"Die Umarmung des Todes" Natsuo Kirino

  • In einem Rutsch habe ich gestern abend noch 100 Seiten gelesen - sehr ungewöhnlich für mich :wow.
    Die Atmosphäre ist schon schwer bedrückend, die Zustände teilweise sehr schlimm.


  • Huiii, gestern nacht um 2 endlich fertig geworden. Ein phänomenales Ende, also echt klasse!
    Ein sehr guter Thriller, tolle Story. Die verschiedenen Erzählperspektiven verwirren gar nicht und peppen es voll auf. Da ich Probleme mit so ausländischen Namen habe must ich mir allerdings ne kleine Tabelle schreiben, schäm hihi.
    Muss man gelesen haben! Spannend!!! :anbet
    Aber wirklich nichts für Zartbeseitete, für mich also genau richtig :chen!

  • Soll ich es mir kaufen oder nicht?


    Scheint harter Stoff zu sein, und einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen zu haben. Da ich eh so ein Stimmungstief habe, sollte ich vielleicht die Finger davon lassen. Aber es reizt mich wirklich - ich habe noch nie etwas von einer Japanerin gelesen... eine ganz andere Kultur.


    Ich denke noch mal nach... :-)

  • Das Buch kannste ruhig lesen. Als ich es damals las war ich begeistert. Es ist toll geschrieben und auch wenn es recht brutal zugeht, gehöhrt es doch zum Buch dazu. (ansonsten könnte man auch gleich ein Kinderbuch lesen wo es um Blumen und Feen geht).


    Es gibt solche und solche Japanische Schriftsteller, die gut sind oder mit den man nix anfangen kann.


    wenn du die Möglichkeit hast schau mal in der Bücherei ob es das Buch da gibt, weil wenn es dir nicht gefällt kannste es wenigsten abgeben. ^^

  • Vier Arbeiterinnen einer Lunchpaketefabrik geraten in einen Todesfall, der sich sehr makaber entwickelt und alle vier in große Gefahr bringt.


    Die Autorin beschreibt ein sehr trostloses Japan. Alle Charaktere führen ein Leben, das anders ist, als sie es sich wünschen würden, Träume und Wünsche haben sich nicht erfüllt – oder wenn, dann nur oberflächlich. Alle versuchen – zumindest im Laufe des Romans – aus ihrem bisherigen Leben auszubrechen, teilweise aber mit sehr makaberen Mitteln.


    Die Charaktere hat die Autorin sehr tiefgehend gestaltet. Da ist die junge Ehefrau und Mutter, der durch eine Tat im Affekt plötzlich ein anderes Leben offensteht, die ehemalige Bankangestellte, die sich ihrer Familie entfremdet hat und plötzlich wieder eine Aufgabe hat, die Witwe, die ihre Schwiegermutter pflegen muss und die verlebte Mittdreißigerin, die so gerne ein Leben im Luxus führt und sich dafür in die Schuldenfalle begibt. Aber auch die handelnden Männer haben Probleme, der Nachtclubbesitzer, der ein dunkles Geheimnis in sich birgt, der Geldverleiher, der sich mit der Yakuza einlässt und der Brasilien-Japaner, der sich im Heimatland seines Vaters ein besseres Leben erhoffte. Sie alle verursachen beim Lesen durchaus Probleme, denn alle sind so gezeichnet, dass man kaum weiß, ob man sie mögen (oder zumindest verstehen) oder hassen soll. Ich persönlich hatte nur eine Figur, die ich ziemlich schnell abgelehnt habe und deren Handlungen ich nicht wirklich nachvollziehen konnte.


    Die Autorin erzählt ihre Geschichte aus verschiedenden Perspektiven, die Sicht jedes der o. g. Charaktere kommt dabei zum Tragen. Die Erlebnisse greifen dabei nicht nur ineinander, zum Teil wird die selbe Situation aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Dabei ist besonders der Showdown grandios – er wird aus zwei Perspektiven erzählt und ist ungeheuer emotional – nicht nur für die beteiligten Charaktere, auch für den Leser, man schwankt hier zwischen allerlei Gefühlsregungen. Mich ließ das Buch sehr nachdenklich zurückund auch nach dem Lesen zunächst nicht los.


    Irgendwo habe ich gelesen, jemand hätte das Buch geschmacklos und unmoralisch genannt – und ja, so könnte man es sehen. Aber man muss auch die Moral dahinter sehen. Die Autorin lässt die Charaktere Dinge tun, die einen zunächst abstoßen, die aber auch die Frage aufwerfen, warum tun sie das? Und das zu ergründen ist eine Aufgabe, die das Buch uns stellt, die die Autorin aber nicht wirklich beantwortet, die Frage bleibt – zumindest teilweise, auch nach der Lektüre des Buches bestehen.


    Das Buch ist auch ein gesellschaftskritischer Roman – und dabei nicht unbedingt auf die japanische Gesellschaft beschränkt. Ich habe beim Lesen öfter vergessen, dass die Geschichte in diesem Land spielt, für mich gab es relativ wenige Anhaltspunkte dafür. Trost- Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit, Armut, schlechte Arbeitsbedingungen, das sind durchaus globale Probleme – und die Frage stellt sich schon, zu was Menschen fähig sein könnten, wenn sie die Chance sehen, daraus zu entkommen.


    Trotz dieses schwierigen Themas, trotz des teilweise überaus makabren Plots ist das Buch ein Pageturner. Es ist sehr flüssig geschrieben und auch sehr spannend, außerdem immer wieder überaschend. Mit den japanischen Namen hatte ich kaum Probleme, wer allerdings das erste Mal ein Buch, das in Japan spielt, liest, wird sich zunächst einlesen müssen.


    Empfehlen kann ich das Buch sehr, lesen sollten es allerdings erwachsene und für schwierige Thematiken aufgeschlossene Menschen. Es gibt hier mehr als einen Tabubruch, damit muss man umgehen können, zumal gerade diese Szenen sehr nüchtern beschrieben werden.

  • Wow, was für ein Buch. Hab es in zwei Tagen inhaliert.


    Das Buch hat bei mir jahrelang ungelesen herumgestanden, weil ich dachte, dass 400 Seiten lang beschrieben wird, wie vier Frauen eine Leiche zerlegen. Zumal auf meiner englischsprachigen Ausgabe ein blutiger Badewannenabfluss ist. Ist aber gar nicht so, es geht vielmehr auch um die seelischen Auswirkungen, was das Ganze mit den Figuren psychisch macht. Abgesehen von dem Strudel, in den die Beteiligten geraten.


    Das Zerlegen der Leiche fand ich gar nicht so schlimm (oh man, wie das klingt :konfus), aber beim "großen Showdown" am Ende musste ich mal großzügig was überblättern. :wow
    .

  • Ich lese das Buch gerade - hab es aus dem Offenen Bücherschrank gezogen - und finde es wirklich gut, es ist mal eine ganz andere Art Krimi und ich bin sehr gespannt, wie sich das noch entwickeln wird.


    Eine kleine Kritik muss ich aber doch mal loswerden. Mich stört ganz gewaltig, dass die Autorin bei jeder Erwähnung einer ihrer Protagonistinnen eine Gehässigkeit einflickt.
    Die Frau ist dick, hässlich, egoistisch, schlampig, faul, zu dick geschminkt, zu jugendlich angezogen, riecht nach Schweiß und wer weiß was noch alles, und es wird buchstäblich keine Gelegenheit ausgelassen, ihr ein weiteres negatives Attribut anzuhängen.
    Mich nervt so etwas. Ich gehe da automatisch in Verteidigungshaltung.


    Grüße von Zefira

  • So, nun habe ich das Buch fertig und bin sehr beeindruckt. Mit Sicherheit werde ich noch mehr von dieser Autorin lesen.
    Der oben von mir genannte Kritikpunkt ist wirklich der einzige.
    Man braucht allerdings starke Nerven für das Buch. Die Weltsicht der Autorin hat wenig Ermutigendes.


    Besonders gefallen hat mir: