'Die Akte Adenauer' - Seiten 001 - 092

  • Von daher finde ich Gerber als Figur höchstinteressant. Ein ehemaliger Deutscher, der während der Kriegsjahre Amerikaner wird und dann plötzlich (so mir nichts, dir nichts) wieder Deutscher. Was ich mich gefragt habe: Hat er denn dann seine amerikanische Staatsbürgerschaft behalten? Oder war der ihm übergebene Personalausweis am Ende gar nicht echt? (Bei Geheimdiensten muss man vielleicht mit allem rechnen...)

    Ich finde die Figur auch gelungen. Er ist eine starke Persönlichkeit und wenig diplomatisch im Umgang mit seinen Kollegen. Ich bin gespannt, ob das zu weiteren Spannungen führt und ob das noch gefährlich für ihn werden kann. Seine Art, mit der Tür ins Haus zu fallen, macht ihn auch angreifbar. Ich bin sehr auf die weitere Entwicklung dieser Figur gespannt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Mir ist eine Stelle auf S. 27 aufgefallen, bei der ich auf dem Schlauch stehe. Vielleicht könnt ihr mir helfen.

    Das passt für mich nicht zusammen.

    Ich deute die Stelle so, dass Heinz Buchmann sich nicht mit seinen Kollegen ausgetauscht hat - vielleicht, weil er ihnen nicht vertraut hat oder weil er vom CIC geheimen Ermittlungen nachging.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Die Aufmachung, das Cover etc. finde ich ebenfalls sehr gelungen.

    Ich habe schon ein paarmal gedacht, hier wäre ein E-Book echt schade.

    Das finde ich auch. :thumbup:


    Als ich kurz vor Toresschluss noch mit der Idee eines Stadtplans von Bonn ankam, habe ich fest mit der Aussage gerechnet, das sei zu aufwendig oder die Leserschaft wünscht das nicht oder etwas in der Art.

    Das freut mich als Leserin auch. :-] Mit tun die Ermittler schon etwas leid, dass ihre Büros über die halbe Stadt verteilt sind. Diese Besonderheit der eigentlich zu klein geratenen neuen Hauptstadt ist wirklich gut eingefangen.

    Danke, Jörg , dass du die Leserunde begleitest. :wave

    ................was mir eben auch noch eingefallen ist: mir gefällt es gut, wie die "Jäger-Abschnitte" eingebaut sind...........und dieser ist ja nicht allein, wie wir nach seiner Beinverletzung erfahren.

    Das sind die einzigen Passagen, die mich bis jetzt etwas stören. Sie reißen mich aus meinen eigenen Spekulationen etwas heraus. Mal gespannt, wie ich das beim Weiterlesen empfinde.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Seine Sorge gilt natürlich seinen Söhnen, die wohl noch im letzten Kriegseinsatz sind. Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, ob diese überlebt haben.

    Schau mal, hier gibt es einen Stammbaum, dem zu entnehmen ist, dass sie überlebt haben.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Regenfisch - für mich klingt es so, als daß Buchmann sich oft in Geheimniskrämerei vergraben hat und seinen Kollegen nicht mitteilte, was er gerade bearbeitet oder herausgefunden hat.


    Vielleicht ja auch durch den sogenannten Geheimauftrag der CIC, daß er seinen deutschen Kollegen noch nicht traute - eben weil dort auch noch "Nazidenkende" vorhanden waren.


    Oder er vermutete einen Maulwurf in den Polizistenreihen.

    :bonk Danke, Johanna , so passt das dann. Buchmann war wohl genauso geheimniskrämerisch unterwegs wie es Eva ist.

    Da bin ich übrigens sehr gespannt, wie sie reagiert, wenn sie erfährt, dass Philipp in ihrer Wohnung war. Auf den ersten Blick kann sie nichts dagegen sagen, da er ja als Alibi den gepackten Koffer mit ihren Sachen mitgenommen hat. Gefallen dürfte ihr das aber auf keinen Fall, wie ich sie einschätze.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • :bonk Danke, Johanna , so passt das dann. Buchmann war wohl genauso geheimniskrämerisch unterwegs wie es Eva ist.

    Da bin ich übrigens sehr gespannt, wie sie reagiert, wenn sie erfährt, dass Philipp in ihrer Wohnung war. Auf den ersten Blick kann sie nichts dagegen sagen, da er ja als Alibi den gepackten Koffer mit ihren Sachen mitgenommen hat. Gefallen dürfte ihr das aber auf keinen Fall, wie ich sie einschätze.

    Das hätte ich auch als übergriffig empfunden, aber anscheinend ist niemand aus ihrem Verlag auf die Idee gekommen, dass sie ihre Sachen im Krankenhaus brauchen könnte.

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    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Da schließe ich mich an. Rowohlt hat da wirklich ganz tolle Arbeit geleistet. Als ich kurz vor Toresschluss noch mit der Idee eines Stadtplans von Bonn ankam, habe ich fest mit der Aussage gerechnet, das sei zu aufwendig oder die Leserschaft wünscht das nicht oder etwas in der Art. Aber im Gegenteil, meine Lektorin war gleich Feuer und Flamme und hat einen tollen Grafiker besorgt, der auch noch auf klitzekleine Änderungswünsche eingeganen ist. So macht Arbeiten Spaß. :-]

    Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Stadtplan erst nach Deinem Hinweis bemerkt habe. Aber das ist wirklich gut gemacht und veranschaulicht noch mal, wie sich die verschiedenen Schauplätze über die Stadt verteilen. So etwas finde ich immer sehr hilfreich.

  • Ein bisschen enttäuscht mich Phils oberflächliche Betrachtung, aber da ist er eben doch nur Mann, der die Frauen nach ihrer Attraktivität beurteilt.

    Zumindest beteiligt er sich nicht an der blöden Verunglimpfung der Kollegen mit "Fräulein Frankenstein". Diesem Sattler sein "Handtuch über das Gesicht legen" hat mich echt empört :hau

    Ganz ehrlich, ich fand seine Betrachtung ganz und gar nicht oberflächlich. Er hat die Narbe gesehen und an die Geschichte, die dahintersteckt gedacht und nicht dass sie Eva entstellt. Dass er eingeschritten ist, als Sattler sie Fräulein Frankenstein nannte, fand ich sehr gut und in der Zeit und in so einem Männerverein ist so etwas auch nicht unbedingt üblich.

    Das ist auch das was ich als Empathie empfunden habe, dass er eben nicht nur das zerstörte Gesicht sieht, sondern auch das Schicksal dahinter. ;-)


    Das mit dem Pervitin wusste ich schon, das Zeug wird heute unter dem Namen Crystal Meth vertrieben....

  • Ganz ehrlich, ich fand seine Betrachtung ganz und gar nicht oberflächlich. Er hat die Narbe gesehen und an die Geschichte, die dahintersteckt gedacht und nicht dass sie Eva entstellt. Dass er eingeschritten ist, als Sattler sie Fräulein Frankenstein nannte, fand ich sehr gut und in der Zeit und in so einem Männerverein ist so etwas auch nicht unbedingt üblich.

    Das ist auch das was ich als Empathie empfunden habe, dass er eben nicht nur das zerstörte Gesicht sieht, sondern auch das Schicksal dahinter. ;-)

    So war es von mir gedacht. Schön zu sehen, dass Philipp bei dir auch so rüberkommt. :-]

  • Nicht um es zu bestreiten, nur um es zu verstehen: Worin liegt deiner Meinung nach die Oberflächlichkeit seiner Betrachtung? :?:

    Auf Seite 91 oben steht: "Fräulein Frankenstein. Wenn er an Eva Herden dachte, blendete er die Narbe aus. Für ihn war sie einfach wunderschön." Das kann er so gut trennen, weil er gerade das Familienfoto mit ihrem jugendlichen Gesicht gesehen hat.

    Verliebt er sich nicht eher in das makellose Gesicht der Jugendlichen?

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  • Auf Seite 91 oben steht: "Fräulein Frankenstein. Wenn er an Eva Herden dachte, blendete er die Narbe aus. Für ihn war sie einfach wunderschön." Das kann er so gut trennen, weil er gerade das Familienfoto mit ihrem jugendlichen Gesicht gesehen hat.

    Verliebt er sich nicht eher in das makellose Gesicht der Jugendlichen?

    Gerade das finde ich nicht. Ich lese die von dir zitierte Stelle eher so, dass er sie schon bevor er das Foto betrachtet als wunderschöne Frau wahrgenommen hat. Das Foto mit dem unversehrten Gesicht unterstreicht das eher.

  • Auf Seite 91 oben steht: "Fräulein Frankenstein. Wenn er an Eva Herden dachte, blendete er die Narbe aus. Für ihn war sie einfach wunderschön." Das kann er so gut trennen, weil er gerade das Familienfoto mit ihrem jugendlichen Gesicht gesehen hat.

    Verliebt er sich nicht eher in das makellose Gesicht der Jugendlichen?

    Man merkt Philipp schon deutlich vorher an, dass er sich für Eva interessiert und zwar ehrlich. Ich finde, er ist der einzige nicht oberflächliche Mann bisher. Die anderen Männer könnte ich nur schütteln mit ihren Sprüchen. Ich empfinde das so, dass die Sprüche der anderen Männer Philipp eher abstoßend empfindet.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Auf Seite 91 oben steht: "Fräulein Frankenstein. Wenn er an Eva Herden dachte, blendete er die Narbe aus. Für ihn war sie einfach wunderschön." Das kann er so gut trennen, weil er gerade das Familienfoto mit ihrem jugendlichen Gesicht gesehen hat.

    Verliebt er sich nicht eher in das makellose Gesicht der Jugendlichen?

    Das habe ich nie so gesehen und auch nicht so gemeint. Philipp Gerber sieht es übrigens auch nicht so. Aber ich gebe zu, man kann die Stelle so verstehen. Letztlich entsteht ein Buch ja zwei Mal, erst im Kopf des Autors, dann in den Köpfen der Leserschaft. Deshalb sollte ein Autor seinen Roman auch nie erklären - das Werk ist seine eigne Erklärung, wenn auch nicht immer eindeutig. Jetzt werde ich aber zu küchenpsychologisch. :gruebel