Das Kaffeehaus, Geheime Wünsche , Marie Lacrosse , Band 3

  • Das Kaffeehaus, Geheime Wünsche

    Inhaltsangabe: Quelle Goldmann Verlag


    Nach dem Tod ihres Onkels leitet Sophie das Kaffeehaus Prinzess mit großem Erfolg. Sie entwirft neue Produkte und sorgt für eine spektakuläre Schaufensterdekoration. Das Café wird schon bald zum Treffpunkt der Wiener Kulturbohème. Da gefährdet ein unbekannter Saboteur ihren Erfolg, dem Kaffeehaus droht schwerer Schaden. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, in dem Sophie in tiefer Sorge um ihre Schwester Milli ist. Derweil ist Sophies große Liebe Richard sehr unglücklich in seiner Standesehe mit Amalie. Und sucht nach einer Möglichkeit, Sophie wieder nahe zu kommen ...


    Meine Meinung zur Autorin und Buch

    Marie Lacrosse, hat mit ihrem 3. Band ihrer Romantriolgie über „ Das Kaffeehaus „ einen krönenden Abschluss geschaffen. Der 3. Teil ist dem Kaffeehaus gewidmet. Sehr gut hat sie das Wien Ende des 19. Jahrhunderts geschildert. Wie drückt es Brecht so schön aus : „ Wien ist eine Stadt, die um einige Kaffeehäuser herum errichtet ist.“ Ihre Recherche über die Herstellung von Schokolade, ist sehr gut wiedergegeben. Auch all das kulturelle, Politische Zeitgeschehen, der Bürger Karl Lueger, Anna Sacher nimmt eine tragende Rolle ein, Gustav Klimt, Dr. Arthur Schnitzler, Dr. Sigmund Freud, nimmt eine große Rolle ein. Der Frauenstreik, wo wir Irene Gerban , Pauline von Sterenberg, viele Lieb gewonnene Figuren kreuzen unseren Weg. Fiktives und reales hat sie wunderbar verwoben. Es war wieder ein Genuss in das Geschehen einzutauchen, die Autorin nimmt einem Quasi an der Hand und man hat das Gefühl ein Teil ihrer Figuren zu sein, man verschmelzt quasi mit ihnen.

    Irgendwie bin ich traurig, das alles zu Ende ist, aber ich bleibe zufrieden und glücklich zurück und Danke Marie für die wunderschöne Triolgie und ein Stück der Wiener Kulturboheme .


    Ich konnte Sophie Kummer und Schmerz über ihren geliebten Onkel Stephan spüren. Ich war wie Sophie, Ihre Familie und den Anwesenden beim Notar genauso überrascht über das Testament ihres Onkels. Er hinterlässt nicht nur ein ordentliches Vermögen, auch setzt er sie zur Erbin des Kaffeehaus ein. Man konnte die Verbitterung von Chefkonditor Toni Schleiderer spüren, er hatte gehofft es alleine führen zu können. Er macht wirklich Sophie das Leben oft schwer, sie möchte vieles erneuern und Modernisieren. Mit Klimt entwirft sie Schaufensterdekorationen, und einiges mehr. Das Kaffee floriert, das muss auch Toni anerkennen, die Neuerungen kommen gut an, bei den Kunden. Aber es gibt auch Schattenseiten in Sophie Leben, ihre Schwester Millie bereit ihr und Mutter Henriette große Sorgen. Sophie bittet Dr. Freud um Rat, ich fand diese Sitzungen sehr interessant und spannend, besonders ob es ihm gelingt in sie vorzudringen und der Sache auf den Grund zu gehen. Auch ihre große Liebe Richard, hat Familiäre Sorgen, aber auch wie er sich endlich öffentlich zu Sophie bekennen kann. Als das Kaffeehaus immer besser läuft, gibt es plötzlich Sabotagen die das ganze Kaffeehaus gefährden, wer steckt dahinter und möchte Sophie in den Ruin treiben.

    Es gibt noch so viele interessante Themen, ob die Arbeiterinnenbewegung und auch das Ehe und Familienrecht…

    Nochmals vielen Dank auch für das leckere Rezept über die Orangentorte im Innenteil des Buches.


    ASIN/ISBN: 3442206197

    (Edit: ISBN zur Verlinkung und Coverabbildung nachgetragen. Gruß Herr Palomar)

  • Ein würdiger Abschluß der Trilogie um Sophie und das Kaffeehaus Prinzess.


    Mir hat die gesamte Trilogie sehr gut gefallen, auch heben sich die einzelnen Bände wohltuend voneinander ab und trotzdem bleibt man bei den liebgewonnenen Figuren.

    Standen im ersten Teil noch Kronprinz Rudolph & Mary Vetsera im Mittelpunkt, im zweiten Band Kaiserin Elisabeth mit ihren Allüren, so war hier das Besondere das Kaffeehaus und das Café Prinzess mitsamt dem Kolorit illustrer Gäste.


    Nachdem Sophie das Kaffeehaus Prinzess geerbt hat, bemüht sie sich, es immer weiter zu "modernisieren". Neuerungen, die der Zeit geschuldet sind, anzuschaffen. Oft kämpft sie mit dem Widerstand Toni Schleiderers, der als vorläufiger Miterbe, oft nicht ihrer Meinung ist.


    Auch Henriette und Milli spielen wieder eine wichtige Rolle, versucht doch Sophie, sie zu unterstützen insofern, als daß sie möchte, daß es ihnen besser geht.


    Auch auf Kaiserin Elisabeth müssen wir nicht ganz verzichten - verändert hat die sich aber nicht.....


    Interessant fand ich ganz besonders die Szenen mit Siegmund Freud, die Gespräche und auch die Therapien, die er durchführt.

    Klar, Freud ist ja ein Thema, das man im Studium nicht umgehen kann, umso spannender war es hier, ihn direkt mal live in Aktion erleben zu dürfen :grin


    Auch Gustav Klimt bekommt für den Leser ein Gesicht, ist er doch Gast im Kaffeehaus und macht so die Bekanntschaft Sophies....



    Auch die Geschichte um Richard ist spannend, es gibt sogar schon "krimiesk" anmutende Szenen, die mir als Krimifan natürlich richtig gut gefielen.



    Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, die Kapitel kurz gehalten mit den schon gewohnten kleinen Cliffhängern, die aber nie lange auf ihre Fortsetzung warten mußten.


    Ein wenig schade find ich es auch, das Wien Ende des 19. Jahrhunderts schon verlassen zu müssen, aber da hoffe ich jetzt einfach auf die Autorin, daß sie vielleicht etwas neues kreiert, das dem nahe kommt, oder ähnlich spannend ist.


    Fazit

    Ein sehr würdiger Abschluß der Trilogie des Kaffeehauses Prinzess im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Mit neuen und vor allem alten liebgewordenen Protagonisten, die das Buch zu einer wunderbaren Reise durch Wien und seine Besonderheiten der Zeit machen.

    Ich kann die Trilogie wärmstens empfehlen.

  • Wien zum Ende des 19. Jahrhunderts: Nach dem Tod ihres Onkels Stephan Danzer übernimmt Sophie von Werdenfels das Kaffeehaus Prinzess. Das Café wird unter ihrer Leitung schnell zum Treffpunkt der städtischen Kulturbohème. Doch dann bedroht ein Saboteur ihren Erfolg. Auch privat ist Sophie in Sorge: Was ist mit ihrer Schwester Milli los? Derweil ist ihre große Liebe, Richard von Löwenstein, unglücklich in seiner Ehe und will Sophie wieder nahe kommen...


    „Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche“ ist der Abschluss der Trilogie um Sophie von Werdenfels, geschrieben von Marie Lacrosse.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog. Es gibt insgesamt 26 Kapitel, die sich über sechs Teile erstrecken. Die Handlung umfasst die Jahre 1891 bis 1897. Die Schauplätze variieren ebenfalls, wobei die meisten Ereignisse in Wien und Umgebung angesiedelt sind. Dank einheitlicher Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel und zwischendurch findet man sich jedoch gut zurecht. Land- und Stadtkarten sind zusätzlich abgedruckt, damit man den Überblick behalten kann. Erzählt wird nicht nur aus der Sicht von Sophie, sondern auch aus der weiterer Personen. Ein schlüssiger und funktionaler Aufbau.


    Der Schreibstil ist - wie in den ersten beiden Bänden der Trilogie - anschaulich und einfühlsam. Lebhafte Dialoge und gelungene Beschreibungen lassen viele Bilder vor dem inneren Auge entstehen. Wieder sind gelegentlich Einschübe des Wiener Dialekts eingebaut, was ein authentisches Gefühl vermittelt. Ein Glossar mit Begriffen aus der Zeit, ein weiteres schönes Extra, ist am Ende des Buches eingefügt und hilft beim sprachlichen Verständnis.


    Es empfiehlt sich, die Teile der „Kaffeehaus“-Saga in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Dennoch ist auch der dritte Band ohne Vorkenntnisse leicht verständlich.


    Wieder steht Sophie im Vordergrund der Geschichte, eine starke und sehr sympathische Protagonistin, mit der ich auch dieses Mal mitgefühlt habe. Darüber hinaus sind etliche weitere Charaktere dabei. Sinnvoll ist daher die beigefügte Personenübersicht, die historische Persönlichkeiten beinhaltet.


    Zwar spielt das Kaffeehaus an sich dieses Mal eine größere Rolle als in den Vorgängerbänden. Auch die Liebesgeschichte um Sophie und Richard nimmt breiteren Raum ein. Damit der Roman facettenreich und nicht zu seicht wird, hat es die Autorin aber erneut geschafft, ein differenziertes Bild der damaligen politischen und gesellschaftlichen Umstände zu liefern. Dabei geht es besonders um die Situation von Frauen in der Arbeitswelt und im Privaten. So kommt auf den mehr als 700 Seiten keine Langeweile auf und man lernt auf unterhaltsame Weise dazu.


    Der Roman glänzt mit gründlich recherchierten Fakten und Hintergründen. Wie fundiert die Nachforschungen sind, zeigt sich nicht nur im Quellenverzeichnis, sondern auch im ausführlichen Nachwort „Wahrheit und Fiktion“. Darin erläutert die Autorin, was auf tatsächlichen Begebenheiten basiert und was ihrer Fantasie entsprungen ist.


    Übrigens: Auch dieses Mal gibt es ein Kuchen-Rezept in den Innenklappen: eine lecker aussehende Orangentorte.


    Das genretypische Cover und der passende Titel fügen sich gut in die Reihe ein.


    Mein Fazit:

    „Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche“ ist ein überaus gelungener und würdiger Abschluss der Trilogie von Marie Lacrosse. Ein gleichsam bewegender wie abwechslungsreicher Roman, der nicht nur für eingefleischte Historienfans empfehlenswert ist und Lust auf weitere Bücher der Autorin macht.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

  • Dieser Abschluss der Trilogie war mir hin und wieder zu vorhersehbar und konnte mich aus diesem Grund nicht zu 100% überzeugen.


    Auch nach längeren Lesepausen, hatte ich zwar keine Schwierigkeiten wieder ins Buch zu kommen, aber es hat mich einfach nicht so gepackt, wie ich es mir gewünscht habe.


    Sehr amüsant und interessant fand ich die "Fälle" von Richard von Löwenstein. Da habe ich gerne mitermittelt. Und so viel kann man verraten, er muss auch einsehen, dass es in seiner Familie das eine oder andere "schwarze Schaf" gibt. Ob er diese ausliefert bzw. verrät, lasse ich an dieser Stelle offen. ;)


    Sophie übernimmt in diesem Buch mit Unterstützung und Hilfe die Führung des Kaffeehaus. Auch ihr werden durch den Einen oder Anderen Steine in den Weg gelegt. Alte Bekannte werden ihr auf ihren Wegen begegnen.


    Millie ist in diesem Band eine richtige Überraschung - ihre Geschichte, genau so, wie ihre Entwicklung. Sie mochte ich sehr gern.


    Manche Ausschweifungen waren mir zu viel und der politische Hintergrund sicherlich für einige Leser interessant (ebenfalls die Frauenbewegung der damaligen Zeit), aber mir persönlich war in diesem Band zu viel, was wie "abgehandelt" und schon ein wenig "klischeehaft", gewirkt hat.


    Ich vergebe für das Buch 7 von 10 Punkten.


    Ich möchte der Autorin Marie Lacrosse für das Begleiten der Leserunde danken. :knuddel1

  • „Wenn das kein unglaublicher Zufall war, dann eben ein Fingerzeig des Himmels, Phiefi. (...) Doch Fortuna ist unbeständig in ihrer Gunst. Wir werden unserem Glück daher auf die Sprünge helfen müssen.“ (Seite 563)


    Meine Meinung


    „Ich kann kaum den dritten Band erwarten, in dem dann (hoffentlich) alle offenen Fragen geklärt werden.“ Mit diesem Satz habe ich meine Rezension zum Vorgängerband beschlossen. Nun, da ich den dritten Teil gelesen und das Buch mehr oder weniger zufrieden geschlossen habe, weiß ich nicht so recht, was ich dazu schreiben soll. Die Trilogie bildet dermaßen stark eine Einheit, daß ich das Gefühl habe, bereits alles über die erzählte Geschichte geschrieben zu haben und mich an dieser Stelle eigentlich nur wiederholen kann.


    Aus dem „mehr oder weniger“ mag man schließen, daß ich ein paar Kritikpunkte habe. Um es gleich vorweg zu erwähnen: die bedeuten nicht, daß mir das Buch nicht gefallen hätte - das Gegenteil ist der Fall, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehen mag.


    Die drei Kaffeehaus-Bände sind für mich, wie erwähnt, eine Einheit; zwischen den Teilen liegen jeweils nur wenige Tage, die Handlung wird durchgehend erzählt. An anderer Stelle hat die Autorin geschrieben, daß sie ein möglichst umfassendes Bild des ausgehenden Habsburgerreiches beschreiben wollte. Dies ist ihr zweifellos sehr gut gelungen; daraus ergibt sich jedoch eine auf relativ wenige Figuren konzentrierte Detailfülle. Mich beschlich mehr und mehr das Gefühl, um es so auszudrücken, daß es eine Art Liste mit allen damals möglichen Widrigkeiten und Problemen gab, die dann der Reihe nach „abgearbeitet“ wurde und mich unwillkürlich „das nicht auch noch“ denken ließ. Das war mir persönlich zu viel des Guten. Weil alles die selben Figuren einer Familie betraf. Wären die Dinge auf zwei oder mehr Familien verteilt gewesen, so daß nicht eine alles hätte erleben (erleiden/erdulden) müssen, sähe es für mich möglicherweise (bzw. vermutlich) anders aus.


    Mir fällt da immer wieder die „Savage Destiny“ Reihe von Rosanne Bittner, die 1845 beginnt und etwa 1902 mit dem Tod der zweiten Hauptfigur endet, ein. Es ist mehr als heftig, was die Figuren erleiden müssen, was an Schicksalsschlägen über sie hereinbricht. Aber es ist zum Einen (das ergibt sich aus der Natur der Sache, der Untergang des sogenannten „Wilden Westens“ zog sich nunmal länger hin als der des Habsburgerreiches) ein deutlich längerer Zeitraum, zum Anderen jedoch tauchen im Verlauf der sieben Bände immer wieder neue Figuren auf, so daß sich die Schicksalsschläge auf mehr Schultern verteilen. Das macht es für mich als Leser leichter, wenngleich zugegeben sei, daß zu einer bestimmten Zeit das Schicksal keine Rücksicht darauf nimmt, wie viel ein Mensch erleben bzw. erleiden muß. Insofern kann ich die Intention der Autorin nachvollziehen. Man wird nicht gefragt, ob es einem zu viel ist oder nicht.


    Da für mich die Trilogie ein Roman, aufgeteilt auf drei Bände, ist, bleibt mir am Ende nun eigentlich nur, mein früheres Urteil, das sich in der Gesamtheit nicht verändert hat, hier anzuführen: die Autorin hat einen historischen Roman vorgelegt, wie ich ihn mir vorstelle: eine fesselnde Geschichte, die in die historischen Fakten so eingewoben ist, daß man die Trennlinie zwischen Fakt und Fiktion kaum erkennen kann. Neben einer spannenden Romanhandlung erhält man also zusätzlich noch lebendigen Geschichtsunterricht.


    Insgesamt gesehen hat mir die Geschichte um Richard und Sophie sehr gut gefallen; selten habe ich einen Roman gelesen, der historisch dermaßen hervorragend war. Daran gibt es nichts zu Rütteln.



    Mein Fazit


    Auch wenn er mir am Ende etwas zu überfrachtet war, ist dieser Roman - wie die ganze Trilogie - einer der absolut besten historischen Romane, die ich je gelesen habe. Selten wurde eine vergangene Epoche dermaßen gut zum Leben erweckt wie in den „Kaffeehaus-Büchern“. Bitte mehr davon.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Der dritte Band der Kaffeehaustrilogie entführt uns nun endlich ins Wiener-Kaffeehausleben des 19. Jahrhunderts. Sophie tritt die Nachfolge ihres Onkels an und wird als Frau an der Spitze eines der größten Kaffeehäuser Wiens vor einigen Problemen stehen.


    Während das Kaffeehaus und Café Prinzess in den ersten beiden Teilen noch eher am Rande in Erscheinung trat, wird im dritten Band deutlich, warum die Trilogie die Kaffeehaus-Saga heißt. Die Abläufe und kulturelle Bedeutung des Kaffeehauses wird schön herausgearbeitet und wenn man Wien (auch heute noch) kennt, fühlt man den Wiener Flair nur so durch die Seiten rieseln. Wie gerade auch Frauen sich an die Firmenspitzen kämpfen und behaupten wird dabei genauso thematisiert, wie die Diskriminierung von Frauen, die ganz unten in der Hierachie stehen. Auch Sisi bekommt nochmal den ein oder anderen Gastauftritt, auch wenn ihre Rolle wesentlich kleiner gehalten ist als im Vorgänger-Band.


    Daneben gibt es noch die Handlungsstränge von Richard, die schon kleine Kriminalfälle beinhalten, von Henriette und Mili und damit verbunden auch Sigmund Freud thematisieren, wo deutlich wird, warum seine Arbeit heute so konträr und kontrovers, aber dennoch irgendwie fortschrittlich gesehen wird. Insgesamt ist auch dieses Buch wieder vollgepackt mit vielen Themen, die tiefgehend und gründlich behandelt werden. Dadurch entsteht eine Komplexität, die mir sehr gefallen hat, da sie nicht oberflächlich bleibt. Alle drei Büch zusammen können als sehr ausdifferenziertes Sittengemälde der damaligen Zeit gesehen werden und durch die sympathische Protagonistin der Sophia lässt sich das gut lesen.


    Eine wahre Schmöker-Reihe und purer Lesegenuss!

  • Die Kaffeehaus-Trilogie - seitenlange Romane, aber eindeutig keine großen Romane


    Leider kann ich die positiven und einhelligen Lobeshymnen der anderen hier zu den drei Büchern der Trilogie "Das Kaffeehaus" nicht nachvollziehen. Mein Eindruck nach der Kaffeehaus-Trilogie von Marie Lacrosse (und nach zwei weiteren Büchern von Marita Spang). Sie hält absolut nichts von dem, was Spang-Lacrosse, ihr Umfeld und die vielen Rezensionen versprochen, angekündigt oder behauptet haben.


    Mit tatsächlicher Geschichte oder Geschichte, wie sie vielleicht wirklich gewesen sein könnte, hat die Kaffeehaus-Trilogie von Marie Lacrosse (wie auch die beiden anderen Bücher von Marita Spang, die ich gelesen habe) nichts gemein, auch wenn die Autorin davon selbst überzeugt sein dürfte. Ein paar bekannte Namen und ein paar emotional aufgeladene Geschehnisse machen noch kein gutes Buch und schon gar keine überzeugende Epochenschilderung. Auf die Hintergründe und Entwicklungen hinter den gezeigten Geschehnissen wird fast nie eingegangen, es wird höchstens etwas an der Oberfläche gekratzt. Dadurch, dass der zeitliche Ablauf und entscheidende Zusammenhänge völlig außer Acht gelassen, weggeblendet oder gar verändert werden, ergeben sich ganz automatisch schwere historische Verfälschungen.


    Ein gutes Beispiel sind die Szenen, in denen das Elend der Arbeiterinnen und Arbeiter regelrecht ausgeschlachtet wird. Die Szenen sind schockierend, grausig, mitleiderregend - trotzdem sind es nur Schauwerte, weil es der Autorin nicht gelungen ist, die historischen Augenzeugenberichte beziehungsweise die Informationen aus der Fachliteratur mit den Mitteln eines Romans eindrucksvoll zu vermitteln (und damit der Fachliteratur im besten Fall sogar einen Zugang für die breite Masse zu geben.) Zu kühl und mit zu viel spürbarer Kalkulation sind hier der Horror und Grauen dosiert, es reduziert sich letztlich auf den fiktiven "Ausflug", den Publikum und "Heldin" Sophie mit sentimental-billigen Mitleid leicht bewältigen dürfen. Sophie kann jederzeit wieder in ihre feine Kaffeehauswelt zurückkehren, das Publikum in die Gegenwart und die gemütliche Wohnung.


    Nachdenklich stimmt auch, dass die Autorin sich nicht einmal bemüht hat, innerhalb der von ihr für die Romandauer ausgewählten Jahre ein halbwegs authentisches Bild der politischen Bewegungen und der Arbeiterbewegung für diesen Zeitraum zu zeigen, dies umso mehr, als es zu dieser Zeit eben nicht nur die Sozialdemokratische Partei war, die sich in der Arbeiterbewegung engagiert. Auffällig ist ohnehin, dass die Sozialdemokraten mit Viktor Adler und Adelheid Popp lediglich durch zwei recht bekannte und zudem "Lichtgestalten" präsentiert sind. Dass es zum Beispiel auch in dieser Partei Antisemitismus gab, wurde weggelassen. (Oder hat Spang-Lacrosse das nicht gewusst, dann dürfte sie zumindest für diesen Handlungsteil aber nicht sehr umfangreich recherchiert haben.) Die bürgerliche Arbeiterbewegung dagegen, die zu dieser Zeit ebenfalls recht aktiv war, kommt nicht vor, und es gibt nicht einmal einen Hinweis darauf, dass das bürgerliche Lager damals keineswegs nur aus der Partei von Karl Lueger bestand. Unglaubwürdig und dazu noch ziemlich frauenfeindlich ist außerdem, wenn Spang-Lacrosse den Eindruck vermittelt, dass die bürgerliche Frauenbewegung mit den Arbeiterinnen nicht zusammenarbeiten konnte, weil sie ausschließlich aus Antisemitinnen bestand, die zudem "Jüngerinnen" von Lueger waren.


    Hinzu kommt noch, dass die Hauptfiguren Sophie und ihr Mister Right Richard lediglich als Sprachrohre der Autorin fungieren, aber über diese Rolle und Funktion hinaus, kein richtiges Charakterprofil haben, und vor allem auch kein spezielles oder gar individuelles Charakterprofil entwickeln. (Das wird leider nur behauptet.) Gerade Sophie ist mit Blick auf das, was sie innerhalb des Romans tut, ein spießiges und hochmütiges Girlie, natürlich von Adel (in dem Vorwort zu ihrem früheren Roman "Blut und Seide" hat Spang-Lacrosse seinerzeit bereits klargestellt, dass nur Adelige zu Heldin beziehungsweise Held taugen und ein Happyend haben können), das mit heutigen Wertvorstellungen aus der Welt ihrer Autorin in eine frühere Zeit-Epoche verpflanzt wird und von der Autorin die Aufgabe erhalten hat, der Leserschaft zu zeigen, was für eine üble Zeit das doch war und wie gut wir es doch heute haben. (Durch die Nachworte und die Website (indirekt), die Leserunden (sehr deutlich) etc. wird nebenbei von Spang-Lacrosse klar gestellt, dass zumindest die üblen Menschen in ihrem Roman keineswegs auf das Wien der Donaumonarchie zu beschränken sind, sondern dies für die heute im Land Österreich lebenden Menschen ebenfalls gilt. - Nutzung eines historischen Stoffes, um die Gegenwart anzuprangern.)


    Die Romanfigur Sophie ist eine vornehme Komtess und blutjung, behauptet sich in jeder Situation erfolgreich, wobei sie in der Wahl ihrer Mittel nicht wählerisch ist. Abgesehen davon, dass sie mit Mary Vetseras Abschiedsbrief über eine wahre Wunderwaffe verfügt, mit der sie zuletzt den Kaiserhof mit Sisi für sich selbst endgültig in die Knie zwingt und somit als erfolgreiche Siegerin mit ihrem Richard ins Happyend "tanzen" darf, lösen sich die Probleme, die ihr Spang-Lacrosse andichtet, ansonsten auch nur von selbst. So hat zum Beispiel ihre Flucht vom Hof keine Konsequenzen, oder der Onkel vererbt ihr nicht nur sein Kaffeehaus "Prinzess" (schon der Name verrät, dass es sich dabei um kein wirkliches Wiener Kaffeehaus, sondern eine vornehme Münchner Café-Konditorei, die sehr heutig wirkt, handelt), sondern auch gleich viel Geld, mit dem Sophie sofort toll investiert.


    Mit Blick auf historisch belegte Frauen, die tatsächlich in Wien zu dieser Zeit oder in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg ein Kaffeehaus führten, ist Spang-Lacrosses Inszenierung von Sophie als erfolgreiche Kaffeehausbesitzerin nicht glaubwürdig. Sophie muss zum Beispiel keine tatsächlichen Probleme, die Kaffeehäuser zu dieser Zeit hatten, lösen oder wenigstens meistern. (Da gibt es keinen wirklichen Konflikt mit der Kaffeesieder-Innung, Erwerb und Besitz von Konzessionen sind kein Thema, gesetzliche Regelungen weitgehend unwichtig und wichtige wirtschaftspolitische Entwicklungen Anfang der 1890er-Jahre, welche Unternehmen wie Kaffeehäuser betrafen, kommen nicht vor, obwohl es doch eine historische Romantrilogie ist). Mit Richard, dem zweiten Sprachrohr, sieht es nicht besser aus.

    Die meisten wichtigen Figuren sind ebenfalls keine Charaktere, sondern lediglich auf ihre Rolle (Sophies jüngere Schwester als Opfer des Missbrauchs durch den Stiefvater) oder einen Stereotyp (der böse Stiefvater, die gute Dienstbotin, die scheinheilige Unternehmerwitwe etc.) reduziert.


    Bei den meisten historischen Figuren wie zum Beispiel Sisis Hofdamen ist das nicht viel anders. Ida Ferenczy gibt hier halt die gute, liebe Hofdame und ist Sophies Freundin, Marie Festetics ist die böse, neidische Hofdame und Sophies Feindin.


    Sisi selbst fand ich als Figur einfach nur langweilig - das nicht im Vergleich mit den beiden Figuren, die Romy Schneider 1955-1957 und 1973 kreiert hat. Die sind beide zum Beispiel nicht nur spannender, sondern wirken mit Blick auf Genre und die Ausrichtung ihrer Filme authentischer. Das Musical wiederum war kurzweiliger. ...


    Letztlich ist die Trilogie trotz eines beachtlichen Umfangs nur eine schicke Zeitreise in eine stereotype, profillose Gegenwelt, die aus ein paar historischen Versatzstücken und profillosen Figuren zusammengeschustert wurde. Mag sich die Autorin Spang-Lacrosse damit auch viel Arbeit gemacht und umfangreich recherchiert haben, wie sie zumindest selbst behauptet, mag sich der Verlag auch mit einem entzückenden Cover eingebracht haben und ein Konditor aus Bayern durch seine Tortenkreationen an der Trilogie mitverdient haben - herausgekommen ist letztlich nur eine langweilige, mit Blick auf die Historizität schwammige Romantrilogie, auch wenn das der breiten Masse (und ich vermute besonders den deutschen Leserinnen) genügt.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • ich kann deine Einstellung zum Buch nicht nachvollziehen, Marita hat sich sehr viel Mühe und Arbeit gemacht, auch sehr gut recherchiert, in dem sie auch Fachliteratur zu Rate gezogen hat, auch ist sie dafür nach Wien gefahren. Mir hat es sehr gut gefallen. Gut das es andere Geschmecker gibt. Sie nimmt sich außerdem sehr viel Zeit für ein Buch und schmiert es nicht in kurzer Zeit dahin.