'Wolkenkuckucksland' - Seiten 341 - 430

  • Wow, das ist ja mal ein Knaller. Konstanze ist gar nicht im Weltraum, sondern auf der Erde. Da fällt mir ein Stein vom Herzen OBWOHL es auf der Erde wohl richtig mies ausschaut. Wie sie durch schlaue Recherche die Fehler im System gefunden hat, das war eine richtige Schnitzeljagd und hat mir richtig gut gefallen. Einziger Wehrmutstropfen ist für mich, dass Zeno wohl tatsächlich sterben wird/stirbt bei dem Versuch, die Kinder vor Seymour zu beschützen. :(

    Überhaupt. Zeno hat kein Glück in diesem Abschnitt. Rex hat einen Freund und sein Leben lang wird er ohne eine gelebte große Liebe sein. Das finde ich sehr traurig. Auch wie er die alte Frau pflegt und dafür eigentlich keine Liebe und Anerkennung erhält, finde ich richtig gemein. Er fühlt sich minderwertig und falsch. Und erst ganz am Ende seines Lebens findet er wohl seinen inneren Frieden. Kurz bevor es zum Ende kommt.

    Die Verbindung ist natürlich toll, dass Rachel Wilson, die Zeno rettet, Konstanzes Urgroßmutter ist.


    Alles hängt miteinander zusammen.

    Und die Wolkenkuckucksstadt oder die Suche danach, so richtig glücklich scheint das nicht zu machen. Sollte man das kleine Glück genießen, das man hat und nicht immer nach besserem suchen? Ist das eine Quintessenz der Geschichte des alten Griechen?


    Seymours Entwicklung erinnerte mich eine Weile stark an einen Artikel über die Kindheit von Greta Thunberg. Allerdings fällt er wohl auf einen fanatischen Mann im Internet herein - nicht als einziger.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich lese bewusst nicht, was du geschrieben hast, denn ich bin noch nicht durch den Abschnitt durch.

    Allerdings frage ich mich gerade, genau wie Konstanze, warum die Übersetzung von Diogenes Kodex in dessen Bewebungsvideo für die Mission auf dem Nachttisch von Konstanzes Vater liegt. Wie heißt Konstanzes Vater eigentlich? Wissen wir das?

  • Clare das erfährst du noch :)


    Das Folgende habe ich nachträglich versteckt - es gehört erst ins letzte Kapitel und das genannte Tier ist auch falsch. Ohje.


    Ich war ziemlich perplex, dass das Raumschiff auf der Erde steht. Wozu das alles? Richtig desillusionierend.

  • Ich habe gerade zu Ende gelesen...

    Also den Abschnitt.


    Dass Seymour die Eulen, keine Eichhörnchen, in der künstlichen Welt platziert hat,davon weiß ich nichts. Kommt das erst im letzten Abschnitt?

    Jedenfalls, so kam Konstanze darauf, dass sie gar nicht auf einem Raumschiff im All ist:

    Sie war an verschiedenen Orten im Atlas unterwegs, wo sie Eulen fand, gemalt, geschnitzt, gesprayt. Wenn sie diese Eulen berührte, dann veränderte sich das Bild, so wie ein Schleier fällt und die Wirklichkeit zeigt. Palmen und Strand waren dann plötzlich voller Müll, Springbrunnen versiegt und Menschen standen kilometerweit nach Wasser an. Sie sah das wirkliche Gebiet/Stadt, nicht die zensierte, geschönt Fassade.

    So schaute sie sich auch den Bauplatz der Argos an in der Vergangenheit und stellte fest, dass diese gar nicht aus in den Orbit geschossenen Komponenten zusammengebaut wurde und dass es dort auch keine Startrampen gab, kein Weltraumstart möglich.


    Mir wird gerade ganz anders.

    :lesend

  • Dass Seymour die Eulen, keine Eichhörnchen, in der künstlichen Welt platziert hat,davon weiß ich nichts. Kommt das erst im letzten Abschnitt?

    Ja, das kommt noch. Liegt aber nahe, da er ja so ein Eulenfan ist. :)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Die letzten Zeilen dieses Abschnittes enden mit einer riesigen Überraschung! 8| Konstance und die Argos befinden sich gar nicht in den Tiefen des Weltalls, sondern immer noch auf der guten alten Erde??? Das ist natürlich heftig! Auf der einen Seite bin ich entsetzt, wie sehr die Besatzung der Argos getäuscht wurde, wenn das tatsächlich zutrifft, auf der anderen Seite eröffnet es Konstance vielleicht den Weg zum Weiterleben und nicht nur dem Dahinvegetatieren auf engstem Raum ohne menschliche Gesellschaft.


    Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr macht es aber Sinn. Ein Raumflug über so lange Zeit setzt sehr viele technische Kompetenzen voraus, die man vielleicht (noch) nicht hatte. Eine Gruppe von Menschen abzukapseln und von den Ressourcen der Erde unabhängig zu machen, gibt ihnen die Chance auf Überleben im geschützten Raum. Und in 5xx Jahren sieht es auf der Erde sicher wieder ganz anders aus - hoffentlich dann wieder mit besseren Überlebensbedingungen!


    Ein paar Hinweise würden auch passen: die Ameise, die vielleicht tatsächlich von draußen kam und der doch überhaupt nicht verrückte Junge, der ebenfalls hinter das Geheimnis gekommen ist und sich befreien wollte.


    Bleibt jetzt abzuwarten, wie es weitergeht. Sollte es tatsächlich stimmen, sehe ich für Konstance trotzdem noch einige Probleme: Kommt sie überhaupt aus dem Gewölbe und vor allem aus dem Raumschiff raus? In welchem Zustand ist die Erde? Kann sie dort draußen überleben, findet sie Nahrung, Schutz und andere (freundliche!) Menschen und wie steht es um ihre Abwehrkräfte??? ich bin auf alle Fälle sehr gespannt, wie dieser Strang weitergeht!

    Einziger Wehrmutstropfen ist für mich, dass Zeno wohl tatsächlich sterben wird/stirbt bei dem Versuch, die Kinder vor Seymour zu beschützen. :(

    Überhaupt. Zeno hat kein Glück in diesem Abschnitt. Rex hat einen Freund und sein Leben lang wird er ohne eine gelebte große Liebe sein. Das finde ich sehr traurig. ...


    Seymours Entwicklung erinnerte mich eine Weile stark an einen Artikel über die Kindheit von Greta Thunberg. Allerdings fällt er wohl auf einen fanatischen Mann im Internet herein - nicht als einziger.

    Dass Zeno wohl stirbt, finde ich auch traurig, allerdings finde ich sein "verpasstes" Leben noch trauriger. Zeno hat sein Leben lang unter Einsamkeit gelitten, vor allem wohl darunter, dass er seine Sexualität nie ausleben konnte. Rex wäre eine Möglichkeit gewesen, in London war man zu der Zeit wohl schon weitaus toleranter, leider hatte der seine Liebe schon gefunden. So schön das für Rex ist - für Zeno, der darüber nie hinwegkommt, ist es traurig. Da fand ich Hillary als peppige, "laute" und erfreulicher Abwechslung in diesen Kapiteln sehr gut eingebaut :), damit es nicht zu melodramatisch wird.


    Genauso schlimm (wenn nicht noch schlimmer) finde ich es aber, dass Seymour dann wohl zu einem Mörder wird! Er tut mir sooo leid, er ist auf der Verliererseite des Lebens geboren und hat durch seine Besonderheit auch gar keine Chance, sich da rauszukämpfen. Der Vergleich mit Greta Thunberg ist mir auch schon gekommen - auch Seymour hat ja autistische Züge. Und dann gerät er leider auch noch an die Falschen ;(.


    Für Anna und Omeir hat es mich gefreut, dass beide den unmittelbaren Schrecken der Eroberung entkommen können. Erstmal! Zu Ende ist ihr Weg ja noch lange nicht.

    Und die Wolkenkuckucksstadt oder die Suche danach, so richtig glücklich scheint das nicht zu machen. Sollte man das kleine Glück genießen, das man hat und nicht immer nach besserem suchen? Ist das eine Quintessenz der Geschichte des alten Griechen?

    Auch hier bin ich sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht und endet, sie hat ja auch noch einige Kapitel! Vielleicht doch eine "Panama-Geschichte", dass es zuhause am schönsten ist?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Stimmt, Anna scheint von allen die Heimatloseste zu sein, hat zumindest keine echte Bindung an einen Ort, wo sie sich zu Hause fühlt. Am ehesten sind für sie Menschen einen Heimat. Ich denke an Maria und auch an die anderen Stickerinnen.

  • Dass Zeno wohl stirbt, finde ich auch traurig, allerdings finde ich sein "verpasstes" Leben noch trauriger. Zeno hat sein Leben lang unter Einsamkeit gelitten, vor allem wohl darunter, dass er seine Sexualität nie ausleben konnte.

    Ja, das stimmt. Versöhnlich ist aber, dass er am Ende mit den Kindern und dem Übersetzen des Buches doch noch ein kleines Glück findet. Und wenn er die Kinder rettet dann gibt er seinem Leben noch einen zusätzlichen "Sinn". Ihr wisst, was ich meine. Aber ja, sein stilles kleines Leben hatte wenig von der Liebe, die man jedem Menschen wünscht. Aber ich denke, dass es im Leben vieler Menschen Phasen gibt, in denen sie nicht das Leben leben, dass sie gerne hätten. Wenn es am Schluss doch ein bisschen Glück gibt, dann ist es für mich okay.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Was für ein trauriger Abschnitt!

    Ich verstehe überhaupt nicht, wie das mit dem "Nicht-Raumschiff" funktionieren soll. Gibt es da eine Organisation, die diese Versuchsanordnung von außen unterstützt? Ich kann mir kaum vorstellen, dass es irgendwo auf der Welt möglich ist, eine dermaßen abgeschottete Welt aufzubauen und einen so langen Zeitraum dort stehen zu lassen, ohne dass sie gehackt oder angegriffen wird. Ihr merkt, Raumschiffe und ich, wir werden keine Freunde. :lache

    Ich bin auch sehr gespannt, was Konstance jetzt vorfindet, denn ich bin mir sicher, dass sie es nach draußen schafft.

    Zenos Geschichte berührt mich auch sehr. Immerhin hat Rex sein weiteres Leben entscheidend geprägt. Schade, dass sie ihre Liebe nicht leben konnten. Zeno hätte ich einen anderen liebenden Partner gewünscht. Aber in dem Amerika zur damaligen Zeit wäre das wohl undenkbar gewesen.


    Seymours Geschichte ist einfach nur traurig. Es ist so erschütternd, dass sich niemand wirklich je um ihn und seine Mutter gekümmert hat. Die Mutter kämpft darum, um beide durchzubringen. Aber Seymour ist nur ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft, wenn er nach einer bestimmten Norm funktioniert. Ein logischer Schritt, dass er sich einem Fanatiker anschließt.


    Anna und Omeir werden sich jetzt wohl treffen. Vielleicht stützen sie sich gegenseitig und helfen einander. Ob Omeir Anna bewusstlos geschlagen hat?


    Übrigens gefällt mir der Schreibstil sehr gut. Zum Beispiel finde ich die Stelle ganz großartig geschrieben, in der Annas Hunger beschrieben wird.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ja, das stimmt. Versöhnlich ist aber, dass er am Ende mit den Kindern und dem Übersetzen des Buches doch noch ein kleines Glück findet. Und wenn er die Kinder rettet dann gibt er seinem Leben noch einen zusätzlichen "Sinn". Ihr wisst, was ich meine.

    Ja, ich weiß sehr gut was du meinst, in der Richtung habe ich auch gedacht, konnte das aber nicht ausdrücken. :knuddel1Danke für deine Worte!

    Ich verstehe überhaupt nicht, wie das mit dem "Nicht-Raumschiff" funktionieren soll. Gibt es da eine Organisation, die diese Versuchsanordnung von außen unterstützt? Ich kann mir kaum vorstellen, dass es irgendwo auf der Welt möglich ist, eine dermaßen abgeschottete Welt aufzubauen und einen so langen Zeitraum dort stehen zu lassen, ohne dass sie gehackt oder angegriffen wird. Ihr merkt, Raumschiffe und ich, wir werden keine Freunde. :lache

    Nun es muss ja irgendeine Organisation geben, die das Projekt ins Leben gerufen und das Raumschiff gebaut hat. Aber von außen unterstützen? Wohl eher nicht. Vielmehr dafür sorgen, dass es tatsächlich abgeschottet bleibt. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie auf im Schiff autark leben können, schließlich gab es ja schon tatsächliche Versuche ähnlicher Art mit Blick auf die Marsmission. Und wenn es auf einer so abgeschiedenen Gegend wie am Nordpol angesiedelt ist - da kommt keiner mal so eben vorbei, vor allem, wenn das Gelände komplett abgeriegelt wurde. Vor allem klingt es für mich so, als hätten die Menschen zu dieser Zeit ganz andere Probleme als ein verstecktes Raumschiff :(.


    Andere Geschichte ist die Neugier der Menschen. Würde es denn die "Draußen-gebliebenen" nicht irgendwann interessieren, wie es den Raumschiff-Bewohnern geht? Oder gibt es da versteckte Überwachungsmöglichkeiten? Und was ist, wenn die ursprüngliche Generation ausgestorben ist und das Wissen um die Mission verloren geht - dann könnte ich mir viel eher vorstellen, dass irgendjemand mal nachschauen will, was sich in dem Gebilde verbirgt - sofern es gefunden wird!


    Aber mal sehen, was noch kommt - bis jetzt ist es ja nur eine Theorie.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Aber von außen unterstützen?

    Ich dachte zum Beispiel an die Toten. Ich hatte es so verstanden, als würden diese rausgeworfen. Die müsste jemand entsorgen. Von außen könnte auch frisches Wasser, Luft, Medikamente zugeführt werden. Aber ihr seid da versierter. :lache

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich denke, realistisch ist das Raumschiff Projekt nicht. Über so viele Jahrzehnte kann man so etwas auf der Erde nicht aufecht erhalten und vor den neugierigen Mitmenschen abschotten.

    Höchstens dann, wenn es fast keine mehr gibt.

    Aber es ist ein Roman, ich habe es einfach als Teil der Geschichte genommen.


    Ich weiß auch nicht, ob Zeno nicht auch in den USA eine homosexuelle Beziehung hätte haben können. Aber sicher nicht auf dem Land.

    Auch Großbritannien war außerhalb Londons nicht so besonders liberal. Auch da wurde die Strafbarkeit von Homosexualität erst 1967 abgeschafft.

    Aber darum geht es wohl auch nicht. Rex war seine große Liebe. Ein Traum. Geträumt in einer lebensgefährlichen Situation in einer feindlichen Umwelt und der hat ihn sein Leben lang begleitet.


    Die Geschichte von Seymour und seiner Mutter ist traurig und ein Beispiel dafür, wie sehr Mütter mit ihren Kindern sich selbst überlassen werden und keinerlei Unterstützung bekommen. Schon gar nicht, wenn das Kind nicht den Erwartungen entspricht.

    Seymours Mutter kämpft so sehr um das Überleben und tut, was sie kann für ihren Sohn.

    Und das ist nun wirklich keine erfundene Geschichte, sondern Realität, nicht nur in den USA.

  • Ich dachte zum Beispiel an die Toten. Ich hatte es so verstanden, als würden diese rausgeworfen. Die müsste jemand entsorgen. Von außen könnte auch frisches Wasser, Luft, Medikamente zugeführt werden. Aber ihr seid da versierter. :lache

    Stimmt, an die Toten habe ich gar nicht gedacht .... Die müsste ja doch jemand weggebracht haben. Wobei ich mich beim Lesen schon (ohne den Bezug auf die Erde) gewundert habe, warum man sie einfach "rauswirft" und nicht verbrennt.


    Ich weiß auch nicht, ob Zeno nicht auch in den USA eine homosexuelle Beziehung hätte haben können. Aber sicher nicht auf dem Land.

    Auch Großbritannien war außerhalb Londons nicht so besonders liberal. Auch da wurde die Strafbarkeit von Homosexualität erst 1967 abgeschafft.

    Aber darum geht es wohl auch nicht. Rex war seine große Liebe. Ein Traum. Geträumt in einer lebensgefährlichen Situation in einer feindlichen Umwelt und der hat ihn sein Leben lang begleitet.

    Wenn ich es richtig gelesen habe, werden einmal ganz kurz sexuelle Kontakte zu Männern angedeutet. Inwieweit eine (zumindest geheime) Beziehung möglich gewesen wäre, kann ich auch nach dem Wikipedia-Artikel zur Geschichte der Homosexualität in den USA nicht einschätzen. Aber ich denke du hast recht und Zeno wollte gar keinen anderen Partner außer Rex. Wie Seymour (und doch ganz anders) bleibt er in seiner Welt gefangen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021