gedanken, sondern seine Handlungen ausschlaggebend sind für das, was er ist. Wells schafft es im Verlauf der Geschichte sogar, mir den Mörder sympathisch zu machen. Als Fan von Stephen King war es dabei für mich überhaupt kein Problem, dass der anfängliche Thriller ziemlich bald übernatürliche Züge annahm; im Gegenteil, dieser Umstand macht das Buch zu etwas Besonderem.


    Dieses Jahr erscheint die Fortsetzung und ich bin schon gespannt, ob John es dann weiterhin schafft, das "Monster" in sich unter Kontrolle zu halten.

    Ein verlassenes Auto auf einer Brücke in Göteborg. Im Fahrersitz ein Einschussloch. Keine Leiche, kein Blut, keine Spuren. Der Fahrer des Autos wird schnell ermittelt. Das Auto sei ihm gestohlen worden. Szenenwechsel: Vor dem Haus seines Nachbarn werden Schüsse auf einen Schriftsteller abgegeben. War er das Ziel oder sein Nachbar? Kriminalkommissar Erik Winter lassen diese Geschehnisse keine Ruhe. Hängen die beiden Fälle miteinander zusammen? Nur langsam finden sich die einzelnen Teile des "Puzzles", wie Winter es bezeichnet, zusammen. Und alles scheint mit dem Buch des Schriftstellers zusammenzuhängen, an dem er gerade schreibt. Ein Buch über ein Mädchen, das vor vielen Jahren verschwand...


    Bereits die ersten Seiten des Buches "Toter Mann" vermitteln eine triste, düstere Stimmung, die sich durch das ganze Buch zieht. Wobei man gar nicht so richtig festmachen kann, woran das liegt. Vielleicht am grauen Wetter, vielleicht an den unterschiedlichen Charakteren, die alle von etwas geplagt werden. Seien es grauenhafte Kopfschmerzen oder schwere Entscheidungen hinsichtlich der Beziehung zu ihrem Partner, oder auch Skrupel hinsichtlich eines Mordes.


    Auch fällt der leise Ton der Erzählungen auf. Emotionen werden eher sachlich als rührselig geschildert und es gibt auch keine rasanten Actionszenen. Anfangs wollte daher bei mir nicht so recht Spannung aufkommen, aber je mehr sich die verworrenen einzelne Handlungsstränge zu einem Bild zusammenfügten, desto schneller flogen die Seiten an mir vorbei.


    Ake Edwardson füttert den Leser gekonnt Stück für Stück mit Informationen über die Geschehnisse, bis man schließlich das Gesamtbild erkennt. Dabei fand ich seine Vorgehensweise, pro Kapitel immer nur kleine Episoden aus der Sicht unterschiedlicher Personen zu schildern, sehr passend, da so der Eindruck eines Puzzles entsteht, welches zu lösen ist. Nicht anders geht es Kommissar Winter, der ebenfalls immer nur Bröckchen von Informationen findet, die anfangs keinen Sinn ergeben.


    Gefallen haben mir auch die komplexen Charaktere. Da ist der Dezernatsleiter Winter, der sich mit heftigen Migräneattacken quält und nicht allzu zimperlich bei seinen Ermittlungen vorgeht. Oder Inspektor Bergenhem, der seinen Job satt hat, bei dem doch immer nur die Bösen gewinnen, und den schwere Entscheidungen hinsichtlich seiner Familie plagen. Statt einer oberflächlichen schwarz-weiß-Einteilung der Personen schafft Edwardson tiefgründige, glaubhafte Charaktere.


    Der Schluss war mir dann leider zu abrupt. Der Mörder ist tot und zack, ist die Geschichte aus. Ich hätte mir eine etwas detailliertere Aufklärung der Geschehnisse am Ende gewünscht, da ich das Gefühl hatte, doch ein paar Details nicht verstanden zu haben. Vielleicht klärt sich das aber beim zweiten Lesen auf.