'Der Himmel über Amerika - Leahs Traum' - Seiten 175 - 264

  • Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn jetzt alles ganz einfach liefe für Leah und Josuah. Und es rächt sich jetzt, dass sie so uninteressiert an den Englischen und den Gesetzen des Landes sind.


    Das stört mich an der Gemeinschaft sehr, dass sie glauben, sie könnten einfach so in ihrer eigenen Welt leben - nicht in den USA - und müssten mit dem Rest nichts zu tun haben. Dieses Abkapseln finde ich nicht richtig und das ist schon fast so ein Sektending. Oder so ähnlich wie eine Mauer ziehen. Vielleicht ist es auch, dass ich das etwas "Widernatürlich" finde, dass Fortschritt und Verbesserung eher als etwas negativ-gefährliches angesehen werden. Also z.B. dass man Nadeln statt Knöpfen hernimmt. Ist mir schon klar, dass das früher ein Statussymbol war. Aber im 20.ten Jahrhundert trifft das doch eher weniger zu. Also um so mehr die Jahrzehnte verstreichen, um so rückständiger fühlt sich manches an. Und dass Frauen die Haare verbergen müssen - hm, das finde ich per se schon grenzwertig. Warum müssen die Männer das nicht auch. Mir sträubt sich da innerlich einfach alles.

    Oder die Benutzung des Spiegels. Ich weiß, dass damit Eitelkeit verhindert werden soll. Aber der Wunsch, sich selbst zu sehen, den kann man doch nicht ständig unterdrücken. Das gehört für mich zum Mensch ein irgendwie dazu.:/


    Auf jeden Fall müssen die jungen Männer jetzt doch zur Armee. Zumindest ins Camp. Und ihre Verweigerung wird sicherlich nicht gern gesehen dort.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ah ja, das sind zum großen Teil auch meine Gedanken.

    Ich kann diese Lebens-und Glaubensweise einfach nicht nachvollziehen, zumindest zu einem großen Teil nicht.


    Wie ist das eigentlich mit medizinischen Fortschritten?

    Wird in diesem Bereich alles angenommen oder auch manches abgelehnt?

  • Ah ja, das sind zum großen Teil auch meine Gedanken.

    Ich kann diese Lebens-und Glaubensweise einfach nicht nachvollziehen, zumindest zu einem großen Teil nicht.

    Auch wenn wir es nicht verstehen, es gibt ja doch den anderen Amerikanern nicht das Recht, sie als Spione, als Deutsche und was noch alles zu bezeichnen. Sicher liegt es daran, dass die Amish sich ihre eigene Welt und auch die Sprache bewahrt haben. Aber dass der Staat Pennsylvania und auch die Stadt von Amishen gegründet wurde, wird überhaupt nicht berücksichtigt. Und ein Überfall auf amishe Läden und Geschäfte ist für mich auch nicht lobenswert.

    Dass die jungen Männer eingezogen werden war abzusehen. Sie sind ja dem Gesetz nach doch Amerikaner, was sie ja auch betonen. Dass ihre Religion Gewaltlosigkeit vorschreibt ist natürlich für einen Krieg schlecht. Wie wurde das überhaupt bei den Quäkern gehandhabt, die haben sich das doch auch auf die Fahne geschrieben?

  • Aber dass der Staat Pennsylvania und auch die Stadt von Amishen gegründet wurde, wird überhaupt nicht berücksichtigt. Und ein Überfall auf amishe Läden und Geschäfte ist für mich auch nicht lobenswert.

    Natürlich geht so was gar nicht. Aber man muss das anders rum sehen, dass die Amish nichts mit den Englischen zu tun haben wollen. Dann müssen sie sich auch nicht wundern, wenn die Englischen so reagieren und sie auch nicht weiter beachten. Da sind sie schon selber zu einem großen Teil mit Schuld dran. Als Englischer fragt man sich ja, wollen die keinen Kontakt, weil sie uns und unsere Art zu leben "nicht mögen" oder wollen sie keinen Kontakt, weil sie nichts "preisgeben" wollen? Beides schwierig.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ah ja, das sind zum großen Teil auch meine Gedanken.

    Ich kann diese Lebens-und Glaubensweise einfach nicht nachvollziehen, zumindest zu einem großen Teil nicht.


    Wie ist das eigentlich mit medizinischen Fortschritten?

    Wird in diesem Bereich alles angenommen oder auch manches abgelehnt?


    Ich kann es auch nciht nachvollziehen. Gleichberechtigung ist auch ein Fremdwort für Amische. Wobei man ja nicht dabei ist, es gibt sicher auch Frauen die " die Hosen anhaben" und Eheleute, die einander gleichberechtigt behandeln.


    Medizinischer Fortschritt ist kein Problem. Amische gehen zum Arzt und auch ins Krankenhaus.

  • Auch wenn wir es nicht verstehen, es gibt ja doch den anderen Amerikanern nicht das Recht, sie als Spione, als Deutsche und was noch alles zu bezeichnen. Sicher liegt es daran, dass die Amish sich ihre eigene Welt und auch die Sprache bewahrt haben. Aber dass der Staat Pennsylvania und auch die Stadt von Amishen gegründet wurde, wird überhaupt nicht berücksichtigt. Und ein Überfall auf amishe Läden und Geschäfte ist für mich auch nicht lobenswert.

    Dass die jungen Männer eingezogen werden war abzusehen. Sie sind ja dem Gesetz nach doch Amerikaner, was sie ja auch betonen. Dass ihre Religion Gewaltlosigkeit vorschreibt ist natürlich für einen Krieg schlecht. Wie wurde das überhaupt bei den Quäkern gehandhabt, die haben sich das doch auch auf die Fahne geschrieben?

    Dazu habe ich gerade im ersten Abschnitt war geschrieben. Mit dem 1. Weltkrieg hat sich eine massive Deutschenfeindlichkeit in den USA ausgebreitet, das war richtig übel und betraf alle deutschstämmigen Amerikaner, aber besonders diejenigen, die auch noch den Kriegsdienst verweigert haben wie Mennoniten, Amische, Quäker ...

    Ganz krass finde ich diesen Artikel, den Leah auf Seite 239 liest. Hier ist er im Original, aus einer Zeitung vom

    1. 9. 1917.

    "Dunkards" war ein Schimpfname für alle, die die Erwachsenentauf praktizieren. Kommt von "to dunk" - eintauchen.

  • Auch wenn wir es nicht verstehen, es gibt ja doch den anderen Amerikanern nicht das Recht, sie als Spione, als Deutsche und was noch alles zu bezeichnen.

    Das sollte eigentlich selbstverständlich sein.


    Aber man sieht ja immer wieder wie schnell so eine Entwicklung gehen kann.............und welche Aggressionen sich da ruckzuck aufbauen.

    Und wenn das niemand stoppt oder stoppen kann............:(

  • Das sollte eigentlich selbstverständlich sein.


    Aber man sieht ja immer wieder wie schnell so eine Entwicklung gehen kann.............und welche Aggressionen sich da ruckzuck aufbauen.

    Und wenn das niemand stoppt oder stoppen kann............:(

    Es wird ja von der Presse sogar noch geschürt. Die normalen Leute würden vielleicht nicht mal auf solche Gedanken kommen, Menschen, bei denen sie ihr Leben lang eingekauft, Sachen bestellt haben, plötzlich als Feinde zu betrachten.

  • Dazu habe ich gerade im ersten Abschnitt war geschrieben. Mit dem 1. Weltkrieg hat sich eine massive Deutschenfeindlichkeit in den USA ausgebreitet, das war richtig übel und betraf alle deutschstämmigen Amerikaner, aber besonders diejenigen, die auch noch den Kriegsdienst verweigert haben wie Mennoniten, Amische, Quäker ...

    Ganz krass finde ich diesen Artikel, den Leah auf Seite 239 liest. Hier ist er im Original, aus einer Zeitung vom

    1. 9. 1917.

    "Dunkards" war ein Schimpfname für alle, die die Erwachsenentauf praktizieren. Kommt von "to dunk" - eintauchen.

    Danke für die Erklärung, ja ich hatte mir schon überlegt, wie der Name zustande kam. Aber natürlich, so macht das Sinn.

  • Es kommt wie es kommen musste, dass Joshua bald nach dem Liebesgeständnis zu Leah eingezogen wurde, war abzusehen.
    Die Geschichte gefällt mir sehr, die Schreibweise noch mehr, aber wenn man die beiden Vorgänger kennt, kennt man das Schema nun mal, dies ist keine negative Kritik, sondern eine Feststellung.

    Ob man wohl noch etwas über Grace und Antonio erfährt?

  • Die Geschichte gefällt mir sehr, die Schreibweise noch mehr, aber wenn man die beiden Vorgänger kennt, kennt man das Schema nun mal, dies ist keine negative Kritik, sondern eine Feststellung.

    :) Ich weiß, was du meinst. Die Probleme der Amish mit ihrer Umwelt und innerhalb der eigenen Gemeinde ziehen sich durch alle drei Bücher. Habe ich in meiner Rezi auch festgestellt. Und auch ich habe es nicht als negativ empfunden.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)


  • Die Geschichte gefällt mir sehr, die Schreibweise noch mehr, aber wenn man die beiden Vorgänger kennt, kennt man das Schema nun mal, dies ist keine negative Kritik, sondern eine Feststellung.

    Das ist auch einer der Gründe, weshalb es keinen vierten Band geben wird. :-) Ich wüsste nicht, über was ich noch schreiben sollte.

    Im ersten Band kommt ein Fremder in die Amisch-Gemeinde und wird dort heimisch, wobei er sein Geheimnis bewahren muss. Durch Daniel hat man den Blick des Außenweltlers auf die Amisch.

    Im zweiten geht es hauptsächlich darum, ob man Unrecht bekämpfen soll/muss. Soll man auch gegen Sklaverei kämpfen, wenn man gegen Sklaverei ist? Wann genügt es nicht mehr, abzuwarten.

    Im dritten dann der Culture-Clash in umgekehrter Form, eine Amisch in der "Außenwelt".

    Alles was jetzt noch käme, wäre in irgendeiner Form eine Wiederholung.

  • Tja, zum Inhalt muss ich nichts schreiben, ich fand es schön, dass Joshua so direkt gesagt hat, was er will und er sich mit Leah so schnell einig wird. Er hat ähnliche Erfahrungen wie sie gemacht und kann sie daher als ganzes, mit all ihren Erfahrungen, annehmen.


    Die Ablehnung alles deutschen kann ich ja verstehen, aber wie dumm die Menschen doch sind, dass sie Mitbürger, die ein Leben lang an ihrer Seite leben, einfach so als "Feind" betiteln. Da sieht man mal wieder was Zeitungen und Propaganda im allgemeinen so anrichten können. Der beiden Männer im Wehrbüro kennen die Geschichte des Landes und sie wissen um die Gebräuche der Amischen. Und sie suchen sich davon das aus, was ihnen grad zu ihrer Argumentation passt. Die amischen sind feige Deutsche, weil sie nicht in die Armee wollen, aber Amerikaner wenn sie dazu gezwungen werden sollen. Und weil sie ja so deutschlandfreundlich sind, ist es natürlich gerechtfertigt, die Leute zu überfallen und auszurauben.... Soviel zu Recht und Ordnung und der großen Freiheit in den USA.


    Diese Scheinheiligkeit finde ich ganz schlimm. Sieht man ja auch, dass Richard nicht eingezogen wird, weil er als Junior-Chef der Stahlfirma ach so wichtig ist....

  • Da sieht man mal wieder was Zeitungen und Propaganda im allgemeinen so anrichten können.


    Das war eine regelrechte Propaganda-Maschine, die da am Werk war. Die Mehrheit der Amerikaner war nähmlich bis Herbst 1916 gegen eine Beteiligung der USA am Krieg. Deshalb wurde das "CPI" ( Committee on Public Information) gegründet, um die amerikanische Bevölkerung von der Notwendigkeit des Kriegseinsatzes zu überzeugen. Es wurde auch in den Zeitungen massiv für die "Liberty Bonds" (Freiheitsobligationen = Kriegsanleihen) geworben, riesige Anzeigen auf jedem Titelblatt. Die Amisch ( und auch die Mennoniten) haben sich geweigert, welche zu kaufen - klar, sie wollten den Krieg nicht unterstützen. Auch das hat sie zum Feindbild für die CPI gemacht.

    Ein kurzer Artikel hierzu: https://www.dhm.de/lemo/kapite…che-kriegspropaganda.html

    Goebbels hat sich übrigens später an diesen Methoden bedient.

  • Das war schon sehr ungerecht mit dem Einzug der 3 jungen Männer.

    Der tatsächlich feige Mann ist ja eher Richard, der sich trickreich der Wehrphlicht entzieht.


    Aber schön fand ich, wie sich Leah & Joshua angenähert haben. Sie können sich gegenseitig so gut versteheh und sich in den anderen hineinversetzen.

    Nur schade, daß Leahs Vater ihre Erfahrunge sozusagen unterdrücken möchte, wenn das Gespräch auf ihre Zeit in Jacobstown kommt. Als ob das ginge, daß Leah die Zeit vergißt.


    Was mit Grace wird, möchte ich auch unbedingt wissen. Wie wurde das denn bei Italiensich abstämmigen gehandhabt? Wurde die auch eingezogen, bzw. gemobbt?


    Das schlimmste kommt ja erst noch - gerade in den amerikanischen Lagern hat ja die Spanische Grippe ihren Anfang genommen und wurde dann nach Europa geschleppt.

    Da hoffe ich mal, die drei Männer kommen schnell wieder aus diesem Lager heraus, bevor sich das Virus dort breit macht.

  • Nur schade, daß Leahs Vater ihre Erfahrunge sozusagen unterdrücken möchte, wenn das Gespräch auf ihre Zeit in Jacobstown kommt. Als ob das ginge, daß Leah die Zeit vergißt.

    Das verstehe ich auch nicht. Wie kann Leah ihre Erlebnisse verarbeiten, wenn sie überhaupt nicht darüber reden darf, oder alles was sie erzählt abgewürgt wird oder einfach nicht beachtet wird. Ihr Vater tendiert sicher eher zu Eli in seinen Ansichten. Zum Glück ist der Bischof noch der ausgleichende Part.

  • Bis einschl. Kapitel 22


    In dem Teil also eine erste Entscheidung.


    S. 173: „Wir stellen nur Stahl her. Was andere daraus machen, liegt nicht in unserer Verantwortung.

    Ein Prinzip, das bis heute Gültigkeit hat. Und uns gerade mehr oder weniger stark auf die Füße fällt - und niemand denkt darüber nach, ob das Prinzip möglicherweise doch nicht so gut und richtig ist. Und man liefert weiter Motoren für Kriegsschiffe an China?! Alles nur Geschäft... Lernt eigentlich irgendjemand von „denen da oben“ mal irgendetwas aus der Geschichte oder aktuellen Entwicklungen? Offensichtlich nicht.


    S. 178: „Du hast doch auch schon Zeitungsartikel gelesen, in denen man die Amisch und die Mennoniten als Verräter an der amerikanischen Sache bezeichnet hat.

    Ich entsinne mich, in einem kürzlichen Kommentar zur aktuellen Politik (oder war es das "Abtreibungsurteil" des Supreme Court?) in den USA gelesen zu haben, daß man in den USA unfähig zum Kompromiß sei. Es gibt nur schwarz und weiß, nur entweder - oder. Wenn man sich die amerikanische Geschichte durch die Jahrhunderte so ansieht, war das von Anfang an so, ist zur Zeit des Buches so und wird wohl auch immer so sein. Da scheint in den Genen der Amerikaner verankert zu sein. In solchen Kriegssituationen gehört schon etwas Unterscheidungsvermögen dazu - und das hat man in den USA nicht. Man denke etwa ein paar Jahre weiter, wie die Japanischstämmigen Amerikaner (selbst wenn es nur „Viertel-Japaner“ waren) während des 2. Weltkrieges behandelt wurden. Im Moment sind wir ja in einer ähnlichen Situation in Bezug auf Rußland. Nur weil der Kriegsverbrecher Putin samt Genossen einen Angriffskrieg führt, bedeutet das nicht, daß automatisch alle Russen hier das unterstützen, gut heißen oder gar Feinde sind.


    S. 185 die Gedanken zur Zeitverschwendung, wenn man sich mehrfach am Tag umständlich umziehen muß. In so einem Zusammenhang kann ich das Predigen gegen „Eitelkeit“ auch nachvollziehen. Das ist eben das Problem mit den Bibeltexten: man muß sie im Kontext sehen und einordnen können. Wortgetreue Auslegung hilft da nicht unbedingt weiter, vor allem nicht nach rund zweitausend Jahren in unserer völlig anders gearteten Gesellschaft.


    Überrascht war ich (S. 197), daß man als Ehefrau Smith seinen Mann als „Mr. Smith“ bezeichnen muß. Das erinnert mich an die Zeit von Jane Austen - aber die ist doch (zum Zeitpunkt der Geschichte) über hundert Jahre her, zumal das in England war?!

    Und keine Schaufenster ansehen? Was soll das denn? Aber nun ja.


    S. 201: „Die Regeln in dieser Gesellschaft waren anders, aber ebenso streng wie die der Amisch.

    Wenn man es genau nimmt - stimmt. Vom jeweils anderen Standpunkt aus gesehen seltsam.



    Ab Kapitel 23 / Die Rückkehr


    Zu Beginn eine Art Résumé de Aufenthalts Leah bei den Englischen. Ihre Analyse ist ziemlich klar und zutreffend, in (zu) vielem wäre sie das auch heute noch.


    Zurück zuhause wird sie mit ihren Erinnerungen und Erlebnissen ziemlich alleine gelassen, alleine Joshua scheint sie zu verstehen. Ihr Vater will von ihrem Rumspringa nichts wissen und denkt, daß sie alles bald vergessen wird. Wenn man überlegt, von wem die Mühle erbaut wurde und wie der heutige Besitzer denkt und sich verhält - was für ein Gegensatz!


    Nach dem Kriegseintritt der USA in den 1. Weltkrieg wird es für die Amisch problematisch, Rachel muß sogar ihren Laden schließen. Und schließlich werden Joshua, Daniel und Simon eingezogen. Richard Bellamy natürlich nicht, Geld und High Societey helfen auch hier. Unwillkürlich fiel mir George Orwell ein („The Animal Farm“, sinngemäß): „Alle sind gleich, manche sind gleicher“.


    S. 264: „Deutsche Auswanderer haben diese Stadt gegründet, die Amischen waren die ersten Siedler hier.

    Da mußte ich unwillkürlich an eine andere Stadt denken, in welcher die Angehörigen bzw. Nachfahren der Gründergeneration nicht unbedingt mehr willkommen waren. Denn wenn ich es recht im Kopf behalten habe, gehörte eine Arapaho zu den Gründern von „Centennial“ in Colorado. (Die Stadt ist fiktiv und hat dem Originalbuch den Titel gegeben, auf Deutsch hieß das Buch „Colorado Saga“ von James Michener; es sind bald zehn Jahre her, daß ich das Buch gelesen habe, da ist nicht mehr alles präsent). Das kam mir nur unwillkürlich in den Sinn.


    Nun bin ich auf die Erfahrungen der drei im Camp gespannt.



    Falls es noch niemand erwähnt hat: Auf Seite 264, Zeile 10 nach dem Ausrufezeichen braucht es keinen Punkt mehr.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das stört mich an der Gemeinschaft sehr, dass sie glauben, sie könnten einfach so in ihrer eigenen Welt leben -

    Das ist das Problem (oder wird ein Problem), wenn man Texte, die mehr als zweitausend Jahre alt sind, absolut wörtlich versteht...



    Aber dass der Staat Pennsylvania und auch die Stadt von Amishen gegründet wurde, wird überhaupt nicht berücksichtigt.

    Sowas sind "Kleinigkeiten", die man auch geflissentlich übersehen kann. Und Amerikaner und Geschichtsbewußtsein ist sowieso ein ganz eigenes Kapitel.




    Aber man sieht ja immer wieder wie schnell so eine Entwicklung gehen kann.............und welche Aggressionen sich da ruckzuck aufbauen.

    Na ja, in (noch nicht?) so schlimmen Ausmaß kann man solche Entwicklungen heute gegenüber Russen beobachten. Und ich gebe zu: eigentlich hatte ich vor, im Oktober/November Tolstoi zu lesen. Aber ein Buch zu lesen, in dem die Russen gut wegkommen, schaffe ich momentan einfach nicht. Also wirds vermutlich ein Amerikaner, den ich sowieso schon lange wieder lesen wollte. Tolstoi muß noch warten.



    Die Geschichte gefällt mir sehr, die Schreibweise noch mehr, aber wenn man die beiden Vorgänger kennt, kennt man das Schema nun mal, dies ist keine negative Kritik, sondern eine Feststellung.

    Das ist eine Sache, die mir an solchen Familiengeschichten eigentlich gut gefällt, und auch, wie sich eine Überlieferung durch die Jahrzehnte fort trägt. Zuerst ist mir das in meiner Jugend begegnet, als ich Gustav Freytags (heute weitgehend vergessenen) Romanzyklus "Die Ahnen" gelesen habe. Beginnend um 357 und endend um 1827 wird die Geschichte eines thüringischen Geschlechts erzählt. Da kann man solche Legendenbildung gut nachvollziehen (hier ist es ja eher "Legendenvergessen").

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Was mit Grace wird, möchte ich auch unbedingt wissen. Wie wurde das denn bei Italiensich abstämmigen gehandhabt? Wurde die auch eingezogen, bzw. gemobbt?

    Die Italiener wurden nicht gemobbt, das Feindbild waren die Deutschen. Das mit der Einberufung lief so: Alle Männer zwischen 21 und 30 Jahren ( später zwischen 18 und 45 Jahren) mussten sich registrieren lassen. Dann wurde ausgelost wer eingezogen wurde.

    Bis Ende 1918 waren 24 Millionen Männer registriert und fast 3 Millionen wurden eingezogen.


    Die Einberufungsgremien waren lokalisiert und basierten ihre Entscheidungen auf der sozialen Schicht : Die Ärmsten wurden am häufigsten eingezogen, weil sie als am wenigsten qualifizierte Arbeitskräfte für die Kriegsanstrengungen angesehen wurden. Arme Männer waren auch weniger wahrscheinlich, lokale Gremien davon zu überzeugen, dass sie Hauptverdiener waren, die auf die Unterstützung von Angehörigen zurückgestellt werden konntenQuelle: https://www.history.com/this-d…ses-selective-service-act