'Deutsches Haus' - Seiten 001 - 114

  • Ich habe die ersten 40 Seiten gelesen. Das Buch liest sich leicht, obwohl schon angedeutet wird, dass es eben keine leichte Kost ist. Mir gefällt bis jetzt der Schreibstil sehr gut. Annette Hess schreibt direkt, ohne "Geschwurbel" und kommt so schnell auf den Punkt bzw. mit ihrer Geschichte vorwärts. Mir gefällt auch, dass sie nicht nur aus Evas Sicht erzählt, sondern auch beispielsweise Jürgens Eindrücke vermittelt werden.


    Evas Familie ist, glaube ich, typisch für diese Zeit und auch sie wirkt "echt" und passend. Die Geschichte mit ihrem wirkt jetzt schon etwas vorhersehbar. Das wird wohl nicht halten. Ich hoffe, dass das das Buch mit diesem wichtigen Thema nicht zu oberflächlich macht.


    Die Frankfurter Prozesse und natürlich der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, auch durch sein Mitwirken an der Ergreifung Eichmanns, sind mir ein Begriff. Er war ein beeindruckender Mensch. Ich bin gespannt, wie sensibel und offen Annette Hess mit diesem Thema umgehen wird.


    Ich muss beim Lesen immer an das Buch "Der Schrecken verliert sich vor Ort" von Monika Held denken. Ein großartiger Roman der auch über die Auschwitzer Prozesse erzählt bzw. mit ihnen beginnt. Hier lernt die junge Dolmetscherin Lena einen der Zeugen, also der Opfer kennen und lieben. Es geht darum was Erinnerungen mit den Betroffenen machen und ob ein normales Leben überhaupt möglich ist. Es ist ein Buch aus der Sicht der Betroffenen, der Opfer und Angehörigen. Mich hat es mehr als nachhaltig beeindruckt.


    51p4F1VovmL._SX334_BO1,204,203,200_.jpg

  • Guten Morgen und ein sonniges Hallo in die Runde. Ich bin so froh, dass ich das Buch mit Euch lesen werde. Nach 40 Seiten bin ich schon voller Emotionen und Worte.


    Ich habe Annette Hess mal gegoogelt. Mir war gar nicht bewusst, dass sie eine der erfolgreichsten Autorinnen für Fernsehserien in Deutschland ist. Und dass Ku’damm 56 und 59 und Weissensee meine Lieblingsreihe der letzten Jahre im deutschen FS waren und sie die Autorin ist finde ich genial. Ich bin also schon positiv voreingenommen. Hier auch ein sehr schönes Interview mit ihr über das Buch.


    Interview


    Erst mal ein ganz toller Erzählrythmus. Einerseits schmal, reduziert aufs Wesentliche andererseits doch voller Emotionen, voller Gefühle.


    Eva ist ja nach dem Krieg aufgewachsen und ein Kind ihrer Zeit - und ein Produkt ihrer Erziehung. Die Eltern haben die Kriegsgeschehnisse verdrängt. Das war wohl in der Familie kein Thema. Ich muss dazu sagen, dass ich ständig den Film "Im Labyrinth des Schweigens" vor mir habe. Und der Hellblonde ist für mich Alexander Fehling. Die Grundstimmung ist mir also schon im Kopf. Das Verleumden, das Verdrängen, das Nicht-wissen und Nicht-wissen-wollen. Das kommt auch ganz schnell im Buch durch, dass Eva wenig weiß und die Eltern nicht darüber reden wollen.


    Dann gibt es noch die private Ebene. Eva möchte unbedingt geheiratet werden. Ihr Auserwählter ist mir schnell ein Dorn im Auge. Was ist denn dass für eine Liebesbotschaft? "Wenn ich mich festlegen müsste, ja dann DOCH" :schlaegerDer Kerl gehört sofort abserviert. Gut, dass er noch NICHT gefragt hat. Eva erkennt hoffentlich bald, dass andere Mütter noch viel nettere Söhne haben. Was ist denn mit diesem David? Ja, er ist garstig und kratzbürstig und voreingenommen gegenüber Deutschen. Aber genau das scheint mir hier die spannende Vorgabe.

    Eva findet alles über Ausschwitz und ein bisserl etwas über die wahre Liebe heraus.

    Und David findet heraus, dass nicht alle Deutschen Monster sind und dass man die Kinder nicht für die Verbrechen der Eltern verurteilen darf.


    Haha. Ich orakle schon wie wild und bin begeistert nach 40 Seiten. Und ich hätte fast verpasst an der richtigen Haltestelle aus der U-Bahn zu hüpfen. Das wird ein tolles Lesewochenende.:)


    Ach ja, und Kinderwagen bei Hertie waren wohl immer teuer. Ich hab meinen damals auch bei Hertie gekauft und was die Dinger heutzutage kosten ist ja der Hammer.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich habe die ersten 40 Seiten gelesen. Das Buch liest sich leicht, obwohl schon angedeutet wird, dass es eben keine leichte Kost ist

    :frech mir scheint, wir ticken sehr ähnlich, was dieses Buch betrifft, wenn wir beide zur gleichen Zeit schon loslegen. Super.



    Toller Lesetipp, wir sofort notiert.


    EDIT: Hab es gerade gekauft. ;)

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von hollyhollunder ()

  • :frech mir scheint, wir ticken sehr ähnlich, was dieses Buch betrifft, wenn wir beide zur gleichen Zeit schon loslegen. Super.



    Toller Lesetipp, wir sofort notiert.

    Das scheint so zu sein. :-]

    Monika Helds Buch ist wirklich gut, aber auch stellenweise harter Tobak.


    Obwohl ich die beiden Serien nur dem Namen nach kenne. Vielleicht sollte ich mal reinschauen. Den Film schauen ich mir aber auf jeden Fall an. Danke für den Tipp!


    Was du über Eva, Jürgen und David ausführlich beschreibst, meinte ich mit "vorhersehbar". :lache

  • Was du über Eva, Jürgen und David ausführlich beschreibst, meinte ich mit "vorhersehbar".

    Das klingt so negativ. Ja, die Aufstellung der Charaktere ist sicher stellvertretend und absichtlich so gewählt; aber ich finde sie passend.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das klingt so negativ. Ja, die Aufstellung der Charaktere ist sicher stellvertretend und absichtlich so gewählt; aber ich finde sie passend.

    So ist es nicht gemeint. Ich meinte eher, dass du mir so erspart hast, das weiter zu erklären, was ich meine. Arbeitsteilung quasi. :lache

    Das gehörte ja damals auch einfach alles zum Leben einer jungen Frau dazu. Einerseits ein gelernter Beruf, andererseits das große Ziel die gutbürgerliche Ehe und die entsprechenden Erwartungen des Auserwählten und der Familie. Das beschreibt Annette Hess sehr gut.

    Abgesehen davon ist es als Mittel, sich mit diesem wichtigen Thema in Romanform auseinander zu setzen, völlig legitim. Ich persönlich hoffe nur, dass diese mögliche Dreiecksgeschichte nicht zu gewollt oder oberflächlich wirken wird. Ich habe anfangs immer eine leichte Abwehrhaltung gegen Liebesgeschichten.

  • Arbeitsteilung quasi.

    :grin:thumbup:


    Ich persönlich hoffe nur, dass diese mögliche Dreiecksgeschichte nicht zu gewollt oder oberflächlich wirken wird. Ich habe anfangs immer eine leichte Abwehrhaltung gegen Liebesgeschichten.

    Gerade in solchen Büchern - mit wahrscheinlich viel Düsternis und Tod und Grauen - bin ich immer ein bisserl auf der Suche nach Lichtblicken. Und die dürfen auch gerne in Form einer guten Liebesgeschichte daherkommen. Natürlich NICHT oberflächlich.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich habe jetzt erst knapp 20 Seiten weiter gelesen und muss kurz loswerden, wie sehr mich Annette Hess positiv überrascht. Ich hatte, aufgrund des Klappentextes, vermutet, dass Jürgens Vater ebenfalls eine Nazi-Vergangenheit hat und die Firma nach dem Krieg von entsprechenden Geldern aufgebaut wurde. Aber das Gegenteil ist der Fall. Mir gefällt, dass sie versucht Klischees zu umgehen oder zu vermeiden. Das wirkt alles sehr durchdacht und authentisch, was sich auf die Figuren überträgt. Und sie hält uns LeserInnen nicht auf. Das geht alles Schlag auf Schlag ohne ein Wort, einen Satz, ein Ereignis zu viel. Das gefällt mir sehr, ich hoffe, das bleibt so. Aber ich bin da zuversichtlich.

  • Ich habe die ersten 40 Seiten gelesen. Das Buch liest sich leicht, obwohl schon angedeutet wird, dass es eben keine leichte Kost ist. Mir gefällt bis jetzt der Schreibstil sehr gut. Annette Hess schreibt direkt, ohne "Geschwurbel" und kommt so schnell auf den Punkt bzw. mit ihrer Geschichte vorwärts. Mir gefällt auch, dass sie nicht nur aus Evas Sicht erzählt, sondern auch beispielsweise Jürgens Eindrücke vermittelt werden.

    Mir fallen auch zuerst die einfache Art der Erzählweise und der schlichte, fast volkstümliche, mir fällt kein anderes Wort dafür ein, Ton auf.

    Romane, die nur aus Sicht einer Figur erzählt werden, finde ich oft problematisch, weil einseitig. Spannender ist, wenn Sachverhalte aus unterschiedlichen Sichtweisen beleuchtet werden.

    Romane mit schöner Sprache und wunderbaren Formulierungen, habe ich in den letzten Monaten öfter gelesen. Das hier ist eine gute Abwechslung. Für alles Andere wäre mir das Thema auch zu ernst!


    Ich muss beim Lesen immer an das Buch "Der Schrecken verliert sich vor Ort" von Monika Held denken. Ein großartiger Roman der auch über die Auschwitzer Prozesse erzählt bzw. mit ihnen beginnt. Hier lernt die junge Dolmetscherin Lena einen der Zeugen, also der Opfer kennen und lieben. Es geht darum was Erinnerungen mit den Betroffenen machen und ob ein normales Leben überhaupt möglich ist. Es ist ein Buch aus der Sicht der Betroffenen, der Opfer und Angehörigen. Mich hat es mehr als nachhaltig beeindruckt.

    Das muss ich mir mal anschauen. Danke für den Tipp!

  • Was du über Eva, Jürgen und David ausführlich beschreibst, meinte ich mit "vorhersehbar".

    Das klingt so negativ. Ja, die Aufstellung der Charaktere ist sicher stellvertretend und absichtlich so gewählt; aber ich finde sie passend.

    Mich störte diese Konstellation von Anfang an ziemlich!

    Da ist dieses Blondchen (gut, sie entwickelt sich), die unbedingt geheiratet werden will und sich immer wieder die Liebe vorerzählt, obwohl der Zukünftige von ihr und einer Ehe mit ihr etwas ganz Anderes erwartet als sie selbst. Und da ist der scheinbar arrogante junge Kanadier, der sie nicht leiden kann, was auf Gegenseitigkeit beruht, und von Anfang an denke ich, dass genau sie Beiden am Ende zusammen kommen werden...

    Aber vielleicht werde ich ja noch überrascht?

  • Ich habe jetzt erst knapp 20 Seiten weiter gelesen und muss kurz loswerden, wie sehr mich Annette Hess positiv überrascht. Ich hatte, aufgrund des Klappentextes, vermutet, dass Jürgens Vater ebenfalls eine Nazi-Vergangenheit hat und die Firma nach dem Krieg von entsprechenden Geldern aufgebaut wurde. Aber das Gegenteil ist der Fall.

    Aber Evas Eltern scheinen etwas auf dem Kerbholz zu haben...???

    Ihre ablehnende Haltung dem Prozess gegenüber ist absolut und auch ein bisschen verstohlen.

    Ich bin gespannt.

  • Ich habe mir gleich am Anfang Gedanken zu "Deutsches Haus" gemacht:

    Hier geht es nicht nur um die Gaststätte, sondern das gesamte Deutsche Haus, im Kleinen( Familie) wie im Großen (Deutschland nach dem Krieg). Für mich ist vor allem interessant, wie Hess das westliche Nachkriegsdeutschland beschreibt, das ich nicht kenne.

    Wenn ich zurückdenke, was meine Großmutter so erzählte, dann fallen mir nur Geschichten aus der Vorkriegs- und Kriegszeit (Vertreibung und Flucht) ein. Von den Jahren danach hat sie kaum gesprochen.:gruebel


    Erschütternd finde ich immer wieder das Ausmaß der Verdrängung, und dass solche Prozesse als unnötig und Belastung des Steuerzahlers empfunden wurden. Am besten sollte Gras drüber wachsen über den verseuchten Boden.

    Ist wahrscheinlich sehr menschlich und heute auch nicht anders.

  • Mich störte diese Konstellation von Anfang an ziemlich!

    Da ist dieses Blondchen (gut, sie entwickelt sich), die unbedingt geheiratet werden will und sich immer wieder die Liebe vorerzählt, obwohl der Zukünftige von ihr und einer Ehe mit ihr etwas ganz Anderes erwartet als sie selbst. Und da ist der scheinbar arrogante junge Kanadier, der sie nicht leiden kann, was auf Gegenseitigkeit beruht, und von Anfang an denke ich, dass genau sie Beiden am Ende zusammen kommen werden...

    Aber vielleicht werde ich ja noch überrascht?

    Mir geht es mehr darum, dass die Charaktere sich entwickelt, verändern. Ja, die Ausgangslage ist vielleicht etwas klischeehaft. Aber das stört mich gar nicht, weil ich finde, die Autorin hat ihre Personen trotz allem sehr fein gezeichnet mit ihren Gefühlen, die alles andere als betoniert und festgefahren sind. Wie Eva unsicher ist aber auch denkt, wenn er sich nicht sofort meldet, dann serviere ich ihn ab.... da steckt mehr dahinter als ein blondes Dummchen. Und das der Kanadier denkt, das blonde deutsche Dummchen, das wird sicher noch wiederlegt.


    So Liebespaar-Konstellationen liegen ja doch meistens auf der Hand. Aber vielleicht entwickelt der Verlobte in spe sich ja noch, wenn er merkt, dass ihm die Felle davon schwimmen. Wie auch immer. Ich bin mir gerade sehr sicher, dass die Autorin mich noch überraschen wird.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Mir geht es mehr darum, dass die Charaktere sich entwickelt, verändern. Ja, die Ausgangslage ist vielleicht etwas klischeehaft. Aber das stört mich gar nicht, weil ich finde, die Autorin hat ihre Personen trotz allem sehr fein gezeichnet mit ihren Gefühlen, die alles andere als betoniert und festgefahren sind.

    Ich finde auch, dass die Charaktere sich entwickeln. Was mich trotzdem stört, dass man sofort denken muss, dass E und J kein Paar bleiben werden und dass David das deutsche Fräulein lieben lernen wird, und das dachte ich schon nach dem ersten Auftauchen aller. Verstehst du, was ich meine?


    So Liebespaar-Konstellationen liegen ja doch meistens auf der Hand. Aber vielleicht entwickelt der Verlobte in spe sich ja noch, wenn er merkt, dass ihm die Felle davon schwimmen. Wie auch immer. Ich bin mir gerade sehr sicher, dass die Autorin mich noch überraschen wird.

    Dann braucht sie aber noch lange dazu;)

    Ich bin im dritten Teil.

  • Ich finde auch, dass die Charaktere sich entwickeln. Was mich trotzdem stört, dass man sofort denken muss, dass E und J kein Paar bleiben werden und dass David das deutsche Fräulein lieben lernen wird, und das dachte ich schon nach dem ersten Auftauchen aller. Verstehst du, was ich meine?

    Ich weiß, was Du meinst. Aber es stört mich nicht.

    Wenn Romeo Julia das erste Mal sieht, dann weiß man auch, ah, die kriegen sich. Oder Kate und Leonardo. Aber wichtig ist mir mehr der Weg dorthin und wie es erzählt wird. Die Tatsache, dass man es gleich weiß allein, finde ich noch nicht negativ. Wenn Du versteht, was ich meine. :)

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich weiß, was Du meinst. Aber es stört mich nicht.

    Wenn Romeo Julia das erste Mal sieht, dann weiß man auch, ah, die kriegen sich. Oder Kate und Leonardo. Aber wichtig ist mir mehr der Weg dorthin und wie es erzählt wird. Die Tatsache, dass man es gleich weiß allein, finde ich noch nicht negativ. Wenn Du versteht, was ich meine. :)

    Ich verstehe auch, was du meinst!:kiss

    Vielleicht habe ich gerade nur keine Lust auf "Mal sehen, ob und wann sie sich kriegen".


    Trotzdem bin ich überrascht, wie gut mir der Roman gefällt und wie gerne ich ihn gerade lese.

    Und wie schnell:schnellweg

  • Mich störte diese Konstellation von Anfang an ziemlich!

    Da ist dieses Blondchen (gut, sie entwickelt sich), die unbedingt geheiratet werden will und sich immer wieder die Liebe vorerzählt, obwohl der Zukünftige von ihr und einer Ehe mit ihr etwas ganz Anderes erwartet als sie selbst. Und da ist der scheinbar arrogante junge Kanadier, der sie nicht leiden kann, was auf Gegenseitigkeit beruht, und von Anfang an denke ich, dass genau sie Beiden am Ende zusammen kommen werden...

    Aber vielleicht werde ich ja noch überrascht?

    So lange diese Dreiecksgeschichte nicht das Hauptthema des Buches ist, sondern die Frankfurter Auschwitzprozesse, der Umgang in der Bevölkerung damit, der Verdrängung und allem, was dazu gehört, kann ich damit leben. Einen Liebesroman, mit diesem so wichtigen Thema als Hintergrund, würde ich aber nicht lesen wollen (abgesehen davon lese ich sowieso ungern reine Liebesromane).

  • Aber Evas Eltern scheinen etwas auf dem Kerbholz zu haben...???

    Ihre ablehnende Haltung dem Prozess gegenüber ist absolut und auch ein bisschen verstohlen.

    Ich bin gespannt.

    Ja, ich bin noch nicht am Ende des Abschnitts angekommen, aber das wird immer offensichtlicher. Irgendwo und von irgendwem hat Eva auch das Zählen auf polnisch gelernt. Die ältere Schwester scheint auch etwas zu verdrängen. Ich vermute im Moment, dass der Vater vielleicht Koch in einem Lager war o. ä.

  • Ich habe mir gleich am Anfang Gedanken zu "Deutsches Haus" gemacht:

    Hier geht es nicht nur um die Gaststätte, sondern das gesamte Deutsche Haus, im Kleinen( Familie) wie im Großen (Deutschland nach dem Krieg). Für mich ist vor allem interessant, wie Hess das westliche Nachkriegsdeutschland beschreibt, das ich nicht kenne.


    Wenn ich zurückdenke, was meine Großmutter so erzählte, dann fallen mir nur Geschichten aus der Vorkriegs- und Kriegszeit (Vertreibung und Flucht) ein. Von den Jahren danach hat sie kaum gesprochen.

    Aus meiner Sicht bzw. aus Sicht der Erinnerungen meiner Eltern und Großeltern beschreibst die das westliche Nachkriegsdeutschland sehr authentisch.

    Erschütternd finde ich immer wieder das Ausmaß der Verdrängung, und dass solche Prozesse als unnötig und Belastung des Steuerzahlers empfunden wurden. Am besten sollte Gras drüber wachsen über den verseuchten Boden.

    Ist wahrscheinlich sehr menschlich und heute auch nicht anders.

    Ob das menschlich ist oder nicht, lasse ich jetzt mal dahingestellt. Es ist zumindest feige, erbärmlich und den Millionen Opfern gegenüber ein weiterer Schlag. Es ist ja nicht so, als hätten alle nicht den Mut gehabt, die Wahrheit zu sehen und zu sagen. Umso dankbarer sollten wir Menschen wie Fritz Bauer und seinen Kollegen sein.