'Die Memoiren des Barry Lyndon' - Kapitel 04 - 07

  • Kapitel vier:

    Habe ich es doch geahnt :rofl

    Trotzdem bin ich ein Stück zu naiv für die Romane von Thackeray: Hatte ich doch tatsächlich vermutet, dass Duell-Theater sei zum Schutz unseres (Anti)Helden aufgeführt worden. Dabei war der Junge der Familie völlig egal, nur auf das Einkommen des Mr. Quin legte man Wert.


    Mir war nicht bewusst, dass Teile des Romans in Deutschland spielen. Viele der genannten Orte (auch in den weiteren Kapiteln) kenne ich, aber meine Kenntnisse über den Siebenjährigen Krieg inklusive dessen Schauplätzen sind bestenfalls rudimentär. Richtiger wäre: Nicht vorhanden.


    Dazu passt die Stelle aus dem Romen:

    Um die Gründe des berühmten Siebenjährigen Krieges, in den Europa verwickelt war, darzulegen, müsste man ein bedeutenderer Philosoph und Historiker sein, als ich es bin; tatsächlich sind mir seine Ursachen immer so kompliziert erschienen und die darüber verfassten Bücher so überaus schwer verständlich, dass ich selten am Ende eines Kapitels klüger gewesen bin als am Anfang; deshalb will ich meinen Leser auch nicht mit persönlichen Abhandlungen zu diesem Thema plagen.

    Sympathische Einstellung, die allerdings im folgenden Text wiede konterkariert wird.


    Fagans Tod tat mir leid.

  • Das Leben in Krieg und Armee in Kapitel fünf und sechs ging mir ziemlich unter die Haut. Schwer erträglich, wie Männer in die Armee gepresst wurden. Da haben wir es heute mit festgeschriebenen Rechten, die für alle gelten, doch viel besser. Auch wenn ich als Frau damals nicht gerade den "Werbern" (was für eine ironische Bezeichnung!) in die Hände gefallen wäre, als Frau zurückzubleiben, wenn alle wehrfähigen Männer (= Ernährer) ab zwölf Jahren weg sind, war sicher auch katastrophal.

    Literarisch als Ausgleich Barrys Husarenstück mit Mr Fakenham - auch wenn er damit nicht durchkommt.


    Das "friedliche" Leben in der Berliner Garnison wird in Kapitel sieben als langweilig beschrieben. Ob die Männer das wirklich so empfunden haben? Vorstellen kann ich es mir schon irgendwie, nur glauben möchte ich es nicht. Die "Familienzusammenführung" am Ende des Kapitels war schon lustig. Obwohl der Onkel jeden Grund hätte, seinen Neffen (dessen Vater hat ihm immerhin das ihm zustehende Erbe genommen) zu hassen, scheint (!!!) das nicht der Fall zu sein.

    In diesem Punkt bin ich misstrauisch, ob es nicht doch wieder ganz anders ist. :grin

  • Ich hatte auch wie einige andere hier eine kleine Lesepause, bin jetzt aber wieder eingestiegen und bin inzwischen in Kapitel 6.

    Ich finde, ähnlich wie du vielleicht, Lorelle , dass Thackeray schon (zu) viele historische Details einfließen lässt, die ja außerdem, wie die Anmerkungen berichten, nicht immer richtig sind. Das macht das Lesen manchmal etwas mühsam, wobei ich finde, dass es Manesse etwas mit den Anmerkungen übertreibt, z.B. bei Robinsons Insel eine halbseitige Abhandlung zu deren Lage anmerkt.

    Barry Lyndon wäre mir völlig unsympathisch, wenn er nicht selbst ständig genauso gelinkt würde, wie er selbst andere betrügt. Außerdem sind seine Gegner bzw. die Leute, die ihm Böses wollen, noch weniger angenehm als er, weil ihnen seine Chuzpe fehlt. So geht es mir zum Beispiel mit Fakenham, dem Barry ja böse mitspielt, der sich aber davor dieses Verhalten fast ein wenig verdient hat.
    Nun ist Barry doch wieder unter die Soldaten geraten. Interessant ist, wie hier die militärische Welt in Deutschland zu Zeiten des Siebenjährigen Krieges dargestellt wird, was ja wohl auch historisch in diesem Falle durchaus korrekt ist. Da können wir wirklich froh sein, in anderen Zeiten zu leben, egal welches Geschlecht wir haben,

  • Ich finde, ähnlich wie du vielleicht, Lorelle , dass Thackeray schon (zu) viele historische Details einfließen lässt, die ja außerdem, wie die Anmerkungen berichten, nicht immer richtig sind. Das macht das Lesen manchmal etwas mühsam, wobei ich finde, dass es Manesse etwas mit den Anmerkungen übertreibt,

    Mir geht es mit den Anmerkungen genauso. Ich finde sie sogar mittlerweile als störend. Mein Lesefluss geriet dermaßen ins Stocken, dass ich nur noch Anmerkungen lese, die mich interessieren.


    Ich wünschte mir mehr Dialoge. Die Beschreibungen empfinde ich oft als sehr langatmig. Aber vielleicht ist es so, wie SiCollier im vorherigen Absatz meinte, es passt nicht in die jetzige Zeit bei ihm/bei mir. Ich habe es zunehmend schwer, mich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Ich bin jetzt im 8. Kapitel und warte quasi darauf, dass das Soldatenleben und dessen Beschreibung ein Ende hat. Zwischendurch gibt es Passagen, die mein Interesse wecken, wie beispielsweise das Auftauchen des Onkels, dann folgenden aber wieder endlose Beschreibungen.


    Eine Passage über Lieschens Herz fand ich besonders treffend formuliert.


    "...es war verschiedentlich gestürmt und besetzt worden, ehe ich es zu belagern kam; einmal hisste sie die französische Flagge, dann die grün-gelbe sächsische, dann die schwarz-weiße preußische, je nach Lage der Dinge. Eine Dame, die ihr Herz an Burschen in Uniform hängt, muss bereit sein, schnell den Liebhaber zu wechseln, sonst führt sie ein recht trauriges Leben." (Manesse, Zitat: Haefs Kap.5, S.158)

  • Redmond erinnert mich doch sehr an Mr. Wickham. Sie sind arm und beide versuchen durch ihren Charme und Tricksereien besser dazustehen, Geld zu ergattern oder Förderer zu umgarnen ohne dabei auf Verluste zu achten. Der einzige Unterschied ist für mich, dass Wickham nicht adelig war.
    Ansonsten geht es mir wie euch, Redmond Barry geht mir auf die Nerven und ich mag ihn nicht und das was er tut und wie er es tut.

  • John Quin ist also nicht tot, man hat Barry quasi reingelegt. Dadurch ist er wenigstens kein Mörder.

    Überrascht war ich, daß der Auslandseinsatz in Deutschland stattfindet, ich hatte automatisch auf Amerika getippt.


    Mit seinen eigenen Waffen geschlagen wird er in die preußische Armee gepreßt.


    Etwas Grinsen mußte ich auf S. 113, als der Hauptmann meinte, das Lesen der Post würden sie schon selbst erledigen...



    aber meine Kenntnisse über den Siebenjährigen Krieg inklusive dessen Schauplätzen sind bestenfalls rudimentär. Richtiger wäre: Nicht vorhanden.

    :write


    Obwohl der Onkel jeden Grund hätte, seinen Neffen (dessen Vater hat ihm immerhin das ihm zustehende Erbe genommen) zu hassen, scheint (!!!) das nicht der Fall zu sein.

    In diesem Punkt bin ich misstrauisch, ob es nicht doch wieder ganz anders ist.

    Über diese so einfache "Familienzuammenführung" habe ich mich auch etwas gewundert.



    Anmerkungen hat meine Ausgabe übrigens keine; im Moment bin ich duraus froh, mir günstig eine gebrauchte gekauft zu haben und nicht die zwar schöne, aber teure Manesse-Ausgabe.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")