Die Liebe - Der Hass

  • Zitat

    Original von Heaven
    JASS
    Warum ist es dir so wichtig, was ein anderer denkt, mit dem du dann doch nichts mehr gemeinsam hast? Wenn man sich über jeden, der einen nun nicht mehr mag den Kopf zerbricht, dann macht man sich selbst kaputt und verhindert, wieder positiv in die Zukunft zu sehen.


    Hm, wie sagte schon der kleine Prinz? "Man ist zeitlebens für das verantwortlich, was man sich vertraut gemacht hat." Und wenn schon nicht zeitlebens, so fühlt man sich doch zumindest eine Zeitlang noch verantwortlich für das Wohlbefinden von jemandem, dem man Schmerz zugefügt hat, nachdem man ihn eine Weile geliebt hat. Das "ich hasse dich!" ist ja, wie wir schon gesehen haben, oft auch einfach Ausdruck von Schmerz.


    Und zweitens (und umgekehrt) tut es einfach weh, wenn jemand zu einem sagt: "Ich hasse dich." Klar, dass man sich fragt, ob nicht doch etwas daran ist, was einem vorgeworfen wird, vor allem wenn sich so eine Erfahrung auch noch wiederholt.


    Die beste Strategie ist wohl, zu sagen "ich verstehe, dass es dem anderen schlecht geht, und das tut mir auch leid, aber das hat nichts mit mir und meinem eigenen Wert zu tun" - aber da muss man erst mal hinkommen.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von JASS
    Nein, ich habe am Anfang einer Beziehung keine Angst, verlassen zu werden, sondern Angst, dass der andere mich hasst, wenn es vorbei ist.


    Du denkst zu Beginn einer Beziehung, wenn du heftig verschossen bist, schon so was??? :wow


    Jass, kann es sein, daß du grundsätzlich zuviel Angst hast? Oder einfach noch nie so richtig verknallt warst?

  • Zu Beginn einer Beziehung denke ich nicht daran, dass es mal eine Trennung geben könnte und habe somit auch keine Angst davor, dass mich der andere mal nicht mehr mag oder gar hasst. Hass finde ich ein sehr hartes Wort, denn Hass kann sich doch nur entwickeln, wenn wirklich schlimme Dinge zwischen zwei Liebenden Menschen geschehen oder?
    Ich hatte schon ein paar Ex-Freunde, aber hassen tue ich davon keinen einzigen. Wenn die Angst vor dem Verlust bereits zu Beginn einer Beziehung vorhanden ist, frage ich mich, warum? Sollte man denn am Anfang nicht alles positiv sehen ohne an Trennung zu denken?


    Ich würde mir nur wünschen, wenn ich mit jemand zusammen bin und es irgendwann mal zu einer Trennung kommt, dass sich eine Freundschaft daraus entwickeln kann. Denn gerade wenn man lange zusammen war, hat man vieles gemeinsam erlebt und sicherlich vieles gutes, und das sollte nicht vergessen werden.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Ich habe in der letzten Beziehung festgestellt, dass ich, sobald ich mehr nachdenke, die berühmten 3 Worte nicht sagen mag, aus Angst, bei einer Trennung vorgeworfen zu bekommen "Aber du hast gesagt, du liebst mich". Erbe von der Beziehung davor :-(


    Ich habe jemanden auch schon mal "Ich hasse dich" nach der Trennung an den Kopf geworfen. Ja, Ausdruck von Schmerz, stimmt.


    Und es hängt davon ab, wie ich "danach" damit zurecht komme, wie tief ich involviert war. Wenn ich geliebt habe und verletzt wurde, leide ich. Klar. Verdrängen, verarbeiten, was auch immer. Die Zeit heilt die meisten Wunden, manchmal dauert es etwas länger. Ich versuche, demjenigen soweit wie möglich aus dem Weg zu gehen, aber je mehr man versucht, an etwas nicht zu denken, umso mehr drängt es sich ins Gedächtnis. Aber "aus den Augen, aus dem Sinn" ist schon ein wirkungsvolles Rezept.

  • Leseratte : Wenn ich davor so sehr Angst hätte, hätte ich die Beziehung doch kaum beendet, oder? :wow


    Heaven : Ein Mensch, den ich geliebt habe, ist ein Mensch den ich geliebt habe und nicht irgendwer Oo Nur weil es als Paar nicht funktioniert hat, ist nicht plötzlich alles nichtig, was die Liebe zu diesem Menschen überhaupt hervorgerufen hat.


    Deshalb kann ich nicht verstehen, warum der nachhaltige Blick des anderen auf meine Person ein einziges "nur gut, dass ich dich los bin", hinterlässt. + bleib aus meinem Leben weg


    [so etwas ähnliches hat branka schon gesagt]


    Iris : Die Angst hatte ich nicht in dem Moment, nein, ich habe die neue auch begonnen... Nur mittlerweile habe ich die Angst Oo Weil ich das Gefühl habe, dass dass gerade die Menschen, die mich geliebt haben am Ende nichts Gutes mehr in Verbindung mit mir sehen. :wow Und ich war nur mit einem dieser Menschen überhaupt je bisher zusammen [momentane Beziehung ausgenommen] Ich bin aber auch nicht der Mensch, der eine Beziehung weiterführen könnte, wenn er erkennt, dass es nicht "Mr. Right" ist. Ist deshalb aber plötzlich alles Gute nichtig? Hinterlässt einen sehr schalen Nachgeschmack, wenn das so gesehen wird.


    Ich sehe die Reflexion der Reaktionen von Menschen, die mich kennen, auf mich, als Spiegel dessen, wie ich bin... Und mir selbst ist es wichtig, ein Leben nach bestem Gewissen zu führen.


    Ähm... stimmt schon ja, ich habe allgemein vor zu vielen Dingen Angst >_>




    JASS :keks



    *edit* Zu der Angst: Es ist wohl die Angst davor, mich schlecht zu fühlen, weil ich jemandem erlaubt habe, mich zu lieben.

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

    Dieser Beitrag wurde bereits 5 Mal editiert, zuletzt von JASS ()

  • Zitat

    Original von geli73
    Ich habe in der letzten Beziehung festgestellt, dass ich, sobald ich mehr nachdenke, die berühmten 3 Worte nicht sagen mag, aus Angst, bei einer Trennung vorgeworfen zu bekommen "Aber du hast gesagt, du liebst mich". Erbe von der Beziehung davor :-(


    Gell, ein "ich hab dich lieb" tuts auch. ;-) mitfühl :knuddel1



    JASS
    Hass entsteht, wie schon von vielen erwähnt, nachdem man sehr verletzt wurde. Wenn dich also jemand hasst, dann fühlt er sich von dir verletzt. Ob nun, weil du ihn verlassen hast, nicht mehr die Liebe erwiderst oder gar Schlimmeres ;-), egal. Es ist SEIN Gefühl. Man kann versuchen zu erklären. Aber wenn der andere nicht verstehen kann oder will, dann bleibt das Gefühl zunächst ohne das du was dran ändern kannst.


    Wenn sein Hassgefühl sich irgendwann legt, dann werden ihm vielleicht auch wieder nette gemeinsam erlebte Momente einfallen. Er wird dann nicht nur schlecht über dich reden. ;-)


    Aber du kannst dir noch so viel Mühe eine Trennung friedlich und vernünftig zu vollziehen. Wenn der Ex-Partner nicht dazu bereit ist wird es nix. Entweder man lebt mit dem Stress oder versucht sich davon fern zu halten und den anderen zu ignorieren.



    Ergänzung: Zum Thema "plötzlich ist alles schlecht was gewesen ist". Nein, auch wenn man hasst weiß man, dass nicht alles schlecht war. Gerade DAS macht es ja so schwer, die Erinnerung an schöne Momente, die nun plötzlich vorbei sein sollen. ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Heaven ()

  • Man trennt sich sicherlich nicht "einfach mal eben so". Gerade nach einer über lange Jahre hinweg bestehenden Beziehung gehört sich schon sehr viel Mut und ebenso viel Einsicht und Selbsterkenntnis dazu eine Trennung durchzuziehen.
    Und man kann noch soviel im Guten auseinandergehen, ein fader Nachgeschmack bleibt immer. Man hat gemeinsame Erinnerungen, schlechte aber auch viele gute und über allem hängt stets ein Gefühl des eigenen Versagens. Nicht einfach.


    Irgendwann kommt dann die Erkenntnis, daß es DEN EINEN oder DIE EINE nie geben wird, ja gar nicht geben kann. Es gibt viele Menschen, die zu einem passen, die seelenverwandt sind und die man lieben kann. Man muß sie nur finden und dann versuchen, die gleichen Fehler nicht noch einmal zu begehen.


    Liebe und Hass sind dabei sehr plakative Begriffe, die soviel und doch auch nichts bedeuten können.

    Wer sich schon einmal unsterblich verliebt hat, der scheint vielleicht zu wissen, was Liebe ist und wie Liebe sein sollte. Wer schon einmal abgrundtief verletzt und durch jemand anderen ins Bodenlose gestürzt wurde, scheint vielleicht zu wissen, wie sich Hass anfühlt. Letztlich ist das aber in den entscheidenden Momenten, in denen man dem Anderen alleine und nur mit seiner Freude oder Enttäuschung gegenübersitzt, bedeutungslos.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von JASS
    Nur mittlerweile habe ich die Angst Oo Weil ich das Gefühl habe, dass dass gerade die Menschen, die mich geliebt haben am Ende nichts Gutes mehr in Verbindung mit mir sehen.


    Da verabsolutierst du allerdings ein subjektives Gefühl, daß der andere, Verlassene empfindet, samt der Begründung, die er sich dafür zurechtzimmert, als objektive Wahrheit.
    Aber objektive Wahrheiten gibt es in der Realität nicht, denn letztendlich ist alles veränderlich. :-)


    Zitat

    Zu der Angst: Es ist wohl die Angst davor, mich schlecht zu fühlen, weil ich jemandem erlaubt habe, mich zu lieben.


    Darf ich was ganz Tantenhaftes sagen?





    Das ist das Alter. :knuddel1


    Du hast immer noch viele Unsicherheiten, tastest noch umher im Labyrinth zwischen "Freiheit" und "Bindung", Liebe und Verantwortung. Verliebt sein ist 'ne tolle Sache -- aber kaum gehen zwei Menschen eine Beziehung ein, kommt Verantwortung dazu, mischen sich Aspekte hinein, die mit dem Verliebtsein, mit dem Eros nichts, aber auch gar nichts zu tun zu haben scheinen. Ernste, ethische Fragen wie Treue, Verantwortlichkeit für den anderen, Rücksichtnahme usw. usf.
    Ehrlich, ich beneide dich nicht. In diesem Alter macht man sich wunder was für einen Kopf, weil man sich irgendwie auch überfordert sieht.



    Aber, um noch was Tantenhaftes abzusondern, glaube mir: Viele Menschen schaffen es.



    Zitat

    Ich bin aber auch nicht der Mensch, der eine Beziehung weiterführen könnte, wenn er erkennt, dass es nicht "Mr. Right" ist. Ist deshalb aber plötzlich alles Gute nichtig? Hinterlässt einen sehr schalen Nachgeschmack, wenn das so gesehen wird.


    Und woran erkennt man eigentlich, daß jemand Mr/Mrs Right ist oder nicht? :wow

  • Danke, Tante Iris und Tante Heaven. :knuddel1



    Deshalb habe ich das "Mr Right" auch in Klammern gesetzt ( *hust* bei mir würde es auch Mrs Right geben können ). Ich persönlich verstehe darunter einen Menschen, mit dem ich mir vorstellen kann, mein Leben mit ihm zu verbringen. Man kann nicht mit jedem Menschen, für den man Liebe empfindet auch eine funktionierende Beziehung führen.


    Vom Gefühl her dachte ich, ihn schon gefunden zu haben, doch eine funktionierende Beziehung ging nicht. :-(


    Natürlich gibt es immer Punkte, in denen man Kompromisse eingehen muss, doch wenn das Problem in den Charaktern liegt, ist es nicht aus der Welt zu schaffen.



    JASS :keks

  • Hallo, Jass.


    Zitat

    Ich möchte nicht dafür gehasst werden, dass ich geliebt wurde und es einfach nicht funktioniert hat. Ich meine, ich hasse doch den anderen auch nicht plötzlich, nach dem Motto, nur gut, dass alles zu Ende ist.


    Das Ende einer Beziehung, in der es noch Gefühle gibt, gehört zu den schwierigsten Momenten des Daseins. Der Situation - und den Beteiligten - wohnt eine große Verletzlichkeit inne, die umso größer ist, je stärker ein Partner noch involviert ist. Mit dieser Verletzlichkeit umgehen zu können, das gehört sozusagen zum ganz großen Tennis in der Liebe. Ganz, ganz schlimm wird es, wenn ein Partner von der Trennung überrascht wird. Es ist fast aussichtslos, zu versuchen, in diesem Moment Verletzungen, unbeabsichtigte Demütigungen zu vermeiden. Und solche Verletzungen und scheinbaren Demütigungen - sie sind i.d.R. ja nicht beabsichtigt und sehr subjektiv - schlagen dann manchmal in Zorn, übermäßige Trauer und auch Haß um. Meistens - glücklicherweise - vorübergehend. Es kommt auf das Wie an, aber nicht sehr: Manch einer ist sehr trennungsunfähig, flapsig gesagt. Es gibt Menschen, die mit dieser Situation überhaupt nicht umgehen können. Das ist ja auch okay, irgendwie, denn alles andere würde von einer gewissen Gefühlskälte zeugen.


    Der vermeintliche Haß, der da entsteht, ist kein wirklicher Haß. Ich kann mir das jedenfalls nicht vorstellen - und habe es auch noch nie so erlebt. Da kommen plötzlich Selbstzweifel auf, man fühlt sich klein, wertlos, und natürlich ungeliebt. Schlimm, das. Aber es geht vorbei. Und irgendwann, nach einer Zeit der Rekonvaleszenz, sollte der "trennende" Partner wieder auf den anderen zugehen, ganz sanft, und versuchen, diese negativen und destruktiven Gefühle ein wenig zu verkleinern.


    Liebe ist ein Risiko, aber für alle Beteiligten. Es gibt keine Sicherheit, keinen Fallschirm, keine Versicherung. Das muß man wissen. Aber nicht mehr zu lieben, sich nicht mehr einzulassen, das kann keine Antwort sein.


    Wie auch immer - es geht und ging sicherlich vielen so wie Dir. Das ist also kein JASS-Problem, sondern eines, das Beziehungen innewohnt, so oder so. Es geht vorüber, was nicht heißt, das man die Zweifel einfach beiseitelegen sollte. Auch diese Situation hat etwas Positives - man lernt und wächst.


    :knuddel1