'Die Akte Adenauer' - Seiten 001 - 092

  • Entschuldigt, dass ich erst jetzt hier einsteige. Eine sehr intensive Urlaubswoche in Hamburg hat mein Leseverhalten auf den Kopf gestellt. ;)


    Das Buch liest sich ratzfatz und hat herrlich viele Informationen - auch wenn die eher erschreckend/frustrierend sind. Z.B. das ehemalige Nazis mit Hilfe der Amis straffrei ausgingen. War mir natürlich bekannt, aber bin jedes Mal wieder unangenehm berührt davon.


    So ganz kann ich Gerber noch nicht einschätzen. Mir scheint er manchmal fast zu abgeklärt - auch wenn der Tod seines Bruders und der Tod seines Freundes - der noch im Dunklen liegt - ihn berühren.


    Sein Verhältnis zu June finde ich auch sehr dünn. Er vermisst sie nicht besonders, lässt sich schnell überzeugen, dass er den neuen Job annehmen muss. Es belastet ihn nicht besonders, dass er seine Verlobte so enttäuschen muss. Und er wirft sofort ein wohlwollend-interessiertes Auge auf Eva. Das ging mir zu schnell für einen, der verlobt ist.:/


    Die Abschnitte mit dem Jäger sind rätselhaft. Welchen Hass schürt er auf Gerber. Geht es um die Freundin des Jägers?

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • June scheint zumindest nicht allzuviel Verständnis für Phils neue Aufgabe zu haben - dabei ist sie doch so aufgewachsen, also mit "Heimlichkeiten" und ungewöhlichen Methoden die sie bei ihrem Vater bestimmt mitbekommen hat.

    Mir scheint, sie wurde bereits mehrmals von Gerber enttäuscht (und vom Vater) und ich finde auch nicht, dass Gerber sich über sie besondere Gedanken macht. Er hätte ja auch mal kurz bei ihr nachfragen können. Aber das wäre ja uncool gewesen. :fetch

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

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  • Ich habe für meinen Geschmack jetzt noch gar keine wirklich politische Passage gelesen, das bisschen, was bisher vorkam, hat sich eher in Nebensätzen versteckt, für mich darf da gerne noch ein bisschen mehr kommen.

    Es gab schon einiges, was in Nebensätzen und zwischen den Zeilen anklang. Also wenn man schon andere Histos aus der Zeit gelesen hat, macht man sich seinen eigenen Reim drauf. Ich hoffe auf etwas mehr Adenauer

    Der kalte Krieg schloss sich ja nahezu nahtlos an den eben beendeten Krieg an.

    Die Amis haben Deutschland schnell verziehen, denn sie brauchten uns als Bollwerk gegen die Kommunisten.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

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  • Buchmann war wohl genauso geheimniskrämerisch unterwegs wie es Eva ist.

    Also wenn Buchmann für den CIC oder CIA gearbeitet hat, dann ist er ein Agent/Spion gewesen und dann war das nicht geheimniskrämerisch sondern die Art, wie er seinen Job machen musste - und Selbstschutz obendrauf. Und da scheint etwas durchgesickert zu sein, denn es hat ihn ja jemand ermordet. Bei Eva ist das eher so ein Journalistending. Sie will über ungelegte Eier nicht sprechen und sie will auch nicht, dass jemand anders Wind von der Sache bekommt und sie ihr vor der Nase wegschnappt und veröffentlicht.

    Hollundergrüße :wave



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  • Das hätte ich auch als übergriffig empfunden, aber anscheinend ist niemand aus ihrem Verlag auf die Idee gekommen, dass sie ihre Sachen im Krankenhaus brauchen könnte.

    Übergriffig ja. Er versucht sich damit herauszureden, dass er ja ein Ermittler wäre. Aber eigentlich müsste ihm jemand auf die Finger klopfen. Fand ich seltsam, dass er sich da so gar keine Gedanken machte.

    Hollundergrüße :wave



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  • Gut erzogen Menschen wussten auch damals schon, dass es sich nicht gehört, in fremden Sachen zu kramen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Ich glaube, unser heutiger Begriff der Übergriffigkeit ist keiner, der in den Köpfen der Menschen damals eine große Rolle spiete.

    Hmm, dass ein fremder Mann in ihrer Unterwäsche wühlt und ihre Zahnbürste etc. mitbringt soll keine Rolle gespielt haben? Das kann ich nicht glauben. ;) Okay, sie findet ihn vielleicht nicht unsympathisch und vielleicht sieht sie ihm das deshalb nach. Aber prinzipiell finde ich es heute wie damals übergriffig.

    Warum sollte das damals keine Rolle gespielt haben? Mag sein, dass gleich nach einem Bombenangriff keiner sich darum kümmerte. Aber das ist ja schon eine Weile her und dann auch noch während sie hilflos im Krankenhaus lag.=O

    Hollundergrüße :wave



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  • Gut erzogene Agenten und Ermittler dürften damit aber nicht besonders weit gekommen sein. :saint:

    Stimmt aber vorgeblich handelt er ja im Rahmen der Gesetze, dass er gar kein normaler Ermittler ist, weiß Eva ja nicht.

    Hollundergrüße :wave



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  • Äh ... naja. Immerhin ist Eva ja Frau genug, ihm ihre Meinung zu geigen, wenn ihr etwas nicht passt.

    Ich denke z.B. an Menschen, deren Wohnung von einem Einbrecher durchsucht wurde. Oder einem Menschen, den sie nicht mögen. Denen geht oft das Gefühl von Sicherheit in den eigenen vier Wänden verloren. Und die Vorstellung, ein fremder Mann hätte meine Sachen alle angefasst, da stellen sich mir die Haare auf. Das sehe ich nicht so locker. Da hilft danach die Meinung geigen wenig.

    Aber jetzt hab ich ja gesagt, wie ich das empfunden hab. ;) Werde jetzt weiterlesen und gucken, wie Eva reagiert.

    Hollundergrüße :wave



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  • Ich denke z.B. an Menschen, deren Wohnung von einem Einbrecher durchsucht wurde. Oder einem Menschen, den sie nicht mögen. Denen geht oft das Gefühl von Sicherheit in den eigenen vier Wänden verloren. Und die Vorstellung, ein fremder Mann hätte meine Sachen alle angefasst, da stellen sich mir die Haare auf. Das sehe ich nicht so locker. Da hilft danach die Meinung geigen wenig.

    Aber jetzt hab ich ja gesagt, wie ich das empfunden hab. ;) Werde jetzt weiterlesen und gucken, wie Eva reagiert.

    Dein Beispiel mit dem Einbrecher verstehe ich gut. Da würde ich auch am Rad drehen. :vorsicht

  • Ich bin ja auch an dieser Stelle hängen geblieben und habe darüber auch nachgedacht.

    Philipp kann sich als Ermittler/Agent diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen. Natürlich durchsucht er Evas Wohnung, auch um zu wissen, mit wem er es da zu tun hat. Er hätte es sicherlich auch hingekriegt, dass die Wohnung unberührt aussieht und Eva seine Anwesenheit verheimlichen können. Dass er aber ganz offen damit umgeht und sogar Eva Sachen bringt, gehört zu den Stärken dieser Figur, wie ich finde. Ich nehme ihm seine fürsorgliche Ader auf jeden Fall ab, neben allen anderen beruflichen Gründen, die die Wohnungsdurchsuchung für ihn ja auch hat.

    Mir gefällt, dass in dieser Figur Berufliches und Privates, forsches Auftreten gepaart mit Humor gemischt wird und es ganz viele Zwischentöne gibt. Auf jeden Fall habe ich noch keine solche Figur in anderen Büchern getroffen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich bin ja auch an dieser Stelle hängen geblieben und habe darüber auch nachgedacht.

    Philipp kann sich als Ermittler/Agent diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen. Natürlich durchsucht er Evas Wohnung, auch um zu wissen, mit wem er es da zu tun hat. Er hätte es sicherlich auch hingekriegt, dass die Wohnung unberührt aussieht und Eva seine Anwesenheit verheimlichen können. Dass er aber ganz offen damit umgeht und sogar Eva Sachen bringt, gehört zu den Stärken dieser Figur, wie ich finde. Ich nehme ihm seine fürsorgliche Ader auf jeden Fall ab, neben allen anderen beruflichen Gründen, die die Wohnungsdurchsuchung für ihn ja auch hat.

    Mir gefällt, dass in dieser Figur Berufliches und Privates, forsches Auftreten gepaart mit Humor gemischt wird und es ganz viele Zwischentöne gibt. Auf jeden Fall habe ich noch keine solche Figur in anderen Büchern getroffen.

    Das ist eine Menge Lob für meinen Philipp Gerber, aber ich nehme das dankend und mit einem Lächeln im Herzen an. :bluemchen Genauso habe ich ihn beim Schreiben nämlich gesehen. Aber wenn andere, wie hier in der Leserunde, ihn und sein Verhalten anders sehen, dann bringt das für mich auch neue Erkenntnisse. Mir war beim Schreiben natürlich bewusst, dass man heute manches anders sieht als 1953. Aber ich wollte ja einen zeithistorischen Roman schreiben und habe deshalb bemüht, Gerber auch als Kind seiner Zeit darzustellen.

  • Ich finde ihn auch sehr authentisch in dieser Zeit. Gerade seine Art, Eva zu sagen, was sie zu tun und zu lassen hat, erinnert mich an die verliebten Männer in Berte-Bratt-Büchern.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


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  • ;) Eine Bildungslücke spezieller Art.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


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