Hier kann zum Teil 1 - Seiten 001 - 103 ("Tausend Freitage") geschrieben werden.
'Freitags bei Paolo' - Seiten 001 - 103
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Don't worry about the girl friend thing...
Ich hatte ja schon heimlich ein bisschen reingelesen und hatte beim Reinlesen mit mental halb geschlossenen Augen den Eindruck, dass es sich anders liest als ich es von Tom gewohnt bin, weiter weg von der jeweiligen Person, die die Perspektive hat. Was ja bisher immer der Ich-Erzähler war.
Heute dann nochmal von vorne, bin durch die ersten beiden Kapitel mit offenen Augen. Und es ist alles da: Die feinen Nuancen, die Infos, die heimlich durch die Hintertür reinschlüpfen, Andeutungen, die sicher noch aufgelöst werden (Pumalady?), gleichzeitig aber schon charakterisieren. Schöne Details wie 'Freitag, morgens' an einem Samstagmorgen... Und ich fühle mich wieder ganz nah dran...
Mich erinnerte das 1. Kapitel an ein Interview mit Nigel Hitchcock. Nigel Hitchchock ist einer dieser Musiker der weltberühmt ist, nur das ihn niemand kennt. Ein musikalisches Wunderkind. Er hat mit 16 Jahren Saxophon in Stripbars gespielt, weil er zu jung war, um etablierte Jobs im Studio zu bekommen. Gehörte dann aber zu den wenigen Saxophonisten, die für Aufnahmen in London und auch für Touren gebucht wurde. Mark Knopfler, Robbie Williams, Ray Charles, Jamiroquai, Shakatak, Rick Astley, Kate Bush, Sugarcubes um mal ein paar wenige rauszupicken, ist 'ne lange Liste...
Jedenfalls.
Es gibt dieses Format in dem Saxophonisten online interviewt werden und man live Fragen stellen kann.
Eine Frage, die live gestellt wurde, war:
Wenn Du selbst in die Zeit zurückgehen könntest und Dir selbst als junger beginnender Musiker einen Tipp geben könntest, was würdest Du sagen?
Und er musste wirklich keine Millisekunde darüber nachdenken:What I would say to the young Nigel is: Don't worry about the girl friend thing.
It'll all come good, but you'll have to wait until you're 44.
I was 44 before I met my wife.
And up to that point there were all the years of getting in the back of black taxis and they're saying to me:
'Oh, you're a musician, playing the saxophone, ooooooooh, you must be hit by the girls.'
And you go, hmmmmmmm... (er sackt im Interview dabei in sich zusammen..., aber mit einem Lächeln im Gesicht, jetzt wo es nicht mehr so ist...)
Clemens und Marie ziehen beide wie Magneten das jeweils andere Geschlecht an, wissen aber beide nicht viel damit anzufangen. Bis sie sich begegnen. Es ist kein magischer Moment wegen der Jahrtausendwende oder wegen der Magie des Paolos. Es ist die Magie ihrer Begegnung, die ihnen einfach so wie aus dem Nichts vor die Füße fällt.
Die Geschichte eines typischen Liebesroman ist mit diesem 1. Kapitel erzählt (Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht?).
Im 2.Kapitel dann die nächste Premiere. Nicht nur keine Ich-Erzählung, sondern die Perspektive bei ihr. Bisher agieren Frauen in Toms Romanen im Hintergrund, häufig zum wohl des jeweiligen Ich-Erzählers. Hier wechselt aber tatsächlich mal die Perspektive zu ihr. (Nein, ich zähle Landeier da nicht mit. Das war rein aus dramaturgischen Gründen, behaupte ich... ).
Nur die 'Zwerg'-Passage habe ich tatsächlich als etwas konstruiert empfunden. Da hat jemand gerade die magische Begegnung seines Lebens und denkt dann an Mütter, die einen Zwerg haben entfernen lassen? Aber geschenkt...
Bin gespannt, wie es weitergeht... -
In Songs for polarbears reingehört...
Bin dann aber schnell bei Cocoon Crash von K's choice aus dem gleichen Jahr gelandet.
Scheine nicht den gleichen Geschmack wie Marie zu haben... 😉
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Nur die 'Zwerg'-Passage habe ich tatsächlich als etwas konstruiert empfunden. Da hat jemand gerade die magische Begegnung seines Lebens und denkt dann an Mütter, die einen Zwerg haben entfernen lassen? Aber geschenkt...
Ich habe darüber nachgedacht, ob ich sie drinlasse oder nicht, aber sie hat durchaus etwas mit Maries Fundament als Person zu tun.
Und, ja, in "Landeier" war der Wechsel zu Pocahontas nur ein Spiel, das der Überbetonung der Hauptfigur dienen sollte, während Marie und Clemens in "Paolo" gleichberechtigt angelegt sein sollten.
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Ich habe darüber nachgedacht, ob ich sie drinlasse oder nicht, aber sie hat durchaus etwas mit Maries Fundament als Person zu tun.
Das denke ich mir.
Ich konnte mir nur nicht vorstellen, dass sie ausgerechnet in diesem Moment, in dem ihr einiges andere durch den Kopf gehen wird, tatsächlich ausgerechnet über diese Zwergfigur nachdenkt. -
Und, ja, in "Landeier" war der Wechsel zu Pocahontas nur ein Spiel, das der Überbetonung der Hauptfigur dienen sollte, während Marie und Clemens in "Paolo" gleichberechtigt angelegt sein sollten.
Das klappt bisher wunderbar, obwohl die beiden so unterschiedlich sind. Wodurch sie sich ja auch so wunderbar ergänzen.
Ich muss mich gerade zügeln nicht zu viel Tempo zu machen, sonst bin ich durchs Buch durch, bevor diese Leserunde richtig gestartet ist...
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Ich habe nun auch mit dem Buch begonnen............
Und wenn am Anfang gleich eine Zeile von einem Snow Patrol Lied steht freut mich das sehr.
Und macht neugierig.
Auch auf die Ergänzung von Rio Reiser.
Da sind sie also..........zwei absolut sympathische, gutaussehende Menschen die der Zufall zusammen geführt hat. Und bei denen es gleich gefunkt, geklickt, Zoom gemacht hat. Marie und Clemens, Clemens und Marie.
Von Anfang an eine Einheit.
Diese erste magische Zeit wird sehr schön im Buch beschrieben.
Schon nach einigen Kapiteln hat man das Gefühl, die beiden richtig gut zu kennen.
Clemens, der Probleme hat "nein" zu sagen. Ich konnte es sehr gut nachvollziehen, wie es dazu kam, dass er auf der Silvesterparty gelandet ist.
Und ob es wohl tatsächlich Menschen gab, die sich einen Schutzraum für diesen besonderen Jahreswechsel zugelegt haben? Bestimmt.
Die Wohnungssuche - ich hätte bei der Beschreibung vom Haus und der Wohnung auch sofort "ja" gesagt.
Zumindest, wenn ich in derselben Situation wie Marie und Clemens gewesen wäre, also am Anfang einer Beziehung, alles scheint möglich, Probleme? Was ist das?
Später hätte ich mir vielleicht schon überlegt, ob ich Krauses über mir ertragen würde (denn ob der Trittschall je kommen wird?).
Auch über Maries Kindheit gibt es einiges zu berichten - die Eltern waren schon ziemlich "besonders".
Als ich dann las, dass ihre Mutter einem Polizisten, der an einem Austauschprogramm teilgenommen hatte, nach Portugal gefolgt ist, musste ich innerlich schon grinsen.
Und ja - die Bestätigung kam etwas später. Sie lebt in Fuseta. Lost in Fuseta gewissermaßen.
Und dann gibt es da noch Katzen. Zwei Katzenauftritte und zweimal folgt das Unglück.
Ich hoffe nicht, dass aller guten Dinge drei sind.
Denn ich liebe Katzen.
Das "Freitags bei Paolo" Ritual gefällt mir sehr gut.
Und die Kurzbeschreibung des Buches (Lieben - verlieren - lieben) lässt ja jetzt schon hoffen, dass auch schwierige Phasen überstanden werden. Können.
Mir ist dazu auch ein wenig ein Buch von Nick Hornby eingefallen.
Hier trifft sich das Paar während einer schwierigen Phase in der Ehe und vor den Therapieterminen immer im Pub.
Ich freue mich auf jeden Fall aufs Weiterlesen...............
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Ich kenne solche Paare beruflich. So 2.-3000 Scheidungen in 35 Jahren werden das schon gewesen sein. Bei solchen ist es in der Regel am Schlimmsten. Die Erkenntnis schmerzt viel tiefer und der Hass, dass es letztendlich nicht geklappt hat verletzt extremer. Aber zunächst einmal pumpt der Autor die Leser voll mit Empathie für sein Paar. Wer wollte da nicht am Nebentisch sitzen, am Freitag bei Paolo.
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Freitags Nachbarn schrammt bei mir schon nah am DejaVu vorbei:
Ungefähr zur selben Zeit haben wir vor dem gleichen Haus gestanden und auf den Makler gewartet. Unsere Wohnung 3. Stock, Loggia vorne, Balkon hinten. Altbau, 4m hohe Decken. Unsere Treppenhausebene teilten wir mit einem netten älteren Herrn, der sein Geld mit Hehlerei verdiente. Was für ein paar ungewöhnlichere Erlebnisse sorgte.
Das Haus stand auf der Grenze zwischen einem studentischen, alternativen Altbauviertel und einem Arbeiterviertel mit Nachkriegsbauten und einer stark türkisch geprägten Straße.
Überspitzt gesagt: Auf der Grenze zwischen 'diesen Müttern' und Menschen, deren Leben von existentielleren Sorgen geprägt ist.
Ich erinnere mich gerade, dass unter diesen Müttern, die ihre Kinder vor allem schützen wollten, einerseits ein 'Zu einem Kind darf niemals Nein gesagt werden'-Dogma gelebt wurde. ("Und dann hatte das Kind in der Badewanne plötzlich mein iPhone in der Hand. Und dann kannst Du ja nichts machen. Nichts...", erzählte uns ein benachbarter Vater eines Tages)
Und gleichzeitig von diesen gleichen Art Mütter wegen des weitverbreiteten "Jedes Kind kann schlafen lernen"-Ratgebers ggfls. Kinder Stunden am Stück nachts schreiend im Bett liegen gelassen wurden...
Wenn Marie und Clemens bei uns in der Nähe gewohnt hätten, wir hätten uns viel zu Erzählen gehabt und wären bestimmt gute Freunde geworden...Zitat"Jetzt erst recht", sagte Marie und meinte das auch so, und außerdem würde sie etwas unternehmen, aber was genau, das wusste sie noch nicht.
Das Wichtigste hat sie bereits getan, indem sie zeigt, dass sie nicht wegschauen wird, sich einmischen wird.
Ich selbst bin da ja so'n harmoniebedürftiger Clemens, der sich schwer tut mit der Konfrontation in einer solchen Situation. Bin aber was das angeht mit einer sehr energischen Marie verheiratet...
(Und Peter Krause erinnert natürlich an Peter Kraus und kann mit seinem Sohn und Marie bestimmt eine hübsche Folkband gründen...) -
Bis zur Seite 78 musste ich warten bis endlich etwas gefühlsmäßige Tiefe in diesem "Liebesroman" gezeigt wird. Vorher überwiegen die schlaglichtartig beleuchteten Situationen der beiden, die sich ernsthaft füreinander interessieren. Keine Romantik, kein Kennen- und Schätzenlernen - man trifft sich in einem Umfeld, aus dem beide herausstechen und sich überlegen fühlen. Die körperliche Attraktivität reicht, um gleich miteinander den Rest der Silvesternacht zu verbringen. Kein Wunder - Marie hat mit ihren 21 Jahren schon an die 40 Männer gehabt und Clemens ist in seinen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht wohl ähnlich oberflächlich abgebrüht. War es Zufall, dass beide plötzlich eine echte Beziehung anstreben?
Ehrlich schockiert hat mich die Darstellung vom Verlust des ungeborenen Bollo. Schon die Mitteilung der "freudigen" Erwartung geschieht in einem gefühlskalten Klima. Marie wärmt sich lieber an ihrer Kaffeetasse und Clemens freut sich an der Zimmerwärme im Angesicht des herbstlichen Starkregens vor dem alten Doppelfenster. Als er endlich realisiert, was Marie ihm da zu verstehen geben möchte, entgleitet ihm zumindest die Teetasse - welch ein Hinweis auf innere Beteiligung!
Schön, in der Folge wird berichtet, wie sich auf das zu erwartende Leben eingestellt wird. Clemens tut alles, um für den Familienzuwachs bereit zu sein. Er ist wohl auch stolz sich fortpflanzen zu können - vermute ich. Er kümmert sich aufmerksam um die schwangere Marie. Das lässt schon auf tiefere Gefühle schließen. Aber dann die verhängnisvolle Toxoplasmose, der schreckliche Verlust des Ungeborenen und - - - Sendepause! Kein Gefühlsausbruch, kein Bewältigungsversuch - einfach das nächste Kapitel mit einer Rückblende in Maries Pubertät, wo sie von ihrer Mutter lernen soll, sich auf nichts Verbindendes einzulassen.
Dann endlich (ab Seite 78) geht es gefühlvoller zu. Die gemeinsame Trauer und Clemens' Aufmerksamkeit Marie gegenüber ist schön rührend.
Und ihr Heiratsantrag ist zwar auch etwas steif in ihrem Monolog, aber Clemens ist zu Tränen gerührt - oder ist er eher traurig, weil er mit der selben Idee nicht zuerst gekommen ist?
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Bis zur Seite 78 musste ich warten bis endlich etwas gefühlsmäßige Tiefe in diesem "Liebesroman" gezeigt wird.
Das werden die Nachwirkungen vom Nobelpreis-Buch sein, das dauert ein paar Seiten bis die weg sind...
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Das werden die Nachwirkungen vom Nobelpreis-Buch sein, das dauert ein paar Seiten bis die weg sind...
Schon möglich! Was mir dort an sexueller Offenheit zu viel war, ist mir hier zu wenig. Das höchste an Erregung sind bei Tom anscheinend feuerrote Ohrläppchen.
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Das höchste an Erregung sind bei Tom anscheinend feuerrote Ohrläppchen.
Du willst mich nicht mit feuerroten Ohrläppchen erleben, Tante Li.
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Schon möglich! Was mir dort an sexueller Offenheit zu viel war, ist mir hier zu wenig. Das höchste an Erregung sind bei Tom anscheinend feuerrote Ohrläppchen.
Ganz so ist es nun ja nicht.
Auf eher sachliche Weise wird schon Manches angesprochen.
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Das ist ja auch keine RomCom und keine ChickLit oder so. Was erwartet Ihr?
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Marie hat mit ihren 21 Jahren schon an die 40 Männer gehabt und Clemens ist in seinen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht wohl ähnlich oberflächlich abgebrüht. War es Zufall, dass beide plötzlich eine echte Beziehung anstreben?
Waren die echt so jung? Dann hab ich das Alter überlesen, Schande über mich.
Falls ja, finde ich Zahl schon auch - nicht niedrig.
Das Buch spielt da doch 2000 und nicht in den 68ern.
Vielleicht leb ich aber auch auf dem Mond, auf dem Dorf auf jeden Fall.
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Das ist ja auch keine RomCom und keine ChickLit oder so. Was erwartet Ihr?
Mir genügt das, was ich bisher gelesen habe.
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Ganz so ist es nun ja nicht.
Auf eher sachliche Weise wird schon Manches angesprochen.
Sicher, aber mir einfach zu sachlich. Mir fehlen Zärtlichkeit, Körpergefühl und wenigstens einmal ein Erlebnis einer Liebesnacht zwischen den beiden.
Es liest sich wie ein Lückentext, wo man sich selber die entsprechenden Gefühle dazu einsetzen muss.
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Das ist ja auch keine RomCom und keine ChickLit oder so. Was erwartet Ihr?
Wenigstens ein wenig Erotik - muss ja nicht in Schwülstigkeit ausarten - und ich brauche auch keinen Porno. Aber zumindest die erste Nacht hätte etwas mehr Innigkeit vertragen. Dass Marie mit Clemens' Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme zufrieden ist, liest sich in der Nachbetrachtung beim Joggen eben eher kühl.
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Wenigstens ein wenig Erotik - muss ja nicht in Schwülstigkeit ausarten - und ich brauche auch keinen Porno. Aber zumindest die erste Nacht hätte etwas mehr Innigkeit vertragen. Dass Marie mit Clemens' Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme zufrieden ist, liest sich in der Nachbetrachtung beim Joggen eben eher kühl.
Es ist ja eben keine Beziehung, die auf den großartigen Sex in der ersten Nacht aufbaut.
Ich hab tatsächlich an der Stelle gedacht, dass es ein gutes Beispiel dafür ist, dass 'show don't tell' eben nicht immer greift und es manchmal die bessere Wahl ist, eine Szene nur zu erzählen. Das verrät uns hier mehr über Marie, ihre Erfahrung mit Männern und ihre Beziehung zu Clemens, als die explizite Szene uns gesagt hätte. Oder sie hätte sehr lang werden müssen.