'Ein Präsident verschwindet' - Seiten 271 - Ende

  • So, ich habe dann das Buch gestern tatsächlich noch zu Ende gelesen.

    Gehlen ist ja wirklich ein fieser Kerl. Gut, das war mir schon vorher bewusst, ich habe ihn immer als egoistischen Menschen wahrgenommen, dem es egal war, wer ihn bezahlt...


    Dass er Katya erschiesst war ja fast klar, sie war ja schliesslich eine Zeugin und hätte aussagen können, was geplant war. Dass Gerber und Sattler das nicht an die große Glocke hängen würden war ihm wohl bewusst.

    Wobei ich es gut fand, dass der Chef der beiden, ihre Aussagen so auch in seinen Bericht aufgenommen hat und damit das wahre Geschehen nicht einfach aus den Akten getilgt wurde.

    Aber da sieht man mal, am Ende biegt sich jeder seine Wahrheit doch so hin, wie er es gerade brauchen kann.

    Damals wie heute.


    Gab es den Peter-Plan tatsächlich?


    Es ist schön, dass Eva da wenigstens ohne Konsequenzen rausgekommen ist und sich jetzt als freie Journalistin verdingen kann.

    Ich bin ja gespannt, wie es weitergeht mit ihr und Phillip.



    Ach eine Sache noch: Der Flugplatz bei München heisst Neubiberg und nicht Neubiberberg ;-)


    Und jetzt bin ich mal gespannt auch die Kommentare der anderen Mitleser ;-)

  • Gehlen ist ja wirklich ein fieser Kerl. Gut, das war mir schon vorher bewusst, ich habe ihn immer als egoistischen Menschen wahrgenommen, dem es egal war, wer ihn bezahlt...

    Ich bin bei einem Podcast dabei, an dem auch Bodo Hechelhammer teilgenommen hat, der Chefhistoriker des Bundesnachrichtendienstes, der sich als Fan von "Die Akte Adenauer" herausstellte. Als ich ihm sagte, im zweiten Roman habe ich dem BND-Gründer Gehlen eine Schurkenrolle zugedacht, lachte er nur und meinte, das könne er sich gut vorstellen. Oder so ähnlich. Nachhören kann man es hier:

    https://meinpodcast.de/sprenge…9J-jt3tJW6Wt4LYx96SAq1Hdc

  • Ich habe das Buch am Freitag beendet und mir hat es wieder viel Spaß gemacht.


    Angesichts der leider sehr realen und aktuellen Entwicklungen denke ich darüber nach, wie erstaunt ich beim ersten Band darüber war, dass die Westmächte den Nazis damals so schnell so steile Karrieren ermöglicht haben. Gehlen ist ein Beispiel dafür. Bei der ersten Leserunde fand ich es noch einigermaßen schockierend, dass die Begründung dafür war, bloß keine Kommunisten in verantwortungsvolle Positionen zu heben.

    Meine Oma hatte bis zu ihrem Tod vor fast 25 Jahren Angst vor "den Russen" und einem neuen Krieg und ich habe ihr immer gesagt, dass die Zeiten sich geändert haben. Bei den Nachrichten der letzten Tage finde ich mich selbst schockierend naiv. X/


    Jörg : Ist das Adenauer-Zitat mit dem schmutzigen Wasser überliefert oder deiner Phantasie entsprungen?

    Mir hat es jedenfalls gefallen - nicht nur das Zitat, sondern das ganze Buch.


    Die Sendung über Otto John werde ich mir ganz bestimmt ansehen, der Fall bietet Spannung. Zumal er nie wirklich ganz aufgeklärt wurde.

  • Die Aussage Adenauers, dass die Nazis aufräumen sollen, was sie kaputt gemacht haben und dass man dreckiges Wasser nicht wegschüttet, wenn man sonst keines hat, fand ich auch gut formuliert. Man muss dabei halt aufpassen, dass sie nicht am Ende wieder so viel Macht haben, dass es wieder von vorne losgeht.


    Schwierig, wie baut man ein Land auf, in dem die Bevölkerung eben eine Vergangenheit hat. Es ist ja schon schwierig sich einzugestehen, dass man da 12 Jahre ein System unterstützt hat, dass die Menschenrechte mit Füssen getreten hat. Es gab ja genug Leute, die noch lange gesagt haben "war ja nicht alles schlecht unter Hitler"

  • Es freut mich sehr, dass es Dir gefallen hat.


    Der Unterschied zu den Kommunisten damals und dem Massenmörder und Kriegsverbrecher Putin heute ist, dass es damals noch ein Politbüro gab und sich selbst der große Vorsitzende - wenn auch hinter verschlossenen Türen - rechtfertigten musste und auch Gefahr lief, abgesetzt zu werden. Jetzt haben wir mit Putin den großen Diktator, unter dem alle kuschlen - wie wir gerade sehen, das Gefährlichste und Mörderischte, was es gibt.


    Das Adenauer-Zitat soll tatsächlich von ihm stammen. Ich habe es nur in den Zusammenhang meiner Roman-Stzene gestellt.

  • Die Aussage Adenauers, dass die Nazis aufräumen sollen, was sie kaputt gemacht haben und dass man dreckiges Wasser nicht wegschüttet, wenn man sonst keines hat, fand ich auch gut formuliert. Man muss dabei halt aufpassen, dass sie nicht am Ende wieder so viel Macht haben, dass es wieder von vorne losgeht.


    Schwierig, wie baut man ein Land auf, in dem die Bevölkerung eben eine Vergangenheit hat. Es ist ja schon schwierig sich einzugestehen, dass man da 12 Jahre ein System unterstützt hat, dass die Menschenrechte mit Füssen getreten hat. Es gab ja genug Leute, die noch lange gesagt haben "war ja nicht alles schlecht unter Hitler"

    Dass angeblich nicht alles schlecht war, das war wohl auch ein Mechanismus, der den Menschen gestattet hat, sich selbst und andren gegenüber ihre eigene Vergangenheit schönzureden. Wenn nicht alles schlecht war, so die daraus sprechende Logik, war auch das eigene Tun in jener Zeit nicht nur schlecht. Krasser formuliert: Es gab ja auch gute Dinge. Wenn man dann nachfragt, kommen Sachen wie: "Man konnte abends unbehelligt auf die Straße gehen." Ja, konnte man, wenn man systemkonform war und nicht damit rechnen musste, von braunen Schlägertrupps verprügelt oder von der Gestapo einkassiert zu werden. :(

  • Wenn man dann nachfragt, kommen Sachen wie: "Man konnte abends unbehelligt auf die Straße gehen." Ja, konnte man, wenn man systemkonform war und nicht damit rechnen musste, von braunen Schlägertrupps verprügelt oder von der Gestapo einkassiert zu werden. :(

    Da fällt mir doch spontan eine Kriminologie-Vorlesung aus dem Studium ein: Ein sehr hoher Anteil der Deutschen ist der Meinung, dass es zur Nazizeit deutlich weniger Verbrechen wie Raub, Diebstahl, Vergewaltigung usw. gab, die Zeit damals also "sicherer" war.

    Das stimmt so überhaupt nicht - es wurde nur viel weniger darüber berichtet. ;)

    (Die von Jörg genannten Einschränkungen sind in der Studie ganz ausgenommen)

  • Da fällt mir doch spontan eine Kriminologie-Vorlesung aus dem Studium ein: Ein sehr hoher Anteil der Deutschen ist der Meinung, dass es zur Nazizeit deutlich weniger Verbrechen wie Raub, Diebstahl, Vergewaltigung usw. gab, die Zeit damals also "sicherer" war.

    Das stimmt so überhaupt nicht - es wurde nur viel weniger darüber berichtet. ;)

    (Die von Jörg genannten Einschränkungen sind in der Studie ganz ausgenommen)

    Ja, der - zu - oft gehörte Spruch: "Damals musste man die Haustür nicht abschließen." :(

  • So, nun bin ich auch durch und begeistert.

    Ein spannendes Kapitel deutscher Geschichte, vor dem ich bisher überhaupt keine Ahnung hatte.


    Sehr gefallen hat mir die Geschichte im Wald, erst die Überraschung, daß alles nur eine Finte war und das zeigen des wahren Gesichts von Gehlen.


    Otto John sehe ich als naiven Menschen an, der dachte, das richtige zu tun, ohne zu sehen, daß seine Umwelt das so nicht sah.


    Interessant war in der Doku letztens - (Die ich im 2. Abschnitt verlinkt hatte) - dort waren sowohl Gehlen, als auch John zu sehen. So konnte ich mir direkt noch ein optisches Bild der beiden machen.

  • Es freut mich sehr, dass es dir gefallen hat! :-] Deine Einschätzung von Otto John teile ich. Die Doku wollte ich downloaden und war schon dabei, da hatten wir Stromausfall. Das hole ich jetzt gleich nach. :wave

  • Das Buch hat mich gut unterhalten.

    Mir war Otto John gänzlich unbekannt. Ich finde es immer klasse, wenn ich etwas in Büchern lernen kann, ohne den berühmten erhobenen Zeigefinger zu spüren. Das ist dir sehr gut gelungen.

    Dieses Kapitel deutscher Geschichte werde ich nochmal nacharbeiten. Johanna : Danke für den Link.

    Ich freue mich, mich nicht in Eva getäuscht zu haben. Dennoch ist und bleibt sie ein Stück geheimnisvoll, das mag ich sehr.

    Das End war richtig spannend. Der Show-Down mit der Auflösung und dem Einsatz Katyas als Nachthexe gelungen.

    Ich freue mich auf Band 3.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ja, diese Szene im Wald war spannend. Ein bisschen komisch ist es aber schon immer, wenn der Mörder vor der Erschießung noch seine Lebensgeschichte und sonstige Begründungen ausführt, um seine Tat zu rechtfertigen. Ist zwar interessant für den Leser, aber erinnert eben an Opern, wo der Sterbende noch ganze Arien singt.


    Ein wenig enttäuscht war ich vom letzten Kapitel. Da hätte ich mir lieber ein ausführliches Interview mit Eva und Otto John gewünscht, wo er seine Erlebnisse im Osten und seine Einstellung zu seinem Hin- und Herwechseln deutlich macht. Zeitlich vielleicht nach seiner Anklage oder Gerichtsverhandlung oder Verurteilung.

    Diesen Versuch, ihn von seinem Wechsel in die BRD abzuhalten, kam mir eher unglaubwürdig vor. Da war auch zu wenig Zeit, um ihm Gelegenheit zu geben, seine Gründe darzulegen.


    Ansonsten fand ich den Roman unterhaltsam und interessant. Ich werde mir auch die Beiträge zu diesem Geschichtsabschnitt anschauen, wenn sie im Free-TV laufen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Vielen Dank für das Lob! Für Band 3 wird es mir ein Ansporn sein. :write:wave

  • Ja, diese Szene im Wald war spannend. Ein bisschen komisch ist es aber schon immer, wenn der Mörder vor der Erschießung noch seine Lebensgeschichte und sonstige Begründungen ausführt, um seine Tat zu rechtfertigen. Ist zwar interessant für den Leser, aber erinnert eben an Opern, wo der Sterbende noch ganze Arien singt.

    Oder wenn der Bond-Schurke erklärt, warum und wie er gleich die Menschheit auslöschen wird. Ja, ich weiß, das ist immer ein bisschen große Oper. Als Autor bitte ich um kreative Alternativvorschläge für solche Beichten. Es bei den Mutmaßungen seitens des Helden belassen??? :gruebel