'Klara und die Sonne' - Seiten 133 - 210

  • Ui, was für ein seltsamer Abschnitt...


    Klara wird hier in das Chaos menschlicher Emotionen hineingezogen, der der Teenager Josie und Rik und der Erwachsenen wie der Mutter und Riks Mutter Helen. Dem Auf und Ab der Heranwachsenden konnte ich gut folgen und Klara scheinbar auch, aber an den Bewegungen der Erwachsenen ist vieles seltsam und undurchschaubar. Sogar die Haushälterin mischt sich ein, weil sie Sorge um das Kind hat. An den Portätstunden bei Mr Capaldi scheint etwas seltsam zu sein, vielleicht gefährlich für Josie, meint die Haushälterin jedenfalls. Aber die Mutter ist doch immer dabei...Sie wird doch nicht zulassen, dass ihrer Tochter etwas angetan wird...


    Ich werde etwas ungeduldig, weil wieso wenig über diese Welt und wie sie funktioniert wissen und ich vieles noch nicht einordnen kann. Vielleicht muss ich meine Erwartungen verändern. Wir werden mit Absicht im Unklaren gelassen.


    Hier zeigt sich aber auch die starke Bindung, die Klara zu Josie aufbaut. Sie kämpft sich durch das Feld, weil sie die Sonne in der Scheune um Hilfe für Josies Gesundheit bitten will.

    Mich erstaunt, was diese KFs doch für unvollkommen Wesen/ Produkte sind. Einerseits können sie von Anfang an lesen, lernen, komplexe Dinge wie Emotionen begreifen, zumindest kann das Klara, aber andererseits werden sie desorientiert im Gelände, auf wechselndem Untergrund und verstehen nicht Naturvorgänge wie den Sonnenuntergang und die Wirkung von Sonnenenergie auf ihre Aufladung. Warum, wenn man so komplexe Maschinen mit KI erschaffen kann, macht man sie nicht vollkommener, programmiert sie besser.:gruebel

  • Vielleicht wollte der Autor keine künstlichen Wesen schaffen, die allzu vollkommen sind und daher noch gar nicht denkbar sind und hat sie deshalb auch mit einigen "Fehlern" ausgestattet.


    Ich halte es auch für möglich, dass die KFs von ihren Konstrukteuren absichtlich so konstruiert sind, um sie möglichst abhängig von ihren Menschen zu machen. Wenn sie sich in unbekanntem Gebiet nicht orientieren können, können sie sich nicht selbständig entfernen.


    In diesem Kapitel muss ich oft an Stevens denken (aus "Was vom Tage übrig blieb") Die KFs sind die perfekte

    Neuentwicklung und haben gar keine persönlichen Bedürfnisse mehr, auf die man Rücksicht nehmen müsste.

  • Ich denke inzwischen, dass die KFs nicht absichtlich mit Grenzen programmiert wurden, sondern dass man sie vielleicht noch nicht besser machen kann. Sie können schon enorm viel, aber ständige Anpassung, zum Beispiel an Gelände, braucht ständiges neu Bewerten und eigenständige Anpassung. Und extrem viel Rechenleistung.

    Das hätte dann schon wieder etwas vom Erschaffen künstlicher, optimierter Menschen, und ich hoffe, dass wir dahin nie kommen. Allein die ethischen Fragen nach Rechten sprengen meine Vorstellungskraft.

    Ich muss die ganze Zeit an "I, Robot" denken.


    Und ich habe echt Vorahnungen des Grauens wegen Josie und Mr Capaldi, die hoffentlich nicht eintreffen. Bitte nicht!!!

  • Wobei sie ständige Anpassungen bei Personen und in sozialen Zusammenhängen ja durchaus beherrschen. Und das scheint mir noch schwieriger, weil für mich Empathie und sinnvolle Reaktionen auf Verhaltensweisen einer anderen Person ein gewisses Bewusstsein von sich selbst voraussetzt.

    Diese Entwicklung ist bei Klara schon ziemlich fortgeschritten und ich glaube, deshalb erscheint sie uns auch so menschlich.

    Menschlicher als manche Personen.

  • Diese Entwicklung ist bei Klara schon ziemlich fortgeschritten und ich glaube, deshalb erscheint sie uns auch so menschlich.

    Menschlicher als manche Personen.

    Da gebe ich dir Recht.

    Wenn ich an die Mutter denke...


    Ich traue ihr irgendwie nicht. Was ist mit Sal, Josies Schwester passiert, also wirklich? Und wie krank ist Josie tatsächlich?

  • Seltsame Sache, Klaras Hilfeersuchen an die Sonne. Es hat etwas von einem Bittgebet. Wer hätte so etwas bei einer KF erwartet?


    Was hat es aber bloß mit der immer wieder erwähnten "Hebung" der Kinder auf sich. Sie scheint jedenfalls Aufstiegschancen und größere Vereinzelung mit sich zu bringen.

  • Seltsame Sache, Klaras Hilfeersuchen an die Sonne. Es hat etwas von einem Bittgebet. Wer hätte so etwas bei einer KF erwartet?

    Womit wir wieder bei der Frage wären, die schon in der letzten Leserunde aufkam: was definiert ein menschliches Wesen? Dass es eine Seele hat?

    So weit würde ich bei Klara nicht gehen. Oder noch nicht? Aber sie trifft ethische Entscheidungen auf Grund ihrer Beobachtungen. Schwierig! Sehr interessant!

  • So langsam hätte ich gerne ein bisschen mehr Informationen über die Welt und die KFs. Dass eine KF so völlig ahnungslos wie Klara ist, finde ich sehr seltsam und unlogisch. Wenn den Kinder schon eine künstliche Intelligenz zur Seite gestellt wird, sollte die doch auch möglichst viel Wissen vermitteln können, vor allem, weil diese Welt sehr leistungsorientiert zu sein scheint.

    Diese Aktion mit der Sonne von Klara hat für mich diesen Abschnitt total dominiert und war mir einfach zu seltsam.

  • So langsam hätte ich gerne ein bisschen mehr Informationen über die Welt und die KFs. Dass eine KF so völlig ahnungslos wie Klara ist, finde ich sehr seltsam und unlogisch. Wenn den Kinder schon eine künstliche Intelligenz zur Seite gestellt wird, sollte die doch auch möglichst viel Wissen vermitteln können, vor allem, weil diese Welt sehr leistungsorientiert zu sein scheint.

    Diese Aktion mit der Sonne von Klara hat für mich diesen Abschnitt total dominiert und war mir einfach zu seltsam.

    Wissensvermittlung scheint nicht die Aufgabe der KFs zu sein, obwohl sie es sicher könnten.


    Ich bin nicht sicher, ob und wann wir mehr erfahren. Ich muss immer wieder an Ishiguros "Die Ungetrösteten " denken und daran, dass der Autor es sehe wohl fertigkriegt nichts zu erklären :grin

  • Dem Auf und Ab der Heranwachsenden konnte ich gut folgen und Klara scheinbar auch, aber an den Bewegungen der Erwachsenen ist vieles seltsam und undurchschaubar. Sogar die Haushälterin mischt sich ein, weil sie Sorge um das Kind hat. An den Portätstunden bei Mr Capaldi scheint etwas seltsam zu sein, vielleicht gefährlich für Josie, meint die Haushälterin jedenfalls. Aber die Mutter ist doch immer dabei...Sie wird doch nicht zulassen, dass ihrer Tochter etwas angetan wird...

    Mich erinnert Josies Mutter sehr an die Mutter aus "Die Anomalie". Wenn man der Haushälterin Glauben schenken darf, dann schaut sie vielleicht weg, weil sie so mit sich beschäftigt ist, dass sie keine Kraft hat, einzuschreiten. Das ist ja ein sehr gängiges Muster. Irgendwie scheinen die Erwachsenen alle irgendwie gestört. Auf jeden Fall riecht das auch hier nach Missbrauch. Arme Josie!


    Hier zeigt sich aber auch die starke Bindung, die Klara zu Josie aufbaut. Sie kämpft sich durch das Feld, weil sie die Sonne in der Scheune um Hilfe für Josies Gesundheit bitten will.

    Mich erinnert Klara in diesem Abschnitt sehr stark an ein Kind. Sie ist rührend in ihrem kindlichen Glauben, die Sonne könne Josie heilen. Überhaupt scheint sie die Sonne zu verehren wie einen Gott. Aus ihrer Sicht ja auch mehr als verständlich, schließlich schenkt die Sonne ihr ihre Energie.

    Auch ihr Vertrag mit der Sonne erinnert mich an meine kindlichen Gebete. "Gott, mach doch, dass das und das passiert, dann bin ich auch immer brav."

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • In diesem Kapitel muss ich oft an Stevens denken (aus "Was vom Tage übrig blieb") Die KFs sind die perfekte

    Neuentwicklung und haben gar keine persönlichen Bedürfnisse mehr, auf die man Rücksicht nehmen müsste.

    Das ist ein sehr guter Gedanke! :anbet Eine Art moderner Butler.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich traue ihr irgendwie nicht. Was ist mit Sal, Josies Schwester passiert, also wirklich? Und wie krank ist Josie tatsächlich?

    Ich habe schon mal gedacht, ob die Mutter so eine Art Münchhausen-Syndrom hat und ihre Kinder "krank macht", um sie in ihrer Abhängigkeit zu behalten. Dagegen spricht allerdings, dass sie sich ja kaum um Josie kümmert.

    Sehr rätselhaft ist das alles. :gruebel


    Was hat es aber bloß mit der immer wieder erwähnten "Hebung" der Kinder auf sich. Sie scheint jedenfalls Aufstiegschancen und größere Vereinzelung mit sich zu bringen.

    Das klingt nach einem Art Kastensystem, nur nicht nach religiösen Einordnungen, sondern materiellen. Eigentlich nicht unähnlich unserem Bildungssystem, in dem Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern auch sehr viel seltener Abitur machen und studieren als Kinder aus Akademikerhaushalten. Ich erlebe häufig Kinder, die schon sehr früh resignieren, weil sie schon sehr früh selbst glauben, sie schaffen es eh nicht. Deshalb ging mir das Herz auf, dass Klara es schafft, Rick zu motivieren, es wenigstens zu versuchen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Gerade bei Klara ist das eine Frage, die ich kaum beantworten mag.


    Rick ist einer der wenigen Menschen, die ich sympathisch finde. Er mag schwierig sein, aber er ist eben menschlich.

    Das geht mir auch so. Ich habe schon ein Buch mit einer KI gelesen. Dort war ein Lernzuwachs eingeplant. Bei Klara scheint es mir, als konzentriere sich ihr System ganz auf Gefühle. Das finde ich gruselig.


    Rick ist mir auch sehr sympathisch. Ich bin sehr froh, dass er mit in die Stadt fährt. Irgendwie traue ich ihm am ehesten zu, Josie zu beschützen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe schon mal gedacht, ob die Mutter so eine Art Münchhausen-Syndrom hat und ihre Kinder "krank macht", um sie in ihrer Abhängigkeit zu behalten. Dagegen spricht allerdings, dass sie sich ja kaum um Josie kümmert.

    Sehr rätselhaft ist das alles. :gruebel

    Ich befürchte auch etwas in der Art 🙄