Fragen an Karin Seemayer

  • Jetzt, wo ihr es sagt, die Prügelei hatte wirklich was von Western. :-)

    Und dass Anna sich mit den beiden betrinkt - naja. Mein Mann meinte nur: Komisch am Anfang ist das Bett so schmal, dass sie kaum zu zweit Platz haben und jetzt passen sie zu dritt rein.


    Ich fand den Darsteller von Favre sehr überzeugend. Er bringt beides rüber, das Charisma und den unbedingten Willen, den Tunnel zu bauen, egal was es kostet (an Geld und Menschenleben).

  • Den Film habe ich noch nicht gesehen und bin inzwischen unsicher, ob ich ihn überhaupt sehen möchte. Also gegen Westernszenen, wie sie hier erwähnt wurden, habe ich rein gar nix (ich gucke auch gerne Western, da gehört eine ordentliche Prügelei einfach dazu),

    aber wie in der LR geschrieben, das ganze Elend zu lesen ist Eines, aber es dann in Bildern zu sehen ein ganz Anderes. Außerdem scheinen die Drehbuchschreiber so einfallslos zu sein, wie das in Deutschland bzw. Europa so üblich ist: Hauptsache, wir schicken die Figuren irgendwann ins Bett - ob es paßt oder nicht.


    Mal sehen, ich hatte die letzten Tage ohnehin keine Zeit, nächste Woche könnte es besser werden, dann schaue ich vielleicht man in den Film hinein.


    Ärgern tue ich mich allerdings derzeit über mich selbst, daß ich nicht früher (bzw. während der Leserunde) daran gedacht habe, in den „Röll“* hineinzuschauen. Die letzten Tage hatte ich auch nur wenig Lesezeit, die Artikel über den Gotthardtunnel, den Tunnelbau allgemein oder auch die Gotthardbahn zu lesen. Teilweise über 60 Seiten mit vielen Grafiken. Da gibt es natürlich keine Rahmenhandlung, sondern es geht ausschließlich um die technische Seite, dazu „jede Menge“ Zeichnungen.


    Interessant allgemein, daß ein Tunnel nicht absolut waagrecht gebaut wird, sondern eine leichte Steigung bzw. Gefälle hat (u. a. wegen des Wasserabflusses). Für den Gotthardtunnel bedeutet dies (von Göschenen Richtung Airolo): auf 7802 m Länge eine Steigung von 5,82 %o, dann 319 m Ebene, dann bis Airolo ein Gefälle von 2274 m mit o,5% und darauf folgend über 3793 m ein Gefälle von 2%, am Ende über 712 m ein Gefälle von 1%. Alleine auf so eine Länge diese Steigungen bzw. Gefälle im Berg hinzubekommen (mit den damaligen Mitteln!) nötigt mir hohen Respekt ab.


    Ausführlicher ist naturgemäß der Artikel zum Tunnelbau ganz allgemein beispielsweise mit Hinweisen für das Lichtraumprofil (der „freie Raum“, der für einen Zug notwendig ist, damit er nirgendwo „anstößt“) und die verschiedenen Vorgaben der einzelnen Bahnen. Ich schätze, wenn ich diesen Artikel (der gut und gern den Umfang eines dünnen Sachbuches hat) gelesen habe, könnte ich selbst einen Tunnel bauen. ;-) Ich werde mich jedenfalls noch eine Weile mit dem Thema beschäftigen.




    * ="Röll" meint: „Enzyklopädie des Eisenbahnwesens in 10 Bänden“ von Dr. Freiherr von Röll

    2. neu bearbeitete Auflage, Urban & Schwarzenberg Berlin/Wien 1914-1923; Nachdruck Archiv Verlag, Braunschweig 2000

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Und dass Anna sich mit den beiden betrinkt - naja. Mein Mann meinte nur: Komisch am Anfang ist das Bett so schmal, dass sie kaum zu zweit Platz haben und jetzt passen sie zu dritt rein.

    Stimmt, das hat mich auch verwundert. Guter Mann. :lache

    Ich fand den Darsteller von Favre sehr überzeugend. Er bringt beides rüber, das Charisma und den unbedingten Willen, den Tunnel zu bauen, egal was es kostet (an Geld und Menschenleben).

    Den finde ich gut. Und die Joachim Krol auch.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • naja. Mein Mann meinte nur: Komisch am Anfang ist das Bett so schmal, dass sie kaum zu zweit Platz haben und jetzt passen sie zu dritt rein.

    Ja, das hab ich auch gedacht :grin

    Das muß ja in der kurzen Zeit gewachsen sein.


    Mir hat der Teil gut gefallen, wie damals schon, als ich das zum ersten Mal gesehen habe.
    Das hat mich ja erst auf das Thema aufmerksam gemacht.

  • Jetzt, wo ihr es sagt, die Prügelei hatte wirklich was von Western. :-)

    Und dass Anna sich mit den beiden betrinkt - naja. Mein Mann meinte nur: Komisch am Anfang ist das Bett so schmal, dass sie kaum zu zweit Platz haben und jetzt passen sie zu dritt rein.

    Diese Prügelei und auch das freche Blankziehen vor der Ordnungskraft fand ich total übertrieben. Da sollte auf plumpe Weise gezeigt werden, wie schlecht sich die Fremdarbeiter benehmen 🤔


    Und Anna kennt anscheinend auch keinen Anstand :(

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

  • Im Film fand ich das einfach zu früh und ohne Provokation - schließlich war dieser Italiener eben erst angekommen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

  • Ui, da hast du ja genug Lektüre.

    Na ja, eine Enzyklopädie liest man ja nicht von vorne bis hinten durch, sondern bei Bedarf artikelweise. Was hier allerdings fast schon ein dünnes Sachbuch bedeutet, wenn ich an den Umfang der Artikel denke. Ich habe jedenfalls gelernt, daß ich da deutlich öfters hineinschauen sollte. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Im Film fand ich das einfach zu früh und ohne Provokation - schließlich war dieser Italiener eben erst angekommen.

    Da gebe ich dir recht. Die Szene ist übrigens einer Szene aus dem Buch "Der Weg durch den Berg" von Oskar Maurus Fontana von 1936 nachempfunden, das ich für die Recherche gelesen habe, das ich ich aber ziemlich "schwierig" fand, weil es Favre sehr idealisiert und die Arbeiter als dümmlich darstellt. Da kommt ein Streit zwischen Fuhrhaltern und Mineuren in einer "Beiz" (Kneipe) vor. Da kommt es allerdings nicht zu Prügelei, und der Wortführer zieht auch nicht blank, sondern klopft sich nur auf den Hintern.


    Auch im zweiten Teil des Film werden Szenen aus diesem Buch aufgegriffen.

  • Den Dank kann ich nur zurückgeben - an Dich für eine unglaublich toll und mit so vielen zusätzlichen Informationen angereicherte Leserunde, die sie einzigartig macht UND an die Leserundeneulen, die so lebhaft diskutiert und dazu geschrieben haben. Es ist einfach toll ein Buch SO erleben zu können, dass es, auch wenn ich es an einem Wochenende gelesen, nicht loslässt und weiter beschäftigt. DANKE

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich bin immernoch hier, und wer heute Abend (oder die nächsten Tage) den 2. Teil des Films anschaut und Fragen hat, die beantworte ich gerne. :-)

    Ich schaue ihn mir gleich an und nehme ihn auf die eine Festplatte auf, auf der ich auch den ersten Teil gespeichert habe.


    Davor zeigt 3sat eine Folge aus der Reihe Spektakuläre Berbahnen der Schweiz heute über die Pilatus-Bahn - 48 % Steigung ! Das kann man sich kaum vorstellen, wenn man es nicht sehen würde 🤩

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    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

  • Dieser zweite Teil hat mir besser gefallen.


    Leider hat sich die Idee der Völkerverbindung nicht in jeder Hinsicht bewährt - wenn ich an die beiden schrecklichen Weltkriege und die Verbreitung des Faschismus denke :(

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  • KarinS Gab es denn wohl tatsächlich Frauen, die sich als Männer ausgaben, um beim Tunnelbau mitzuarbeiten? Hast Du in dieser Hinsicht Quellen gefunden?

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

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  • Wir haben uns gestern auch den 2. Teil angeguckt, und ich muss sagen, ich war jetzt doch überrascht, wie sehr sie die Geschichte für den Film geändert haben. Nachdem ich im Herbst 2021 den Vertrag für "Bergleuchten" unterschrieben habe, habe ich mir den Film nicht mehr angeschaut, weil ich mich nicht beeinflussen lassen wollte. Ich hatte noch in Erinnerung, dass sie den Streik viel später als in Wirklichkeit stattfinden lassen, aber dass Max eine Wundertüte ist, der die Druckluftlokomotive erfunden hat. (gab es von Anfang an, Erfinder war Colladon). Auf die Idee mit den Favre- Franken kam( die gab es auchvon Anfang an, wurden nach dem Streik abgeschafft, waren immer nur eine Übergangslösung zwischen den Zahltagen und wurden nur in Favres eigener "Kantine" angenommen) und dann noch treibende Kraft bei der Entdeckung des Tunnelwurms ist, hatte ich nicht mehr im Kopf. Ich könnte mir vorstellen, dass es bei den Schweizern nicht so gut angekommen ist, dass ein Deutscher den Tunnelbau so vorangetrieben hat.

  • Dieser Tage habe ich mir die beiden Filme über den Gotthard angesehen - nein, nicht den 2-Teiler von 3SAT sondern die beiden Eisenbahn-Romantik Sendungen über den „alten“ und den „neuen“ Gotthardtunnel.


    Die Sendung über den alten war insofern interessant, als da viel von der Landschaft zu sehen war und ich so eine bessere Vorstellung davon bekam. Als ich die Bilder sah, ist meine Bewunderung für die Ingeniere, die sich imstande gesehen haben, da eine Strecke zu trassieren, ins schier unermeßliche gewachsen. Und das mit den damaligen Mitteln!


    Sehr interessant dann auch der Bericht über den Gotthard-Basistunnel, der noch vor der endgültigen Freigabe gedreht wurde. Und beschämend ist dieser Bericht für Deutschland. Man will zwar den Verkehr auf die Bahn verlagern, aber wehe es fahren mehr Züge oder eine Bahnstrecke soll gebaut werden! Während in der Schweiz der Testbetrieb für den neuen Tunnel lief, hingen in Deutschland noch Plakate - gegen den Bahnausbau. Die neue Alpen-Transversale funktioniert nicht, weil man in Deutschland weder willens noch in der Lage ist, seine Verpflichtungen zu erfüllen und die entsprechenden Bahnkapazitäten zu schaffen. Über den Seitenhieb des Schweizer Bahnmenschen (die Funktion habe ich vergessen), der genüßlich aufzählte, was man in der Schweiz erreicht habe und dann mit einem „sehen Sie, es geht doch“ abschloß, muß ich noch heute grinsen. Leider hat er vollkommen recht. Glückliche Schweiz - Armes Deutschland.


    Auch wenn ich mir vor Jahren vorgenommen haben, den Schengen-Raum nicht mehr zu verlassen, haben diese Berichte doch Lust gemacht, einmal in die Schweiz zu fahren - nur um die beiden Tunnels zu sehen und zu durchfahren. Hinzu durch den alten Tunnel (der müßte noch in Betrieb sein), zurück durch den neuen. Aber reisefaul, wie ich bin, wird es wohl bei dem Gedanken bleiben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe auch den zweiten Teil von Gotthard gesehen. Interessant fand ich es schon, aber umgehauen haben mich die Filme auch nicht. Interessant waren die Darstellungen im Tunnel, die einen Eindruck verschafften, wie schrecklich die Zustände waren. Aber das hatte mir mein Kopfkino beim Lesen auch schon vorgespielt.