'Ein einfaches Leben' - Seiten 091 - 180

  • Japan ist nicht sehr freundlich zu den Koreanern. Aber Sunja und Isak werden von Bruder und Schwägerin herzlich aufgenommen. Alles scheint seinen Gang zu nehmen, die beiden Frauen freunden sich an, eines Tages zwei Geldeintreiber vor der Tür stehen. Sunja weiß sich nicht anders zu helfen, als die geschenkte Uhr zu verkaufen, was Yoseb gegen die beiden Frauen aufbringt.

    Allerdings hat er das Geld aufgenommen um die Reise der beiden zu bezahlen und Isak weiß ihn dann doch zu beschwichtigen.

    In der ganzen Aufregung und dem Kummer, den die beiden Frauen wegen ihres eigenmächtigen Handelns haben, bekommt Sunja ihr Kind und Isak bittet Yoseb ihm einen Namen zu geben. Noa.


    Es liest sich immer noch gut weg, bis jetzt hat es ja das Schicksal oder das Leben, gut mit Sunja und Isak gemeint. Allerdings ist das Leben in Japan bedeutend teurer und sie werden von den Japanern verachtet. Leben mit vielen anderen in einem koreanischen Getto. Das Geld ist knapp aber beide Männer wollen nicht, dass die Frauen was dazu verdienen.

    Ob das allerdings so bleiben wird, ich sehe schwarz. Vor allem, da ja der Krieg vor der Tür steht.

  • Ich könnte die beiden Männer hier mal ordentlich durchschütteln, dass sie ihre Frauen so bevormunden, auch wenn es zu dieser Zeit bestimmt auch in Asien so üblich war. Vor allem Kyungee möchte scheinbar unbedingt arbeiten.

    Überhaupt finde ich die Lebensumstände im Osaka um Welten schlimmer als in Busan. Isak, sein Bruder und die Frauen haben es sich ja noch gut eingerichtet, aber wie ihr Viertel ansonsten beschrieben wird, ist gruselig.

  • Isak sieht es wie ich es verstehe ja gar nicht so eng wie Yoseb, er beugt sich halt seinem älteren Bruder, der ihn, und die Motivation habe ich noch nicht ganz verstanden, nach Osaka holt. Natürlich ist es aus unserer Sicht unverständlich, dass Kyunghee zum einen nicht Arbeiten soll, und noch wichtiger, sie sich ja gar nicht verwirklichen und ausleben kann. Aber es ist fast 100 Jahre her, da war es doch häufig normal, dass der Mann die Familie versorgt und die Frau zu Hause zu sein hat. Nur auf Deutschlamd bezogen, seit wann sind die Rollenbilder denn offener? Die letzten 50 Jahre so nach und nach?


    Zu Japan und Korea kann ich da gar nichts sagen.

    Die Lebensumstände wirken erstmal im Ghetto viel schlimmer als in Busan, das stimmt. Wobei die 4 hier auch in einem eigenen Haus leben, keine Miete zahlen, und zu viert sind, und nicht wie bspw. im Logierhaus zu zehnt. Natürlich fehlt der Garten, die Essensversorgung, und sie sind im Ghetto und Außenseiter. Verständlich, dass das Umfeld im Ghetto unzufrieden und nicht vertraulich ist . Auf der anderen Seite darf nicht vergessen werden, Yoseb scheint recht gut zu verdienen, er versorgt die 4 und kann auch noch Geld nach Hause schicken. Ein Schicksal, dass es heute doch überall genauso gibt.

  • Ich glaube wir haben vergessen, wie es bei uns zum Teil noch in den 1950ern ausgesehen hat. Bevor z.B. meine Eltern gebaut haben, haben sie zusammen mit Schwägern und Schwägerinnen bei ihren Eltern gewohnt. Jeder hatte ein Zimmer, Badezimmer gab es damals noch nicht. Ich weiß aus Erzählungen, dass es damals auch noch nicht immer üblich war, dass man ein Badezimmer und ein WC, als mit fließend Wasser, hatte. Bei meiner Oma gab es immer noch eine Kanne zum spülen.

    Sicher ging es auf dem Balkan in entlegenen Gegenden noch sehr lange recht ärmlich zu. Asien ist so weit weg nicht, was Zivilisation angeht.

    Auch mussten Frauen in der BRD noch bis in die 70er ? Jahre die Erlaubnis des Ehemannes haben um eine Arbeitsstelle antreten zu dürfen. Also rein rechtlich. Dass viele Frauen vorher mitgearbeitet haben lag einfach daran, dass man nicht viel bekam für die Arbeit.


    Sicher haben wir inzwischen große Fortschritte gemacht aber auch in Japan und Südkorea ging es mit großen Schritten vorwärts.

  • Was ich sehr berührend, erschreckend, bezeichnend fand war die Aussage beim Abschied von Sunja und ihrer Mutter, dass sie sich nun nie wieder sehen würden, und noch wichtiger für mich, dass auch Yangjin ihre Eltern nie wieder gesehen hat. Und da ist die Entfernung noch deutlich geringer als nach Osaka. Dieser komplette Familienübergang durch die Hochzeit, das ist für mich so fremd. Ich konnte es beim Lesen nicht glauben, da ich es wieder auf mein Leben bezogen habe. In solchen Details, die nicht betont werden, aber beschrieben werden, das ist schon stark.

  • Was ihr sehr berührend, erschreckend, bezeichnend fand war die Aussage beim Abschied von Sunja und ihrer Mutter, dass sie sich nun nie wieder sehen würden, und noch wichtiger für mich, dass auch Yangjin ihre Eltern nie wieder gesehen hat. Und da ist die Entfernung noch deutlich geringer als nach Osaka. Dieser komplette Familienübergang durch die Hochzeit, das ist für mich so fremd. Ich konnte es beim Lesen nicht glauben, da ich es wieder auf mein Leben bezogen habe. In solchen Details, die nicht betont werden, aber beschrieben werden, das ist schon stark.

    Ja, da steht ein Satz.............dessen Bedeutung einem erst auf den zweiten Blick so richtig klar wird.

  • Während bei Sunja und ihrer Mutter ein Wiedersehen allein durch die Entfernung und finanziellen Verhältnisse sehr unwahrscheinlich ist, bekommt Yangjin vor ihrer Hochzeit von ihrem Vater gesagt, dass er sie gar nicht wieder sehen will, dass sie nicht mehr zur Familie gehört, das fand ich sehr befremdlich.

  • Während bei Sunja und ihrer Mutter ein Wiedersehen allein durch die Entfernung und finanziellen Verhältnisse sehr unwahrscheinlich ist, bekommt Yangjin vor ihrer Hochzeit von ihrem Vater gesagt, dass er sie gar nicht wieder sehen will, dass sie nicht mehr zur Familie gehört, das fand ich sehr befremdlich.

    Ich denke, gerade bei arrangierten Hochzeiten, und i dem Fall war der vorgesehene Mann ja missgebildet, kam es vielleicht häufiger vor, dass die Braut davon lief, zurück zu den Eltern. Das war natürlich für beide Seiten ein Gesichtsverlust. Deshalb die Aussage des Vaters, die uns natürlich unverhältmäßig hart vorkommt.

  • Allerdings ist das Leben in Japan bedeutend teurer und sie werden von den Japanern verachtet. Leben mit vielen anderen in einem koreanischen Getto. Das Geld ist knapp aber beide Männer wollen nicht, dass die Frauen was dazu verdienen.

    Ich schwanke beim Lesen immer. Da ist das Gefühl, dass sie alle so wenig Geld haben und sich nicht mal Stoff für neue Kleider leisten können - oder Fleisch für die Suppe - aber andererseits sind sie so freigiebig und selbstlos. Das finde ich erschreckend und bewundernswert und ich finde, in diesem Abschnitt kommt noch besser rüber, wie die Koreaner ticken. (Viele Asiaten in meiner Vorstellung und Kenntnis) Ehre und Familie sind ihnen unglaublich wichtig. Und sie fügen sich so in ein. Also der Ehrgeiz hält sich in überschaubaren Grenzen und es gibt kaum Neid und Missgunst. Zumindest bei unserer kleinen Familie. Ist natürlich nicht beim ganzen koreanischen Volk so (oder bei allen Asiaten). Aber so eine Grundstimmung/Grundeinstellung. Und die gibt es auch heute noch - auch wenn sie angeblich abnimmt. Das fasziniert mich beim Lesen. Ich mag es, dass die fremde Kultur so durchkommt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich könnte die beiden Männer hier mal ordentlich durchschütteln, dass sie ihre Frauen so bevormunden, auch wenn es zu dieser Zeit bestimmt auch in Asien so üblich war. Vor allem Kyungee möchte scheinbar unbedingt arbeiten.

    Überhaupt finde ich die Lebensumstände im Osaka um Welten schlimmer als in Busan. Isak, sein Bruder und die Frauen haben es sich ja noch gut eingerichtet, aber wie ihr Viertel ansonsten beschrieben wird, ist gruselig.

    Das mit den Männern war ja für mich nicht typisch asiatisch sondern typisch für diese Zeit. Auch in Europa fanden die Ehemänner es erstrebenswert, dass die Frau nicht arbeitet sondern sie mit Essen und Tipptopp nach der Arbeit begrüßt. Das erinnerte mich sofort an die alten Fernsehwerbungen. :pille


    Was ich sehr berührend, erschreckend, bezeichnend fand war die Aussage beim Abschied von Sunja und ihrer Mutter, dass sie sich nun nie wieder sehen würden, und noch wichtiger für mich, dass auch Yangjin ihre Eltern nie wieder gesehen hat. Und da ist die Entfernung noch deutlich geringer als nach Osaka. Dieser komplette Familienübergang durch die Hochzeit, das ist für mich so fremd. Ich konnte es beim Lesen nicht glauben, da ich es wieder auf mein Leben bezogen habe. In solchen Details, die nicht betont werden, aber beschrieben werden, das ist schon stark.

    Das könnte ich mir auch nicht vorstellen. Wobei es wohl darauf ankam, ob man den Ehemann irgendwo hin folgen musste. Das eine arme Koreanerin ihre Tochter im fernen Japan nicht wiedersehen kann, ist verständlich. Wäre sie ins Nachbardorf gezogen, dann wäre das sicherlich möglich gewesen. Hier spielt wohl auch die Armut eine Rolle.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Während bei Sunja und ihrer Mutter ein Wiedersehen allein durch die Entfernung und finanziellen Verhältnisse sehr unwahrscheinlich ist, bekommt Yangjin vor ihrer Hochzeit von ihrem Vater gesagt, dass er sie gar nicht wieder sehen will, dass sie nicht mehr zur Familie gehört, das fand ich sehr befremdlich.

    Für mich hat das überspitzt auch das rechtliche ausgedrückt. Erst hatte der Vater die "Gewalt" über die Tochter. Dann der Ehemann. Ich habe es ein wenig auch wie eine Loslöseformel gelesen. Er war wohl erleichtert, eine Verantwortung abgeben zu können. Bei der Armut nicht ganz unverständlich. Umso mehr bewundere ich Isaks Bruder, der kein Geld annehmen will, obwohl er jetzt drei zusätzliche Mäuler stopfen muss. Auch hier halten sich Bewunderung und Kopfschütteln die Waage. :)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Bei der Armut nicht ganz unverständlich. Umso mehr bewundere ich Isaks Bruder, der kein Geld annehmen will, obwohl er jetzt drei zusätzliche Mäuler stopfen muss. Auch hier halten sich Bewunderung und Kopfschütteln die Waage. :)

    Yoseb meint eben, er hat den Bruder eingeladen, somit ist er auch für dessen Unterhalt verantwortlich. Er ist sehr dickköpfig aber als älterer Bruder hat er eben auch das Sagen.

    Kopfschütteln ist bei mir nicht drin, ich nehme die Erzählung einfach als gegeben oder die damaligen Umstände, dass die beiden Brüder trotz der Armut so freigiebig sind, ist wohl der Religion und der Erziehung geschuldet.

  • Kopfschütteln ist bei mir nicht drin, ich nehme die Erzählung einfach als gegeben oder die damaligen Umstände, dass die beiden Brüder trotz der Armut so freigiebig sind, ist wohl der Religion und der Erziehung geschuldet.

    Wobei sogar Isak nicht erwartet hat, dass sein Bruder sich in Schulden stürzt um dessen Reise zu finanzieren.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich könnte die beiden Männer hier mal ordentlich durchschütteln, dass sie ihre Frauen so bevormunden, auch wenn es zu dieser Zeit bestimmt auch in Asien so üblich war. Vor allem Kyungee möchte scheinbar unbedingt arbeiten.

    Überhaupt finde ich die Lebensumstände im Osaka um Welten schlimmer als in Busan. Isak, sein Bruder und die Frauen haben es sich ja noch gut eingerichtet, aber wie ihr Viertel ansonsten beschrieben wird, ist gruselig.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Mir gefällt das Buch wirklich gut bisher.

    Das wirklich sehr gegensätzliche Brüderpaar finde ich sehr spannend. Yoseb sorgt von jeher für seinen schwächlichen Bruder. Er fühlt sich verantwortlich. Isak zeigt seine Stärke, die in seiner Einfühlsamkeit und die richtigen Worte zu finden.

    Stark, wie die Frauen kühl und überlegt mit den Männern und Pfandleihern verhandeln.

    Mal sehen, ob Hansu durch den Verkauf der Uhr Wind davon bekommt, dass Sunja jetzt in Osaka lebt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Mir gefällt das Buch wirklich gut bisher.

    Das wirklich sehr gegensätzliche Brüderpaar finde ich sehr spannend. Yoseb sorgt von jeher für seinen schwächlichen Bruder. Er fühlt sich verantwortlich. Isak zeigt seine Stärke, die in seiner Einfühlsamkeit und die richtigen Worte zu finden.

    Stark, wie die Frauen kühl und überlegt mit den Männern und Pfandleihern verhandeln.

    Mal sehen, ob Hansu durch den Verkauf der Uhr Wind davon bekommt, dass Sunja jetzt in Osaka lebt.

    :writeJa, das haben sie gut gemacht, die zwei Frauen.


    Hansu wird sicher noch eine Rolle spielen.


    Mir gefällt das Hörbuch bis jetzt auch richtig gut...........ich komme leider nicht jeden Tag zum Hören aber wenn ich angefangen habe bleibe ich schon länger dabei. :thumbup: