'Morgen werden wir glücklich sein' - Seiten 348 - Ende

  • Nun ja, der springende Punkt war der, dass sie mit ihm fortgegangen wäre ... Dann wäre sie weg gewesen.

  • (...) Das er wütend ist und auch eine Ohrfeige, okay. Auch, dass er sich auf immer von ihr trennt. Aber der hätte sie ja tot schlagen können und ihre Finger zu zerstören - mit voller Absicht um ihr das Wichtigste zu nehmen, die Musik - das ist das Allerletzte. Ich bin sehr enttäuscht von ihm. Ich hätte mir gewünscht, er wäre der einzige Deutsche in der Geschichte gewesen, der im Kern ein guter Kerl war. Das schien er ja lang zu sein und ich hätte es schön gefunden als Aussage.

    (...)Vor allem Amiels Ende war mir zu schnell erzählt und dann blieb auch ihr weiteres Schicksal irgendwie im Raum hängen ohne Genaueres.

    Der Titel klingt für mich wie der Spruch "Morgen wird alles wieder gut". Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Quatsch ist. Weil dem nicht immer so ist. Und es vertröstet auf eine Zukunft, die vielleicht nie kommt. Hoffnung braucht der Mensch natürlich. Aber das Hier und Jetzt ist es, das man meistern muss.


    Das Nachwort fand ich super. Ich mag es, wenn nochmal die Fakten eingeordnet werden und man nachvollziehen kann, was wirklich passierte.

    Ich habe noch nie ein Buch gelesen darüber, wie die Pariser/Franzosen eigentlich das Alles verarbeitet. haben. Da haben ja so einige Hand in Hand mit den Deutsch gearbeitet und auch Böses getan.:/

    Amiels Ende ist erzählt, wie so viele in dieser Zeit enden ... und deswegen fand ich so authentischer: Sie waren weg, man wusste nichts mehr ... und fand viele später nicht mal mehr auf den Todeslisten wieder.


    Peter: Er ist eben auch ein traumatisierter Mensch gewesen. Er hat sie nicht so zusammengeschlagen, weil er Deutscher war, sondern weil er ein tief verletztes Kind in sich trug. Es geht ja nicht um Deutsch oder Franzose. Es geht um Mensch und Vergangenheit.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass man am Ende seines Lebens schon bereit ist, vieles und vielen zu verzeihen.

    Oder auch um Verzeihung zu bitten.

    Einfach, um noch etwas abzuschließen, im Guten zu beenden, ein besseres Gefühl zu haben.

    Ich denke, es stirbt sich "besser", wenn man abschließt. Auch verzeihen kann etwas Erlösendes haben. Für beide Seiten.

  • Peter: Er ist eben auch ein traumatisierter Mensch gewesen. Er hat sie nicht so zusammengeschlagen, weil er Deutscher war, sondern weil er ein tief verletztes Kind in sich trug. Es geht ja nicht um Deutsch oder Franzose. Es geht um Mensch und Vergangenheit.

    Aber in dieser Geschichte war er der einzige Deutsche, den man näher kennenlernte und der einem anfangs ja sympathisch war. Alles andere waren Mörder, Vergewaltiger, Nazi-Schergen.

    Amiels Ende ist erzählt, wie so viele in dieser Zeit enden ... und deswegen fand ich so authentischer: Sie waren weg, man wusste nichts mehr ... und fand viele später nicht mal mehr auf den Todeslisten wieder.

    Das ist mir schon klar. Aber das ändert ja nichts an meinem Wunsch. Den sicher auch alle hatten, die Angehörige oder Bekannte so verloren haben. Und im Buch wäre so was natürlich gegangen, was im realen Leben nicht geht. Irgend jemand hat geschrieben, dass Amiel am wenigstens Raum in der Story hatte. Ja, das fand ich auch.


    Aber das ist natürlich alles eine Entscheidung der Autorin. ;)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich denke, es stirbt sich "besser", wenn man abschließt. Auch verzeihen kann etwas Erlösendes haben. Für beide Seiten.

    Ich für meinen Teil kann das noch nicht beantworten. Im Augenblick gibt es eine Baustelle, wo ich kein verzeihen geben kann und auch nicht möchte.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Puh, was für ein Ende!


    Peter wandelt sich vom sympathischen, "modernen" Mann zum absoluten Ekel und egal, was er für eine Vergangenheit hat, da würde ich doch wenigstens eine Aussprache erwarten und nicht einfach einen plumpen Gewaltausbruch.


    Genevieve konnte eins und eins zusammenzählen und hat erkannt, dass Marie den Brief geschrieben hat. Marie dagegen kam wohl nie auch nur annährend auf die Idee, dass Genevieve etwas mit ihrer Freilassung zu tun hatte. Dabei hatte sie sie ja so oft um Hilfe gebeten...


    Die arme Amiel. Was für eine tragische Geschichte. Wenigstens weiß sie ihr Kind versorgt.


    Die kurzen Gegenwartskapitel mit den Enkelinnen waren nicht meins. Sie wirkten auf mich wie eine zusätzliche Erklärung der Handlung, die aber gar nicht notwendig war.


    Insgesamt ein fesselndes Buch, dass ich gerne gelesen habe!

  • Aber in dieser Geschichte war er der einzige Deutsche, den man näher kennenlernte und der einem anfangs ja sympathisch war. Alles andere waren Mörder, Vergewaltiger, Nazi-Schergen.

    Das ist mir schon klar. Aber das ändert ja nichts an meinem Wunsch. Den sicher auch alle hatten, die Angehörige oder Bekannte so verloren haben. Und im Buch wäre so was natürlich gegangen, was im realen Leben nicht geht. Irgend jemand hat geschrieben, dass Amiel am wenigstens Raum in der Story hatte. Ja, das fand ich auch.


    Aber das ist natürlich alles eine Entscheidung der Autorin. ;)

    Damit fühlst du jetzt aber viel mehr, wie es ist, wenn man Ende nicht weiß, was war ... weil es genau so oft sehr oft auch war! ;) Man wusste von vielen nicht, was aus ihnen wurde. Das war dann doppelt schlimm.

    Und ja, er war der einzige Deutsche, weil es aber auch um die Franzosen, nicht aber um die Deutschen ging. Und er war kein schlechter Kerl, gar nicht, er hat geholfen, er war sensibel - aber leider auch "kaputt" und konnte dann nicht. Das hatte aber nichts mit seiner Nationalität zu tun.

    Liebe Grüße

    Lea

  • Asche auf mein Haupt, ich hatte zu diesem Abschnitt noch gar nichts geschrieben - tut mir wirklich leid, mir ist in der letzten Woche irgendwie die Zeit davon gelaufen.


    Ich bin bei diesem letzten Abschnitt ein wenig zwiegespalten - einerseits fand ich es schön, dass es am Schluss zu einer Aussprache zwischen Geneviève und Marie gekommen ist, anderer seits ging es mir ähnlich wie Booklooker: mir war der letzte Abschnitt etwas zu ereignisreich - da muss man als Leser viel verarbeiten, und ist gar nicht so wirklich auf die Aussöhnung am Schluss eingestellt.


    Was mich ausserdem gestört hat ist die zeitliche Einordnung: die Szenen im Aufzug spielen "heute", d. h. 2022 - Geneviève und Marie müssen also, als sie sich am Ende wiedertreffen, beide über 100 Jahre alt gewesen sein (ich gehe davon aus, dass sie in den ersten Szenen, die in den 1940 spielten, Anfang 20 waren, denn Marie war bereits Lehrerin, Amiel Ärztin). Klar ist nicht unmöglich, das beide so alt werden, aber mich hat es leider trotzdem irritiert.


    Schade fand ich ausserdem, das Amiel so wenig Raum in der Geschichte hatte - sie war eine sehr beachtliche, starke Person, der ich eine größere Rolle gewünscht hätte. Schlimm fand ich übrigens, dass sie sich am Ende selbst ausgeliefert hat - ich verstehe, dass sie ihr Kind retten wolte und es daher Geneviève anvertraut hat, aber warum hat sie dann nicht versucht, allein unterzutauchen? Vielleicht erschien ihr das nach Arturs Tod sinnlos, aber das passt für mich nicht ins Bild.


    Maciejs Tod hat mich sehr erschüttert - und auch, was es bei Marie ausgelöst hat. Dass sie diesen Brief an Peter geschrieben hat - ich verstehe wirklich nicht, was da in ihr vorgegangen ist, das sie so egoistisch gehandelt hat.


    Das, was ich hier geschrieben habe, klingt vielleicht sehr kritisch, aber mir hat die Geschichte gut gefallen und ich habe das Buch gern gelesen.

  • Amiel so wenig Raum in der Geschichte hatte - sie war eine sehr beachtliche, starke Person, der ich eine größere Rolle gewünscht hätte

    beide über 100 Jahre alt gewesen sein (ich gehe davon aus, dass sie in den ersten Szenen, die in den 1940 spielten, Anfang 20 waren,

    Liebe Pfötchen,

    sie müssen nicht über 100 Jahre alt sein, ab um die 100, ja, allerdings war meine Schwiegergroßmutter mit 104 noch in der Lage, allein von Frankreich nach Spanien in den Urlaub zu fliegen. Und wie sonst hätten man die beiden zusammenführen sollen?

    Ich habe das Buch auch vor ca. 6 Jahren angefangen zu schreiben ... da wären sie dann noch nicht sooo alt gewesen. ;)

    Amiel - dieses Gefühl des Vermissens ist doch gut. Denn sie SOLL vermisst werden. Rausgerissen aus dem Welt. Das ist doch authentisch. Denn so war es, auch für die Freundinnen. ;)

    Auf alle Fälle viele interessante Gedanken.

    Liebe Grüße

    Lea